Mittwoch, 30. März 2022

Fakten + magisches Denken = Wissenschaft?

Mein Gewicht heute früh nach Fastentag 2 von 4: 86,5 Kilogramm, nur 400 Gramm über meinem Niedrigstgewicht vor zwei Wochen. Das sieht mir sehr nach einem "Endstand" von um die 85 Kilogramm plusminus ein bißchen was am Freitag aus, wobei ich mich natürlich über die Zahl 84 vor dem Komma besonders freuen würde. Da ich in den ersten beiden Tagen fast ein halbes Kilo mehr Gewicht verloren habe als beim letzten Mal, habe ich den Verdacht, daß die damalige geringe Gesamtabnahme doch mehr mit dem überraschend niedrigen Ausgangsgewicht zu tun hatte als mit irgendetwas anderem.

Letztlich kann man über die Gründe solcher komischer Schwankungen ja immer nur herumspekulieren, aber irgendwie hat das Rätselraten schon auch seinen Reiz. Wenn man erst einmal an dem Punkt angekommen ist, die Kalorien für ganz oder mindestens teilweise für irrelevant zu halten, sollte man auch offen bleiben für weitere überraschende Entdeckungen, und ohne das Spekulieren käme man auf sie nicht.

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Meine Twitter-Bubble spülte einen Homöopathie-Thread in meine Timeline, der mich ins Grübeln gebracht hat. Das liegt sicherlich auch mit daran, daß der Threadersteller eine Formulierung verwendet, die mir schon lange ein rotes Tuch ist: "Fakt ist, daß ..." Ich habe noch selten erlebt, daß auf so etwas etwas anderes als ein Faktoid folgt, das zwar oft wirklich nachprüfbar wahr ist, aber entweder ohne jeden Kontext beurteilt wird oder nur in einem reduzierten Rahmen, der den Kern des Problems ignoriert. Ich habe mir angewöhnt, niemandem über den Weg zu trauen, der diese Formel verwendet. Sie ist für mich eher ein Alarmsignal dafür, daß ich besonders kritisch prüfen muß, was genau mir gerade verschwiegen wird und welche Bedeutung es hat.

Und was hat das nun mit Homöopathie zu tun?

Ich bin eigentlich gar kein Anhänger der Homöopathie, obwohl ich in einem einzigen Fall, das ist sicherlich schon zehn Jahre her, bei einer Halsentzündung von meinem HNO-Arzt die Verschreibung eines einschlägigen Medikaments akzeptiert hatte - vor allem deshalb, weil ich nur unter Schmerzen sprechen konnte, also wenig Lust hatte, mit ihm darüber herumzuargumentieren - und dieses Mittel zu meiner Überraschung dann tatsächlich eine schnelle spürbare lindernde Wirkung hatte. Diese Erfahrung hat mich nicht zum Homöopathie-Fan gemacht. Aber gemacht habe ich sie nun einmal, und ich habe sie bis auf weiteres unter "Ungelöste Rätsel" verbucht.

In der Tat verstehe auch ich nicht so recht, aus welchem Grund Krankenkassen homöopathische Behandlungen bezahlen. Ich würde mir eine ehrliche Offenlegung der Gründe wünschen: 

Geht es dabei darum, eine lukrative Zielgruppe zu binden, die eine Krankenkasse bevorzugt, bei der solche Behandlungsmethoden erstattet werden? Das würde darauf abzielen, sich unter den anderen Krankenkassen einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen, auch wenn solche Behandlungen eine Verschlechterung der Gesundheit ihrer Versicherten mit sich bringen würden. In diesem Fall würde ich die Forderungen nach einer Abschaffung dieser Art von Krankenkassenleistungen unterstützen. Ließe es sich aber durch die Krankenkassen nachweisen, daß homöopathische Behandlungen tatsächlich nachweisbar die Kosten der betreffenden Krankenkasse senken konnten, ohne dabei den Gesundheitszustand der Versicherten zu verschlechtern, würde ich dagegen protestieren, etwas daran zu ändern. 

Ob diese Wirkung nun auf die Medikamente selbst oder auf einen Placebo-Effekt zurückzuführen wären, halte ich dann außerdem für unerheblich. Aufgabe der Krankenkassen ist es, die Versichertenbeiträge so einzusetzen, daß sie einen möglichst hohen gesundheitlichen Nutzen für ihre Versicherten bringen. Wird diese Bedingung erfüllt, sehe ich keinen Grund, eine Behandlung nur wegen fehlender wissenschaftlicher Nachweise nicht zu bezahlen.

Was mich an den Homöopathie-Kritikern so stört, ist, daß solche Überlegungen in ihren Augen irrelevant sind. Sie interessieren sich nur für den theoretischen Unterbau und die korrekte Anwendung wissenschaftlicher Methoden. Damit verwechseln sie Ziele und Mittel. Ziel aller einschlägigen Forschung müßte ja eigentlich sein, im richtigen Leben so viele Kranke wie möglich so gesund wie möglich zu machen. Dafür wissenschaftlich nachgewiesenermaßen wirksame Methoden und Medikamente zu verwenden, ist das Mittel, mit dem das erreicht werden soll, und daran ist im Prinzip auch gar nichts auszusetzen. Das gilt aber nur dann, wenn mit diesem Mittel das Ziel wirklich besser erreicht werden kann. Sollte aber ein anderes Mittel aus unbekannten Gründen trotz fehlender wissenschaftlicher Beweise sich ausweislich von Krankenkassendaten in der Praxis als erfolgreicher erweisen, dann ist es allemal im Interesse der Patienten, sie dennoch zu anzuwenden. 

Die giftigen Debatten um die Homöopathie verfolge ich schon seit Jahren mit wachsendem Befremden, weil die Verfechter der Wissenschaft zwar im Rahmen ihrer Denklogik rational argumentieren, aber dabei grundsätzlich das Mittel der wissenschaftlichen Methode, nicht das Ziel der Hilfe für Patienten ins Zentrum ihrer Argumentation stellen. Da könnte man als Patient glatt auf den Gedanken kommen, man werde von solchen Leuten für moralisch verpflichtet gehalten, im Zweifelsfall lieber weiterzuleiden als durch unwissenschaftliche Methoden Hilfe zu erfahren. 

Das erinnert mich an die Beharrlichkeit, mit der die Adipositas-Strategen sich an die Kalorienlogik klammern, sie allen Behandlungsansätzen zugrundelegen und sich dabei natürlich auch immer auf Studien berufen. Als ratsuchender Laie steht man dem nahezu hilflos gegenüber. Auch dann, wenn man am eigenen Leib längst und wiederholt die Erfahrung gemacht hat, daß sie für die Entwicklung einer funktionierenden Abnahmestrategie mit nicht nur vorübergehendem Effekt nutzlos gewesen sind, muß man doch ein bißchen tiefer in die Materie einsteigen können, um zu erkennen, warum das so ist, obwohl einem der liebe Onkel Doktor und die gute Tante Ernährungsberaterin im Chor das Gegenteil zu beschwören bereit sind - und einem damit auch bei anderslautenden Lippenbekenntnissen mindestens implizit vermitteln, man habe vor allem persönlich versagt.

Im Kalorienfall ist es offensichtlich so, daß die zu kurzen bis viel zu kurzen Untersuchungszeiträume meistens kein Urteil über die Jojo-Frage zulassen und daß die Forschungsfrage teils von vornherein falsch gestellt ist und/oder teils falsch interpretiert wird, etwa durch die Prämisse, daß der gesuchte Gegenstand ein Mittel ist, das jedem Betroffenen immer hilft - was ja der einzige vorstellbare Grund wäre, um etwas aus den Durchschnittswerten der Untersuchungsergebnisse ableiten zu wollen, wie das ja gängige Praxis ist.

Wenn aber in diesem Fall, bei dem es ja immerhin um ein Gesundheitsthema geht, dem überragende Bedeutung zugemessen wird, so grundlegende Denkfehler von Insidern nicht erkannt werden, kann ich aber natürlich auch nicht ausschließen, daß der fehlende wissenschaftliche Nachweis einer Wirksamkeit von Homöopathie auf ähnlichen Denkblockaden oder vergleichbaren Fehlleistungen beruht!

Ich habe bis auf weiteres nicht die Absicht, in das Thema Homöopathie tief genug einzusteigen, um mich mit solchen Fragen zu befassen. Mir fällt nur immer wieder auf, daß die Homöopathie-Kritiker mich als Patienten und meine Interessen mißachten, und daß sie noch nicht einmal merken, daß sie das tun, wirft für mich halt auch die Frage auf, was sie wohl sonst noch an Wichtigem übersehen haben könnten. Leider fürchte ich allerdings, daß sich herausstellen würde, daß die Krankenkassen tatsächlich die falschen Gründe - siehe oben - dafür haben, Homöopathie zu bezahlen, wenn dies untersucht würde. Unser gesamtes Gesundheitssystem wimmelt ja nur so von den absurdesten Fehlsteuerungen. 

Nur, außer mir interessiert sich offenbar niemand für diese Frage, also muß sie wohl weiter offen bleiben.

Das Gesundheitsthema ist ja in Wirklichkeit gar kein Hort der Rationalität, sondern mit den absonderlichsten magischen Vorstellungen und Handlungen überfrachtet, beginnend mit dem weißen Kittel des Arztes und noch lange nicht endend mit der merkwürdigen Zahlenmagie, die so gerne mit den Ergebnissen wissenschaftlicher Studien betrieben wird (und dann gerne als "Fakten" bezeichnet wird).

Besonders abstrus finde ich aber auch den "Gewinnmaximierungs"-Gedanken bei der Gesunderhaltung, also beispielsweise, wenn das Körpergewicht innerhalb eines gewissen vorgegebenen Toleranzbereichs unweigerlich so niedrig wie möglich angestrebt wird, auch wenn es überhaupt keine Belege eines gesundheitlichen Vorteils dafür gibt. (Tatsächlich ist der Rahmen als solcher, der BMI, ja schon in mancher Hinsicht fragwürdig.) Egal ob Low Fat oder Low Carb, es finden sich bei jeder Ernährungsweise auch immer eine Menge Leute, die dies spontan mit "so wenig wie mit aller Gewalt möglich" von dem betreffenden Makronährstoff verwechseln. "Mehr Bewegung" wiederum wird unweigerlich von vielen mit "so viel Sport wie irgend möglich" gleichgesetzt. 

