Donnerstag, 2. September 2021

Croissants statt Flohmarkt ... und schon wieder Neues von Herman Pontzer

Mein Gewicht heute früh nach drei von vier Fastentagen: 93,2 Kilogramm. Zweitniedrigstes Gewicht seit Beginn des Fastens (und vor Beginn des Fastens hatte ich das sicherlich seit spätestens den mittleren neunziger Jahren nicht mehr), trotzdem bin ich damit ein bißchen unzufrieden. Denn eigentlich peilte ich für morgen früh ja ein Gewicht unter 92 Kilogramm an, und das ist doch eher fraglich, wenn ich dafür von heute auf morgen mindestens 1,3 Kilogramm minus verzeichnen muß. Erlebt habe ich ja im Positiven wie im Negativen schon alles, völlig ausgeschlossen ist es also nicht. Dennoch stelle ich mich gerade darauf ein, morgen wie angedroht, falls mein Gewicht über 92,0 bleibten sollte, noch einen fünften Fastentag anzuhängen.

Das paßt mir letztlich diese Woche sogar besser in den Kram als erwartet, weil die Hofflohmärkte ausfallen. Denn der erste Eßtag nach dem Fasten ist erfahrungsgemäß immer ein Tag, an dem man sich nicht gar zu lange und zu weit von seinem Klo entfernen sollte. 

Ich hoffe ja, daß der vor zwei Wochen, den ich als letztes besucht habe, nicht der letzte Hofflohmarkt des Jahres gewesen ist, was neben Corona aber auch davon mit abhängt, daß die Organisation so unprofessionell ist. Vor allem die amateurhaft wirkende Kommunikation des kommerziellen Organisators dieser Flohmärkte finde ich zunehmend ärgerlich. Natürlich sehe ich es ein, daß eine gewisse Mindestanzahl an Teilnehmern sich angemeldet haben muß, damit die Sache stattfinden kann, und daß man die Zahl der Anmeldungengerade jetzt in Corona-Zeiten nur schwer voraussehen kann. Was ich aber nicht einsehen kann, ist, was diesen Menschen daran hindert, es auf seiner Website mitzuteilen, wenn ein bestimmter Flohmarkt wegen Mangel an Teilnehmern abgesagt werden muß.

Eigentlich soll der Stadtteilplan mit den verzeichneten Teilnehmern, so war jedenfalls noch vor ein paar Wochen die Ankündigung, immer im Lauf des Montags publiziert werden. Tatsächlich ist das aber - jedenfalls in meiner Stadt - nicht ein einziges Mal geschehen. Aus früheren Jahren kannte ich das schon: Solche Verzögerungen deuteten meistens darauf hin, daß der Flohmarkt - höchstwahrscheinlich wegen zu weniger Teilnehmer, die ihren Hof angemeldet hatten - wohl nicht stattfinden würde. Dieses Jahr stimmte das aber nicht immer. Teilweise wurden die Pläne erst mittwochs oder einmal sogar donnerstags publiziert, und dann fand die Sache auch statt. Aber manchmal verschwand die angekündigte Veranstaltung einfach sang- und klanglos von der Website. 

Da es nicht einmal eine ausdrückliche Absage gibt, fühle ich mich als Flohmarktteilnehmer - denn auch als Käufer bin ich ja einer - ziemlich veräppelt, und daß ich mich nicht schon längst ersprießlicheren Dingen zugewandt habe, als mehrmals die Woche nachzuschauen, ob es denn nun am Samstag einen Flohmarkt geben wird oder nicht, hängt einzig und alleine damit zusammen, daß ich nach dem letzten Jahr und dem ersten Halbjahr 2021 immer noch unter heftigem Flohmarktentzug leide. Nur, Leute wie mich gibt es nicht so wahnsinnig viele. Als unser Haus selbst seinen Hof geöffnet hat, habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, daß die meisten Leute, die zu uns fanden, zufällige Passanten waren, die keine Ahnung von dem Ereignis hatten. Ich vermute, das hatte damit zu tun, daß die Hardcore-Flohmarktler in dem angrenzenden hippen und jugendlicheren Gebiet, mit dem wir ärgerlicherweise zusammengeschmissen werden, viel mehr Stände vorfinden und das Gesamtgebiet zu groß ist, als daß man nicht die spärlicher besetzten Teile weglassen müßte. So richtig zufrieden war ich mit dem Besuch also nicht, und da halfen leider auch keine Aushänge in der Umgebung.

Im Grunde wäre ich heilfroh, wenn ein Konkurrenzunternehmen die eigentlich geniale Idee mit den Hofflohmärkten aufgreifen und das Konzept ein bißchen professioneller umsetzen würde. Weil ich die Flohmarktbezirke erwähnt habe: Die sind teilweise so groß, daß man von vornherein gar keine Chance hat, jeden Hof zu besuchen, aber manchmal auch so klein, daß es unrealistisch ist, darauf zu hoffen, daß mehr als drei oder vier Teilnehmer sich anmelden werden - jedenfalls dann, wenn man auf einem zu hohen Roß sitzt, um in solchen Fällen - oder bei Stadtteilen, die das erste Mal teilnehmen - ein bißchen aktive Werbung unter möglichen Interessenten zu betreiben.

