Eigentlich wäre mein nächster Blogbeitrag ja erst übermorgen fällig. Aber heute feiere ich den Jahrestag meines Intervallfasten-Starts, und zwar den siebten. Das ist schon einen (für meine Verhältnisse kurzen) Blogartikel wert.
Also: Mein Gewicht heute früh nach zwei von vier zusammenhängenden Fastentagen: 74,1 Kilogramm. Hätte ich vor dem Gang auf die Waage dieses olle Abführzäpfchen genommen, das irgendwo in meinem Badezimmerschrank immer noch herumliegt, wäre ich bestimmt bei den angepeilten 73,5 Kilo gelandet, was ja ein stilvolles Timing gewesen wäre. Aber maßgeblich war ja sowieso das Gewicht am Montag, und das lag bei 76,1 Kilogramm. Also, Mogeln lohnte sich angesichts dessen einfach nicht.Außerdem, ich bin jetzt schon so nahe dran an meinem Gewichtsziel, daß ich weiß, ich werde es erreichen.
Aber dieses Ziel hätte ich vor sieben Jahren, an meinem ersten Fastentag am 20.3.2017, noch für völlig utopisch gehalten. Mit einem Startgewicht von 147 Kilo nach einer mir unerklärlichen explosionsartigen Zunahme von mehr als zwanzig Kilo innerhalb weniger Monate ging es mir erst einmal mit Priorität 1 darum, diese Zunahme unbedingt zu stoppen und mit Priorität 2 darum, wieder auf das alte Gewicht zurückzugelangen. Daß das nicht nur klappen, sondern sogar bloß ein halbes Jahr dauern würde, hätte ich mir da noch nicht träumen lassen. Mit drei Fastenintervallen pro Woche einer Dauer von im wöchentlichen Wechsel 18 bzw. 21 Stunden hätte ich das außerdem gar nicht für möglich gehalten. Auf Basis der Kalorienlogik ist es, nebenbei bemerkt, tatsächlich unmöglich, jedenfalls dann, wenn man - wie ich - ansonsten an der Ernährung nichts verändert, mit der man zuvor so stark zugenommen hatte.
Es ist aber genau so passiert. Und das brachte mich dazu, herausfinden zu wollen, warum es passiert war. Der Rest ist Geschichte. Sie läßt sich in früheren Blogbeiträgen von mir schon oft genug nachlesen, also spare ich mir hier eine Wiederholung.
Sieben Jahre, das ist eine verflixt lange Zeit. Hätte ich von Anfang an gewußt, welche Stellschrauben wann gedreht werden müssen, um weiter erfolgreich abzunehmen, wäre ich vermutlich zwei, maximal drei Jahre früher am Ziel gewesen. Trotzdem habe ich in jedem Ein-Jahres-Zeitraum Gewicht verloren. Am geringsten war die Abnahme zwischen März 2020 und März 2021 mit nur 1,5 Kilogramm. Andererseits war das natürlich das erste Corona-Jahr, in dem alle Welt sich über Gewichtszunahmen entsetzte. Und es gab niemanden, bei dem ich Rat suchen konnte, weil mir klar war, wie diese Ratschläge ausgefallen wären und daß sie mir gar nicht weitergeholfen hätten. Die Lösung für dieses Rätsel mußte ich alleine herausfinden.
Aber auch im günstigsten Fall wären vier Jahre ja auch schon eine verflixt lange Zeit gewesen. So lange hält kein Mensch ein Abnehmprogramm durch, das ihm schwerfällt - und schon gar nicht in monatelangen Phasen, in denen es sinnlos geworden zu sein scheint. Deshalb war der eigentliche Erfolgsfaktor bei mir, daß mir die allermeiste Zeit überhaupt nicht schwergefallen ist, was ich gemacht habe. (Klar, einzelne Tage, die unangenehmer als üblich waren, hatte ich auch ein paar - aber auch über den Sieben-Jahres-Zeitraum betrachtet kann ich sie nach wie vor an den Fingern meiner zwei Hände abzählen.) Vor allem deshalb kann ich immer noch von mir sagen: Bis heute habe ich keinen einzigen Fastentag, den ich einmal begonnen hatte, vorzeitig abgebrochen.
