Sonntag, 30. Juni 2019

Ein paar allgemeinere Ketzereien

Eigentlich hatte ich gar nicht vor, heute einen Blogartikel zu schreiben, aber dann las ich diesen FAZ-Artikel

Es sind die „Wissenschaftsleugner“, deren Weltbild so festgefahren ist, dass es gegen jeden Widerspruch immun geworden ist, und die sich vorzugsweise daran erfreuen, die vermeintliche Gefährlichkeit von Impfungen, die menschliche Unschuld am Klimawandel oder auch die Falschheit evolutionärer Erklärungen zu verbreiten. In unserer heutigen Zeit allgemeiner Vernetzung gibt es kaum ein Entrinnen – ihre kruden Thesen finden sich überall und immer wieder.
Jetzt muß ich irgendwie mal Dampf ablassen. Ich finde es grundfalsch, so wie in diesem Zitat zu argumentieren, und zwar völlig egal, wie bescheuert die Positionen sein mögen, gegen die sich das richtet. Denn die Wahrheit ist und bleibt nun einmal, daß die hieb- und stichfesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Zeit vor vor hundert, vor fünfzig, manchmal sogar von vor zehn Jahren gar nicht so selten heute für Irrtümer gehalten werden. Ein eindrucksvolles Beispiel ist das Cholesterin. Meine über achtzigjährige Mutter, deren Gedächtnis noch gut genug ist, um die dazugehörigen Empfehlungen, die sie während der letzten vierzig Jahre vom Hausarzt bekommen hat, einzeln aufzählen zu können, reagiert inzwischen auf höfliche Weise verstimmt, wenn ihr mal wieder eine neue Version angeboten wird. Sie hat alles durch, was an wissenschaftlichen Erkenntnissen dazu einmal in Mode war, vom Verbot, Eier zu essen, und dem empfohlenen Wechsel von Butter auf Margarine bis hin zur Kehrtwende, ab der das alles auf einmal nicht mehr wahr gewesen ist. Dann fand man heraus, daß es ein gutes und ein böses Cholesterin gibt, irgendwann stellte sich heraus, daß das böse Cholesterin in Wirklichkeit gar nicht so böse ist, und der neueste Stand ist die Erkenntnis, daß das Nahrungscholesterin in Wirklichkeit gar keinen Einfluß auf das Blutcholesterin hat.

Jeder der aufgezählten Punkte war vor nicht allzulanger Zeit noch eine wissenschaftliche Wahrheit, an die wir uns gefälligst wie an einem unbezweifelbaren Faktum orientieren sollten. Und heute sind sie bis zum vorletzten Punkt doch nicht mehr wahr.

Wenn jemand, der wissenschaftlichen Erkenntnissen von heute widerspricht, mit solcher Selbstgefälligkeit als Leugner abqualifiziert wird, finde ich das erstens ziemlich anmaßend und zweitens sehr unwissenschaftlich. Ich sehe daneben überhaupt keinen Grund, wissenschaftliche "Wahrheiten" ungeprüft zu glauben, von denen ich weiß, daß ein Teil davon zu den wissenschaftlichen Irrtümern von morgen zählen wird.

"Glauben" ist dabei genau das richtige Stichwort."Leugner" ist nämlich, erstens, eine religiöse, nicht etwa eine wissenschaftliche Vokabel. Nie im Leben würde ich jemandem über den Weg trauen, der im Namen der Wissenschaft mit solchem Vokabular um sich wirft, weil sich diese Person, siehe oben, alleine dadurch schon als von Grund auf unwissenschaftlich denkend geoutet hat. Wer andere der Ketzerei bezichtigt, wie das mit dieser Begrifflichkeit geschieht, der wird diese Ketzer außerdem mit zunehmender gefühlter Dringlichkeit "ihrer gerechten Strafe" zuführen wollen und dann felsenfest davon überzeugt sein, daß es nicht nur sein Recht, sondern sogar seine Pflicht sei, eine möglichst harte Bestrafung vorzunehmen. Das kann ziemlich schnell in eine neue Art von Hexenjagd münden, was für sich alleine genommen ja schon schlimm genug ist. Aber was, wenn sich dann zehn, zwanzig, fünfzig Jahre später auch noch heraussstellen sollte, daß sie im Namen eines wissenschaftlichen Irrtums geschehen ist?

Wissenschaftlichen Fundamentalismus dieser Art könnte man analog zum Islamismus als "Scientismus" bezeichnen, und ich halte ihn für nicht ganz ungefährlich. Immerhin gab es schon die ersten wissenschaftlichen Fundamentalisten, die laut über die Vorzüge autoritärer Regimes nachgedacht haben, weil die all die mühsamen Aushandlungsprozesse in Demokratien nicht benötigen, sondern so ein Regime die Dinge, die es für richtig hält, der Bevölkerung einfach überbraten kann. Solche Allmachtphantasien irregeleiteter Wissenschaftler sind nicht nur aus naheliegenden grundsätzlichen Gründen abzulehnen und würden, in die Praxis umgesetzt, sowieso früher oder später mit einem Scherbenhaufen enden, sondern haben nebenbei auch noch den Haken, daß sie einen etwaigen wissenschaftlichen Irrtum, wie beispielsweise die dem Kommunismus zugrundeliegende wissenschaftliche Theorie, nicht zur Wahrheit macht. Die dabei entstehende Kluft zwischen staatlich verordneter Ideologie und Realität wird im Lauf der Zeit nicht geringer, auch dann nicht, wenn die Bevölkerung die Theorie zum großen Teil nicht grundsätzlich hinterfragt. 

