Mein Gewicht heute früh: 92,2 kg. Ungefähr das, was nach zwei Eßtagen zu erwarten war. Irgendwelche Abweichungen, die auf meine Low-Carb-Bemühungen zurückzuführen sein könnten, bemerke ich auf der Waage nicht, jedenfalls noch nicht jetzt. Bei der Körperform bin ich mir aber nicht ganz sicher, ob ich nicht vielleicht doch einen Unterschied zu den zwei Tagen nach einem langen Fastenintervall registriere. Normalerweise bemerke ich die Veränderungen im Anschluß an die Nächte nach Fastentagen - mal stärker, mal weniger stark, manchmal auch gar nicht. Aber das passiert nicht nach Eßtagen. Heute morgen war das anders, ich hatte das Gefühl, mich in der Form etwas verändert zu haben, weil sich Bewegungen ein bißchen anders anfühlten. Aber vielleicht bilde ich es mir auch nur ein.
Das mit dem Low-Carb-Essen muß ich, wie ich gestern am Flohmarkt feststellen mußte, noch ein bißchen üben. Denn beim Essen habe ich zwar alles richtig gemacht und mir einen Grillteller mit Krautsalat ohne Pommes oder Reis bestellt, was den Wirt sichtlich verwirrte. Kaum war er gegangen, fiel mein Blick auf das Bier, das vor mir stand. Ich hatte uns nämlich sofort zwei Bier bestellt, als wir die Karte bekommen hatten. Ganz automatisch, weil wir das ja immer trinken. Nur, daß das bei einer Low-Carb-Ernährung natürlich total verkehrt ist. Ein Bier für meinen Mann und eine Schorle weiß-sauer für mich hätte ich bestellen sollen, aber mein altersschwaches Hirn folgte einfach seiner gewohnten Routine, und meinem Mann fiel es auch nicht auf.
Ich habe das Bier dann trotzdem getrunken, immerhin hatte ich nach dem stundenlangen Flohmarktbummel einen Riesendurst. Aber als es leer war, gab es dann die Schorle weiß-sauer, und die, stellte sich heraus, schmeckte mir sogar noch besser als das Bier zuvor. Beim Zahlen habe ich mich beim Wirt erkundigt, was für einen Wein er für die Schorle verwendet. Er hat mir dann sogar die Flasche rausgebracht. Es war einer aus der Region, ein Landwein, aber keine total billige Plörre.
Da sieht man's mal wieder. Es lohnt sich, gelegentlich mal mit seinen Gewohnheiten zu brechen und neue Entdeckungen dabei zu machen. Demnächst muß ich mal ein paar Flaschen von diesem Wein einkaufen, denn Bier sollte ich mir bis zum 1.12. weitgehend verkneifen.
Ansonsten habe ich am Freitag ein Low-Carb-Brot gebacken, das mir ausgezeichnet schmeckt und das morgen auch noch einmal zu Ehren kommt. Mein Mann hat es heute zum ersten Mal gegessen und fand es ebenfalls gut. Auch die selbstgemachten Kokospralinen mit der 70%-Kakao-Schokolade haben wir nach dem Frühstück schnabuliert, für die ich am Freitag meine Küche in ein wüstes Schokoladenschlachtfeld verwandelt habe. Ich habe noch die halbe Kokosmasse übrig, und so haben wir gestern noch einmal neue Schokolade gekauft, diesmal die von Lidl mit 85 % und einem verblüffend niedrigen Kohlehydratanteil von ca. 21 Gramm von 100. Daraus mache ich noch eine zweite Ladung Pralinen. Unglaublich, wie gut das ohne jedes weitere Süßungsmittel schmeckt.
Heute abend werde ich das erste Mal eine Blumenkohlpizza backen, auf die bin ich auch schon sehr gespannt. Morgen abend gibt es dann die andere Hälfte des Blumenkohls in Form von Blumenkohlreis, dazu mache ich Geflügelleber in einer Sahnesoße mit vielen Zwiebeln. Anschließend folgt ein Fastentag und dann unterbreche ich meine Low-Carb-Phase für drei Tage wegen des Besuchs bei meiner Mutter. Das ist zwingend erforderlich, denn ich habe die Absicht, für meine Mutter Salzburger Nockerln zu machen, und natürlich will ich selbst auch etwas davon essen, und außerdem ist es mir einfach lieber, wenn ich meine ernährungstechnischen Spezereien auf meinen normalen Alltag beschränke.
Ab Samstag geht es dann wieder weiter mit Low Carb, nur weiß ich noch nicht genau, wie. Aber mein Repertoire ist ja noch lange nicht ausgeschöpft.
Was ich mit großem Interesse verfolge, ist, wieviele Kohlenhydrate es sind, die ich derzeit zu mir nehme. In den ersten beiden Tagen war der Unterschied zu meiner normalen Ernährung schon ganz beträchtlich, bei der es letzten Monat - an Eßtagen - im Durchschnitt 220 gewesen sind. Am Freitag lag ich bei ca. 70, und gestern geringfügig unter 50. Also, die Vorgabe "Low Carb" erfüllt das locker, ob und und wenn ja, welche Wirkung es mit sich bringen wird, da lasse ich mich mal überraschen. Die 50 Gramm Kohlenhydrate regelmäßig zu unterschreiten, scheint eine genauere Planung und die Streichung von mehr Zutaten zu erfordern, als ich das leisten möchte, also habe ich diesen Punkt wieder von meiner Liste gestrichen. Wenn es dazu kommt, prima, andernfalls ist es aber auch gut. Ich will mir ja keinen unnötigen Streß machen, sondern Spaß an dem haben, was ich tue, und mich auf neue Entdeckungen freuen, wenn ich Rezepte teste. Sicherlich werden mir ein paar dieser Rezepte dauerhaft erhalten bleiben, auch wenn ich es für unwahrscheinlich halte, daß das für alles gelten wird, was ich probiere.