Das ist wohl aus wirtschaftswissenschaftlichen Theorien in unser Alltagsdenken mit hineingeschwappt und die gedankliche Grundlage des Selbstoptimierungswahns, also das aktive Streben nach einer Perfektionierung um der Perfektion willen, die in der praktischen Wirkung fast immer im besten Fall sinnlos und im schlimmsten Fall kontraproduktiv ist. 

Das gilt ganz besonders, wenn diese Perfektionierung moralisch (mit-)begründet wird. Dr. Fung wies ja zu Recht darauf hin, daß bei Adipositas ein Verhalten des Betroffenen unterstellt wird, das in religiösen Kreisen zu den Todsünden zählt, und damit irrationale Elemente in die Beurteilung und im leider häufigen ungünstigen Fall auch in deren Beratung und Behandlung einfließen läßt. Auch der Feldzug gegen das Fleischessen zählt dazu, der ja mittlerweile auf jede Form tierischen Proteins, etwa Milchprodukte, ausgedehnt wird, ebenfalls mit teils gesundheitlicher, teils moralischer Begründung. 

Steve Jobs glaubte ja, sich auf diese Weise besonders gesund zu ernähren, aber daß ausgerechnet seine Bauchspeicheldrüse ihn dann in noch relativ jungen Jahren im Stich gelassen hat, deutet schon darauf hin, daß sein Körper seine vegane Ernährung als eher suboptimal aufgefaßt hatte. 

Nachdem ich jetzt persönlich erlebt habe, daß eine Low-Carb-Ernährung nicht nur unabhängig von den Kalorien zum Abnehmen SEHR tauglich ist, sondern auch physiologisch einige recht erstaunliche Verbesserungen mit sich gebracht hat (besonders auffällig, weil in Widerspruch zu allem, was ich vorher glaubte: auch diesmal wieder: keinerlei Sodbrennen, auch nicht bei spätem Abendessen, und das trotz fettreicherer Ernährung), könnte ich mir vorstellen, daß der Feldzug der Veganer umgekehrt einigen Schaden anrichten kann. Das gilt noch mehr, wenn er dazu führt, daß viele hochverarbeitete Fleischersatzprodukte auf den Markt geworfen und diese von manchen Leuten regelmäßig konsumiert werden. Eigentlich sind die Warnungen vor hochverarbeiteten Industrielebensmitteln ja der einzige Punkt, bei dem sich alle Ernährungstheorien einig sind oder jedenfalls werden könnten, aber genau diesen Faktor, daß die Industrie noch jeden Lebensmittelhype für sich nutzbar gemacht hat, unterschätzen sie alle in ihrem Eifer, das vermeintlich absolut Richtige durchsetzen zu wollen, wofür sie in ihrer Verblendung dann auch die Lebensmittelindustrie als Verbündeten für nützlich und hilfreich halten, ohne zu bemerken, daß sie eigentlich eher ein trojanisches Pferd ist.

Ein Hoch auf den gesunden Menschenverstand, der einem eigentlich sagen könnte, daß Lebensmittel, die unsere Vorfahren seit Jahrtausenden gegessen haben - ob nun Brot oder Rindersteaks - nichts sein können, was man zwanghaft vermeiden müsse. Eine gute Faustregel bei der Ernährung, die ich mal gelesen habe, kehrte dies exakt um: Iß nichts, was deine Urgroßeltern nicht spontan als Lebensmittel identifiziert hätten. Da ist zweifellos etwas dran, aber nicht einmal das setze ich sklavisch und in jedem Fall um, weil mein gesunder Menschenverstand mir sagt, daß auch in diesem Fall die Dosis das Gift machen dürfte.

Ein Hoch an dieser Stelle mal wieder auf die Suffizienz, also die Einsicht, daß das mutmaßliche Optimum gar nicht erreicht werden muß, sondern "gut genug" völlig ausreicht.

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Im letzten Beitrag schrieb ich noch davon, daß ich an der Stelle unserer Politiker die Bezahlung russischer Energielieferungen auf ein Sperrkonto vornehmen würde, das erst freigegeben wird, nachdem Rußland seine Invasionsarmee vollständig aus der Ukraine abgezogen hat, weil ich der Meinung bin, wir könnten notfalls länger ohne russsisches Gas auskommen als Rußland ohne unsere Bezahlung und dies als Druckmittel verwenden. Im Moment sieht es fast so aus, als würde dieselbe Situation nun durch Rußland selbst herbeigeführt, nämlich als Reaktion die Weigerung des Westens, der einseitigen Vertragsänderung Rußlands (Umstellung auf Bezahlung in der russischen Währung) Folge zu leisten. 

Fast hoffe ich ja, daß Rußland uns jetzt wirklich den Gashahn zuzudrehen versucht, denn das möchte ich sehen, wie lange die es ohne unser Geld durchhalten. Aber mein Tipp lautet: Sie werden es bei der Drohung belassen, weil sie selbst genau genug wissen, daß sie sich das überhaupt nicht leisten können.

Das hat mich außerdem daran erinnert, mal meinen Gasverbrauch mit der neuen Therme näher anzuschauen, und wahrhaftig: so wenig Gas wie diesen März habe ich in einem März überhaupt noch nie verbraucht. Ich gehöre ja zu den Zeitgenossen, die Strom- und Gasverbrauch immer um den Monatsersten herum notieren, um es beizeiten zu merken, wenn es irgendwelche merkwürdigen Trends nach oben gibt. Diesmal ist das Gegenteil der Fall gewesen: Der Verbrauch ging, und zwar erfreulich eindeutig, nach unten. 

Das gilt auch dann, wenn ich den knapp achttägigen Zeitraum ausklammere, in dem mein Gasverbrauch nur deshalb fast bei null war, weil meine Therme nicht funktionierte und ich nur beim Kochen Gas verbrauchte. Auch wenn die zweite Märzhälfte tendenziell fast immer etwas höhere Temperaturen aufweist, sind die Nacht-Temperaturen doch erst in den letzten paar Tagen deutlich über den Gefrierpunkt gestiegen, und es war eigentlich bis Mitte letzter Woche ein eher kalter März. Damit sollte mein Durchschnittsverbrauch trotzdem mit den Vorjahren vergleichbar sein, und er lag im Tagesdurchschnitt knapp 30 Prozent niedriger als in demjenigen Vorjahr mit dem bis dahin niedrigsten März-Verbrauch. 

Das ist um einiges mehr, als der Installateur geschätzt hatte. Offenbar war es allerhöchste Zeit, meine prähistorische alte Therme, die bereits ein paar Mucken hatte, die den Verbrauch wohl ungünstiger beeinflußt haben, als ich das erwartet hatte, endlich durch ein moderneres Modell zu ersetzen. - Aber mal sehen, ob sich die Ersparnis in derselben Größenordnung auch im April bestätigt. Für den Monat April hatte ich gerade erst letztes Jahr den bislang niedrigsten Verbrauch, und dieser Vergleich wird dann besonders interessant.

Trotzdem sollte ich aber zusehen, daß ich meinen Gasverbrauch jetzt noch einmal drossle. Bislang hatte ich meine Therme in der Einstellung belassen, die der Installateur vorgenommen hatte, aber ich glaube, ich kann da noch etwas feinjustieren, etwa bei der Nachttemperatur und bei den Uhrzeiten, an denen sich das umstellt. Auch die Wassertemperatur muß ich noch einmal kritisch sichten, ich meine nämlich, sie ist einen Tick höher als nötig. - Das hatte ich ohnehin vor, und eigentlich ärgert es mich, daß ich es erst jetzt mache, aber wenn man so etwas nicht auf der Stelle tut (und das ging wegen zeitkritischer Projekte zunächst beim besten Willen nicht), dann bleibt so was ja immer gerne zu lange liegen.





Montag, 28. März 2022

Scheinriesen, Autokraten und Experten - wir sollten alle mal viel subversiver werden

Mein Gewicht heute früh: 89,4 Kilogramm, 600 Gramm weniger als heute vor zwei Wochen. Ein bißchen mehr als erwartet und erhofft, aber ausreichend weit unter der Zahl 90, um damit zufrieden in das nächste lange Fastenintervall zu starten. Das gilt nicht zuletzt auch deshalb, weil ich schon die ganze letzte Woche über den Eindruck hatte, daß mein Körpergefühl sich nun auch außerhalb der langen Fastenintervalle von Tag zu Tag ein wenig verändert. Vielleicht ein Zeichen der Jahreszeit - oder vielleicht ist es doch nur Einbildung? Aber jedenfalls spüre ich diese Veränderung vor allem in der Sitzposition, wenn ich meine Beine übereinanderschlage.

Mal sehen, wo ich diesen Freitag gewichtstechnisch stehen werde. Ob es dieses Mal wieder nur knapp vier Kilogramm weniger sein werden? Das war beim letzten Mal so ungewöhnlich wenig, daß ich so ein kleines bißchen darauf spekuliere, daß es diesmal wieder eine höhere Abnahme geben wird. Aber auch dann, wenn sich die niedrige Abnahme von 4 kg plusminus 200 Gramm wiederholen sollte, müßte mein Gewicht nach vier Fastentagen deutlich unter 86 Kilogramm liegen.

Am Samstag waren mein Mann und ich auf dem Flohmarkt, wo ich mir - typisch - zwei Kleidungsstücke für den Sommer gekauft habe, ein senfgelbes Leinenkleid und einen bunt gestreiften Trägerrock. Beide haben sich als geringfügig zu knapp herausgestellt, aber bis zum Sommer sollte dieses Problem sich eigentlich erledigt haben. Das Kleid ist eng, aber auch eng gedacht und sah im Spiegel sogar schon richtig gut an mir aus. Ich möchte trotzdem mit dem Tragen noch so lange abwarten, bis ich darin auch richtig atmen kann.  ;-) 

Vielleicht habe ich ja Glück, und schon die nächsten beiden Fastenintervalle reichen dafür aus. 

