Freitag, 29. März 2024

Noch ein paar Überlegungen zum Press-Pulse-Verfahren

Mein Gewicht nach vier von vier Fastentagen im vierten langen Fastenintervall von acht innerhalb des Endspurts, also genau bei Halbzeit: 71,9 Kilogramm. 900 Gramm weniger als letzte Woche am Freitag, das ist erfreulich viel, und dabei spielte auch ein Sondereffekt eine Rolle. Es hat sich nämlich gezeigt, daß die Infektionsprobleme mit zuschwellender Nase, die ich in den letzten Monaten ständig hatte und deren Ursache ich in Chemo- oder Bestrahlungsspätfolgen vermutete, auf einen Schlag Geschichte sind, seit ich die Parodontosebehandlung habe machen lassen. Da war ich selber ein bißchen platt. Ich hatte ja nicht einmal Zahnfleischbluten und wäre von alleine nie auf die Idee gekommen, daß da so dringlicher Handlungsbedarf besteht, sondern dachte, ich käme mit der Behandlung der Entwicklung eines dringlichen Handlungsbedarfs zuvor. Aber wie sich aus dieser erfreulichen Nebenwirkung der Behandlung ergibt, war der Auslöser in der Nase offenbar irgendeine bakterielle Besiedlung im Zahnfleisch. Darauf muß man auch erst mal kommen.

Daß irgendwas an diesen Infektionen seltsam war, ist mir aber aufgefallen. Im Sommer vor meiner Krebsdiagnose, als mir der Lymphknoten plötzlich anschwoll, war ich nämlich auch sehr infektionsanfällig, aber damals hatte ich ständig anschwellende Mandeln. Diesmal habe ich an den Mandeln aber überhaupt nichts bemerkt. Dafür bekam ich in der Nase immer wieder etwas, das sich ähnliches wie ein eiternder Pickel anfühlte, bloß innerhalb des Nasenlochs, etwas, was ich zuvor noch nie erlebt hatte und jetzt passierte das immer wieder. Anfangs hatte ich den Verdacht, daß meine nachwachsenden Nasenhaare schuld seien und die Sache an einem eingewachsenen Nasenhaar liegen könnte, weil es immer im rechten Nasenloch passierte, aber irgendwann war es dann auf der anderen Seite. Die Sache verging zwar immer nach zwei, drei Tagen von alleine wieder, aber das war mir schon ein bißchen unheimlich. Gut also, daß ich das jetzt losgeworden bin. Eigentlich hatte ich darauf spekuliert, daß es sich über den Sommer wohl wieder normalisieren werde. 

Wie auch immer, eine im Zahnfleisch vor sich hinbrodelnde und in der Nase immer wieder losbrechende Infektion hat natürlich auch mein Gewicht ein bißchen beeinflußt. Auch wenn es bestimmt nicht so wahnsinnig viel ausgemacht hat, diese hundert oder zweihundert Gramm Minus durch den gesunkenen Wasserbedarf konnte ich diesmal netterweise auch mitverbuchen.

Mit welchem Gewicht ich am Montag wieder ins Fasten starte, wage ich jetzt lieber keine Prognose, nachdem ich mich letzte Woche doch ein bißchen blamiert habe. Schauen wir also einfach mal, was die Waage am Montag anzeigen wird. Sicher dürfte es aber sein, daß ich letzten Montag zum letzten Mal über 77 Kilo gewesen bin, also von nun an auch vor dem Fasten eine Abnahme von 70+ Kilo zu verzeichnen habe - der letzte bedeutende Meilenstein, bevor ich am Ziel bin.

***

Ein weiterer Nachtrag zu dem YouTube-Kanal mit den Seyfried-Videos - das wird wohl noch ein Weilchen so weitergehen, bis ich damit durch bin oder ab irgendeinem Punkt wirklich keine echten Neuigkeiten mehr aus weiteren Videos erfahren kann. Die beiden Schnipsel, den ich im Moment beisteuern möchte, umfassen zum einen, daß Seyfried in einem dieser Videos auch - leider sehr kurz - auf die Frage einging, ob Tumorzellen eigentlich "resozialisiert" werden, also wieder zu normalen Zellen werden können. 

Quelle (Transkript des Videos, in dem Interpunktion nicht vorkommt): 

a tumor is a hodgepodge of all different kinds of cells um they're all in different states of fermentation so some some of the mitochondria and some tumors are struggling to stay functional whereas in other cells they're completely blown out so you have you have this uh range of cells in it in a tumor uh it's obviously some of those cells can be in effect recovered and they can rejoin the Society of cells if you can recover their their respiratory capacity other cells are Beyond recovery they've passed the threshold where they where they they have too many nuclear gene mutations torecover a normal mitochondrial function so they're fermenting like crazy so these guys just have to be uh eliminated

Die Antwort ist also ein eindeutiges "Kommt drauf an". Die gute Nachricht daran lautet, daß es tatsächlich Krebszellen zu geben scheint, die auf den Pfad der Tugend zurückgebracht werden können, und die schlechte, daß das nicht in allen Fällen möglich ist und die verstockten Übeltäter aus Gründen des Selbsterhaltungstriebs schnellstmöglich an die Wand gestellt werden müssen.

Im anderen Video sprach er, ebenfalls leider sehr ungenau, über die Frage, ob sich Krebszellen in ihren Nahrungsvorlieben eigentlich unterscheiden:

most cancers consist of a bunch of different kinds of cancer cells they're not all one kind of cell some of them are heavily glucose dependent some of them are heavily glutamine dependent it's based on the kind of cell that's in the tumor
Im selben Video erwähnte er zu diesem Punkt noch speziell die zum Feind übergelaufenen Makrophagen, die Urheber der Metastasen seien: 

they can live without oxygen because they've been genetically designed to do that but when oxygen comes back into the environment these cells can reconfigure into the lymph nodes and they go back into the circulation and they go around but when they become corrupted they start doing all this dysregulated now at what are those cells eating to get their energy they're eating glutamine like crazy so so uh if you take away their glutamine they croak
Die Press-Pulse-Therapie müßte also bei metastasiertem Krebs jedem Versuch mit ketogener Ernährung alleine weit überlegen sein; das ist also ein erwartbares Ergebnis bei der geplanten klinischen Studie. (Falls es nicht eintreffen sollte, würde an dieser Annahme irgendetwas wohl nicht stimmen.) Bei lokal begrenztem Krebs bin ich mir aber immer noch nicht sicher, ob sich in jedem Tumor sowohl Glukose- als auch Glutamin-Liebhaber unter den Krebszellen befinden oder ob es auch welche gibt, die ausschließlich aus Glukose-Fans bestehen. Ebenfalls von Interesse wäre, ob und wenn ja wie man herausfinden kann, welche Sorte Treibstoff die Krebszellen des eigenen Tumors bevorzugen.

Was mir durch den Kopf ging: Das Press-Pulse-Verfahren, erwähnte Seyfried in mehreren Videos, basiert auf Untersuchungen, die sich mit dem Ablauf und den Gründen des Aussterbens von Tierarten befasste und zum Schluß kamen, daß zwei verschiedene parallel wirkende Streßfaktoren nötig sind, um eine Tierart aussterben zu lassen: erstens ein konstanter Druck durch einen Faktor ("Press") und zweitens wiederkehrend akute Stressoren durch einen anderen ("Pulse"). Diese Herleitung gefiel mir übrigens außerordentlich, und ich finde es sehr elegant, eine solche paläobiologische Erkenntnis zur Bekämpfung einer Krankheit nutzbar machen zu können, bei der man bestimmte Arten von Zellen mit Stumpf und Stiel ausrotten will.

Im Grunde müßte aber zumindest bei einem Tumor, der im Vergleich zu einer metastasierten Erkrankung relativ wenig Glutamin zu sich nimmt, also eher bei Krebserkrankungen im lokal begrenzten Stadium, auch eine konstante therapeutische Ketose plus Chemo- und/oder Antikörpertherapie als eine Art Press-Pulse-Verfahren wirken. Vermutlich ist das nicht so effektiv wie die Methode mit den Glutamin-Inhibitoren und der hyperbaren Sauerstofftherapie, es entspricht nicht der von Seyfried entwickelten Herangehensweise, ausschließlich die Schwachstellen der Krebszellen zu nutzen und den gesunden Zellen Schädigungen zu ersparen. Aber mindestens wenn Glutamin nicht der wichtigste Treibstoff ist, sollte es jedenfalls im Vergleich zur  Chemo- und/oder Antikörpertherapie alleine die Chancen auf Heilung erheblich vergrößern, weil das Zellgift auf bereits geschwächte Krebszellen trifft und ihnen leichter den Garaus machen kann. Hinzu kommt außerdem, daß es die Nebenwirkungen der Chemo verringert, vor allem in der Kombination mit Fasten, und diesen Teil kann ich auch aus persönlicher Erfahrung bestätigen, und wenn sich auch die Frau Professorin Hübner, die beides ja für wirkungslos und sogar für superriskant erklärt hat, auf den Kopf stellt. Damit wird auch das Risiko von Folgeschäden durch die Schädigung gesunder Zellen durch die Zellgifte verringert.

