Samstag, 30. März 2019

Grüner Tee, Hubschrauber im Bauch ... und eine angenehme Überraschung.

Mein gestriger Fastentag, wie erwähnt, ist ja ausgefallen, also hätte ich damit jetzt gar nicht gerechnet, aber das nehme ich natürlich gerne mit: Heute morgen lag mein Gewicht niedriger als gestern, nämlich bei 106,3 Kilogramm. 😃

Mir ist gestern noch eine Idee gekommen, was meine Verdauungsprobleme ausgelöst haben könnte. Bis ungefähr Dezember habe ich nämlich Tigovit-Kapseln genommen, das ist hochkonzentrierter grüner Tee, kombiniert mit Pfeffer und Vitamin C. Damit angefangen hatte ich schon ca. ein halbes Jahr vor dem Intervallfasten, einfach mal zum Ausprobieren, nachdem ich geradezu Wunderdinge darüber (und speziell über diese Kombination grüner Tee+Pfeffer+Vitamin C) gelesen hatte, darunter auch eine unterstützende Wirkung beim Abnehmen - aus der Überlegung heraus: Falls es nichts bringen sollte, schadet es jedenfalls nichts.

Normalerweise bin ich kein Naivling, der auf Wundermedikamente anspringt, aber es ist ja bloß normaler Tee, wenn auch in konzentrierter Form. Tee trinken habe ich dummerweise schon immer verabscheut. Das ist eine Art Kindheitstrauma. Bei uns gab es nie Tee, außer im Krankheitsfall, also assoziiere ich dazu nur viele, viele unangenehme Dinge. Außerdem schmeckt er mir einfach nicht, und schon gar nicht gesüßt. Ich mag auch meinen Kaffee am liebsten ohne Zucker, und im Gegensatz zu Tee schmeckt er mir so tatsächlich. Wenn ich gegen den Durst trinke, dann aber sowieso lieber was Kaltes. Das kann von mir aus gerne einfach Leitungswasser sein, aber es sollte halt sprudeln. Deshalb besitze ich ein Sprudelgerät. Mit Eistee und ähnlichem faden Lapperzeug kann man mich jagen.

Tee in Kapselform fand ich aber einen guten Kompromiß, um eine Teesorte auszuprobieren, die angeblich so supergesund sei.

Die Kapseln hatten meinem Eindruck nach überhaupt keinen Einfluß auf mein Körpergewicht, aber interessanterweise verbesserten sie meine Verdauung ganz erheblich. Also könnte es durchaus sein, daß mein Verdauungsapparat das Zeug vermißte, als ich letzten Dezember darüber nachdachte, ob ich es wieder kaufen solle, und das dann nicht getan habe. Eigentlich hatte ich ja gedacht, nachdem ich über 30 Kilogramm abgenommen hatte, müßte sich auch in meiner Verdauung so viel verändert haben, daß es auf den grünen Tee hin oder her nicht weiter ankomme.

Jetzt, wo ich darüber nachdenke, fällt mir auch auf, daß ich in den letzten Monaten auch merkwürdig gehäuft Sodbrennen hatte. Und sieh an: das erste Mal im Dezember. Sodbrennen in solcher Intensität hatte ich jahrelang nicht mehr, und als ich es ca. 2013 das letzte Mal gehabt hatte, stellte sich heraus, daß sich in meinem Magen eine Kolonie der fiesen Bakterien Helicobacter pylori angesiedelt hatte, die gerade dabei war, Löcher in meine Magenwand zu fressen. Nachdem das Viehzeug medikamentös ausgerottet worden war, hörte das Sodbrennen auf.

Das Interessante ist, daß mein Mann, der sich für die Kapseln nicht erwärmen konnte, vor einiger Zeit angefangen hat, bei der Arbeit grünen Tee zu trinken. Seitdem braucht er die Blutdruckmedikamente nicht mehr, die er zuvor genommen hatte. Das Problem bei meinem Mann ist, daß er bei Wetterumschwung Kopfschmerzen bekommt, die mit dem Blutdruck zusammenhängen, und außerdem zu Nasenbluten neigt. Was sein Arzt ihm verschrieben hatte, war ohnehin nur ein ziemlich leichtes Präparat, schon in der Apotheke hatten sie ihm gesagt, die Wirkung sei so minimal, daß er ebensogut grünen Tee trinken können. Aber die Kopfschmerzen hörten damit auf (wenn auch das Nasenbluten blieb). Vor ein paar Wochen gingen ihm nun seine Blutdruckmedikamente aus, und weil es ihm zu umständlich war, zum Arzt zu gehen, stieg er kurzerhand auf grünen Tee um. Seitdem sind die Kopfschmerzen nicht wiedergekommen, aber dafür hat das Nasenbluten aufgehört. Wer würde da wieder auf Blutdrucktabletten umsteigen wollen?