Aber zum zweiten: Was bleibt jemandem, der nicht über Fachwissen verfügt, denn anderes übrig, als das, was die Wissenschaft für gesichertes Wissen hält, entweder zu glauben oder nicht zu glauben, und zwar auf genau dieselbe Weise, wie wir einstmals geglaubt oder (seltener) nicht geglaubt haben, was der Pfarrer über Himmel und Hölle predigte? Die meisten Dinge, von denen wir sagen, wir wissen sie, glauben wir nur, das heißt, wir vertrauen dem Fachwissen und der Integrität der Autoritäten, die sie uns als Wahrheiten präsentiert haben. Denn in den meisten Fällen ist es dem Einzelnen ja schlicht unmöglich, wissenschaftliche Behauptungen selbst zu überprüfen.

Das gilt aber zum Glück nicht für die Sache mit den Kalorien. Ob es möglich ist, abzunehmen, ohne ein Energiedefizit herzustellen (also weniger Kalorien zu sich zu nehmen, als der Körper mutmaßlich verbraucht), was nach der orthodoxen Ernährungslehre nicht möglich sein dürfte, KANN man selbst überprüfen, und ich mache genau das gerade in meinem Selbstversuch. In den Augen der Verfechter der aktuellen Lehrmeinung bin ich dann wohl ein Kalorienleugner, denn schließlich ist es ja wissenschaftlich erwiesen, daß man so gar nicht abnehmen kann, wie ich das mache. Ich habe aber den Vorteil, daß ich niemandem einfach nur glauben muß, daß ich im Gegenteil irgendetwas sehr richtig machen muß mit meiner Methode, denn meine Waage bestätigt es mir, mein Spiegel bestätigt es mir, meine schrumpfenden Kleidergrößen bestätigen es mir. Würde irgendein Fachmann behaupten, daß ich trotzdem falsch liege und unbedingt damit aufhören und stattdessen Kalorien zählen und Sport treiben müsse, würde ich ihn, je nach Tagesform, entweder auslachen oder ihm sagen, seine Ratschläge könne er sich dorthin stecken, wo die Sonne nicht hinscheint.

Da ich bei nahezu allen Experten von Rang und Namen lesen kann, daß ich etwas mache, was nicht funktionieren kann, ist ihr Wissensstand ganz offensichtlich falsch, und zwar ein Wissensstand, den wahrscheinlich 9 von 10 Fachleuten mit dem Begriff "Fakten" garnieren würden. Das bestätigt mir, daß in allen drei aufgezählten Fällen - Impfen, Klimawandel, Evolution - ebenfalls durch die Wissenschaftler und ihre Sprachrohre in der Politik und in den Medien auf Basis nicht korrekter Wissensstände argumentiert werden kann, und es führt dazu, daß ich außerdem eine gewisse Aversion gegen den Begriff "Fakten" entwickelt habe, wenn er in Zusammenhang mit etwas verwendet wird, das nicht a) bereits geschehen und b) eindeutig beweisbar ist. Beides trifft auf wissenschaftliche Annahmen nicht zu, auch dann nicht, wenn vieles dafür spricht, daß sie zutreffen könnten.

Ich habe zu allen drei Themen auch keine abschließende Meinung, weil ich mich mit allen drei Themen nicht in ausreichender Tiefe befassen kann, um mir ein fundiertes Urteil zu bilden. Aber letzten Endes geht es ja bei all den Anstrengungen, uns das Heil der Fakten nahezubringen, meistens vor allem um irgendetwas, das wir tun oder unterlassen sollen. Wir sollen uns impfen lassen. Wir sollen möglichst wenig CO2 produzieren. Wir sollen Organe spenden. Wir sollen keine Rechtspopulisten wählen. Wir sollen einen BMI unter 25 haben und, sofern das nicht der Fall ist, ihn mit bestimmten empfohlenen Maßnahmen erreichen. Und so weiter.  Ich habe kein Problem damit, Impfungen gegen Kinderkrankheiten gut und richtig zu finden, obwohl ich die Art, wie sie mir "verkauft" werden sollen, für ziemlich krank halte und mittlerweile eine sehr negative Meinung über die Leute, die sie mir "verkaufen" wollen, entwickelt habe. Als Kind habe ich nämlich gerne in "Herders großem Gesundheitsbuch" geblättert, eine Auflage aus den sechziger Jahren. Die Abbildungen von Kindern, die an Masern, Mumps und besonders Diphterie erkrankt waren, überzeugten mich ohne weiteres davon, daß ich diese Krankheiten nicht bekommen wollte, und später wollte ich natürlich auch nicht, daß mein Kind sie bekommt. Damals kamen diese Krankheiten in der Realität noch häufiger vor, und ich nehme an, die Angst vor Impfschäden hat viel damit zu tun, daß das heute nicht mehr so ist. Die Krankheit, vor der die Impfung schützt, ist eine zu abstrakte Größe geworden, um sich vor ihr noch zu fürchten. Der Impfstoff in der Spritze ist viel konkreter.

Mir muß auch niemand einen endgültigen Beweis für den menschlichen Einfluß auf den Klimawandel liefern, um das Ziel einer CO2-Reduktion für sinnvoll zu halten. Schließlich habe ich auch meine Haftpflichtversicherung abgeschlossen, ohne von jemandem einen endgültigen Beweis dafür zu verlangen, daß ich sie garantiert einmal benötigen werde.