Die Frau, die das Kleid verkaufte, hat es ungetragen verkauft, weil es auch ihr geringfügig zu klein gewesen ist. "Sie wissen ja, wie das ist", sagte sie zu mir. "Man bildet sich immer ein, das bißchen werde man irgendwann abnehmen, nur geschieht das dann nicht." Ich verzichtete darauf, ihr zu sagen, daß ich in den letzten Jahren ständig Kleidung trage, die ich einmal zu klein gekauft hatte, weil ich ihr die Laune nicht verderben wollte. Noch dazu am allerersten Flohmarkt des Jahres bei richtigem Gute-Laune-Wetter.

Natürlich habe ich auch noch ein paar weitere Einkäufe getätigt: Zwei Buchstützen aus Holz in Form von Jungvögeln mit aufgesperrten Schnäbeln ... genau die Art von schrägen Objekten, denen ich einfach nicht widerstehen kann. Eine lebensgroße Kunststoffhornisse. Einen Tortenring. Zwei Bücher. Vier kleine Streudosen mit Magnetboden, die ich am Kühlschrank anbringen werde; ich habe schon ein paar von dieser Sorte und finde sie sehr praktisch, um Reste, etwa Paniermehl oder gemahlene Nüsse, unterzubringen, die übriggeblieben sind und die ich nicht mehr in die Verpackung zurücktun möchte. Aber alles in allem war ich für meine Verhältnisse diesmal recht zurückhaltend.

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Ist es nicht eigenartig, wie schnell Corona als schlimmstes Problem unserer Gesellschaft durch den Ukraine-Krieg und seine faktischen sowie potentiellen Folgen aus dem gesellschaftlichen Bewußtsein verdrängt wurde? Und das, obwohl die Infektionszahlen höher denn je sind und trotz fast 80 % Dreifachgeimpfter unter den über 60jährigen täglich eine dreistellige Zahl von Menschen an Corona stirbt. Für den Flohmarkt war ursprünglich eine Maskenpflicht angekündigt, aber niemand trug eine Maske, und so verzichtete ich auch darauf, nachdem ich mich am ersten Stand erkundigt hatte, ob Masken getragen werden müßten oder nicht. Später fand ich ein Hinweisschild, das an die Abstandsregelung erinnerte, aber Masken nicht erwähnte, also bestand diese Pflicht wohl tatsächlich nicht.

Offenbar ist die Phase vorbei, in der die Corona-Folgen für gesundheitspolitisch untragbar gehalten werden. Das liegt wohl daran, daß die Zahl der Toten zwar immer noch hoch ist, aber die Entwicklung nicht mehr unkalkulierbar. Und dann setzt man wohl auch darauf, daß auch in diesem Sommer alles wieder besser werden wird. Jedenfalls vorübergehend, denn der nächste Herbst kommt ja bestimmt. Womöglich geht dann die gesundheitspolitische Panik von Neuem los - es sei denn, etwas noch Schwerwiegenderes, beispielsweise falls unsere Wohnungen nicht mehr geheizt werden können, bricht über uns herein.

Das brachte mich dazu, über gesellschaftliche Probleme und deren Darstellung in den Medien nachzudenken. Es gibt ja immer irgendetwas, das gerade das größte Problem darstellt. Auch nachdem das aktuell schlimmste Problem gelöst wurde, rückt dann eben das zweitschlimmste zum nunmehr schlimmsten auf. Sogar in einer Gesellschaft, die motiviert und engagiert allen Problemen zu Leibe zu rücken versucht und alle im Lauf der Zeit beseitigt, wird es trotzdem immer irgendein schlimmstes Problem geben. Dieses Problem kann dann eine Art Scheinriese werden, weil das größte Problem immer dramatisch dargestellt wird, auch wenn es aus Perspektive derer, die andeswo oder zu anderen Zeiten noch größere Probleme haben bzw. hatten, fast schon lächerlich wirkt. 

Eigentlich sollte man ja meinen, eine Gesellschaft, deren aktuell schwerwiegendstes Problem Gendersternchen oder daß eine Menge Leute sich starrsinnig weigern, sich vegan zu ernähren, oder irgendetwas anderes derselben Größenordnung sind, der müsse es beneidenswert gut gehen. Tatsächlich verlaufen solche Debatten aber meistens so besonders destruktiv, daß sie mir, vor allem wenn mehrere davon parallel oder zeitlich in kurzer Folge ablaufen, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt zu untergraben scheinen und damit potentiell schlimmere Probleme überhaupt erst auslösen können. Womöglich ist ja wirklich etwas dran an der Meinung, daß es uns einfach zu gut geht?

Wenn ein schlimmeres Problem auftaucht - jedenfalls dann, wenn es ohne Zusammenhang mit dem Schreinriesen-Problem von außen kommt -, scheint das vorherige schlimmste Problem sich jedenfalls plötzlich fast in Luft aufzulösen - vor allem dann, wenn es um so vieles schlimmer ist als die zuvor abgehandelten Probleme, wie es Corona im Vergleich zu den vorher abgehandelten Problemen war.

Mit dieser Analyse ist bestimmt nicht jeder einverstanden. Das Thema Klimawandel zum Beispiel, soll das etwa unwichtiger als Corona gewesen sein? Und müßten wir nicht gerade wegen des Klimas alle vegan essen? (Spoiler: Die Antwort, die ich geben würde, lautet "Nein". Einen Zusammenhang des Gendersternchens zum Klima fand ich dagegen glücklicherweise von vornherein nicht.)

Die Kurzantwort: Corona im Vor-Impfstoff-Stadium bedurfte zwingend sofortiger Maßnahmen. Der Klimawandel - entgegen anderslautenden Behauptungen von Aktivisten - nicht. Die Langversion, die hinter der Kurzantwort steckt, mit all ihren Wenns und Abers würde hier den Rahmen sprengen. Vielleicht ein anderes Mal, denn in Sachen Klimawandel halte ich die Positionen aller beiden Seiten für in größeren Teilbereichen für falsch und/oder mindestens fehlgeleitet. Aber für heute muß das erst mal in der kurzen Form ausreichen.

Jetzt haben wir also ein neues Problem, den Ukraine-Krieg, dessen Dimension Corona im aktuellen Post-Impfstoff-Stadium mühelos in den Schatten stellt und mit der Möglichkeit eines Atomkriegs, der sich daraus entwickeln könnte, gleichzeitig sogar den Klimawandel noch vergleichsweise harmlos wirken läßt. Deshalb finde ich es so interessant, daß gerade dieser Krieg nun Maßnahmen kurzfristig mehrheitsfähig macht, die als reine Klimaschutzmaßnahmen wohl sehr viel umstrittener gewesen wären - sowie außerdem auch Entwicklungen, die sich ohne Steuerung von oben ergeben, aber definitiv auch positiv auf den CO2-Ausstoß wirken werden, etwa der Trend zu mehr Lagerhaltung und zu kürzeren Lieferketten, aus der unangenehmen Erfahrung heraus, daß der billigste Zulieferer weltweit vielleicht jahrelang zur Gewinnmaximierung tauglich gewesen ist, aber sämtliche daraus erlösten Gewinne sich beim ersten schwerwiegende Problem mit der weiteren Belieferung vollständig und rückstandslos in Luft auflösen können. 

Corona hatte eigentlich noch viel Potential, für längere Zeit unser größtes Problem zu bleiben. Auf eine gewisse Art bin ich ganz erleichtert, daß es dies nicht mehr ist, obwohl mich das "größte Problem", das wir an seiner Stelle jetzt haben, natürlich nicht im mindesten freut. Zu lange Zeit zu häufig immer wieder durchgekaute Problematiken fühlen sich aber immer an wie zu lange durchgekaute Kaugummis, und Corona ist mittlerweile in diesem Stadium angelangt. Wir müssen Mittel und Wege finden, uns mit dieser Krankheit zu arrangieren, obwohl sich das natürlich leicht sagt, solange das, was Corona im Körper anrichten kann - auch in Form von "Long Covid", das leider gar keine so seltene Folge ist - noch so schlecht verstanden wird. Trotzdem wäre es eine wichtige Einsicht der Gesundheitspolitik, daß es unmöglich ist, jeden Impfgegner vor sich selbst zu retten. Wer das Risiko einer Infektion für niedrig genug hält, um bereit zu sein, es einzugehen, der hat dabei entweder Glück oder wird durch die eigene Erfahrung belehrt und endet schlimmstenfalls als Kandidat für den Darwin-Award. 

Unangenehmer ist es, daß auch Dreifachgeimpfte zwar viel seltener ernsthaft oder langfristig an der Omikron-Variante erkranken oder an ihr sterben, aber keineswegs sicher davor sind. Aber die Sorte Sicherheit, die hier erhofft wird, gibt es in anderen Bereichen auch nicht. Vielleicht hat es ja sogar etwas Gutes, daß dieser ohnehin falsche Anschein nahezu vollumfassender Sicherheit auf Corona nun auf einmal nicht anzuwenden ist, denn im Namen höherer Sicherheit wurde mir schon zu vieles aus unserem Alltag eliminiert, auf das ich eigentlich nicht verzichten wollte, weil die Leute immer ängstlicher zu werden scheinen, je sicherer unser Leben wird.

Mit der aktuellen Situation in der Ukraine sind wir leider noch lange nicht an einem Punkt, an dem man sich mit irgendetwas arrangieren könnte. Tatsächlich bin ich mittlerweile unzufrieden mit unserer Politik zu dieser Problematik. Es ärgert mich, daß unsere Politiker sich immer von den Russen so vorführen lassen. Wenn Putin die Spielregeln jederzeit zu seinen Gunsten verändert, sobald ihm das so in den Kram paßt, dann könnten wir das ja eigentlich auch tun. Beispiel: Könnte ich über solche Dinge entscheiden, würde ich spätestens jetzt veranlassen, daß die Bezahlung der russischen Energielieferungen auf ein Sperrkonto fließen und Rußland dieses Geld erst dann bekommt, wenn seine Truppen sich vollständig aus der Ukraine zurückgezogen haben. Ich möchte nämlich wetten, wir halten es länger ohne Putins Gas und sein Öl aus, als er ohne unser Geld, also würde er sich einen Lieferstopp sehr genau überlegen müssen.