Irgendwas scheint an dem grünen Tee also dran zu sein. Deshalb werde ich mir jetzt mal die Tigovit-Kapseln wieder kaufen und erst dann zum Arzt gehen, falls die Beschwerden trotzdem wiederkommen. Dann habe ich nämlich womöglich wieder den Bauch voller "Helikopter", und dem muß dann wirklich ein Arzt auf den Grund gehen.








Freitag, 29. März 2019

40er-Fest! Aber außerdem Arztprobleme.

So, jetzt habe ich die hartnäckige 108 tatsächlich endlich geknackt. Gestern waren es 107,6 und heute früh wog ich 106,9 Kilogramm. Damit liege ich, Stand heute, zum ersten Mal bei einer Gewichtsabnahme von mehr als 40 Kilogramm. 😃

Dabei habe ich natürlich ein bißchen gemogelt. Erstens deshalb, weil es ja ein "Nachher-Wert" ist, von dem aus ich wieder auf schätzungsweise zwischen 109 und 110 Kilogramm zunehmen werde, bevor ich nächste Woche am Dienstag meinen ersten Fastentag der nächsten Woche einlegen werde. Aber auch, weil mich vor drei Tagen schon wieder eine Magen-Darm-Geschichte erwischt hatte, und zwar mit ganz ähnlichen Symptomen wie die vor einem Monat. Als Nebeneffekt sorgte das auch dafür, daß mein Gewicht steiler als sonst nach unten ging. Ich habe zwei Tage lang nichts gegessen, nicht als bewußtes Fasten, sondern weil ich beim besten Willen nichts heruntergebracht hätte. Deshalb lasse ich den eigentlich für heute geplanten Fastentag auch ausfallen, obwohl ich immer noch vorsichtig mit dem Essen bin.

Die Sache war unangenehm genug, um mich darüber nachdenken zu lassen, einen Arzt aufzusuchen, denn immerhin habe ich das jetzt zum zweiten Mal erlebt und auf ein drittes Mal kann ich echt verzichten, die erste Nacht fühlte ich mich beide Male sterbensschlecht. Bislang bin ich nicht dazugekommen, einen Termin zu vereinbaren (immerhin hatte ich einen Tag krankfeiern müssen und die Arbeit türmte sich auf meinem Schreibtisch), aber eine Google-Recherche bestätigte meine Befürchtung: Mein Hausarzt, den ich zuletzt, glaube ich, 2013 aufgesucht habe, ist inzwischen im Ruhestand. Ich werde mir also einen neuen suchen müssen.

Meinen Hausarzt mochte ich, weil er erfahren und pragmatisch war, nicht angesteckt von all diesem aufgeregten Präventions-Getue, Cholesterin hin und Blutdruck her. Ich habe ihn nicht aktiv vermieden, es hat sich einfach jahrelang kein Grund ergeben, ihn aufzusuchen. Ich war seither bei der Frauenärztin, einmal bei einem HNO-Facharzt, einmal bei einem Orthopäden. Und natürlich beim Zahnarzt.

Falls ich mich zu einem Arztbesuch entschließen sollte, wäre es mein erster seit 2015. Ich gehe ungern zum Arzt und mache das nur, wenn es zwingend erforderlich ist, also eine Eigenbehandlung nicht sinnvoll erscheint, aber gleichzeitig sollte ich auch damit rechnen können, daß der Arzt mich nicht mit Allerweltsphrasen abspeist (etwa, ich solle abnehmen, haha, guter Witz), und das passiert meiner Erfahrung nach regelmäßig, wenn die Sache nicht auf den ersten Blick korrekt diagnostiziert werden kann. Mit einer Mandelentzündung gehe ich ohne Zögern zum Arzt, weil ich weiß, daß er mir das Richtige dagegen verschreiben wird. Kniebeschwerden unklarer Ursache waren der Auslöser dafür, daß ich es mir seit ein paar Jahren sehr genau überlege, wann mir ein Arztbesuch etwas bringt und wann nicht.