Mit anderen Worten: Das Press-Pulse-Verfahren bietet schon jetzt Anwendungsmöglichkeiten in Bereichen, auf die sich Seyfried selbst bislang nie so sehr fokussiert hat und die er aus seiner eigenen Herangehensweise heraus wohl trotz der Verbesserungen, die sie für die Überlebenschancen vor allem der Patienten mit lokal begrenzten Krebserkrankungen bedeuten dürften, kaum propagieren würde,  im begleitenden Einsatz zu dem, was der Onkologen-Werkzeugkasten im Moment enthält und mit dem man nach einer Krebsdiagnose unweigerlich behandelt wird, falls man sich nicht dem ausdrücklich verweigert. Es hat meines Erachtens in diesen Fällen durchaus Sinn, das eine zu tun, was der Onkologe einem empfiehlt, ohne das andere zu lassen, was Seyfried einem raten würde. Man hat als Patient sogar die Möglichkeit, diese Stellschrauben selbst zu drehen - idealerweise, das versteht sich von selbst, in fachlich kompetenter Begleitung, aber notfalls hätte ich nicht gezögert, es genauso ohne sie umzusetzen, wie ich das, was ich tatsächlich gemacht habe, ja auch ohne fachliche Hilfe umgesetzt habe, als mein Onkologe sich dummerweise nebenbei noch als Ernährungsberater der konventionellen Sorte erwies. 

Hätte ich vom Press-Pulse-Verfahren schon vor anderthalb Jahren gewußt, dann hätte ich meine Chemo-Begleitung auch bestimmt daraufhin optimiert. Es wäre mir egal gewesen, daß ich das vermutlich mangels qualifizierter Fachleute in diesem Bereich unbegleitet hätte machen müssen, denn das Risiko dabei hätte ich für wesentlich geringer gehalten als das Zusatzrisiko, das ich eingehe, wenn ich mich an den aktuellen Stand der Wissenschaft und Frau Professorin Hübners Empfehlungen halte. Auch wenn es nur ein Kompromiß ist, ich bin mir ziemlich sicher, daß ein Einsatz in der beschriebenen Form das Rezidiv- und Metastasierungsrisiko bei lokal begrenztem Krebs verringern kann, vermutlich sogar ziemlich deutlich.

Endlich habe ich jetzt auch mein Glukose- und Keton-Meßgerät bestellt und am Ende habe ich mich tatsächlich für Keto-Mojo entschieden, das mir nicht nur Sandra empfohlen hat, sondern auch von Seyfried in einem Video ausdrücklich als geeignet erwähnt wurde. Seitdem bin ich schon mit einer Unzahl von Mails bombardiert worden, das werde ich möglicherweise unterbinden müssen. Aber erst einmal soll das Teil geliefert werden. Gestern wurde mir angekündigt, es habe die Grenze nach Deutschland überschritten (der Hersteller sitzt in den Niederlanden) und werde vermutlich am Dienstag bei mir eintreffen.

Das Gerät selbst finde ich eigentlich erschwinglich, aber das Verbrauchsmaterial geht schon sehr ins Geld, deshalb werde ich es vermutlich erst einmal nur einsetzen, bis die 60 Teststreifen beider Sorten verbraucht sind, denn ich möchte gerne einen Vergleich haben, wie sich mein GKI in meiner jetzigen sehr fastengeprägten Endspurt-Phase von dem in der anschließenden Haltephase unterscheidet - dabei interessiert mich auch, ob mein GKI auch in den Tagen, in denen ich esse, niedriger bleibt, also der Faktor, daß ich mehr Tage habe, an denen ich faste, als solche, an denen ich esse, vielleicht ebenfalls eine Rolle spielt. Vermutlich bringe ich es danach aber erst wieder im Herbst zum Einsatz, wenn ich mit der Low-Carb-Phase anfange, um zu sehen, wie weit ich mit meiner entspannten LC-Variante über der therapeutischen Ketose bleiben werde, und vielleicht werde ich dann ja mal experimentieren, mit welchem Essen ich sie erreiche. Es geht ja auch darum, herauszukriegen, wie ich dabei vorgehen sollte, falls ich wirklich mal Gründe habe, speziell eine therapeutische Ketose anzustreben. Einstweilen ist das noch eine reine Spielerei aus der Motivation "Neugier ist schlimmer als Heimweh" heraus.

Mir kam übrigens der Gedanke, daß möglicherweise langsam wachsende Varianten von Brustkrebs, die hormonpositiven und HER2-negativen, eine schleichende Schädigung durch chronisch einwirkende Faktoren bedeuten könnten, und die schnellwachsenden, also die triple-negativen und HER2-positiven, eine akute Schädigung, bei der auf einen Schlag eine Menge Mitochondrien auf einmal zu fermentieren beginnen. Das würde die Unterschiede in der Aggressivität ganz gut erklären. Warum diese Schleich-Krebse hormonpositiv sind, bei dieser Frage muß ich freilich passen, ich habe mich mit denen außerdem natürlich nie so intensiv befaßt. Aber angenommen, es wäre so und hormonpositiv wäre ein Zeichen für eine schleichende Schädigung, könnte HER2- und hormonpositiv gleichzeitig dann bedeuten, daß zu einer schleichenden Schädigung eine akute mit hinzugekommen ist.

Keine Ahnung, ob diese Idee von mir clever oder bescheuert ist. Aber sie würde auch ganz gut erklären, warum Brustkrebs sich anscheinend manchmal, wahrscheinlich in einem Stadium, in dem sie ohne Screening nicht hätten gefunden werden können, von alleine wieder zurückbildet (denn wie sonst soll man die dauerhaft höhere Zahl von Brustkrebsfällen seit Einführung des Screenings erklären?). Das würde dann wohl nur die schleichenden Krebse betreffen, von denen eher anzunehmen ist, daß sie einen höheren Anteil der "noch resozialisierbaren" Krebszellen enthalten, von denen Seyfried sprach. Meinen Krebs betraf das aber nicht, der war vom Tag seiner Entdeckung an ein klarer Kandidat für die Todesstrafe.

So, aber jetzt endlich auch mal wieder was zu ein paar Nicht-Krebs-Thematiken:

Die Wissenschaft hat in akribischer Kleinarbeit herausgefunden: Je kürzer das Ssst, desto stärker das Bums und desto schräger das Brrt. Das ging mir als erstes durch den Kopf, als ich im Ärzteblatt die Überschrift las: "Übergewichtige Menschen gehen anders." Was für eine weltbewegende Erkenntnis! Wenn einem die Oberschenkel aneinanderreiben, bewegt man sich also anders, als wenn das nicht der Fall ist? Und ebenso, wenn man eine höhere Gewichtslast fortzubewegen hat? Das liegt doch eigentlich nahe genug, daß man dafür nicht unbedingt eine Studie gebraucht hätte, nicht wahr? Mich hat deshalb, als ich den verlinkten Preprint der Studie im Volltext aufrief, nur interessiert, wer für diesen Quatsch eigentlich bezahlt hat. Es stellte sich heraus, daß es ein Ministerium in Tunesien gewesen ist. Dafür haben sie im hochverschuldeten Tunesien also Staatsknete übrig? Man sollte es echt nicht meinen. 

Interessanter hätte ich es gefunden, sich mit den Auswirkungen größerer Gewichtsveränderungen auf die Bewegungsmuster in der Fortbewegung zu befassen. Letzten Herbst bekam ich nämlich untypischerweise speziell, wenn ich zu Fuß irgendwohin unterwegs war, immer wieder schon nach einer kurzen Strecke unangenehme Kreuzschmerzen. Das lag, glaube ich, daran, daß sich mein Körperschwerpunkt durch die Abnahme verändert hatte, ich hatte das Gefühl, meine Körperhaltung beim Gehen paßte irgendwie nicht mehr zu meiner aktuellen Körperform. Ich dachte sogar darüber nach, mir so einen "Geradehalter" zuzulegen, den es in Discountern immer mal wieder als Aktionsartikel gibt, oder es vielleicht doch mal mit einem Training zum Einüben einer geeigneteren Körperhaltung zu versuchen. Aber netterweise ist das Problem dann im Lauf der Herbst-Low-Carb-Phase von ganz alleine wieder verschwunden. Die wenigen Kilos minus haben offenbar dafür gesorgt, daß meine Körperhaltung wieder besser zu den Bewegungen paßte. 

Mit 147 Kilo hatte ich dieses Problem mit den Kreuzschmerzen übrigens auch nicht, obwohl ich ja eigentlich mit meinem sitzenden Beruf plus hohes Übergewicht der klassische Kandidat gewesen sein müßte. Ich nehme an, das ist auch meinem genialen Bürostuhl zu verdanken. Den habe ich seit fast zwanzig Jahren, und langsam sieht er ziemlich schäbig aus, aber ich möchte ihn durch kein anderes Modell ersetzen, weil ich ihn so superbequem finde und befürchte, der nächste kann eigentlich nach Bequemlichkeitsgesichtspunkten (und für mein Kreuz) nur eine Verschlechterung mit sich bringen. 

