Freitag, 29. November 2019

Ungeliebtes Familienerbstück im Genom entdeckt

Mein Gewicht heute morgen: 103,2 Kilogramm. Über das Wochenende hat es bei mir einen unerwarteten erneuten Satz nach oben gemacht; ich begann die Woche deshalb mit frustrierenden 105,7 Kilogramm. Von diesem Wert muß ich mich jetzt wieder runterhangeln, und so fand ich mich jetzt am Ende der Fastenwoche meilenweit von meinem Ziel entfernt.

Wahrscheinlich wäre es ausreichend, wenn ich ein bißchen Geduld habe und mich damit abfinde, daß der Winter einfach jedes Jahr mehr oder weniger blöd läuft. Bloß geht mir die Geduld gerade aus. Deshalb werde ich nächste Woche statt drei Fastentagen zweimal zwei Fastentage einlegen. Sollte ich am Samstag nächster Woche dennoch weiterhin die 100 Kilo überschreiten, lasse ich dem eine weitere Woche mit zweimal zwei Fastentagen folgen. Ich will vor Weihnachten wenigstens einmal einen zweistelligen Wert auf der Waage sehen, und wenn es das letzte ist, was ich tue. 😡 Das brauche ich aus psychohygienischen Gründen. 

Ist doch aber immer gut, wenn man in solchen Situationen mit dem, was man tut, noch nicht am äußersten Limit angelangt ist, sondern erforderlichenfalls noch eine Schippe drauflegen kann. 😎

Dauerhaft beibehalten will ich diese geänderte Form des Fastens aber nicht. Im Januar werde ich aber voraussichtlich noch einmal vorübergehend meinen Fastenrhythmus verändern, indem ich zwei Wochen lang das Wochenende in meinen 1-0-1-Rhythmus einbeziehe. Und zwar zusammen mit meinem Mann, der das einmal ausprobieren möchte, weil ihn in letzter Zeit seine Verdauung ein bißchen plagt und er wissen will, ob das dabei etwas bringt.

Wäre ich mit der Zahl auf der Waage einverstanden, könnte ich eigentlich sehr zufrieden sein, denn weiterhin sind die physischen Veränderungen nach jedem Fastentag sicht- und spürbar. Diese Woche war es vor allem am Bauch und um die Hüften herum.

Ich stieß auf einen interessanten Bericht in Science Daily über eine genetische Mutation, die etwa die Hälfte der Bevölkerung aufweist und die andere Hälfte nicht. Ein Gen namens CLTCL1 steuert die Produktion des Proteins CHC22, das eine wichtige Rolle bei der Steuerung des Glukosetransports spielt.Von diesem Protein wiederum gibt es zwei verschiedene Versionen, die unterschiedlich effektiv sind. Es wird vermutet, daß die weniger effektive von beiden die ältere Version ist und noch aus der Zeit der Jäger und Sammler stammt, während die neuere Version, mit der der Blutzucker niedriger ist, sich durch die Umstellung auf Ackerbau und Viehzucht und das dadurch veränderte Nahrungsangebot entwickelt hat. Daß die weniger effektive Version bei heute noch lebenden Jäger-und-Sammler-Völkern häufiger vorkommt, ist ein Indiz dafür, und es ergäbe auch einen praktischen Sinn: Jäger und Sammler essen sehr viel weniger Kohlenhydrate als Ackerbauern, müssen dafür aber gerade in nahrungslosen Zeiten besonders gut physisch "funktionieren", sonst wären sie ja nicht in der Lage, sich wieder Nahrung zu verschaffen.

Das ist ein interessantes Puzzleteil in einem immer noch sehr lückenhaften Gesamtbild. Es könnte nämlich ziemlich überzeugend erklären, warum Übergewicht - jedenfalls zu einem gewissen Teil - "erblich" ist, wie sich das auch aus Studien, etwa Zwillingsstudien sowie Adoptivkinderstudien, mit schönster Regelmäßigkeit  ergibt.

Ebenso läßt es aber auch vermuten, daß der Teil der Bevölkerung, bei dem es sich um Träger der alten CHC22-Version handelt, von allen Methoden zur Gewichtsreduktion, mit denen die Insulinausschützung gesteuert werden soll (neben Intervallfasten und weiteren Fastenvarianten sowie diversen Low-Carb-Spielarten auch Zuckerverzicht), sehr viel stärker profitiert als die andere Hälfte. Vielleicht ist es sogar so, daß Übergewichtige mit der neuen Genvariante beim Fasten keinen wirklichen Vorteil haben?

Es wäre interessant zu wissen, wie sich beide Genvarianten bei Übergewichtigen verteilen. So ein komisches Jucken in meinem kleinen Zeh signalisiert mir, daß die neuere Genvariante unter Übergewichtigen erheblich seltener vorkommt.

Die zugehörige Studie im Volltext habe ich nur kurz angelesen, weil mir gerade die nötige Zeit fehlt. Für Leute, die gerne das Original gesehen haben wollen, ist sie her aber mal verlinkt.









Samstag, 23. November 2019

Fernsehkritik: Die ARD-Reportage "Abnehmen, um zu überleben"

Mein Gewicht heute, nach drei Fastentagen diese Woche: 101,6 Kilogramm. Der symbolträchtige Moment, in dem ich zum ersten Mal seit fast zwanzig Jahren wieder ein zweistelliges Gewicht erreichen werde, winkt also weiterhin nur von ferne. Tja, das ist wohl die Jahreszeit. Dieses Jahr nervt mich das besonders, weil das ganze Jahr schon zäher als erhofft gelaufen ist. Erfreulich immerhin, daß meine Körpermaße sich weiter verändern. Letzte Woche war es am Oberkörper, daß ich auf einmal einen Zentimeter weniger gemessen habe, und heute fiel mir auf, daß meine Jeans an den Oberschenkeln viel mehr Luft hat, als ich erwartet hatte. Ich sollte mir langsam doch mal die nächstniedrigere Größe kaufen, vielleicht brauche ich sie bald, unter Umständen sogar noch, bevor ich endlich die 99,999 geknackt habe. 

