Freitag, 24. Juli 2020

Jim Knopf wird gottseidank noch oft gelesen

Mein Gewicht heute früh: 94,8 Kilogramm - neuer Tiefststand. Damit habe ich nach vier Fastentagen 5,7 Kilogramm weniger, liege gewichtstechnisch um 1,1 Kilogramm niedriger als beim Fünf-Tage-Fasten nach Tag 4, sowie 300 Gramm niedriger als nach Tag 5.

Da ich das letzte Mal am fünften Tag im Prinzip immer noch gefastet und erst am Abend eine Bouillon mit Ei zu mir genommen hatte, nahm ich am fünften Tag noch einmal ab, womit ich eigentlich gar nicht gerechnet hatte. Nur 800 Gramm, aber immerhin. Diesmal wird das aber wohl nicht passieren, weil ich zwar nicht "normal" esse, sondern möglichst darmfloraschonend und gleichzeitig kohlehydratarm, aber eben doch vorhabe, mir heute meine drei Mahlzeiten zu gönnen. Wenn ich viel Glück habe, werde ich morgen ungefähr genauso viel wiegen wie heute, vielleicht wiege ich dann aber auch mehr. Da fehlt mir im Moment noch die Erfahrung, um das voraussagen zu können.

Was mir diesmal (bis jetzt) nicht passiert ist, war der Durchfall am Morgen von Tag 4, nach dem ich dann wirklich gar nichts mehr im Magen-Darm-Trakt hatte. Diesmal fange ich also immerhin nicht vom "absoluten Nullpunkt" an. So gesehen, müßte das erreichte Niedrigstgewicht diesmal ein bißchen mehr "wert" sein als letztes Mal. Also spekuliere ich jetzt wenigstens mal darauf, daß meine Wiederzunahme etwas moderater ausfallen wird.


Auffällig fand ich, daß ich diesmal viel mehr Hunger hatte als beim letzten Mal. Nicht dauernd, aber immer mal wieder knurrte mir doch der Magen. Das hatte ich beim letzten Mal nicht, wie es überhaupt bei mehrtägigem Fasten bei mir eine Seltenheit ist. In Versuchung, etwas zu essen, war ich trotzdem nicht. Keine Ahnung, warum das so vielen anderen zu passieren scheint, bei mir ist das jedenfalls nicht so. Ich kann auch Rezepte lesen oder in den Kühlschrank schauen, ohne daß ein Drang bestünde, etwas zu essen. Trotzdem bin ich froh, daß ich jetzt wieder essen darf.

Mir hat schon wieder ein Zeitungsbericht zwar nicht den Appetit, aber die Laune verdorben. Diesmal geht es um die Tugendwächter über die Kinderbücher. 

ZEIT ONLINE: Welche Bücher sind es in den Kitas, die ins Altpapier müssen?

Christiane Kassama

Christiane Kassama, 52, Pädagogin © privat

Kassama:Jim Knopf wird leider noch oft gelesen. Jim Knopf reproduziert viele Klischees, zum angeblich typischen Wesen und Äußeren von Schwarzen. Jim Knopf ist so, wie sich Weiße ein lustiges, freches, schwarzes Kind vorstellen. Auch Pippi Langstrumpf liegt als Buch fast in jeder Kita.






Ich weiß nicht, worüber ich mich am meisten ärgern soll, über die Respektlosigkeit gegenüber Büchern, zumal solchen, die von Kindern jahrzehntelang geliebt wurden, die in der Suggestivfrage des Interviewers* steckt, oder über die betonköpfige Verbohrtheit, die aus der zitierten Antwort der Kita-Leiterin Christiane Kassama spricht.

* Sein Name lautet Moritz Hermann und er ist so alt wie mein Sohn, was vielleicht erklärt, warum ich den Drang verspüre, ihn übers Knie zu legen. Ich frage mich, in was für Familienverhältnissen er groß geworden sein muß, um es ernsthaft für eine Option zu halten, Kinderbücher im Altpapier zu entsorgen. Hat diesem armen Tropf in seiner Kindheit nie jemand abends Bücher vorgelesen, die er geliebt hat und bis heute liebt?

Eines steht fest, in die Kita, die von dieser Frau geleitet wird, würde ich meine Kinder nicht schicken. Zum Glück ist mein Sohn aber sowieso bereits erwachsen.

Kinderbücher stecken immer voller Klischees, und es ist bezeichnend, daß Frau Kassama sich ausschließlich auf den dunkelhäutigen Jim Knopf fokussiert, um die Klischees, durch die sich sich gestört fühlt, zu "entlarven". Was ist mit Klischees über Chinesen, die ebenfalls vorkommen? Oder, da die wichtigste Chinesin eine Prinzessin ist, mit Klischees über Königshäuser, über Mädchen, über alles mögliche? Vom König über Frau Waas und Herrn Ärmel bis zu dem Lokomotivführer Lukas, das sind doch alles Klischees.

Jetzt fehlt eigentlich nur noch, daß ihr Einwand gegen Pippi Langstrumpf darin besteht, daß sie ein "lustiges freches weißes Kind ist", womit also lustige und freche Kinder generell in ihren Augen keine Gnade fänden. Die Frage ist allerdings, wie ein Kinderbuch, dessen Hauptperson ein trauriges und von mir aus schwarzes Kind ist, bei den kleinen Lesern ankommen würde. Ein lustiges freches Kind welcher Hautfarbe und welchen Geschlechts (und sogar welcher Spezies, es gibt ja auch freche kleine Bärenkinder oder Schweinchen) auch immer ist ja Routinebestandteil vieler guter und zu Recht beliebter Kinderbücher. Ich würde ja spontan vermuten, die frechen Kinder seien in Kinderbüchern jetzt nicht mehr ganz so wichtig wie zu meiner Zeit, da Kinder im richtigen Leben nicht mehr so sehr spuren müssen und bei Widerworten als pädagogische Maßnahme übers Knie gelegt werden. Aber solange solche Bücher so beliebt sind, bieten sie offenbar Rollenmodelle, die Kindern beim Aufwachsen eine Hilfe sind.

