Freitag, 28. Juli 2023

70! :-)

Mein Gewicht heute früh nach dem letzten von vier aufeinanderfolgenden Fastentagen im letzten langen Fastenintervall vor dem Urlaub: 76,9 Kilogramm. Das hat meine Erwartungen übertroffen und ich bin natürlich begeistert - nicht zuletzt, weil ich damit auch eine der symbolträchtigen Zahlen geschnappt habe: Meine Abnahme seit dem 21.3.2017 beträgt nun sage und schreibe 70,1 Kilogramm. Auch wenn mein Gewicht natürlich im Lauf der nächsten vier Tage wieder auf über 80 Kilo hochgehen wird, sobald sich mein Wasserhaushalt regeniert hat, das ist schon ein Meilenstein. Da es von ihm aus nur noch 3,4 Kilogramm bis zu meinem Zielgewicht sind, nehme ich an, daß dieses Zielgewicht als Nach-Fasten-Gewicht noch dieses Jahr das erste Mal erreichen werde. (Als Vorher-Gewicht und damit der Startpunkt für den Übergang in die Haltephase dürfte der Mai 2024 plusminus ein Monat realistisch sein.)

Daß ich die 70 möglicherweise knacken würde, habe ich schon am Dienstag gesehen, denn ich hatte da nach meinem montäglichen Startgewicht von 82,7 Kilogramm sage und schreibe 2,6 Kilogramm minus in einem Tag verzeichnet. So viel auf einmal habe ich schon lange nicht mehr an einem einzigen Fastentag Gewicht verloren - aber das zeigt mal wieder, welche Einflüsse der Wasserhaushalt auf die Bewegungen auf der Waage hat. Denn natürlich habe ich dabei vor allem Wasser abgelassen. Als ich auch am nächsten Tag unerwartet viel Gewicht verloren habe und schon nach zwei Tagen ein neues Tiefstgewicht von 78,4 Kilogramm auf der Waage ablesen konnte, lag das vermutlich auch daran, daß ich mehr Wasser als sonst verloren habe - immerhin hatte ich am Dienstag das erste Mal seit fünfeinhalb Wochen keine Bestrahlung mehr. Bauarbeiten im Körper bedeuten ja immer einen höheren Wasserbedarf, und die haben jetzt aufgehört. Zum Ausgleich war das Minus an den beiden folgenden Tagen dann aber geringer. Trotzdem: Meine Abnahme in vier Fastentagen umfaßte 5,8 Kilogramm, das lag auch insgesamt über Durchschnitt.

Das bestätigt mir jetzt auch, daß mein Gewicht in den letzten Wochen während der Bestrahlung plus Hochsommerhitze wasserbedingt nach oben verzerrt war. Ich vermute, daß ich nach dem Urlaub mit um die 81 Kilogramm wieder starten werde. Normalerweise hätte ich in der Woche nach dem Urlaub ja gleich wieder ein langes Fastenintervall gehabt, aber das muß ich am Dienstag dummerweise wegen einer kompliziert zu terminierenden Verabredung mit Freundinnen unterbrechen, also habe ich nur drei Fastentage, Montag, Mittwoch und Donnerstag - oder vielleicht verschiebe ich den dritten Fastentag auch einfach auf den Freitag, das entscheide ich dann spontan. Im August habe ich also überhaupt kein langes Fastenintervall, erst Anfang September geht es damit wieder los. 

Wer weiß, wofür solche Verzögerungen gut sind. Wenn ich das Fasten gar zu lange zu regelmäßig mache, gewöhnt sich mein Stoffwechsel ja an diesen Rhythmus und nimmt Anpassungen vor, um möglichst wenig Reserven verbrauchen zu müssen. Deswegen war es vermutlich auch gar nicht so übel, daß ich im Mai wegen der vielen Feiertag alle langen Fastenintervalle auf drei Tage verkürzen mußte und damit natürlich eine Abnahme von null hatte. Dafür sind es jetzt im Juni und Juli aber 3,5 Kilogramm gewesen.

***

Ich habe vorgestern ein Buch wiedergelesen, das ich kurz vor der Jahrtausendwende schon einmal gelesen hatte: Ruth Picardie: "Es wird mir fehlen, das Leben". Es enthielt für mich ein paar Überraschungen, unter anderem die, daß ich noch nie so deutlich gesehen habe, wie sehr sich die Mentalität seit den neunziger Jahren verändert hat. Beim ersten Lesen enthielt das Buch den Puls auch meiner damaligen Zeit und nichts daran erschien mir sonderbar. Jetzt merke ich, wie weit weg diese Zeit nun auch schon wieder ist.

Ruth Picardie war eine britische Journalistin, ungefähr in meinem Alter, die 1996, erst 32 Jahre alt und Mutter von zwei kleinen Kindern, eine Brustkrebsdiagnose bekam und 1997 an ihrer Krankheit starb. Damals war das Buch ein Bestseller, es traf irgendwie den Ton dieser Zeit, die - und das ist mir erst beim Wiederlesen dieses Buches so richtig klar geworden ist - ganz anders war als die heutige. Damit meine ich nicht irgendwelche technischen Errungenschaften - immerhin, das WWW und Handys zogen da gerade in den Alltag der Menschen ein; ich selbst hatte ab 1998 meinen ersten Internetanschluß -, sondern was die Mentalität und den Zeitgeist betrifft.

Kurz noch zu Picardies Erkrankung: Brustkrebs war damals natürlich noch ungleich schlechter behandelbar, was auch daran lag, daß die Behandlung viel undifferenzierter war. Warum manche Patientinnen auf den damaligen Behandlungsstandard besser und andere schlechter ansprachen, wußten jedenfalls ihre Ärzte nicht. Man probierte es einfach und hoffte das Beste, und bei einem Teil der Patientinnen war man damit ja auch erfolgreich. In Picardies Fall gab es aber kein Happy End, was mehrere Gründe haben kann: Erstens war der Knoten in ihrer Brust schon zwei Jahre vor der Diagnose entdeckt, aber irrtümlich zunächst für harmlos erklärt worden. Erst als er sich vergrößerte, wurde er als Krebs erkannt. Zweitens vertrug Picardie die Chemotherapie so schlecht, daß sie nach vier Chemo-Sitzungen abbrechen mußte. Drittens begann der Krebs spätestens dann bereits zu streuen, was viertens auch erst mit eigentlich unnötiger Zeitverzögerung erkannt wurde, weil die Ärzte die Symptome erst nicht ernst nahmen.

Das Buch ist eine Sammlung einiger Kolumnen, die die Journalistin Picardie in den Wochen vor ihrem Tod für den "Observer" geschrieben hatte, kombiniert mit einigen Leserbriefen als Reaktion, aber vor allem privaten E-Mails, die zwischen Picardie und einigen ihrer Freundinnen (und einem HIV-positiven Freund) ausgetauscht wurden. Ein wenig irritierend fand ich, daß diese chronologisch sortierten Dokumente erst mehrere Monate nach der Krebsdiagnose einsetzen, denn natürlich hätte mich gerade die weggelassene erste Phase mehr als alles andere interessiert. Aber dieses Buch entstand zum einen wegen des gewaltigen Echos auf ihrer Kolumnen, und zum zweiten war es für ihren Witwer, ebenfalls ein Journalist, sicherlich auch eine Form der Trauerbewältigung, dieses Buch zusammenzustellen; von ihm stammt die Einleitung und ein Text über die letzte Krankheitsphase am Ende. Aus irgendwelchen Gründen scheint diese frühe Phase ihm dafür nicht geeignet erschienen zu sein, und das muß man als Leser natürlich respektieren. Obwohl ich schon neugierig wenigstens auf die Gründe dafür wäre. 

Alleine schon, daß es den Geist der Neunziger, gesehen aus der Perspektive einer jungen Frau meiner Generation, so gut einfängt, macht das Buch lesenswert. Das Besondere daran ist, daß sie mit ihrer Krebserkrankung unsanft aus den Lebenslügen der "postfeministischen" (Picardies eigene Worte) Ära gerissen wird - so, wie das allen ging, die damals einsehen mußten, daß die Sorgen des weiblichen Alltags, wie man sie in der Cosmopolitan nachlesen konnte, Pipifax für Mädels ohne wirkliche Sorgen waren. 

Ich erinnere mich noch daran, wie ich Mitte der Achtziger mal einen dieser albernen Psychotests in der "Cosmo" gemacht habe, keine Ahnung mehr, was da gefragt wurde. Hängen geblieben ist der erste Satz meines Auswertungsergebnisses: "Sie böses, böses Mädchen Sie ..." Es war als Kompliment gemeint. Wir wollten, glaube ich, fast alle schon böse Mädchen sein, Jahre bevor das Buch "Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überallhin" die Sache in Buchdeckel brachte. Das war Bestandteil des Zeitgeists, aber man benötigte ein paar Grundvoraussetzungen, damit diese Sache funktionierte, und dazu gehört eine gewisse Sicherheit als Fundament, sowohl in rechtlicher Hinsicht als auch in praktischer, die ziemlich schnell brüchig werden kann. In Stephen Kings Buch "Es" gibt es eine Szene, die das sehr eindrucksvoll wiedergibt: Eine Feministin steht zum anscheinend ersten Mal einem Gewalttäter gegenüber, der bereit ist, sie zu verstümmeln oder zu töten, wenn er von ihr nicht bekommt, was er will (eine Auskunft, wo seine Frau sich aufhält), und als ihr das klar wird, ist von der kämpferischen Fassade schnell nicht mehr viel übrig. Das steht für mich beispielhaft für das Phänomen, daß wir damals alle eine Variante des von mir so viel kritisierten "So tun, als ob" praktiziert haben. Wir taten so, als wären wir stark, und glaubten wohl auch selbst daran. So lange, wie wir uns innerhalb des Rahmens bewegen konnten, in dem dies geglaubt und unterstützt wurde.