Heute habe ich in der ARD-Mediathek eine Reportage  gesehen, die mich mit sehr gemischten Gefühlen zurückgelassen hat. Immer wieder mache ich mir vergleichbare Gedanken, eigentlich schon seit über zehn Jahren: Ich traue Fernseh-Reportagen schon lange nicht mehr und sehe sie deshalb eigentlich nur noch dann, wenn ich mir von vornherein ein eigenes Urteil zum Thema wenigstens in gewissem Maße zutrauen kann. Andernfalls ist mir das Risiko, auf eine manipulativ-einseitige Darstellung hereinzufallen, viel zu groß.

Das ist irgendwie traurig. Eigentlich möchte ich den Medien gerne vertrauen können. Aber auch in dieser Doku über die 47jährige Sonja Bauer, die zu Beginn des Films glaubhaft lebensbedrohliche 215 Kilogramm auf die Waage brachte und unbedingt abnehmen sollte, fanden sich schon auf den ersten flüchtigen Blick mehrere Pferdefüße. Im Grunde fand ich an dieser Dokumentation das, was nicht gezeigt und beschrieben wurde, viel interessanter als das, was man die Zuschauer sehen ließ.

Was mir vor allem gefehlt hat, ist ein genauerer Blick auf die Vorgeschichte, über die verdächtig rasch hinweggegangen wurde, obwohl gerade hier viele Fragen sich aufdrängten. Mehr als 100 Kilo hat Sonja schon als Jugendliche gewogen, heißt es zum Beispiel. Dazu sieht man Bilder aus ihrer Kindheit in einem Fotoalbum, das sie durchblättert. Und in der Tat, das abgebildete Mädchen ist pummelig. Aber meinem subjektiven Eindruck nach nicht schlimmer, als ich es im gleichen Alter war, und mein Gewicht lag mitnichten bei 100, sondern um die 70 Kilo, was mir damals übrigens schlimm genug vorkam.

Unklar ist auch, wie der Verlauf ihres Gewichts als Erwachsene gewesen ist. Es wird suggeriert - aber natürlich nirgends ausdrücklich behauptet -, daß es im Prinzip ein linearer Anstieg gewesen ist, lediglich noch zusätzlich gesteigert durch Frustessen in bestimmten Lebensphasen.

Es fällt mir nicht schwer, mich mit Sonja Bauer zu identifizieren, deren Maximal-BMI bei über 80 lag. Ich habe nämlich den dringenden Verdacht, die Gewichtsentwicklung dieser Frau war bis zu einm bestimmten Punkt ungefähr vergleichbar mit der bei mir. Also erst eine schleichende Zunahme über Jahrzehnte hinweg, dann setzte die Menopause ein, und krachbumm, auf einmal schoß das Gewicht steil nach oben. Was uns dabei vor allem unterscheiden dürfte: An diesem Punkt, der Sonja Bauer ähnlich alarmiert haben dürfte wie mich, taten wir unterschiedliche Dinge. Ich rang im stillen Kämmerlein um irgendeine Lösung und geriet durch schieres Glück ans Intervallfasten. Sie ging zu einem Arzt, der sie nach bestem Wissen und Gewissen untersuchte, Diabetes feststellte und ihr Insulin verschrieb, natürlich verbunden mit Ermahnungen, sie müsse abnehmen, und möglicherweise sogar einigen einschlägigen Hilfestellungen, die auf der Kalorienlogik basierten - was aber sogar ohne das Insulin zum Scheitern verurteilt gewesen wäre, aber so natürlich ihre Gewichtszunahme nur noch weiter beschleunigte. So wurde sie zu einem "hoffnungslosen Fall", bei dem außer einer radikalen Magenverkleinerung nach Meinung ihrer Ärzte gar nichts mehr helfen konnte.

Das hätte ich sein können, dachte ich während des gesamten Films. Ich habe diesen Gedanken keine einzige Sekunde von mir abschütteln können, während ich ihn angesehen habe, und alleine deshalb schon wünsche ich ihr von ganzem Herzen Erfolg. Aber aus genau demselben Grund muß ich ebenso sagen, daß ich ein verdammt mieses Gefühl bei solchen "Werbesendungen" für die bariatrische Chirurgie habe. (Ich sah vor Jahren schon einmal eine, die mich sogar noch weniger überzeugte.) Vielleicht gibt es wirklich Fälle, in denen mehr für sie spricht als gegen sie, aber gerade der Fall Sonja Bauer ist meiner Meinung nach keiner davon. Dazu später mehr.

In der Doku wurde nicht nur der Eindruck vermittelt, daß es bei Sonja Bauer eine lineare Gewichtszunahme gegeben hätte, sondern ganz nebenbei auch die angeblichen Gründe dafür erwähnt: ihre Vorliebe für "Schnitzel, Rouladen und Braten" sowie zu üppiger Wurstbelag ihrer Brötchen. Aber in Wirklichkeit halte ich es für ganz unmöglich, alleine wegen seiner Ernährung ein Lebendgewicht von mehr als 200 Kilogramm zu erreichen. Genauso unmöglich ist es eigentlich auch, innerhalb von nur drei Wochen sage und schreibe 30 Kilogramm abzunehmen ... aber genau das ist Sonja Bauer nach ihrer Krankenhauseinlieferung mit Hilfe einer ganz simplen 800-Kalorien-Diät gelungen. Diese Diät wurde ihr dort als Voraussetzung für die OP mit dem Ziel einer Gewichtsabnahme von 20 Kilogramm verpaßt.

