Freitag, 28. Februar 2020

Die Rolle der Kalorien bei Zu- und Abnahme

Mein Gewicht heute früh: 99,5 Kilogramm nach dem gestrigen Eßtag, dem eine spontane dreitägige Fastenphase vorausgegangen war. Heute faste ich wieder "normal" einen Tag lang. Morgen früh wird es spannend: Knacke ich mein bisheriges Tiefstgewicht von 98,1 Kilogramm? Dazu bräuchte ich nur eine Abnahme von 1,5 Kilogramm, und das kommt mir nicht unmöglich vor.

Der Beton hat sich aus meinem Gedärm verabschiedet, aber nicht etwa schon gestern früh, sondern erst, als ich gegen halb eins endlich gefrühstückt habe. So lange hatte ich eigentlich gar nicht warten wollen mit dem Essen. Ich hatte um 11 Uhr Training und wollte eigentlich im Anschluß daran etwas vom Bäcker holen, bevor ich auf den Wochenmarkt gehe. Umgestimmt hat mich eine perfekt getimte Warnung auf Twitter, kurz bevor ich losmusste, vor dem "flotten Otto", der bei mehrtägigen Fastenintervallen wohl nach der ersten Mahlzeit keine Seltenheit ist. Bei meinen betonierten Gedärmen war ohnehin zu erwarten, daß es ein "schwungvolleres" Ende geben wird. Für so was sollte man sich doch besser in der Nähe der eigenen Toilette befinden, also habe ich das Frühstück doch lieber verschoben, bis ich wieder daheim war.

Die Warnung enthielt außerdem die Empfehlung, um diese Wirkung zu vermeiden, ein Glas Wasser mit einem Teelöffel Flohsamenschalen eine halbe Stunde vor der Mahlzeit zu trinken, und da ich zufälligerweise Flohsamenschalen im Haus habe (als Bestandteil meines bislang noch nicht so richtig geglückten Experiments, für meine an Zöliakie sowie diätbedingt an heftigem Pizzaschmacht leidende Schwägerin einen glutenfreien Pizzateig zu entwickeln, der wirklich wie Pizzateig schmeckt), habe ich das gemacht und damit meine Mahlzeit noch etwas weiter verzögert. Vor dem plötzlichen Drang, das "heimlich Gemach" aufzusuchen, hat mich das nicht bewahrt, aber das war mir auch vorher schon klar gewesen. Beton im Gedärm löst sich immer mit einem Donnerschlag, daran können Flohsamenschalen im Magen auch nichts ändern. Aber ich hoffe mal, daß ich damit tatsächlich die Verdauung meiner gestrigen Mahlzeit verbessern konnte, also künftige Reaktionen abfedern kann. Dieses Mittel werde ich jetzt mindestens bei mehrtägigen Fastenintervallen wohl häufiger anwenden, denke ich. Schaden wird es ja wohl kaum anrichten können. Vielleicht nehme ich es auch morgen früh noch einmal.

Mein gestriges morgendliches Gewicht lag - inklusive Beton, der leicht bis zu ein Pfund hin oder her ausgemacht haben kann - übrigens bei 98,2 Kilogramm, also bin ich ganz optimistisch, daß ich morgen wirklich ein neues All-time-Low zu verzeichnen haben werde.

Und nun zum eigentlichen Thema, das mich gerade beschäftigt: 

Mir geht in den letzten Tagen immer wieder durch den Kopf, daß ich die Kalorienfrage doch noch ein bißchen differenzierter als bislang durchdenken muß. Auslöser war ein Podcast, den ich vor ein paar Tagen gehört habe und in dem die sehr einleuchtende Randbemerkung vorkam, daß niemand zunehmen kann, ohne mehr Energie aufzunehmen, als sein Körper benötigt. Beißt sich das aber nicht mit meiner Annahme, daß Kalorien ein "durchlaufender Posten" sind? Die Antwort muß natürlich "nein" lauten, denn unabhängig davon, aus welchen Gründen eine Speicherung von Fettreserven passiert, kann sie natürlich dann keinesfalls geschehen, wenn man weniger Energie aufnimmt, als man verbraucht. Das ist logisch, auch wenn mir sonst die Kalorienlogik nicht einleuchtet und das "Calories in/Calories out"-Modell als Abnahmegrundlage meiner Meinung nach untauglich ist: Der Körper paßt seinen Bedarf der Zufuhr an, und bei einem Hase-und-Igel-Spiel mit der Energie kann man ihn zwar erst einmal problemlos austricksen, aber seine Anpassung erfolgt mit solcher Zeitverzögerung, daß man Ursache und Wirkung (also Kalorienreduktion und sinkender Grundumsatz bzw. mehr Sport und sinkender Leistungsumsatz) einander spontan nicht zuordnen kann und damit auch kaum eine Chance hat, den Grund für die plötzliche Wiederzunahme zu erkennen.

Ein weiterer Haken ist dafür verantwortlich, daß der Körper trotz dieser Anpassung zwar meinem dringenden Verdacht nach die meiste überschüssige Nahrungsenergie einfach verheizt, aber eben nicht alles davon. Sofern man nicht - unbewußt oder wissentlich - auf die richtige Weise (nämlich durch vorübergehendes Auslassen ganzer Mahlzeiten, eine kohlehydratarme Ernährungsweise oder andere insulinbeeinflussende Mittel) dafür sorgt, daß es nicht geschieht, landet ein Teil davon am Ende auf den Hüften, Wieviel man da kalkulieren muß, kann man allenfalls an sich selbst beobachten, weil das individuell ganz unterschiedlich zu sein scheint. Bei mir war es in der Phase, in der ich mich um mein Gewicht gar nicht kümmerte, durchschnittlich ein Kilo pro Jahr. Das war im Alter zwischen 22 und 42 Jahren.

Ich kann nicht ausschließen, daß dieser Durchschnittswert auch wieder ein bißchen irreführend ist. Möglich wäre es nämlich auch, daß sich meine Zunahme im Lauf der Zeit gesteigert hat, also in den ersten Jahren weniger und in den letzten mehr als ein Kilo war (dafür spräche auch, daß ich ab ca. Ende 30 die Zunahme auch selbst wahrzunehmen begann), oder daß sie vielleicht auch in Schüben kam. Herausfinden kann ich das leider nicht, ich weiß nur mein ungefähres Gewicht zu Beginn 1987 (ca. 87 bis 88 kg) und am Ende 2007 (ca. 107 bis 108), und für den Zeitraum dazwischen habe ich nur zwei datierbare Werte: Im Jahr 2000 wog ich bei einem Arztbesuch knapp unter 100 Kilogramm. Im Jahr 2003 wog ich bei einem Krankenhausaufenthalt ein bißchen mehr als 100.

Wäre der Kalorienüberschuß aber der Grund für die Zunahme, hätte ich eigentlich viel mehr zunehmen müssen. Ein Kilo pro Jahr Zunahme entspricht ja nur lächerlichen 20 Kalorien am Tag Überschuß. Ich bin mir ziemlich sicher, daß ich einen sehr viel größeren Kalorienüberschuß zu verzeichnen hatte. Das heißt, der Grund für die Zunahme muß ein anderer gewesen sein (und ich halte einen Insulinüberschuß für diesen Grund), allerdings war der Überschuß - und das hatte ich mir so bislang noch nie überlegt - eine Voraussetzung dafür, daß sie stattfinden konnte. Letztlich ist es geringfügig, was ich in meinen Überlegungen zu korrigieren habe, aber trotzdem kommt mir mein theoretisches Modell nun unvollständig vor, wenn ich diese Kleinigkeit weglasse.

Umgekehrt bedeutet die Anpassungsfähigkeit des Körpers an die Energieaufnahme und den Energieverbrauch auch nicht, daß es völlig unmöglich ist, sein Gewicht auf dieser Basis zu kontrollieren, es ist nur viel mühsamer, als es das der "Calories in/Calories out"-Theorie nach sein sollte. Eine Untergrenze der Anpassung muß es ja auch beim sinkenden Grund- und Leistungsumsatz geben. Nimmt man weniger Energie auf als diese Untergrenze, nimmt man also auch bei gesunkenem Energieumsatz des Körpers weiter ab. Bleibt man genau auf der Grenze, kann man sein Gewicht halten, und das natürlich auch dauerhaft. Allerdings muß man dabei gegen den Widerstand des eigenen Körpers ankämpfen, heimtückischerweise ist dabei nicht nur der Magen, sondern auch das Gehirn mit im Spiel. Unkontrollierbare Heißhungerattacken gehören wohl oft auch in diesen Bereich "Widerstand des eigenen Körpers" mit hinein.

Manchen - allerdings eher wenigen - Leuten gelingt das Gewichthalten nach einer Abnahme trotz dieser erschwerten Bedingungen dauerhaft, die Frage ist nur, um welchen Preis. Aus Gesundheitsblickwinkel stellt sich außerdem die Frage, wie gesund es sein kann, wenn der Körper seine Energieversorgung bis zum maximal möglichen Punkt drosselt. Alle reduzierten Funktionen sind höchstwahrscheinlich nicht akut überlebensnotwendig, haben aber dennoch einen Sinn. Wenn sie nicht auf voller Leistung laufen, fehlt dem Körper also etwas.Vielleicht etwas, das man nie benötigen wird. Aber vielleicht irgendwann einmal ja doch ...?

Je wichtiger die Rolle, die Sport, sowohl beim Abnehmen als auch beim Gewichthalten nach dem Kalorien-Prinzip, spielt, desto besser scheint die Sache zu funktionieren ... solange sie funktioniert. Wird man allerdings durch eine Krankheit oder schwerere Verletzung außer Gefecht gesetzt, bleibt einem der niedrigere Leistungsumsatz natürlich erhalten und nimmt aus diesem Grund sehr schnell zu, und dabei ist davon auszugehen, daß der Körper sich alle Mühe gibt, möglichst viel als Fett zu speichern, ebenso, wie das auch bei "normalen" Zunahmen nach dem Ende einer Diät typisch ist.

Was das Nicht-zunehmen-Wollen betrifft, also wenn man das Gewicht, das man gerade hat, weiter halten will, kann es angesichts dessen unter Umständen durchaus wirkungsvoll sein, auf die Kalorien zu achten und zum Beispiel auf für seine normale Ernährung untypische Kalorienbomben zu verzichten. Genausogut kann man sie aber auch zu sich nehmen und dafür am nächsten Tag weniger essen, vorzugsweise, indem man eine Mahlzeit komplett ausläßt.