Es ist eine geradezu armselig verengte Sichtweise, bei Kinderbüchern immer nur darauf zu lauern, daß bloß kein falsches Wort über Schwarze fällt - alleine schon, weil sämtliche Wörter, die bis vor ca. dreißig Jahren über Schwarze fielen, falsch waren und somit die Literatur von etlichen Generationen aus ihrer Sicht von vornherein ein Fall fürs Altpapier sein müßten.

Falls das bislang niemandem außer mir aufgefallen ist: Um andere Rassen als Schwarze geht es bei solchen Beschwerden übrigens nie, obwohl in Kinderbüchern ja auch Asiaten, Indianer oder diverse Zuwandererethnien, von Italienern über Türken bis Griechen (etwa bei Christine Nöstlinger), vorkommen.

Klischeefiguren, die umso häufiger vorkommen, je kleiner die Kinder sind, an die sich ein Buch richtet, sind etwas Widererkennbares, das, was die Kinder in ihrem eigenen Alltag ebenfalls schon erlebt haben und womit sie sich identifizieren können. Das gilt jedenfalls für neu erschienene Kinderbücher.  Kinderbücher, die alt geworden sind, erkennt man daran, daß ihre Leser diese Klischees nicht mehr aus dem eigenen Alltag kennen. Das macht aber nichts, denn Kinder spüren es, ob die dargestellten Charaktere und Plots grundsätzlich stimmig sind oder nicht. Ein Kinderbuch, bei dem sie in sich unstimmig sind, verliert im Lauf der Zeit seine kleinen Leser, ohne daß irgendein Erwachsener mahnend den Zeigefinger erheben muß, und dann wird es auch kein Kinderbuchklassiker.

Kinderbuchklassiker widersprechen dem jeweils gerade gültigen Zeitgeist immer, alleine schon, weil sie zu anderen Zeiten geschrieben wurden, und unweigerlich finden sich dann immer diese vermeintlichen Superpädagogen, die sie bekämpfen. Als ich ins Erstlesealter kam, schwappte gerade die antiautoritäre Welle über das Land. Kritisiert wurden Kinderbücher wie der "Struwwelpeter", Autoren wie Wilhelm Busch und Grimms Märchen wegen ihrer vermeintlich die zarten Kinderseelen verletzende Brutalität. Das ging von Erwachsenen aus - ich kann mich nicht erinnern, daß sich je ein Kind über diese Bücher beklagt hätte -, und ich fand das schon als Kind übergriffig (auch wenn ich den Begriff damals noch nicht kannte). Wie kamen die Großen eigentlich dazu, mir vorzuschreiben, was mir gefallen durfte und was nicht?

Damals kamen all diese antiautoritären Kinderbücher im Beltz & Gelberg Verlag heraus, darunter auch Jahrbücher der Kinderliteratur, die bewußt diesen - heute würde man sagen "empowernden" - Ansatz verfolgten. "Geh und spiel mit dem Riesen" hieß eines davon. Auch diese Bücher habe ich gelesen, manche sogar mehrmals, und manche davon gefielen mir sogar wirklich, etwa die "Greuliche Griselda", die ich mir später als Erwachsene nachgekauft habe und immer noch mochte, als ich das Buch wiedergelesen habe. Andere gaben mir immerhin Stoff zum Nachdenken. Ich merkte nämlich, daß mit vielen dieser mit bestimmten pädagogischen Hintergedanken geschriebenen Geschichten irgendetwas nicht stimmte, obwohl ich nicht hätte sagen können, was es war. Sie "fühlten" sich anders "an" als die Bücher, die ich wirklich liebte und die ich wieder und wieder lesen konnte. Dazu gehörte so ziemlich alles von Astrid Lindgren, von Otfried Preußler, von Michael Ende, aber auch die weniger angesehenen Werke von Vielschreiberinnen wie Enid Blyton, von den "fünf Freunden" bis zu "Hanni und Nanni". Alle diese aufgezählten Bücher enthielten etwas, das mir etwas bedeutete, auch wenn ich nicht hätte erklären können, was es war. Rückblickend ist mir natürlich klar, was es ist: Es ist der Respekt vor den kleinen Lesern, denen eine Geschichte erzählt wurde, die sie spannend finden sollten, anstatt ihnen insgeheim irgendeine Moral unterzujubeln.

Und natürlich las ich auch die damals zeitweise so verpönten Märchen, wobei ich Volksmärchen wie die der Brüder Grimm Kunstmärchen wie denen von Hans Christian Andersen vorzog. Andersens Märchen waren viel zu vielschichtig, um sich in erster Linie an Kinder zu richten, und er tat damit genau das, womit ein Autor Klischees aller Art, auch rassistische, vermeiden könnte, wenn er das anstrebt. Aber damit bewirkt er wahrscheinlich bei Kindern genau dasselbe, was Andersen bei mir bewirkte: Mir waren diese Märchen irgendwie unangenehm. Ihnen fehlte meistens das Happy End, und ihre Charaktere waren häufig zweideutig. Da lobte ich mir die Brüder Grimm, bei denen immer eindeutig erkennbar war, worauf die Sache hinauslief.