Schon dieses Ziel klang ehrgeizig, und es wurde um 50 % übertroffen. Die Frage ist, wie sich das eigentlich erklären lassen soll. Im Film wurde eine Erklärung nicht einmal versucht, stattdessen wurde der Eindruck vermittelt, daß es sich um ein Ergebnis im aus Kalorienlogik erwartbaren Rahmen gehandelt habe. Das stimmt aber nicht. Nach Kalorienlogik müßte Frau Bauer für eine solche Gewichtsabnahme  in diesen drei Wochen im Vergleich zu der Zeit vorher 210.000 Kalorien eingespart haben, das entspricht 10.000 Kalorien am Tag. Dies bedeutet, sie müßte in der Zeit vor der Krankenhauseinlieferung täglich mindestens um die 11.000 Kalorien am Tag verschlungen haben.

Das ist aus mehreren Gründen eine absurde Vorstellung. Nur um die Größenordnung am Beispiel der vermeintlichen Übeltäter in ihrer Ernährung zu verdeutlichen: Rinderrouladen enthalten je Kilogramm ca. 1300, Schweinebraten 1100, Wiener Schnitzel immerhin 2300 Kalorien. Und was die zu dicken Wurstbeläge auf den Brötchen betrifft: 1 Kilogramm Schinkenwurst hat 2400 Kalorien. Salami 3400 Kalorien, Leberwurst 3000 Kalorien.

Um auch noch ein paar der im Vergleich dazu wüsteren Kalorienbomben für einen Vergleich zu präsentieren: Bratwurst wären 3200. Haushaltszucker 4000. Vollmilchschokolade 5400. Butter 7200.

Um auf 11.000 Kalorien am Tag zu kommen, hätte die Patientin jeden Tag 1,5 Kilogramm Butter pur essen können. Oder fast drei Kilo puren Zucker. Über 3,5 Kilogramm Bratwürste. Oder sage und schreibe zehn gottverdammte Kilogramm von dem angeblich zu häufig genossenen Schweinebraten.

Alternativ kämen in Frage: 
  • 12 ganze Tiefkühlpizzen
  • 3 Kilogramm Pommes zusammen mit einem halben Pfund Mayonnaise und einem halben Pfund Ketchup
  • 40 Big Macs
  • 2 Kilogramm Kartoffelchips

Wohlgemerkt: Diese Mengen gelten für: Jeden. Einzelnen. Verdammten. Tag.

Das ergibt nicht einmal dann einen Sinn, wenn man es - außerhalb von Bulimiker-Freßorgien - überhaupt für physisch möglich hält, solche Mengen zu verspeisen:


Frau Bauer war vor ihrer Krankenhauseinlieferung aber schon längst nicht mehr imstande, selbst einzukaufen. In einer Einstellung war eine Nachbarin zu sehen, die ihr ins Bett hineinhalf, weil sie auch das nicht mehr ohne Hilfe bewerkstelligen konnte. Falls diese Nachbarin sich um sie gekümmert haben sollte, hat sie vielleicht auch für sie eingekauft. Einmal ganz abgesehen von den Kosten, bei denen ich mich frage, wo die kranke Sonja Bauer das Geld hergenommen haben soll: Ist es wirklich vorstellbar, daß eine hilfsbereite Nachbarin ihr solche grotesken Mengen an Kalorienbomben herbeigeschleppt hat? Aber wenn ich annehme, daß die Krankenkasse der Patientin eine Haushaltshilfe bewilligt hatte: Darin war Einkaufen zweifellos mit enthalten, aber doch wohl in eher haushaltsüblichen Mengen, sollte man meinen. Außerdem wurde ja behauptet - oder wenigstens suggeriert -, vor der Entscheidung, daß dieser Frau nur noch eine OP helfen kann, wäre sie schon geraume Zeit ärztlich behandelt worden, und man sollte ja meinen, daß da - spätestens als sie ihren Beruf als Altenpflegerin nicht mehr ausüben konnte - auch ein gewisser Fokus auf ihrer Ernährung gelegt worden sein müßte. Daß eine von der DAK beauftragte Haushaltshilfe die Anweisung bekommen haben soll, ihren Kühlschrank täglich kiloweise mit Kalorienbomben zu füllen, ist ein recht abwegiger Gedanke.


Ein weiterer Fingerzeig, daß hier irgendetwas ein bißchen anders gelaufen sein muß, als man es Lieschen Müller in diesem Film auf dem Wege der Suggestion untergejubelt hat, sind Sonja Bauers extrem angeschwollene Beine. Meine Beine waren zeitweise auch ganz schön geschwollen (ja, das ist inzwischen ganz erheblich besser geworden, wenn ich auch weiterhin abends sichtbare Schwellungen vor allem am linken Bein habe), aber, ganz ehrlich, solche Beine wie die von Frau Bauer habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gesehen und möchte nie am eigenen Leibe erfahren, wie sich so etwas anfühlt. Im Film wurde dies als Elephantiasis bezeichnet, was ich nicht anzweifeln werde. Aber dabei handelt es sich um Flüssigkeitsansammlungen, nicht um Fett.

Bei mir sind die Schwellungen immer über Nacht durch das Liegen zurückgegangen, aber Sonja Bauer scheint sowieso den größten Teil der Zeit im Bett verbracht zu haben. Falls also ihre Abnahme vor der Operation zum Teil auf Flüssigkeitsverlust zurückzuführen gewesen sein sollte, lag es jedenfalls nicht daran, daß sie diese drei Wochen ebenfalls im Bett verbracht hat, weil das keine Veränderung zu vorher gewesen sein kann.