Diese Kniebeschwerden traten sehr plötzlich auf, als jäher Schmerz beim Aufstehen vom Schreibtisch. Die Schmerzen waren beim Gehen ca. 24 Stunden spürbar, dann waren sie wieder weg. Etwa eine Woche später traten sie allerdings wieder in genau derselben Form auf, als ich eine Treppe stieg, deren Stufen eine etwas ungewöhnliche Höhe aufwiesen. Gleichzeitig hatte ich auch das Gefühl, als wäre irgendetwas an meinem Knie locker. Ich tippte deshalb darauf, daß ich mich beim ersten Auftreten des Schmerzes irgendwie unglücklich bewegt und dabei irgendwelche Bänder überdehnt hatte.

Eigentlich wollte ich von dem Orthopäden, den ich bis dahin nicht gekannt hatte und bei dem ich durch reines Glück einen Termin nach zwei, drei Tagen bekam, lediglich wissen, wie lange es dauert, bis sich das wieder normalisiert, und wie ich mich bis dahin am besten verhalten solle. Der Halbgott in Weiß hat sich allerdings meine Beschreibung nicht einmal angehört, nachdem ich "Knie" gesagt hatte. Beim Hereinkommen hatte er ja schon gesehen, daß ich fett war, und ich hatte Kniebeschwerden, also konnte das ja nur eine beginnende Arthrose sein. Daß er mir schon nach den ersten Worten gar nicht mehr zuhörte, merkte ich unter anderem daran, daß er immer wieder auf meine "aktuellen Beschwerden" zu sprechen kam, obwohl ich laut und deutlich gesagt hatte, daß die Beschwerden, wie beim ersten Mal, innerhalb von 24 Stunden, also längst wieder abgeklungen seien.

Laut Röntgenbild lag er mit der Arthrose noch nicht einmal falsch. Allerdings bekäme er das in meiner Altersgruppe ungefähr bei jedem Zweiten heraus, und die allermeisten davon haben keinerlei Symptome. Es paßte außerdem einfach nicht zu dem plötzlichen Auftreten und dem Lockerheits-Gefühl. Kurz, ich glaube ihm schon, daß ich eine beginnende Kniearthrose habe, aber nicht, daß sie auch nur das Geringste mit diesen Beschwerden zu tun hat.

Was mich aber am meisten in Harnisch brachte, waren seine superklugen Ratschläge. Schwimmen gehen sollte ich, um dadurch abzunehmen, empfahl er mir. "Schon fünf Kilogramm hin oder her helfen!" Er hatte davor nicht einmal danach gefragt, ob ich in letzter Zeit schon einmal versucht hatte, abzunehmen (die Antwort hätte "Ja" gelautet), auf welche Weise ("Verschiedenes, seit einem halben Jahr probiere ich es mit Gymnastik") und mit welchem Erfolg ("Keiner. Ich nehme ständig weiter zu."). Aus irgendeinem Grund schien er fest daran zu glauben, daß ich mit voller Absicht fett sei. Der Fokus seiner ärztlichen Beratung lag somit darauf, mir in Mediziner-Rotwelsch verklausuliert zu vermitteln, wie riskant mein störrisches Beharren darauf, fett zu bleiben, aus gesundheitlicher Sicht doch sei.

Dieser Arztbesuch war ohne Übertreibung eine Zäsur in meinem Leben. Geärgert habe ich mich über Ärzte schon seit meinem vierzigsten Geburtstag mehr oder weniger regelmäßig, aber nun zog ich eine Bilanz und stellte fest, daß ich im Lauf von zwölf Jahren noch NIE eine vernünftige Antwort bekommen hatte, wenn ich mit einer Sache zum Arzt gegangen war, von der ich nicht von vornherein selbst sagen konnte: Ich vermute, ich habe ... (Mandelentzündung, eine Helicobacter-Infektion ...). Eine ganze Reihe von vergleichsweise harmlosen, aber lästigen Zipperlein habe ich deshalb nach einigen Fehlversuchen ohne weiteren ärztlichen Rat mehr oder weniger ausgesessen, und wundersamerweise haben sich die meisten von ihnen tatsächlich früher oder später in Wohlgefallen aufgelöst, teils, nehme ich an, sogar als direkte Folge des Fastens, jedenfalls besteht ein zeitlicher Zusammenhang.