Das Interessante ist, daß ich so etwas ähnliches bei bestimmten Gelegenheiten eigentlich schon immer mache. Ich gehe nämlich gerne - wenn auch nicht allzu häufig; vielleicht drei- oder viermal im Jahr - brunchen, immer ins gleiche Lokal, in dem das Büffet einfach spektakulär gut ist - und ja, natürlich, das habe ich in den letzten drei Jahren selbstverständlich genauso wie vorher gemacht. Meistens kommen wir so gegen 13 Uhr und verabschieden uns gegen 15 Uhr. In der Zwischenzeit schlagen wir uns den Bauch voll: Brot und Brötchen mit Butter, Käse, Schinken, Salate aller Art, mindestens zwei der vier angebotenen warmen Gerichte, und am Ende, wenn wir eigentlich schon nicht mehr können, wenigstens eine Kostprobe von möglichst allen angebotenen Nachtischen. Anschließend noch ein gemütliches Bier. Wenn kurz vor 15 Uhr noch allen Gästen angeboten wird, sich ein letztes Mal zu bedienen, bevor abgeräumt wird, war ich bislang nur ein einziges Mal noch imstande, von dem Angebot Gebrauch zu machen, und das war, als sie diese großartigen Süßkartoffel-Pommes hatten, von denen ich unbedingt noch eine kleine Handvoll nehmen mußte, um sie nebenbei zu knabbern, während wir unser Bier fertigtranken.

Ich habe noch nie erlebt, daß ich an so einem Tag am Abend imstande gewesen wäre, etwas zu essen. Das heißt, dem geschilderten Exzeß folgt in meinem Fall unweigerlich ein ca. 18-stündige Fastenphase, weil ich erst dann wieder etwas essen mag. Ich halte aus diesem Grund meine sporadischen Brunch-Freßorgien für einen Genuß ohne Reue und freue mich schon auf das nächste Mal.

Auch umgekehrt betrachtet, nämlich wenn ich nicht frage "Warum nehme ich zu?", sondern "Warum nehme ich ab?" ist mir zu den Kalorien - die ich allerdings weiterhin an sich für eine vernachlässigbare Größe halte - ein neuer Gedanke gekommen:

Auch wenn die Nahrungsenergie, die ich mir zuführe, ein "durchlaufender Posten" sein sollte, bedeutet das natürlich noch lange nicht, daß, wenn ich faste, jahrelang linear gleichmäßig viel Energie meinen körpereigenen Speichern entnommen werden muß. Denn wenn mein Körper von Zucker- auf Fettverbrennung umschaltet, entnimmt er natürlich nur so viel, wie er für dessen Funktionen benötigt, und es leuchtet ja ein, daß er immer weniger benötigt, je geringer mein Gewicht ist.

Damit erscheint mir im Großen und Ganzen plausibel erklärt, aus welchem Grund sich meine Abnahme zwangsläufig im Lauf der Zeit verlangsamen muß. Nicht plausibel erklärt finde ich aber den starken Rückgang meiner Abnahme im letzten Jahr. Tatsächlich war es ja in allen drei Jahren, seit ich mit dem Fasten begonnen habe, so, daß meine Abnahme fast ausschließlich den Monaten März bis September zuzuordnen war:

Jahr 1: 22 Kilogramm, das entsprach einem Durchschnitt von knapp über 3 kg pro Monat der betreffenden sieben Monate.
Jahr 2: 16 Kilogramm; Durchschnitt 2,3 kg (minus 0,7 kg).
Jahr 3: 10 Kilogramm; Durchschnitt 1,4 kg (minus 0,9 kg).

Bedenkt man, daß im ersten Jahr eine spektakulär rasche anfängliche Abnahme von 10 kg innerhalb von nur sechs Wochen erfolgte, die vermutlich mit der Beseitigung eines krankhaften Zustands (Insulinresistenz) zu tun hatte, während die nächsten 10 kg fünf Monate benötigten, um sich ebenfalls zu verabschieden (2 kg pro Monat), ergibt die Annahme nicht viel Sinn, eine viel stärker beschleunigte Verlangsamung der Abnahme im dritten Jahr alleine einem geringeren Energiebedarf des Körpers zuzurechnen. Denn der Energiebedarf meines Körpers hatte sich ja im Jahr 2 im Vergleich zu Jahr 1 wegen der höheren Abnahme noch stärker verringert.

Würde sich der Rückgang meiner Abnahme linear fortsetzen, könnte ich in den nächsten zwölf Monaten nur noch mit vier Kilogramm Abnahme rechnen - was sich hoffentlich nicht als zutreffend herausstellen wird, denn das ist mir eindeutig zu wenig. Ich habe ja noch ca. 25 Kilo Abnahme vor mir. Außerdem müßte es ja wohl auch bedeuten, daß die Abnahme nächstes Jahr ganz stoppen oder in eine Zunahme umschlagen würde, und das geht nun echt gar nicht. ;-)

Wie auch immer, der letzte Winter ist ungefähr so verlaufen wie die beiden Winter zuvor, das heißt, viel Abgestrampel ohne eine nachhaltige Abnahme, und das, obwohl ich jeden Winter auf irgendeine Weise gegenzusteuern versucht habe. Noch diese Woche begann ich nach dem Wochenende mit über 104 Kilogramm, wie schon im September. Ein interessanter Unterschied besteht darin, daß mein Gewichtsminmum am Ende der Fastenwoche, also vor dem Wochende, im September bei 101,3 Kilogramm lag, und Stand heute befinde ich mich bereits mehr als drei Kilogramm tiefer bei 98,1 Kilogramm (und morgen vielleicht noch niedriger). Irgendwas hat sich über den Winter also dennoch verändert.

Vielleicht platzt der Knoten ja jetzt endlich; immerhin steht der Beginn des Monats März unmittelbar bevor. Die eigentliche Stunde der Wahrheit, in der ich entscheiden werde, wie ich weiter vorgehe, wird wohl erst Ende April/Anfang Mai schlagen. Dann weiß ich, ob mit dem Frühjahr der Schwung in die Abnahme zurückgekehrt ist, der letztes Jahr leider ausgeblieben ist, während er im Jahr davor so deutlich erkennbar war.

Mittwoch, 26. Februar 2020

Stoffwechsel im Winterschlaf

Mein Gewicht heute morgen: 99,6 Kilogramm nach dem zweiten einer ungeplanten Serie von drei aufeinanderfolgenden Fastentagen. Daß ich das so schnell noch einmal machen würde, hätte ich mir ja nicht träumen lassen, aber daß die Waage am Montagfrüh irrsinnige 104,2 Kilogramm anzeigte (plus exakt 6 Kilogramm in vier Tagen), schien mir ein vernünftiger Anlaß, solchermaßen die Notbremse zu ziehen. Ich nehme an, es besteht wieder ein Zusammenhang zu meinem wieder anschwellenden Knöchel (falls sich irgendwer gefragt haben sollte, was eigentlich aus dem geworden ist), aber ebenso daraus, daß sich mein Gedärm seit drei Tagen wie ausbetoniert anfühlt und ich seitdem auch nicht 💩 konnte.


Am Dienstagfrüh wog ich trotzdem schon wieder 101,3 Kilogramm (minus 2,9) und von gestern auf heute ging es noch weitere 1,6 Kilogramm runter; damit habe ich in zwei Tagen so viel abgenommen wie bei meiner letzten Dreierserie in dreien. Morgen wird es vermutlich weniger Abnahme sein (ein Kilo plusminus ein bißchen was, nehme ich an), aber ich werde höchstwahrscheinlich wieder bei 98,x liegen.

Eigentlich also alles kein Grund zur Panik. Aber daß ich immer noch nicht dauerhaft unter diese bescheuerten 104 Kilogramm gelangt bin, macht mich langsam richtig aggressiv, deshalb mein spontaner montagmorgendlicher Entschluß, meiner Waage mal zu zeigen, was eine Harke ist. Jetzt hoffe ich darauf, daß ich mich mit dem dreitägigen Fastenintervall so weit in die Spur zurückgekriegt habe, daß mich der einzelne Fastentag am Freitag sowie die anschließenden zwei Wochen mit drei Fastentagen endlich mal ein sichtbares Stück nach unten bringen, und zwar dauerhaft. Mein Stoffwechsel kann ja nicht bis zum Hochsommer im Winterschlaf bleiben.

Kurioserweise schrumpft mein Brustumfang derweil unbeirrt weiter. Heute lag ich bei 114 Zentimeter. Wenn das so weitergeht, habe ich bald weniger Brustumfang als Kilos ...

Was mir außerdem noch aufgefallen ist: Am Montag, dem ersten Fastentag, hatte ich praktisch den kompletten Tag Hunger. So was passiert mir selten, ist aber schon vorgekommen. Eigenartig ist aber, daß ich auch gestern am Dienstag bis gegen Mittag pausenlos hungrig war, denn das habe ich noch kein einziges Mal an einem zweiten Fastentag erlebt. Dann war das Hungergefühl auf einmal weg und ist bislang auch nicht wiedergekommen. Ich wüßte gar zu gerne, was da in meinem Stoffwechsel eigentlich verrückt gespielt hat. Vielleicht besteht ja ein Zusammenhang zu der absurd hohen Zunahme von sechs Kilogramm in vier Tagen.

Unter dem Eindruck all dieser Merkwürdigkeiten habe ich mich entschieden, bis auf weiteres wieder zu meinem alten Fastenrhythmus zurückzukehren, also in den Frühschichtwochen meines Mannes wieder Dienstag und Donnerstag statt Dienstag und Mittwoch zu fasten. Die zweitägigen Fastenintervalle sind vielleicht ja effektiver, aber ich glaube, sie sind außerdem auch an den Magen-Darm-Beschwerden mitbeteiligt, die mein Gewicht im Anschluß schon zweimal dermaßen nach oben katapultiert haben ... und vier Tage sind ein langer Zeitraum, wenn man nicht gegensteuern kann (bzw. dies aus familiären Gründen vermeiden will). Nach zwei Fastentagen kann und will ich normal essen, und vielleicht übertreibe ich es dabei ja ein bißchen und überfordere meinen Verdauungsapparat. Nach meinem bis heute einzigen dreitägigen Fastentintervall vor zwei Wochen war das aber auffallend anders. Das Frühstück, mit dem ich mein Fasten gebrochen habe, fiel sehr viel kleiner aus als sonst, weil ich viel schneller satt war, und anschließend hatte ich bis gegen Abend nicht das geringste Bedürfnis nach Essen.

Mal schauen, ob das morgen wieder so ist und ob ich damit weitere Bauchgeschichten verhindern kann. Vielleicht mache ich es dann künftig einfach so, daß ich, wenn ich aus irgendeinem Grund meine Fastenintervalle verlängern will, mich eher für drei als für zwei Tage entscheide. Im Moment fühle ich mich jedenfalls richtig gut, von dem betonierten Darm einmal abgesehen, aber das ist halb so wild, es tut nicht weh, sondern ist nur so ein Druckgefühl. Ich ahne außerdem, daß sich dieses Problem spätestens morgen früh von alleine erledigen wird. Irgendwie ist der Beton seit meinem Nachmittags-Wachhaltekaffee doch ein Stück tiefer gerutscht.