Ich habe übrigens nie mit dem Gedanken gespielt, alte Frauen in einen Ofen zu stoßen, und wenn ich durch den Wald ging (was ich häufig tat, weil ich in der Nähe des Walds wohnte), rechnete ich weder mit bösen Räubern oder Wölfen noch mit sprechenden Rehen und Quellen, die einen verzauberten. Bei uns im Wald mußte man eher mit entsorgten Waschmaschinen und anderem Sperrmüll rechnen; ich erinnere mich, daß eine Zeitlang sogar ein altes Autowrack zwischen den Bäumen an einem Abhang steckte. Ich konnte gut zwischen meiner Lebenswirklichkeit und bloßen Geschichten unterscheiden, obwohl ich tatsächlich einmal einen Frosch geküßt habe, als ich - eine Seltenheit - einen fangen konnte. Meine innere Fünfjährige findet es stellvertretend ziemlich beleidigend, daß dieses eigene Urteil - und das immer von denen, die sich im Besitz irgendwelcher Wahrheiten wähnen -, Kindern nicht zugetraut wird. Warum sollte ich heutige Fünfjährige für dümmer als mich mit fünf Jahren halten?

Zum eigenen Urteil von Kindern fällt mir ein weiteres berühmtes Kinderbuch ein, das ich als Kind im Grundschulalter ebenfalls mit ziemlich gemischten Gefühlen nach dem Lesen zuklappte und erst wiederlas, als mein Sohn es in der Schule durchnahm, nämlich die "rote Zora" von Kurt Held - und erst dann konnte ich mit diesem Buch wirklich etwas anfangen. Mein Problem bestand nämlich darin, daß dieses Buch einerseits nach meinem damaligen Begriffsvermögen eine "märchenhafte" Geschichte war, wie ich sie gerne las, aber niemals erwartete, in meiner persönlichen Umgebung etwas Vergleichbares zu erleben (etwa einer Pippi Langstrumpf oder einer kleinen Hexe zu begegnen). Daß diese Geschichte gegen Schluß immer mehr  "realistisch" wurde - wie ich das auch von vielen "modernen" Kinderbüchern kannte -, hatte natürlich damit zu tun, daß die Geschichte vom Autor "realistisch" gedacht war. Nur, Kinder, die in Burgruinen eine Bande bildeten und den Erwachsenen zeigten, was eine Harke ist, so etwas gab es meiner Meinung nach nur in Büchern, nicht in echt. Eigentlich hatte ich gar nichts gegen "realistische" Bücher, nur die Vermischung zweier Genres, die meinem damaligen Empfinden nach nichts miteinander zu tun hatten, mochte ich nicht. Es "stimmte" auf diese Weise einfach nicht. Und genau das war es auch, was mich bei den ach so gut gemeinten antiautoritären Kinderbüchern auch störte. Sie gaben vor, meine Lebensumwelt widerzuspiegeln, taten das aber in Wirklichkeit nicht, was nur zum Teil die Schuld der Autoren war. Ich lebte als Kind auf dem Dorf, da waren wir auch in pädagogischer Hinsicht mindestens zwanzig Jahre hinterher. Erwachsene, die sich so benahmen, wie die Erwachsenen in solchen Büchern, kannte ich gar nicht, und die emanzipatorischen Lösungen für Konflikte glaubte ich den Autoren nicht, weil sie in meiner Realität nicht vorkamen.

Trotzdem, anders als die "rote Zora" las ich manche dieser Bücher mehrmals. Sie gaben mir, siehe oben, immerhin zu denken. Außerdem beneidete ich die Kinder in den Städten heftig, deren Lebenswelt sich offenbar von meiner deutlich unterschied und die oft in Hochhäusern wohnten, wo man mit dem Aufzug fahren konnte. Deshalb las ich gerne über das Leben, das sie in der Stadt führten. Daß diese Kinder wiederum mich beneidet hätten, weil wir auf dem Lande im eigenen Haus wohnten, auf diese Idee wäre ich nie gekommen.

Was sich in dem kurzen Interviewausschnitt aus der ZEIT über Kinderbücher, die angeblich ins Altpapier gehören, vor allem widerspiegelt, ist meinem Eindruck nach kein Kampf gegen Rassismus, sondern einer gegen alles, wodurch sich Frau Kassama persönlich gekränkt fühlen könnte, und sie scheint grimmig entschlossen, jedes ihr mißfallende Wort über Menschen ihrer Hautfarbe als Kränkung zu betrachten. Ob sie mit ihrem inquisitorischen Gehabe vielleicht die ihr anvertrauten Kinder verletzen bzw. ihnen für ihre Entwicklung Wichtiges vorenthalten könnte, ist ihr damit ziemlich egal. Das Gekränktsein zweifle ich bei ihr auch nicht an, und ich würde es für übergriffig halten, sie damit abzuspeisen, sie solle sich doch bitte nicht so anstellen. Nur scheint mir, sie führt zu vieles an ihrem Gefühl der Kränkung auf ihre Hautfarbe zurück. Angenommen, sie würde morgen als eine brünette Frau Schmidt aufwachen, die in der n-ten Generation deutsche Vorfahren hat, aber ansonsten dieselbe Person bleiben, würde sie bald feststellen, daß sie bei dieser Transformation mindestens drei Viertel ihrer Empfindlichkeiten mitgenommen hätte, nur müßte sie sich dafür andere Projektionsflächen suchen. Etwas ähnliches kennt man ja auch von nicht gerade wenigen Leuten, die nach einer Schönheits-OP oder einer starken Abnahme oder auch nach einem Lottogewinn wider Erwarten genauso unglücklich wie vorher sind. Ich vorheriges Problem war also nicht, wie gedacht, ihre Nase, ihr Gewicht oder das fehlende Geld gewesen. Genauso meine ich, die Hautfarbe ist nicht das eigentliche Problem, wenn jemand sein Kränkungsgefühl auf reinen Pipifax fokussiert. Da schiene es mir angebracht, einmal in sich zu gehen und sich zu fragen, worin das eigentliche Problem besteht.