Das Ergebnis meiner Bilanz vor vier Jahren war, daß ich entschied, nur noch im Akutfall zum Arzt zu gehen, und das möglichst auch nur dann, wenn ich darauf hoffen kann, daß er weiß oder herauszufinden bereit ist, was mir fehlt. Ich habe mich, da ich schon dabei war, auch entschieden, nicht mehr an Vorsorgeuntersuchungen teilzunehmen; dabei gab am Ende den Ausschlag, daß meine Frauenärztin mir einfach zu geschäftstüchtig dabei ist, ihre IGEL-Leistungen für Selbstzahler unters Volk zu bringen, und mir damit die Besuche bei ihr verleidet hat. Einmal hat sie wahrhaftig sogar eine Unterschrift von mir verlangt, mit der ich bestätigen mußte, daß ich eine solche Selbstzahlerleistung ausdrücklich nicht wolle. Da ich inzwischen jenseits der Menopause war und von ihr die Pille nicht mehr benötigte, ging es bei ihr ja nur noch um die Krebsvorsorge, deren Sinn ja auch von manchen Fachleuten mit guten Argumenten bezweifelt wird.

Vielleicht erhöhe ich durch meine Entscheidung mein Risiko, eines gräßlichen Krebstods zu sterben, aber sollte das wirklich geschehen, werde ich niemand anderem die Schuld daran geben, versprochen.

Das einzige, was ich also weiterhin mache, sind Besuche beim Zahnarzt, weil mir dabei Sinn und Nutzen einfach einleuchten.

Aktuell wiege ich übrigens nicht die von ihm angedachten fünf, sondern 18 Kilo weniger als bei jenem Besuch beim Orthopäden, und das nicht etwa, weil ich seinen Ratschlägen gefolgt wäre. Im Gegenteil habe ich sein Rezept für Physiotherapie daheim sofort weggeworfen und mich gar nicht erst mit den Öffnungszeiten von Hallenbädern befaßt, weil die mir alle zu umständlich zu erreichen gewesen wären und ich nicht einsah, warum das besser wirken sollte als die tägliche Gymnastik, die ich mir selbst schon viele Monate zuvor verordnet hatte. Die ebenfalls verschriebene Kniebandage, die mir intuitiv eigentlich schon sinnvoll vorkam, hätte ich mir dagegen beschafft, aber als ich ein paar Tage später vor dem Sanitätshaus stand, hatten sie wegen Urlaub geschlossen, und als sie wieder offen hatten, wußte ich schon, daß ich die Bandage sowieso nicht brauchen würde. Also landete dieses Rezept auch im Papiermüll.

Die Kniebeschwerden sind bis heute nie wiedergekommen. Ein paar Tage hatte ich dieses Lockerheitsgefühl im Knie noch, aber nach etwa einer Woche verging es von alleine.

Deshalb bin ich mir im Moment noch unschlüssig, ob ich in dieser Magen-Darm-Geschichte einen Arzt aufsuchen sollte, noch dazu einen wildfremden Weißkittel. Bei meinem alten Hausarzt hätte ich es wohl getan. Vielleicht versuche ich doch als Erstes, selbst herauszufinden, was diese Beschwerden ausgelöst haben könnte.





Samstag, 23. März 2019

Intervallfasten: maßgeschneidert oder von der Stange?

Wahrscheinlich liegt es an mir: Ich schaffe es irgendwie selten, mit einem vorgegebenen Schema zurechtzukommen und muß mir ständig irgendetwas eigenes basteln, das zwar so ähnlich ist wie die Vorlage, die ich verwenden könnte, aber eben doch in manchen Punkten anders. Ob Haushaltsbuch, Software für die Steuererklärung oder Kochrezepte: Meistens komme ich mit dem, was ich nur nachmachen oder ausfüllen müßte, nicht befriedigend zurecht, sondern verändere daran alles mögliche in einem eigenen Modell. So ging es mir auch beim Intervallfasten. Keines der populären Modelle, die bekanntesten das 16:8- und das 5:2-Modell, sagte mir vollständig zu, also entschied ich mich für eine individuelle Variante.

