Sonntag, 19. September 2021

Adipositas: BMI ist ungeeignet für diese Diagnose

Mein Gewicht heute früh nach den ersten zwei von vier Eßtagen (fürs Protokoll: 3800 kcal Freitag/2500 kcal Samstag): 92,5 Kilogramm. Das könnten am Dienstag beim nächsten Fasten mit etwas Glück sogar unter 95 Kilogramm Startgewicht werden. Wahrscheinlicher ist freilich ein Gewicht zwischen 95 und 95,5 Kilogramm. Wie auch immer, das sieht ganz vielversprechend für meine Fastenwoche übernächste Woche aus, der letzten, bevor in den letzten Jahren immer und unentrinnbar die vorübergehende Zunahmephase einsetzte. Vor dieser Phase möchte ich gerne zum ersten Mal - wenn auch nur vorübergehend - ein Gewicht von weniger als 90 Kilogramm erreichen. 

Wahrscheinlich läge mein heutiges Gewicht ohne den gestrigen Flohmarktsamstag höher, denn wir sind nicht nur länger als sechs Stunden unterwegs gewesen, sondern haben auch erst gegen 16.30 Uhr gegessen - aber dann gleich richtig, die kompletten 2500 Kalorien auf einmal. Eingekauft hatten wir zuvor, als gäbe es kein Morgen und entsprechen zu schleppen gehabt. Eigentlich hatte ich mir ja vorgenommen "Keine Klamotten"! Aber dann sind mir gar zu viele hübsche Teile über den Weg gelaufen. Unter anderem dieses T-Shirt in Herrengröße S: 

Breaking Bad ist eine der wenigen Serien, die ich vermutlich irgendwann noch einmal komplett anschauen werde, weil ich sicher bin, daß ich viele Details erst beim zweiten Mal so richtig würdigen kann. Der Hintersinn in dieser doppelbödigen Geschichte ist auch eigentlich gescheiten Leuten wie Dennis Scheck leider komplett entgangen. Serien haben vor Spielfilmen den Vorteil, daß man wirklich differenzierte Charaktere konzipieren kann, eine Möglichkeit, die zu selten genutzt wird, aber in dieser grandiosen Serie ist es hervorragend gelungen.

Wundersamerweise hat das T-Shirt auf Anhieb gepaßt; es sitzt ein bißchen knapp, sieht aber dennoch gut an mir aus; mein Rettungsring um den Bauch hat sich doch deutlich verkleinert, wie ich vor dem Spiegel feststellte. Nicht mehr lange, und ich werde wohl die Hemmungen vor figurbetonter Kleidung verlieren: Demnächst werde ich es mir wieder leisten können, so etwas zu tragen. 

Ich habe  alle Kleidungsstücke - unter anderem zwei Winterkleider, eines ein buntes Strickkleid, das andere ein hellgraues mit einer neckischen Schleife -, einen dunkelblauen Pullover mit praktischen Taschen, ein blaues Sommerkleid mit Schwalben, eine Bluse mit einer aufgestickten Biene (mein Mann und ich waren uns einig, daß das in Wirklichkeit eine Wespe sein müsse) und ein total schriller giftgrüner Wickelrock - ohne Anprobieren gekauft, und meine Quote liegt bei 50:50 - ungefähr die Hälfte kann ich jetzt schon tragen, die andere Hälfte wird bis nächstes Jahr warten müssen. 

Ansonsten habe ich die üblichen Wahnsinnskäufe gemacht, ohne die ein Flohmarkt für mich kein richtiger Flohmarkt ist, etwa einen kompletten Hühnerhof mit Schleich-Hühnerfiguren. 

Vier Hühner, drei Hähne und die niedlichen Küken, dazu ein Hühnerstall und eine Umzäunung. Falls ich eines Tages doch noch Enkelkinder bekommen sollte, werden die ihre helle Freude an mir haben. Dem Mädchen im Grundschulalter das zusammen mit ihrer Mutter ein Unmenge toller Schleich-Tierfiguren verkaufte, erklärte ich: "Ich habe keine Kinder, aber ich bin selber kindisch", und mein Mann hat sich darüber schier nicht mehr eingekriegt. 