Anmerkung: Das gerade Gesagte gilt, wohlgemerkt, nicht für das, was jemand über Situationen sagen könnte, in denen man tatsächlich schon erkennbar rassistisch benachteiligt bzw. verbal oder gar physisch deswegen angegriffen wurde. Mir geht es hier nur um das, was ich für Pipifax halte, und das ist Gejammer über das Lesen von Büchern, die vor langer Zeit geschrieben wurden und die zwangsläufig widerspiegeln, was damalige Gesellschaften über Schwarze wußten oder wenigstens zu wissen glaubten, einschließlich etwaiger Vorurteile. Konsequenterweise müßte man dann ja alle Bücher, die älter als ca. 30 Jahre sind, wegschmeißen oder umschreiben.

Ich bin strikt dagegen, Kindern diese Bücher vorzuenthalten, solange sie sie mögen. Wo es nötig erscheint, kann man dazu ja Erklärungen einschieben. Aber meiner Meinung nach ist das gar nicht nötig.

Als mein Sohn anfing, das Tagheim zu besuchen, sagte er anfangs nämlich immer mal wieder, im Tagheim werde dies und jenes aber so und so gemacht, wenn ich es abends so machte, wie ich es schon immer getan hatte. Mein Antwort lautete: Im Tagheim gelten die Regeln des Tagheims und daheim meine. Ich habe das allerhöchstens ein halbes Dutzend Mal erklären müssen, danach war es akzeptiert, und er nahm meinem Eindruck nach auch keinen Schaden an Leib und Seele. Warum also sollten Kinder nicht in derselben Weise akzeptieren können, daß die Leute "früher" auch andere Regeln hatten? Ich habe es als Mädchen schließlich auch ausgehalten, zu wissen, daß man meinesgleichen früher mit aller Selbstverständlichkeit für minderwertig gehalten hat. Daß mich das minderwertig machen könne, auf diesen Gedanken bin ich nie gekommen.

Was ich mich auch immer wieder frage, wenn die Bilderstürmer und Bücherverbrenner wieder einmal umgehen und ihre Predigten halten, im hohen moralischen Ton und im Namen ihrer "gerechten Sache": Angenommen, die Heilige Antirassismus-Inquisition setzt sich mit ihren Maximalforderungen durch und schwarze Kinder werden erst als Erwachsene, sagen wir, während des Studiums, mit der Realität konfrontiert, kann das wirklich gut für sie sein oder sind sie dann wegen einstürzender Weltbilder erst mal ein Fall für die Couch?

Die beiden Jim-Knopf-Bücher zählen für mich zu den Büchern, die dabei helfen, Kinder stark zu machen, sollten also auch dagegen vorbeugend wirken können. Egal, wieviele Klischees sie enthalten. Gut also, daß sie nach wie vor gelesen werden.

Mittwoch, 22. Juli 2020

Lieber gar keine Ratschläge als solche

Mein Gewicht heute früh nach zwei Fastentagen: 96,9 Kilogramm. Nicht übel, aber mit 3,6 Kilogramm eine geringere Abnahme als beim letzten Mal. Es ist dennoch ein wirklich befriedigendes Gefühl, die 50-Kilo-Schwelle bei der Abnahme zum zweiten Mal übersprungen zu haben. Ich hoffe, am Freitag knacke ich erstmals die 95 Kilo Lebendgewicht, aber sicher ist das noch nicht. Heute und morgen muß ich ja mit einer deutlich geringeren Abnahme rechnen als in den letzten zwei Tagen.


Das letzte Mal hatte ich nach vier Tagen eine Abnahme von exakt 6,1 Kilogramm, verteilt auf 2 + 2 + 1 +1,1 Kilogramm. Falls ich diesmal wieder um die 6 Kilogramm Abnahme - in der Verteilung 2 + 1,6 + 1,4 + y - zu verzeichnen hätte, müßte ich um 94,5 Kilogramm plusminus herum herauskommen. Aber die Höhe der Abnahme beim letzten Mal hat mich (angenehm) überrascht; ich hatte zuvor mit weniger gerechnet. Vielleicht sollte ich nicht gar zu fest darauf vertrauen, daß ich diesmal wieder so eine Überraschung erlebe?


Wie auch immer, es wäre schön, wenn ich am Freitag unter meinem Niedrigstgewicht vom letzten Mal läge, also weniger als 95,1 Kilogramm auf die Waage brächte. Auch wenn ich dieses Gewicht nicht mit vier, sondern mit fünf Fastentagen erzielt hatte.

Update 23.7.: Heute morgen wog ich 95,5 Kilogramm, damit deckt sich meine Gesamtabnahme nach drei Tagen wahrhaftig exakt mit der vom letzten Mal. :-)

Wie sich der Aufbautag am Freitag auswirken wird, lasse ich mich überraschen. Ideal wäre es, wenn ich das Gewicht vom Freitagmorgen auch am Samstagmorgen noch hätte. Mit einer weiteren Abnahme an diesem Tag sollte ich nicht rechnen, obwohl ich meine erste (bescheidene) Mahlzeit nicht vor der Mittagszeit zu mir nehmen werde.

So ganz sicher bin ich mir noch nicht, was ich am Freitag essen werde. Ich habe ein bißchen rumgegoogelt, war aber von den Empfehlungen, die ich las, nicht so richtig überzeugt. Die bezogen sich alle auf Heilfasten, hinter dem eine völlig andere Philosophie steckt, und von dem Vollwertgedöns, auf das dabei so viel Wert gelegt wird, halte ich sowieso nicht viel. Meine Schwester, die schon einmal Heilfasten gemacht hat, wollte mich unbedingt davon überzeugen, daß ich mit einem Apfel beginnen solle, aber ich kann mich mit dem Gedanken an Fruchtsäure auf nüchternen Magen nicht so recht anfreunden. Dagegen könnte ich eine relativ salzarme Kost an diesem ersten Tag nach dem Fasten tatsächlich einmal ausprobieren, um zu sehen, ob das meine "Wasserpumpe" ein bißchen bremst.