Manchmal habe ich den Eindruck, den meisten, die diesen Trend mitmachen, ist gar nicht klar, daß man das kann, so ausschließlich wird Intervallfasten oft mit diesen beiden Modellen gleichgesetzt, denen irgendwer mal einen bestimmten Namen gegeben hat. Das einzige, was man beim Intervallfasten aber wirklich beachten muß, wenn es zu einer Gewichtsabnahme führen soll, ist ein Minimum von ca. 16 Stunden. Es können aber statt 16 auch 17 oder 19 1/2 sein oder am einen Tag 16 und am anderen 20, je nachdem, was gerade besser passt. Man muß sein Leben nicht um einen vorgegebenen Fastenrhythmus herumplanen, sondern kann umgekehrt ihn an sein Leben anpassen.

Anfangs, vor zwei Jahren, sah mein Fastenrhythmus folgendermaßen aus: dreimal in der Woche 18 Stunden fasten und sechs essen, und zwar im wöchentlichen Wechsel mit dreimal in der Woche 21 Stunden fasten und drei Stunden essen.

Warum das? Weil ich anfangs mit niemandem, und schon gar nicht meinem Mann, über das sprechen wollte, was ich machte, und mein Mann arbeitet in Wechselschicht. Wenn er Frühschicht hatte, fastete ich bis 15 Uhr, der Uhrzeit, zu der wir anschließend zusammen Kaffee tranken. Aber eigentlich fand ich die 18 Stunden gefühlt ein bißchen zu wenig, also fastete ich in seinen Spätschichtwochen drei Stunden länger, bis 18 Uhr. In seiner Anwesenheit benahm ich mich aber genauso wie sonst auch, das heißt auch, ich aß alles, was ich sonst auch gegessen hatte. Auf diese Weise stellte mir niemand Fragen, auf die ich keine Antwort geben wollte.

Eigentlich rechnete ich damals auch damit, daß dies meinen Erfolg um das eine oder andere Kilogramm schmälern würde; das nahm ich in Kauf, weil es mir die Sache wert war. Diäten sind nun einmal ziemliche Beziehungstöter. Womit ich ganz sicher nicht gerechnet hatte, war eine Gewichtsabnahme von sage und schreibe 20 Kilogramm in 6 Monaten und 2 Wochen mit einem solchen "Schmalspur-Fasten". Die ersten zehn Kilos hatte ich dabei schon nach unglaublichen 6 Wochen herunter.

Als ich zwanzig Kilo abgenommen hatte, fühlte ich mich meiner Sache endlich sicher genug, um auch meinen Mann einzuweihen. Kurze Zeit später bedauerte ich das schon wieder, denn es war, als hätte ich wie im Märchen schweigen müssen, damit der Zauber weiter wirkt: Kaum hatte ich ihm die Sache erzählt, kam meine Gewichtsabnahme ins Stocken und einen Monat später hatte ich sogar den Eindruck, daß es wieder nach oben ging. (Das ist nämlich gar nicht so einfach zu sagen, weil die Gewichtsschwankungen von einem Tag auf den nächsten alle möglichen Gründe haben können, die gar nichts mit dem zu tun haben, worum es beim Abnehmen geht.)

Das ist auch einer der Gründe, warum ich am ersten Jahrestag des Intervallfastens kaum besser dastand als nach einem halben Jahr: minus 22,6 Kilogramm. Aber zu diesem Zeitpunkt hatte ich die Winter-Durststrecke bereits wieder überwunden.

Keine Ahnung, ob das anderen ebenso geht: Im Winter nehme ich generell langsamer ab und bei Unterbrechungen rascher wieder zu, das habe ich nach zwei Wintern jetzt gelernt und nehme es nicht mehr tragisch. Im Frühjahr und Sommer kann ich dagegen problemlos für Urlaub und ähnliches das Fasten einfach unterbrechen, ohne dabei zuzunehmen, ich hatte dies während meines ersten halben Jahres auch mehrere Male ohne irgendwelche Folgen getan, einmal sogar vier Wochen lang. Im ersten Winter nach Beginn des Intervallfastens ahnte ich zunächst aber noch nicht, daß das diesmal nicht funktionieren würde, und nahm mir fröhlich und ahnungslos über Weihnachten eine dreiwöchige Auszeit. Das katapultierte mich prompt von 126 Kilogramm vor Weihnachten auf fast 129 am 9. Januar, und es dauerte bis zum Februar, bis ich wieder mein Vor-Weihnachts-Gewicht hatte. Im zweiten Winter war ich schlauer und nahm mir nur an den Feiertagen selbst "fastenfrei"; als die Feiertagssaison wieder vorbei war, lag mein Gewicht nur 1,3 Kilogramm höher als vor Weihnachten, und innerhalb von zwei Wochen unterbot ich mein Vor-Weihnachts-Gewicht.