Ja, das ist riskant, aber der Winter ist gerade zu Ende gegangen, also halte ich das Risiko für vertretbar. Und genau darauf spekuliert Putin ja, nämlich daß wir solche Hasenfüße seien, daß wir im Gegensatz zu ihm selbst aus Verweichlichung und an Bequemlichkeiten gewöhnt keine irgendwie vermeidbaren Risiken eingehen werden, auch um den Preis unserer Würde, unserer Sicherheit und den des Lebens und der Freiheit der Menschen in der Ukraine. Genau in diesem Punkt müßte man ihn eines Besseren belehren.

Ich bin bei Twitter auf Kamil Galeev aufmerksam geworden, der immer wieder interessante und mitunter ziemlich hinterhältige subversive Ideen postet, wie man Sand ins Getriebe Rußlands generell sowie in dessen Kriegsmaschinerie werfen könnte - etwas, was umgekehrt ja durch die Russen uns und allen anderen gegenüber fast schon gewohnheitsmäßig praktiziert wird. Im Umgang mit skrupellosen Machtpolitikern wie Putin, der aus seiner jahrzehntelangen quasiabsolutistischen Machtposition dem Augenschein nach einen ernsthaften Dachschaden davongetragen hat, scheint mir eine systematische Anwendung der kreativen Kunst kleiner und größerer Gemeinheiten eine sehr angemessene Umgangsweise, um seine eigenen kleineren und größeren Gemeinheiten zu beantworten. Hier würde ich mir von der Politik ein bißchen mehr Phantasie und ein bißchen mehr Frechheit wünschen.

Joe Biden hatte völlig recht damit, Wladimir Putin als russischen Machthaber für nicht mehr tragbar zu halten - obwohl ich das an seiner Stelle vielleicht nicht ausdrücklich so ausgesprochen hätte, denn die Debatten darüber, ob man so etwas sagen darf oder nicht, führen zu weit weg von dem, worüber eigentlich gesprochen werden muß, nämlich darüber, wie man der Ukraine ihre Souveränität und territoriale Integrität wiederverschaffen kann, obwohl der nuklearwaffenbesitzende böse Nachbar damit nicht einverstanden zu sein scheint. Aber unsere ewig hyperventilierenden Medien finden es nach mehr als einem Monat Krieg offenbar viel spannender, zur Abwechslung auch dem US-Präsidenten mal wieder am Zeug flicken zu können. Das sind übrigens immer die Momente, in denen ich merke, wie sehr ich unserer Medien und der inneren Logik, nach der sie funktionieren, müde geworden bin. Wenn sie wählen müßten zwischen einer leserträchtigen Aufregerstory oder auf sie zu verzichten und damit den Dritten Weltkrieg NICHT auszulösen, würden sie immer die Story wählen. Ich mache ihnen daraus noch nicht einmal einen Vorwurf, sie kämpfen ja um ihr Überleben, weil ihr Geschäftsmodell sie finanziell immer schlechter trägt. Aber wenn es um entweder mein Überleben oder das meiner Zeitung geht, bin ich an meinem eigenen natürlich stärker interessiert.

***

Der US-Präsident ist eine gute Überleitung back to topic, denn in meiner Twitter-Bubble fand sich jemand, der glaubte, ihn aus ganz anderen Gründen kritisieren zu müssen: Dr. Tro nahm Anstoß an diesem Foto: 

Bild

Und dazu schrieb er: 

"Can someone feed our president something better than processed carbs? Blood sugar excursions & type 2 diabetes are associated with dementia Let’s keep our president healthy as he ages!"

Mich ärgert, erstens, der Fanatismus, mit dem Biden, der ja keineswegs übergewichtig ist und von dem auch keine Stoffwechselerkrankung bekannt ist, über das belehrt wird, was er essen bzw. nicht essen sollte. Ich bin der Meinung, wenn ein Mann seines Alters körperlich gesund ist, gibt es keinerlei Grund, von ihm zu verlangen, etwas an seiner Ernährungsweise zu verändern. Wenn etwas funktioniert, sollte man es außerdem nicht zu reparieren versuchen. Das Risiko, es gerade damit kaputtzumachen, ist viel zu groß.

Zum zweiten ärgert mich die Hybris, mit der Dr. Tro so genau zu wissen glaubt, daß das, was sich für ihn selbst und viele seiner Patienten als hilfreich erwiesen hat, JEDEM anderen helfen würde, denn das darf mit guten Gründen bezweifelt werden. Alleine schon, weil jeder andere genetische Voraussetzungen mitbringt und es deshalb nahe liegt, zu vermuten, daß die Reaktionen auf Kohlenhydrate je nach genetischer Disposition sich sehr voneinander unterscheiden können. Damit verfällt er in genau denselben Fehler, den er völlig zu Recht den Low-Carb-Hassern sonst immer ankreidet. Dieses Alles-oder-Nichts-Denken geht einfach an der Realität vorbei. 

Ich glaube übrigens auch nicht daran, daß Dr. Tro JEDEM seiner Patienten mit seiner Herangehensweise helfen konnte, obwohl ich keinerlei Zweifel daran habe, daß ihm etliche spektakuläre Erfolge bei anderen Patienten gelungen sind. So vernünftig Low Carb bei denen ist, denen es hilft, ein paar gescheite Überlegungen haben auch diejenigen nötig, bei denen es gar nicht oder nur in sehr viel geringerem Maße hilft. Sein ewiges monotones Mantra von den bösen Carbs geht mir deshalb gewaltig auf den Wecker.

Zum Dritten ist aber Essen auch viel mehr als nur Nährstoffaufnahme. Speziell in der im Foto abgelichteten Situation ging es auch um eine Symbolhandlung: daß sich der Oberbefehlshaber mit seinen Soldaten an den gleichen Tisch setzt und dasselbe ißt und trinkt wie sie. Schon Julius Cäsar wußte, wie wichtig solche Gesten gerade in kritischen Zeiten sind. Ich hätte Joe Biden nicht einmal dann von dieser Geste abgeraten, wenn er mit BMI 40 und Insulinresistenz herumlaufen würde, zu dieser einen Gelegenheit dieses eine Stück Pizza zu essen, egal, was ich ihm ansonsten für den Alltag in Ernährungsfragen empfohlen hätte.

Und viertens hätte er außerdem unabhängig von allen symbolpolitischen Wirkungen außerdem auch dann das absolute Recht, das zu essen, was er essen möchte, ob ihn sein Essen nun gesund oder krank machen sollte. Mir kamen dazu nicht nur Donald Trumps Hamburger-und-Coke-Menüs (die seine Gesundheit während seiner Präsidentschaft - zu meinem ausdrücklichen Bedauern - nicht beeinträchtigten), sondern auch George Bush senior und seine berühmten Worte über Brokkoli in den Sinn. Ebenso Helmut Schmidt und seine Zigaretten. Sich absichtlich "falsch" zu ernähren oder einen irgendwie sonst als ungesund geltenden Lebenswandel zu pflegen, zähle ich zu den Menschenrechten. Ich fühle mich persönlich mitangegriffen, wenn jemand kritisiert wird oder ungebetene Ratschläge bekommt, weil er von diesem Recht Gebrauch macht oder es auch nur möglich sein könnte, daß er diese bestimmte Sache deshalb tut, weil er sie nun einmal tun will. Dr. Tro wird mir - nicht nur in diesem Fall - einfach zu übergriffig.

Die Pizza sieht übrigens lecker aus. Falls es sich um kein vorgefertiges Produkt handeln sollte, sondern um eine, deren Teig ein Pizzabäcker selbst gemacht hat, hätte sie auch gegessen und jeden, der mich über die darin enthaltenen bösen Carbs belehrt hätte, den Stinkefinger gezeigt. 

Ich hätte außerdem, hätte ich Joe Bidens Platz auf dem Foto einnehmen sollen, dafür auch meine aktuelle Low-Carb-Phase unterbrochen. Innerhalb von fünf Jahren habe ich noch nie auch nur einen einzigen Fastentag vorzeitig abgebrochen, und das liegt unter anderem auch daran, daß ich während Familienfeiern, Besuchen oder Urlaub von vornherein nie gefastet habe, sondern die zugehören Fastentage entweder verschiebe oder - bei längerer Abwesenheit von daheim - auch mal ganz ausfallen lasse. Analog dazu esse ich bei solchen Gelegenheiten auch während meiner Low-Carb-Phasen vorübergehend "normal" und nehme den Faden erst danach wieder auf. 

Und warum auch nicht, da es mich ja nachweislich nicht am Abnehmen gehindert hat? 

Meine Twitter-Bubble ist ja der Meinung, daß man sich unheimlich viele segensreiche physische Wirkungeneiner kohlenhydratarmen Ernährung versaut, wenn man sie nicht konsequent und permanent praktiziert. Als Beleg werden dann gerne diverse Blutwerte vorgezeigt.

Die über die Gewichtsreduktion hinausgehenden gesundheitlichen Wirkungen sind mir aber so was von Banane, weil aus irgendwelchen abstrakten Werten abgeleitete konkrete negativen Folgen zwar vielleicht stimmen könnten, aber vielleicht halt auch nicht. Oder nur in bestimmten Fällen, zu denen ich womöglich gar nicht gehöre. Mir über die gesundheitliche Wirkung meiner Lebensweise einen Kopf zu machen, solange ich eine negative Wirkung nicht in irgendeiner Form höchstpersönlich wahrnehmen kann, betrachte ich als eine Variante der Astrologie - die übrigens vor ein paar hundert Jahren auch noch als Wissenschaft betrachtet und an Hochschulen gelehrt wurde. 

Mit so nem Hokuspokus fange ich gar nicht erst an, ob er nun von einem "orthodoxen" Ernährungsberater oder von einem Low-Carb-Guru kommt. Dafür bin ich zu subversiv. Wir sollten vielleicht alle ein bißchen subversiver werden und uns nicht ständig von irgendwelche Autoritäten irgendetwas einreden lassen.


Dienstag, 22. März 2022

Wer hat's erfunden? - Intermittierendes Low Carb ;-)

Mein Gewicht heute früh zum Start des ersten von zwei Fastentagen diese Woche: 89,2 Kilogramm. Damit habe ich, wie schon am Wochenende vermutet, nicht nur während des langen Fastenintervalls weniger abgenommen als sonst (3,9 Kilogramm), sondern auch die Wiederzunahme war erheblich geringer als noch vor zwei Wochen (3,1 Kilogramm in vier Eßtagen vs. 3,8 Kilogramm in drei Eßtagen vor zwei Wochen). Sofern die Sache nun ungefähr so weiterläuft wie vor zwei Wochen, sollte ich am Montag tatsächlich mit 89 Kilo plus schlimmstenfalls ein bißchen was ins nächste lange Fastenintervall starten können. Das ist sehr erfreulich.