Morgen werde ich den Wochenmarkt heimsuchen, weil mir die Karotten ausgegangen sind, und einen leckeren Rettich könnte ich mir, wenn ich schon dabei bin, auch mal wieder kaufen und abends dann endlich mal wieder einen Rettich-Karotten-Salat mit Walnüssen machen. Komisch, eigentlich hätte ich ja schon am Samstag Karotten beim Aldi kaufen können - dort gibt es sie neuerdings sogar einzeln -, aber ich entwickle immer mehr innere Widerstände dagegen, etwas, das ich auch auf dem Wochenmarkt bekomme, im Discounter zu kaufen, deshalb habe ich sie liegen gelassen. In den letzten Monaten bin ich ja seltener auf den Wochenmarkt gegangen, weil ich das an Fastentagen nicht machen will und an Nichtfastentagen ständig irgendwas anderes dazwischengekommen ist, aber künftig will ich wieder mindestens jede zweite Woche hingehen. Alleine schon, weil ich dort die besten Äpfel bekomme.





Mittwoch, 19. Februar 2020

Fasten vs. Magenverkleinerung: Was wirkt besser?

Mein Gewicht heute morgen nach dem ersten von zwei aufeinanderfolgenden Fastentagen: 99,8 Kilogramm. Morgen werde ich wohl in der Nähe meines Gewichtstiefststands vom letzten Samstag landen, ob knapp darüber oder knapp darunter oder als Punktlandung direkt auf 98,1, lasse ich ganz entspannt auf mich zukommen und bin bereit, es ohne Gemecker so zu nehmen, wie es kommt. Ich bin nämlich vor allem sehr zufrieden damit, daß ich gestern nach drei Eßtagen mit 101,8 Kilogramm als Vorher-Wert starten konnte und damit endlich ein deutlich wahrnehmbarer Fortschritt bei diesem Wert stattgefunden hat, denn das ist mit Abstand mein bisher niedrigster am ersten Fastentag der Woche (vor zwei Wochen freute ich mich noch wie ein Schneekönig über 102,9, nur um eine Woche darauf mit ärgerlichen 104,1 konfrontiert zu werden). Außerdem freue ich mich, daß der flatterhafte Uhu sich jetzt zum ersten Mal schon nach einem einzigen Fastentag bei mir niedergelassen hat. Auch das Minus von einem Zentimeter beim Brustumfang (von 116 auf 115) gefiel mir sehr gut. Sollte ich morgen früh tatsächlich auch noch ein neues All-time-Low erreichen, wäre das natürlich das Sahnehäubchen auf meiner Buttercremetorte. ;-)

Ist damit der "Winter meines Mißvergnügens", in dem nichts so recht vorwärts gehen wollte, wie schon in den beiden Wintern zuvor, nun endlich vorbei? Kann ich damit rechnen, daß es in den nächsten Monaten allgemein wieder etwas flotter nach unten geht mit dem Gewicht? Wenn ja, ist der Frühling diesmal früh dran. Sonst dauerte das mit dem rascheren Abnehmtempo immer bis zum März, und das war auch einer der Gründe, warum ich letztes Jahr dieses Blog im März gestartet habe, obwohl ich schon um Weihnachten herum wußte, daß ich das machen will. (Der zweite Grund war natürlich der zweite Jahrestag des Intervallfastens.)

Die vergleichsweise geringe Abnahme von nur wenig über 10 Kilogramm in den letzten 365 Tagen hat mich ja schon ein bißchen enttäuscht, eigentlich hatte ich mit zwischen 15 und 18 gerechnet, allerdings zugegebenermaßen auf Basis der Erfahrungen des Vorjahres. Eine gewisse Verlangsamung der Abnahme ist aber vermutlich nicht zu vermeiden. Wenn ich 10 Kilogramm weniger wiege, dann benötigt mein Stoffwechsel ja auch weniger Energie, um mich zu "beheizen" (die Wärmeerzeugung, las ich mal, sei der Faktor beim Grundumsatz, der am meisten Energie benötigt). Auch wenn die aufgenommenen Kalorien wirklich eine Art "durchlaufender Posten" sein sollten, reduziert das natürlich die Menge an Energie, die an Fastentagen aus meinen körpereigenen Reserven entnommen werden muß, um mich funktionsfähig zu halten. Und erst neulich wurde mir zum ersten Mal bewußt, daß natürlich auch das Wasser in meinem Körper weniger wird. Was Kleidergrößen betrifft, kann ich mich über die Entwicklung im Jahre 2019 auch wirklich nicht beschweren. Ich mußte erst über 20 Kilogramm abnehmen, bevor ich an meiner Kleidung überhaupt irgendetwas verändern mußte, und letztes Jahr bin ich immerhin zwei Kleidergrößen runtergelangt.

Trotzdem, dieses Jahr will ich nicht ein weiteres Mal weniger, sondern mehr als letztes Jahr abnehmen. Zu Weihnachten will ich weniger als 90 Kilo wiegen, und dafür brauche ich ein Minus von 12 Kilogramm in den nächsten zehn Monaten! Deshalb habe ich beschlossen, in diesem Jahr maximal vier Wochen ohne jeden Fortschritt hinzunehmen, bevor ich einen Extra-Fastentag zwischenschalte, um die Sache wieder etwas auf Trab zu bringen, was ja die drei Male, die ich das gemacht habe, durchaus Wirkung gezeigt hat.

Ich will nicht ausschließen, daß das gar nicht nötig werden wird. Dieses Jahr habe ich im Frühjahr ja immerhin zwei Vorteile gegenüber dem letzten Jahr: Mein Mann wird definitiv keine - meine Fastenintervalle verkürzende - Nachtschicht-Wochen akzeptieren, und mein Gallenproblem ist auch gelöst. Beides dürfte sich, wenn auch nur leicht, negativ ausgewirkt haben. Das Ziel "Unter 90 Kilo zu Weihnachten" steht und fällt aber mit den Monaten ab Oktober, in denen ich seit drei Jahren noch jedes einzelne verdammte Jahr keinen Fußbreit vorwärts gekommen bin, also werde ich wohl ab da möglicherweise häufiger oder sogar regelmäßig zusätzliche Fastentage einschalten, falls ich zum 1.10.2020 von diesem Ziel noch zu weit weg sein sollte. Vielleicht gelingt es mir ja im vierten Winter endlich, meinen widerborstigen Bärengenen ein Schnippchen zu schlagen.

Grundsätzlich habe ich ja sowieso keinen Grund, mich zu beschweren, wenn ich sehe, was andere Leute alles auf sich nehmen, um abzunehmen, ohne sich vorstellen zu können, daß meine unaufwendige Methode mich genauso ans Ziel bringen wird. Immer mehr legen sich sogar unters Messer, und ich habe den Eindruck, das wird bewußt promotet. Vor ein paar Monaten habe ich mal einen Blogbeitrag über mein Unbehagen an einer "Dokumentation" im Fernsehen über bariatrische Chirurgie geschrieben. In den USA ist das ähnlich, da sah ich heute ein kurzes Video eines Interviews eines solchen Chirurgen, der sich beklagte, daß die 250.000 Eingriffe bariatrischer Chirurgen, die pro Jahr stattfänden, nur ein Prozent aller potentiellen Patienten ausmachen und damit viel zu wenige seien.

Kein Zweifel, solche Eingriffe boomen. Nach Sigmar Gabriel hat sich mit Reiner Callmund ein weiterer Prominenter zu einem solchen Eingriff entschlossen. Und für diejenigen, deren Krankenkasse die Kosten nicht übernehmen will, gibt es weniger radikale Eingriffe, die über die Speiseröhre und damit ohne Operation ambulant durchgeführt werden können, wie das Einsetzen eines Magenballons, der den Platz für das Essen drastisch verringert, oder das POSE-Verfahren (Abkürzung für Primary Obesity Surgery Endolumenal), bei dem mit demselben Ziel Klammern eingesetzt werden. Beide Verfahren bringen allerdings im Vergleich weniger Gewichtsabnahme (nur wenige unter den Erfolgreichen scheinen mehr als 20 Kilogramm Abnahme zu erreichen), und - beim Magenballon kann man das leicht ergoogeln und beim POSE-Verfahren liegt der Verdacht nahe -, bei vielen, wie bei "normalen" Diäten, ist der Erfolg auch nicht von Dauer.

Vor allem das POSE-Verfahren, für das man stolze 10.000 Euro hinzublättern hat, finde ich angesichts der bescheidenen vorzuweisenden Erfolge und der Risiken, die man wie bei jedem Eingriff in den Körper eingeht, die Kosten-Nutzen-Relation ziemlich kläglich. Sogar wenn man zu den Erfolgreichsten gehört und 20 Kilogramm abgenommen hat, sind das 500 Euro pro Kilo. Gebt mir einen Tausender, und ich sperre euch ein, zwei Monate bei Wasser und Gurkensalat bei mir auf dem Dachboden ein, damit erzielt man genau die gleiche Abnahme. 😈 Im Ernst: Alle diese großen chirurgischen und kleineren, chirurgische Eingriffe imitierenden Maßnahmen dienen ja, näher betrachtet, nur dazu, sich durch unveränderbare Hindernisse zu etwas zu zwingen, wozu man sich selbst nicht zwingen zu können scheint, nämlich sehr kleine Portionen und damit sehr wenig zu essen. Wenn man sich von irgendwem einsperren und den entsprechende Portionen bringen läßt, hat man genau denselben Effekt. Dazu muß man sich seinen Magen eigentlich nicht tackern lassen. 😏

Hinzu kommt, daß der Magen sich, egal welches Verfahren, früher oder später wieder dehnt; bei radikaleren Verfahren vermutlich weniger als bei den ambulanten, aber grundsätzlich ist das immer so, das heißt, plötzlich ist die eigene Willenskraft doch wieder gefragt. Hinzu kommt, daß Willenskraft alleine bei den wenigsten ausreichend ist, um die stumme, aber sehr effiziente Gegenwehr des Stoffwechsels zu toppen. Und so sind die Langzeiterfolge aller Methoden mit allenfalls der Ausnahme eines Magenbypass gemessen am Aufwand gar nicht mehr so berauschend.

Daß jemand wie Callmund oder Gabriel, die beide ja auch gesundheitliche Probleme hatten und auch schon ihre Erfahrungen mit dem ausbleibenden Erfolg von Diäten hatten - mindestens Callmund erwähnte das ausdrücklich -, sich zu so einem schwerwiegenden Schritt entschließt, kann ich im Prinzip nachvollziehen, und ich gönne es ihnen auch von Herzen, sollten sie damit erfolgreich ihr Gewicht unten halten und ihre Gesundheit verbessern können. Ich bin mit meiner weit unriskanteren Methode mit mehr als 45 Kilogramm Abnahme allerdings längst erfolgreicher als der Durchschnitt der Patienten, die einen solchen Eingriff über sich ergehen lassen haben.



