Mein Gewicht heute früh am ersten von vier aufeinanderfolgenden Fastentagen: 76,1 Kilogramm.
Ja, da bin ich selbst ziemlich platt. Das sind volle drei Kilogramm weniger als letzten Montag, damit habe ich nicht gerechnet, obwohl es mir gestern spätabends übel wurde und ich mein Abendessen bedauerlicherweise (es hatte doch so gut geschmeckt) der Kanalisation schenken mußte. Das war seit letzten Sommer das dritte Mal, daß mir so etwas passiert ist, und wie bei den letzten beiden Malen fühle ich mich heute am Tag danach völlig normal und gesund. Irgendwie ist meine Verdauung ungnädiger als früher mit Essen geworden, das ihr aus irgendwelchen Gründen nicht in den Kram paßt. Eigentlich habe ich von mir ja immer gesagt, ich könne ggf. sogar rostige Nägel verdauen. Die drei Male vor denen seit letzten Sommer haben sich über einen Zeitraum von mindestens zehn Jahren verteilt, wenn nicht noch länger. Bleibt das jetzt bei mir so, daß das häufiger passieren wird?
Auf das Erlebnis gestern abend hätte ich eigentlich auch verzichten können, aber angesichts des heutigen Anfangsgewichts beim Fasten verbuche ich es mal unter "Nichts ist so schlecht, daß es nicht für irgendwas gut wäre". Freilich sollte ich mich jetzt wohl mental darauf einstellen, daß ich nächsten Montag dann wohl kaum mit einem Gewicht starten werde, das allzu viel niedriger liegt. Wenn ich Pech habe, ist es sogar ein bißchen höher. Trotzdem, das Zielgewicht aus einer Entfernung zu betrachten, die plötzlich nur noch 2,6 Kilogramm beträgt, gefällt mir gar nicht so schlecht. Gerade, weil die Sache mit dem Gewicht sich in den letzten Wochen so viel zäher angelassen hatte als erwartet. Auch wenn es nächste Woche voraussichtlich dann wieder unangenehm zäh werden sollte, das geschieht ja immerhin von einem Punkt aus, der plötzlich viel näher am Ziel ist, als ich erwartet hatte. Denn eigentlich hatte ich für heute auf nichts besseres als ein Gewicht hoffen können, das unter 78 Kilogramm liegt, und das habe ich nun doch ziemlich weit unterboten.
Die Sache bleibt jedenfalls spannend.
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Den Tagesschau-Podcast habe ich bislang immer ignoriert, aber dem Titel "Hab' ich Krebs? Das Geschäft mit der Angst" konnte ich dann doch nicht widerstehen. Kurz gesagt ging es in dem Podcast um ein Vorsorgeangebot einer Versicherung, das mittels eines Bluttests einmal pro Jahr Krebserkrankungen besonders früh zu erkennen verspricht mit dem Ziel, daß sie dann auch besonders früh - und erfolgversprechender - behandelt werden können. Ein Angebot, das - durchaus mit nachvollziehbaren Gründen - als unseriös dargestellt wurde. Obwohl eine der wichtigeren Zeugen der Anklage ausgerechnet meine spezielle Freundin, die Frau Professorin Hübner, gewesen ist, hörte sich die Sache wirklich ziemlich "fishy" an. Ein kommerzielles Angebot, das mit mehr als 300 Euro jährlichen Kosten auch nicht ganz billig ausfällt und auf eine Weise beworben wird, bei der vermutlich mehr versprochen wird, als man halten kann. Bei anderen Produkten, für die geworben wird, ist das freilich auch nicht viel anders, vom neuen Snackangebot bis zu anderen Arten von Versicherungen. Ich erinnere mich noch, daß ich mich damals, als die Riester-Rente eingeführt wurde, furchtbar über die Plakatwerbung der Victoria Versicherung geärgert habe, die auch auf den Faktor Angst, in diesem Fall die Angst vor Altersarmut, setzte, genau wie jetzt die Krebsangst der Versicherung Kunden zutreiben soll.