In jenem ersten Winter trieb es mich natürlich ziemlich um, daß die Herrlichkeit möglicherweise schon wieder vorbei sein könnte, und ich begann zu recherchieren. Dabei entdeckte ich die Insulin-Theorie, der ich seitdem beim Fasten folge, und fand außerdem heraus, daß mein Fastenrhythmus nach dieser Theorie vergleichsweise ineffizient war. Also änderte ich ihn, und dafür war ich dann doch wieder froh, daß mein Mann inzwischen eingeweiht war, denn was ich nun vorhatte, konnte ich vor ihm nicht mehr verheimlichen. Übrigens habe ich seitdem auch keinerlei Klagen über mangelnde Unterstützung von seiner Seite vorzubringen.

Schon Ende November 2017 fing ich an, 36stündige Fastenintervalle auszuprobieren, aber letztlich dauerte es bis Anfang März 2018, bis ich meinen heutigen Fastenrhythmus regelmäßig umzusetzen begann: wieder im wöchentlichen Wechsel jeweils zwei (Dienstag und Donnerstag) bzw. drei Tage (Montag, Mittwoch und Freitag), aber nun aß ich dann jeweils den ganzen Tag nichts. Über das Wochenende esse ich immer drei Tage normal, entweder von Freitag bis Sonntag oder von Samstag bis Montag.

Das Gewicht am Morgen des ersten Fastentags einer Woche, also im Wechsel Montag oder Dienstag, ist das Gewicht, das für mich maßgeblich ist. Am Tag meines ersten Blogbeitrags am Dienstag, 19.3., wog ich 110,4 Kilogramm. Einen Tag später, nach dem Fasten, waren es 108,6. Das ist eine unterdurchschnittliche Abnahme, aber noch im typischen Bereich nach 36 Stunden Fasten. Im Durchschnitt habe ich nach einem Fastentag eine Differenz von zwischen 2 und 2,5 Kilogramm zum Morgen davor. (Die geringste Abnahme, die ich bislang nach einem Fastentag verzeichnet habe, lag einmal im Hochsommer bei ca. 1 Kilogramm, die höchste bei 3.)

Das meiste von dieser Abnahme ist allerdings nur Wasser. Einen Tag später habe ich einen Teil davon schon wieder zugenommen. Am zweiten Fastentag einer Woche nehme ich oft etwas weniger ab als am ersten; das liegt daran, daß mein Wasserhaushalt sich am Tag dazwischen nur teilweise ausgeglichen hat und ich deshalb beim Fasten weniger Wasser verliere. Nach dem Wochenende und drei Tagen ohne Fasten kann ich aber davon ausgehen, daß mein Wasserhaushalt sich wieder in etwa eingependelt hat. Deshalb orientiere ich mich an dem Gewicht, das ich nach dem Wochenende habe, weil es am realistischsten wiedergibt, wo ich gerade stehe.

Wenn ich meine Gewichtsabnahme zwischen März letzten Jahres und heute nehme und durch die Anzahl der Fastentage im letzten Jahr dividiere, komme ich bei 145 Gramm "echter" Gewichtsabnahme pro Fastentag als Durchschnitt heraus. Darin mit eingeschlossen sind auch alle etwaigen Wiederzunahmen an den Nicht-Fastentagen. Ich finde, das ist ein ganz ordentlicher Wert, zumal wenn man bedenkt, daß ich mir außerhalb der Fastentage beim Essen keinerlei Beschränkungen auferlege. Das hatte ich, siehe oben, so angefangen, um allen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Da es aber einer eindrucksvollen Gewichtsabnahme nicht im Wege stand und mich immer noch nicht am Abnehmen hindert, habe ich es beibehalten.

(Nachtrag: Die bei seinen Patienten zu erwartende durchschnittliche Gewichtsabnahme pro Fastentag, die aber zusätzlich zum Fasten auch einer kohlenhydratreduzierten Ernährung folgen, gibt Dr. Fung (siehe dieser Beitrag) in diesem kurzen Erklärvideo mit "half a pound of fat" an, das entspricht zwischen 220 und 230 Gramm am Tag. Auch daran gemessen finde ich meine 145 Gramm, zwischen 60 und 70 % des Erfolgs durch ein optimiertes "Maximalprogramms", gar nicht so übel.)