Daß ich es schneller als andere wieder verlernt habe, ist nicht mein Verdienst - die Umstände zwangen mich dazu, denn mein Fundament bröckelte mehrmals an kritischen Stellen und ich stellte fest, daß die vermeintliche Sicherheit in einem Rechtsstaat lieber nicht gar zu gründlich darauf getestet werden sollte, ob sie im Bedarfsfall wirklich vorhanden ist und wenn ja, ob sie wirklich geeignet ist, mich zu schützen. 

Also lernte ich, mir selbst zu helfen, auch dann, wenn alles um mich herum die erstaunlichsten Anstrengungen unternahm, mich dabei zu sabotieren (was irritierend häufig vorkam). Nebenbei lernte ich aber auch, meine Kräfte rationell einzuteilen und meine Zeit, Kraft und Nerven möglichst wenig auf Fragen zu verschwenden, die nachrangig waren. Denn als alleinerziehende Mutter mußte ich priorisieren, und dabei waren bestimmte Fragen lebenswichtig, aber auf andere kam es weniger an. Ich erinnere mich noch daran, wie merkwürdig ich es fand, als damals ein Freund in einem Gespräch über das, was der Mensch braucht, ausgerechnet Urlaubsreisen (und zwar nicht einmal generell, sondern speziell bezogen auf mich) für unverzichtbar hielt, die mir wiederum in fast jeder Hinsicht nachrangig vorkamen. Urlaub war mir außerdem auch kein Herzensbedürfnis. Wäre das Kind nicht gewesen, dem ich die Peinlichkeit ersparen wollte, nach den Sommerferien von keiner Urlaubsreise erzählen zu können, hätte ich darauf gut verzichten können. So fand ich über die Jahre immer wieder ziemlich kreative kostengünstige Lösungen, um all denen, die danach fragen würden, einen Urlaub oder wenigstens etwas Urlaubsähnliches vorweisen zu können, und auf ein paar davon bin ich heute noch stolz, vor allem diese Familienfreizeit, bei der ein anschließender Kassensturz ergab, daß ich weniger Geld dafür benötigt hatte, als ich daheim ausgegeben hätte.

Was mir beim Wiederlesen von Picardies Buch so auffiel, ist, daß sie dieses Priorisieren auch erst lernen mußte, als sich ihre Handlungsoptionen mit fortschreitender Krankheit immer weiter verengten. Anfangs - also zu der Zeit, als die E-Mail-Wechsel des Buches einsetzen - scheint sie ihre Kräfte in eine wahre Sturzflut von mehr oder weniger obskuren Alternativtherapien vergeudet zu haben, die sie parallel zur "schulmedizinischen" vornahm, und zwar meinem Eindruck nach ziemlich wahllos. Ich will darüber nicht die Nase rümpfen; vielleicht hätte ich in den Neunzigern an ihrer Stelle ähnliches getan. Aber trotzdem bin ich überzeugt davon, ich hätte mich schon damals viel mehr darauf fokussiert, einen roten Faden in meiner Krankheit zu finden, an dem ich mich mit allem, was ich tue oder was ich nicht zu tun bereit bin, entlanzuhangeln versucht hätte. Bei Picardie finde ich davon nichts, sie schoß ihre Maßnahmen breitestmöglich mit der Schrotflinte ab und hoffte offensichtlich darauf, daß vielleicht eine davon sich als der Treffer erweisen würde. Grundlage waren Empfehlungen von Freunden, viele davon so esoterisch, daß ich selbst schreiend davor die Flucht ergriffen hätte.

Wenn ich mir vor Augen halte, wie kräftezehrend alleine schon das unverzichtbare Programm einer normalen Krebsbehandlung ist, bricht mir der Schweiß aus, wenn ich mir vorstelle, parallel dazu noch alle möglichen sonderbaren Wunderheiler und Alternativtherapeuten aufzusuchen und - zeitgleich - deren Mittelchen einzunehmen und Ernährungsvorschriften einzuhalten versuchen, was sich natürlich in der Praxis als unmöglich erweist, weil sie einander teilweise widersprechen. Eine solche Energieleistung hätte ich kaum aufgebracht. Picardie tat es, und das vermutlich auch deshalb, weil sie es gewohnt war, in den Kampfmodus zu gehen, wenn etwas nicht auf Anhieb so klappte, wie sie es sich vorgenommen hatte. 

Damit sie ihre Kinder bekam, hatte sie beispielsweise eine künstliche Befruchtung benötigt. Daran ist ja eigentlich heute nicht mehr viel Merkwürdiges - Frauen mit Hochschulbildung bekommen ihr erstes Kind meistens erst nach der Mitte der Dreißiger, und da läuft bei manchen die biologische Uhr schon nur noch mit Aussetzern oder gar nicht mehr -, was mir aber auffällig vorkam: Ihr Geduldsfaden, als sie nicht gleich nach ihrer Hochzeit schwanger wurde, war ziemlich kurz. Als sie nach zwei Jahren nicht von alleine schwanger geworden war, schwang sie bereits die IVF-Brechstange, obwohl sie erst Anfang 30 war und noch viel Zeit zum Weiterprobieren gehabt hätte. Die Brachialmethode funktionierte dann auch, allerdings mußte sie ihren Sieg über ihre widerspenstigen Fortpflanzungsorgane mit einer ungewöhnlich unangenehmen Schwangerschaft bezahlen. Vielleicht wäre das ja auch in einer normalen Schwangerschaft passiert, aber ebenso ist es möglich, daß es irgendetwas mit der vermutlich bereits in ihr schlummernden Krebserkrankung zu tun hatte und sie der Grund dafür war, warum ihr Körper nicht ausgerechnet jetzt schwanger werden wollte.

Alles reine und noch dazu wilde Spekulation natürlich. In dem Buch wird diese künstliche Befruchtung aber auffälligerweise wie eine Selbstverständlichkeit behandelt, das scheint mir auch zeitgeisttypisch für eine Frau ihrer Bildung und ihres Alters in den Neunzigern. Gar kein Gedanke daran, ob ihr Körper ihr vielleicht mit seiner Verweigerung der Schwangerschaft zum konkreten Zeitpunkt irgendetwas sagen will, das es sich lohnen würde, anzuhören, bevor man mit sich zu Rate geht, wie man damit nun umgehen will, sondern nur die grimmige Bereitschaft, ihn zum Schwangerwerden zu zwingen, wenn er es nicht freiwillig tut.

Am Krebs scheiterte die aus diesem Verständnis abgeleitete Herangehensweise dann allerdings. Das ist natürlich keine Kritik, denn wahrscheinlich wäre jede andere Herangehensweise genauso gescheitert. In den Neunzigern waren es halt noch keine 90 Prozent 5-Jahres-Überlebenden bei Brustkrebs und in Teilbereichen noch weitaus bessere Überlebensperspektiven. Außerdem hatte eine unfähige Gynäkologin durch eine Fehldiagnose eines Knotens in der Brust als angeblich gutartig (ohne wenigstens durch eine Biopsie eine Bestätigung dafür zu suchen!) die Behandlung unnötigerweise verzögert. Als die Behandlung begann, hatte der Krebs möglicherweise schon gestreut, in jedem Fall tat er es spätestens ein paar Monate nach deren Beginn - auch hier wurde aber die Diagnose der Metastasen unnötig lange hinausgezögert. Es ist übrigens ziemlich charakteristisch, daß Picardie solche Dinge nur am Rande erwähnt und nicht lange herumlamentiert, obwohl es dafür ja einen handfesten Grund gegeben hätte. Einer der Unterschiede zu heute ist nämlich auch, daß in den Neunzigern diese Opferpose noch nicht schick geworden war, in die sich heute jeder aus dem geringsten Anlaß ohne viel Nachdenken schwingt.

Picardies Chancen erwiesen sich binnen weniger Wochen durch immer neu entdeckte Metastasen - erst in den Knochen, dann im Gehirn, später auch in Leber und Lunge - als so schlecht, daß sie daran kaum noch durch irgendwelche Eigenmächtigkeiten etwas schlimmer machen konnte. Aber irgendwann gab sie dann auf und fokussierte sich vor allem darauf, ihr kurzes Restleben mit Inhalten zu füllen - und vor allem mit so viel Spaß wie möglich. Dabei half ihr, daß sie das Glück im Unglück hatte, bis ziemlich kurz vor ihrem Tod körperlich noch fit zu sein.

Erwähnenswert finde ich es dabei außerdem, daß Picardie zuvor keineswegs ein ungesundes Leben geführt hatte, weder nach damaligen noch nach heutigen Maßstäben. Sie ernährte sich vegetarisch, rauchte nicht und trank nur in Maßen Alkohol. Ihre Laster lagen also nicht in den gesundheitsrelevanten Bereichen, sondern eher im Bereich Shopping, sei es Mode, sei es Kosmetik, und genau das zelebrierte sie dann auch, als die schlechten Nachrichten immer schneller kamen und immer schlechter wurden ... das Bedürfnis danach entzieht sich zwar meinem Verständnis, denn ich bin noch nie gerne shoppen gegangen. Aber sich sein Rest-Leben, wenn man sich damit abgefunden hat, daß die Uhr fast abgelaufen ist, so angenehm wie möglich zu machen, das leuchtet mir natürlich sehr ein, auch wenn ich dazu andere Dinge täte, die ich befriedigender fände. 