Ich bin der Meinung, das liegt daran, daß ich nie bereit war, mir selbst Gewalt anzutun, weil ich nie der Meinung war, daß ich irgendwelche Sünden abzubüßen hätte und meine Buße zur Strafe möglichst unangenehm für mich ausfallen müsse, wie das unterschwellig vielen Abnehm-Bemühungen anderer zugrunde zu liegen scheint. Mein Übergewicht lag ja auch nie an irgendwelchen Charakterfehlern von mir. Es ist deshalb entstanden, weil ich ein bißchen Pech mit den von meiner Großmutter väterlicherseits ererbten Genen habe und weil die Gewichtskontrollmethoden, die allgemein als wirksam angepriesen werden und denen auch ich in jüngeren Jahren vertraut habe, sich als schlimmer als wirkungslos, nämlich als kontraproduktiv erwiesen haben, weshalb ich sie lange Zeit nicht mehr anwenden wollte.
Dummerweise war es aber auch nicht die richtige Lösung, mich dann eben mit meinem Übergewicht abzufinden, weil es, wenn auch bis wenige Jahre vor meinem Höchstgewicht nur sehr langsam, etwa ein Kilo pro Jahr im Durchschnitt, immer mehr wurde. Klammern wir das Gesundheitsthema dazu an dieser Stelle einmal ganz aus: Irgendwann geht es dann eben nicht mehr um das, was man selbst im Spiegel sieht oder was andere Leute von einem denken, sondern darum, daß man im Alltag immer mehr eigentlich erforderliche Dinge nicht mehr so richtig hinkriegt - vom auf Knien krauchenden Putzen unter dem Schreibtisch über das Fußnägelschneiden oder Schuhebinden bis hin dazu, daß man auf dem Klo ab einem gewissen Punkt Schwierigkeiten bekommt, sich den Hintern abzuwischen. Man muß schon Lack gesoffen haben, um sich von Body-Positivity-Aktivisten weismachen zu lassen, damit könne sich ein Mensch trotzdem dauerhaft wohlfühlen. Abfinden damit, ja, das kann man vermutlich schon, sofern man der Meinung ist, es bleibe einem ja gar nichts anderes als dies übrig. Und sicherlich ist das auch weniger krankmachend, als sich pausenlos darüber zu grämen, ohne etwas daran ändern zu können, bzw. durch den Diät-Jojo-Teufelskreis alles nur noch schlimmer zu machen.
Gut aber, daß ich mich damit nicht abfinden lernen mußte, denn es gefiel mir gar nicht.
Allzu lange wird es jetzt aber nicht mehr dauern, bis das Ziel erreicht ist und ich endlich einen Haken an mein Langzeitprojekt machen kann. Und ich bin in der glücklichen Lage, mir auch keine Sorgen über das Gewichthalten machen zu müssen - weil ich weiter dasselbe machen werde wie bislang, nämlich Intervallfasten, nur eben in Zahl und Dauer der Fastenintervalle nicht mehr auf das Ziel Gewichtsabnahme dosiert, sondern auf Gewichthalten. Ein Übergangsjahr wird es vermutlich dauern, bis das richtig austariert ist und sich außerdem mein Stoffwechsel darauf eingestellt hat, und in dieser Zeit kann es sein, daß mein Gewicht wieder ein paar Kilo raufgeht. Aber dann werde ich eben gegensteuern, entweder, sobald der von mir bei 78 Kilo festgelegte Punkt überschritten wird, oder im Herbst in der nächsten Low-Carb-Phase. Und wer weiß, vielleicht habe ich ja auch Glück und über den Sommer bleibt mein Gewicht doch stabil. Das erste Nach-Abnahme-Jahr wird bestimmt genauso lehrreich wie die Abnahmezeit selbst. Aber ich habe keinen Grund zur Befürchtung, daß ich noch einmal in die Lage komme, mein Körpergewicht als eine unberechen- und unkontrollierbare Größe zu erfahren, auf die ich keinen wirksamen Einfluß nehmen kann.***
Die US-Journalistin Tamar Haspel, eine überzeugte Kalorienlogikerin, ist schon zwei- oder dreimal in meinen Blogartikeln erwähnt worden. Einmal schaffte sie es sogar in die Überschrift. Was ich erst jetzt erfahren habe, ist, daß Tamar Haspel als freischaffende Journalistin wohl auch an PR-Kampagnen, daunter eine des berüchtigten Agrarchemie-Giganten Monsanto beteiligt war, im Auftrag einer Agentur, Ketchum - der PR-Agentur, der auch Wladimir Putin vertraut (oder jedenfalls vor einigen Jahren noch vertraute).