Bei mir entstand das Problem also nicht als Folge von Übergewicht, sondern als Folge der Abnahme. Natürlich paßt man sich, ohne es zu merken, sowohl bei Zu- als auch bei Abnahme an die Veränderung an, und das war tatsächlich das einzige Mal, daß ich Probleme bekam, glücklicherweise nur für kurze Zeit. Bedenkt man, daß ich nicht imstande wäre, das im Lauf der Zeit verlorene Gewicht in Form von Einkäufen etc. zu schleppen, ist es schon bemerkenswert, daß mich die 70 Kilo hin oder her nicht vor der Abnahme viel stärker belastet haben. Aber tatsächlich bin ich zwar langsamer unterwegs gewesen (ich merke das, weil mir jetzt viel häufiger als früher andere Passanten zu langsam laufen) und fand Steigungen sehr unangenehm und natürlich bin ich schnell ins Schwitzen geraten, aber gelaufen bin ich trotzdem viel und im Prinzip ohne Probleme. Eine Erklärungsmöglichkeit wäre es, daß mich das EMS-Training ausreichend fit gehalten hat. Aber natürlich kann ich auch einfach mein übliches Dummenglück gehabt haben.

***

Solche Artikel wie dieser hier der Tagesschau machen mich immer ziemlich sauer, weil sie so unkritisch Meinungen als vermeintliche Tatsachen wiedergeben, in diesem Fall die Meinung einer Finanzberatungsorganisation, die sich explizit an Frauen richtet, anstatt deren Darstellung mit etwas Abstand zu analysieren und vielleicht noch kritische Punkte darin näher zu beleuchten.

Aktienrente, das klingt mir vielzu hochtrabend. Ich habe keineswegs Berührungsängste zum Aktienmarkt, ich besitze selbst ein Portfolio im mittleren fünfstelligen Eurobereich. Zur Wahrheit gehört es aber auch, daß man dort auch Verluste machen kann, und dann kann es auch schnell Essig sein mit der "Aktienrente". 

Daß der Wert meiner Aktien aktuell ein wenig niedriger als ihr Kaufpreis liegt: geschenkt. Ich habe meine Aktien sowieso mit Blick auf die Höhe der Dividenden plus zusätzlich ein paar individuelle Vorlieben ausgewählt. Mir ist es deshalb gleich, ob der Verkaufswert meiner Aktien in die Höhe gegangen ist oder nicht - genauso, wie es mir auch viele Jahre lang immer gleich war, ob der Wert meiner Immobilien gesunken oder gestiegen war. Der Marktwert spielt in beiden Fällen nur dann eine Rolle, wenn man verkaufen will oder muß, in allen anderen Fällen ist der daraus erzielte Ertrag, durch die Miete und durch die Divdenden, viel wichtiger. Er kann aber auch bei der "Aktienrente" eine Rolle spielen, sofern ihr Fokus nicht auf den Erträgen durch Dividenden liegt. Definitiv spielt er aber bei Fonds und somit auch bei fondsbasierten Riesterverträgen eine Rolle, und wer gerade jetzt in die Auszahlphase seines fondsbasierten Riestervertrags eintritt, hat ein beschissenes Geschäft damit gemacht.

Für mich waren Aktien nie mehr als eine kleine Spielerei (bei der ich mich durchaus auch schon verzockt habe). Meines Erachtens ist die beste Methode, sich vor Altersarmut zu schützen, eine eigengenutzte Immobilie, die es einem ermöglicht, zusätzlich zu dem Geldanlagebetrag, den man sonst einsetzen würde, auch den Gegenwert der Kaltmiete in die Vermögensbildung mit einfließen zu lassen. Das läppert sich im Lauf der Zeit nämlich ganz schön zusammen.

Ich zum Beispiel habe seit 32 Jahren keine Miete mehr bezahlt. Konservativ gerechnet, habe ich damit in diesem Zeitraum fast eine Viertelmillion Euro zur Vermögensbildung verwenden können, die andernfalls meine Vermieter bekommen hätten.

Eingesparte Miete pro Jahr (3-Zimmer-Wohnung, gute Innenstadtlage, sehr konservativ gerechnet, um Eigentümer-Mehrkosten im Vergleich zum Mieter mitzuberücksichtigen):

  • 1992 bis 2001 durchschnittlich ca. 5000 Euro pro Jahr x 10 (knapp über 400 Euro/Monat): 50.000 Euro
  • 2002 bis 2011: durchschnittlich ca. 7000 Euro pro Jahr x 10 (knapp unter 600 Euro/Monat) : 70.000 Euro
  • 2012 bis 2023: durchschnittlich ca. 10.000 Euro pro Jahr x 12 (knapp über 800 Euro/Monat): 120.000 Euro

Der Betrag, den man auch als Mieter für die Vermögensbildung hätte abzweigen können, käme natürlich noch mit hinzu. Angesichts der Höhe der heutigen Mieten käme bei jemandem, der jetzt damit anfängt, im selben Zeitraum außerdem locker das Doppelte an eingesparter Miete heraus. Ich erinnere mich noch daran, daß 1992 die Wohnungsnot so übel war, daß bei Neuvermietung Kaltmieten in der schockierenden Höhe von 1000 DM für Wohnungen, die meiner vergleichbar waren, verlangt und bezahlt wurden, das waren knapp über 500 Euro. Für die damalige Zeit war das exorbitant. Mein Erwerbseinkommen lag damals bei 2000 DM brutto halbtags. Heute liegt man als Vermieter bei derselben Wohnung noch mit 1200 Euro Kaltmiete unterhalb der Mietwuchergrenze. Als Mieter, der sich eine Miete dieser Höhe durch Eigentumserwerb ersparen kann, wäre man - wieder die zusätzlichen Kosten von Wohnungseigentümern mit berücksichtigt - in zehn Jahren bereits bei ca. 120.000 Euro Vermögensbildungseinsatz alleine aus gesparter Miete angekommen. Plus den Betrag, den man auch als Mieter für eine anderweitige Vermögensbildung hätte einsetzen können.

Apropos Wohneigentum: Neulich hatte ich mich doch noch über die Tagesschau mokiert, weil sie zum nunmehr dritten Mal die Trendwende bei den Immobilienpreisen verkündet hatte:

Von Oktober bis Dezember 2023 seien die Kaufpreise für Eigentumswohnungen um 0,8 Prozent zum Vorquartal gestiegen. Auch die Preise für Ein- und Zweifamilienhäuser erfuhren mit 0,6 Prozent ein ähnliches Plus.
Acht Wochen später ist es auch diesmal auf einmal doch nicht mehr wahr. Aus dem angeblichen Plus ist ein Minus zum Vorquartal um 2 Prozent geworden und gegenüber dem Vorjahresquartal (4/22) sind es 7,1 Prozent. Eigentlich würde ich es ja für die Pflicht eines öffentlich-rechtlichen Mediums halten, solche Widersprüche zu früheren Meldungen anzusprechen und sie zu erklären. Stattdessen stehen beide Meldungen einfach auf derselben Website und niemanden interessiert es dort, daß nur eine von beiden der Wahrheit entsprechen kann. Ich persönlich gehe übrigens davon aus, daß die jetzige Nachricht stimmt, und zwar wegen der überzeugenderen Datenbasis. Die Jubelmeldung von neulich war in einer Studie des IW herausgekommen. Die aktuelle beruht auf Daten des Statistischen Bundesamts. Die sollten ja wohl vollständig sein. Aus welchem Grund das IW diese Falschmeldung verbreitet hat - ehrliche Berechnungsfehler oder versuchte Marktmanipulation? - sei dahingestellt.

Gut möglich, daß die Verkündigung der nächsten Trendwende aber bereits bevorsteht, sobald die Zahlen fürs erste Quartal dieses Jahres publiziert werden, denn die Zinsen sind ja tatsächlich ein wenig gesunken und es mehren sich die Anzeichen dafür, daß sie vielleicht wirklich noch ein bißchen weitersinken könnten. Das käme mir zupaß, also würde es mich freuen. Aber einen Zinsabsturz auch nur in die annäherende Nähe der Zinsen vom Dezember 2021 sollte man wohl lieber nicht erwarten. Die waren ja genauso untypisch wie die Strafzinsen, die von den Banken für höhere Spareinlagen verlangt wurden, und solange man für sein Tagesgeldkonto noch Zinsen bekommt, sollte man mit einer solchen Entwicklung lieber nicht rechnen. Deshalb finde ich es auch immer so irritierend, wenn die sogenannten Qualitätsmedien so tun, als wären Immobilienpreise, die sich nur aus dieser ungewöhnlichen Zinssituation heraus überhaupt bilden konnten, auch nur annähernd weiter zu halten, wenn die Zinsen höher liegen.



Montag, 25. März 2024

Der montägliche Endspurt-Countdown: Noch 3,8 kg bis zum Zielgewicht

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des vierten viertägigen Endspurt-Fastenintervalls: 77,3 Kilogramm. - Bockmist, 500 Gramm mehr als vorausgesagt. Wobei das immer noch im Bereich der normaler Schwankungsbreite früherer Erfahrungswerte liegt, aber ein Endspurtergebnis wieder etwas wahrscheinlicher macht, das etwas oberhalb der von mir angepeilten 73,5 Kilogramm liegt. Dann hoffe ich, daß ich am Freitag wenigstens ein Gewichtsminus vorzweisen habe, das ebenfalls ein wenig höher ausfällt als der Durchschnitt. 