Als die Chemo ihr Gewicht auf 70 Kilogramm katapultierte (ein Gewicht, das weit unter meinem heutigen und sogar noch unter meinem Zielgewicht liegt), war sie total entsetzt, also war sie wohl ein noch viel niedrigeres Körpergewicht gewöhnt. Das Buch enthält auch ihren Mailwechsel mit einer Freundin namens India, die sich ebenfalls viel zu fett fühlt, was einer der roten Fäden in ihrer Korrespondenz ist. Nirgends wird bei ihr ein konkretes Gewicht erwähnt, aber ich wäre ziemlich überrascht, wenn ihr Gewicht höher als meines gewesen wäre. Auch so eine Besonderheit in den Neunzigern: Damals war die Adipositas-Welle noch weit von ihren heutigen Ausmaßen entfernt, obwohl sie sich bereits aufbaute. Die um ihr Gewicht Ringenden waren bestimmt nicht weniger als heute, aber sie kämpften von einem durchschnittlich niedrigeren Gewicht aus als unsereins um ein noch niedrigeres. Sie waren darin genauso erfolglos wie ihre heutigen schwereren Nachfolgerinnen es meistens sind und ich ebenfalls war, bis ich das Intervallfasten entdeckte und die Sache auf einmal aufhörte, sich meiner Kontrolle zu entziehen. 

Wie weit es mir gelingen wird, meine Krebserkrankung zu kontrollieren, muß sich natürlich erst zeigen. Daß ich jetzt krebsfrei bin und sogar ziemlich gute Aussichten habe, es dauerhaft zu bleiben, bedeutet natürlich nicht, daß ich eine Garantie dafür hätte. Aber die hatte ich ja, wenn man es genau nimmt, überhaupt noch nie in meinem Leben. Mit dieser Sorte Unwägbarkeiten lebt man mit um die dreißig, indem man sie ignoriert (es sei denn, sie überrumpeln einen schon in diesem Alter), ohne sich ihrer bewußt zu sein. Anders wäre man ja gar nicht in der Lage, irgendwelche Zukunftspläne zu machen. Aber genauso kann man das auch handhaben, wenn man sich der Unwägbarkeiten bewußt ist. 

Es würde einen handlungsunfähig machen, würde man sein Leben so planen, daß es auf die Möglichkeit eines Todes im Lauf der nächsten zwölf Monate hin optimiert ist. Das gilt jedenfalls dann, wenn es keine handfesten Gründe gibt, ihn in diesem Zeitraum für sehr wahrscheinlich zu halten. Wenn aber bei meinen Eckdaten mehr als 90 Prozent aller Brustkrebspatientinnen nach fünf Jahren noch leben, dann ist mir zwar klar, daß ich auch zu den weniger als 10 Prozent gehören kann, aber ich halte das für keine Basis, um eine vernünftige Lebensplanung zu betreiben. Ich plane deshalb mein Leben so, als würde ich hundert Jahre alt, und falls mir da meine physische Verfassung doch früher einen Strich durch die Rechnung zu machen versucht, muß ich eben umplanen.



 





Freitag, 21. Juli 2023

Verstrahlt und zugenäht! Meine innere Perditax und ich

Mein Gewicht heute früh nach dem zweiten von zwei nicht direkt aufeinanderfolgenden Fastentagen diese Woche: 79,9 Kilogramm - das erste Mal unter 80 nach einem Fastentag, allerdings hat meine Verdauung wieder mal gemogelt. Vorletzte Nacht ist mir etwas passiert, das ich während der gesamten Chemotherapie nie erlebt habe und das mir auch sonst sehr selten passiert: Ich mußte mich übergeben, merkwürdigerweise ohne daß es mir vorher übel gewesen wäre. Von einer Minute auf die nächste merkte ich, daß da was am falschen Ende dringend herauswill, und zwei Minuten später - ich erreichte das rettende Klo noch - war alles wieder vorbei und nachdem ich ein Glas Wasser getrunken hatte, fühlte ich mich auch wieder ganz normal. 

Die einzige Vorwarnung, die es gegeben hatte - Wadenkrämpfe, außerhalb von langen Fastenphasen ein Zeichen, daß die Wasserversorgung nicht stimmt - kannte ich sonst nur als Vorwarnung vor Durchfallattacken. Die waren acht Tage nach der letzten Trastuzmab-Gabe ja auch im Zeitplan. Sie kamen in derselben Nacht auch noch, allerdings einige Stunden später, etwa eine Stunde, bevor ich ohnehin aufgestanden wäre, und sie kündigten sich wieder durch Wadenkrämpfe an. 

Es hatte nicht viel Sinn, sich nochmal ins Bett zu legen, also ging ich in die Küche und schenkte mir einen Kaffee aus der Thermoskanne ein, die mir mein Mann immer gut gefüllt als morgendlichen Gruß zurückläßt, wenn er Frühschicht hat. Zu meinem Erstaunen fühlte ich mich da schon wieder ganz normal und bekam sogar, was zu so früher Stunde ungewöhnlich ist, richtigen Hunger.

Keine Ahnung, was das nun schon wieder gewesen ist - das Trastuzumab, die Bestrahlung oder habe ich doch was Falsches gegessen? Oder womöglich habe sich alle drei Gründe zusammengerottet und gegen mich verschworen? Aber jedenfalls war die Sache vorbei, als das, was mein Verdauungssystem nicht mehr in sich haben wollte, in der Kanalisation war. Und es hat es mir als Bonus gestern 80,8 Kilogramm auf der Waage verschafft und heute die 79,9. 

Heute hatte ich außerdem meinen vorletzten Bestrahlungstermin. Noch einmal am Montag muß ich zum "Karussellfahren", und dann hat mich glücklicherweise der Alltag wieder, an dem mein Tag nicht damit beginnt, daß ich morgens alles (einschließlich meines schwer zu weckenden Mannes, wenn er Spätschicht hat) auf die Busfahrt um 8.15 hin takten muß und erst zwischen 10 und 11 Uhr mit der Arbeit beginnen kann.

Froh darüber, daß die Bestrahlungen jetzt fast zu Ende sind, bin ich auch deshalb, weil just in der Nacht, nachdem ich meinen letzten Blogartikel geschrieben hatte, dann doch noch etwas unangenehmere Nebenwirkungen einsetzten, und zwar in Gestalt von jeden Tag zunehmendem Juckreiz in den bestrahlten Hautregionen sowie am Dekolleté, zunehmender Hautrötung an den juckenden Stellen und schließlich wurde es auch noch ein bißchen wund, wo der BH etwas scheuerte. Ich versuchte, das mit Zinksalbe zu lindern, was mir eine Rüge bei der Bestrahlung eintrugt, weil das leider genau das Falsche ist, wenn man bestrahlt wird. Auch Bepanthen (das erlaubt ist) soll ich nur mit respektvollem zeitlichem Abstand von dem Bestrahlungszeitpunkt auftragen. Gegen den Juckreiz haben sie mir außerdem auch noch ein Tübchen von einer erlaubten lindernden Salbe mitgegeben.

Gut also, daß jetzt erst mal Wochenende ist, die Dosis am Montag die letzte sein wird und ich nächste Woche wieder ein langes Fastenintervall habe, das sicherlich den Abbau meiner inneren Verstrahltheit ein wenig beschleunigen kann. Seither gab es ja parallel zum Fasten ständig neuen Strahlenbeschuß. Mir wurde versprochen, daß Wundheit, Rötung und Juckreiz nach dem Ende der Bestrahlung schnell wieder vergehen werden - ich werde berichten, ob das wirklich auch bei mir so war. Jedenfalls, bei der Bestrahlung hatte ich mehr als vier Wochen, in denen ich von mir behaupten konnte, keine Nebenwirkungen zu spüren, erst danach fielen sie mich doch noch an. Glücklicherweise blieb die Müdigkeit wenigstens ganz aus, ich fühle mich im Gegenteil sogar sehr fit und vor allem geistig voll auf der Höhe.

In der Umkleidekabine bei der Bestrahlung habe ich mich heute außerdem mal kritisch im Spiegel betrachtet, eigentlich bloß, weil ich sehen wollte, wie schlimm es mit der Hautrötung ist. Dabei fiel mir auf, daß ich richtig schmal geworden bin und meine Schlüsselbeine (die ich, wenn ich das noch richtig im Kopf habe, erst vor ca. einem Jahr nach vielen Jahren, in denen sie nicht sichtbar waren, "wiedergefunden" hatte), jetzt ziemlich ausgeprägt sind. Im Spiegel daheim ist mir das allerdings nie so extrem aufgefallen wie heute in der Umkleide (obwohl sich mein Aussehen natürlich auch dort schleichend verändert hat), das hatte sicherlich irgendwas mit der Beleuchtung zu tun, ähnlich, wie das beim Klamottenkaufen auch ist, wo man immer ein bißchen sonderbar aussieht. Trotzdem kam mir die Frau, die mich da aus dem Spiegel ansah, einen Moment lang so fremd und anders, gar nicht meinem Selbstbild entsprechend, vor, daß ich kurz mit mir zu Rate ging, ob ich vielleicht doch davon absehen sollte, noch mehr abzunehmen, als ich schon an Gewicht losgeworden bin.