Als Zuschauer wäre ich vielleicht ein bißchen schlauer aus der ganzen Geschichte geworden, wenn verraten worden wäre, in welchem Zeitraum sich diese monströse Schwellung entwickelt hatte, ob versucht worden war, sie zu behandeln, und wenn ja, warum sie dennoch so extreme Ausmaße angenommen hat. Oder war dieses Kind doch schon in den Brunnen gefallen, als sich Frau Bauer erstmals hilfesuchend an einen Arzt wandte?

Auch wenn ein Teil der Abnahme von 30 Kilogramm tatsächlich auf einen Rückgang dieser Flüssigkeit zurückzuführen gewesen sein sollte: Ich fand die Behauptung im Film überhaupt nicht überzeugend, daß die Operation die einzige Möglichkeit für Sonja Bauer gewesen sein soll, und es hätte mich sehr interessiert, wie groß der Unterschied in der Gesamtabnahme gewesen wäre, wenn statt einer OP das 800-Kalorien-Programm weiter durchgeführt worden wäre.

Tatsächlich nahm Frau Bauer nämlich nach der OP "nur" noch von 185 Kilogramm auf 140 Kilogramm ab und dann ging es nicht mehr weiter runter. Dies war auch der Grund, warum dann einige Zeit danach (wie viele Monate später, wurde im Film leider nicht verraten) noch eine zweite Operation, ein "Bypass", nachgeschoben wurde, der die Abnahme wieder beschleunigen sollte. Ich bin nun wirklich kein Fan von Diäten, aber angenommen, diese ziemlich radikale Diät in der Vorbereitungsphase der OP wäre statt drei Wochen drei Monate lang durchgeführt worden, wäre sie möglicherweise ganz ohne Operation bei einem ganz ähnlichen Gewicht herausgekommen. (Aber natürlich bin ich insgeheim vor allem der Meinung, Intervallfasten hätte eine noch bessere und vor allem dauerhafte Wirkung gehabt.)

Am Ende des Films, also nach zwei Operationen und 1,5 Jahre nach den ersten Filmaufnahmen, hatte Sonja Bauer, wie man erfährt, 80 Kilogramm abgenommen. Das entspräche somit einem Körpergewicht am Ende des Films von 135 Kilogramm. Einige weitere Operationen standen allerdings da noch aus, nämlich die Fettschürzen-OPs. Ja, mehrere. Nie im Leben wäre dafür eine einzige OP ausreichend, denn es geht nicht nur um den Klassiker, den Bauch, sondern auch um die Arme und ganz besonders auch um die Beine, an denen die herunterhängende Haut jede Bewegung behinderte, und mindestens diese letztere Operation wird die Krankenkasse mit Sicherheit bezahlen, weil es offensichtlich ist, daß sie notwendig ist, um Sonja Bauer wieder ein normales Leben zu ermöglichen.

Nach allen erforderlichen Operationen, darf man annehmen, wird Sonja Bauer - ganz ohne jede weitere "echte" Gewichtsabnahme gewichtstechnisch ungefähr auf Augenhöhe mit mir sein, denn das durch die OPs noch wegfallende Gewicht der Fettschürzen dürfte sie in die Nähe der 100-Kilo-Grenze bringen. Falls sie bis dahin zusätzlich auch noch ein paar Kilos an Fett verliert, kann sie mir vielleicht sogar schon aus dem zweistelligen Bereich zuwinken, den ich bis dahin aber hoffentlich ebenfalls erreicht haben werde.

Auch wenn man davon ausgehen kann, daß Sonja Bauer fürs Fernsehen optimal gestylt wurde: daß sie ein wirklich hübsches Gesicht hat, konnte man schon in ihrer >200-kg-Phase erahnen, und zum Ende des Films sah sie, fand ich, richtig toll aus. Umso mehr fiel aber mir ihr Haarausfall auf, von der ersten bis zur letzten Einstellung hatte sie stark gelichtetes Haar. Ich frage mich, ob es zwischen diesem Haarausfall und ihrer rasanten Zunahme eine Verbindung geben könnte. Tante Google half mir da nicht so recht weiter, sieht man einmal davon ab, daß nach den dort flüchtig gesichteten Ergebnissen der ersten Seite Magenverkleinerungen dieses Problem eher zu verschlimmern scheinen, als sie zu verbessern.

Es könnte natürlich auch umgekehrt sein, daß der Haarausfall keine Folge der Zunahme war, sondern ein zweites Symptom derselben Ursache wie die Zunahme. Woran ich dabei spontan dachte, war PCO, polyzstisches Overialsyndrom, das neben anderem sowohl zu Haarausfall als auch zu Adipositas führt. Etwa in Minute 21 glaubte ich in einer Filmeinstellung, in der man ihr Gesicht noch näher als sonst sah, noch ein weiteres typisches Symptom für PCO zu erkennen, nämlich leichte Stoppeln einer abrasiertem Behaarung unter dem Kinn. Es wäre wirklich interessant zu wissen, ob Frau Bauer noch weitere PCO-Symptome hat, ob die sie behandelnden Ärzte diese Symptome einfach ignoriert oder sich auch mit ihnen befaßt haben und wenn ja, in welcher Weise das in die Behandlung eingeflossen ist. Aber leider erfährt man darüber in der Dokumentation nichts, wahrscheinlich, weil nichts daran die These stützt, daß Frau Bauer dringend diese Magenverkleinerung gebraucht habe.

Merkwürdigerweise wurde im Film der Haarausfall gar nicht erwähnt, was man vielleicht mit Taktgefühl der Filmemacher hätte erklären können, wenn es nicht bei jeder Einstellung, die Frau Bauer zeigte, so überdeutlich sichtbar gewesen wäre. Eines jedenfalls steht fest: Von Schnitzel, Braten und Rouladen kam dieser Haarausfall bestimmt nicht. Daß er sich wieder bessert, dafür drücke ich Sonja Bauer ganz fest die Daumen.