***

Das englische Königshaus hat einen zweiten Krebsfall zu beklagen. Unglücklicherweise scheint es bei Prinzessin Kate, die erst 42 Jahre alt ist, auch kein Allerwelts-Brustkrebs zu sein (was ja schlimm genug gewesen wäre), da die Diagnose bei einer Bauch-OP herausgekommen ist. Was für ein Krebs genau es ist und in welchem Stadium die Erkrankung ist, wurde nicht publik gemacht, also gibt es keine Grundlage für Spekulationen darüber, wie günstig oder ungünstig ihre Prognose sein könnte, aber ich schicke in jedem Fall mal eine größere Ladung positiver Vibes und die allerbesten Wünsche für eine vollständige Heilung über den Ärmelkanal rüber und hoffe, die Glaskugelbesitzer, die glauben, aus dem, was sie sagte, eine Entdeckung der Krebserkrankung noch im lokal begrenzten Stadium herauslesen zu können, liegen damit richtig, denn dann sollte sie ja wirklich Grund zur Zuversicht haben. Je mehr ich mich mit Krebs beschäftige, desto klarer wird es mir, daß Krebs im Frühstadium ein Feind ist, der auch mit den Mitteln aus dem derzeitigen State of the Art der Medizin recht wirkungsvoll bekämpft werden kann. Das, wogegen sie aber definitiv nur unzureichend sind, ist der metastasierte Krebs. Krebs im Frühstadium ist - ausgenommen natürlich Fälle, in denen Organfunktionen durch den Tumor beeinträchtigt werden oder wie beim Gehirntumor die begrenzten Platzverhältnisse problematisch sind -, vor allem deshalb gefährlich, weil er metastasieren kann. Einen Tumor, der nicht metastasiert, könnte man ja auch stur immer wieder wegoperieren, falls er hartnäckig immer wieder von neuem auftaucht. Das wäre vermutlich meistens eher lästig als gefährlich.

Ich habe jetzt schon eine ganze Reihe von Videos aus dem Seyfried-Kanal bei YouTube angesehen, und das war wirklich hilfreich, um seine Haltung zur konventionellen Krebsbehandlung besser zu verstehe, als ich das bei meiner Rezension seines Buches noch verstanden habe. Der Casus knacksus ist, daß die Krebsbehandlungen von heute ein ziemliches Sammelsurium von Methoden sind, die unsystematisch mal auf diesen, mal auf jenen Faktor meist irgendeiner bestimmten Art von Krebserkrankung abzielen und deren Wirkung bei Krebs - wenn ich das aus der Lektüre von "Der König aller Krankheiten" noch richtig im Hinterkopf habe, zu einem großen Teil zunächst Zufallsentdeckungen waren, die dann ausgebaut und durch vergleichbare bereits bekannte oder in Anlehnung an diese Entdeckung entwickelte Wirkstoffe ergänzt wurden, falls sie vergleichbar gut oder besser wirkten. Ich erinnere mich noch, wie irritierend ich es beim Lesen dieses Buchs (lange vor meiner eigenen Krebsdiagnose) fand, daß die Geschichte der Krebsbekämpfung auf mich wie eine Geschichte ständigen planlosen Herumstocherns wirkte. Das hätte mit der Genomanalyse eine neue Wendung nehmen können - wenn nur die Genomsequenzierung wirklich den Schlüssel zur Krebsbekämpfung enthalten hätte.

Seyfrieds Methode jedenfalls ist von der Herangehensweise her exakt das Gegenteil. Sie basiert ganz direkt auf seinen Erkenntnissen über die Art des Zelldefekts, die den Krebs auslöst, und zielt direkt auf die dabei erkannten Schwachstellen der Krebszellen ab - und zwar grundsätzlich aller Arten von Krebs. In etlichen dieser Videos merkt man Seyfried an, wie schwer begreiflich es ihm ist, warum man ihn in diesen Gesprächen nach Faktoren fragt, über die im Zusammenhang mit Krebs viel gesprochen wird, von M-Tor bis zur Immuntherapie der Art, die gerade noch in der Entwicklung ist, deren Wirkung möglich und zum Teil in diesem oder jenem Fall wirklich erfolgversprechend, aber in mancher Hinsicht eben doch Glückssache ist, weil sie auf sekundäre Effekte und nicht auf diese Grunderkenntnis bezogen sind: Krebszellen können nicht "atmen", weil eine Mitochondrienschädigung sie daran hindert. Sie benötigen deshalb zur Energieerzeugung Nährstoffe, die sie ohne Sauerstoff verarbeiten, also fermentieren, können. Von diesen Nährstoffen stehen im menschlichen Körper nur zwei in größeren Mengen zur Verfügung (es gibt noch weitere, die allerdings so schnell verbraucht würden, daß der Krebs kaum Nutzen davon hat), nämlich Glukose und Glutamin. Eine zielgerichtete ursachenbasierte Krebsbekämpfung bedeutet Seyfried zufolge deshalb, dem Krebs diese beiden Nährstoffe zu entziehen. Gelingt dies in ausreichendem Maße, ist der Erfolg nicht nur zu erwarten, sondern sogar zwingend, denn keine Zelle überlebt, wenn ihr die Ausgangsstoffe zur Energieerzeugung fehlen. Zellen müssen Energie erzeugen, sonst sterben sie. Das gilt natürlich auch für Krebszellen. 

Seyfried betonte in diesen Videos immer wieder, daß die Mitochondrien-Theorie in Wirklichkeit längst bewiesen sei, wer das Gegenteil behaupte, habe die Literatur nicht gelesen. Ich weiß nicht, ob dies nicht vielleicht doch trotz allem noch ein bißchen zu vollmundig ist, aber wahr ist es jedenfalls, daß er in seinem Buch eine ganze Menge Nachweise beschrieben und mit soliden Quellen belegt hat, die diese Annahme jedenfalls nahelegen. Wahr ist außerdem, daß mir bis dato noch keine Widerlegung dieser Nachweise und ihrer Deutung vor Augen gekommen ist, obwohl die 14 Jahre seit der Buchveröffentlichung im Jahre 2012 eine ganze Menge Zeit dafür geboten hätten, sich mit etwaigen Fehlannahmen Seyfrieds wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Wahr scheint es zum dritten außerdem zu sein, daß der Grund, warum Seyfried anfing, sich mit dieser Literatur zu befassen, eigene Forschungsergebnisse waren, die nach einer vernünftigen Erklärung verlangten, weil sie im Widerspruch zu dem waren, was der Stand der Wissenschaft vorgab - es lag eine Wirkung vor, zu der eine Ursache gesucht und nach Seyfrieds Auffassung auch gefunden wurde. Eine Wahrheitsfindungsmethode, die mir aus Gründen in meiner eigenen Biographie natürlich besonders sympathisch ist. ;-)

Wahr ist außerdem auch, daß Seyfried als Biologieprofessor einer angesehenen Hochschule, dessen Buch von dem angesehenen wissenschaftlichen Verlag Wiley publiziert wurde, erkennbar kein Guru oder Wunderdoktor auf Dummenfang ist, um sich mit einer Wundermethode und dem darauf basierenden millionenfach verkauften Bestseller finanziell gesundzustoßen. Wiley ist so stockseriös, wie es einem wissenschaftlichen Werk auch angemessen ist, und das Buch ist so teuer und so wissenschaftlich, daß es sich nie so verkaufen wird wie Bas Kasts Ernährungskompaß.

Die entscheidende Frage dürfte lauten: Ist es gelungen, auf Basis dieser Annahmen Therapien zu entwickeln, die wirksamer sind als diejenigen, über die wir bislang verfügen? 

Die Antwort steht vor allem deshalb noch aus, weil die praktische Anwendung dieser Therapien, und das vor allem aus gesundheitsrechtlichen Gründen, schwierig bis unmöglich ist. Neben der Handvoll Fallbeschreibungen, unter denen ich nur eine einzige weiß, in der die Umsetzung ohne Kompromisse erfolgen konnte, ist jetzt aber immerhin eine klinische Studie im Planungsstadium, bei der die Finanzierung freilich noch gestemmt werden muß.

 FMCT-ct1. We are in the preliminary planning to fund a two-armed, phase 2 clinical trial testing the adjunctive efficacy of the ketogenic diet (arm-1), and a metabolic “press-pulse”, combination therapy (arm-2) on Glioblastoma multiforme. These two intervention arms will be compared to the median overall survival of historical controls in order to determine efficacy. This will be the largest and most comprehensive study of the efficacy of adjunctive metabolic therapies to date.

Damit war für mich die Sache klar, wohin die Spenden fließen werden, mit denen ich Seyfrieds Arbeit zu unterstützen gedenke, und eine erste Spende habe ich bereits abgeschickt. Falls sonst irgendwer findet, daß dies eine unterstützenswerte Sache ist, hier der Link auf der Unterseite der Website der Stiftung, die das finanziert, und hier der Link zur betreffenden Paypal-Seite.