Aber ein Bäuchlein habe ich halt immer noch, und das muß definitiv noch weg. Zu meinen ursprünglichen Zielformulierungen, als ich an mein Konzept endlich so weit zu glauben wagte, daß ich damit anfing, bestimmte Ziele zu formulieren, zählte zum Amüsement meines Mannes nämlich auch: "Ich möchte, wenn ich auf dem Klo sitze und an mir herunterschaue, meine Schamhaare sehen können." Das klappt im Moment aber nach wie vor nur mit aktivem Baucheinziehen. Also bleibe ich bei den 73,5 kg als Zielgewicht.

In letzter Zeit fällt mir bei vielen ungefähr gleichaltrigen zuvor immer schlanken Frauen aus meinem weiteren Bekanntenkreis auf, daß sie, seit sie in den Fünfzigern sind, einen mehr oder weniger stark ausgeprägt "wuchtigeren" Oberkörper eintwickelt haben. Bei mir ging das jetzt halt in die Gegenrichtung, und das kann ja eigentlich nicht verkehrt gewesen sein, denn diese Wechseljahre-Zunahme am Oberkörper ist ja ein Zeichen für irgendwelche Stoffwechsel-Problematiken mit potentiellen Gesundheitsrisiken. Komisch, daß ich damit auf einmal eine Art Identitätsproblem bekomme, das spiegelverkehrt zu dem ist, das Terry Pratchett in einigen seiner Bücher beschrieben hat, weshalb ich mir auch aus diesen Büchern als Aliasnamen "Perditax" ausgewählt hatte.

"Perditax" ist nämlich die verballhornte Bezeichnung, die die informelle Oberhexe von Lancre auf der Scheibenwelt, Oma Wetterwachs, mit hartnäckiger Regelmäßigkeit aus dem Namen "Perdita X. Dream" macht (was mich sehr an meinen Großvater erinnert, der hat dergleichen ständig mit den Namen von Freunden von mir verbrochen). Diesen Namen, Perdita X. Dream, wiederum hatte eine übergewichtige junge Hexe namens Agnes Nitt gewissermaßen ihrem "Hexen-Ich" gegeben. In einem der Bücher heißt es dazu an einer Stelle:  "Inside a fat girl there is a thin girl and a lot of chocolate." - the thin girl being Perdita." 

Klammern wir an dieser Stelle einmal aus, daß der vor einigen Jahren verstorbene Terry Pratchett (die Erde möge ihm leicht sein) die Rolle von Schokolade meines Erachtens maßlos überschätzte. Ich konsumiere ja nach wie vor Schokolade, wann immer ich Lust darauf habe und in jeder gewünschten Menge. Diese Frau im Spiegel mit den vielen Knochen an Stellen, wo ich bei mir seit Jahrzehnten keine mehr gesehen oder auch nur erahnt hatte, ist meine innere Perditax, und ich tue gut daran, mich an ihren Anblick zu gewöhnen, sogar in Umkleidekabinen. Sieht man einmal davon ab, daß wir alle beide natürlich schon ziemlich ältliche Mädchen sind. Auch wenn ich jetzt weniger wiege als zu jedem anderen Zeitpunkt, nachdem ich 22 geworden war, heißt das ja nicht, daß ich jetzt auch wieder aussehe wie eine 21jährige.

Ach ja, dazu fällt mir außerdem noch ein, daß mein Haut jetzt wieder viel besser mitschrumpft als in der Zeit von Januar bis zur OP. Von einer Fettschürzengefahr sehe ich inzwischen nichts mehr, auch wenn meine Oberarme für meinen Geschmack immer noch ein bißchen zu schlaff sind. Entweder das ging wirklich zu schnell mit der Abnahme zwischen Januar und April oder die Kombination aus Fasten/Low Carb/weniger Hunger/Durchfall hat zu einer ungünstigen Zusammensetzung des Gewichtsverlusts geführt. Oder, wer weiß, vielleicht ja auch beides. Jedenfalls, das Problem besteht meines Erachtens jetzt nicht mehr.

***

Daß auch beim Essen das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, sprich, man ultrahochverarbeitete Industrielebensmittel lieber nicht nach den enthaltenen Nährstoffen als gesünder oder ungesünder als ein vergleichbares un- oder traditionell verarbeitetes Gericht bewerten sollte, ist etwas, das nicht jeder einsieht. Ich las gerade einen entsprechenden Bericht aus Amiland. Kostprobe aus dem Text: 

Whether a food is ultraprocessed or not might be obvious when we’re talking about, say, a Twinkie. But what about yogurt? Here things get more confusing. Chobani’s zero-sugar vanilla yogurt, which contains, yes, no fat and no sugars, would be classified as ultraprocessed (ingredient list: milk, water, allulose, vanilla extract, natural flavors, tapioca flour, citrus fiber, guar gum, sea salt, stevia leaf extract, monk fruit extract, citric acid, enzyme, cultures). On the other hand, Chobani’s plain whole-milk Greek yogurt, which contains 9 grams of fat and 6 grams of sugars, would not (ingredient list: cultured milk).
Was den Autor des Berichts daran offenbar verwirrt hat, ist, daß nach seinem Wissensstand ein Joghurt, der weder Zucker noch Fett enthält, gesünder sein müßte. Allerdings enthält Joghurt von Natur aus Zucker und Fett. Selbstverständlich ist es ein Verarbeitungsschritt, ihm diese natürlichen Bestandteile zu entziehen, und weitere Verarbeitungsschritte bestehen darin, ihn durch allerhand geschmacksverbessernde Zusätze trotzdem wohlschmeckend zu machen, weil er andernfalls beschissen schmecken würde, während das Naturprodukt von selbst gut schmeckt. 

Der Bericht läuft auf Kevin Halls Studie hinaus, über die ich auch schon einen Blogartikel geschrieben hatte. Er bekam darin heraus, daß hochverarbeitete Lebensmittel die Versuchspersonen mehr Kalorien konsumieren ließen, weshalb sie auch im Gegensatz zu der anderen Gruppe zunahmen. Was der Autor nicht weiß und Kevin Hall verschweigt (obwohl es ihm klar sein müßte): In einer anderen Studie hatte Hall auf exakt dieselbe Weise die Wirkung von Low Carb und Low Fat verglichen. Bei Low Carb nahmen die Versuchspersonen fast genausoviele Kalorien zu sich wie in jener anderen Studie diejenigen, die hochverarbeitete Lebensmittel aßen. Nur: Sie nahmen dabei nicht zu, sondern ab. Das ging nur deshalb unter, weil die Low-Fat-Gruppe noch mehr abgenommen hatte. 

Trotzdem führt es die Deutungsversuche Kevin Halls bezüglich der Gründe, warum hochverarbeitete Lebensmittel ein höheres Risiko einer Gewichtszunahme bedeuten, ad absurdum. Die Kalorien können der Grund für die Zunahme nämlich nicht gewesen sein, wenn eine andere Ernährungsweise, Low Carb, zu einer ähnlich hohen Kalorienaufnahme führt, aber nicht zu einer Gewichtszunahme. 

Fast zum Schluß kommt in dem Bericht dann noch dies hier: 

What disheartens me about the crusade against them is its puritanical streak: the notion that a diet of convenient, delectable, and chemically complex foods must be too good to be true, and that we should, in response to this concerning-but-uncertain evidence, avoid the chips-and-snacks aisle at the grocery store like it contains poison. This puritanical rhetoric is amplified for parents, and mothers in particular bear the weight of judgment when they turn to store-bought baby food rather than spending endless hours pureeing vegetables on a Sunday afternoon.

Perhaps it would be ideal to only consume foods that Michael Pollan’s great-grandmother would recognize, but the reality is that we inhabit a different world from hers. More families have both parents working, more families are single-parent, and job demands are increasingly pressing. Time is scarce. While some people may find solace in the kitchen—I admit, I enjoy cooking to a certain extent—constantly hovering over a hot stove is not my idea of bliss.

Einerseits kann ich den Autor hier verstehen. Ich mag ja diese erhobenen Zeigefinger auch nicht, egal, welche Ernährungsweise mir damit anempfohlen wird. Aber es ist einfach nicht wahr, wenn er behauptet, es werde grundlos so getan, als sei Convenience Food alleine aus einer puritanischen Grundhaltung heraus dabei verdächtig. Es ist mit guten Gründen verdächtig: Die weltweite Adipositas-"Epidemie" muß irgendetwas mit westlicher Ernährung zu tun haben, weil sie immer dann und dort auffällig wird, wenn sich irgendwo auf der Welt diese Art der Ernährung durchzusetzen beginnt. Die Amis sind mit am schlimmsten von der ästhetischen und gesundheitlichen Problematik betroffen, essen aber gleichzeitig auch besonders viel hochverarbeitetes Zeug. Ein Zusammenhang liegt da einfach nahe. 

Die Frage, was genau an dieser Art von Essen die Probleme auslöst, ist meiner Meinung nach aber nicht nur noch nicht beantwortet, sondern die Antworten werden so hartnäckig an der falschen Stelle gesucht, daß sie bis auf weiteres überhaupt nicht gefunden werden können. Einstweilen begnüge ich mich deshalb mit der Feststellung, daß, siehe oben, das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile und diesem Essen entweder etwas fehlt oder umgekehrt etwas zu viel drin ist, das es anders wirken läßt als "the real stuff". 