Dafür, daß praktisch keine Werbung dafür gemacht wird, sind die Hofflohmärkte verblüffend bekannt geworden. Aber das zahlt sich im Grunde nur für die Stadtbezirke aus, in denen sich das Konzept schnell durchgesetzt hat. Würde man wirklich wollen, daß die anderen Stadtbezirke mit gleicher Begeisterung teilnehmen, wäre es vermutlich ausreichend, es dort unter den Bewohnern besser bekannt zu machen.

Die Stadtbezirke für Samstag nächste Woche sind ein weiteres Mal so unklug ausgewählt, daß ich mir ziemlich sicher bin, daß diese Veranstaltung dann - den dritten Samstag in Folge - ausfallen wird. Aber ich würde auch andernfalls nicht hingehen, weil da parallel auch noch ein interessanter "stationärer" Flohmarkt stattfindet, der mich mehr reizt, als das halbe Dutzend Teilnehmer, das sich vielleicht zu den Hofflohmärkten zusammengefunden hat und bei dem ich, wenn ich Pech habe, nur Kinderkleidung vorfinden würde. Das ist auch so ein Punkt, in dem es mir bei den Hofflohmarkt-Organisatoren an Professionalität fehlt: Es fehlt jeder Versuch einer Einschätzung, welcher Termin in welchem Stadtteil günstiger oder ungünstiger wäre. Denn es gibt durchaus Bezirke, deren Hofflohmärkte mich MEHR reizen würden als dieser stationäre Flohmarkt.

Das mag daran liegen, daß René Götz aus München kommt, sich in den anderen Städten, in denen er sein Konzept vermarktet, nicht gut genug auskennt, und aus irgendwelchen Gründen keine Lust hat, sich die nötige Expertise am Ort zu verschaffen. Vermutlich aus einem Low-Cost-Ansatz heraus, denn an der Organisation ist ja vom Aufwand her nicht allzu viel dran, allenfalls die Stadtteilpläne, für die man aus urheberrechtlichen Gründen eigene Pläne zeichnen muß, stellen einen vermutlich größeren Kostenfaktor dar ... oder, falls der Chef himself sie zeichnet, einen Zeitfaktor.

Mein Eindruck ist, daß das Konzept auch bei unprofessionellster Umsetzung immer noch zu gut läuft, um sich mal ein paar Gedanken darüber zu machen, wie man die Organisation verbessern könnte. Ich bin aber der Meinung, eine professionellere Umsetzung käme auch dem Unternehmen zugute, das diese Sache anbietet. Je mehr Besucher, desto interessanter wird die Teilnahme. Je mehr Teilnehmer, desto mehr Besucher. Wenn man das richtig anfangen würde, dann würde das nicht nur in ein paar ausgewählten Stadtbezirken klappen, sondern in allen.

Aber, wie gesagt, im Grunde bin ich gar nicht so unzufrieden damit, daß der Flohmarkt diese Woche ins Wasser fällt, weil das vorteilhaft ist mit meinem möglicherweise nötigen fünften Fastentag und weil mein Mann dann mehr Zeit hat, um sich mit unserer Dauerbaustelle im Schlafzimmer zu befassen (die er eigentlich im Sommerurlaub fertigstellen wollte ...). Und ich habe dann auch ausreichend Zeit zum Backen. Daß mir dafür dann die Zeit samstags nicht ausreicht, ist das einzige, was mich an der Flohmarktsaison ein bißchen stört. 

Ich klicke mich gerade zwischendurch immer mal wieder bei YouTube durch Koch- und Back-Videos. Vielleicht probiere ich übermogen ja endlich mal diese Croissants aus:


Ich bin außerdem am Überlegen, ob ich diese selbstgemachten Bountys mal machen sollte oder ob ich das bis zu meiner Low-Carb-Phase verschieben soll: 


Aber der eigentliche Grund, warum ich heute schon wieder einen Blogartikel schreibe, ist ein weiteres Mal Herman Pontzer mit einem so interessanten Aufruf an die Forschergemeinde, daß ich den zentralen Teil mal übersetzt habe (mit ein paar Begriffen in Englisch belassen, weil ich keine Lust hatte, sie zu recherchieren):

Die Beziehung zwischen Energiebalance, also Kalorien rein vs. Kalorien raus, und Körpergewicht ist umstritten, insbesondere wenn es um die beste Strategie geht, dauerhaft Gewicht abzunehmen. Zum Beispiel wird viel über Art, Intensität und Dauer von körperlicher Aktivität diskutiert, die am besten zur Gewichtsabnahme geeignet sind, daneben erfährt die Qualität der Ernährung, etwa die Zusammensetzung der Makronährstoffe, immer noch [seriously, Mr. Pontzer? (Perditax)] mehr Aufmerksamkeit als die Quanität, also die Menge Kalorien, die gegessen wird.