Glaubt man der verlinkten Website, würde PCO sich bei einer kohlenhydratarmen Ernährung bessern, woraus man mit einer gewissen Berechtigung schließen kann, daß Intervallfasten sich wohl auch als hilfreich erweisen würde.

Zu Recht kann man an diesem Film außerdem bemängeln, daß er ein so extremes Beispiel zeigt, daß mit ihm im Grunde nichts bewiesen und nichts widerlegt werden kann. Dies macht es aber auch schwer, sich selbst mit Sonja Bauers Situation zu identifizieren, denn Übergewicht schon in der Größenordnung, wie ich es hatte (auf meinem Gewichtsmaximum: BMI 51) oder wie Sonja Bauer es hatte (auf ihren Gewichtsmaximum BMI über 80), ist NICHT identisch mit dem "Volksleiden Übergewicht" und ebensowenig zeigt es das Gesicht der sogenannten "Adipositas-Epidemie". Nur die Wenigsten haben nämlich Adipositas Grad 3: einen BMI von 40 und mehr - wie ich und diese Frau es hatten - nämlich nur 1,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Sogar unter diesen 1,5 Prozent der Bevölkerung sind aber Sonja Bauer und auch schon ich selbst krasse Ausreißer nach oben.

Adipositas Grad 3 und einen BMI über 40 habe ich erst mit einem Körpergewicht von 114 Kilogramm wieder unterschritten, zu einem Zeitpunkt, als sich alle ernsthaften Alltagseinschränkungen bei mir erfreulicherweise längst auf Nimmerwiedersehen verabschiedet hatten. Nur um zu verdeutlichen, wie man sich den weitaus größten Teil der 1,5 Prozent "Schwerstadipösen" in Wirklichkeit vorzustellen hat. Unter denen machen Fälle wie der von Sonja Bauer unter Garantie nur einem winzigen Bruchteil aus, der für ganz Deutschland meiner Bauchgefühlseinschätzung nach vielleicht sogar nur eine dreistellige, allerhöchstens aber eine kleine vierstellige Zahl von Menschen ausmachen dürfte. Wenn ich eine Prognose riskieren darf: Die meisten in der Zielgruppe, die die Reportage sehen, werden vor allem ihre drei Kreuze schlagen, weil es um sie selbst, Adipositas Grad 3 hin oder her, längst nicht so schlimm steht.

Als Fazit zu dieser Reportage bleibt mir nur, festhalten, daß ich das ziemlich ungute Gefühl hatte, eine Werbesendung für Magenverkleinerungs-OPs zu sehen, deren Chefpropagandist der Ernährungsmediziner Hans Hauner zu sein scheint, den ich bereits in einem früheren Blogpost mit  unqualifizierten Äußerungen zum Thema Fasten zitiert habe und der in diesem Film mehrere Male die Gelegenheit bekam, seiner Begeisterung für die bariatrische Chirurgie Ausdruck zu verleihen. Ich hatte außerdem das Gefühl, daß wesentliche Teile der Krankheitsgeschichte von Sonja Bauer unter den Tisch fallen gelassen wurden, weil sie nicht zur Werbebotschaft paßten.

Wir werden es nie erfahren, ob es wirklich so ist, aber ich bin der Meinung, Frau Bauer hätte von Intervallfasten genauso wie ich profitiert.






Mittwoch, 13. November 2019

Wetten, daß ...?

Ich wurde gerade darüber belehrt, und zwar hier, daß mein Risiko, in den nächsten fünf Jahren an Diabetes Typ 2 zu erkranken, bei 100 Prozent liege.



Wer traut sich, gegen mich zu wetten? Ich setze eine Kiste Bier, zwei Tafeln Vollmilchschokolade, drei Päckchen Butter und vier Stangen Reval ohne Filter darauf, daß ich in fünf Jahren nicht an Diabetes erkrankt sein werde, weil ich - spätestens, seit ich meine Blutwerte mir bestätigt haben, daß meine Diabetesgefährdung nahe null liegt - überzeugt davon bin, daß ich bis an mein Lebensende nicht an Diabetes erkranken werde.


Dienstag, 12. November 2019

Harte Bretter bohren: Überzeugungsarbeit beim Hausarzt

Mein Gewicht heute früh: 101,2 Kilogramm nach einem verkürzten Wochenende, denn ich habe außer der Reihe schon gestern statt heute gefastet, weil ich heute meinen Arzttermin hatte und dachte, er würde mich dann möglicherweise wiegen. (Tat er dann aber gar nicht.) Zufrieden bin ich trotzdem mit diesem Wert, auch wenn es nun natürlich zwei Eßtage hintereinander geben wird und ich, wie gestern, am Donnerstag voraussichtlich wieder mit 103,x anfangen werde. Immerhin war das heute morgen mein drittniedrigster Wert überhaupt, die Richtung stimmt also. Interessant wird es dann hoffentlich nächste Woche mit wieder drei Fastentagen.

Mit meinem Hausarzt hatte ich heute ein ca. eine halbe Stunde lang dauerndes Streitgespräch über die Frage, welche Rolle die Energiezufuhr und der Energieverbrauch beim Zu- und Abnehmen spielen. Ein Arzt, der sich überhaupt auf so ein Gespräch einläßt und ihm dermaßen viel Zeit widmet (die niemand ihm bezahlen wird!), ist ja schon ein Glücksfall. Wie ich vermutet hatte, drang ich bei diesem Thema aber - jedenfalls für diesmal - nicht zu ihm durch. Aus seiner Sicht liegt der Erfolg des Fastens in der Kalorienreduktion. Meine Einwände, daß Diäten mit vergleichbar verringerter Energiezuführung nicht dieselbe Wirkung haben, bezeichnete er einfach als falsch: Würden die Diäthaltenden ihre Diät wirklich vorschriftsmäßig umsetzen, dann würde sie ebenfalls funktionieren. Der Casus Knacksus sei, daß sie aber nicht durchgehalten würden.