Was ich aber aus tiefster Seele verabscheue, ist diese verbiesterte Missionierei mit angeblich eindeutigen Wahrheiten, bei der es immer darauf hinausläuft, die Ungläubigen entweder zu bekehren oder, sofern sie sich als verstockt erweisen, zu bestrafen. Ich halte alle "rationalen" Argumente für diese Bestrafungsphantasien für vorgeschoben, denn näher betrachtet, sind solche Forderungen irrational. In Sachen Impfen zum Beispiel gibt es einen harten Kern von ca. 2 Prozent überzeugten Impfgegnern; die für die Herdenimmunität geforderten 95 Prozent kann man also erreichen, ohne diese winzige Bevölkerungsgruppe einer Ketzerbehandlung zu unterwerfen, die sie kaum bekehren, sondern allenfalls endgültig davon überzeugen wird, daß der Staat ihr Feind ist. Dazu muß man vor allem drei Dinge tun: 1) herausfinden, wie man unabsichtlich verpaßte Impfungen bei Kindern am wirkungsvollsten vermeiden kann, 2) bei Immigranten den Impfstatus feststellen und im Zweifelsfall fehlende Impfungen nachholen und 3) bei gerade volljährig Gewordenen den Impfstatus erfragen und im Falle fehlender Impfungen ein ergebnisoffenes Beratungsgespräch führen. Ein Teil der Kinder von überzeugten Impfgegnern wird sich bei einer solchen Gelegenheit, wenn sie selbst darüber entscheiden dürfen, nämlich gerne und bereitwillig nachimpfen lassen; mit dem Rest, der die Impfung nicht haben will, kann und muß eine Gesellschaft leben könnten. Als vierte Maßnahme könnte man zusätzlich beim Hausarzt bei Erstbesuchern das Erfragen des Impfstatus verpflichtend machen. Die meisten, bei denen sich herausstellt, daß Impfungen fehlen, müssen wohl kaum dazu gezwungen werden, sie nachzuholen, also sehe ich keinen vernünftigen Grund, sich auf speziell diese Handvoll Leute einzuschießen, bei denen die Sache eine echte Glaubensfrage ist, wenn es um die Frage geht, wie man den Impfschutz in der Bevölkerung verbessern kann.

Aber Zwang, Druck und Drohungen und das hohe moralische Roß, auf das man sich bei solchen Gelegenheiten setzen darf, müssen irgendwie mehr Spaß machen. Wenn nun die Weltgesundheitsorganisation Impfgegner zu einem globalen Sicherheitsrisiko erklärt - in einer Reihe mit Ebola und HIV -, dann frage ich mich, ob diese verknöcherte Organisation, in der vermutlich, wie in allen zu groß gewordenen organisatorischen Einheiten, egal ob Behörde oder Konzern, Pöstchenschiebereien, Intrigen unter Kollegen und dergleichen insgeheim längst die Hauptbeschäftigung der meisten Mitarbeiter sind, überhaupt noch imstande ist, die Prioritäten zu setzen, die nötig wären, um echte Gesundheitskrisen zu verhindern. Gerade im Falle von Ebola konnte man ja vor wenigen Jahren bestaunen, wie unfähig die WHO sich gezeigt hat, als sie es tatsächlich mal mit einer Gesundheitsbedrohung zu tun hatte, die leicht zu einer globalen Epidemie im eigentlichen Sinne hätte werden können. Das, was diese Leute heutzutage fälschlicherweise als Epidemien bezeichnen, hat nämlich gar nichts mit dem zu tun, was dieser Begriff eigentlich meint, nämlich eine Infektionskrankheit, die sich so schnell ausbreitet, daß man sie ab einem gewissen Punkt beim besten Willen nicht mehr in den Griff bekommen kann. Als die WHO gegründet wurde, waren solche Risiken in den Köpfen noch sehr viel präsenter, auch im Westen, man denke etwa an die Spanische Grippe. Aber heute sind sie offenbar für Fachleuchte ähnlich abstrakt geworden wie die Kinderkrankheiten in der Bevölkerung Wir werden den Unterschied zwischen einer weltweit vielleicht zweistelligen Zahl von Todesfällen pro Jahr wegen Impfskepsis und, wenn es richtig dumm kommt, einer zweistelligen Millionenzahl aber garantiert mühelos erkennen, sobald die WHO die nächste Epidemie verschlafen hat, weil sie es viel schicker findet, wenn sie einen außenstehenden Schuldigen hat, gegen den sie medienwirksame Kampagnen führen kann.

Ach ja, mein heutiges Gewicht morgens lag bei 106,7 Kilogramm. Morgen werde ich wohl noch einmal über 107 meinen ersten Fastentag der Woche beginnen, aber es ist nicht auszuschließen, daß ich damit zum letzten Mal die 107 auf der Waage gesehen haben werde. Vielleicht hält sich dieser Wert aber auch noch ein, zwei weitere Wochen jeweils zum Beginn der Woche. Sobald das nicht mehr so ist, habe ich die 40 Kilogramm Gewichtsabnahme endgültig hinter mir gelassen, und darauf freue ich mich schon. Mein nächstes anzupeilendes Teilziel ist dann, die 100 Kilogramm zu unterschreiten, und es ist absehbar, daß das dieses Jahr noch geschehen wird. Wahrscheinlich irgendwann im Herbst. Für eine Ketzerin finde ich mich ganz schön erfolgreich. Und wenn ich nachlese, was die WHO mir empfehlen würde, dann bin ich ganz froh, daß sie mich nicht dazu zwingen kann, es zu tun. 