In einem Punkt habe ich aber aufgehorcht. Und das war, als einer der Teilnehmer an der Studie, mit der für dieses Verfahren geworben wird, über die psychischen Langzeitfolgen klagte. Bei ihm hatte der Bluttest mit über 90 Prozent Wahrscheinlichkeit eine Krebserkrankung angezeigt, die sich im anschließenden CT aber nicht betätigte. Seitdem plagt den armen Mann die Krebsangst, und das hörte sich für mich wie der Hauptvorwurf gegen dieses Versicherungsangebot an, weil es einen Großteil des Gesprächs ausmachte.
"Das Leben mit einem positiven Test, wenn dann hinterher bei der Untersuchung kein Krebs gefunden wird, ist ein völlig veränderte Leben. Das ist eine enorme psychische Belastung und das entzieht dem Menschen gute Lebensjahre mit einem unbeschwerten Gefühl: Ich bin ein gesunder Mensch", sagt die Frau Professorin Hübner und damit bin ich zum ersten Mal mit ihr d'accord. Somit müßte meine spezielle Freundin aber nicht nur gegen diesen Bluttest (sofern er ansonsten empfehlenwert wäre - allerdings werde ich mich jetzt nicht davon überzeugen, daß er es nicht ist) auch gegen Brustkrebs-Screening und Darmkrebs-Früherkennung sei. Bei denen kann ein falsch positives Ergebnis schließlich genauso passieren und dasselbe auslösen.
Einer der Gründe, warum ich mich so über diese Darmkrebs-Plakatkampagne aufgeregt hatte, deren Argument so aussah: "Fühlen Sie sich wohl? Sie könnten aber Darmkrebs haben", war, daß sie darauf abzielte, bei möglichst vielen Lesern/Zuschauern aus dieses Wohlgefühl in Krebsangst zu verwandeln, damit sie gehen und diese Früherkennungsmaßnahme vornehmen lassen. Auch ohne eine falsch positive Schocknachricht: Wievielen Menschen untergräbt denn schon alleine diese bescheuerte Kampagne ihr unbeschwertes Gefühl "Ich bin ein gesunder Mensch"?
Das klang in dem Podcast zwar an, aber es wurde dann sofort wieder wegzuerklären versucht: Bei Brustkrebsscreening etwa werde ja transparent gemacht, daß die Differenz zwischen den Brustkrebstodesfällen zwischen denen, die teilnehmen, und denen, die es nicht tun, gerade mal bei einer Person von 1000 liegt. Aber egal, was im Kleingedruckten steht, die Einladung zum Brustkrebs-Screening sagt nun einmal "Du könntest Krebs haben".In Wirklichkeit wird mit dem Ziel, die Eingeladenen zur Teilnahme zu animieren, doch auch dabei ebenso mit der Krebsangst gespielt wie bei der Versicherung mit dem Bluttest. Der Hauptunterschied besteht darin, daß die Versicherung mit diesem Angebot Geld zu verdienen versucht.
Es würde echt mal Zeit werden, die Krebsangst - in der Form, in der sie derzeit so gerne geschürt wird - als ein Problem zu begreifen, das zusätzlichen Schaden anrichtet. Übergreifend könnte man außerdem sagen: Das gilt auch für jede andere Kampagne, die Menschen durch Nutzung ihrer Ängste zu manipulieren versucht. Angst ist noch nie ein guter Ratgeber gewesen. Trotzdem ist es fester Bestandteil heutiger Gesundheits- aber auch fast jeder anderen Art von politischen Kampagnen aller Art und der Einlassung der diversen Pressure Groups, die für eine bestimmte Maßnahme Lobbyarbeit betreiben, Menschen zu ängstigen, um sie zu einem bestimmten gewünschten Verhalten zu bewegen.