Die Entscheidung, ob der Autor nun solches Essen trotzdem verwenden will oder nicht, kann ihm niemand abnehmen. Was mich stört, ist, daß er ein paar faule Ausreden dafür vorbringt, warum er das tut. Daß Kochen ein solcher Zeitfresser sei, stimmt beispielsweise nicht. Als alleinerziehende Mutter mit Vollzeitjob habe ich jeden Tag ein warmes Abendessen für mich und mein Kind gekocht. Das waren halt unter der Woche keine überkandidelten Sachen, sondern simples Alltagskochen, bei dem ich mich nicht verkünstelt habe und Wert darauf legte, daß der Zeitaufwand gering blieb. Da gab es halt ein Dutzend Standards, die ich regelmäßig immer wieder gemacht habe. Würstchen oder Fleischküchle mit Kartoffelbrei, Blumenkohlauflauf mit Schinken, Spaghetti Bolognese und so weiter. Manchmal auch einfach ein "Salat mit allem, was der Kühlschrank hergibt".

Außerdem: Viele Convenience-Foods benötigen in Wirklichkeit ziemlich viel Zeit, bis sie fertig sind, etwa Fertiglasagne, und ich lasse mir nicht weismachen, daß diejenigen, die so etwas verwenden, die Zeit, während sie im Backofen ist, wirklich produktiv für irgendwelche anderen dringlichen Hausarbeiten zu nutzen wissen. Meine selbstgemachte Lasagne braucht übrigens allenfalls um die zehn Minuten länger und im Gegensatz zu der Fertigfraß-Lasagne schmeckt sie auch. Solange sie im Backofen ist, habe ich Zeit, die Spülmaschine zu füllen und die Arbeitsflächen sauberzumachen, den Tisch zu decken und so weiter, so daß, wenn gegessen wird, meine Küche genauso sauber ist, als hätte ich bloß eine Aluschale mit einer Fertiglasagne in den Backofen geschoben. Viel stärker schlägt der Abwasch zu Buche, das habe ich gemerkt, als ich mir schließlich eine Spülmaschine leisten konnte. Aber ich nehme an, der Autor serviert seine Mikrowellengerichte und Fertigpizzas trotzdem auf richtigen Tellern.

Trotzdem sehe ich diese Sache recht unideologisch. Ab und zu ein Convenience-Gericht oder eines, das zum Teil Convenience mitenthält, bringt einen ja nicht gleich um. Ich bestehe bloß darauf, daß das Ergebnis mir auch schmecken muß. Heute abend zum Beispiel gibt es Schupfnudeln (die fertigen aus dem Kühlregal) mit Sauerkraut und Blutwurst. Die Variante mit Blutwurst habe ich selbst erfunden, weil meine Oma mir damals, als mein Kind noch klein war, immer Wurstdosen schenkte. Meistens war auch Blutwurst mit dabei und ich wußte lange nicht, was ich damit anfangen sollte, denn auf dem Brot schmeckte mir das nicht. Dem traditionellen schwäbischen Gericht "Schupfnudeln mit Kraut" gibt die Blutwurst aber meines Erachtens erst den richtigen Pfiff. Meine Oma ist schon zwanzig Jahre tot, seitdem kaufe ich die Blutwurstdosen selbst.

Das Problem des Autors ist wohl eher, daß er den Geschmack dieser Art von Essen einfach gewöhnt ist und glaubt, es schmecke ihm besonders gut. Und natürlich geht es auch darum, daß niemand gerne jahrlange eingespielte Gewohnheiten verändern möchte. Das Problem kann er nur selbst lösen.

Sonntag, 16. Juli 2023

Zucker predigen, Süßstoff verwenden

Mein Gewicht heute früh am Morgen des dritten Tages nach dem langen Fastenintervall: 80,7 Kilogramm. Ein Kilogramm weniger als am selben Tag vor zwei Wochen, was auch immer das wert sein mag, denn meine Gewichtsschwankungen der letzten Zeit sind ein bißchen unvorhersehbar, weil sich sowohl die Radiotherapie als auch die Hitze der letzten Woche auf der Waage mit ziemlich verrückten Werten bemerkbar gemacht haben.

Am Montag hatte ich mit einem Startgewicht von 83,1 Kilo noch allen Grund, auf ein neues Tiefstgewicht am Freitag zu spekulieren. Geworden sind es dann 79,3 Kilogramm, also 800 Gramm mehr als das alte Tiefstgewicht. Am Tag darauf, also am gestrigen Samstag, wog ich 81,3 Kilogramm. Das waren 700 Gramm mehr als zwei Wochen davor. Wenn ich also heute ein volles Kilo weniger als am Sonntag vor zwei Wochen wiege, dann sind das schon enorme Schwankungen, die nichts mit Fett, sondern viel mit Wasser zu tun haben, was sich natürlich auch in den nächsten Tagen weiter niederschlagen kann. Daß mir dieses Kilo minus erhalten bleibt, glaube ich erst, falls ich morgen in einer Woche zu Beginn des letzten langen Fastenintervalls vor dem Urlaub wahrhaftig 82,1 Kilogramm wiegen werde. 

Aber auch wenn es nicht so sein sollte, der Tend nach unten in den letzten sechs Wochen, also seit ich mit der aktuellen Serie von viertägigen Fastenintervallen begonnen habe, ist eindeutig: 

Gut möglich, daß unser Hofflohmärkte-Bummel gestern in Gluthitze, kombiniert mit der deutlichen Abkühlung von letzter Nacht mir heute dieses Gewichtsminus verschafft haben, aber fragen Sie mich bloß nicht, was ich jetzt für morgen erwarte. Im Moment kann ich es nur nehmen, wie es kommt, und ich bemühe mich, wenn ich mehr wiege, als ich erwartet hätte, mich nicht zu ärgern, sondern nur zu wundern. Aber wenn es weniger als erwartet ist, freue ich mich natürlich trotzdem, zum Beispiel heute.

Sofern ich im Urlaub das Gewicht auch mit den wenigen eingeplanten Fastentagen halten kann (fünf in drei Wochen), bin ich weiterhin perfekt auf Kurs, um spätestens nächsten Juni am Ziel zu sein. Immerhin bedeutete ein Gewicht von 83,1 Kilogramm vor dem langen Fastenintervall (noch 9,6 kg bis zum Zielgewicht), daß ich jetzt endgültig im Countdown-Bereich der letzten zehn Kilo angekommen bin. 

"Mission accomplished" werde ich erklären, wenn meine Waage vor einem langen Fastenintervall das erste Mal ein Gewicht von 73,5 Kilogramm oder weniger anzeigt. Dieses Fastenintervall setze ich dann noch um, und anschließend gehe ich in den Haltemodus. Das wird dann natürlich wieder neue Überraschungen mit sich bringen, denn ich glaube nicht, daß auf Anhieb alles so läuft, wie ich mir das in den letzten Jahren ausgekaspert habe. Ich nehme an, es wird ungefähr ein Jahr dauern, bis es keinen Bedarf mehr an Feinjustierungen gibt und ich meine Waage nur noch einmal im Monat in Anspruch nehmen muß.

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Meine spezielle Freundin, die Frau Professorin Hübner aus Jena, konnte es nicht lassen, als die Tagesschau sie für die richtige Person hielt, um eine Expertenmeinung über den Krebsverdacht gegen den künstlichen Süßstoff Aspartam einzuholen, diesmal nicht nur gegen Fasten und ketogene Ernährung, sondern sogar gegen Zuckerverzicht bei ansonsten normaler Ernährung zu agitieren: 

Allerdings berichtet Hübner von einem Trend, dass Krebspatienten auf Zucker verzichteten aus Angst, dieser lasse Krebszellen schneller wachsen, und stattdessen mehr Süßstoff zu sich nähmen. Dies sei aber nicht richtig, da solche "Krebsdiäten" negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben könnten. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ schreibt: "Für Krebspatientinnen und Krebspatienten ist eine ausgewogene Ernährung mit allen Nährstoffen - und dazu gehören auch Zucker und Kohlenhydrate allgemein - enorm wichtig."

Daß niemand seine Gesundheit in Gefahr bringt, wenn er sich um eine zuckerfreie Ernährung bemüht (zu hundert Prozent ist das in der Praxis sowieso kaum zu schaffen), ist bei Gesunden eine solche Binse, daß ich geneigt bin, es als großkalibrige Desinformation zu betrachten, wenn jemand etwas anderes behauptet - und selbstverständlich gilt das nicht nur für die Frau Professorin, sondern auch für das DKFZ. Jetzt mal ganz langsam zum Mitmeißeln: Niemand BRAUCHT Zucker für eine ausgewogene Ernährung. Ich verzichte jetzt sogar darauf, dafür wie sonst einen wissenschaftlichen Beleg zu bringen, weil das einem ganz normale Logik ebenfalls erschließen kann. Denn wäre das anders, wären unsere frühen menschlichen Vorfahren der Jäger- und Sammlerzeit spätestens nach dem Ende der Obsterntezeit ja unweigerlich dem Tode geweiht gewesen, was unter anderem zur Folge gehabt hätte, daß weder die Frau Prof. noch ich uns heute zu solchen Themen äußern könnten, weil die Menschheit noch vor der Erfindung des Ackerbaus ausgestorben wäre.

Verzichtet jemand außerdem nur auf Zucker, nicht aber auf andere Kohlenhydrate, werden die ja genau in dieselbe Glukose umgewandelt wie Zucker, also ergäbe diese Behauptung nicht einmal dann einen Sinn, wenn der Körper unbedingt die Zuführung von Kohlehydraten benötigen würde, was aber auch nicht der Fall ist, da die Funktion von Glukose im Organismus auch von Ketonkörpern ausgefüllt werden kann.  

Aber warum genau soll dies ausgerechnet bei an Krebs Erkrankten anders sein? Das ergibt überhaupt keinen Sinn, und zwar auch dann nicht, falls ein Zuckerverzicht den Tumor überhaupt nicht beeindrucken sollte - was aber im Moment genausowenig bewiesen ist wie das Gegenteil.