Wie man der Grafik entnehmen kann, wäre ich nach einem Jahr mit meinen damals 22 Kilogramm Abnahme noch weit hinter einem gleichzeitig mit meinem Fastenbeginn operierten Bypass-Patienten mit knapp 40 Kilogramm Abnahme gelegen, während ich mich aber durchaus auf Augenhöhe mit einer Magenband-Operierten befunden hätte. Ein Jahr später betrug meine Abnahme knapp 37 Kilogramm, während der Operierte von seinen 40 Kilogramm Abnahme schon wieder um die fünf Kilo zugenommen hatte und somit von mir überholt wurde. Nach knapp drei Jahren winke ich mit 45 Kilogramm Abnahme dem Operierten von ferne, der sich nun langsam wieder der 30-Kilo-Grenze nähert. Und Fortsetzung folgt ja noch, denn nächstes Jahr, wenn es auf den vierten Jahrestag meines Fasten-Beginns zugeht, plane ich, auf die 60 Kilogramm Abnahme zuzusteuern oder sie im günstigsten Fall schon erreicht zu haben. Und wenn dann das fünfte Frühjahr ins Land geht, sollte ich meinem Zielgewicht von 73,5 Kilogramm und damit einer Abnahme von ebenfalls 73,5 Kilogramm schon recht nahe gekommen sein ... oder, falls sich meine Abnahme doch zu stark verlangsamt haben sollte, passiert das dann eben ein Jahr später.

Und das alles ohne die Risiken und Kosten eines chirurgischen Eingriffs, ohne Schmerzen, ohne irgendetwas nicht mehr tun zu können, das ich andernfalls eigentlich wollen würde. Ja, ohne mir selbst das Wollen verbieten zu müssen, sondern im Gegenteil ohne Reue all die Dinge zu tun, die ich tun will.

Das erinnert mich an meine Pläne für morgen. Mir kam nämlich, weil meine Baisers so gut gelungen waren, der Gedanke, auch mal Mohrenköpfe selbst zu machen. Das probiere ich morgen mal aus, und die gibt es dann am Nachmittag zum Kaffee, falls sie mir gelingen sollten.

Na, neidisch? ;-)











Samstag, 15. Februar 2020

Fasten: Eine Abstimmung mit den Füßen

Mein Gewicht heute morgen: 98,1 Kilogramm -  ein neuer Tiefststand, noch dazu einer, der ein ganzes Kilo niedriger als der vom letzten Donnerstag liegt. Überraschend für mich war dabei nicht der neue Tiefststand selbst, sondern, wie tief es diesmal runtergegangen ist. Mit einem All-time-Low hatte ich gerechnet, denn ich habe diese Woche zum ersten Mal - spontan am Mittwoch entschieden - ein dreitägiges Fastenintervall ausprobiert. Der Grund dafür war aber nicht so sehr die dadurch erhoffte größere Abnahme, sondern daß seit dem letzten Wochenende mein linker Knöchel jeden Abend stärker anschwoll und ab Dienstag außerdem hundsgemein wehtat.

Geschwollene Knöchel am Abend nach einem langen Tag am Schreibtisch ... eigentlich dachte ich immer, damit müsse ich mich halt in meinem Alter arrangieren, und war schon heilfroh, daß die Schwellungen spätestens seit dem letzten Sommer deutlich weniger stark ausfielen. Vor Weihnachten, nachdem ich meine Serie von zweitägigen Fastenintervallen beendet hatte, war mir aber erstmals aufgefallen, daß meine Knöchel plötzlich fast gar nicht mehr anschwollen. Gut, ein bißchen dicker wurden sie abends schon, aber das war so minimal, daß man schon sehr genau hinschauen mußte. Gar kein Vergleich mit vorher! Und das war auch seitdem so geblieben, bis zum letzten Wochenende, als es ganz unerwartet plötzlich wieder anfing.

Besteht ein Zusammenhang oder war das ein zufälliges Zusammentreffen? Keine Ahnung. Aber, dachte ich am Mittwoch, vielleicht krieg ich das ja auch diesmal mit einem verlängerten Fastenintervall wieder weg. Weil ich mir nicht sicher war, ob ein zweitägiges Fastenintervall ausreichen würde, habe ich kurzerhand den Donnerstag zum außerplanmäßigen zusätzlichen Fastentag ernannt.

Als positiven Effekt habe ich jetzt in jedem Fall den aktuellen neuen Gewichtstiefststand, und so hat sich das Experiment jedenfalls gelohnt. Was mit dem Knöchel nun passieren wird, da ich wieder esse, muß ich natürlich erst noch herausfinden. Durch das Fasten sieht mein Fuß natürlich erst mal wieder ganz zierlich aus, aber das liegt natürlich daran, daß ich beim Fasten eine Menge Wasser verloren habe und für geschwollene Knöchel schlicht nichts mehr verfügbar gewesen sein dürfte. Wie enorm viel Wasser ich verloren haben muß, ergibt sich aus der Differenz zwischen meinem Gewicht am Montag und heute, die beträgt nämlich 6 Kilogramm. Sogar wenn ich an meinen vier Fastentagen ein volles Kilo Fett abgebaut hätte - was ich für sehr optimistisch halte - müssen 5 Kilogramm Wasser und Magen-Darm-Inhalt gewesen sein.

Ach ja: Die drei aufeinanderfolgenden Fastentage verliefen ganz problemlos. Wie schon bei meinen früheren zweitägigen Fastenintervallen hatte ich an Tag 3 ebenso wie an Tag 2 noch weniger Hunger als an Tag 1, also praktisch gar keinen, denn der Hunger an Tag 1 ist letztlich auch nicht der Rede wert. Aufgefallen ist mir aber, daß ich an Tag 3 den Geschmack von Essen zu vermissen begann und trotz des ausbleibenden Hungergefühls keine große Lust gehabt hätte, das Fasten noch weiter zu verlängern.

Ob ich so etwas noch einmal machen werde, weiß ich nicht. Aber ich glaube schon, daß ich es wiederholen könnte, wenn ich es wollte.

Sehr gespannt bin ich jetzt, wie weit ich bis zum Dienstag wieder zunehmen werde. Letzte Woche hatte ich ja zwischen Donnerstag- und Freitagmorgen, direkt nach meinem zweitägigen Fastenintervall, eine geradezu spektakuläre Zunahme von 3,1 Kilogramm, über die ich richtig entsetzt war. Und an den drei folgenden Tagen nahm ich zusammengenommen noch weitere knapp 2 Kilo zu. Ich kann nur vermuten, daß das bereits etwas mit meinem Knöchel zu tun gehabt hat, denn eine solche Zunahme an einem einzigen Tag habe ich noch nicht erlebt. Und natürlich hoffe ich auch, daß ich sie heute nicht wieder erleben werde! Aber wie schon erwähnt, mein Eindruck ist, daß bei zweitägigen Fastenintervallen die Wiederzunahme meistens schneller erfolgt als bei eintägigen, und bei dreitägigen ist es womöglich noch schlimmer.

Hoffen wir also, daß ich morgen früh nicht wieder so eine unangenehme Überraschung erleben werde. Andererseits, drei Tage Fasten scheinen ein Schrumpfen des Magens zu bewirken, denn mein Frühstück fiel heute kleiner aus als gewohnt (auch nach zwei Tagen Fasten), und seitdem habe ich auch nicht den geringsten Hunger gehabt und nicht einmal einen meiner geliebten Äpfel gegessen. Daß sich mein praktisch restentleerter Magen-Darm-Trakt nur so langsam wieder füllt, wird zumindest aus dieser Richtung wohl eine geringere Zunahme mit sich bringen. Andererseits bin ich heute ziemlich durstig (kein Wunder) und trinke entsprechend viel. Also, mal sehen.

In den letzten Tage habe ich während der Arbeit eine ganze Reihe von Podcasts zum Thema Fasten, Low Carb, Zucker und Kohlenhydrate gehört, u.a. von Nina Teichholz, Robert Lustig und Robert Cywes (neben dem unvermeidlichen Jason Fung), die teils übereinstimmende, im Detail aber manchmal recht unterschiedliche Thesen vertreten, und mir dazu meine Gedanken gemacht. Ich bin bei den meisten dieser Podcasts in Teilen einverstanden gewesen, in andern Teilen bekam ich aber regelrecht ungute Gefühle.

Vor vielen Jahren habe ich einmal, ca. zwei Jahre lang, einen Sekretariatsjob gehabt und damals im Vorzimmer eines Verbandsjustiziars dessen Briefe getippt. Schon damals hat mich vor allem Anwaltskorrespondenz in Streitfällen fasziniert. Denn jedes Mal, wenn von der Gegenseite ein Brief kam, wirkte deren Argumentation im Prinzip auf mich als Gesamtdarstellung des Sachverhalts überzeugend ... bis "unser" Anwalt seine Antwort formuliert hatte, der meistens jedes Detail zerpflückte und - aus Sicht eines Laien wie mir - genauso hieb- und stichfest das Gegenteil behauptete. Mir selbst war es unmöglich, zu entscheiden, wer von beiden recht hatte. Wenn so ein Fall abgeschlossen wurde, was so gut wie immer durch einen außergerichtlichen Vergleich geschah, räumten aber immer auf einmal beide Seiten ein, daß man die Sache ja eigentlich doch auch in diesem oder jenem Punkt anders sehen könnte.

Daraus habe ich damals gelernt, Experten zu mißtrauen. Sie erzählen einem meistens nur den Teil der Geschichte, der ihnen in den Kram paßt, und unterschlagen all das, was im Widerspruch dazu steht. Im Ernstfall, wenn sie unter sich sind, werden sie wohl ähnlich wie diese Anwälte imstande sein, sich auf etwas zu einigen. Aber wir sollten von ihnen nicht "die Wahrheit, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit" erwarten. So ähnlich geht es mir auch mit den Experteneinschätzungen zu den Fragen, die mich umtreiben: Auf welche Weise wird eine Gewichtsabnahme bewirkt? Spielen dabei Kalorien überhaupt eine Rolle und wenn ja, welche? Was kann/soll/muß man essen, was sollte man nicht essen? Das gilt für die "klassischen" Ansichten ebenso wie für die Außenseitermeinungen. Ich rechne einfach nicht mehr damit, daß mir irgendwer "die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit" sagt. Und so tief stecke ich im Thema nicht drin, um beurteilen zu können, was es ist, das unterschlagen wird und welche Bedeutung es für mich haben könnte.