Eines finde ich komisch: Daß Low Carb den Wasserhaushalt dermaßen stark beeinflußt, habe ich noch nirgends gelesen. Kann das wirklich sein, daß das außer mir niemanden klar ist? Aber natürlich fällt so etwas nur dann auf, wenn man Low Carb nicht dauerhaft macht, sondern in Form von einer Art "intermittierendem Low Carb", das womöglich meine höchstpersönliche Erfindung gewesen ist, denn ich kenne außer mir niemanden, der das auf diese Weise anwendet. Andererseits kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, daß ich wirklich die Erste sein soll, die auf diese Idee gekommen ist. 

Ich bin ohnehin auch schon eine Ausnahme damit, daß ich mit Intervallfasten begonnen und später mit Low Carb ergänzt habe; in der Minderheit, die beides einsetzt, haben praktisch alle, von denen ich etwas weiß, mit Low Carb begonnen. Viele von ihnen waren "Diät-Veteranen" mit extremen Heißhungerattacken, und da klingt es ganz plausibel, daß sie sich gar nicht zu essen zunächst schlicht nicht zugetraut hätten und das Erlebnis, bis zum Sattwerden essen zu können, erst die Voraussetzung dafür gewesen ist, daß nun auch Fasten ihnen auf einmal möglich schien und dann ebenfalls funktionierte. Aber keiner von denen zog jemals in Zweifel, daß es notwendig sei, dauerhaft bei einer Low-Carb-Ernährungsweise zu bleiben. Manche sind dabei so fanatisch, daß ihr Ideal ein Kohlenhydratanteil ist, der möglichst dauerhaft möglichst nahe bei Null liegen sollte.

Ich nehme an, wer dies praktiziert, aber dann für einen Tag "in alte Muster zurückfällt"*, gerät ziemlich in Panik, wenn er dabei so schlagartig ein bis zwei Kilo mehr auf die Waage bringt. Anfang Dezember ging es mir ähnlich, aber wenn man erst mal weiß, was diese "Zunahme" zu bedeuten hat, ist es etwas, das man einplanen kann. Davon, daß ich heute sage und schreibe 3,5 Kilogramm weniger wiege als vor vier Wochen, als ich mit Low Carb begonnen habe, werde ich also einen gewissen Anteil an Wasser abziehen müssen, und ich fürchte, die tatsächliche Abnahme wird "nur" auf zwei Kilogramm hinauslaufen. Aber wie käme ich dazu, mich über eine Abnahme von zwei Kilogramm in vier Wochen zu beschweren! ;-) 

* Eine Redewendung, die ich ziemlich Bullshit-Bingo-tauglich finde. Vielleicht packt mich mal der Rappel, und ich stelle - analog zu Nadja Hermanns "Fettlogiken" - mal eine Sammlung der nutzlosesten, falschesten und demotivierendsten Phrasen zum Abnehmen zusammen. 

Ich wiederhole mich, aber dieses Prinzip "Je weniger, desto besser" halte ich grundsätzlich weder für notwendig noch für sinnvoll. Die Abnahmewirkung hat sich ja auch bei einer total unfanatischen Herangehensweise als eindrucksvoll genug erwiesen. Und in "alte Muster zurückfallen" kann man ja auch nur, wenn man eine Lebensweise pflegt, die von dem abweicht, was man sich insgeheim wünscht. Daß ich mir nicht vorstellen könnte, dauerhaft nur Low Carb zu essen, ist auch eine Wiederholung, aber vorübergehende Low-Carb-Phasen mit ihrem Tüfteln an neuen Rezepten machen mir wirklich auch Spaß. Und der Winter hat ja gezeigt, daß diese Abnahmen auch gehalten werden können. Mein Mann meinte, wir könnten ruhig auch in "normalen" Ernährungszeiten Low-Carb-Rezepte machen. Da hat er zwar im Prinzip recht, aber über den Winter war ich viel zu beschäftigt damit, der Reihe nach all das zu kochen, was ich in den Low-Carb-Wochen NICHT kochen konnte. Mal sehen, ob das im Sommer anders wird. ;-)

Daß ich neben dem verlorenen Körperwasser auch wieder eine echte Abnahme zu verzeichnen habe, sehe ich daran, daß ich eine meiner verbleibenden Hosen in Größe 42 demnächst wohl nicht mehr tragen kann. Frisch gewaschen wird sie wohl immer noch ganz gut sitzen, aber da ich sie heute einen zweiten Tag zu tragen versucht habe, stellte ich fest, sie schlottert doch schon merklich, und wer weiß, wie sehr sich das bis zum Ende der Low-Carb-Phase noch verstärken wird. Auf dem Weg zum Wochenmarkt heute sah ich an einem kirchlichen Gebäude eine Bitte, tragfähige Kleidung für die Ukraineflüchtlinge zu spenden, die ja nur das Nötigste mitnehmen konnten, und da werde ich wohl meinen Altkleiderbestand sichten, denn ich habe viele Sachen, die mir zu groß geworden sind, ja nur relativ kurz tragen können, und diese Jeans am besten auch gleich mit dazutun. 

Gestern abend habe ich Tiefkühl-Blumenkohl, den ich am Wochenende irrtümlich aufgetaut hatte - ich wollte ihn einem Auflauf hinzufügen, stellte dann aber fest, daß ich ihn dafür gar nicht gebrauchen konnte -, mehr aus Verlegenheit, was nun damit machen, auf dieselbe Art wie Ofenkartoffeln gemacht - und stellte fest: Das schmeckt ja richtig super! Der Blumenkohl muß nur kurz in Olivenöl, Zitronensaft, Edelsüßpaprika, Kurkuma, Oregano und Basilikum, Salz und Pfeffer gewendet werden, aufs Backblech und eine halbe Stunde bei 160 Grad backen. 

Eine tolle Low-Carb-Beilage mehr entdeckt. :-)

Wahrscheinlich schmeckt das mit frischem Blumenkohl sogar noch besser, also habe ich heute auf dem Wochenmarkt einen großen Blumenkohlkopf, der bildschön war und wie gemalt aussah, erstanden, um das demnächst mal auszuprobieren. Ich habe mich am Stand auch nach den Kohlröschen erkundigt, aber leider ist deren Saison mittlerweile beendet. Erst im Dezember gibt's das wieder. Stattdessen habe ich Pariser Karotten entdeckt, erstmals erworben und bin schon gespannt darauf, ob und wie sie sich geschmacklich von den normalen unterscheiden. Die wären vielleicht auch etwas für meine Balkon-Gemüsezucht, aber erst einmal will ich dieses Jahr mit den Gurken und Zucchini besser zurechtkommen. Ich habe sie gerade im Anzuchtbereich unter der Pflanzenlampe stehen und warte darauf, daß sie keimen. Die ebenfalls frisch eingesäten Radieschen stehen einstweilen auf dem Fensterbrett in der Küche. Ich werde jetzt wieder einmal die Woche einen Kasten mit Samen bestücken und hoffe darauf, daß ich bald wieder meine eigenen Radieschen ernten kann. 

***

Am Samstag findet der erste Flohmarkt des Jahres statt, und den werde ich mir natürlich nicht entgehen lassen, zumal die Wettervorhersage echt vielversprechend ist. In den letzten zwei Jahren ist speziell dieser Flohmarkt, traditionell der erste "richtige" Flohmarkt des Jahres (unter freiem Himmel und mit vorwiegend privaten Anbietern) ausgefallen, also freut es mich ganz besonders, daß ich dieses Jahr endlich wieder hingehen kann. Mein Mann kommt diesmal auch mit; sonst hat er sich eher auf die Hofflohmärkte beschränkt, die dieses Jahr Ende April losgehen und uns vermutlich an den Samstagen bis in den Oktober hinein häufig auf Trab halten werden. Wir waren uns aber einig, daß wir diesmal nur einen Teil von ihnen auswählen werden. So begeistert ich von Flohmärkten auch bin, wir müssen das besser dosieren. Vor allem, weil ich ja immer viel zu viel kaufe.

Diesen Sommer werde ich bei uns im Haus selbst wieder ein Flohmarktteilnahme organisieren und dabei auch ein paar Überschüsse aus meinen Flohmarktbummeln der letzten Jahre wieder "unters Volk" bringen. Das wird bestimmt wieder ein Riesenfez, sofern das Wetter mitspielt. Beim letzten Mal hat sich das halbe Haus beteiligt und teils auch Freunde von Nachbarn - manche sind schon mehrere Male mit dabei gewesen. Diesmal wollen zum ersten Mal auch meine Schwester und ihr Mann mitmachen. Gut so! Je voller der Hof mit Ständen ist, desto größer der Spaß.

Auf das eingenommene Geld kommt es mir nicht so sehr an, viel wichtiger finde ich es, daß Sachen, die ich nicht mehr brauchen kann oder nicht mehr haben will, ein neues Zuhause bekommen, und ich habe großen Spaß an den vielen netten Gesprächen, die sich dabei ergeben. Wenn die Einnahmen am Ende reichen, um abends nach dem Zusammenpacken noch nett zusammen essen zu gehen, reicht mir das völlig aus.


Sonntag, 20. März 2022

Ukrainekrieg: An wen ich gespendet habe - und aus welchem Grund

Mein Gewicht heute früh am Jahrestag Nummer 5 des Tages, an dem ich 2017 mit dem Intervallfasten begonnen habe: 87,8 Kilogramm. Das sind 59,2 Kilogramm weniger als an Tag 1, dem 20.3.2017, und das, finde ich, ist eine Zwischenbilanz, die sich sehen lassen kann, auch wenn mir zum Zielgewicht, Stand heute, noch exakt 14,3 Kilogramm fehlen, und nehme ich vorweg, wie mein Gewicht vermutlich morgen in einer Woche zu Beginn des nächsten Fastenintervalls aussehen wird, sind es wahrscheinlich noch insgesamt um die 16 Kilogramm, die ich noch abnehmen will und, da bin ich jetzt doch schon sicher genug, auch wirklich noch abnehmen werde. 