Langsam fange ich sogar an, mir ein bißchen Sorgen um die Frau Professorin zu machen. Was zum Teufel stimmt mit dieser Frau eigentlich nicht? Die zitierte Äußerung wirkt auf mich genauso überspannt wie die aller Fanatiker im Ernährungs- bzw. überhaupt im Gesundheitsbereich, die sich in etwas so sehr verrannt haben, daß das für sie zu wichtig geworden ist, um der Realität noch irgendwelche Beachtung zu schenken.

Mit dem Zitat habe ich daneben noch ein weiteres Problem. Jutta Hübner ist es gelungen, noch mehr grobschlächtige Fehlinformationen darin unterzubringen als nur die eine, über die ich mich gerade beschwert habe:
  • Zuckerverzicht bei Krebspatienten hat häufig gar nicht das Ziel, den Tumor selbst zu beeinflussen, sondern zielt darauf ab, die Nebenwirkungen der Krebsbehandlung zu verringern.
  • Zuckerverzicht kann, muß aber nicht bedeuten, daß jemand mehr Süßstoffe zu sich nimmt.
  • Daß ein Zuckerverzicht den Krankheitsverlauf bei Krebs sogar ungünstig beeinflussen könne, ist eine geradezu aberwitzige, weil völlig unbelegbare Behauptung. 

Was mich im vorliegenden Fall so besonders irritiert, ist, daß ich mich zwar noch in jemanden hineindenken konnte, der jahrzehntelang gegen alle Arten von Ernährungsmythen in Zusammenhang mit Krebs gekämpft hat und bei etwas, das etwas eindeutig Falschen entfernt ähnlich sieht, nicht mehr genau genug hinschaut, um noch zu bemerken, daß daran irgendetwas anders ist. Aber speziell die Behauptung, Zuckerverzicht für sich alleine genommen könne sich bereits negativ auf den Krankheitsverlauf von Krebs auswirken, ist so ballaballa, daß ich zugunsten der Frau Professorin nur hoffen kann, daß die Tagesschau ihr einen besonders unterbelichteten Praktikanten geschickt hat, der bei der Wiedergabe das eine oder andere durcheinandergebacht hat, denn andernfalls könnte ich mich nicht mehr darauf beschränken, ihre wissenschaftliche Integrität in Frage zu stellen, sondern müßte an ihrem Verstand zweifeln. 

Andererseits bleibt sie sich damit in gewisser Weise selbst treu, denn auch von den angeblichen Belegen für mögliche negative Wirkungen von ketogener Ernährung bei Krebs, die dieselbe "Expertin" vor einigen Jahren behauptete erbringen zu können, blieb ja nicht nur nicht mehr sonderlich viel übrig, als ich sie mir genauer ansah, sondern ich fand außerdem ein paar Indizien dafür, daß sie sich wohl zu sehr gewünscht hat, Keto wiederlegen zu können, um der Versuchung nicht nachzugeben, das Beweismaterial in ihrer Zusammenfassung ein wenig zu frisieren, damit es besser zu ihrer These paßt.

An der Sache gibt es außerdem noch einen weiteren verwunderlichen Aspekt: Die Frau Professorin praktiziert nämlich selbst nicht, was sie predigt. Aus irgendwelchen Gründen scheint sie es dann doch wieder opportun zu finden, den Zucker in ihrer eigenen Ernährung durch künstliche Süßstoffe zu ersetzen: 

"Auch ich trinke ohne Bedenken eine Flasche Light-Cola oder tue eine Süßstoff-Tablette in meinen Tee", so die Onkologin.

Nun ja, über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten. Ich habe nach der Markteinführung von Cola light in den 1980er Jahren nur ein einziges Mal so etwas gekauft und zu trinken versucht und mich seitdem standhaft geweigert, dies zu wiederholen. Mag sein, daß die Rezeptur im Lauf der letzten vierzig Jahre verbessert wurde (ähnlich wie bei alkoholfreiem Bier, das mittlerweile ja auch nicht mehr nach Pferdepisse schmeckt). Wenn ich - alle Schaltjahr kommt das mal vor - ein sogenanntes "Erfrischungsgetränk" zu mir nehme, dann muß es aber schon "the real stuff" sein, alles andere wäre auch unter meiner Würde, denn das verbietet mir alleine schon meine Selbstachtung. Ich stehe dazu, daß mir Süßes schmeckt, und ich muß mich nicht selbst dafür bestrafen, indem ich auf ein entfernt ähnliches, aber viel unbefriedigenderes Produkt ausweiche.

Warum aber sollen Krebspatienten nach Meinung von Jutta Hübner nach eigentlich unbedingt unterlassen, was sie selbst ja auch gewohnheitsmäßig zu tun scheint, nämlich Zucker durch andere Arten von Süßungsmittel zu ersetzen? Mindestens die Süßstofftablette im Tee spricht nämlich für eine regelmäßige Gewohnheitshandlung. So etwas macht man kaum, weil einen sporadisch ein Lüstlein darauf überkommt, sondern entweder (fast) immer oder gar nicht.



Donnerstag, 13. Juli 2023

Die Angst des Onkologen vor der Abnahme des Patienten

Mein Gewicht heute früh nach dem dritten von vier Fastentagen: enttäuschende 80,1 Kilogramm. Das sollte mich allerdings nicht weiter aufregen, denn das liegt eindeutig an der Hitze. Drei Abende lang hatte ich nun geschwollene Knöchel (wenn auch jeden Abend weniger stark), und das Wasser, das da drinsteckt, wiegt ja auch was. Es hatte außerdem einen positiven Nebeneffekt, nämlich daß ich bislang nicht einmal die leisesten Vorboten von Wadenkrämpfen wegen Wassermangel bemerkt habe. Damit habe ich zwar deutlich weniger zu kämpfen, seit ich das Pertuzumab nicht mehr bekomme und seltener und kürzer Durchfall habe, aber es kommt mir immer noch so vor, als wäre es häufiger als vor Beginn der Antikörpertherapie. Klar, bei Durchfall verliert man halt Wasser, und da fehlt dann eben häufiger etwas davon an anderer Stelle. Bis zu einem gewissen Grad werde ich damit wohl noch für das nächste halbe Jahr leben müssen, bis auch das Trastumab wegfällt.

Außerdem ist bei mir mittlerweile der Groschen gefallen, daß ich morgen trotz des vielversprechenden Fasten-Startgewichts vom 83,1 Kilogramm am Montag sowieso nicht mit einem neuen Tiefstgewicht rechnen könnte, weil ich ja heute noch Antikörpertherapie bekommen habe. Das bedeutete bisher immer ungefähr ein halbes Kilo mehr, als ich andernfalls hätte erwarten können, ebenfalls flüssigkeitsbedingt. Also schreibe ich das im letzten Beitrag für morgen erhoffte Gewicht von weniger als 78 Kilo jetzt in den Kamin. Ich werde froh sein müssen, wenn ich es auf unter 79 schaffe, denn ob das passieren wird, ist auch noch keineswegs gesagt.

Da fokussiere ich meine Erwartungen doch lieber auf das nächste lange Fastenintervall ab dem 24.7., denn da möchte ich mit weniger als 83,1 Kilo starten (auf die reale Abnahme sollten die Wasserschwankungen ja hoffentlich keinen Einfluß haben) und nach vier Tagen dann wirklich ein anständiges neues Tiefstgewicht sehen.

Neben der Hitze schlaucht mich auch die tägliche Tour zum "Karussellfahren" allmählich doch ganz gewaltig, obwohl ich außer dem erwähnten gelegentlichen Zwicken an den bestrahlten Stellen und einer leichten Hautrötung an den bestrahlten Stellen immer noch keine Nebenwirkungen bemerke. Ich hatte mir den Vormittag um 9 Uhr selbst für die Termine ausgesucht und kann mich also echt nicht darüber beschweren, aber ich bemerke an mir doch mittlerweile eine gewisse Zermürbung, weil es echt ein Kraftakt ist, die geschäftlichen Erfordernisse und alle möglichen, die im privaten Bereich noch unerwartet aufpoppen, damit in Einklang zu bringen - so mußte ich heute noch schnellstmöglich jemanden auftreiben, der morgen früh dem Schornsteinfeger die Dachluke aufsperrt. Den Schlüssel hätte er eigentlich bei mir bekommen sollen, aber morgen zwischen 8 Uhr und 10 Uhr, die Zeit, für die er sein Kommen angekündigt hat, geht das beim besten Willen nicht. 

Zum Glück habe ich heute den Termin Nr. 21 von insgesamt 28 hinter mich gebracht, das Ende rückt also langsam in Sichtweite. Den Rest krieg ich auch noch rum.

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Was mich ja regelmäßig auf die Palme treibt, sind Ernährungsratschläge speziell für Krebspatienten, zum Beispiel durch diese Plattform zur Ernährung bei Krebs, die zwar nicht total neu ist, auf die ich aber erst jetzt gestoßen bin. Ich wußte schon, daß ich mich über sie ärgern würde, als ich durch einen Tweet mit folgender Message auf sie aufmerksam gemacht wurde:

Ist Abnehmen immer gesund und Gewichtsverlust währen einer #Krebserkrankung total normal?