Freitag, 28. Juni 2019

Der Vorführeffekt

Seit ich dieses Blog begonnen habe, hatte ich keine "normalen" Allzeit-Tiefststände beim Gewicht zu vermelden, weil mir immer diese Gallengeschichte dazwischengefunkt hat (mit Gewichts-Tiefpunkten, die natürlich nach Durchfall, Erbrechen und Dehydrierung immer unrealistisch niedrig waren). Ich habe mir zwar nie ernsthafte Sorgen gemacht, daß das Fasten nicht mehr wirken könnte, weil ich ja dennoch weitere körperliche Veränderungen sehen und spüren konnte, aber trotzdem ist so etwas SEHR irritierend. Zumal, wenn es ausgerechnet passiert, nachdem man sich entschieden hat, seine Erfolge in einem Blog zu dokumentieren.

Der Vorführeffekt ist fast so berüchtigt wie der Jojo-Effekt, und so etwas passiert mir auch nicht zum ersten Mal, seit ich zu fasten begonnen habe. Nach den ersten 20 Kilo Gewichtsabnahme, als ich mich im Herbst 2017 schließlich entschieden hatte, meinen Mann einzuweihen, ging ebenfalls auf einmal gar nichts mehr. Wochenlang!

Aber der Vorführeffekt hat gegenüber dem Jojo-Effekt einen Vorteil: Man kann ihn aussitzen. Und heute ist es endlich mal wieder soweit: Die Waage zeigte mir 104,8 Kilogramm und damit ein auf normalem Wege erfastetes All-Time-Low an. Und das erfreulicherweise keine drei Wochen nach meinem letzten "unechten" All-Time-Low von 105,2 Kilogramm nach meiner letzten Gallenkolik. In dem Tempo darf es nun gerne weitergehen, denn im letzten halben Jahr hatte ich nur noch 1 Kilo Gewichtsabnahme im Monatsdurchschnitt zu verzeichnen, während es im Jahresdurchschnitt 2018 1,5 Kilo gewesen waren.

So ganz sicher bin ich mir nach wie vor nicht, warum es in den letzten Wochen so schleppend vorangegangen ist. Wenn ich mein heutiges Gewicht mit dem von vor vier Wochen vergleiche, liege ich jetzt um verblüffende 2,7 Kilogramm niedriger, und das läßt mich vermuten, daß irgendetwas meinen Wasserhaushalt durcheinandergebracht hatte. Nach der letzten Gallenkolik hatte ich ja zusätzlich noch dieses Problem mit dem angeschwollenen rechten Bein, das sich als Folge einer bakteriellen Infektion entpuppt hat. Woher die Infektion kam, ließ sich nicht ermitteln, aber ich habe klammheimlich die Infusionsnadel im Verdacht, die ich im Krankenhaus kurzzeitig gelegt bekam, als ich mangels Hausarzt mit meinen damals noch "unklaren Bauchproblemen" dort hineingewankt war.

Das Seltsame ist, daß mir, seit ich diese Antibiotika gegen die Infektion genommen habe (die sich daraufhin rasch und grußlos davonmachte), insgesamt die Knöchel abends weniger angeschwollen sind, wenn ich einen langen Arbeitstag am Schreibtisch verbracht habe. Eigentlich hatte ich ja immer gedacht, das sei die in meinem Alter weit verbreitete "gemeine Venenschwäche", werde hoffentlich mit zunehmender Gewichtsabnahme ein bißchen besser, ich müßte mich damit halt aber bis zu einem gewissen Grad arrangieren. Kann das aber sein, daß da auch irgendeine Infektion mit im Spiel war, die von den Antibiotika nebenbei miterschlagen wurde? Sehr merkwürdig. Aber beschweren will ich mich über diese Entwicklung natürlich nicht. Wer braucht schon geschwollene Knöchel?

Möglicherweise hat aber bei der verlangsamten Abnahme auch mein veränderter Tagesrhythmus wegen der drei Monate dauernden Nachtschichtphase meines Mannes eine gewisse Rolle gespielt; die Essenszeiten hatten sich dabei auch verschoben und aus den 36 Stunden Fasten wurden deshalb eher 34 oder 35, während ich sonst durchaus nicht immer nach Fastentagen Schlag neun Uhr morgens frühstückte, sondern sich die Sache auch öfter um ein bis zwei Stunden nach hinten verschoben hat.

Aber egal, warum es wieder so funktioniert, wie es eigentlich funktionieren sollte, die Hauptsache ist, daß es funktioniert. Und so wie in den letzten drei Wochen darf es jetzt auch gerne weitergehen.

Eine Wette darauf, wann ich die hundert Kilo zum ersten Mal unterschreiten werde, wage ich jetzt allerdings nicht mehr einzugehen. Im Winter hatte ich eigentlich - auf Basis meiner damaligen durchschnittlichen Abnahme - für diesen Moment "irgendwann im August" ins Auge geklemmt. Aber das ist jetzt nicht mehr realistisch. Wahrscheinlich passiert es irgendwann im Herbst.


Mittwoch, 19. Juni 2019

Hunger haben und Hunger aushalten


 
Die schlechte Nachricht: Ja, beim Fasten bekommt man Hunger. Die gute Nachricht lautet: So schlimm, wie sich die meisten das vorstellen, ist das überhaupt nicht. Durch dramatische Suggestionen aus den Medien sollte man sich da wirklich nicht erschrecken lassen. 

Vor einigen Monaten hörte ich im Radio ein Interview mit Gregor Gysi, der erzählte, wie er, irgendwann nach der Wende muß das gewesen sein, einmal im Hungerstreik gewesen sei und Helmut Kohl ihn anblaffte: Was echter Hunger sei, das wisse er doch in Wirklichkeit gar nicht. Er könne ja jederzeit wieder anfangen zu essen. Wirklicher Hunger sei es, wenn man keine Ahnung habe, wann man das nächste Mal etwas zu essen bekomme. 