Aber auch ein paar praktische Sachen habe ich ergattert, zum Beispiel einen verstellbaren Käsehobel, bei dem man die Dicke der Scheiben regulieren kann. Und dann habe ich noch dies hier mitgenommen, obwohl wir nicht wußten, was das das überhaupt ist und wofür es gut ist und die Frau, die es verkaufte, es uns auch nicht sagen konnte; es stammte von ihrem Vater: 


Wie sich herausgestellt hat, ist das ein ausgezeichneter Ersatz für eine Brotschneidemaschine. Das Messer ist superscharf und die Anwendung sehr bequem. Wir haben es heute beim Frühstück das erste Mal getestet und waren uns einig, daß wir das künftig immer verwenden werden, wenn wir keine Brötchen, sondern Brot essen wollen. 

***

In "Nutrition Twitter", also der ernährungsinteressierten Echokammer, der ich mit meinem Twitter-Account folge, wurde eine interessante These vertreten, die etwas wiedergibt, was ich seit Jahren für richtig halte und bislang dachte, ich wäre der einzige Mensch überhaupt, der das tut: daß nämlich Adipositas von Übergewicht unterschieden werden müßte, und zwar auf andere Weise als durch den BMI. Es gibt Übergewicht ohne Krankheitswert, das ein rein kosmetisches Problem ist, und es gibt Übergewicht, das ein Krankheitssymptom für eine Stoffwechselentgleisung ist. Welcher Art das eigene Übergewicht ist, läßt sich anhand des BMI noch nicht entscheiden - obwohl meines Erachtens die Faustregel gilt: Je höher der BMI, desto höher auch die Wahrscheinlichkeit, daß es sich um ein Krankheitssymptom handelt. Ich kann mir nicht vorstellen, daß jemand mit BMI 40+ noch stoffwechselgesund sein kann. Allenfalls ist er möglicherweise bereits wieder stoffwechselgesund, falls er von einem noch höheren BMI aus abgenommen hat und gewichtsstabil ist oder weiter abnimmt und dabei nur eine geringe Jojo-Gefährdung aufweist (also vor allem nicht mit jojoträchtigen Methoden abzunehmen versucht). Denn ich bin überzeugt davon, daß nicht der BMI als solcher, sondern der Prozeß, dessen Ergebnis ein höherer BMI ist, eigentlich zum Risikofaktor erklärt werden müßte. Das wiederum bedeutet, daß auch eine Zunahme innerhalb des Normalgewichtsbereichs als ein solcher Risikofaktor erkennbar wäre, wenn man nur darauf achten würde. Inzwischen ist ja auch bekannt, daß auch Normalgewichtige Adipositas haben können. Manche Leute scheinen zu glauben, diese Normalgewichtigen müßten dann zu den Übergewichtigen hinzuaddiert werden, aber dann müßte meines Erachtens außerdem ein mehr oder weniger großer Teil der Übergewichtigen abgezogen werden.

Der Faktor, um Adipositas seriös zu diagnostizieren, müßte wohl das Viszeralfett sein. Im Prinzip ist das auch bereits bekannt, und ebenso dringt die Erkenntnis langsam in den medizinischen Mainstream vor. Nur ist dieser Faktor halt nicht auf Anhieb mit bloßem Auge erkennbar, so wie deutliches Übergewicht, und deshalb wird nicht gezielt danach gesucht. 

Mal sehen, ob diese Diskussion mal wieder spurlos an den Fachkreisen abperlt oder ob sie sich vielleicht eines Tages im Rückblick wirklich als Bestandteil einer Bewegung in die richtige Richtung entpuppt. Mir geht das ja alles viel zu langsam

Mein eigener BMI wurde mir für meinen "Niedrigstgewichts-Tag" Freitag übrigens mit 31,9 angezeigt. Ich bin inzwischen nicht mehr allzu weit von BMI 30 entfernt und zuversichtlich, daß ich ihn im Lauf des nächsten Jahres unterschreiten werde, was mir immerhin die eine oder andere freihändige Fehldiagnose ersparen kann, weil sichtbares Übergewicht Ärzte gerne dazu verleitet, gar keine richtigen Diagnosen mehr zu stellen, weil sie ja einen prominenten Risikofaktor alleine schon durch meinen Anblick auf dem Silbertablett serviert bekommen. 




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