Über die Plattform selbst wäre ebenfalls manches zu sagen, aber im Grunde ist das überflüssig, denn was mich an ihr gestört hat, ist das, was mich auch an der Frau Professorin Hübner gestört hat und an den meisten Ernährungsberatern stört. Ich halte die Ratschläge auf dieser Website, kurz gesagt, unter dem Strich nicht für hilfreich und sogar für potentiell schädlich. Aber damit ist sie natürlich keine Ausnahme. Überall, wo der Eindruck vermittelt wird, es sei für jeden, der es ernsthaft versucht, ganz einfach, sein Körpergewicht auf Basis irgendeiner Variante der Kalorienlogik selbst zu steuern, besteht dasselbe Problem, nämlich daß das ganz einfach nicht wahr ist – was jeder Ernährungsberater aufgrund der Erfahrung mit seinen Patienten eigentlich auch ganz genau wissen müßte. Aber jeder Patient, der einen Ernährungsberater um Rat fragt, letztlich auch. Daß beide trotzdem unweigerlich so tun, als wäre es anders, ist eines der Mysterien aus dem ja nicht gerade kleinen Repertoire irrationaler Verhaltensweisen des Menschen.

Daß die Empfehlung, während einer Krebserkrankung weder zu- noch abzunehmen, sondern sein Gewicht zu halten, mit den dafür auf der Website empfohlenen Methoden kaum umsetzbar ist, darüber habe ich bei anderen Gelegenheiten eigentlich schon genug geschrieben. Bleiben wir lieber bei der Deutschen Gesellschaft für Ernährungsmedizin und dem, was ich an deren Tweet so ärgerlich fand. Die Frage ist nämlich eine Frechheit, und das aus mehreren Gründen, die ich mal aufdröseln möchte. Der erste Grund ist, daß vermutlich nicht besonders viele Krebspatienten diese Dinge glauben. Ich nehme außerdem an, daß die DGEM das selber auch ganz genau weiß und bloß einen Pappkameraden aufbaut, um ihn viel Theatralik bekämpfen und ohne viel Anstrengung besiegen zu können.

Wieviele Menschen wohl tatsächlich glauben, Abnehmen sei immer gesund, ist aber trotzdem eine interessante Frage, allerdings kann man darüber nur spekulieren. In einer Gesellschaft, in der gleichzeitig immer ein ziemlich hoher Prozentsatz gerade am Abnehmen ist und immer neue Diätbücher auf den Markt geschmissen werden, weil sich so was verkauft wie geschnitten Brot, braucht man sich über einen gewissen Anteil, der solche Dinge glaubt, natürlich nicht zu wundern. Das gilt aber ganz besonders für eine Organisation wie die DGEM aus dem Public-Health-Bereich, der ich hier mal ungeprüft unterstelle, daß sie genauso wie andere Public-Health-Organisation aus dem Ernährungsbereich dafür wahrscheinlich mitverantwortlich gemacht werden kann. Falsche Vorstellungen wie die, Abnehmen müsse immer gut sein, entstehen ja nicht von alleine.

Meinungsbildung funktioniert ja bei jedem Thema zu einem guten Teil nach dem Orwellschen Prinzip "Vier Beine gut, zwei Beine schlecht". Auf diesem Prinzip basiert jede PR, und wer immer eine Presseabteilung hat (und wer ist das wohl bei der DGEM, der solche Tweets absetzt, wenn nicht deren Öffentlichkeitskommunikation?), braucht gar nicht erst behaupten, er nutze sie nicht. So viele Tatarenmeldungen, wie sie über das Körpergewicht und Abnehmen und die Adipositaswelle tagtäglich abgesetzt werden, da braucht sich doch niemand darüber zu wundern, wenn manche Leute tatsächlich glauben, Abnehmen sei immer gut. Nicht zuletzt gilt das im Falle von Krebspatienten bestimmt auch deshalb, weil man unter besagten Tatarenmeldungen immer auch solche findet, nach denen diese oder jene Studie herausgefunden hätte, daß Übergewicht das Krebsrisiko erhöht. Genau wie die Sache mit den Himbeeren ist ein solches Mißverständnis einer der zugehörigen Kollateralschäden.

Daß man bei Krebs abmagert, zählt wiederum zu den typischen Versatzstücken, die jemand, der sich nie näher mit diesem Thema befaßt hat, spontan aus Erinnerungen an einschlägiges irgendwann mal Gehörtes und Gelesenes abrufen kann. Während einer Krebserkrankung abnehmen zu wollen, entspricht letztlich derselben Logik, wie das Rauchen im Anschluß an eine Krebsdiagnose aufzugeben. Im letzteren Fall versucht bloß niemand, einen davon abzuhalten.

Die meisten Krebspatienten sind aber trotzdem nicht so dämlich, wie die DGEM sie darstellt, und zwar auch dann nicht, wenn sie andere Vorstellungen über die richtige Ernährung bei Krebs haben als ich selbst oder die DGEM. Dabei handelt es sich um zwei sehr unterschiedliche Vorstellungen, versteht sich. (Und natürlich ist meine richtig und die der DGEM falsch. 😛) Was beide trotzdem gemeinsam haben: Sie folgen einer rationalen Logik, die sich an Ursachen und Wirkungen orientiert; die Differenzen kommen daher, daß die DGEM andere Ursachen für die Wirkung Übergewicht für richtig hält als ich. 

Mir ist aber schon aufgefallen, daß eine solche Herangehensweise unter Krebspatienten keine Selbstverständlichkeit ist. Die meisten suchen sich einfach jemanden, der behauptet, Ahnung zu haben, und vertrauen ihm. Und das kann dann zwar auch der Vertreter einer Außenseitermeinung sein, aber in der Regel ist es einfach ihr Arzt.

Neben den Patienten, die sich eine auf Fakten beruhende Meinung bilden, und denen, die Personen vertrauen, gibt es als dritte Gruppe noch die Patienten, die im Laufe der Therapie anfangen, ärztliche Maßnahmen in Frage zu stellen, meistens aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen mit der Behandlung. Abbruch der Chemotherapie, wenn sie schlecht vertragen wird, ist zum Beispiel keine Seltenheit, aber manche Frauen mit Brustkrebs wehren sich auch gegen eine brusterhaltende OP, obwohl ihr Arzt sie befürwortet hätte. Das hat oft damit zu tun, daß es die Angst der Patientin vor einer Rückkehr des Tumors verringert, aber manchmal wird es auch damit begründet, daß auf diese Weise nach der OP keine Bestrahlung mehr erforderlich ist. Es gibt ja durchaus vernünftige Gründe, sich nicht bestrahlen lassen zu wollen, obwohl ich mich dafür entschieden habe. 

Unter den beiden Gruppen, die sich „auf Vertrauensbasis“ behandeln lassen, ist der Anteil derer, die ohne Zögern ihrem Arzt vertrauen, aber sehr viel größer als der derjenigen, die so wenig Vertrauen in die Onkologie haben, daß sie ihr Leben lieber einer Außenseitermethode anvertrauen. Das macht es aber extrem unwahrscheinlich, daß allzu viele Leute besonders lange daran glauben, es sei gut, wenn sie während einer Krebsbehandlung abnehmen. Immerhin wird man nach einer Krebsdiagnose ständig von Ärzten nach (ungewollten) Gewichtsabnahmen gefragt, da kommt auch der vernageltste Patient irgendwann dahinter, daß jedenfalls vom Arzt eine Abnahme für kein besonders gutes Zeichen gehalten wird. 

Freilich ist es auch dann nicht auszuschließen, daß jemand sich entweder insgeheim über eine Gewichtsabnahme freut oder sie sogar aktiv herbeiführt. Ich zum Beispiel habe das ab Januar getan, nachdem mir der Dezember mit der Unterbrechung von Low Carb eine unerwartet hohe Gewichtszunahme beschert hatte. Die Logik dahinter war, daß ich speziell eine solche Abnahme für unriskant gehalten habe und mir außerdem von Low Carb plus Fasten Vorteile bei den Nebenwirkungen versprochen habe. Ich werde zwar nie einen Vergleich vornehmen können, wie das Carboplatin und Taxol ohne das bei mir gewirkt hätte, aber warum ich annehme, daß es in der  Tat vorteilhaft war, kann man in den Blogartikeln zwischen Januar und März nachlesen. 

Aber zurück zu den widerborstigen Patienten, die trotz aller Aufklärung einfach nicht aufhören wollen, an irgendwelche Wundermittel (oder was Fachleute dafür halten) zu glauben.

Der Casus knackus besteht darin, daß Krebsbehandlungen bei Patienten im Ruf stehen, häufig nicht erfolgreich zu sein und mit einem frühen Tod des Patienten zu enden. Und das natürlich, leider, völlig zu Recht. Das ist der Hauptgrund dafür, warum sie entweder ganz nach anderen oder ergänzenden Lösungen suchen, und das kann wieder durchaus rational sein. Wer beispielsweise miterlebt hat, daß Freunde oder Verwandte trotz guter ärztlicher Betreuung an ihrem Krebsleiden gestorben sind, der hat ja gute Gründe, wenn er daran zweifelt, daß dieselben Ärzte seine eigene Krebserkrankung erfolgreicher behandeln können. Irrational ist also allenfalls die Auswahl dessen, was stattdessen die Heilung bringen soll, nicht aber dieser Zweifel, denn der läßt sich rational begründen.

Das ist etwas, was die "Follow the Science"-Gemeinde ums Verrecken nicht kapieren will: Je höher die Wahrscheinlichkeit, daß die durch die Wissenschaft empfohlene Methode sowieso nicht helfen wird, desto geringer das Risiko, das man mit einer wissenschaftlich unbelegten zusätzlich eingeht. Das gilt sogar dann, wenn man sie "stattdessen" wählte, aber noch mehr, wenn man sich für "zusätzlich" entscheidet. Daran ist also, näher betrachtet, im Grunde auch nichts irrational. An dieser Stelle kommt außerdem die Ernährung mit ins Spiel, weil sie natürlich eine der besonders naheliegenden Baustellen ist, auf denen man selbst aktiv werden kann, und weil so manche der bekannten wie auch der exotischeren Krebstheorien um Ernährungsfragen kreist. Was diesen Bereich außerdem attraktiv für Patienten macht, ist, daß man irgendwelche Ernährungstheorien auch problemlos mit einer konventionellen Krebsbehandlung kombinieren kann.