Spontan fehlt mir eigentlich vor allem eines: Die meisten der Low-Carb- und Intermittent-Fasting-Docs im Web schreiben zwar viel über die anfänglichen Erfolge ihrer Patienten, aber wie es nach den ersten ungefähr sechs Monaten weitergeht, bleibt fast immer im Dunkeln. Ich bin mittlerweile zu der Auffassung gekommen, daß die häufig spektakulären Anfangserfolge - wie ich selbst einen erlebt habe - eine unmittelbare Reaktion auf die Beseitigung der Insulinresistenz sein müssen, aber diese Reaktion kann man nur vorübergehend einplanen. Daß nie erwähnt wird, daß man von vornherein damit rechnen sollte, daß die Abnahme ab einem bestimmten Punkt langsamer und mühsamer werden wird, irritiert mich ein bißchen, denn eigentlich leuchtet es mir nicht ein, daß alle Fastenden, die längere Zeit dabei bleiben, sich auf einmal wieder durch Terra incognita bewegen müssen, ohne zu wissen, wie es bei ihnen weitergehen wird.

Aber das nur nebenbei. Ich befinde mich zwar in unbekanntem Terrain, aber augenscheinlich ja immer noch auf dem richtigen Weg. Ich hätte bloß ganz gerne eine Karte, an der ich mich orientieren kann.

Die Podcasts, die ich gehört habe, umfaßten Außenseitermeinungen, die sich allerdings durchaus auf einem wissenschaftlichen Boden bewegen, und gemeinsam haben sie, daß sie der Meinung sind, die Rolle des Insulins im Stoffwechsel werde vom "Mainstream" falsch eingeschätzt. Dafür bringen sie überwiegend dieselben Begründungen vor, allerdings sind ihre Lösungsvorschläge unterschiedlich. Die beiden wichtigsten Strömungen dabei empfehlen entweder Intervallfasten oder Low Carb, also die Reduktion von Kohlenhydraten in der Ernährung (in einer noch radikalerer Form "ketogene Ernährung" genannt). Manche empfehlen auch beides.

Daß ich Intervallfasten praktiziere und nicht eine Low-Carb-Ernährung hat eigentlich nur den Grund, daß ich mit dem Fasten schon angefangen hatte, bevor ich die Theorie dazu kannte, und mich mit dieser Methode absolut wohlfühle. Daß beides funktioniert, davon bin ich aber überzeugt, und zwar, weil beides aus denselben physiologischen Gründen funktionieren sollte, nämlich einer Reduktion der körperlichen Insulinausschüttung. Da ich mich nun dem dritten Jahrestag beim Intervallfasten nähere und in Bälde von mir behaupten können werde, fünfzig Kilogramm Gewicht abgenommen zu haben, sehe ich überhaupt keinen Grund mehr, an der Richtigkeit dieses physiologischen Vorgangs zu zweifeln, nicht zuletzt, weil meine Kalorienzufuhr an den Tagen, an denen ich esse, auch bei vorsichtigster Schätzung bei weitem zu hoch ist, um aus diesem Grund in drei Jahren so viel Gewicht zu verlieren. Gar nicht davon anzufangen, daß eine vergleichbare Kalorienzufuhr in Form einer Diät bei mir nie solche Ergebnisse gebracht hat.

Somit sind für mich auch die Low-Carb-Podcasts von grundsätzlichem Interesse, auch wenn ich nicht die Absicht habe, auf diese Ernährungsweise umzuschwenken. Was mich in diesen Podcasts aber in den letzten Tagen oft unangenehm berührt hat, ist die regelmäßig darin gestellte und beantwortete Frage, wer eigentlich schuld daran ist ... also: an der weltweiten Adipositas-Epidemie, vor allem an der besonders ungünstigen Entwicklung in Amerika, aber auch daran, daß die Wissenschaft die falschen Fragen stellt und deshalb nach dem Prinzip "Garbage in - Garbage out" auch nicht auf die richtigen Antworten kommt. Dabei fallen immer wieder Begriffe wie "Big Pharma" - also: die Konzerne, die Medikamente entwickeln und verkaufen - und "Big Food" - die Hersteller, deren Produkte den größten Teil der Regale im Supermarkt füllen, von Nestlé über Kraft bis Unilever.

Ich halte solche Fragen aber für falsch gestellt und ärgere mich, weil die zugehörigen Bezichtigungen meiner Meinung nach in eine falsche Richtung führen. Es ist ja weder neu noch originell, Konzernen alle möglichen finsteren Pläne und die zugehörigen Einflußmöglichkeiten auf die Politik und die Wissenschaft zu unterstellen.

Ich mache dabei keineswegs den Fehler, die Rolle von Big Food oder Big Pharma zu unterschätzen. Konzerne sind ja immer eine Art Staat für sich, und multinationale Konzerne sind sogar mehr und Schlimmeres als ein "Staat im Staate", weil sie ja gewissermaßen der gesamten Welt auf der Nase herumtanzen können und man oft den Eindruck haben, sie tun das routinemäßig und nehmen Staaten und deren Gesetze nicht so recht ernst. Solche Gebilde nicht zu mögen, ist einfach, und ihnen angesichts ihrer Möglichkeiten, im Recht jedes beliebigen Staats oder Staatenverbunds ständig nach Schlupflöchern zu suchen, mit denen sie sich auf Kosten anderer Vorteile verschaffen können, jede Schandtat zuzutrauen, liegt ziemlich nahe. Ein solcher Verdacht ist wahrscheinlich in drei von vier Fällen auch wirklich zutreffend.

Nur, bedenken sollte man dabei auch, daß jedes gewinnorientiert arbeitende Unternehmen der inneren Logik der maximalen Gewinnerzielung folgt und auch folgen muß. Das liegt in ihrer Struktur, und es sollte von der Politik, von ihren Konkurrenten, Lieferanten und Kunden, aber auch sonst von allen, die mit ihnen zu tun haben, von vornherein zu einkalkuliert werden. Niemand, der so tut, als wäre eigentlich von einem Konzern zu erwarten, daß er sich wie eine karitative Organisation verhält, benimmt sich vertrauenswürdiger als der Konzern selbst, denn genau dies ist von vornherein nicht zu erwarten. Wenn also die Gesetzgebung ihnen mehr Spielräume zu mehr Eigennutz verschafft oder neue Spielräume, die sich aus verändernden Rahmenbedingungen ergeben, nicht ausreichend beschneidet, ist es die Politik und sind es die Regierungen, die am daraus entstehenden Schaden schuld sind.

Ein ausgezeichnetes Beispiel dafür ist die Opioidkrise. Daß sie in der dort vorliegenden extremen Form bis auf weiteres nur in den USA aufgetreten ist, liegt ziemlich eindeutig an einem Fehler in der dortigen nationalen gesundheitspolitischen Gesetzgebung, die viel zu spät auf die bereits deutlich auch durch Laien erkennbaren Probleme reagiert hat. Sogar ich habe schon vor ca. zehn Jahren bemerkt, daß irgendetwas aus dem Ruder gelaufen sein muß, wenn ein Schuß Heroin in New York - wie ich damals einem Zeitungsbericht entnehmen konnte - billiger ist als eine Schachtel Zigaretten. Mir ist und bleibt es unverständlich, warum die Regierung Obama diese heraufziehende Katastrophe so lange ignoriert hat, bis sie wirklich eine Katastrophe geworden war und es seinem Nachfolger überlassen blieb, sich um sie zu kümmern. Richtig ist es natürlich, daß die Produzenten der opioidhaltigen Schmerzmittel mitschuldig sind an diesem Drama, aber das gilt ebenso die Behörden, die zu unkritisch bei ihrer Zulassung waren und den Dingen zu lange ihren Lauf ließen bzw. zu zaghaft bei ihren Gegenmaßnahmen waren.

Den Schaden davongetragen haben aber ganz normale Leute, von denen die meisten nichts Schlimmeres getan hatten, als ihrem Hausarzt zu vertrauen, der ihnen so ein Medikament verschrieben hat.

Pharmakonzerne wie auch Nahrungsmittelerzeuger sind natürlich auch als Sponsoren der Forschung ziemlich problematisch, wie das in diesen Podcasts völlig zu Recht angesprochen wurde. Aber warum wird dies ausgerechnet den Konzernen zum Vorwurf gemacht? Wäre es nicht angebrachter, das Wissenschaftssystem zu kritisieren, das nicht imstande zu sein scheint, Strukturen zu schaffen, mit denen eigennützige Beeinflussung durch interessierte Parteien verhindert werden können?

Außerdem glaube ich sowieso nicht daran, daß Beeinflussung durch Großunternehmen wie Coca Cola, Nestlé, Pfizer und GlaxoSmithKline die einzige Ursache von unbrauchbaren Ergebnissen und in der Folge zu unbrauchbaren Empfehlungen beim Arzt oder Ernährungsberater ist. Auch in der Wissenschaft selbst spielt Eigennutz eine Rolle, sei es der persönliche, sei es der der forschenden Institution. Hinzu kommen Gelehrteneitelkeiten, die einer Korrektur der eigenen Meinung oft im Wege stehen. Forschung, die auf Drittmittel angewiesen ist, wird darüber hinaus auch immer durch Modethemen beeinflußt, nicht nur durch die Eigeninteressen von Konzernen. NGOs beeinflussen die Themen, die für vordringlich gehalten werden, auf Kosten anderer Themen, für die sich keine Pressure Group interessiert. Und speziell in Sachen Ernährung habe ich oft vor allem den Eindruck, alle Beteiligten haben ganz einfach ein Brett vor dem Kopf. Vielleicht ja beeinflußt durch das, was man dort, wie überall, von Kindesbeinen an für wahr gehalten hat. Ich nehme an, von innerhalb eines Systems, in dem alle dieselben Prämissen für wahr halten, ist es fast unmöglich, eine dieser Prämissen anzugreifen. Ein solcher Angriff muß also wohl von außen kommen. Im Fall der Insulin-These sind es derzeit größtenteils praktizierende Ärzte, die an ihren Patienten die Wirkung entsprechender Behandlungen erleben, aber auch wenn sie neuerdings mehr werden: Allzu viele von ihnen gibt es noch nicht.

In der Wissenschaftsgeschichte ist die Zählebigkeit von wissenschaftlichen Irrtümern - auch solcher Irrtümer, die viele Menschenleben gekostet haben - einer der roten Fäden. Ignaz Semmelweis, der später so genannte "Retter der Mütter", wurde bis an sein Lebensende von seinen zeitgenössischen Berufskollegen verspottet und angefeindet, statt daß man seine Entdeckung durch die Einführung von Hygienevorschriften in der Geburtshilfe aufgegriffen hätte. Die vermeidbaren Todesfälle, die daraus resultierten, hat niemand je gezählt.