Natürlich hat das Gewicht nach einem Fastentag aber einen, wie soll ich sagen, höheren Gefühlswert, vor allem, wenn ich einen neuen Niedrigstwert erreicht habe. Bislang lag mein niedrigstes Gewicht bei exakt 108,0 Kilogramm, allerdings war das eine Folge einer Magen-Darm-Infektion Ende Februar, die mich nicht nur mehrere Tage lang außer Gefecht setzte, sondern unter anderem auch dafür sorgte, daß ich einen quasi vollständig restentleerten Magen-Darm-Trakt aufwies, was natürlich auch einen Einfluß auf das Gewicht hat; ich schätze, es macht ungefähr ein Kilogramm hin oder her aus. Nachdem ich wieder genesen war, stieg mein Gewicht tagelang unverhältnismäßig, was aber nur daran lag, daß sich mein Verdauungstrakt wieder füllte. Nun scheint es endlich wieder normal zu laufen, aber darauf, daß ich die 108,0 endlich wieder erreiche oder unterschreite, habe ich diese Woche vergeblich gewartet. Vielleicht klappt es ja nächste Woche.





Dienstag, 19. März 2019

Intervallfasten funktioniert!


Willkommen in meinem Blog! Dies ist mein erster Beitrag, und ich freue mich darauf, dieses Online-Tagebuch so lange weiterzuführen, bis ich mein Zielgewicht erreicht habe. Das wird noch mindestens zwei Jahre dauern, und ich werde bis dahin bestimmt noch viele weitere Beiträge schreiben. J

Mein Eckdaten: Ich bin 1965 geboren, weiblich, 1,69 groß und wiege aktuell (Stand 19.3.2019) 110,4 Kilogramm. Mein Ausgangsgewicht lag am 20. März 2017, dem Tag, als ich mit dem Intervallfasten begonnen habe, bei 147 Kilogramm; ich habe also in den letzten zwei Jahren 36,6 Kilogramm Gewicht verloren.

Das war eine ungeheuer befriedigende Erfahrung, auch weil ich damit über einen Bereich meines Lebens die Kontrolle zurückerlangt habe, in dem ich spätestens 2007 einsehen mußte, daß sie mir verloren gegangen war. Mein bescheidenes Ziel damals: eine Gewichtsabnahme von ca. zehn Kilogramm und anschließendes Halten meines Gewichts. Ich wäre danach immer noch übergewichtig gewesen, und das hätte mich nicht gestört. Mein Ziel war, zurück zu dem Punkt zu gelangen, an dem ich mich in meiner Haut das letzte Mal richtig wohlgefühlt hatte.
Leider erwies sich dieses Ziel aber als unerreichbar mit den Mitteln, die mir das eigentlich so einleuchtend klingende Prinzip

„Energieaufnahme < Energieverbrauch = Gewichtsabnahme“
hätte bieten müssen.

Egal, von welcher Seite her – Energieaufnahme oder -verbrauch – ich meiner Energiebilanz zu Leibe rückte: Einige Zeit funktionierte immer alles wie erhofft, ich nahm tatsächlich ab, aber nach spätestens einem Jahr begann ich ohne ersichtlichen Grund wieder zuzunehmen; und zwar mehr, als ich zuvor abgenommen hatte. Meinen Absichten genau entgegengesetzt wurde ich immer fetter; durchschnittlich zwei Kilogramm pro Jahr. Aber direkt bevor ich mit dem Intervallfasten begonnen habe, geschah außerdem etwas Unheimliches: Meine Gewichtszunahme beschleunigte sich. Insgesamt nahm ich in 20 Monaten 22 Kilogramm zu, schätzungsweise die Hälfte davon in den letzten ca. vier Monaten.

Auf das Intervallfasten (auch „intermittierendes Fasten“ genannt; beides ist ein und dasselbe) bin ich durch einen Zufall gestoßen: Es kam gerade in Mode und man las überall darüber. Aus schierer Verzweiflung probierte ich es aus, und siehe da: Es funktionierte.

Und wie es funktionierte … Von zwanzig Kilogramm Gewichtsabnahme schon im ersten halben Jahr hätte ich, als ich anfing, nicht einmal zu träumen gewagt. Aber genau das ist geschehen.