Im Zweifelsfall erfährt der behandelnde Arzt von vornherein nichts davon, wenn der Patient weiß oder vermutet, daß der ihn ja sowieso davon abzuhalten versuchen würde. Aus genau demselben Grund wäre diese zweifellos gut gemeinte Website bezogen auf diese Klientel (diejenigen, die ihrem Arzt glauben und nur allgemeinverständlich Zusatzinfos suchen, werden sie wohl für nützlich halten) auch dann ein Rohrkrepierer, wenn die Empfehlungen auf ihr wirklich empfehlenswert wären, was aber, siehe oben, meiner Meinung nach nicht der Fall ist.

Wenn das Bestmögliche, was die Medizin zu bieten hat - je nach Krebsart und Erkrankungsstadium -, zwischen günstigstenfalls zehn und schlimmstenfalls beinahe hundert Prozent der Patienten deren vorzeitigen Tod nicht verhindern kann und ein vorzeitiger Tod oder eine dauerhafte starke gesundheitliche Beeinträchtigung noch nicht einmal selten auch eine direkte oder indirekte Therapiefolge sein kann, dann frage ich mich schon, warum von so geringfügigen möglichen zusätzlichen Risiken (die außerdem mit ein bißchen gutem Willen des behandelnden Arztes leicht noch weiter minimierbar sind) immer mit solcher Theatralik gewarnt wird. Realistisch betrachtet ist eine Krebstherapie für den Patienten immer auch ein Glücksspiel, ob er sich nun Eigenmächtigkeiten erlaubt oder alles so macht, wie der gute Onkel Doktor das haben will. Im Ernährungsbereich kommt aber außerdem noch erschwerend hinzu, daß die Losbox für die Behandlung von ernährungsbedingten Erkrankungen sogar noch einen noch höheren Anteil an Nieten aufweist als die einer Krebsbehandlung. Es ist deshalb sogar höchst rational, den üblichen Empfehlungen nicht zu vertrauen, und irrational, wieder und wieder auf dieselbe Weise damit zu scheitern und schließlich solchen Methoden sogar sein Leben mitanzuvertrauen, wie das beispielsweise jemand tut, der mit starkem Übergewicht vor einer Krebstherapie steht.

Eigentlich wollte ich mir ja eine genauere Analyse der Ernährungs-Website ganz sparen, aber zur Frage der Gewichtsabnahme bei Krebs kann ich folgendes Zitat echt nicht unkommentiert lassen:

Etwa 25% der 220 000 Krebstoten im Jahr sterben nicht am Tumor sondern an den Folgen einer Mangelernährung. Mangelernährung bei Krebs beginnt bereits bei einem ungewollten Gewichtsverlust von 5% in 3 Monaten, egal bei welchem Ausgangsgewicht oder BMI! Das sind bei 80 Kilogramm gerade mal 4 Kilo. Oft haben Patienten schon bei der Diagnose so viel Gewicht verloren und drohen in die Mangelernährung zu rutschen.

Der erste Satz mag stimmen, der letzte ebenfalls, aber das in der Mitte ist Schwachfug. 90 Prozent aller Krebstoten sterben nicht an einem Primärtumor, sondern an metastasiertem Krebs. Wieviele dieser 25 Prozent an Mangelernährung Verstorbenen sind dann wohl an nicht metastasiertem Krebs gestorben? Ich lehne mich jetzt mal ganz weit aus dem Fenster und behaupte: annähernd null Prozent. Prove me wrong, wer glaubt, es zu können! Ich habe nicht versucht, dafür einen Beleg zu finden, aber es ergibt sich zum einen aus den 90 Prozent und zum anderen aus der Tatsache, daß sich auch für einen Laien mit bloßem Auge mühelos mindestens zwei unterschiedliche Auslöser für Gewichtsabnahmen bei Krebs erkennen lassen, die auch eine unterschiedliche Gefährdung des Patienten bedeuten. Es ist und bleibt mir ein komplettes Rätsel, warum hingegen die Experten ständig so tun, als wäre die Zahl auf der Waage das, was die Gefahr für Krebspatienten ausmacht.

Eine unfreiwillige Abnahme - oft schon im Vorfeld der Diagnose - kommt nämlich umso häufiger vor, je weiter der Krebs fortgeschritten ist. Bei fortgeschrittenen Fällen handelt es sich zwar nicht immer, aber zu einem hohen Anteil um die sogenannte Tumorkachexie. Es ist keine allzu gewagte Behauptung, daß ein beträchtlicher Teil der 25 Prozent Krebstode wegen Mangelernährung auf dies zurückzuführen ist - obwohl natürlich bei fortgeschrittenem Krebs auch Abnahme als Folge von Therapienebenwirkungen um einiges bedenklicher ist als in frühen Stadien. Sie ist um Potenzen gefährlicher und schwieriger zu behandeln als die typischen Auslöser von unfreiwilligen Gewichtsabnahmen bei Krebs in früheren Stadien, bei denen es sich in der Regel um Therapienebenwirkungen handelt: Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. 

Die Tumorkachexie ist keine Nebenwirkung, sondern Bestandteil der Krebserkrankung, wie es scheint, auch wenn sie bislang noch nicht so richtig verstanden wird. Daß Tumorkachexie lebensgefährlich ist, hängt auch damit zusammen, daß der zugehörige Muskelschwund kaum beeinflußbar ist. Eine Gewichtszunahme läßt sich durch hochkalorische Ernährung bewirken, aber sie besteht dann aus Fettgewebe und hilft nicht gegen die Folgen des Muskelschwunds. Nach heutigem Wissensstand ist die einzig wirksame Methode, Tumorkachexie zu bekämpfen, die Beseitigung der zugrundeliegenden Krebserkrankung. Eine Abnahme, die von Chemo-Nebenwirkungen ausgelöst wird, ist dagegen mindestens in frühen Stadien keineswegs lebensgefährlich, und falls Mangelerscheinungen auftreten sollten, lassen sie sich dann auch einfach behandeln.

Und wie sieht es nun mit aktiv herbeigeführten Gewichtsabnahmen aus, sei es nun mit dem Ziel einer Abnahme oder als Nebenwirkung von chemobegleitendem Fasten und/oder Low-Carb-Ernährung? Für sie gilt im Prinzip dasselbe wie für die "ungefährlichere" Sorte der unfreiwilligen Abnahmen. Als ich meinen Doc.neu auf das chemobegleitende Fasten ansprach, weil ich fand, mein Arzt müsse wissen, was ich mache, egal, was er davon hält, denn abhalten können hätte er mich davon nicht, zeigte er sich weder begeistert noch entsetzt, sondern nickte nur und zählte mir exakt zwei Punkte auf, die ich beachten sollte: 1) Viel trinken. 2) Abbrechen, falls ich Schwächezustände bemerken sollte. Beide Einschränkungen halte ich für vernünftig und würde als dritte noch ergänzen: Wenn man sich damit auf irgendeine Weise physisch oder psychisch schlechter fühlt als durch die Chemotherapie alleine, sollte man es auch wieder bleibenlassen. Wenn man schon Krebs hat, dann - und das ist der einzige Punkt, in denen ich dieser Website beipflichte - ist es überhaupt nicht einzusehen, sich mit etwas herumzuquälen, das einem schwerfällt, aber auf der anderen Waagschale keine erkennbaren Vorteile mit sich bringt. (Allerdings erinnere ich zum Stichwort "Herumquälen" daran, daß ich mich vor langen Fastenintervallen selbst gefürchtet hatte und dann total überrascht war, als sie mir kinderleicht fielen - wie es bei einem selbst ist, weiß man erst, wenn man es mal ausprobiert hat.)

Wer bei einer Krebsbehandlung neu mit Fasten, aber auch mit einer Low-Carb-Ernährung (von der die Website natürlich ebenfalls abrät) anfängt, der nimmt fast zwangsläufig ab, und zwar in der Regel, ohne daß dabei eine Mangelernährung auftritt; dazu gibt es übrigens auch Studien (siehe hier und hier), in denen diesem Faktor hohe Beachtung geschenkt wurde - und speziell bei ketogener Ernährung betrafen diese Studien sogar fast komplett Krebspatienten in fortgeschrittenen Stadien, bei denen dies ebenfalls keine Mangelernährung auslöste. Was zum Teufel soll außerdem so schwierig daran sein, sich als Arzt oder Ernährungsberater einen Eindruck davon zu verschaffen, ob die Abnahme deren persönliches Befinden wirklich beeinträchtigt hat? Sind wir als reale Patienten, um deren Leben und Gesundheit es angeblich geht, denn wirklich nichts Besseres wert als Warnungen, die erkennbar auf Halbwissen beruhen, auch wenn sie von Experten kommen? Und wer braucht überhaupt Experten, wenn sie dann doch nur Halbwissen verbreiten?

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Bei so viel Verdruß mit medizinischen Experten lobe ich mir den speziellen ärztlichen Pappkameraden, den ich mir am Wochenende auf dem Flohmarkt gekauft habe, noch mehr. Wäre ich mit meinem Hausarzt nicht so zufrieden, würde ich den als neuen Hausarzt wählen. ;-)