Da, finde ich, ist was dran. Solange man selbst die Kontrolle darüber hat, wann man das nächste Mal essen wird, ist Hunger harmlos, sogar dann, wenn jemand vielleicht doch ein bißchen empfindlicher ist als ich. Aus meiner Sicht ist Hunger eine Empfindung, die auf der Skala der lästigen Alltagsunannehmlichkeiten irgendwo zwischen einem schlechten Fernsehprogramm, lustloser Hausarbeit und leichten Kopfschmerzen unterhalbe der Aspirin-Schwelle anzusiedeln wäre.

Der Hunger meldet sich außerdem nur punktuell, dann vergeht er wieder. Ganz von alleine. Diese Sache kann man einfach aussitzen, das hat Hunger den drei anderen aufgezählten Alltagsübeln immerhin voraus. 

Vorab sollte ich aber erst einmal das Begriffsdurcheinander entwirren, das um den Hunger, den man beim Abnehmen hat, entstanden ist. Was nicht selten gemeint ist, wenn vom Hunger die Rede ist, hat mit dem physischen Hungergefühl aber gar nichts zu tun, sondern mit Appetit, also Eßlust. Diese Verwechslung zieht sich wie ein roter Faden durch Ratgeberliteratur, Talkshows und sonstige Informationswege. Kein Wunder, wenn nicht jeder unterscheiden kann, ob ihn gerade der Hunger oder der Appetit zum Essen zu treiben versucht. Wer darauf achtet, beides voneinander zu unterscheiden, hat nicht nur den meisten seiner Mitmenschen wichtiges Wissen voraus, es wird ihm auch dabei helfen, angesichts der unangenehmeren Seiten seines Vorhabens nicht vorschnell mutlos zu werden. 

Hunger ist ein körperliches Gefühl, in der Regel verbunden mit Magenknurren und ausgelöst von einem … na? Richtig: einem Hormon, nämlich Ghrelin. Wer fastet, wird dieses mit Magenknurren verbundene Hungergefühl innerhalb der Fastenphase oft genug erleben. Aber, und das weiß nicht jeder: keinesfalls durchgehend mehrere Stunden lang! 

Hunger bedeutet nicht, daß mein Magen mir sagt: "Schaff mir was zu essen, wo nicht, so stirbst du." Er sagt: "Gestern um die Zeit habe ich was zu essen gekriegt, wo bleibt also jetzt der Nachschub?" Wer seine Ernährungsgewohnheiten umstellt oder eine Diät hält, erlebt dieses Hungergefühl zu diesen bestimmten Zeiten genauso wie jemand, der fastet, aber nach einigen Tagen verschwindet es. Das liegt daran, daß der Magen „gelernt“ hat, daß es nun zu anderen Zeiten andere Mengen Nahrung gibt. Als ich 2007 zum ersten Mal seit ich 17 war Diät hielt, fand ich das sehr auffallend; ich bekam nach zwei oder drei Tagen zu anderen Zeiten als zuvor Hunger, und das waren tatsächlich die Zeiten, zu denen ich mir nun mein Knäckebrot oder meinen Salat zugestand. 

Meine Diät ist definitiv nicht am Hunger gescheitert, sondern an ihrer frustrierenden Erfolglosigkeit. Und nein, es war nicht etwa umgekehrt, ich bin nicht in "altes Eßverhalten" reingeschliddert und erst anschließend erfolglos gewesen. Die Erfolglosigkeit nach den ersten paar Wochen unterhöhlte meine Leidensbereitschaft. Ich kann dabei nicht einmal behaupten, daß ich während dieser Diät besonders viel an Essen gedacht hätte, und ebensowenig haben michVersuchungen zermürbt, die von außen kamen.

Wenn man ein bestimmtes Nahrungsmittel nicht essen will, kommt man ja oft in die Verlegenheit, Nein danke sagen zu müssen, und wenn man es wirklich nicht essen möchte, ist das normalerweise auch kein Problem. Wenn im eigenen Kopf aber eigentlich ein Ja, bitte gesagt wird, geht das früher oder später jedem über die Kräfte, wenn einem die Waage oder die Kleider oder der Spiegel ständig zuflüstern: Es funktioniert doch sowieso nicht, wofür quälst du dich? Das alles hat aber nichts mit Hunger, sondern mit Appetit zu tun.



Beim Intervallfasten verhält sich die Sache genau umgekehrt: Wer außerhalb seiner Fastenperioden alles ißt, was er will, muß seinem Appetit nur für den überschaubaren Zeitraum der festgelegten Fastenphase zügeln. Als Belohnung für die durchgehaltene Fastenphase kann er sich sogar im Gegenteil genau das gönnen, worauf er während des Fastens besonderen Appetit hatte. Heißhungeranfälle, die nichts mit Hunger zu tun haben, sondern mit nackter Eßlust, sind beim Fasten deshalb nicht zu erwarten, jedenfalls dann nicht, wenn man es nicht mit einem Kalorienreduktionsprogramm kombiniert, was, glaube ich, ziemlich viele machen.

Der Hunger, also der knurrende Magen, kommt dagegen an jedem Fastentag wieder, immer dann, wenn der Magen an den anderen Tagen eigentlich mit Essen rechnen könnte. Dieses Magenknurren muß man dann aber nicht die kompletten acht oder zehn Stunden bis zur nächsten Mahlzeit aushalten, sondern es verschwindet von alleine nach einiger Zeit wieder. Nur ab und zu meldet es sich versuchsweise wieder für ein paar Minuten, und zwar in ähnlicher Intensität wie beim ersten Mal - es wird nicht etwa ständig stärker. Wird es ignoriert, ist es beleidigt und verkrümelt sich wieder. 