Egal, aus welcher Richtung ich gegen seine Überzeugung anargumentierte, nur einmal, bei der Frage des Energieverbrauchs, hatte er dann doch auch keine ernst gemeinte Antwort mehr, als ich nämlich als Beispiel meine Schwester erwähnte, die nachdem sie als Briefträgerin begonnen hatte, über zehn Kilogramm abgenommen hatte, bei der aber - ebenso wie das bei Diäten typisch ist - die Abnahme nach ca. einem halben Jahr ins Stocken kam und danach eine Wiederzunahme auf ihr altes Gewicht einsetzte (das übrigens im Normalbereich gelegen hatte). Er meinte nämlich - aber er lachte dazu -, dann hätte sie nach dem halben Jahr vielleicht nur noch halb so viel Post zu transportieren gehabt. Ich lachte ebenfalls, aber ich fürchte, meine Schwester, die sich über die ständig zunehmende Arbeitsbelastung bei der Post ärgert, hätte sich wohl ziemlich über diesen Punkt aufgeregt. Jeder Mensch hat irgendeinen wunden Punkt, bei dem er keinen Spaß mehr versteht; bei ihr ist es diese Sache.

In dem Gespräch habe ich auch erfahren, daß mein Arzt selbst letztes Jahr ziemlich stark abgenommen hatte (auf Kalorienbasis), nun ums Gewichthalten ringt ("geht nur mit Sport", so seine eigene Erfahrung), und der Meinung ist, in seinem Alter nie wieder den Normalgewichtsbereich erreichen zu können. Da wundert es mich natürlich nicht mehr, daß ich argumentativ nicht zu ihm durchgedrungen bin, denn er muß sich gedanklich ziemlich viel mit Abnehmen befaßt und dabei immer die Kalorienlogik als Prämisse verwendet haben. Da hat er sich natürlich für alles, was bei ihm selbst nicht so lief wie erwartet, irgendeine Erklärung zusammengebastelt. Das Problem ist, daß man auch für die Kalorienlogik immer irgendeine Erklärung finden kann, die unter bestimmten Voraussetzungen möglicherweise zutreffend sein könnte. Im Zweifelsfall liegt es dann halt daran, daß man sich nicht an sein Gewichtsreduktionsprogramm gehalten hat, falls es nicht die gewünschte Wirkung zeigt.

Für den Patienten, der sich mit seiner Diät herumquält, ist das die Höchststrafe, denn aus der Nummer kommt er dann nicht mehr mit heiler Haut heraus. Denn die Kalorienlogik bedeutet zwingend, daß er es sein muß, der etwas falsch gemacht hat. Niemand ist bereit, ihm das Gegenteil zu glauben.Das ist einer der Gründe, warum ich nie, nie, nie einen Arzt um Rat gefragt hätte, als ich noch zugenommen habe, erstens weil es unter meiner Würde ist, mich wie einen Lügner hinstellen zu lassen, und zweitens, weil eine Problemlösung, wenn sie fälschlicherweise davon ausgeht, daß ich etwas falsch mache und korrigieren muß, das Problem dann natürlich auch nicht lösen kann.


Ich habe meinem Arzt jedenfalls versichert, daß ich, Alter hin oder her, sehr wohl den Normalgewichtsbereich wieder erreichen werde; er möge sich davon im Lauf der nächsten Jahre als mein Hausarzt überzeugen. Zu meinem Erstaunen stimmte er mir da zu. Bei meinem Fastenmodus könne ich im Jahr tatsächlich ca. 12 Kilogramm abnehmen, egal wieviel ich an den anderen Tagen esse (mehr als ca. 4000 Kalorien seien, behauptete er, ohnehin nicht möglich, was ich - nebenbei bemerkt - aber zu bezweifeln wage), nur müsse ich das halt auch durchhalten, was die meisten aber nicht könnten. Ich setzte ihn daraufhin davon in Kenntnis, daß ich in nunmehr zwei Jahren noch nie einen Fastentag vorzeitig abgebrochen habe und noch nicht einmal jemals ernsthaft in Versuchung gewesen bin, dies zu tun, also gar keinen Grund hätte, zu erwarten, daß die Sache ausgerechnet an meinem Durchhaltevermögen scheitern werde.

Wie ich das geplant hatte, habe ich meinem Arzt außerdem Dr. Fungs Buch geschenkt und hoffe jetzt halt, daß es von ihm nicht sofort auf die möglicherweise große Halde von "pseudowissenschaftlichen Theorien" geschmissen wird, die ihm seine Patienten zweifellos von Zeit zu Zeit aufzuschwatzen versuchen, sondern daß er es liest, und sei es nur, um es zu widerlegen, und diese Lektüre ihn dann nachdenklich macht. Der größte Schwachpunkt dieses Buches ist, daß es auf einen Mediziner kaum seriös wirken kann, weil es halt in einem noch dazu eher seichten Publikumsverlag wie RIVA erschienen ist, nicht in einem Fachverlag wie etwa Thieme, und der Titel der deutschen Übersetzung, "Die Schlankformel" wirklich nicht besonders glücklich gewählt wurde, wenn man jemanden überzeugen will, der sonst vielleicht eher die "Ernährungsmedizin" von Hans Konrad Biesalski konsultiert. (Ein Buch, das ich mir letztes Jahr ebenfalls angeschafft und durchgearbeitet habe,  um mir einen Eindruck von der "orthodoxen Lehre" zu verschaffen.)