Nun bin ich echt die letzte, die es im Prinzip anrüchig fände, wenn eine Journalistin, quasi als Mischkalkulation, sich auch auf bezahlte PR-Arbeit einläßt. Journalismus ist nicht gerade bekannt dafür, einem einen auskömmlichen Lebensunterhalt zu verschaffen. Kompliziert wird die Sache, wenn beides dieselben Themenbereiche betrifft, Gesundheit. Wie soll man einem Journalisten in einem Artikel über eine Gesundheitsfrage, etwa im Bereich Gewichtsreduktion, ein unvoreingenommenes Urteil zutrauen, wenn seine Geldgeber in demselben Bereich ihre von Gewinnorientierung geprägten Interessen von ihm vertreten lassen? Noch dazu, wenn der besagte Journalist das vorsichtshalber gar nicht erst erwähnt?
Mit Frau Haspel habe ich bei einer Gelegenheit schon auf Twitter die Klingen gekreuzt. Das ist schon ein Weilchen her, und ich werde den Dialog jetzt nicht suchen. Aber ich erinnere mich, daß Haspel mir gegenüber die Weight Loss Registry erwähnte und nicht mehr geantwortet hat, als ich meine Meinung über dieses vermeintlich wissenschaftliche Projekt geäußert hatte, in dem m. E. Wissenschaft nur vorgetäuscht wird. So was passiert auf Twitter ständig, wenn jemand nicht mehr so recht weiter weiß, daß man einfach grußlos stehengelassen wird. Ich fand das in diesem Fall aber besonders schade, denn eigentlich fand ich es sehr spannend, daß Haspel über dieses von der berüchtigten Rena R. Wing geleitete Projekt überhaupt im Bilde war. In den Publikumsmedien, die sonst ja jedes Abnehmthema rauf und runter durchnudeln, bis es einem zu den Ohren wieder rauskommt, liest man merkwürdig wenig darüber - es geistert nur durch die Welt der Epidemiologie und hat dort eine ziemlich eigenartige Definition von "Abnehmerfolg" erfolgreich eingeführt, die jetzt auch von anderen Autoren viel verwendet wird (siehe meinen verlinkten Blogartikel). Eigentlich hätte ich schon gerne mehr über das erfahren, was Frau Haspel von diesem Projekt wußte und was sie darüber dachte. Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Weight Loss Registry in Frau Haspels journalistischer Arbeit merkwürdigerweise ebenfalls nicht oder jedenfalls nur selten vorzukommen scheint - jedenfalls kann ich mich nicht erinnern, daß sie mir dort untergekommen wäre. Wirklich enzyklopädisch ist mein Wissen über Frau Haspels gesammelte Werke zum Thema Abnehmen natürlich nicht, aber sie wurde mir in den letzten Jahren regelmäßig in meine Twitter-Timeline gespült, also habe ich schon einiges von ihr gelesen, und da kam sie jedenfalls nicht vor.
Im Lichte der jetzigen Enthüllungen frage ich mich, ob Frau Haspel vielleicht ja sehr genau im Bilde über dieses Projekt war und deshalb das Thema lieber nicht weiter vertiefen wollte. Eine Krähe hackt der anderen ja bekanntlich kein Auge aus. Eine Profi-PR-Tante, die in ihrer journalistischen Arbeit vermutlich meistens viel "Schleichwerbung" unterbringt, wird ihresgleichen schon kennen - oder jedenfalls als ihresgleichen erkennen.
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Nachtrag:
Bestimmt gibt es - zumal in Zeiten der Magenverkleinerung - in Wirklichkeit eine Menge Abnehmende, die 70 Kilo minus und mehr zu bieten haben, durch alle möglichen Methoden erzielt und das in weit weniger als sieben Jahren. Mir geht es in meiner Frage in der Überschrift aber nur um diejenigen unter ihnen, die sieben Jahre nach dem Start der Abnahme weiterhin 70 Kilo weniger als zu Beginn wiegen. Was ich an meiner Abnahme so besonders finde, ist nicht die Gesamtabnahme, sondern der Zeitraum, innerhalb dessen sie erfolgt ist. Typisch ist eine Abnahme, die zwischen 6 und maximal 18 Monate anhält. Hat man bis dahin sein Gewichtsziel nicht erreicht, folgen ein Gewichtsplateau und eine - je nach angewandter Methode und deren Intensität (Faustregel: je extremer die Diät, desto schneller die Wiederzunahmen) - mehr oder weniger schleichende Zunahme, die meistens so schwer zu erklären ist, daß es am einfachsten ist, die Schuld bei sich selbst und dem berüchtigten "Zurückfallen in alte Muster" zu suchen.
Sprechen wir uns dazu in sieben Jahren wieder. Bis dahin wird sich erwiesen haben, daß ich mein Gewicht gehalten haben werde.
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