Wie oft der Magen knurrt, ist aber ganz unterschiedlich. Es gab vereinzelt Fastentage, an denen mir der Magen gefühlt ununterbrochen geknurrt hat, zum Beispiel, als der Sommer in den Herbst überging und die Temperatur zum ersten Mal richtig absackte. Ich nehme an, so etwas passiert, wenn der Körper aus irgendwelchen Gründen einen erhöhten Bedarf an „Brennmaterial“ hat und ich auch, wenn ich normal gegessen hätte, dauernd Hunger gehabt hätte. Ich kann mich aber nicht daran erinnern, daß solche dann natürlich doch unangenehmeren Fastentage jemals zweimal direkt hintereinander aufgetreten wären, und es kam auch höchstens alle zwei bis drei Monate einmal vor. Und in ungefähr gleicher Häufigkeit hatte ich umgekehrt auch Fastentage, an denen mein Magen überhaupt nicht knurrte.

Ich habe mir angewöhnt, an jedem Fastentag mindestens zwei bis drei Liter aufgesprudeltes Leitungswasser griffbereit auf dem Schreibtisch stehen zu haben. Wenn der Magen sich so nachdrücklich meldet, daß es mir unangenehm wird, dann trinke ich ein Glas Sprudel auf ex. Fast immer verringert das den Hunger und nebenbei verhindert es, daß ich zu wenig trinke. Kaffee wirkt sogar noch besser, obwohl ich nicht so genau sagen kann, warum eigentlich. Tee ginge bestimmt auch, nur mag ich den nicht und habe es deshalb noch nie ausprobiert. Notfalls ginge auch Fleisch- oder Gemüsebrühe, wenn man seinen Magen nur mit "echtem" Essen, das wenigstens symbolische anderthalb Kalorien enthalten sollte, beschummeln kann, aber so wütend hat mein Magen noch nie geknurrt, daß ich dies für nötig befunden hätte, um ihn zu beruhigen. 

Was ich jedenfalls ganz ehrlich sagen kann, ist, daß ich in mehr als zwei Jahren noch kein einziges Mal ernsthaft in Versuchung gewesen bin, einen Fastentag abzubrechen. Wozu denn, wenn ich morgen sowieso wieder alles essen darf? Das einzige, was mir an einem Fastentag gefährlich werden kann, ist diese Obstschale in der Küche an strategischer Stelle, aus der reflexartig meinen geliebten Apfel heraus- und mit an den Schreibtisch nehme, wie ich das schon viele Jahre lang mache. Das ist mir tatsächlich schon passiert, daß ich an einem Fastentag, nachdem ich irgendwas in der Küche geholt hatte, am Schreibtisch stand und verwirrt auf den Apfel starrte, den ich außerdem in der Hand hielt, und dann kopfschüttelnd zurück in die Küche ging und ihn in die Obstschale zurücklegte. 

Meistens merke ich das aber noch rechtzeitig, bevor ich den Apfel tatsächlich in der Hand habe, so zum Beispiel auch vorhin. 

Ach ja: Mein Gewicht heute früh zu Beginn des Fastentags: 107,2 Kilogramm. Morgen früh werde ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit unter 106 Kilogramm liegen; gestern, nach dem ersten Fastentag der Woche, waren es 106,4 Kilogramm. 

Unter 106 Kilogramm hatte ich bislang erst zweimal, und das außerdem als Folge meiner Gallenkolik, nach der ich nicht nur von Durchfall und Brechreiz geplagt war, sondern auch zwei Tage lang nichts essen konnte. Aber irgendwie fühlt sich die 105,xy trotzdem für mich ziemlich bereits normal und ein bißchen langweilig an, und letztlich fiebere ich insgeheim bereits dem ersten Mal entgegen, wenn ich endlich weniger als 105 Kilogramm habe. Ich hoffe, ich muß nicht so lange darauf warten wie auf das "unter 106".
 


Samstag, 15. Juni 2019

Gift und Galle ... mein Bauch schlägt zurück

Nachdem ich mir - zusätzlich zu meiner neuerlichen Bauch-Attacke - auch noch eine ganz merkwürdige bakterielle Infektion zugezogen habe, die meinen rechten Unterschenkel letzten Dienstag auf ungefähr doppelten Umfang anschwellen, knallrot werden und scheußlich wehtun ließ, half alles nichts mehr: Ich habe mich letzte Woche auf die Suche nach einem neuen Hausarzt begeben, was ausgerechnet in der Pfingstwoche keine Kleinigkeit war, denn gefühlt die Hälfte aller in Frage kommenen Mediziner war gerade in Urlaub. Außerdem wollte ich nicht irgendeinen Arzt, sondern zur Abwechslung mal wieder einen, der eine Vertrauensperson ist. Er muß nicht unfehlbar sein, sondern zuhören können und mir seine Diagnosen nicht im Predigerton überbraten, sondern mit mir reden wie mit einem normalbegabten erwachsenen Menschen.

Außerdem wollte ich, wenn irgend möglich, einen Hausarzt, der auch Internist ist, damit ich in der Bauch-Sache nicht nochmal zu irgendeinem Spezialisten weiterüberwiesen werden muß.