Die Bouillon mit Ei beim letzten Mal bekam mir gut, damit fange ich wohl mal an. Vielleicht schnipsle ich noch eine Karotte rein, und natürlich viiiiel Schnittlauch. Abends kämen Kartoffeln mit Käuterquark in Frage. Vielleicht teile ich den Becher Quark dabei auf ... einen Teil mit Kräutern zu den Kartoffeln, einen Teil mit Honig und Nüssen als Nachtisch.

Aus der Rubrik "Wissenschaft zum Abgewöhnen" verdarb mir gestern dies hier die Laune:





Wie ich diese Kakophonie von einander widersprechenden Neuigkeiten aus der Wissenschaft hasse, insbesondere wenn sie mit Vokabeln wie "könnte" versteckt alles doch wieder für ganz unverbindlich erklären. Meine Mutter läßt sich von Radiomeldungen dieser Art extrem beeinflussen, und so werde ich bei jedem Besuch mit anderen Ernährungsregeln konfrontiert, die sie gerade erfahren hat, und sie glaubt daran immer so fest, als hätte es ihr der Pfarrer von der Kanzel herunter gepredigt ... jedenfalls für ein paar Tage, bis neue Meldungen die alte zu überlagern beginnen. Ich weiß nicht, was diese Leute sich vorstellen, welche Wirkung sie damit erzielen könnten, wenn sie die Leute durch ständige widersprüchliche Verhaltensempfehlungen in einen solchen Ernährungs-Zickzack bringen.

Speziell diese Meldung hätte meiner Mutter aber sicherlich eingeleuchtet, denn das Frühstück war bei uns - wie in vielen Familien - eine heilige Kuh. Noch dazu wurde von mir ziemlich lange auch noch erwartet, morgens ein Marmeladebrot zu essen, jedenfalls so lange, bis ich alt genug war, um wenigstens ein Wurstbrot durchzusetzen. Rückblickend schaudert es mir bei der Vorstellung, wieviele Jahre lang ich morgens Marmeladebrot gegessen habe. Süß am hellen Morgen, igittigitt. Ich trinke auch meinen Kaffee schwarz. Mein Pech, daß meine Mutter immer so viel Marmelade kocht. Ich wünschte manchmal - ganz ehrlich -, ich wüßte das mehr zu würdigen. Aber Marmelade hat in meiner Ernährung irgendwie keinen vernünftigen Platz. Nachmittags zum Kaffee ein Stück Hefezopf mit Marmelade, das könnte ich mir gerade noch vorstellen, und eine Zeitlang gab es das bei uns auch wirklich, nachdem mein Schwager einmal einer Kollegin den Computer repariert hatte und sie sich mit einem Dutzend Gläsern Marmelade revanchierte, die natürlich irgendwie verbraucht werden mußten. Aber seit die weg sind, mach ich zum Kaffee lieber ein paar Muffins oder am Wochenende einen Kuchen. Zitronenkuchen war es letzte Woche, davor Erdbeer-Tiramisu ... das wechselt.

Daß ich morgens in Wirklichkeit gar kein Bedürfnis nach Essen habe, ist mir nach dem Ende meiner Schulzeit klargeworden, als ich mit dem Zug zur Arbeit fuhr und dafür so früh aufstehen mußte, daß ich noch kaum ansprechbar war und nur schwarzen Kaffee als "Augenöffner" gebrauchen konnte. Nachdem ich dann ein paar Jahre später daheim ausgezogen war, habe ich nie wieder gleich nach dem Aufstehen gefrühstückt - es sei denn bei Besuchen bei meiner Mutter oder im Urlaub beim Hotelbüffet, aber das ist dann meistens auch schon zu einer Uhrzeit, zu der ich auch daheim langsam Hunger bekommen würde.

Aber wie kommen die "Experten" eigentlich auf das schmale Brett, mir weismachen zu wollen, um abzunehmen, bräuchte man ein Frühstück? Ich habe also mal den Link in dem Tweet angeklickt und las dies hier: Viele übergewichtige Menschen versuchen abzunehmen, indem sie auf das Frühstück verzichten und tagsüber weniger essen. Am Abend überwältigt sie dann der Hunger und/oder sie belohnen sich für ihre Tapferkeit am Tag mit einem reichhaltigen Abendessen. 

So, so. Es geht also in Wirklichkeit gar nicht um das Frühstück, sondern darum, sich krampfhaft beim Essen zurückzuhalten, und das den ganzen Tag über? Das ist allerdings eine ganz andere Baustelle.

Warum diese Strategie selten aufgeht, zeigt eine Studie von Lübecker Psychoneurobiologen.

Spoiler: Nein, das zeigt sie nicht. Hier die zugehörige Inhaltsangabe:

Die Forscher luden 16 normalgewichtige Männer ein, im Abstand von 2 Wochen jeweils 3 Tage im Labor zu verbringen. Nach einer ausgeschlafenen Nacht erhielten sie bei einem Besuch ein reichhaltiges Frühstück, das 69 % der Tageskalorien enthielt. Dafür fiel nach einem normalen Mittagessen (20 % der Kalorien) das Abendessen mit einem Anteil von 11 % der täglichen Kalorien spärlich aus. Beim 2. Besuch gab es nur 11 % der Kalorien am Morgen, 20 % am Mittag, dafür aber ein hoch-kalorisches Dinner (69 %) am Abend. ... Das Team um Kerstin Oltmanns von der Sektion für Psychoneurobiologie an der Universität Lübeck fand heraus, dass die nahrungsinduzierte Thermogenese (DIT) am Morgen deutlich höher ausfällt. Über den Tag verbrauchten die Teilnehmer 2,5 Mal so viel Energie, wenn sie morgens reichhaltig gefrühstückt hatten, als wenn sie die gleiche Kalorienmenge am Abend zu sich nahmen.