Angepeilter Zeitpunkt, um mein Gewichtsziel zu erreichen, ist der nächste Sommer, vorzugsweise Frühsommer (oder gerne auch noch im Frühling). Ursprünglich hatte ich schon den letzten Sommer im Fokus gehabt, aber das war zu Beginn meines Blogs - auch schon wieder drei Jahre her -, bei dem ich noch, basierend auf Dr. Jason Fungs Grundannahmen und meiner bis dahin erlebten Abnahme, von einer in etwa linearen, bzw. im Lauf der Zeit linear nur leicht zurückgehenden Abnahme ausgegangen war. Bekanntlich lief die Sache dann anders. Das kann natürlich wieder passieren! Ob der neue Zeitpunkt - ziemlich genau zwei Jahre später als anfangs geplant - einzuhalten ist, werden die nächsten Monate zeigen. Zuversichtlich stimmt mich, daß jedes neue Plateau, das mich ereilen könnte, mich jetzt bei einem Gewicht treffen würde, mit dem ich mich physisch sehr wohlfühle und von meiner Umgebung gar nicht mehr als übergewichtig wahrgenommen werde. Aber auch, daß ich auch bei Stagnation keinerlei Schwierigkeiten habe, einfach mit dem weiterzumachen, was ich mache, weil das, was ich mache, mich kaum Überwindung kostet.

Da meine Abnahme nicht linear verlaufen ist, würde es in die Irre führen, wenn ich - wie Wissenschaftler das in Studien so gerne machen - einfach meine Gesamtabnahme durch die Zahl von 60 Monaten dividieren und konstatieren würde, ich hätte durchschnittlich pro Monat ein Kilogramm Gewicht verloren. Denn so einfach ist die Sache natürlich nicht, schon gar nicht bei solchen jahreszeitlichen Schwankungen, wie sie bei mir normal zu sein scheinen. 

Hier der Abnahmeverlauf der letzten zwölf Monate, also zwischen dem 20.3.2021 und dem 20.3.2022:

 


Die sieben Monate, in denen ich alle fünf Jahre hinweg abgenommen habe, März bis September, sind wegen eines einzelnen krankheitsbedingten Ausreißers nach oben im Juli, der den Trend nach unten optisch in eine vermeintlich Stagnation umwandelt, hier nicht ganz so gut zu erkennen, aber der Trend nach unten bestand natürlich trotzdem - wenn man statt den jeweiligen Höchst- die jeweiligen Niedrigstwerte, also die unteren Ausschläge verfolgt, kann man das sehen. Außerdem wurden die sieben "guten Monate" zum ersten Mal in diesen fünf Jahren um zwei weitere Monate ergänzt, nämlich Oktober und November, ein Zeitraum, in dem ich sonst immer ein wenig zugenommen hatte. Eigentlich hatte ich darauf spekuliert, die ebenfalls typische darauf folgende dreimonatige Stagnation im Januar und Februar ebenfalls durchbrechen zu können, diesmal durch eine neue Serie von EMS-Trainings, aber wie man der Kurve ansieht, hat das nicht geklappt. 

Auch in dieser Zeit gab es einen einzelnen krankheitsbedingten Ausreißer nach oben, der in der Grafik den Eindruck erzeugt, der Trend wäre sogar nach oben gegangen, aber das ist eine Art optische Täuschung, denn außer diesem einen Ausreißer blieb mein Gewicht von Weihnachten bis 23.2. innerhalb eines gleichbleibenden Schwankungsrahmens. 

Die beiden Monate, in denen ich sechs bzw. fünf Wochen lang gar keine langen Fastenintervalle zu verzeichnen hatte, sind in der Grafik leicht zu finden. 

Im Zeitraum dieses einen Jahres hatte ich diesmal 146 Fastentage zu verzeichnen, das waren durchschnittlich 12,17 pro Monat, etwas mehr als im Vorjahr, als es, wenn ich das noch richtig im Kopf habe, ca. 11,8 gewesen sind. Ungefähr dieselbe Zahl von Fastentagen werden es im nächsten Jahr wohl auch wieder werden. Falls ich in zwölf Monaten schon den Endspurt begonnen haben sollte, kann es aber auch sein, daß ich die Zahl der Fastentage vorübergehend erhöhe, aber dieses Instrument setze ich mit größter Vorsicht ein und erst dann, wenn ich mir sicher bin, daß ich es nicht länger als maximal acht Wochen benötigen werde. Andernfalls nehme ich es lieber in Kauf, daß es ein wenig länger dauert, bis das Ziel erreicht ist.

Nachzutragen ist außerdem mein Gewicht am Freitag nach dem langen Fastenintervall: 86,1 Kilogramm. Es war bei diesem viertägigen Fastenintervall auffallend, daß ich an allen vier Tagen weniger Gewicht verloren habe als erwartet, insgesamt waren es nur 3,9 Kilogramm (niedrigstes Gewichtsminus bis dahin: 4,6 Kilogramm). Da ich gleichzeitig das verlorene Gewicht aber sehr genau spüren konnte - am ersten Tag: Oberschenkel und Bauch, Tag 2: Oberschenkel, Tag 3 und 4: Bauch - und auch jetzt immer noch spüre, nehme ich an, daß ich aus irgendeinem Grund weniger Wasser als erwartet verloren habe. Vielleicht ist das eine Folge der wesentlich geringeren Menge an Kohlenhydraten, die es im Vergleich zum Herbst diesmal im Durchschnitt pro Tag bislang gewesen sind? Daß weniger Kohlenhydrate mit weniger Körperwasser einhergegangen sind, hatte ich ja schon im Herbst festgestellt. Also besteht hier wohl vielleicht eine Dosis-Wirkungs-Beziehung, daß also noch weniger KH noch weniger Körperwasser bedeuten. 

Dafür spricht, daß ich am Montag beim Start des langen Fastenintervalls zu meiner eigenen Überraschung ein halbes Kilogramm weniger wog, als ich eigentlich erwartet hatte. Dafür spricht außerdem, daß auch meine Wiederzunahme jetzt, wo ich wieder esse, langsamer als sonst verläuft: Nach zwei Tagen Essen liegt mein Gewicht nur 1,7 Kilogramm höher als am Freitagmorgen. Mal sehen, wo ich am Dienstag stehe, wenn ich den ersten der beiden Fastentage der nächsten Woche haben werde. Noch spannender finde ich die Frage, wie es Montag in einer Woche aussehen wird. Ich würde dann nämlich gerne bei um die 89 Kilogramm in das lange Fastenintervall starten können, aber inzwischen habe ich gewisse Zweifel, ob ich damit rechnen kann. Unter 90 Kilo werden es aber bestimmt sein.

Die letzten Tage waren für mich so hektisch, daß ich zwar diesen Blogartikel schon am Freitag begonnen hatte, ihn aber auch gestern noch nicht fertigstellen konnte. Ich habe mich gestern nach unserem gewohnt späten Frühstück - vor dem ich mit Brötchenbacken beschäftift war - mit meinen Topfpflanzen befaßt, Keimlinge vereinzelt, dabei festgestellt, daß ich nicht genug Blumenerde hatte, und bin dann noch einmal zum Baumarkt gepilgert. Anschließend stand schon wieder das Abendessen an, und danach funktionierte auf einmal das Internet nicht mehr. Bis wir es wieder zum Laufen gebracht hatten, war es mir zu spät, um die Sache noch abzuschließen.

Schon am Freitag schaffte ich es erst gegen 19 Uhr, noch das Nötigste einzukaufen, und wahrhaftig: Beim Lidl war Mehl ausverkauft, bis auf ein paar kleinere Flaschen Olivenöl auch das Speiseöl, merkwürdigerweise waren auch die Eier ziemlich dezimiert - es gab nur noch Bodenhaltungseier, aber da ich am WE unbedingt Eier brauche und erst am Dienstag wieder auf den Wochenmarkt kann, kaufte ich halt doch eine Schachtel von denen. Merkwürdigerweise war es diesmal außerdem Spülmittel, das zum allergrößten Teil weggekauft worden war. Erst dachte ich, auch die Spülmaschinen-Tabs seien ausverkauft, aber dann sah ich in einer Ecke glücklicherweise noch zwei Packungen stehen und nahm eine davon mit. Damit bin ich jetzt wieder ein paar Monate lang versorgt.

Klopapier war auch noch da, wenn auch nur noch eine relativ geringe Menge, also nahm ich gleich eine Packung mit. Bis Anfang übernächster Woche müßte ich mit meinem Vorrat eigentlich noch auskommen, aber weiß man, ob die Panik dann schon überwunden ist? Sicherheitshalber habe ich auch noch einen Vorrat Trockenhefe und Backpulver mitgenommen, denn beides brauche ich unbedingt, und das könnte ich jetzt gar nicht gebrauchen, daß mir das ausgeht. Es waren andererseits aber keine wahnsinnigen Mengen, die ich eingekauft habe, ich habe nur früher zugegriffen, als ich es andernfalls getan hätte. Wenn das jeder macht, dann steht man wahrscheinlich aber doch nach kurzer Zeit unweigerlich vor leeren Regalen. Die Geschäfte planen ja mit dem normalen Einkaufsverhalten, wenn sich das verdoppelt - und sei es auch nur für eine Woche -, geht deren Rechnung natürlich nicht auf und auf einmal bleiben die betreffenden Regale leer. Zum Glück nur so lange, bis die Leute wieder normal einkaufen.

Mein Mann ist gestern aus irgendeinem Grund auch noch einmal zum Lidl gegangen und berichtete, daß Lidl heute Unmengen von Mehl dahatte. Dafür fehlte das Klopapier jetzt ganz. Über die - von mir vergessenen - Frühlingszwiebeln, die er mitbrachte, war ich glücklich, aber etwas irritiert über zwei Packungen Räucherlachs, denn den hatte ich selbst schon gekauft. Nächste Woche gibt es bei uns irgendwann, vermutlich am Mittwoch, selbstgemachte Keto-Nudeln mit einer Lachs-Sahnesoße, diesmal ausnahmsweise mit Räucherlachs, damit uns nicht ein Teil davon verdirbt. 