Eine unlösbare Aufgabe? Unglaublich, aber wahr: einen solchen seltenen Glücksfall habe ich diesmal wahrhaftig gefunden, und auch noch im ersten Versuch. Mit meinem neuen Hausarzt konnte ich absolut auf Augenhöhe kommunizieren, er hat Sinn für Humor, und außerdem hat er nicht nur sofort die richtige Diagnose für mein elefantöses rechtes Bein gefunden (das mittlerweile dank Antibiotika auch wieder brav abgeschwollen ist), sondern auch das Monster in meinem Bauch, das mich nun schon dreimal aufs Schmerzenslager geworfen und letzte Woche in der Notfallambulanz dem Arzt solche Rätsel aufgegeben hat, mühelos identifizieren können. Es hat nun einen Namen, und der lautet: Gallensteine. Die Bauchprobleme waren Gallenkoliken. Die schlechte Nachricht dabei ist: Wenn Gallensteine einmal angefangen haben, biestig zu werden, wird das immer wieder passieren, und auch wenn das normalerweise unter der Rubrik "schmerzhaft, aber nicht sonderlich gefährlich" läuft, kann es doch auch mal gefährlich werden, etwa wenn sich so ein Gallenstein an der falschen Stelle einklemmt. Deshalb werde ich mich leider auf operativen Wege von meiner Galle trennen müssen.

Das hört sich schlimmer an, als es zu sein scheint: Nach der OP muß ich keine besondere Ernährung beachten, die Verdauung sollte weiter normal funktionieren. (Ob das stimmt, werde ich natürlich beobachten, und sollte sich anderes herausstellen, werde ich berichten.)

Und woher kamen diese Gallensteine nun? Der Arzt meinte, es könne vom Fasten kommen, und das wollte ich natürlich genauer wissen. Und wahrhaftig: Fasten erhöht nach Meinung von Experten das Risiko auf Gallenkoliken Tatsächlich scheint es sogar Jacke wie Hose zu sein, ob man nun eine Diät hält oder fastet; beides erhöht das Risiko auf Gallenkoliken.

 „Studien zeigen, dass Frauen, die mehr als vier Kilogramm in zwei Jahren abnehmen, ein um 44 Prozent erhöhtes Risiko auf eine Gallenkolik haben“, berichtet Ernährungsmediziner Franz Lammert von der Universität des Saarlandes. „Bei einer Gewichtsabnahme um mehr als 25 Prozent verdoppelt sich das Gallensteinrisiko sogar.“


Empfohlen wird, auf die Galle bezogen, eine Gewichtsabnahme von 1 kg pro Woche nicht zu überschreiten, und da liege ich mich meinen 1 bis 2 kg im Monat doch ziemlich weit darunter. Angezüchtet habe ich mir diese Dinger wahrscheinlich schon vorher, allerdings kann es natürlich schon sein, daß sie länger Ruhe gegeben hätten, wenn ich nicht mein Gewicht reduziert hätte. Nur, was für eine Art von Alternative soll das eigentlich sein, sein Gewicht nicht zu reduzieren und damit neben den Alltagsproblemen, die das mit sich bringt, auch nebenbei alle möglichen weitaus häßlicheren Krankheiten zu riskieren, nur damit das Risiko von Gallenproblemen, die ja durchaus lösbar zu sein scheinen, möglichst gering bleibt?

Dieser "Ernährungsmediziner Franz Lammert" hat darauf keine überzeugende Antwort, seine Hauptempfehlung lautet, von vornherein kein Übergewicht zu entwickeln. Die gallenschonenden Art von Diät, die er außerdem denen empfiehlt, bei denen sein erster Ratschlag zu spät kommt, ist auf den ersten Blick anzusehen, daß sie schlicht nicht funktioniert: viel Gemüse, auf möglichst viele kleine Mahlzeiten verteilt, wenig Fett, wenig Kohlenhydrate. 

Daß man es beim Fasten, wenn man Pech hat, mit der Galle zu tun bekommen kann, ist also eine Sache, die man besser von vornherein mit auf dem Schirm haben sollte, vor allem dann, wenn man zu einer Risikogruppe gehört:
Verschiedene Risikofaktoren für die Bildung von Gallensteinen sind schon länger bekannt und wurden im Angloamerikanischen gern schlagwortartig als „6-F-Regel“ zusammengefasst: female, fair (bedeutet hier „hellhäutig“), fat, forty (40), fertile (betr. Frauen), family.

Fünf von sechs Faktoren treffen auf mich zu, lediglich von einer familiären Veranlagung weiß ich nichts, noch mehr Risikogruppe geht wohl kaum. Ob jemand aus Angst um seine Galle lieber auf das Fasten - oder auf jede Art von Reduktionsdiät - verzichtet, muß natürlich jeder mit sich selbst ausmachen. Für mich selbst kann ich ehrlich sagen: Mich hätte es nicht davon abgehalten, auch wenn ich dieses Risiko gekannt hätte. Es wäre ganz nett gewesen, auf mögliche Probleme dieser Art vorbereiteter zu sein, dann hätte ich schneller auf sie reagieren und vielleicht sogar die Koliken selbst vermeiden können. Ich hatte ja keine Ahnung, was sie auslöst; rückblickend sehe ich da etwas klarer, jedenfalls in zwei der drei Fälle.

Diese Koliken traten ja sehr plötzlich auf, und in diesen beiden Fällen (nur an den dritten erinnere ich mich einfach nicht mehr genau genug) war das unmittelbar nach dem Essen. Im einen Fall hatte ich mir von einer Nachbarin beim Kaffeeklatsch ein zweites Stück Käse-Sahne-Torte aufnötigen lassen, das ich eigentlich gar nicht mehr wollte und nur aus Höflichkeit gegessen habe, nachdem es ungefragt auf meinem Teller gelandet war. Im zweiten fühlte ich mich verstopft und aß Trockenpflaumen, was ich wohl besser bleiben gelassen hätte.