Der Grund für die erhöhte DIT am Morgen ist nicht ganz klar. Die Untersuchung des Glukosestoffwechsels ergab, dass der Anstieg des Blutzucker- und Insulinspiegels nach dem Frühstück im Vergleich zum Abendessen deutlich geringer war. Hinzu kommt, dass das niederkalorische Frühstück über den Tag hinweg zu stärkeren Hungergefühlen führte.
Die Neigung, sich über den Tag nebenbei mit Süßigkeiten zusätzliche Kalorien zuzuführen, dürfte deshalb größer sein, als wenn man am Abend mit leerem Magen ins Bett geht.

Diese Beweisführung kann ich nicht nachvollziehen.

Punkt 1: Die Probanden der Studie benötigten keine Diät, da sie normalgewichtig waren. Ob derselbe Effekt, der bei Normalgewichtigen auftritt, auch bei Übergewichtigen aufträte, müßte erst noch untersucht werden, und ebenso, ob sie dann tatsächlich abnehmen würden.

Punkt 2: Ebenso ist nicht klar, ob der Effekt bei beiden Geschlechtern auftritt.

Punkt 3: Noch weniger ist bekannt, ob und wie weit sich dieser Effekt verändert, wenn man seine Ernährung nicht nur drei Tage lang, sondern dauerhaft so verändert. Der menschliche Stoffwechsel huldigt immerhin dem Prinzip der "Homöostase" und paßt sich Veränderungen an. Eine Ernährungsweise, die nicht der gewohnten entspricht, aber nur drei Tage lang umgesetzt wurde, verändert so schnell natürlich noch nichts. Die Wirkung kann somit eine ganz andere sein, wenn man das nicht nur drei Tage lang, sondern dauerhaft so macht.

Punkt 4: Angenommen aber, alle drei Punkte träfen zu, dann hätte man damit nur herausgefunden, daß ein frugales Frühstück diesen Effekt hat. Darüber, welchen Effekt gar kein Frühstück hat, wäre damit überhaupt nichts ausgesagt.

Punkt 5: In der Studie mit ihrer kurzen Dauer von nur zweimal drei Tagen sollte es eigentlich möglich gewesen sein, jede Nahrungsaufnahme über die Mahlzeiten hinaus zu verhindern. Über einen möglichen Einfluß von Süßigkeitenkonsum herumzuspekulieren, wenn dieser in der Studie nicht stattgefunden hat, finde ich nicht unbedingt wissenschaftlich.

Punkt 6: In dem Experiment fiel nicht nur das Frühstück, sondern auch das Mittagessen frugal aus. Was herausgekommen wäre, wenn das Mittagessen die üppigste Mahlzeit des Tages gewesen wäre, wurde nicht untersucht.

Ich glaube, ich weiß aber, was dann herausgekommen wäre. Alle paar Monate gehen mein Mann und ich nämlich sonntags zum Brunchen, und zwar in der Regel zwischen 13 und 13.30 Uhr, und selbstverständlich, ohne zuvor gefrühstückt zu haben, denn am Wochenende frühstücken wir nie vor 12 Uhr. Da wir der Kalorienlogik nicht huldigen, schlagen wir uns bei dem Brunch traditionell immer den Bauch voll, bis wir nicht mehr können. (Das hört sich schlimmer an, als es ist. Es geht in der Regel um einen Teller vom kalten Büffet, einen vom warmen und einen Teller mit Nachtisch. Das sind gut gefüllte Teller, aber es ist uns beiden schlicht unmöglich, uns nach dem Nachtisch noch einmal von einem der anderen Büffets zu bedienen ... die Mitarbeiter kommen vor dem Abräumen, so gegen 14.30 Uhr, noch einmal vorbei, um das anzubieten.) Danach haben wir abends keinen Hunger und verzichten ganz auf das Abendessen. Weil das an Brunch-Sonntagen IMMER passiert, kalkulieren wir das inzwischen von vornherein mit ein und planen von vornherein gar kein Abendessen mehr ein, weder ein üppiges noch ein frugales. Wir haben nicht einmal das Bedürfnis zu naschen.


Das ist also in etwa derselbe Effekt. Nur, er hat gar nichts mit der Uhrzeit der üppigen Mahlzeit zu tun, sondern damit, daß die erste Mahlzeit des Tages nicht frugal, sondern üppig ist. Das muß also kein Frühstück sein. Wer das Frühstück ganz ausfallen läßt, etwa beim 16:8-Fasten, der verdirbt sich diesen Effekt nicht, im Gegensatz zu dem, der sich morgens zu kalorienarmer Kost zwingt.

Eine Zeitlang haben wir unser spätes Wochenendfrühstück, das nicht ganz so üppig, aber dennoch keineswegs frugal ausfällt, ebenfalls erst gegen 13 Uhr gemacht. Das ging eigentlich problemlos, nur hatte ich dann abends auch keinen so richtigen Hunger, und das mißfiel mir, weil unsere gemeinsamen Mahlzeiten mir heilig sind, und dann sollen sie auch einen hohen Spaßfaktor haben, der mir fehlt, wenn ich bloß ein bißchen im Essen herumstochere. Also haben wir es auf 12 Uhr verschoben. 

In einer Folgestudie wollen die Forscher jetzt prüfen, ob sie die Beobachtung in eine effektive Diät ummünzen können.

Das wäre somit der vergebliche Versuch Nummer wieviel, so etwas wie eine "effektive Diät" zu erfinden? 

Alles, was die Forscher herausgefunden haben, kann im Prinzip richtig sein, nur wird es in der Praxis keinen Nutzen bringen, weil nach dem Prinzip "Garbage in, garbage out" der entscheidende Erfolgsfaktor fehlt, nämlich sich vor der Studie zu fragen, welche Fragen, auf die man Antworten suchen könnte, sich in der praktischen Anwendung als relevant erweisen könnten. Wer durch die Untersuchung von Normalgewichtigen herausfinden will, wie man Übergewicht bekämpft, dem kaufe ich von vornherein nicht ab, daß er ein ernsthaftes Interesse an der untersuchten Thematik hat. Dabei wäre dieses Thema wirklich wichtig, für den einzelnen Abnehmwilligen persönlich wie auch gesellschaftlich und gesundheitspolitisch. Wenn ich dann so einen Pipifax lesen muß, ein Glasperlenspiel ohne Erkenntniswert, das vortäuscht, Wissenschaft zu sein, weiß ich manchmal nicht mehr, ob ich lachen oder heulen soll. 