Falls Thomas Seyfried recht haben sollte, müßte das Ergebnis dieser Studie dazu führen, daß die Onkologie schließlich doch nicht mehr daran vorbeikommen wird, sich mit den Gründen dafür zu befassen, warum das eigentlich bessere Ergebnisse erzielt als ihr leitliniengerechtes Instrumentarium. Diese Ergebnisse bleiben natürlich erst noch abzuwarten. Virta ist mir da ein warnendes Beispiel, auf deren Fünf-Jahres-Ergebnisse ich immer noch vergeblich warte, und das, wie ich vermute, weil sie von den Erwartungen der Urheber doch zu weit abwichen - was natürlich bedeutet, daß an ihren Grundannahmen etwas fehlerhaft war. Ich bilde mir ein, sogar in etwa zu wissen, wo der Fehler steckt. Das Angenehme an Seyfried im Vergleich dazu ist, daß er bei den auf Basis seiner Annahme entwickelten Therapien selbst Verbesserungen für wichtig und notwendig hält, das heißt, ihm bricht keine Verzierung ab, wenn an ihnen noch etwas zu verändern ist (was fast mit Sicherheit auch noch geschehen wird). 

Das einzige, was mir an Seyfried tatsächlich fehlt, ist eine praxisnahe Anleitung, wie man als Patient damit umgeht, daß das medizinische System, mit dem man im Ernstfall konfrontiert wird, auch die "harmloseren" Teile seiner Herangehensweise dem Patienten zu empfehlen oder ihnen wenigstens nicht von ihnen abzuraten, ganz einfach nicht vorsieht. So wichtig ich seine Arbeit gerade mit weit fortgeschrittenen Krebsfällen auch finde, mit lokal begrenztem Krebs, der ja auch mit konventioneller Therapie viel bessere Heilungsaussichten bietet, dürfte es gerne etwas bekannter werden, daß und auf welche Weise bestimmte Elemente aus seiner Theorie, die man als Patient auch in Eigenregie umsetzen kann, die Wirkung auch von Chemotherapie, Antikörpertherapie und Bestrahlung verbessern bzw. deren Nebenwirkungen verringern können. Das ist ja immerhin besser als nichts - und es sollte eigentlich auch das Risiko einer Entstehung von Metastasierung als Folge der Behandlung verringern. Rückblickend werde ich gerade im Lichte dessen, was ich jetzt weiß, immer erleichterter darüber, daß ich so stur war, die Sache mit dem Fasten und von Low Carb zu machen, egal, was meine Ärzte davon halten. Aber hätte ich Seyfried, den GKI, die therapeutische Ketose (im Unterschied zu einer Keto-Ernährung gebräuchlicheren Zuschnitts) und alles, was da mit dranhängt, vor meiner Chemotherapie gekannt, hätte ich im Detail doch noch manches anders machen können. 

Bloß weil es ein Kompromiß ist, heißt das ja noch lange nicht, daß es nicht wichtig wäre, auch dafür ein bißchen mehr zu klappern. Es könnte einer Menge Krebspatienten im Frühstadium vieles an vermeidbaren Problemen ersparen, denen im Moment oft kaum eine andere Wahl bleibt, als sich vollständig an das zu halten, was ihr behandelnder Onkologe ihnen sagt. 

Freitag, 22. März 2024

Wissenschaft im Wachkoma - warum Thomas Seyfried so wenig Resonanz im Wissenschaftsbetrieb findet

Mein Gewicht heute früh: 72,8 Kilogramm - neues Tiefstgewicht. Das wurde auch langsam mal wieder Zeit. Aber der Nach-Fasten-Wert hat jetzt - nachdem das verdammte Tiefstgewicht endlich erreicht ist - aufgehört, der emotional wichtigere Wert zu sein, obwohl es ja die ganze Zeit objektiv so war, daß diese Tiefstgewichte nicht mein reales Gewicht darstellten, was ich außerdem auch ganz genau gewußt hatte. Aber neue Tiefstgewichte brachten mich bislang halt meinem Gewichtsziel immer näher. Jetzt, wo sie unter dem Gewichtsziel liegen, finde ich das Vor-Fasten-Gewicht doch spannender, mit dem ich das Gewichtsziel ja auch noch erreichen will. Ich bin schon gespannt wie ein Flitzebogen, mit welchem Gewicht ich am Montag anfangen werde, nachdem bei den ersten drei von acht Fastenintervallen im Endspurt ständig irgendwelche verzerrenden Faktoren das Gewicht zweimal unrealistisch zu hoch und einmal unrealistisch zu niedrig haben ausfallen lassen. Ob es diesen Montag zur Abwechslung endlich mal die Realität widerspiegeln wird? Und wenn ja, wie drückt sich diese Realität in Gestalt der Zahl auf der Waage aus?

Ich habe mir eine Vorher-Zahl von 76,8 plusminus ein bißchen was ausgependelt, obwohl das 700 Gramm mehr sind als diesen Montag, aber da war mein Gewicht ja von meiner Brechreizattacke am späten Sonntagabend beeinflußt - wegen ihr habe ich auch in vier Fastentagen lediglich 3,3 Kilogramm Minus zu verzeichnen gehabt. Es fehlten ja Magen-Darm-Inhalt und außerdem jede Menge Wasser, noch bevor ich mit dem Fasten begonnen hatte. Grundlage meiner Prognose ist mein heutiges Gewicht. Auf Basis der sonst üblichen Gewichtsschwankungen durch lange Fastenintervalle vermute ich nämlich, daß ich bis Montagfrüh mit einem Gewichtsplus von um 4 Kilogramm herum rechnen sollte. Das heißt, falls ich nicht krank oder noch einmal von Kotzanfällen heimgesucht werde oder sonst ein unberechenbarer Faktor mir hineingrätscht. Das wird also vermutlich eine ziemliche Punktlandung mit dem Zielgewicht am Montag in fünf Wochen, wenn ich definitiv aufhören werde mit dem Endspurt. Ich sollte tatsächlich ziemlich genau dort landen, falls sich meine Abnahme nicht deutlich verlangsamt.

Erfreulicherweise hat sich meine Abnahme auch diesmal schwerpunktmäßig am Bauch bemerkbar gemacht. Ich spüre es nicht nur, ich kann es mittlerweile auch im Spiegel deutlich sehen. Beim Abmessen hatte ich sowohl bei der Unterbrustweite (85 cm) wie auch am Bauch (87 cm) zwei Zentimeter weniger als das letzte Mal, als ich gemessen habe.

***

Aus dem Kanal mit den Seyfried-Videos schaue ich mir in letzter Zeit nahezu täglich mindestens eines an. Das ist einerseits ein bißchen ermüdend, weil sich halt doch vieles wiederholt. Aber andererseits betont doch fast jedes Video andere Teilbereiche und enthält teilweise Details, die in den anderen nicht zur Sprache kamen. Was ich ein bißchen mühsam finde, ist, die Videos chronologisch zuzuordnen, denn datiert sind sie in diesem Kanal nicht. Den Zeitpunkt der Aufnahme finde ich aber deshalb wichtig, weil ich daraus ableiten kann, ob und in welche Richtung sich Seyfrieds Annahmen im Lauf der Zeit entwickelt haben. 

Bislang das Video, das mir, wohl aus Temperamentsgründen, persönlich am besten gefiel, ist dieses hier, ein ziemlich kurzes vom Keto Summit, offenbar von 2016, weil es eine richtige Philippika ist und dabei auch ein Phänomen anspricht, das auch für mich ein unerwünschter alter Bekannter ist (aus dem Transkript).

... I think we can
4:50
solve this problem but nobody seems to
4:52
very few people are seem to be
4:55
interested in it or understand it or
4:57
think it's all uh you know Hocus Pocus
5:00
mumbo jumbo you get this all the time
5:02
you know it's just like crazy

Stell dir vor, du bist als anerkannter Wissenschaftler überzeugt davon, die Lösung des Rätsels Krebs gefunden zu haben, gehst damit an die Öffentlichkeit, und anstatt damit eine Riesendebatte losgetreten zu haben, in der selbstverständlich auch Widerspruch enthalten sein würde, hörst du nur die Grillen zirpen. Die fehlende Resonanz seiner Arbeit in der Fachwelt ist etwas, das Seyfried zu Recht irritiert. 