Ach ja, mein Gewicht von heute morgen: 106,6 kg. Und wenn die Sache sonst zu nichts gut gewesen ist, jedenfalls hat sie mein Gewicht wieder ein Stück nach unten gebracht, nachdem ich wochenlang irgendwie nicht mehr richtig vorwärts gekommen war.

Ich frage mich ja, ob diese Stagnation vielleicht auch etwas mit meinen Gallenproblemen zu tun hatte. Aber das werde ich ja sehen, ob nach der OP (deren Termin ich erst noch vereinbaren muß) vielleicht wirklich wieder ein bißchen mehr Schwung in meine Gewichtsabnahme kommt.



Samstag, 8. Juni 2019

Warum es beim Abnehmen kein guter Ratschlag ist, "die Komfortzone zu verlassen"

Erst mal muß ich mich für meine lange Abwesenheit entschuldigen. Das "richtige Leben" läßt es bei mir manchmal einfach nicht zu, mein Blog zu pflegen; ich hatte so viel Arbeit, daß ich, wenn ich mich jetzt umschaue, frustriert feststelle, daß ich überall noch kleine Häufchen nachzuarbeiten habe. Von der wochenlang ungeputzten Treppe gar nicht erst anzufangen. Aber jetzt sollte ich erst einmal hier ein Lebenszeichen geben. 😃

Dazu kam aber auch noch, daß mein Gewicht ohne ersichtlichen Grund stagnierte, was natürlich auch nicht gerade motivierend war. Daß ich immer noch auf dem richtigen Dampfer bin, wußte ich aber trotzdem, und zwar deshalb, weil mein Körper sich weiter veränderte.

Noch vor ein paar Monaten war es mir zum Beispiel unmöglich, die Beine übereinanderzuschlagen (mit Gewalt ging es schon, aber nicht länger als ein paar Sekunden). Kurz vor Ostern fiel mir zum ersten Mal auf, daß das jetzt doch viel besser ging, und in den letzten zwei Wochen bemerkte ich nach jedem Fastentag eine weitere kleine Veränderung. Inzwischen ist es für mich schon normal geworden, am Schreibtisch mit übereinandergeschlagenen Beinen zu sitzen. Obwohl die Waage seit meinem letzten Blogpost hartnäckig am Wochenbeginn bei ca. 110 Kilogramm stand und einmal zu meinem Entsetzen sogar bei 111.

Was mag nur der Grund dafür gewesen sein? Es könnte etwas mit den drei Monaten Nachtschicht meines Mannes und unserem deshalb veränderten Tagesrhythmus zu tun gehabt haben, die Gott sei Dank seit einer Woche beendet sind. Oder eine Streßfolge. Oder es könnte mit meinen Magen-Darm-Problemen zu tun gehabt haben, von denen ich vorgestern wieder einen Anfall hatte. Oder es gab irgendeinen hormonellen Grund, den ich nicht durchschaue. Ähnliche Phasen hatte ich schon zwei oder drei Mal, aber in der Regel im Herbst. Ihr gemeinsamer Nenner besteht darin, daß mein Gewichtsabnahme an Fastentagen niedriger liegt, was wohl bedeutet, daß ich einfach weniger Wasser verliere.

Wie auch immer, letzte Woche merkte ich schon eine Veränderung. Und nach dem Prinzip, daß nichts so schlecht ist, daß es nicht auch etwas gut wäre, hat jetzt meine Magen-Attacke vor zwei Tagen einen Schub nach unten auf 105,5 Kilogramm bewirkt. Und weil mir natürlich klar ist, daß es jetzt erst mal wieder weiter nach oben gehen wird, als ich das eigentlich haben will (aber die 110 Kilogramm sind jetzt hoffentlich endlich Geschichte), werde ich diesen merkwürdigen Magenproblemen auf den Grund gehen und dafür auch einen Arzt suchen, denn ich könnte mir durchaus vorstellen, daß die irgendetwas damit zu tun haben, daß ich so viel weniger abnehme als letztes Jahr. Und auch wenn es nicht so sein sollte, sind sie doch extrem unangenehm, und ich will sie loswerden. Aber vielleicht schaffe ich es damit ja auch, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, und die Kilos purzeln wieder ein bißchen schneller.

Obwohl ich also ein paar frustrierende Wochen hinter mir habe, bin ich doch nie auf den Gedanken gekommen, das Fasten aufzugeben - und das hat etwas damit zu tun, daß ich das Fasten so gut in meinen Alltag eingepaßt habe. Ich glaube, es erfordert sehr viel mehr mentale Stärke, ein anspruchsvolleres, mehr Kraft, Zeit und Überwindung kostendes Programm zum Abnehmen einzuhalten, wenn es auf einmal nicht mehr funktioniert. Mit dem, was ich mache, einfach weiterzumachen, bis mir etwas Besseres einfällt oder die Sache wieder klappt, ist einfacher, als sie über den Haufen zu werfen. Deshalb konnte ich mit der Aufforderung "die Komfortzone zu verlassen", wie das im Motivationstrainer-Jargon ja gerne mal gesagt wird, nie viel anfangen. Abnehmen kann meiner Meinung nach nur dann nachhaltig funktionieren, wenn man das, was man dafür tun soll, mehr oder weniger ohne Nachdenken machen kann. Das fängt schon damit an, wenn man fürs Fitnessstudio oder Joggen erst mal eine halbe Odyssee einplanen muß, oder wenn man komplizierte  Einkaufspläne für Lebensmittel erstellen und das Zeug dann auch irgendwo auftreiben muß.

Das Schöne am Fasten ist, daß es so unkompliziert ist. Ich mache einfach alles wie sonst, nur esse ich nichts dazu.