Zum Glück kann ich mir selbst helfen, denn wer auf solche Leute als Ratgeber angewiesen ist, der ist doch von Gott und der Welt verlassen. Lieber gar keine Ratschläge als solche, kann ich da nur sagen.


Ich hätte mir die Studie selbst ja auch noch im Volltext durchgelesen, um zu vergleichen, ob die Wiedergabe im Ärzteblatt wenigstens ihren Inhalt korrekt wiedergibt (denn darauf kann man sich ja ebenfalls nicht verlassen), wenn sie schon Schlußfolgerungen zieht, die dermaßen neben der Sache sind, allerdings liegt sie hinter einer Bezahlschranke, und für so einen offensichtlich unbrauchbaren Stuß gebe ich natürlich kein Geld aus, also kenne ich nur den Abstract, der die Grundlage für diesen nutzlosen Bericht gewesen ist.

Montag, 20. Juli 2020

Zweitbeste Ergebnisse beim Freistil-Experimentieren

Mein Gewicht heute morgen: 100,5 Kilogramm. Ich hoffe, die dreistelligen Zahlen sind NACH diesem Fastenintervall, also ab Freitag, endgültig Geschichte. Das tröstet mich auch darüber hinweg, daß ich letzte Woche am Montag mit 100,4 und am Mittwoch mit exakt 100 Kilogramm in den Fastentag gegangen bin.

Die letzten vier Wochen Fasten sahen bei mir folgendermaßen aus:
 

Insgesamt dreimal bin ich in den letzten 21 Tagen doch wieder über die 100 geditscht. Das hatte ich mir doch ein bißchen anders vorgestellt, vor allem ärgert mich der Schlenker nach oben ganz zum Schluß. Natürlich war mir aber klar, daß ich in dem fünftägigen Fastenintervall nicht wirklich 6,7 Kilogramm "abgenommen", also: Fett und zugehörige "fettfreie Masse" (vor allem überschüssige Haut und Bindegewebe) abgebaut hatte. Meine Schätzung, wie hoch der realistische Wert der Abnahme sein könnte, liegt bei 200 Gramm pro Fastentag, also ein Kilogramm in fünf Tagen. Vom Rest ist das meiste Wasser, aber auch der Magen-Darm-Inhalt dürfte ungefähr ein Kilogramm hin oder her ausgemacht haben.

Daß ich in der darauffolgenden Woche keine Entwicklung sehen würde, damit habe ich gerechnet, weil sich natürlich erst einmal mein Wasserhaushalt wieder normalisieren mußte. Aber ab Mitte der zweiten Woche nach dem 5-Tage-Fasten dachte ich eigentlich, den Beginn einer Entwicklung nach unten zu sehen, denn jeder Fastentag bringt ja eine kleine Abnahme, auch wenn sie wegen der gegenläufigen Entwicklung durch Wasser und Magen/Darm-Bereich zunächst nicht auf der Waage zu erkennen ist und an Eßtagen vielleicht auch ein kleinere Wiederzunahme gegengerechnet werden muß.

Die Entwicklung der zweiten Woche hat sich in der dritten Woche allerdings nicht fortgesetzt. Über die Gründe dafür kann ich nur spekulieren. Vielleicht lag es einfach am Wetter. Auffällig war, daß ich letzte Woche überdurchschnittlich hohe Ausschläge sowohl beim Abnehmen als auch beim Zunehmen zu verzeichnen hatte. Meine Abnahme ist normalerweise immer am ersten Fastentag der Woche am höchsten, diesmal hatte ich aber nach dem Mittwoch mit 2,5 Kilogramm die höchste Abnahme und auch am Freitag nahm ich mit 2,2, Kilo stärker ab als am Montag. Das war schon eine ungewöhnlicher Abweichung vom bislang Erlebten; ich kann mich nicht erinnern, so etwas schon einmal gehabt zu haben. Typisch waren bei Wochen mit drei Fastentagen in den letzten Monaten eine Abnahme von um die 2 Kilogramm am Montag und am Mittwoch sowie am Freitag dann nur noch zwischen 1,5 und 1,8 Kilogramm.

Es ist aber durchaus möglich, daß mein Wasserhaushalt immer noch zu weit vom Normalzustand entfernt war undmein Gewicht volle drei Wochen lang beeinflußt hat. Daß ich in den letzten drei Wochen ja immer drei Fastentage im Wechsel mit Eßtagen hatte und über das Wochenende nur zwei Tage normal gegessen habe, war von mir so kalkuliert, weil ich damit zu verhindern hoffte, noch einmal wieder über 100 Kilogramm zu kommen (was mir mit nur einem weiteren Eßtag nach dem ersten Wochende unter Garantie gleich im Anschluß an das lange Fastenintervall passiert wäre). Ich hatte allerdings darauf spekuliert, daß die Abnahme von dreimal drei Fastentagen ausreichend sein könnte, um am Ende der drei Wochen nicht wieder über diesen Wert zu gelangen.

Ganz geklappt hat das nicht, aber immerhin starte ich heute mit 1,3 Kilogramm weniger in das viertägige Fasten als vor vier Wochen in das fünftägige, habe also augenscheinlich zu dem großen Erfolg der fünftägigen Fastenwoche eine bescheidene zusätzliche Gewichtsabnahme in den letzten drei Wochen zu verzeichnen.