Was auch immer die rasante Gewichtszunahme vorher ausgelöst hatte, es scheint auch die Wiederabnahme beschleunigt zu haben. Denn so spektakulär wie in den ersten sechs Monaten verlief die Gewichtskurve in den darauffolgenden anderthalb Jahren dann nicht mehr (sonst wäre ich ja längst an der Schwelle zum Untergewicht …). Aber nach unten zeigt sie, Stand heute, immer noch. In den letzten zwölf Monaten verzeichnete ich eine beruhigend stetige Gewichtsabnahme von durchschnittlich ca. 1,5 Kilogramm im Monat – im Frühjahr/Sommer ein bißchen mehr, im Herbst/Winter ein bißchen weniger. Nachdem ich nun jeweils zwei in etwa vergleichbar verlaufende Sommer und Winter Intervallfasten hinter mir habe, kann ich dies wahrscheinlich als dauerhaftes jahreszeitliches Muster betrachten. Anzeichen dafür, daß sich die Gewichtsabnahme nicht weiter fortsetzen wird, solange ich mit meinem Fastenrhythmus weiter fortfahre, sind nicht erkennbar.

Hosen Größe 44 wollte ich wieder tragen können, und ich sitze gerade in einer solchen Hose vor dem Rechner; mittlerweile ist sie sogar richtig bequem. Da es mir aber geradezu lächerlich leichtfällt, einfach so weiterzumachen wie bisher, bin ich neuerdings unbescheidener geworden. Denn jetzt will ich es wissen: Wie weit komme ich auf diese Weise noch? Weltfremde Abstraktionen wie der BMI sind mir dabei schnuppe, also habe ich entschieden, innerhalb der nächsten ca. zwei bis drei Jahre ein Zielgewicht von 73,5 Kilogramm (BMI 25,7) anzupeilen. Dieses Zielgewicht habe ich nicht einfach ausgewürfelt, sondern damit würde ich mein Ausgangsgewicht exakt halbieren. Das wäre schon ein Ding, oder?

Sollte ich im Tempo der letzten zwölf Monate weiter abnehmen, erreiche ich dieses Ziel zwischen Frühling und Sommer 2021. Vielleicht verlangsamt es sich aber auch, und wenn ich Pech habe, kommt es irgendwann ganz ins Stocken. Weniger wahrscheinlich kommt mir die Möglichkeit vor, daß ich wieder zunehmen könnte (aus der Phase, in der sonst immer der Jojo-Effekt eingesetzt hat, bin ich zeitlich ja schon lange heraus), aber ganz auszuschließen ist das natürlich trotzdem nicht. Ich bin mir jedenfalls sicher, daß ich mit jeder etwaigen Entwicklung eine wirksame Umgangsstrategie entwickeln kann, und ich betrachte es als Teil meines Experiments, dies dann zu tun.

Sicher bin ich mir außerdem, daß ich mein Ziel erreichen kann, ohne Kalorien zu zählen, ohne irgendwelche gerade ins Fadenkreuz der Ernährungspolizei geratenen Nahrungsmittel zu vermeiden und vor allem, ohne kostbare Lebenszeit mit langweiligen „Leibesübungen“ zu vergeuden.

All das habe ich mir nämlich auch schon in den vergangenen zwei Jahren gespart.

Nein, das ist kein Witz.

Bis zum Beweis des Gegenteils behaupte ich auf Basis der Erfahrungen von zwei Jahren: Weder Kalorienrestriktion noch Sportprogramme könnten die Erfolgschancen meines Selbstversuchs sonderlich verbessern. Damit behaupte ich, wohlgemerkt, nicht, daß es nicht noch Möglichkeiten gäbe, meinen Erfolg zu beschleunigen, falls ich das wollte. Für nötig, um mein Ziel überhaupt zu erreichen, halte ich es nicht.

Wer wissen will, wie mein Experiment ausgeht, darf ab heute dabei kiebitzen, mich anfeuern … oder von mir aus auch ausbuhen. Mir ist schon klar, daß das, was ich mache, eine Provokation ist. So, wie ich das mache, dürfte das eigentlich nicht funktionieren. Es steht in Widerspruch zu allem, was auch mir über Ernährung von der Grundschule an beigebracht wurde.

Nur, bei mir hat es zwei Jahre lang eben doch funktioniert. Und Praxis schlägt Theorie.