Ein weiterer interessanter Fall ist der plötzliche Kindstod, eine unheimliche Welle von nicht erklärlichen Todesfällen im Säuglings- bzw. frühen Kleinkindalter ab den siebziger Jahren, als deren Hauptursache erst nach etwa zwanzig Jahren die damals allgemein übliche Empfehlung, Babys in Bauchlage schlafen zu lassen, identifiziert werden konnte. Erst nach langem Zögern hatten sich aber die einschlägigen Organisationen dazu entschließen können, ausdrücklich vor der Bauchlage zu warnen. Als sie es ab Anfang der neunziger Jahre dann doch taten, gingen die Todesfallzahlen sehr rasch zurück. Das eigentlich Bestürzende daran: Die Empfehlung der Bauchlage, die hauptursächlich für den Tod einer fünfstelligen Zahl von Säuglingen und Kleinkindern alleine in Deutschland gewesen ist, beruhte in Wirklichkeit auf keinerlei wissenschaftlichen Erkenntnissen. Trotzdem setzte sie sich in den frühen siebziger Jahren innerhalb der Ärzteschaft rasch durch, ohne daß aber aus dem Bereich der Forschung irgendeine Warnung gekommen wäre. Interessanterweise wurde außerdem sehr lange gezögert, bevor von der Bauchlage ausdrücklich abgeraten wurde.

In beiden Fällen ist weit und breit kein Konzerninteresse auszumachen, das bei den aus heutiger Sicht so offensichtlich falschen Handlungsempfehlungen eine Rolle gespielt haben könnte. Man darf außerdem getrost davon ausgehen, daß weder die ärztlichen Kollegen von Ignaz Semmelweis noch die Epidemiologen und die Kinderärzte in den siebziger Jahren die Absicht hatten, jemandem einen Schaden zuzufügen. Trotzdem haben sie unnötigerweise vielen der ihnen Anvertrauten den größtmöglichen Schaden zugefügt. Der Fehler liegt also irgendwo im System, und vielleicht ist er  gar nicht zu vermeiden.

Das ist jedenfalls ein guter Grund, als Patient nicht zu unkritisch dem zu glauben, was der Onkel Doktor einem sagt. Das eigene Hirn sollte man immer einschalten! Und es bleibt einem gar nichts anderes übrig, als im Zweifelsfall sein Eigeninteresse selbst zu verfolgen, notfalls gegen den Widerstand von Hausarzt, Fachleuten und jedermann sonst. Niemand auf der Welt, auch nicht der eigene Hausarzt, hat nämlich ein so großes Interesse an meiner Gesundheit wie ich selbst. Daran, daß ich dem Fachwissen von Fachleuten, siehe oben, nur mit Einschränkungen vertrauen kann, ist im Prinzip nicht viel zu ändern, nicht einmal dann, wenn seitens des Gesundheitssystems wirklich ernsthaftes Interesse an wirklich hilfreichen ärztlichen Empfehlungen bestehen würde, was allerdings in unserem Gesundheitssystem meinem Eindruck nach nicht der Fall ist. Wäre es anders, dann hätte sich unser Gesundheitssystem doch wohl kaum mehr als fünfzig Jahre lang auf immer dieselben falschen Ratschläge beim Kampf gegen das Übergewicht versteift und nebenbei über den ständig größer werdenden Bevölkerungsanteil der Übergewichtigen und der vermeintlich* daraus resultierenden Folgekrankheiten herumlamentiert und den Betroffenen ganz nebenbei auch noch die Schuld an diesen Krankheiten in die Schuhe geschoben.

* Vermeintlich deshalb, weil ich mittlerweile überzeugt davon bin, daß Übergewicht in Wirklichkeit gar nicht die Ursache der Krankheiten ist, sondern lediglich ein Symptom, das auf genau dieselbe Ursache zurückzuführen ist wie auch die Krankheiten, nämlich Hyperinsulinämie, die wiederum ausgelöst wird durch eine Kombination aus zu viel Zucker und Kohlenhydraten in zu vielen über den ganzen Tag verteilten Mahlzeiten, von denen außerdem viele aus hochverarbeiteten Nahrungsmitteln bestehen, die nebenbei auch noch aus minderwertigen Bestandteilen bestehen, von denen möglicherweise auch einige eine Insulinresistenz begünstigen (etwa Pflanzenöle).

Im Detail sind zwar noch viele Fragen offen, aber Hyperinsulinämie ließe sich, entsprechende Gesundheitsaufklärung vorausgesetzt, ziemlich leicht bekämpfen, weil sie aus so vielen unterschiedlichen Richtungen bekämpft werden kann, daß niemand alle möglichen Mittel und Methoden anwenden und auch keineswegs allzu konsequent bei den jeweils gewählten Mitteln sein müßte. Es wäre völlig ausreichend, ab und zu durch eine Blutuntersuchung zu überprüfen, ob das, was man jeweils tut, sich als ausreichend erweist oder ob man noch irgendetwas ergänzen müßte.

Aktuell erfährt man als Patient bei einer Blutuntersuchung aber noch nicht einmal, wie es um das eigene Insulinlevel bestellt ist.

Eine gesundheitspolitische Weichenstellung, die ich aus vielen Gründen befriedigend fände, wäre eine Steuer auf die Transportwege von Waren und deren Vorprodukten. Im Fall von Lebensmitteln hätte das eine besonders gute Lenkungswirkung in die richtige Richtung, nämlich zu einer Begünstigung von weniger verarbeiteten Produkten gegenüber stärker verarbeiteten (bei denen viel mehr Zutaten durch die Welt kutschiert werden müssen) und von regional produzierten Produkten. Fertigprodukte enthalten Billigstzutaten, deshalb lohnt es sich momentan, sie zu produzieren und dabei alle möglichen Bestandteile kreuz und quer durch die Welt zu schicken, bevor das Endprodukt bei uns im Supermarktregal steht. Ich bin der Meinung, die Nahrungsmittelindustrie könnte sich auf so etwas durchaus einstellen; sie stellt sich ja auch regelmäßig auf alle möglichen Ernährungsmoden ein, von Light-Produkten über Bio bis hin zu neuerdings Vegan und Low Carb, und verleitet auch die Vertreter solcher vermeintlich gesunder Ernährungsweisen zum Konsum ungesunderen Essens, wie es Fertigprodukte per se sind.

Meine Idee fände ich gut, nur wird niemand sie jemals umsetzen wollen, und daran kann ich nichts ändern. Was ich tun kann, ist, beim Einkauf wenig hochverarbeitete Lebensmittel zu kaufen, und das mache ich im Grunde schon lange. Dabei bin ich nicht fanatisch; manche dieser Sachen schmecken mir einfach, und die kaufe ich dann auch ohne Reue oder Ängste. Ich glaube nicht, daß sie meine Gesundheit ernsthaft gefährden, erstens weil der Großteil meiner Ernährung aus "echtem" Essen besteht, und zweitens, weil ich ja regelmäßig faste und meine Insulinausschüttung damit regelmäßig auf ein Minimum herunterfahre. Ich mache das, um Gewicht zu verlieren, aber die unglaublich vielen möglichen gesundheitlichen Vorteile, über die, vom Mainstream der Wissenschaft noch weitgehend unbeachtet, in einschlägigen Kreisen diskutiert wird, nehme ich natürlich auch gerne mit. Sollte sich herausstellen, daß ich damit neben Diabetes und den zugehörigen Folgekrankheiten auch vor Alzheimer, Krebs und Herzkrankheiten geschützt sein sollte, wäre das doch ein schöner Bonus.

Eigentlich komisch, daß Fasten angesichts all dieser möglichen Vorteile in der Ernährungsmedizin von vielen immer noch eher belächelt wird.

Eines der großen Probleme, die der genial einfachen Lösung Fasten als Heilmittel gegen Diabetes (und womöglich gegen alles mögliche sonst) als routinemäßige Empfehlung durch den Hausarzt im Wege stehen, ist, daß so gut wie niemand daran Geld verdienen kann. Das Interesse, der Frage auf Forschungsebene nachzugehen, ob es sinnvoll ist, Fasten therapeutisch einzusetzen, kann deshalb kaum aus dem Kreis der industriellen Geldgeber kommen. Denen ist es natürlich viel lieber, Diabetes weiterhin mit Medikamenten zu behandeln, und daß diese Medikamente Diabetes natürlich nicht heilen, sondern nur den Blutzucker unter Kontrolle halten können, um die Schäden, die speziell durch hohen Blutzucker entstehen, vorübergehend zu verhindern, ist aus Perspektive eines gewinnorientiert arbeitenden Unternehmens kein Schaden, sondern ein Nutzen. Ich fände es auch heuchlerisch, ihnen das zum Vorwurf zu machen. Nur, im Interesse des einzelnen Erkrankten ist es nicht, und ebensowenig im Interesse des Arztes, der Krankenkassen und, ganz generell betrachtet, der Gesellschaft.

Wie bekommt man also die Wissenschaft, die Krankenkassen oder den eigenen Hausarzt dazu, sich mit den ungeahnten Möglichkeiten zu befassen, die das Fasten, noch dazu völlig kostenlos, bei der Bekämpfung der wichtigsten Zivilisationskrankheiten bietet?

Meiner Meinung nach ist das einzige Mittel, das in dieser Frage wirksam sein könnte, eine Abstimmung mit den Füßen durch die einzelnen Patienten, die die Wirkung des Fastens selbst und in Eigenverantwortung ausprobieren, erfolgreich damit sind und anderen davon erzählen, unter denen dann wieder manche neugierig werden und es selbst ausprobieren. Irgendwann werden das dann so viele, daß sie beim besten Willen nicht länger ignoriert werden können. Spätestens dann, wenn Ernährungsberater vergeblich auf Beratungswillige warten, Patienten sich beim Hausarzt weigern, sich herkömmliche Diabetesmedikamente verschreiben zu lassen und bei der nächsten Blutuntersuchung Werte im Normalbereich haben, und Weight Watchers Insolvenz anmelden muß.

Das kann natürlich noch ein bißchen dauern. 😋

Wenn man so will, bemühe ich mich, mit diesem Blog einen kleinen Beitrag zu dieser Entwicklung zu leisten: Zu zeigen, was mir mit Hilfe von Intervallfasten möglich war und möglich ist, um damit andere auf den Gedanken zu bringen, daß sie es auch ausprobieren könnten.





Mittwoch, 5. Februar 2020

Sind Kalorien nur ein "durchlaufender Posten"?