Mich erinnert diese ausbleibende Reaktion an die Zeit, als ich mich noch in Foren und den Kommentarbereichen mancher Publikumsmedien getummelt hatte, von Tagesschau über Spiegel Online bis zur Zeit. Ich habe jahrelang in solchen Medien über unterschiedlichste politische Themen diskutiert, meistens mit einer Außenseitermeinung, und im Lauf der Zeit gelernt, Texte zu formulieren, in der die üblichen Einwände bereits mitgedacht worden waren und jedes Wort am richtigen Platz saß. Damit habe ich die Diskussion aber nicht etwa im Niveau angehoben, wie ich das eigentlich erwartet hatte, sondern ganz zum Erliegen gebracht. Ich habe das wieder und wieder in verschiedensten Foren und zu allen Themen beobachtet: Ein Einwand, der nicht mit den Standardargumenten widerlegt werden konnte, dem zuzustimmen sich die Mehrheit aber nicht überwinden konnte, ließ den Thread für ein bis zwei Tage in eine Art Koma fallen. Es gab dann nämlich überhaupt keine Antworten mehr, weder auf meinen Beitrag noch auf irgendwelche anderen - das habe ich dutzende von Malen erlebt. Aber dabei blieb es nicht dauerhaft. Irgendwann griff jemand, der bis zu meinem Beitrag gar nicht mit dem Lesen gekommen war, eine der älteren Meinungsäußerungen auf und antwortete auf sie. War der sperrige Granitblock meines Beitrags auf diese Weise erst einmal umschifft worden, setzte auf einmal auch die Diskussion wieder ein, oft sogar besonders lebhaft, wobei man aber sorgfältig vermied, irgendwie auf mich zu reagieren. 

Meine Texte schrieb ich deshalb nach einiger Zeit nur noch als eine Art Selbstgespräch, um eine Sache, die mich beschäftigte, auszuformulieren und anschließend dort einem Härtetest zu unterziehen, wo so gut wie niemand meine Meinung mögen würde. Antworten bekam ich unweigerlich nur, wenn sie echte inhaltliche Schwachstellen enthielten. Egal wie blöd die Antwort war, damit konnte ich jedenfalls den Fehler erkennen, den ich selbst beim Schreiben gemacht hatte. Das war ganz lehrreich und vielleicht würde ich das bis heute machen, aber irgendwann ging es mir zu sehr auf den Wecker, wie solche Kommentarbereiche moderiert werden. Eigentlich sehe ich es ja ein, daß Moderatoren auch nur Menschen sind und so fehlbar wie wir alle sein dürfen, aber mir schien es ab einem gewissen Punkt unter meiner Würde, kostbare Lebenszeit mit der sorgfältigen und deshalb zeitaufwendigen Ausformulierung von Texten zu verbringen, die mir irgendein Praktikant bei Spiegel Online mit einem einzigen Klick zu verlorener Lebenszeit machen konnte und das öfters auch mal tat, ohne daß ich mir einen Grund dafür vorstellen konnte. Also gewöhnte ich mir die Diskussionsforen ab.

Etwas ganz ähnliches wir mir scheint aber auch Seyfried passiert zu sein: Jede neue Studie von ihm schickt den Wissenschaftsbetrieb genauso wie meine Diskussionsbeiträge damals die Forumsteilnehmer ins Koma, statt Debatten auszulösen. Die Wissenschaft reagiert deshalb nicht auf ihn, weil sie ihn wahnsinnig gerne widerlegen können würde, es aber nicht kann. Zustimmen will man einer Sache, die offenbar allem widerspricht, was man selbst aus irgendwelchen Gründen unbedingt glauben will, aber auch nicht. Also wird Seyfrieds Arbeit lieber ganz totgeschwiegen. Das ist in meinen Augen ein Qualitätsmerkmal - Seyfried ist offenbar nicht leicht zu widerlegen. Es ist gleichzeitig auch ein Armutszeugnis für den Wissenschaftsbetrieb, denn so sollte ein Wissenschaftler, der sein Geld wert ist, nicht reagieren, und wenn das alle tun, die sich mit seinen Thesen nicht anfreunden können, sind sie alle miteinander nicht ihr Geld wert, denn dies verhindert eine wissenschaftliche Weiterentwicklung, anstatt zu ihr beizutragen. Im vorliegenden Fall bringen sie damit außerdem wahrscheinlich mehr Menschen um, als Philip Morris, Nestle und Monsanto zusammengenommen. Vermutlich könnte man sogar die gesamte Rüstungsindustrie noch dazuaddieren.

Kommt einem irgendwie bekannt vor, nicht wahr? Einen ganz ähnlichen Vorwurf habe ich ja auch schon der Adipositas-Forschungs- und Behandlungsmaschinerie gemacht, und zwar aus denselben Gründen.

Unter den Videos, die ich bislang gesehen habe, weckte noch eines meine besondere Aufmerksamkeit, obwohl mir der Interviewer, ein gewisser Dr. Pompa (Website), doch ein bißchen zwielichtig vorkam. Das ging mir in manchen anderen Seyfried-Interviews schon genauso, aber in speziell diesem hier kamen doch einige im Detail erwähnenswerte Aspekte zu den therapeutischen Ansätzen zur Sprache, die auf Basis von Seyfrieds Ansatz entwickelt wurden, also warum es nicht trotzdem aufgreifen?

Erst dachte ich, es handle sich um einen noch ziemlich neuen Podcast, aber eine eingehendere Recherche ergab, daß es doch schon älter ist und ungefähr von 2015 sein muß. Es gab von diesem Gespräch auch noch eine Fortsetzung etwa ein Jahr später. Was ich vor allem an diesem ersten Gespräch so interessant fand, ist, daß sich die Therapieansätze, die Seyfried hier beschrieb, ein paar neue Nuancen enthielten. Seyfried legte hier, und das hörte ich auch zum ersten Mal, großen Wert auf die Terminologie: Seine Methode, sagte er, sei nicht dazu gedacht, Krebs zu heilen, sondern Krebs zu managen. Im Wortlaut des Transkripts:

we never use the term cure we term can it be used to manage cancer yes it can be used to manage cancer slow the degree of growth down then offering the opportunity to mix and match a number of diets and Drugs in a non-toxic series of approaches to finish off the surviving tumor cells now many of the surviving tumor cells whatever they happen to be will likely have some characteristic in common if they can still survive the metabolic transitions these cells now become potentially targets for immunotherapies and these other kinds of therapies because now you're dealing with a population of cells that have something all in common so rather than at the beginning when they're all genetically different from each other the survivors from metabolic therapies could be very vulnerable to the kinds of approaches that the industry is now using to Target the tumor at the very beginning of its of its existence so are we doing a lot of the things the right we're just doing them in the wrong way

Da Seyfried eigentlich gegen die Immuntherapien (also Antikörpertherapien, Trastzumab und dergleichen) einen solchen Aber hat, finde ich es anerkennenswert, daß er andererseits dennoch nach Anknüpfungspunkten sucht, mit denen man seine Methode mit jenen verbinden könnte.

Die Sache mit einem dauerhaften Krebsmanagement erinnerte mich aber auch daran, daß ich es in Klements Buch kritisiert hatte, als er ganz kurz die Möglichkeit einer friedlichen Koexistenz mit Krebs in ein, zwei Sätzen streifte. Jetzt ahne ich, wo Klement das herhatte, denn gerade das ist mit dem Management von Krebs ja auch gemeint. Wäre er dabei so vergleichsweise konkret wie Seyfried geworden, hätte ich daran auch weitaus weniger auszusetzen gehabt. Bei Klements Buch fand ich ja das besonders Ärgerliche, daß er Leser, die bereits Krebs haben, offenbar für eine minderwichtige Zielgruppe hält und ihnen wenig praktische Unterstützung bei ihren Bemühungen, eine lebensbedrohliche Krankheit möglichst doch zu überleben, zu bieten hat. Bei Seyfried ist die Sache mit dem Management von Krebs - anders als bei Klement - keine bloße Zukunftsvision, mit der man noch dazu in zwei dürren Sätzen abgespeist wird, sondern etwas, das er, wenn auch bislang nur in Einzelfällen, bereits in der Anwendung mitverfolgen konnte und das im Prinzip auch bei denjenigen Lesern angewandt werden könnte, die es damit versuchen möchten. 

Der Haken dabei - und das fehlt mir wiederum bei Seyfried ein wenig -, ist, daß es für einen Patienten, auch für einen gut informierten, einstweilen kaum innerhalb des medizinischen Betriebs durchsetzbar ist, sich nach diesen Vorgaben behandeln zu lassen. Das gilt noch mehr für jemanden, dessen Möglichkeiten, manche Anwendungen selbst zu bezahlen oder sie eventuell auch im Ausland durchführen zu lassen, begrenzt sind. Schon aus den Fallbeschreibungen in Seyfrieds Buch ergab sich, daß das größte Problem bei der praktischen Umsetzung darin besteht, daß der Patient während der gesamten Behandlung - und das heißt bei einem dauerhaften Krebsmanagement: für den Rest seines Lebens - ständig gegen seine "normalen" Ärzte und anderes Behandlungspersonal ankämpfen muß, die das Prinzip hinter der Herangehensweise entweder nicht verstehen oder nicht daran glauben oder sich von ihm vielleicht auch einfach nur nicht in ihre gewohnten Routinen hineinfunken lassen wollen. Hinzu käme natürlich noch das persönliche Umfeld, das natürlich auch oft Zweifel und Bedenken gegen eine unorthodoxe Herangehensweise vorbringen würde. Das ist ja auch verständlich, da die meisten unorthodoxen Herangehensweisen völlig zu Recht keinen besonders guten Ruf haben. Da braucht man schon ein dickes Fell und ein gesundes Selbstbewußtsein, um davor nicht irgendwann doch in die Knie zu gehen. Auch in Seyfrieds Fallbeschreibungen sind einige der Patienten irgendwann in die Knie gegangen, haben die Behandlung abgebrochen oder durch Leitlinien-Behandlungen ergänzt, die Seyfried für kontraproduktiv hält, obwohl die Behandlung sich bis dahin als mehr oder weniger erfolgreich erwiesen hatte. Wenn sogar diese zunächst so mutigen Pioniere von ihren Ärzten und ihrem Umfeld so stark beeinflußt werden konnten, daß manche von ihnen eine erfolgreich umgesetzte Behandlung abbrachen, um eine aufzunehmen, die sich dann als weit weniger erfolgreich erwies, wie soll dann ein Durchschnittspatient dem Druck von außen standhalten? 