Gar zu gerne wüßte ich, was sich beim Zu- und Abnehmen alles in meinem Körper abspielt und welche Faktoren dabei jeweils maßgeblich für das tatsächliche Ergebnis sind - ich würde dieses Ergebnis nämlich gerne mit höherer Treffsicherheit voraussagen können, anstatt so häufig weit daneben zu liegen. Daß die Wissenschaft mir keine vernünftigen Antworten auf solche Fragen geben kann und somit auch nicht auf die wichtige Frage, was ich sinnvollerweise tun sollte, um das bestmögliche Ergebnis zu bekommen, damit habe ich mich im Prinzip aber abgefunden. Ich werde halt weiter experimentieren und mich mit zweitbesten Ergebnissen zufriedengeben müssen. 

Was ich mir in diesem Zusammenhang gerade überlege, ist, die dreitägigen Fastenwochen wieder durch zweitägige zu ersetzen, aber dafür jede vierte Woche ein viertägiges Fastenintervall einzuschieben. Damit wäre ich wieder, wie zu der Zeit, bevor ich mit mehrtägigen Fastenintervallen experimentierte, bei grob gesagt zehn Fastentagen pro Monat (präziser gesagt: pro 28-Tage-Intervall), während ich jetzt, wenn ich kontinuierlich drei Tage die Woche faste, zwölf hätte, und wenn ich dies einmal monatlich mit einem viertägigen Fasten verbinden würde, wären es sogar 13, was beinahe schon "jeden zweiten Tag" entspricht, und das finde ich eigentlich zu viel. Ich vermute nämlich, es würde zu einer unguten Anpassung meines Stoffwechsels führen, und das will ich schon vermeiden.

Idealerweise stagniert mein Gewicht mit einem Rhythmus 2-2-2-4 Fastentage immer drei Wochen lang - also weder eine nennenswerte Zu- noch Abnahme -, aber durch das lange Fastenintervall kommt es in der vierten Woche zu einer deutlichen Abnahme von, wenn ich Glück habe, um ein Kilogramm herum. Der Vorteil, den dieser Rhythmus hätte, wäre, daß die wasserbedingten Ausschläge - jedenfalls in den drei Wochen mit wenig Fastentagen - nicht mehr ganz so heftig ausfallen würden. Falls mich das Ergebnis doch nicht überzeugt, kann ich ja in der Spätschichtwoche meines Mannes aus den zwei Fastentagen doch wieder drei machen, womit ich dann elf Fastentage pro Monat hätte. Eine durchschnittliche Abnahme von einem Kilogramm möchte ich schon gerne wieder erzielen, und ich hoffe, auf diese Weise wird das möglich sein.

Ob und wenn ja wann ich mich darauf umstelle, entscheide ich nächste Woche. Erst einmal muß ich natürlich sehen, welche Wirkung ich mit dem langen Fastenintervall in dieser Woche erziele, und dann kommt es natürlich auch darauf an, ob ich damit riskieren würde, wieder über 100 zu geraten, was ich jetzt wirklich auf gar keinen Fall noch einmal erleben will. Nächste Woche werde ich alleine schon deshalb in jedem Fall am Montag fasten, und von meinem Gewicht am Dienstag früh nächste Woche hängt es dann wohl ab, ob ich entscheide, am Mittwoch (plus dann außerdem noch am Freitag) oder doch erst wieder am Donnerstag zu fasten.

Theoretisch müßte die Wirkung dieser neuen Einteilung besser sein, obwohl sie weniger Fastentage umfaßt, als ich sie jetzt habe. Aber theoretisch hätte ich auch mit einer besseren Wirkung regelmäßiger dreitägiger Fastenwochen rechnen müssen, und die erkenne ich auf der Waage jedenfalls nicht. Ich werde es aber nie herausfinden, welche Wirkung es tatsächlich haben wird, es sei denn, ich schaue mir an, was in Wirklichkeit passiert, wenn ich es wirklich mache.

Nachtrag: Ich hatte gerade Gelegenheit mich mal wieder über die sogenannten Qualitätsmedien und die sogenannten Experten zu ärgern, auf die sie sich berufen. Und wieder fällt mir dabei der Herr Professor Hauner unangenehm auf, aber daneben bekam ich auch Gelegenheit, Berthold Koletzko von der Ludwig-Maximilians-Universität München mit auf die Liste der "gemeingefährlichen Experten" zu setzen, die ich nicht einmal nach der Uhrzeit fragen würde, geschweige denn, von ihnen einen gesundheitlichen Rat einzuholen.

Nulldiät entspricht Fasten, und für gesunde Erwachsene ist es ganz ungefährlich, auch wenn ein einmaliges zwanzigtägiges Fastenintervall natürlich keine dauerhafte Gewichtsabnahme mit sich bringt. Daß erst nach vier Tagen Fasten Fett abgebaut werde, ist blanker Unsinn; wäre das so, hätte ich bis zum meinem fünftägigen Fastenintervall, also mit über drei Jahren Intervallfasten, überhaupt kein Fett verloren haben dürfen. Wahrscheinlich meinen die Herren Hauner und Koletzko dann wohl, daß ich 46,5 Kilogramm Muskeln verloren hätte.Woher auch immer ich die vor drei Jahren gehabt haben sollte.

Daß man sieben Tage lang Kopfschmerzen habe, ebenfalls (manche Leute entwickeln anfangs Kopfschmerzen, aber sieben Tage dürften die Ausnahme sein, und viele andere, zum Beispiel ich, haben beim Fasten noch nie Kopfschmerzen gehabt). Und was die Gallensteine betrifft: Dieses Risiko hat man bei jeder Form der Gewichtsabnahme, unter anderem wird auch bei der von Professor Hauner so begeistert empfohlenen Magenverkleinerung meistens als Folge eine Gallen-OP notwendig, zusätzlich zur ersten OP sowie den meistens ebenfalls notwendigen kosmetischen Eingriffen zur Wiederstraffung der Haut, die beim Fasten nicht notwendig wird. Unter diesen Operationen ist die Gallen-OP die bei weitem harmloseste.