Aus Rußland sah ich ebenfalls Videos von Panikkäufen. Dort scheinen die Käufer besonders wild auf Zucker zu sein, der anscheinend massiv im Preis gestiegen ist und noch teurer werden soll. Es gibt außerdem auch Bilder von fast völlig leeren Supermarktregalen - ähnliches habe ich aber während des ersten Corona-Lockdowns auch bei uns in Deutschland gesehen. Vermutlich gilt es auch in Rußland nur für bestimmte Produkte, und ich glaube einstweilen nicht, daß das wirklich schon eine Lebensmittelknappheit widerspiegelt. Noch ist die Stimmung dort wohl düsterer als die aktuelle Lage, aber das wird sich vermutlich noch ändern, da der Rubel mittlerweile weniger wert ist als ein Blatt Klopapier und die wirtschaftlichen Aussichten angesichts der bereits bestehenden und drohenden zusätzlichen Sanktionen düster sind. 

Die russische Bevölkerung würde mir bestimmt leidtun, wenn da nicht die ukrainische Bevölkerung wäre, für deren noch viel schlimmeres Leiden die russische Bevölkerung am Ende trotz allem auch in ihrer Breite indirekt mitverantwortlich ist. 

Ich bin in diesem Punkt mit unserem Bundeskanzler nicht ganz einverstanden: Dies ist nicht nur Putins Krieg, wie Scholz behauptete, obwohl es außer ihm vermutlich nur einige wenige gibt, die ihn wirklich haben wollten. Um mit Bertolt Brecht zu sprechen: "Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?" Cäsar hatte Putin immerhin noch voraus, daß er selbst an der Spitze seiner Armee ritt. Putin sitzt in seinem Palast und verläßt sich darauf, daß andere für ihn die Drecksarbeit der Eroberung der Ukraine machen. Würden diese anderen sich weigern, könnte er es so lange fordern, bis er blau im Gesicht wäre, es würde nicht geschehen. Was sich gerade in der Ukraine abspielt, liegt also daran, daß sie sich nicht weigern. 

Unglücklich das Land, das Helden nötig hat - um noch einmal Brecht zu zitieren. 

Sich weigern, erfordert entweder großen persönlichen Mut oder einen Überzahl, die sich betreffend der Weigerung einig weiß. Solange es diese Überzahl nicht gibt, ist es naheliegend, daß es nur wenige Helden in Rußland gibt, die sich offen gegen den Krieg äußern. Heldentum kann man leicht von anderen verlangen, solange man selbst noch nie auf diese Probe gestellt worden ist. Die meisten Leute hierzulande, die sich einbilden, sie wären zu Sophie Scholl geistesverwandt, weil sie Coronademos oder sonst etwas organisieren, würden diese Probe meiner Meinung nach nicht bestehen. Wenn die große Mehrheit der russischen Normalbürger keine Helden sind, ist das menschlich und macht sie nicht zu Schuldigen. Aber es entbindet sie dennoch nicht von ihrer Mitverantwortung für das, was gerade geschieht.

Wer verstanden hat, warum die normalen Deutschen auch für die Untaten der Nazis mitverantwortlich waren, der sollte eigentlich auch an der Mitverantwortung der russischen Bevölkerung keine Zweifel haben. In beiden Fällen wächst die persönliche Schuld mit den persönlichen Entscheidungsspielräumen, ist also bei den "einfachen Leuten" natürlich keine Schuld im eigentlichen Sinne, sofern sie sich nicht konkret schuldig gemacht haben. Aber wer auch nur versucht, innerhalb eines dreckigen Systems sein eigenes kleines Leben zu führen und sich dabei aus allem Politischen rauszuhalten, kann kaum mit völlig weißer Weste aus dem Schlamassel herauskommen. Dieser Großteil der Bevölkerung trägt dazu bei, das System am Laufen zu halten, und wenn dann das System Entbindungskliniken in der Ukraine bombardiert, dann kann es dies auch deshalb tun, weil die Bevölkerung das System durch seine Mitwirkung stützt, ob nun gerne oder ungern, ob begeistert oder apathisch, ob sie wissen, was geschieht und es unterstützen, oder es nicht wissen wollen, solange sie selbst davon nicht mitbetroffen sind.

Unserem Bundeskanzler ist das bestimmt auch klar. Ihm ging es wohl eher darum, die russischstämmigen Menschen bei uns im Land vor möglichen rassistischen Attacken zu schützen, und daran tut er auch gut. Denn sie befinden sich ja außerhalb des Systems, also können sie für dessen Taten auch nicht mitverantwortlich gemacht werden, solange sie diese nicht ausdrücklich unterstützen.

Neuerdings kommen ja unter allen möglichen Steinen Experten und Semi-Promis hevorgekrochen, die dafür plädieren, die Ukraine solle sich doch einfach ergeben, meistens begründet mit der selbstverständlichen Gewißheit, sie würde diesen Krieg ja sowieso verlieren und dürften die Bevölkerung deshalb unnötig lange den Kriegsrisiken und -leiden aussetzen. Unausgesprochen vorausgesetzt wird zusätzlich die Annahme, man könne einen wenn auch für die Ukraine unbefriedigenden Verhandlungsfrieden mit einem Kompromiß erreichen, wenn man nur "Rußland nicht reizt", also: die Ukraine nicht mit Waffen beliefert - was natürlich die prophezeite Niederlage zu einer selbsterfüllenden Prophezeiung machen würde. So etwa ein zu Recht unbekannter Politikwissenschaftler namens Johannes Varvick, der vielleicht gerade vor allem eine Möglichkeit nutzen will, seinen Namen bekannt zu machen, oder der abgehalfterte TV-Philosophendarsteller Richard David Precht

Wie man angesichts der Art der Kriegsführung, die da abläuft, so weltfremde Vorschläge machen kann, ist mir echt ein Rätsel. Sogar ein Philosoph oder Politikwissenschaftler müßte doch auch Augen im Kopf haben. Was Putin in Mariupolis gerade vorführt, ist das Modell "Verbrannte Erde". Das bedeutet, er muß die Ukraine spätestens jetzt zwangsläufig in einer Weise in die Hand bekommen, bei der es keine Rolle mehr spielt, ob sie ihn lieben oder hassen (lieben werden sie ihn dafür nämlich kaum), also in einer Weise, daß ihnen nichts anderes übrigbleiben wird, ihm zu gehorchen. Für Putin gibt es in diesem Krieg ausweislich der Art, wie er ihn führt, schlicht überhaupt keinen Spielraum mehr für irgendwelche Kompromisse; er braucht die Ukraine nun wirklich, um sie sowohl intern wie auch gegenüber der Außenwelt wirksam zum Schweigen bringen zu können. Er wird Kompromisse folglich entweder nicht akzeptieren oder er wird ihnen zum Schein zustimmen und darauf setzen, daß niemand ihn zur Einhaltung der Vereinbarungen zwingen wird, wenn er sie dann nicht einhält. Das hatten wir bei ihm ja schon bei früheren Gelegenheit mehr als einmal.

Also darf Putin diesen Krieg nicht gewinnen. So einfach ist das. Sollte das unmöglich erscheinen (was mir noch längst nicht gesagt scheint), muß man es eben möglich machen.

Es geht hier meines Erachtens auch um mehr als nur grundsätzliche moralische Fragen (die gerade Deutschland SEHR ernst nehmen sollte), sondern daneben auch um unser Eigeninteresse. Bekanntlich hat die Appeasement-Politik Großbritanniens und Frankreichs, als es 1938 um die Tschechoslowakei ging, ja nur dazu geführt, daß ihnen am Ende trotz allem - oder vielmehr: gerade deshalb - der Zweite Weltkrieg mit noch viel mehr Kosten, Mühen, Leiden und Tod aufgezwungen wurde. Ich sehe zwar sehr wohl die hohen Risiken des Handelns zugunsten der Rettung der Ukraine, die Varvick und Precht als Begründung für ihre Meinung vorbrachten. Im Gegensatz zu ihnen erkenne ich aber auch die ebenfalls hohen Risiken, die das Nichthandeln mit sich bringen würde. Daß die Befürworter einer Kapitulation der Ukraine nicht nur die Risiken des Nichthandelns entweder nicht erkennen oder sie verschweigen, sondern auch die positiven Wirkungen des Nichthandelns in einem weitaus rosigeren Licht sehen, als das nüchtern betrachtet realistisch ist, zeigt mir, daß sie sich offenbar vor allem ihre eigene Feigheit schönzureden versuchen.

Ein Risiko, das übersehen wird oder das man einfach nicht sehen will, ist außerdem immer höher als ein Risiko, das man kennt bzw. dessen man sich bewußt ist. Weil es neuerdings diese Strömung gibt, die fest entschlossen scheint, bestimmte Risiken nicht zur Kenntnis zu nehmen, halte ich das Risiko des Nichthandelns in diesem Fall für schwerwiegender.

Aus den beschriebenen Überlegung heraus ging meine Spende in Höhe von 500 Euro weder ans Rote Kreuz noch an "Deutschland Hilft" oder die "Herzenssache", sondern direkt an die ukrainischen Streitkräfte in der Hoffnung, daß ich damit dazu beitragen kann, die ukrainische Bevölkerung vor den Invasoren und einer düsteren Zukunft unter einem Besatzungsregime, aber auch vor einem Zwang zur Flucht zur Rettung des eigenen Lebens zu schützen. Es gibt eine Möglichkeit, via Kreditkarte oder GooglePay direkt an sie zu spenden, und die habe ich genutzt. Es schien mir das Mindeste, was ich tun konnte, und ich wollte mein Geld dort einsetzen, wo es am allerdringendsten gebraucht wird. 

***

In der Rubrik "Na, neidisch?" ein Foto unseres Kuchens vom Wochenende, ein Mandel-Chia-Mohn-Boden und eine Creme aus Joghurt, Johannisbeersaft und (in Ermangelung von Johannisbeeren) Heidelbeeren. 







Montag, 14. März 2022

Zum letzten Mal Ü90

Mein Gewicht heute früh zum Start des viertägigen Fastenintervalls: 90 Kilogramm ganz exakt. Auch noch mit 90,4 wäre ich gut im Plan gelegen: exakt ein Kilogramm weniger als vor zwei Wochen zu Beginn des langen Fastenintervalls. 1,4 Kilogramm minus übertrifft meine Erwartungen. 90 Kilogramm vor dem Fasten bedeutet außerdem, daß ich heute mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die 90 zum allerletzten Mal gesehen habe, also endlich auf meiner Arztwaage nicht mehr dauernd zwischen den 80er- und den 90er-Werten hin- und herregeln muß. Diese Phasen, in denen man jeden Tag einen Zehnerschritt umstellen muß, finde ich immer ein bißchen lästig.