Ich glaube zwar nicht, daß es möglich wäre, eine solche Behandlung jetzt im Moment irgendwo in Deutschland zu bekommen. Aber falls ich, was ich freilich nicht hoffen möchte, in die Verlegenheit käme, sie zu benötigen (was spätestens dann der Fall wäre, wenn ich Metastasen bekäme), würde ich mit aktuellem Kenntnisstand vermutlich als erstes entweder in Schweinfurt oder in Würzburg anfragen und darauf hoffen, daß mir dort jemand einen Arzt nennen kann, der mich berät, begleitet und die Behandlung weitestmöglich an Seyfrieds Vorgaben ausrichtet. Auch auf die Gefahr hin, daß ich regelmäßig die halbe Republik durchreisen muß, um zu diesem Arzt zu gelangen oder für eine gewisse Zeit gar bei ihm in der Nähe logieren müßte. Ich bin jetzt von der Stoffwechselerkrankungs-These überzeugt genug, um mich im Fall einer metastasierten Erkrankung mit ungünstiger Prognose definitiv nicht mehr nach den Leitlinien behandeln lassen zu wollen, die von völlig anderen Voraussetzungen ausgehen. Ein Lokalrezidiv wäre dagegen etwas anderes, da könnte ich mir auch einen Kompromiß mit einer Verbindung von beidem vorstellen - aber ich glaube, auch in diesem Fall würde ich mir die Zeit nehmen, einen Arzt zu suchen, der die These kennt und die praktische Herangehensweise bis zu einem gewissen Punkt an ihr auszurichten bereit ist. Mögen muß er sie nicht unbedingt, nur meinen Patientenwillen umsetzen. 

Ich fürchte fast, dafür wäre mein jetziger Doc dann doch nicht der richtige. Nach Ostern habe ich aber einen Onkologentermin bei dem Arzt, bei dem die Antikörpertherapie fortgesetzt wurde, nachdem die Praxis meines Docs die Chemo-Verabreichung aufgegeben hatte. Den werde ich mal auf diese Sache ansprechen. Er ist jung (jünger als mein Sohn, schätze ich), aufgeschlossen und sehr nett. Bestimmt weiß er oder kann in Erfahrung bringen, ob es im Umkreis Ärzte gibt, die für so etwas in Frage kommen. Oder vielleicht kommt er sogar selbst in Frage. Gut möglich (und außerdem sehr zu wünschen), daß ich von dieser Möglichkeit sowieso nie Gebrauch machen muß, aber ich habe gerade für Fälle, in denen man ad hoc und möglichst schnell Weichenstellungen treffen müßte, ganz gerne einen Plan B in der Tasche. Im Herbst 2022 hatte ich das nicht und mußte außerdem unter enormem Zeitdruck ziemlich weitreichende Entscheidungen treffen. Ist ja alles trotzdem gutgegangen, aber noch einmal soll mir das nicht passieren.

Wie man der Fallbeschreibung von neulich entnehmen kann, kann das, was Seyfried unter "Management von Krebs" versteht, durchaus bedeuten, daß man durch diese Behandlung völlig krebsfrei wird und in besonders günstigen Fällen bestimmt auch dauerhaft bleiben kann (wobei das sich natürlich erst noch zeigen muß, denn die wenigen Anwendungsfälle sind noch längst nicht lange genug her, um dazu irgendetwas Sicheres sagen zu können). Aber auch in den Fällen, in denen die Patienten nicht krebsfrei werden, ist es immerhin möglich, das Tumorwachstum zu verlangsamen oder ganz zu stoppen. Mehr als das haben die Leitlinien auch nicht zu bieten, bloß mit viel mehr zu erwartenden Nebenenwirkungen. Das einzige, was die Leitlinien im Moment an Vorteilen vorzuweisen haben, ist, daß die Krankenkassen diese Leistungen bereitwillig bezahlen, während man vermutlich mit einer Seyfried-Behandlung einen Haufen Kosten haben wird, und daß die leitliniengerechte Behandlung oft auch und manchmal auch erhebliche Lebensverlängerungen bewirken - und diese Lebensverlängerungen im Gegensatz zu der neuen und noch als experimentell zu betrachtenden stoffwechselbasierten Behandlung auch längst durch Studien belegbar sind. Daß eine Behandlung nach der Press-Pulse-Methode bezüglich der Lebensverlängerung überlegen ist, wovon Seyfried felsenfest überzeugt ist, kann im Moment noch niemand beweisen, und bis ein solcher Beweis möglich ist, das kann noch etliche Jahre dauern.

An einer Stelle behauptete Seyfried in beiden Podcasts, die Lebensmittelindustrie hätte in letzter Zeit großes Interesse an therapeutischer Ketose bei Krebserkrankungen gezeigt, für die sich die Pharmaindustrie hingegen und erklärlicherweise gar nicht interessiert. Das ist jetzt allerdings bereits acht Jahre her, und daß bislang aus dieser Richtung keine Vorstöße kamen, läßt mich eher befürchten, daß dieses Interesse schon wieder abgeflaut ist. Grundsätzlich wäre das schon eine positive Entwicklung gewesen, wenn diejenigen, deren Fertigfraß uns krank gemacht hat, nun aus schierem Eigennutz auch die Produkte entwickeln würden, die uns dabei helfen, wieder gesund zu werden. Das gilt nicht zuletzt, weil sie kaum so horrend teuer ausfallen würden wie die Errungenschaften der Pharmaindustrie. Falls sie außerdem zu einer besser wirksamen Krebstherapie beitragen würden, hätte ich keine Berührungsängste zu solchen Verbündeten - ich habe ja die Verteufelung von Unternehmen dieses oder jenes Industriezweigs, wie sie in einschlägigen Dokumentationen im Fernsehen oder den Printmedien so gerne zelebriert wird, noch nie für einen sonderlich zielführenden Weg gehalten. Die Nebenwirkungen einer solchen Entwicklung würden mich außerdem sehr interessieren, denn die Lebensmittelindustrie würde damit auch die Gewinne der Pharmaindustrie verringern, die sich ja an Krebsmedikamenten dumm und dämlich verdient. Das gäbe auch ein paar Marktverschiebungen, und was für Folgen das haben würde, wäre interessant zu beobachten.

Schade also, daß dazu bislang nichts geschehen ist und womöglich auch in absehbarer Zeit nichts geschehen wird. Vielleicht wurde diese Idee zwar geprüft, aber dann verworfen. Oder unterschätze ich jetzt die üblichen Zeiträume für diese Art von Entwicklungen?

Übrigens ist Seyfried der Meinung, daß man Keto nicht einfach freihändig anwenden sollte (wenn ich das richtig verstehe, meint er das sogar unabhängig davon, ob es zur Behandlung einer Krankheit wie Krebs (mit-)eingesetzt wird oder nicht), sondern sich immer von einem Experten begleiten lassen solle, weil man so vieles dabei falsch machen könne. Ähnliches hört man eigentlich von allen Keto- bzw. Fasten-Vertretern mit Doktortitel, und ich habe mich schon gefragt, ob das etwas mit Haftungsrisiken bei medizinischem Rat zu tun hat. Ich halte es freilich nicht für empfehlenwert, sich gar zu sklavisch an diesen Rat zu halten, zumal man Fachleute für ketogene Ernährung ja nach wie vor in unseren Breiten mit der Laterne suchen muß. Alle anderen verfallen aber schon beim bloßen Erwähnen von Keto häufig in eine Art verbalen Veitstanz. Muß man sich das als Patient wirklich antun?

Wenn also weit und breit kein Fachmann aufzutreiben ist, der da aufgeschlossen ist, kann dann wirklich die Lösung sein, dann eben ganz auf den Einsatz von potentiell so wirkungsvollen Instrumenten zu verzichten? Ich halte es aber ebenfalls für eine Zumutung, mich ausgerechnet während einer Krebserkrankung auch noch in einen behandlungsumspannenden Freistilringkampf mit dem Arzt begeben zu müssen, der mich behandelt, aber mich nach anderen Grundannahmen behandeln möchte, als ich das haben will und für erfolgversprechend halte. Schon unter weit weniger dramatischen Umständen sehe ich zu, solche Situationen möglichst zu vermeiden, und verzichte, wenn es irgend möglich ist, im Zweifelsfall lieber ganz auf einen Arztbesuch und versuche, mir alleine zu helfen. Mindestens einmal war ich damit auch schon spektakulär erfolgreich, nämlich als ich die Sache mit dem Intervallfasten in Angriff genommen habe. Ich bin mir nicht sicher, was ich tun würde, falls ich vor die Wahl gestellt wäre, mich mit einem metastasierten Krebs entweder leitliniengerecht oder gar nicht behandeln zu lassen. Aber eine Nichtbehandlung plus ketogene Ernährung mit genauer Beobachtung des GKI plus, falls sich das einrichten ließe, hyperbare Sauerstofftherapie auf eigene Kosten wären sehr wohl eine Option, über die ich dann nachdenken würde. Und wenn kein Fachmann bereit wäre, das zu begleiten, ggf. halt ohne eine solche Begleitung. 