Mein Gewicht gestern zu Beginn meines zweitägigen Fastenintervalls: 102,9 Kilogramm. Ein kleiner Meilenstein, denn diesmal hatte ich, was in letzter Zeit seltener vorkam, ein ganz normales, dreitägiges Wochenende zwischen dem letzten Fastentag der letzten Woche und dem ersten der neuen Woche. Und endlich habe ich vor dem Fasten einen Wert, der nicht nur beruhigend weit von der ärgerlich hartnäckigen 104 entfernt ist, sondern auch definitiv niedriger liegt als irgendwann vorher, was nicht weniger beruhigend ist. Damit kann ich meinem Gewicht von September nun endlich wirklich von ferne winken, das mir so lange und hartnäckig erhalten geblieben war.

Heute morgen, zu Beginn des zweiten Fastentags, wog ich 100,7 Kilogramm. Jetzt hoffe ich für morgen auf einen nächsten Meilenstein, nämlich darauf, daß ich dann erstmals die 99 Kilo unterbiete. Vielleicht klappt es ja ausnahmsweise mal doch schon im ersten Versuch. Mit einem neuen Alltime-Low kann ich aber in jedem Fall rechnen, und das ist ja auch schon was.

Damit scheint mein Stoffwechsel aus seinem berüchtigten Winterschlaf endlich wieder erwacht zu sein und ich hoffe nunmehr auf etwas zügigere Fortschritte beim Abnehmen. 

Ich finde es ja immer wieder schwierig, meine Herangehensweise anderen zu erklären. Das liegt daran, daß wir alle miteinander - im Prinzip nehme ich mich davon nicht aus - mit der Kalorienlogik aufgewachsen sind, die in meiner Abnehmstrategie aber keine Rolle spielt, und das will den meisten nicht so recht in den Kopf. Da wird mir dann vorgerechnet, daß ich ja durch das Fasten zwangsläufig weniger Energie zuführe, als es meinem physischen Bedarf entspricht. Auszuschließen ist das tatsächlich nicht, denn daß ich durchschnittlich jeden dritten Tag gar nichts esse, bedeutet, daß ich im Durchschnitt, die Fastentage mit eingerechnet, ein Drittel weniger esse, als wenn ich jeden Tag so essen würde wie an den beiden Nichtfastentagen.

Ich werde jetzt ganz bestimmt nicht anfangen, Kalorien zu zählen, aber tatsächlich strebe ich gar kein Kaloriendefizit an, und das ist der wichtigste unter den Gründen, warum ich mich nicht zu Fastenmodellen wie 10in2 oder Fastenwochen mit vier Fastentagen als regelmäßigen Bestandteil meiner Strategie entschließen kann. Ich halte den Stoffwechsel für ein selbstregulierendes System, der in allen Bereichen eine Homöostase anstrebt, also einen Gleichgewichtszustand, und das gilt auch für die Energieverarbeitung. So, wie der Jojo-Effekt nach einer Diät dazu führt, daß man rasch wieder zunimmt, funktioniert die Sache nämlich auch umgekehrt: Bei einer absichtlichen Überernährung nimmt man zwar tatsächlich zu, aber auch rasch wieder ab. Gleichzeitig erhöht sich bei absichtlicher Überernährung auch der Energieverbrauch des Körpers.

Auf irgendeine Weise scheint der Körper ein "Sollgewicht" festzulegen, zu dem er immer zurückstrebt. Dieses Sollgewicht kann sich verändern, sonst wäre Übergewicht ja kein solches Problem geworden, und wichtig ist der Faktor, der diese Veränderung auslösen kann. Ich bin der Meinung, dies wird hormonell gesteuert. Nicht der einzige, aber der wichtigste Faktor scheint dabei Insulin zu sein. Soweit die Theorie - und in meinem Selbstversuch verhalte ich mich so, als wäre das wirklich so, als wäre die Energiezufuhr durch Essen nichts weiter als ein "durchlaufender Posten", von dem immer so viel verbraucht wird, wie zugeführt wird.

Auf den ersten Blick scheint es ja tatsächlich logisch, daß das Körpergewicht mit der Energiezufuhr zusammenhängt, und außerdem hat ja jeder, der schon einmal die Energiezufuhr verringert oder ihren Verbrauch erhöht hat, die Erfahrung gemacht, daß dies zu einer Gewichtsabnahme geführt hat. Aber dieselben Erfahrungswerte zeigen auch, daß eine Gewichtskontrolle mit dieser Methode fast nie auf längere Sicht funktioniert. Weil die Grundannahme keine anderen Erklärungsmöglichkeiten bietet, läuft es dann meistens auf den (Selbst-)Vorwurf hinaus, sich falsch verhalten zu haben, also nicht diszipliniert genug beim Essen und/oder beim Sport gewesen zu sein.

Daran glaube ich mittlerweile aber nicht mehr. Ich glaube, daß die körpereigene Selbstregulierung dann aktiv wird, und daß die Zeitverzögerung, mit der das geschieht, dazu führt, daß man die Wirkung auf keine intuitiv verständliche Ursache mehr zurückführen kann. Gegen die Selbstregulierung muß man ab diesem Zeitpunkt also zusätzlich ankämpfen, sprich: noch weniger essen oder sich noch mehr bewegen, und sowie die Kräfte auch nur geringfügig erlahmen, nimmt man sofort und schnell zu.

Bevor ich mit dem Intervallfasten begonnen habe, habe ich mich auch darum bemüht, ein Energiedefizit zu erzeugen, um dadurch abzunehmen. Und eigentlich hätte das bei mir ganz einfach sein müssen. Zu jener Zeit wog ich noch weniger als 110 Kilogramm, hatte zwanzig Jahre lang gar nicht auf mein Gewicht geachtet und wußte deshalb, daß ich in diesem gesamten Zeitraum ca. 20 Kilogramm zugelegt hatte, also ein Kilo pro Jahr. Knapp unter 90 Kilo hatte ich gehabt, nachdem ich 1987 mein Kind zur Welt gebracht hatte und beschlossen hatte, die während der Schwangerschaft zugelegten 12 Kilo nicht wieder herunterzuarbeiten, sondern zu behalten und in meinen umfangreicheren Körper dann eben mental "hineinzuwachsen".

Was auch immer mir eine Ernährungsberatung anderes empfohlen hätte: Eigentlich hätte es 2007 aus Kalorienperspektive völlig ausreichend sein müssen, daß ich Süßigkeiten und Limonaden aus meinem Speisezettel strich und ein paar weitere relativ neue Eßgewohnheiten wieder beendete, die mein Mann in die Beziehung mitgebracht hatte, ohne daß ich mich ernsthaft dafür hätte begeistern können. 1 Kilogramm Fett, so kann man das überall nachlesen, entspricht 7000 Kalorien, also hatte ich pro Jahr 7000 Kalorien zu viel zu mir genommen. Rein rechnerisch waren das gerade mal 20 Kalorien am Tag, weniger als der Energiegehalt von 10 Gramm Gummibärchen.

Nur, ich nahm nicht ab, sondern weiter zu. Und zwar nun auf einmal doppelt so schnell. Bis 2012 war ich bei 119 Kilo angenommen.

Schon da war mir klar, daß an der Kalorienlogik irgendetwas nicht stimmen kann, auch wenn ich das nicht an die große Glocke gehängt habe. Damit hätte ich ja doch nur gehässige Reaktionen ausgelöst, und genau in so einer verunsichernden Situation war das das letzte, was ich gebraucht hätte. Jetzt ist das anders, von mir aus kann gehässig zu mir sein, wer will. Wer erfolgreich abnimmt, muß sich um süßlich-mitleidige Belehrungen anderer, daß man sich in selbstbetrügerische Illusionen verrannt habe, genausowenig mehr kümmern wie um bösartige Giftspritzereien. Wer Erfolg hat, der wird nicht bemitleidet. Und wer abnimmt, hat recht, so einfach ist das.

Ich wurde schon gefragt, ob nicht die Wechseljahre für die Beschleunigung meiner Zunahme verantwortlich sein könnten. Die Antwort lautet: eher nicht. Denn das Einsetzen der Wechseljahre stand - in Gegensatz zu meinen Bemühungen, Gewicht zu reduzieren - nicht in zeitlichem Zusammenhang mit dieser Beschleunigung. Aber der Gedanke ist an sich nicht uninteressant, und vor allem führt er ein neues Element in die strikte Kalorienlogik ein: Die Wechseljahre, so heißt es, sollen dazu führen, daß sich der Stoffwechsel verändert und ab da der Energiebedarf sinkt. Es gibt sie also doch, die stoffwechselinternen Faktoren, die einen Einfluß haben.

Ich dachte damals auch über solche Faktoren nach, aber in eine andere Richtung: Vielleicht, dachte ich, mußte ich ja am anderen Ende der Energiebilanz ansetzen. Mein Lebensstil war wirklich ziemlich bewegungsarm. Vielleicht, dachte ich, gibt es im Bereich Bewegung eine Art Minimum, dessen Unterschreiten die Stoffwechselreaktionen irgendwie negativ beeinflußte.

Also probierte ich es damit. Und wieder hätte das eigentlich einfach sein müssen - auch 2 Kilogramm Gewichtszunahme pro Jahr sind ja nicht so wahnsinnig viel. In Kalorien umgerechnet wären das ganze 40 am Tag, die ich mehr verbrauchen mußte, um wenigstens eine weitere Zunahme zu verhindern.

Ich begann 2012 also mit EMS-Training, einmal die Woche 20 Minuten. Das hört sich harmlos an, aber der Energieverbrauch einer solchen Trainingseinheit umfaßt ca. 500 Kalorien, das sind auf den Tag umgerechnet ungefähr 70. Dazu kam noch, daß dieses Training nicht hungrig machte und aus organisatorischen Gründen dazu führte, daß ich an Trainingstagen sogar weniger aß

30 Kalorien pro Tag Defizit also durch das Training plus x. Zwei Kilo Abnahme pro Jahr hätten da eigentlich schon drin sein müssen.

Nur, ich nahm nicht ab, sondern weiter zu; weder der Mehrverbrauch als auch die Minderaufnahme an Kalorien machte irgendeinen Unterschied zu vorher: 2015, also drei Jahre später, wog ich bei einem Arztbesuch 125 Kilo, also hatte ich weiterhin jedes Jahr zwei Kilo zugenommen.

Zu der Zeit hatte ich schon seit mehreren Wochen mit der Gymnastik angefangen. Nur eine Viertelstunde am Tag, aber die habe ich sehr diszipliniert durchgezogen, Morgen für Morgen, mehr als zwei Jahre lang. Auch das hätte eigentlich ausreichend sein müssen, um eine Gewichtszunahme, die 40 Kalorien pro Tag entspricht, zu stoppen. Aber irgendwann zwischen August 2015, dem Arztbesuch, bei dem ich 125 Kilogramm gewogen hatte, und Januar 2017, als ich mir selbst eine Waage kaufte, lief meine Gewichtszunahme dann statt dessen total aus dem Ruder. Ich weiß nicht, wann genau das eingesetzt hat, denn an meinem Äußeren gemerkt habe ich das nicht. Im Gegenteil, die Gymnastik machte mich beweglicher, und um den Bauch herum wurde ich weniger. Hätte jemand mich im Dezember 2016 gefragt, auf was ich mein Gewicht schätze, dann hätte ich darauf getippt, daß ich ein bißchen unter diesen ominösen 125 Kilo vom Vorjahressommer liegen müsse.