Falls die Frau Professorin Hübner mir da zustimmen würde, daß diese Herangehensweise grundsätzlich problematisch ist und nur in gut begründeten Ausnahmefällen angewandt werden sollte, wäre ich sogar bereit, mich mit ihren sonstigen Irrtümern zu versöhnen. (Also: aufhören, sie ihr so übel zu nehmen. Widersprechen würde ich ihnen natürlich weiterhin.) Ich glaube aber nicht, daß sie das täte. Dafür hat sie in den beiden Stellungnahmen zu Fasten und Keto zu eindeutig selbst Ängste in manipulativer Absicht zu nutzen versucht.
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Die Angst vor Krebs läßt sich am ehesten in eine rationale Form umwandeln, indem Krebs zu einer "normalen" Krankheit wird, eine vor der man ich normal vorsehen und normal fürchten kann, weil sie gut genug verstanden wird, um sie normal - und erfolgversprechend - behandeln zu können.
Diese Einleitung legt nahe, daß es jetzt wieder um Thomas Seyfried gehen wird, nicht wahr? ;-)
Ich habe ein weiteres Video aus dem im letzten Blogbeitrag verlinkten Kanal gesehen, einen Vortrag aus dem Jahr 2015, und mir gefiel dabei besonders die Fragerunde nach dem Vortrag. Ein Zuhörer fragte Seyfried, ob er nicht mal Advocatus diaboli spielen und Gegenargumente zu seiner These vorbringen könne. Seyfried antwortete, er habe jedem unter seinen Studenten die Bestnote versprochen, dem es gelinge, einen Gegenbeweis vorzubringen. Auf eine spätere Frage erwähnte er außerdem, daß eine Diät aus veganer Rohkost offenbar ebenso wie seine ketogene Diät bei vielen als therapiebegleitende Ernährung erfolgreich sei. Er selbst habe sie ausprobiert, aber nur drei Tage lang durchgehalten.
Seyfried, zeigte sich in einer Randbemerkung, scheint das Fasten selbst überhaupt nicht leicht zu fallen, was ich eigenartig finde, da ich selbst es so mühelos anwende. Ich bin sogar überzeugt davon, daß ich die Ernährungsform für seine therapeutische Ketose nur durchhalten würde, wenn ich zwischendurch ausreichend viele Fastenintervalle einlegen würde. Nach einem Tag Fasten freut man sich meiner Erfahrung nach über jedes Essen, auch wenn man sich normalerweise etwas anderes ausgesucht hätte. Merkwürdig, daß diese Option, Fasten und Keto zu kombinieren, bei Seyfried überhaupt nicht vorkommt, obwohl ich sie so naheliegend finde, weil es ja die Anforderung, ein Kaloriendefizit zu erzeugen, erleichtern müßte. Mich würde aber interessieren, ob die Kombination mit Fastentagen bedeuten würde, dieses Defizit zu unterlassen oder jedenfalls zu verringern, oder ob man es unverändert beibehalten würde. Aber das ist wohl etwas, das man als Patient im Selbstversuch herausfinden muß - und glücklicherweise auch kann, da man sich ja sowieso in jedem Fall an den Blutwerten und der angestrebten Relation Glukose und Ketonkörper orientieren muß. Ich glaube, wenn ich das machen müßte, würde ich dreitägige Fastentintervalle mit drei Tagen Keto-Diät abwechseln. Damit sollte ich einen Zeitraum von zwölf Wochen, wie sie der Patient hier bis zur Krebsfreiheit benötigte, eigentlich ausrutscherfrei überstehen können.
Was in diesem Video auch ziemlich deutlich herüberkam, was Seyfrieds Frustration über die Hartnäckigkeit, mit der die Fachwelt ihn drei Jahre nach seiner Buchveröffentlichung einfach ignorierte, obwohl andererseits auch keine Versuche unternommen wurden, ihn zu widerlegen.
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