Da Seyfried in der Begründung für das zwingende Erfordernis einer fachlichen Begleitung besonders betont, daß bei vielen, die sich ketogen ernähren, sonst die Glukosewerte zu hoch bleiben, würde ich selbst davon ausgehen, solange die Werte des GKI (Glukose-Ketone-Index) okay sind, gibt es keinen Grund, es nicht auch alleine machen zu können, solange es keine Hinweise auf gesundheitliche Probleme gibt, die bei manchen genetisch bedingten Erkrankungen offenbar auftreten können. Einen Experten bräuchte man dann nur, wenn man die nötigen Werte nicht erreicht und dieses Problem ohne fachliche Hilfe nicht lösen kann, sowie dann, wenn der Verdacht besteht, daß die Ketose einem irgendwie doch nicht guttut. 

Wie stark man die Kohlenhydrate reduzieren muß, um den für therapeutische Ketose geforderten niedrigen GKI-Wert zu erreichen, ist unter anderem auch genetisch bedingt. Aber weil so viele andere Faktoren, siehe das Stichwort Streß, beim Erreichen des GKI ebenfalls eine Rolle spielen können und man natürlich auch den einen oder anderen Anwendungsfehler einbauen kann, muß man also so oder so experimentieren. Warum man das nicht in Eigenregie machen können sollte, leuchtet mir nicht ein. Ich selbst würde erst dann den Rat eines Fachmanns für erforderlich halten, wenn ich alle Stellschrauben, die mir selbst einfallen, erfolglos gedreht habe.

Was ich außerdem interessant fand, ist daß Seyfried sagte, daß Krebspatienten schwerer als Gesunde in Ketose kommen, weil der psychische Stress ihrer Situation ebenfalls den Glukosewert erhöht, und Pompa daraufhin darauf hinwies, daß ihm wiederum aufgefallen sei, daß seine Patienten umso schwerer den Zustand der Ketose erreichen, je schwerer krank sie seien (bei seinen Patienten geht es dabei nicht zwangsläufig um Krebserkrankungen) - was natürlich ebenfalls mit dem höherem Streß bei schwererer Erkrankung zu tun haben kann, aber keineswegs nur darauf zurückzuführen sein muß. Später wies Pompa außerdem darauf hin, daß ihm aufgefallen war, daß das Erreichen der Ketose einfacher wurde, wenn Patienten zwischendurch in eine andere Ernährungsform switchten. Seyfried bestätigte auch dies und dieses Switchen fand er sogar therapeutisch wichtig, weil Tumorzellen metabolisch unflexibel sind - es sei eher kontraproduktiv, immer bei der gleichen Ernährungsform zu bleiben. 

Auch in dieser Hinsicht habe ich offenbar nach den Seyfriedschen Grundannahmen eigentlich (bis auf natürlich das Rauchen) nahezu alles richtig gemacht, um keinen Krebs zu bekommen: jahrelang regelmäßig ein bis zweimal im Monat ein mehrtägiges Fastenintervall und wechselnde Ernährungsweisen mit den mehrwöchigen Low-Carb-Zeiten. Genau deshalb möchte ich ausdrücklich noch einmal festhalten, daß ich den Krebs aber trotzdem bekommen habe. Noch dazu eine besonders aggressive Version davon, eine, die bereits versucht hat, die Türen aufzubrechen, um sich woanders in meinem Körper anzusiedeln, noch bevor am Ort des Geschehens etwas Auffälliges zu ertasten gewesen wäre. Letztlich bleibt der Stoffwechsel also trotzdem die gute, alte Blackbox, bei der man im Ernstfall nur rätselraten kann, was nun den Krebs eigentlich ausgelöst hat. Das gilt es nicht aus den Augen zu verlieren: Die Wirkfaktoren bleiben auch bei Seyfried genauso komplex wie eh und je und machen Prävention zu einem Ratespiel, bei dem die entscheidenden Faktoren nicht immer erkannt werden.

Die Erklärung, die den meisten für meinen Fall bestimmt spontan durch den Kopf gegangen ist, nämlich "Das Rauchen wird schuld gewesen sein" (ich kenne doch meine Pappenheimer), halte ich im vorliegenden Fall nicht für überzeugend. Denn wie soll das denn konkret abgelaufen sein? Bevor ich das für einleuchtend halte, muß mir erst einmal irgendwer nachvollziehbar beschreiben, wie und warum trotz des Rauchens die Mitochondrien in den Zellen in der Lunge intakt blieben, obwohl sie dem Tabakrauch am direktesten und stärksten ausgesetzt sind, aber der Rauch an ganz anderer Stelle die Mitochondrien dafür so stark beschädigt haben soll, daß sie sich in Krebszellen verwandelten. Diese Annahme ergibt nicht viel Sinn, solange mir niemand plausibel machen kann, wie sich beides unter einen Hut bringen läßt. Ich will zwar nicht ausschließen, daß das Rauchen als geringfügig mit einwirkender Faktor zusammen mit ein paar Dutzend anderen geringfügig mit einwirkenden Faktoren - quasi als Bestandteil eines Grundrauschens der Mitochondrien nicht zuträglichen Alltagssfaktoren aller Art - trotzdem irgendeine Nebenrolle bei meiner Krebserkrankung gespielt hat, aber der eigentliche Auslöser muß etwas anderes gewesen sein. 

Was auch immer es gewesen sein mag, die Ernährung war es bei mir auch nicht, wenn ich Seyfrieds Präventionsvorstellungen zugrunde lege.

Abschließend habe ich jetzt aus dem Gespräch auch noch eine Botschaft für Dr. Klement, die ihm gar nicht gefallen wird:

Pompa: ... and I also feel that...moderate exercise is also an important contribution together ... with what you just mentioned
Seyfried: absolutely ... but moderate I I like to say the word moderate because if you exercise it like Marathon running or this extreme  you know that damages the immune system and creates inflammatory conditions that can actually provoke the onset of cancer  in some people ... I don't think  you have to do this prolonged damage to your body yeah ... in any sense I think moderate it also depends on your age or your physical physiological State you know some people put themselves they're being like tortured from all  this exercise

Ich bin weiterhin der Meinung, wer regelmäßig ohne Auto einkaufen geht und seine Wohnung selber putzt, anstatt eine Reinigungskraft zu beschäftigen, der braucht gar keine "Bewegung um der Bewegung willen" zusätzlich dazu und schlägt finanziell damit zwei Fliegen mit einer Klappe, weil er weder die Putzfrau noch das Fitnessstudio bezahlen muß. Gartenarbeit ist sicherlich noch nützlicher, indem sie die Bewegung noch vermehrt und den Faktor Sonnenlicht in höherem Umfang ergänzt und nebenbei außerdem die Rechnung beim Einkaufen verringert, falls man einen Nutzgarten anlegt. Allerdings habe ich einstweilen noch keinen Garten. Aber das kommt vielleicht noch in ein paar Jahren, falls wir unsere Pläne für einen Altersruhesitz nach unserem Ruhestandseintritt umsetzen sollten. 

Sport ist aber eine Art heilige Kuh - ein Dogma, würde Thomas Seyfried wohl sagen, wenn er sich nicht selbst so sehr für Sport (moderat hin oder her) starkmachen würde -, nicht nur in den USA, aber dort ganz besonders. Sport ist aber nicht identisch mit Bewegung. Daß es nicht gesund sein kann, sich gar nicht zu bewegen, leuchtet mir schon ein. Es ist nur der Sport als solcher, der mir nicht einleuchtet. 

***

Von einer Nachbarin wurde mit ein griechisches Spezialitätengeschäft empfohlen, in dem ich künftig - und zwar nicht teurer, als es auch bei Lidl wäre - mein Olivenöl in 3- bis 5-Liter-Kanistern kaufen werde und das noch eine Menge andere verführerische Lebensmittel zu bieten hat.

Zu meinem Erstaunen gab es da aber auch Schokolade mit Stevia, und zwar von einem griechischen Hersteller (diese hier), und von der habe ich aus Neugier zwei Sorten zum Ausprobieren gekauft und geschmacklich wirklich gut gefunden. Eine 60-Gramm-Tafel hat allerdings immerhin auch noch 34 Gramm KH, genausoviel wie 100 Gramm von der Moser-Roth-Schokolade mit 70 % Kakaoanteil, also werde ich meiner bisherigen Schokolade wohl trotzdem kaum untreu werden. Aber immerhin, alleine die Entdeckung, daß ich hierzulande Schokolade eines griechischen Herstellers kaufen kann, darunter auch Varianten ohne Zucker, fand ich hier im Blog mal eine Erwähnung wert.