In diesem Forschungsthema wollten wir die möglichen Effekte von Aktivitätsart und Ernährungsweise unabhängig von den konsumierten und verbrannten Kalorien auf Körpergewicht und -zusammensetzung zu untersuchen und das constrained energy expenditure model ebenso wie die Anpassung des Stoffwechsels an die körperliche Aktivität. Die dabei zu beachtenden Schlüsselfaktoren umfassen: 

  • das Bestehen energetischer Trade-offs an der Obergrenze des täglichen Energieverbrauchs
  • die Rolle von "resistance exercise" und High Intensity Intervalltrainig
  • Effekte körperlicher Aktivität auf die Appetitregulation und Nahrungsmenge
  • Kompensationverhalten mit imposed körperliche Aktivität (etwa Reduktion in spontanter Aktivität/Erhöhung der aufgenommenen Nahrungsmenge)
  • Stoffwechselanpassungen als Reaktion auf erhöhte/reduzierte körpliche Aktivät und erhöhte/verringerte Nahrungsaufnahme 
  • ob eine Methode für alle paßt, was Veränderungen des Gewichts/der Körperzusammensetzung als Wirkung von Sport betrifft
  • ob die Zusammensetzung der Makronährstoffe/der Verarbeitungsgrad von Nahrung eine Rolle spielt und ob deren Bedeutung je nach Grad der körperlichen Aktivität sich unterscheidet

Das sind jedenfalls mal die richtigen Fragen, die hier gestellt werden. So ganz glaube ich freilich nicht an eine ergebnisoffene Herangehensweise, da Herman Pontzer ja bezüglich des Kaloriendogmas sehr meinungsstark auftritt. Außerdem habe ich Bedenken, daß von den angesprochenen Kollegen dann vor allem unheimlich viel gequirlter Datenschrott einfließen wird, wie er ja im Ernährungsbereich leider nur allzu oft als "wissenschaftliches Ergebnis" herauskommt. Und zum Dritten fiel mir auf, daß Intervallfasten mit keiner Silbe erwähnt wird. Intervallfasten hat echt ein Problem damit daß - anders als bei der klassischen "High Fat/Low Carb"-Herangehensweise - ein Energiedefizit für den plausiblen Abnahmegrund gehalten werden kann und von vielen Intervallfastenden deshalb auch aktiv angestrebt wird, durch Kalorienzählen etc. Die Wenigsten können sich vorstellen, daß die Wirkung von Intervallfasten auch ohne zusätzliche Maßnahmen und sogar bei bewußt hochkalorischer Ernährung zu erwarten ist. 

Dadurch wird aber leider fast von allen übersehen, daß High Fat/Low Carb und Intervallfasten etwas Wichtiges gemeinsam haben, das beides von klassischen Diäten unterscheidet, nämlich eine ziemlich hohe Chance auf Abnahmen in unerwarteter Höhe, jedenfalls in den ersten Monaten, und das mit so wenig Aufwand, daß beides jede "normale" Reduktionsdiät (VLCD mit 500 Kalorien oder weniger natürlich ausgenommen) meilenweit hinter sich läßt. 

Mit Intervallfasten plus Sport plus Kaloriensparen ist natürlich eine schnellere Abnahme möglich ist als auf meine Weise. Die Frage, ist was von beidem wohl, gerade mit Blick auf die Stoffwechselgesundheit (an der offenbar nahezu der gesamte Komplex der sogenannten "Zivilisationsleiden" bis hin zu Alzheimer mit dranhängt), unter dem Strich vorteilhafter ist. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, daß ich mich unter Gesundheitsaspekten vor niemandem zu verstecken brauche, der dieselben 50 Kilogramm innerhalb eines Jahres abgenommen hat ... und falls diese Vergleichsperson mittlerweile wieder zunehmen sollte, wie das ja meistens der Fall ist, bin ich sowieso nicht nur vom Gewicht, sondern auch von den gesundheitlichen Auswirkungen ziemlich sicher weitaus besser dran.

Noch einmal zurück zu Herman Pontzer: Er hat ja - nach eigenem Bekunden - schon zweimal Dinge herausgefunden, die im Widerspruch zu dem standen, was er zuvor geglaubt hatte. Also kann sein jetziges Vorhaben auch ein drittes Mal dazu führen. Und wenn nicht, wird sich ein anderer finden, um dem Kartenhaus des Kaloriendogmas den nötigen Tritt zu geben, das es zum Einsturz bringen wird. Ich werde es ganz bestimmt nicht vermissen.




 

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