Im Januar 2017 wog ich aber 137,5 Kilogramm, im Februar 142 und am 20. März 147.

Am 20. März 2017 fastete ich zum ersten Mal bis 15 Uhr, und das machte ich von nun an dreimal in der Woche. Und daraufhin passierte folgendes:


2.4.2017: 142 Kilo
30.4.2017: 137,6 Kilo
30.7.2017: 132,9 Kilo
1.9.2017: 129,8 Kilo
7.10.2017: 127 Kilo

Das Skurrile daran ist, daß ich in diesem Zeitraum reisebedingt viermal das Fasten unterbrochen habe: einmal im April, zweimal im Mai, einmal im August, für zusammengenommen 6 (in Worten: sechs) Wochen. Während dieser Reisen war ich unter anderem in Wien, Salzburg, München, im Allgäu und in Böhmen und ich habe dort traumhaft gut gegessen. Jedes Mal kam ich zurück in der Erwartung, zugenommen zu haben - und das wären mir der Schweinsbraten, die Schnitzel, die Weißwürste, die Salzburger Nockerln und die böhmischen Knedlíky und nicht zuletzt das gute Bier auch wert gewesen -, aber ich hatte nach jeder dieser Reisen mein vorheriges Gewicht gehalten.

Noch skurriler, daß ich ab dem Sommer wegen eines Wasserschadens wochenlang keine freien Bodenflächen mehr in der Wohnung hatte und die Gymnastik vorübergehend einstellen mußte. Weil das überhaupt keine Wirkung auf meine Abnahme hatte, habe ich später, als der Schaden beseitigt war, nicht wieder damit angefangen. Mit anderen Worten: Ich habe meine Energiebilanz auf der Verbrauchsseite verschlechtert.

Ich habe mich einmal hingesetzt und es ausgerechnet: In diesem gesamten Zeitraum, in dem ich bei Fastenintervallen von dreimal wöchentlich 18 bzw. 21 Stunden zwanzig Kilo Gewicht verloren habe, habe ich nur ca. 100 Mahlzeiten ausgelassen. Je fünf ausgelassene Mahlzeiten habe ich also ein Kilo Gewicht verloren. Nach Kalorienlogik paßt das so schlecht zusammen, daß die einzige darauf basierende mögliche Erklärung lauten würde, daß diese Geschichte einfach nicht stimmen kann. Nur, sie ist wahr und mir genau so und nicht anders passiert. Aber wie ist das dann zugegangen?

In den letzten Monaten habe ich bei Twitter schon wiederholt von vergleichbaren Gewichtsabnahmen gelesen. So etwas passiert offenbar sehr vielen Diabetes-Patienten in den allerersten Monaten, nachdem sie auf Anraten eines der nach wie vor relativ seltenen Ärzte, die das empfehlen, mit Low Carb, Keto oder Intervallfasten begonnen haben. Deshalb nehme ich an, daß bei mir im März 2017 Diabetes Typ 2 diagnostiziert worden wäre, hätte ich bei einem Arzt Rat gesucht.

Die extrem schnelle Abnahme entsprach der extrem schnellen Zunahme davor. Es wäre schön gewesen, wenn es genauso rasant weitergegangen wäre, aber natürlich ist das nicht passiert ... und ich vermute: Den Patienten aus den verlinkten Tweets ging das genauso. Anzunehmen ist, daß die durch Fasten/Low Carb sehr rasch verringerte Insulinresistenz zu einer Art Kettenreaktion führt, die aber irgendwann beendet ist, und dann geht es mit der Abnahme doch wieder langsamer, auch dann, wenn man, so wie ich, sich zu längeren Fastenintervallen entschließt.

Das Tempo, in dem ich jetzt abnehme, könnte man rein rechnerisch doch wieder auf eine Kalorienreduktion zurückführen, ohne daß das auf den ersten Blick unlogisch erscheint. Die Unlogik dabei ist prinzipieller Natur und liegt im Vergleich mit anderen Leuten, die sich um Gewichtsabnahme bemühen. Irgendwie will es mir gar nicht in den Kopf, daß genau dieselben Leute, die ratsuchende Diäthaltende, die sich so wie ich einst auch verzweifelt das Hirn zermartern, warum ihre Abnahme ins Stocken geraten ist, mit solcher Überzeugtheit über die irrsinnigen Mengen von Kalorien belehren, die sie beim Kalorienzählen übersehen haben müssen (etwa der sprichwörtliche Löffel Olivenöl im Salat - als ob angenommen würde, daß man das Salatdressing am Ende austrinkt), in meinem Fall wieder so felsenfest von einem mir nicht bewußten Energiedefizit überzeugt sind.

Wie gesagt, auf ein Energiedefizit bin ich in Wirklichkeit noch nicht einmal sonderlich scharf, aber falls eines rein rechnerisch bestehen sollte, kann es kaum mehr als 25 % betragen. Denn an meinen Eßtagen überschreite ich mit Sicherheit die Kalorienmenge, die mir ein Ernährungsberater empfehlen würde. Um wie viel weiß ich nicht, weil ich meine Kalorien nicht zähle. Ich habe zwar in einer Diskussion um diese Frage mal den Wert "2000 Kalorien" für ein Abendessen in den Raum geworfen, aber in Wirklichkeit natürlich keine Ahnung, wie nahe dieser Wert an der Realität ist. Er kam mir vor allem deshalb in den Sinn, weil wir neulich dieses tolle Mancuso-Eis als Nachtisch hatten, bei dem ich tatsächlich mal die Kalorien nachgelesen und einen Lachanfall bekommen habe, weil an jenem Abendessen alleine das Eis schon mehr als 800 Kalorien ausgemacht hatte. Aber an diesem Abend war ich nach dem Essen auch wirklich SEHR satt und fühlte mich zum ersten Mal seit langer Zeit sogar etwas überfressen. Normalerweise verfüge ich über ein intaktes Sättigungsempfinden, aber bei diesem Eis konnte ich einfach nicht aufhören, bis das Glas leer war. (Und nein, ich bereue es nicht. Es war die anschließenden Bauchschmerzen wert.)

Die 2000 Kalorien sind also als Durchschnittswert eines Abendessens vielleicht doch ein bißchen übertrieben.Trotzdem, so wenig esse ich dann auch wieder nicht, und, wie weiter oben erwähnt, ich möchte gar kein Kaloriendefizit erzeugen. Ich gebe hier mal als Beispiel wieder, was ich vorgestern gegessen habe, geübten "Kalorienzählern" sollte das für einen groben Schätzwert wohl ausreichen:

Frühstück: zwei große Scheiben selbstgebackenes Weizenmischbrot, dazu Butter, Lachs, Salami, Käse (Cheddar und Weichkäse) und Schinken. Ich bin mit der Butter nicht sparsam und belege gerne mit Schinken UND Käse gleichzeitig. Ach ja, und beim Schinken kaufe ich immer den mit Fettrand.

Mittag: eine weitere Scheibe vom selben Brot mit Butter, Salami und Käse.

Nachmittagskaffee: ein Stück braunen Kirschkuchen mit großzügig Schlagsahne, ein Baiser (beides ebenfalls selbstgebacken). Und, NEIN, ich bemühe mich weder beim Backen noch beim Sahneschlagen darum, möglichst wenig Zucker zu verwenden. Baisers bestehen ja ohnehin größtenteils aus Zucker ... die waren das Nebenprodukt des Abendessens vom Samstag, für das ich mehrere Eigelb benötigt und deshalb danach Eiweiß übrig hatte, mit dem ich mir etwas einfallen lassen mußte. 

Abendessen: zwei große Teller Spaghetti mit einer Sahnesoße, die u. a. Spinat und Gorgonzola enthielt, dazu eine Flasche Bier. Zum Nachtisch ein paar Treets von der Sorte mit Erdnußbutter. Daß wir noch ein Eis im Gefrierschrank hatten, das wir eigentlich zusammen mit dem Rest der Sahne hatten essen wollen, fiel uns leider zu spät ein. Das Eis muß also bis zum Donnerstag warten.

Von den Mengen her ist das relativ typisch, auch wenn ich normalerweise so spät frühstücke, daß ich kein gesondertes Mittagessen benötige. Aus irgendwelchen Gründen fehlt außerdem ein Apfel. Normalerweise vergeht selten ein Tag, an dem ich keinen Apfel esse. Das Körbchen mit den Äpfeln steht an einer strategischen Stelle, das ist noch ein Relikt aus der Zeit, als ich mich um möglichst gesundes Essen bemühte. 

Hand aufs Herz: Wer hier traut sich zu, mit dieser Art von Ernährung abzunehmen?

Was ich mache, wird nirgends und von niemandem empfohlen, obwohl Intervallfasten gerade so boomt. Im ernährungswissenschaftlichen Mainstream wird das Energiedefizit für den Grund des Abnehmens beim Intervallfasten gehalten und teils zusätzlich ausdrücklich empfohlen. Vor allem bei den Low-Carb-Anhängern wird oft die Bedeutung von Sport für einen dauerhaften Erfolg betont. Niemand außer mir scheint im Moment daran zu glauben, daß diese Methode wahrscheinlich bei vielen auch dann funktionieren würde, wenn sie alle anderen Elemente weglassen und sich nur auf das Fasten beschränken würden. Und ich habe sogar den Verdacht, es würde oft besser funktionieren, wenn nebenbei keine Kalorien eingespart würden.

Daß ich mich alleine auf das Fasten beschränke, obwohl ich zwar das Kaloriensparen für sinnlos halte, aber andererseits nicht daran zweifle, daß sowohl Sport als auch Low Carb meine Abnahme vermutlich - mindestens vorübergehend - beschleunigen würden, hat seinen guten Grund: Wenn ich alleine damit mein Zielgewicht von 73,5 Kilogramm erreichen kann, bestätigt mir das meine Grundannahmen.

Es gibt so viele Leute, die überzeugt davon sind, daß Adipoistas eine "chronische Krankheit" sei, mit der man auf eine ähnliche Weise umgehen müsse wie mit Alkoholismus, von dem man nie wirklich geheilt würde. Ich glaube das nicht. Ich glaube, Adipositas läßt sich vermeiden und kann wieder rückgängig gemacht werden, sobald man das Kaloriendogma und die darauf basierenden Empfehlungen durch eine insulinbasierte Herangehensweise ersetzt.