Ganz ehrlich, ich tu mich mit so etwas immer ganz schön schwer. Ich sehe mich dann immer durch die Augen meines Gegenübers und weiß genau, was er dabei sieht: eine bekloppte Verschwörungstheoretikerin, die sich von irgendwelchen Quacksalbern Märchen einreden läßt. Diese Rolle gefällt mir nicht besonders, und schon gar nicht gegenüber jemandem, der die einschlägige Fachterminologie, dieses Mediziner-Rotwelsch, fließend und akzentfrei spricht, während ich diese Fremdsprache trotz aller Bemühungen nur radebreche.

Zum Glück nehme ich nicht zu, sondern ab, was im Umkehrschluß bedeutet, ich muß irgendetwas richtig machen, was auch immer das in seinen Augen sein mag. Das verschafft mir schon gleich eine ganz andere Verhandlungsposition. Vielleicht bringt meine weitere Entwicklung ihn auch noch ins Grübeln. Die gute Nachricht lautet immerhin: Wir haben uns über dieser Sache nicht unrettbar zerstritten. 

Meine Blutwerte, um die es bei meinem Arztbesuch eigentlich gegangen war, stellten sich als überaus erfreulich heraus: Glukose nicht nur im Normal-, sondern sogar mit 98 im zweistelligen Bereich, HBA1c-Wert von 5,4, also nicht nur im Bereich des Normalen, sondern innerhalb des Normalen (4,8 bis 6,1) sogar relativ niedrig, Triglyceride (= Fettsäuren) mit 60 noch auffallender niedrig, was aber nach einem Fastentag leicht zu erklären ist. Dem Arzt gefielen am besten meine Nierenwerte, die ich selbst bislang gar nicht so beachtet hatte. Aber anscheinend ist es in meinem Alter bereits eher untypisch, mit denen noch im Normalbereich zu liegen, und bei mir ist dies der Fall. Das nahm ich natürlich gerne auch noch mit. Der einzige erhöhte Wert ist das Cholesterin, wobei im Vergleich zur letzten Blutabnahme, als ich im Krankenhaus war, der Gesamtwert gesunken ist, das "böse" LDL sogar noch stärker, während das "gute" HDL angestiegen ist.

Der Doc sah diesen erhöhten Wert deshalb ganz entspannt, er meinte, das Fasten, sofern ich dabei bliebe, werde auch diesen Wert im Lauf der Zeit weiter sinken lassen. Er ließ außerdem durchblicken, daß er von der letzten Absenkung des Grenzwerts (von 220 auf 190 Gesamtcholesterin) nicht so recht begeistert war, er meinte, darunter fielen auch eine Menge Leute, bei denen die leicht erhöhten Werte genetisch bedingt und nicht etwa ein Krankheitsanzeichen seien. Das vernahm ich gerne, denn ich nehme an, zu diesen Leuten gehöre ich auch. Seit ich 16 bin, beschweren sich meine Ärzte schon über mein "grenzwertiges" Cholesterin, und seit ich die 40 überschritten habe, versuchen sie mir mit Verweis auf das Cholesterin dauernd (und erfolglos) diverse Lebensmittel zu verbieten.

Wenn ich vergleiche, dann ist mein aktueller Cholesterinwert tatsächlich etwas höher als noch 2011, als er das erste Mal den damaligen Grenzwert von 220 überschritten hatte. Zuvor war er jahrzehntelang immer in etwa gleich und knapp unter dem Grenzwert gewesen. 2011 war er also zum ersten Mal wirklich angestiegen, und im Vergleich dazu ist er jetzt noch einmal geringfügig höher, aber nicht viel, und gesunken ist er seit Juni außerdem auch. Ich bin gespannt, ob er vielleicht in den nächsten Jahren wirklich wieder auf meinen alten Wert zurückgeht, den mir meine Gene offenbar in die Wiege gelegt haben.

Mit dem werde ich immer noch die neuen Grenzwerte überschreiten, also kann ich froh sein, daß ich einen Hausarzt gefunden habe, der mich nicht dazu überreden wird, dagegen Medikamente einzunehmen. Von der Sache mit dem Insulin statt den Kalorien krieg ich ihn schon auch noch überzeugt. ;-)







Samstag, 9. November 2019

Abwarten und weiterfasten

Mein Gewicht von heute morgen: 100,9 Kilogramm. Endlich mal wieder ein neuer, auf "regulärem" Weg erreichter Tiefststand (bisheriger: 101,1 Kilogramm, aber nach zwei aufeinanderfolgenden Fastentagen, letzter "regulärer" Tiefststand war 101,3). Eigentlich hatte ich auf ein noch niedrigeres Gewicht gehofft, aber irgendwie ist mein Gewichtsverlauf gerade seltsam. Ich verliere an Fastentagen wieder weniger Wasser, von Mittwoch auf Donnerstag hatte ich deshalb eine Abnahme von nur 1,2 Kilogramm. Von gestern auf heute waren es 1,5, und am Dienstag 2,1.

Trotzdem scheine ich beruhigenderweise regelmäßig weiter Fett abzubauen. Das merke ich nach jedem Fastentag schon vor dem Aufstehen, weil alle Bewegungen auch im Bett ein bißchen anders sind als am Abend davor. Verglichen mit der Zeit vor einem Jahr fühle ich mich fast wie ein Schlangenmensch; als wäre ich nicht mehr weit weg davon, mir die Beine hinter dem Kopf verknoten zu können. Meine neueste Errungenschaft besteht darin, daß ich, wenn ich im Liegen das Bein hochziehe, das Knie bis über den Bauch hochbekomme. Das Hindernis, das bäuchlicherseits bislang immer den Weg versperrt hat, schrumpft.