Vorhin war ich spazieren, und zwar wollte ich den bewußten Apfelbaum in einem etwas versteckten öffentlichen Park aufsuchen, auf dessen Früchte offenbar niemand Anspruch erhebt, den ich an dem Tag gefunden hatte, an dem ich mir das Knie so fürchterlich aufgeschlagen habe. Meine Mutter bestand darauf, daß ich da noch einmal hingehen und nachschauen und ggf. Äpfel mitnehmen müsse. Bei Äpfeln kennt sie kein Pardon, zumal ihre eigene Apfelernte dieses Jahr sehr spärlich ausgefallen ist. Tatsächlich habe ich exakt neun Äpfel gepflückt. Der Baum war aber nicht mehr, wie beim letzten Mal, über und über voll mit Äpfeln, sondern man konnte sehen, daß sich da schon etliche Spaziergänger im Vorbeilaufen bedient haben müssen. Andererseits ist der Baum aber nicht total geplündert worden, sondern hat schon noch ein paar Kilogramm Äpfel drauf, von denen man immer noch einen Teil recht leicht greifen kann. Also entschied ich mich, daß ich mich auch an die ungeschriebenen Gepflogenheiten halten würde, und nahm mir nur eine Handvoll Äpfel, damit andere Spaziergänger sich auch noch an dem Segen erfreuen können. Es sind schöne Äpfel, die optisch ein bißchen an Boskoop erinnern. Den größten und schönsten nehme ich nächste Woche mit, um ihn meiner Mutter als Beweisstück zu zeigen.
Ich bin auch an diesem Gemeinschaftsgarten vorbeigekommen, an dem ich beim letzten Mal Lauch gegen Spende mitnehmen konnte. Schade, auch diesmal hätte ich mich - gegen Spende - bedienen können, allerdings mit Brot von einer kleinen Bäckerei aus dem Stadtviertel, die vermutlich gestern dieses Brot übrig gehabt hat. Falscher Zeitpunkt für so was bei mir, leider. Lauch wäre mir lieber gewesen. ;-)
Was mir heute wieder auffiel: Nach einem viertägigen Fastenintervall dauert es ziemlich lange, bis mein Wasserhaushalt sich wieder normalisiert hat. Das kenne ich an sich bereits, aber diesmal habe ich es unterschätzt. Ich hatte absichtlich nichts zu trinken mitgenommen, weil ich nicht vorhatte, länger als ein bis zwei Stunden wegzubleiben, und tatsächlich war ich auch nach 1,5 Stunden wieder daheim. Aber ich mußte unterwegs ein Stück stramm bergauf gehen, und die Temperatur war ziemlich hoch, obwohl das Wetter ein bißchen trüb ist, und so habe ich mir die Äpfel von dem Baum in der Mitte des kleinen Stadtparadieses gewissermaßen im Schweiße meines Angesichts erarbeiten müssen, obwohl das laut Bibel ja erst nach der Vertreibung aus dem Paradies kam. Und einen Engel mit einem flammenden Schwert habe ich nicht gesichtet, nur das übliche Repertoire anderer Sonntagnachmittagsspaziergänger.
Ich nehme an, diesen Flüssigkeitsverlust zu kompensieren, fehlen mir am dritten Tag nach dem Fasten doch noch ein bißchen die inneren Wasserreserven. Die letzten ca. 500 Meter bis daheim wurde mein Durst mit jedem Schritt schlimmer. Und wenn ich "Durst" schreibe, dann meine ich nicht einfach das Gefühl, etwas trinken zu wollen, sondern das ist so quälend, wie man sich das bei einer Witzblattkarikatur eines Verdurstenden in der Wüste vorstellt. Das kenne ich auch schon von früheren Gelegenheiten nach langen Fastentintervallen, es fühlt sich ganz anders an als das normale Durstsignal. Das ging so weit, daß ich mich auf der Bank, bevor ich in meine Straße einbiegen muß - dieselbe, auf der ich nach meinem Sturz den Riß überm Knie in meiner Hose genäht habe -, kurz hinsetzen mußte, weil es mir schwummerig geworden war. Nach kurzem Verschnaufen schleppte ich mich vollends heim. Und seither trinke ich. Ich kippe gerade nebenbei den letzten Rest aus der zweiten Sprudelflasche, und langsam fühle ich mich wieder wie ein Mensch.
Schön war es trotzdem, ein bißchen an der frischen Luft zu sein, unangenehm wurde der Durst erst, als ich schon den halben Heimweg hinter mir hatte. Ich habe im Park ein Buntspecht-Pärchen beobachten können, das fand ich toll. Und ich habe endlich die verdammten Äpfel. Seit zwei Wochen lag meine Mutter mir mit denen schon in den Ohren, und ich hatte nie Zeit zu dieser Expedition. :-)
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