Mittwoch, 15. September 2021

Die Schokobananen-Theorie

Mein Gewicht heute früh, zu Beginn des dritten von vier Fastentagen: 92,7 Kilogramm. Das läuft diesmal höchst vielversprechend auf ein neues Tiefstgewicht zu: Ich liege nur 1,1 Kilogramm über meinem letzten Tiefstgewicht, und zwar vor den letzten zwei Fastentagen, die mir normalerweise zwischen 1,5 und 2 Kilogramm Minus bringen müßten. Mit ein bißchen Glück unterschreite ich diesmal auch die 91 Kilogramm. - Allerdings werde ich der Versuchung nicht nachgeben, dann noch einen fünften Fastentag anzuhängen, um auch die 90 vielleicht noch zu knacken. Erstens will ich diesen fünften Fastentag wirklich nicht zu regelmäßig einsetzen, und zweitens will ich am Samstag auf große Flohmarkttour gehen. Der fünfte Fastentag ist doch von der Wirkung auf Wadenkrämpfe und dergleichen problematischer als die vier davor, an Lösungen dieses Problems bastle ich einstweilen noch, und etwaige Probleme dieser Art könnte ich am Samstag absolut nicht gebrauchen. Also brauche ich am Freitag einen Eßtag.

Ein kleines Update zu meiner Nährstoff-Auswertung: Die letzte Arbeitswoche war dermaßen hektisch, daß ich angefangen habe zu schludern, und als ich mir dann am Freitag schon wieder eine Erkältung eingefangen hatte, und diesmal eine, die richtig zum Ausbruch kam, war es natürlich aus und vorbei mit der Notiererei und Rechnerei. Gestern abend, als ich endlich wieder richtig schnaufen konnte und auch geschäftlich ein bißchen Luft hatte, fing ich an, die Sache nachträglich doch noch zu rekonstruieren, aber natürlich ist das jetzt alles ziemlich ungenau. 

Interessant ist vielleicht aber, was ich bei den Kalorien für die acht Tage vom 5.9. bis 12.9. herausbekommen habe (von denen der 7. und der 9.9. Fastentage gewesen sind und der 10. und 11.9 erkältungsbeeinträchtigt waren, einschließlich eines ausgelassenen Abendessens wegen Appetitlosigkeit). Als Tagesdurchschnitt für jeden dieser acht Tage habe ich ca. 1900 Kalorien herausbekommen. Die Schwankungen waren dabei sehr stark, je nachdem, was ich gekocht habe, aber an einem typischen Eßtag lag ich eher in der Nähe von 3000 Kalorien (manchmal auch darüber) als in der von 2000 Kalorien. 

Das Ganze natürlich mit einer Fehlertoleranz von mindestens plusminus ca. 100 Kalorien hin oder her. Ich glaube aber unabhängig von meinem Schludern nicht daran, daß man seine Energieaufnahme viel exakter als mit einem solchen Schwankungsbereich tracken kann.

Beim Recherchieren der Nährwerte ist mir nämlich erst so richtig bewußt geworden, wie unsinnig diese Pseudoexaktheit ist, die einem bei den Kalorienangaben immer vorgegaukelt wird. Eine Schokobanane "vom Bäcker" (in meinem Fall von einem Süßwarenstand, der als Jahrmarktsersatz in der Innenstadt stand) wurde wahrhaftig mit 318,5 Kalorien angegeben. Vor allem über die Nachkommastelle habe ich herzlich gelacht. Es ist doch schlicht unmöglich, daß die Bananen alle exakt gleich viel wiegen, und ebenso kann ja auch die Menge des Schokoüberzugs variieren. Wie kommt man dann aber auf das schmale Brett, sogar Nachkommastellen als angeblich korrekten Wert zu ermitteln?

Ich habe dazu eine Theorie: Die Nachkommastellen dienen vor allem dazu, besonders seriös und vertrauenswürdig auszusehen. Nachkommastellen suggerieren beim durchschnittlichen Leser (zu denen ich mich selbst nicht zähle) wissenschaftliche Exaktheit und flößen deshalb spontan das Vertrauen ein, das die Wissenschaft nach wie vor in breiten Bevölkerungsschichten genießt. 

Die Welt will halt beschissen sein. Und es gibt immer irgendwen, der herausfindet, daß ihm das auf irgendeine Weise nützlich sein kann.

Ist es außerdem wirklich logisch, anzunehmen, daß zwei exakt gleich schwere Bananen dann wirklich auch exakt denselben Energiegehalt haben? Obwohl ihre Wachstumsbedingungen nicht einmal dann exakt gleich gewesen sein können, falls sie aus derselben Staude stammten?

Theoretisch denkbar sind exakte Kalorienangaben allenfalls für Fertigfutter, bei dem diese Exaktheit theoretisch in der Produktion hergestellt werden könnte. Nur, müßte man nicht mit dem Klammerbeutel gepudert sein, um ausgerechnet Big Foods Angaben für vertrauenswürdiger als die von VW und Daimler (Stichwort: Abgasskandal) zu halten? Aber sogar wenn dabei nicht absichtlich geschummelt werden sollte, fände ich es nur vernünftig, auch hier von gewissen Schwankungen auszugehen. Es gibt nämlich überhaupt keinen stichhaltigen Grund, warum bei der Lebensmittelproduktion diese Exaktheit hergestellt werden sollte, was ja unnötigen Aufwand bedeuten würde.

Ich versuche jetzt bis zum Monatswechsel aber wieder etwas genauer zu sein bei der Nährwertermittlung, denn die möchte ich ja auch gut mit den Nährwerten der nächsten beiden Monate vergleichen können, wenn ich Low Carb essen werde.

1900 Kalorien als Durchschnitt (einschließlich Fastentage) sind übrigens weniger, als ich eigentlich erwartet hatte, und daraus ergäbe sich tatsächlich ein leichtes Kaloriendefizit, jedenfalls wenn ich den Online-Kalorienbedarfsrechner von Fit for Fun ernst nehme (was ich nur mit Abstrichen tue). Ich bin gespannt, ob sich dieses Bild bis zum Monatsende noch verändern wird, denn natürlich sind diese acht Tage ein viel zu knappe Momentaufnahme, um echte Aussagekraft zu haben.







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