Nächste Woche - mit nur zwei Fastentagen - werde ich kaum einen noch niedrigeren Tiefststand erreichen, aber übernächste Woche wird es möglicherweise gelingen, und vielleicht nähere ich mich nun endlich wirklich der 99,9. Als ich dieses Blog begonnen habe, hatte ich mit dem ersten Tag unter 100 Kilogramm im Lauf des Augusts gerechnet, aber weil dieses Frühjahr anders verlaufen ist als erwartet (vielleicht ja wegen meiner Gallensache), hinke ich hinterher. Im Jahr davor hatte ich im Frühjahr nämlich eine Phase, in der sich meine Abnahme deutlich beschleunigt hatte. Als ich auch im Lauf des Septembers der Sache noch nicht wirklich nahe gekommen war, ahnte ich schon, daß ich das vor November, vielleicht sogar Dezember, vergessen kann, aber ich hätte in dieser Sache wirklich gerne unrecht behalten.

Nächste Woche werde ich außerdem ausnahmsweise statt am Dienstag am Montag (und dann wieder am Donnerstag) fasten. Am Dienstag habe ich einen Termin bei meinem Hausarzt, und da ich die Absicht habe, ihm das Buch von Dr. Fung zu schenken (zusammen mit einem kurzen erläuternden Briefchen), schätze ich ihn so ein, daß er mich dann sofort auf die Waage stellen wollen wird. Das ist mir nach einem Fastentag lieber als nach einem Wochenende.

Eitel? Ich? Weil das geschummelt ist? Ach, woher denn ... 👼

Tatsache ist, ich bin froh, daß ich einen Hausarzt habe, der nicht nur über Kompetenz und Erfahrung erfügt, sondern einfach auch sympathisch ist und mit seinen Patienten auf Augenhöhe redet. Dazu kommt noch, daß er - wie ich erst bei meinem zweiten Besuch bei ihm erfahren habe - selbst auch fastet, und zwar einen Tag in der Woche, ebenfalls 36 Stunden, so wie ich das bis vor ein paar Monaten an meinen Fastentagen gemacht habe, bevor ich auf 39 Stunden gewechselt bin. Aber die Sache mit den Kalorien sieht er, jedenfalls bislang, genauso wie jeder andere Arzt auch.

Das mit dem Buch ist deshalb einen Versuch wert. Entweder es macht ihn neugierig oder eben nicht, und im zweiten Fall klammere ich diesen Teil meiner Gesunderhaltung mangels Gesprächsgrundlage einfach aus unserer Beziehung aus, wie ich das bislang ja auch schon immer bei meinen Ärzten getan habe. Das finde ich auch nicht weiter schlimm, ich bin ohnehin niemand, der wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt rennt. Gefallen würde es mir aber natürlich besser, falls mein Arzt neugierig genug würde, um die Sache mal mit dem einen oder anderen Patienten auszuprobieren. Schlimmer machen kann er damit ja nichts, und erfolgloser als die Empfehlung, eine Diät zu halten und/oder Sport zu treiben, ist es auf keinen Fall.

Das Hauptproblem ist, daß vermutlich viele Patienten das genausowenig durchhalten wie eine Diät. Das ist mir inzwischen klar, obwohl ich immer der Meinung war, jeder, der schon einmal eine Diät mehrere Monate durchgehalten hat, sollte mit Fasten sogar noch viel besser klarkommen. Aber anscheinend fällt es nicht jedem so leicht wie mir, aus welchen Gründen auch immer. Für mich ist es ein völlig ausreichender Antrieb, daß die Sache wirklich funktioniert und daß ich im Alltag alles genauso weitermachen kann wie sonst, nur daß ich eben nichts dazu esse. Ich habe noch nie Probleme damit gehabt, Mahlzeiten zu verschieben, wenn ich zum Beispiel viel Arbeit hatte. Vielleicht spielt es dabei eine Rolle, wie häufig man Diät hält bzw. ob man gewohnheitsmäßiger Kalorienzähler und ein Energiedefizit deshalb der gewohnte Status ist. Das dürfte ein physisch bedingtes ständiges Verlangen nach Essen hervorrufen. Aber ebensogut kann es sein, daß die täglichen Verpflichtungen und Gewohnheiten einen ständig mit Versuchungen konfrontieren, was die Sache wohl ebenfalls erschwert.

Ich finde aber, mindestens jedem Patienten, der darüber nachdenkt, sich den Magen verkleinern zu lassen, sollte vorab empfohlen werden, sein Glück zuvor noch einmal mit Intervallfasten zu versuchen. Und wenn es auch nur bei jedem zehnten funktionieren sollte, wäre das ja schon ein Riesengewinn nicht nur für den Patienten selbst, dem eine OP mit ihren Risiken und dazu noch ein lebenslanges Dasein als Patient erspart bleibt (denn es ist ja nicht so, daß solche OPs einfach gemacht werden und danach ist alles wie vorher, außer daß man weniger ißt), sondern auch für die Solidargemeinschaft, der das unnötige Kosten erspart. Dasselbe gilt im Fall von drohendem Diabetes.

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Heute habe ich zum ersten Mal versucht, ein Sauerteig-Brot zu backen, ohne dabei eine Backmischung zu verwenden. Leider ist das Ergebnis nicht gerade überzeugend ausgefallen; der Teig ist nicht ausreichend aufgegangen, entsprechend ist auch das Brot ausgefallen. Vermutlich hätte ich den Teig an einem wärmeren Platz gehen lassen sollen, aber ich dachte eigentlich, er wäre warm genug. Na ja. Essen kann man es schon, also werden wir es essen, aber für morgen plane ich lieber wieder ein Fladenbrot ein, das gelingt mir einfach besser.