Im Vorjahresvergleich verzeichne ich nunmehr ein Minus von 11,3 Kilogramm. Also: verglichen mit meinem Gewicht vor einem Jahr, ebenfalls an einem Montag zum Start eines langen Fastenintervalls. Darauf hatte ich ja schon Ende November spekuliert, daß ich irgendwann zwischen Januar und April an den Punkt kommen würde, an dem 10 Kilogramm Abnahme im Vorjahresvergleich überschritten werden. An dem Punkt wären wir jetzt also. 

Es ist schon ziemlich lange her, daß ich mehr als zehn Kilo in einem Jahr minus hatte. In Jahr 1 waren es 22. In Jahr 2 waren es 16. In Jahr 3 waren es 8. In Jahr 4 zu meinem Verdruß nur 1,5. 

Jahr 5 endet am 20. März. Die 16 Kilo knacke ich bis dahin zwar nicht mehr, aber trotzdem kann ich es schon jetzt als sehr erfolgreich betrachten. :-)

Noch eine knappe Woche also, und der Start des Intervallfastens jährt sich bei mir zum fünften Mal, dann werde ich auch eine genauere Auswertung des vollständigen Jahresverlaufs von Jahr 5 vornehmen. Einstweilen hier der grafische Vergleich meiner Gewichtsentwicklung zwischen Intervallfasten plus EMS-Training einerseits und Intervallfasten plus Low Carb andererseits. Die starken Ausschläge nach unten bezeichnen die viertägigen Fastenintervalle; die zwei kleineren Ausschläge nach unten die zwei einzelnen Fastentage in der Woche danach.

17. Januar bis 18. Februar Intervallfasten plus EMS-Training: 

Der Gewichtsausreißer nach oben auf weit mehr als 93 Kilogramm war übrigens keine "echte" Zunahme, sondern einer Erkältung geschuldet. Krankheiten führen immer zu ca. einem Kilo mehr, aber das ist dann nur Wasser, das irgendwann wieder abrauscht. Aber auch dies berücksichtigt, sieht man nichts Besseres als eine Stagnation. Zwischen den langen Fastenintervallen bouncte das Gewicht immer stur bis zum Ausgangspunkt zurück.

Zum Vergleich meine Gewichtsentwicklung zwischen dem 18. Februar und heute, dem 14.3. Beginn der zweiten Low-Carb-Phase war der 23. Februar, also Tag 6 in der Grafik.

18. Februar bis 14. März, Intervallfasten plus Low Carb: 

Auch hier spielt der Wasserhaushalt eine Rolle, aber diese Wirkung war schon vor dem ersten langen Fastenintervall abgeschlossen, das ich mit 1,2 Kilogramm unter dem Maximalgewicht der Vorwoche beginnen konnte. Der eigentliche Unterschied zum Zeitraum direkt vorher ist, daß das Gewicht im Anschluß an das lange Fastenintervall sich eine Etage tiefer eingependelt hat - beziehungsweise sogar fast anderthalb Etagen, wenn man sich ein Kilo als eine Etage denkt -, anstatt wie vorher wieder zum Ausgangspunkt zurückzukehren.

Hier außerdem noch ein Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum, beide oben abgebildeten Zeiträume zusammengenommen, also die Zeit vom 18. Januar bis zum 15. März: 

18. Januar 2021 bis 15. März 2021, Intervallfasten ohne irgendwelche zusätzlichen Maßnahmen:

Letztes Jahr um diese Zeit war die Stagnationsphase erkennbar noch nicht beendet. Was ich gerade erlebe, ist also nicht der übliche "Frühjahrsschwung", mit dem bei mir alljährlich im März die Stagnation durch eine erneut einsetzende Abnahmephase ersetzt wird. Erst wenn ich den Vier-Wochen-Zeitraum bis zum 15. April 2021 hinzunehme, ist dieser Frühjahrsschwung deutlich zu erkennen. Möglicherweise spielte dabei auch eine Rolle, daß wir ab dem 21.3.2021 unser Abendessen auf 18 Uhr vorverlegt haben, aber grundsätzlich passierte das jedes Jahr in einem in etwa vergleichbaren Umfang.

18. Januar 2021 bis 15. April 2021, Intervallfasten ohne zusätzliche Maßnahmen bis 20.3.; ab 21.3. Abendessen auf 18 Uhr vorverlegt. 

Am 31. März letztes Jahr wog ich das letzte Mal mehr als 100 Kilogramm und war danach stabil im Neunzigerbereich (einen einzelnen krankheitsbedingten Ausreißer nach oben Anfang Juli dabei nicht mitberücksichtigt). Die 100 hatte sich so lange hartnäckig gehalten, daß es schien, als wäre sie eine Marke, die ich gar nicht mehr knacken würde, und so war ich wirklich erleichtert, als ich die hinter mir hatte. 

Daß ich mich ein knappes Jahr später nun auch von der 90 verabschieden kann, hätte vor einem Jahr natürlich nicht zu hoffen gewagt. Das ist eine Errungenschaft, die ich Low Carb verdanke. 

Mit einem Startgewicht von 90 Kilogramm kann ich damit rechnen, am Freitag bei um die 85 Kilogramm herauszukommen, vielleicht ein bißchen mehr, vielleicht aber auch ein bißchen weniger. 5 Kilogramm minus in vier Tagen plusminus bis zu 400 Gramm, das waren bislang meine Erfahrungswerte aus den langen Fastenintervallen im Herbst sowie vom ersten langen Fastenintervall der zweiten Low-Carb-Phase. In jedem Fall wird das am Freitag ein sehr deutliches neues Niedrigstgewicht, und da ich nicht befürchten muß, in der darauffolgenden Woche mehr als allerhöchstens vier Kilogramm wieder zuzulegen (fürs Protokoll: diesmal waren es 3,6 Kilogramm), werde ich in zwei Wochen das nächste lange Fastenintervall voraussichtlich mit um die 89 Kilogramm plusminus ein bißchen was beginnen.

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Aktuelle Raumtemperatur: 22,4 Grad Celsius. Alles also wieder normal beim Heizen. Mein Mann hat jetzt die Heizung außerdem in seine Smart-Home-Basteleien integriert, die bislang vor allem die Beleuchtung umfaßt haben. Auch das wird unseren Gasverbrauch reduzieren. Wahrscheinlich werden wir spätestens nächstes Jahr außerdem anfangen, mit Balkon-Photovoltaik zu experimentieren. Das dient erst einmal vor allem dazu, uns damit vertraut zu machen, denn in einem Mehrfamilienhaus sind die Einsatzmöglichkeiten ja begrenzt. Aber das dabei gewonnene Wissen kann sich noch als nützlich erweisen, falls wir uns tatsächlich in ca. zehn Jahren zum Eintritt in den Ruhestand ein Häuschen mit Garten und Werkstatt als Altersruhesitz leisten sollten. Davon phantasieren wir schon seit zwei oder drei Jahren. Die Idee, im Idealfall ganz oder größtenteils energieautark zu sein, hat schon einen gewissen Charme. Ich fand es schon immer recht befremdlich, daß die Energieerzeugung immer zentraler und die Verteilung deshalb immer abhängiger von funktionierenden Leitungsnetzen sowie deren digitaler Steuerung wird. Der Ukrainekrieg und die desolaten Zustände in der belagerten Stadt Mariupol, wo die Menschen bei Minusgraden ohne Strom und Heizung und mit immer knapperen Lebensmittelvorräten auskommen müssen, bestätigt es mir, in was für eine gefährliche Abhängigkeit man sich auf diese Weise begibt. Unser derzeit noch fiktives Häuschen sollte im Bedarfsfall auch ohne Energie von außen wenigstens die allerwichtigsten Funktionen aufrechterhalten können. Darüber waren wir uns aber schon lange vor Beginn dieses Krieges einig.

Freilich hilft das natürlich auch nicht mehr, falls Bombenabwürfe die Häuser kurzerhand plattmachen, wie das in Mariupol gerade auch geschieht. Ganz zu schweigen von einem Atomschlag. Aber für den Weltuntergang plane ich nicht. Diese Sorte Abhängigkeiten kann ich ja nicht ändern, die von zuverlässiger Energieversorgung aber vielleicht doch. Schauen wir mal, was die Zukunft da bringen wird.

***

Anscheinend geht es jetzt schon wieder los mit den Hamsterkäufen, jedenfalls trendet bei Twitter gerade der Begriff "Mehl" und das Geschrei ist groß, weil es offenbar schon wieder in den Läden knapp wird. Ebenfalls gehortet wird offenbar Speiseöl und natürlich unvermeidlicherweise das Klopapier. 

Hm. Zwei bis drei Kilo Mehl habe ich noch vorrätig, weniger als sonst (typisch wären fünf Kilogramm; dreimal Weizen, einmal Roggen, einmal Dinkel), weil ich für die nächsten vier Wochen sowieso kein Mehl brauche - und sollte die Mehlpanik wirklich länger als vier Wochen anhalten, verlängere ich vielleicht meine Low-Carb-Phase, denn drei Kilo Mehl reichen mir normalerweise keine zwei Wochen. Hefe habe ich noch reichlich in Form von Trockenhefe, zwei Würfel befinden sich außerdem im Gefrierschrank. Olivenöl habe ich noch anderthalb Drei-Liter-Kanister, und anderes Öl verwende ich ohnehin kaum noch, Kokosöl einmal ausgenommen, aber damit bin ich auch noch versorgt. Auch bei anderen eventuellen Hamsterwaren bin ich glücklicherweise nicht auf Hamstern angewiesen, weil ich immer Vorräte im Haus habe, die für mindestens zwei Wochen ausreichen würden. 

Der Garten unseres künftigen Häuschens könnte in solchen Fragen auch zu einem Game-Changer werden. ;-)

Bleibt noch die Klopapierfrage. Tja. Da hoffe ich halt, daß es wie bei der letzten Klopapierpanik läuft und ich mich mit meinem Vorrat bis zum Ende der Panik durchretten kann.