Mein Gewicht heute früh am Morgen vor der vormittags anstehenden - also mittlerweile erfolgten - dritten Chemo-Session, also nach Fastentag 2: 84,1 Kilogramm exakt. Das ist noch im Rahmen für Fasten in Kombi mit Low Carb, aber ich war doch ein bißchen enttäuscht. Eigentlich war ich auf irgendwas mit 83 eingestellt. Aber was soll's - erstens ist mir die im letzten Blogpost erwähnte häufigste Nebenwirkung mehrtägiger Fastenintervalle heute nachmittag passiert, deshalb nehme ich an, daß ich morgen früh den typischen leichten Gewichtsanstieg nach Fasten am Chemotag nicht erleben werde, sondern trotz dieses Umstands wohl doch ein bißchen weniger wiege. Und zweitens ist die Entwicklung meines Gewichts im Moment Nebensache, auch wenn ich reflexartig trotzdem darauf reagiere. Wichtig ist mir ja beim Fasten momentan vor allem die Wirkung auf die Chemo-Nebenwirkungen und eventuell auch den Tumor.
Oder vielmehr auf die zwei Tumoren. Eine neue Erkenntnis, die ich vom gestrigen Ultraschall-Termin mitgenommen habe: Ich habe tatsächlich zwei, einen größeren und einen kleineren. Der kleine Satellit war offenbar von Anfang an da, er war nur auf der Mammographie nicht zu sehen (bzw. ich als Laie habe ihn nicht erkannt). Glücklicherweise habe ich heute den schriftlichen Bericht des Radiologen, der der Chemo-Schwester vorlag, gleich ergattern können. In dem wird erwähnt, daß auch der Satellit (der wirklich so und außerdem als "direkt angrenzend" bezeichnet wurde, während ich mir einbilde, einen allerdings kleinen Abstand gesehen zu haben) geschrumpft sei.
Das Ulkige ist, daß ich am Vorabend des Mammographie-Termins abends im Bett eine besonders intensive Abtastung vorgenommen hatte und mir bei dieser Gelegenheit selbst in einem Moment eingebildet hatte, zwei statt eines Knotens zu ertasten. Ich hatte allerdings eher angenommen, daß das etwas mit der Schrumpfung des Tumors zu tun hatte, also ein ursprünglich einzelner Knoten sich langsam auflöst und dabei in zwei kleinere aufgespaltet hat. Ich muß da schon kurz vor dem Einschlafen gewesen sein, am nächsten Morgen tauchte die Erinnerung daran wie aus einem Nebel wieder auf, nachdem ich das Ultraschallbild gesehen hatte und erst mal fast vom Stuhl gefallen war, weil ich so erstaunt war über das, was ich sah. Der Radiologe bestätigte auf Nachfrage, daß ich tatsächlich zwei Tumore habe - und erst beim genauen Studium meiner Unterlagen stellte ich fest, daß ich das auch selbst hätte wissen können, weil es nämlich in dem bewußten Nachbericht des Laborbefunds - der, den ich auch erst auf ausdrückliche Nachfrage bekommen hatte - so stand: "ein ... Herd von ca. 26 x 17 x 18 mm ... und ein kleiner ... von 6 mm."
Das hätte ich also schon vorher selbst herausfinden können, nur war ich auf eine solche Nachricht einfach nicht gefaßt, weil niemand es vorher für nötig gehalten hatte, mir davon etwas zu sagen, und weil das aus meiner Sicht keine zu klärende offene Frage war - von denen ich ja genügend abzuklären hatte, da mein Onkologe die zugehörigen Antworten für nicht mitteilenswert hielt und außerdem schon seit fast acht Wochen überhaupt nicht mehr mit mir spricht.
Liegt das nun ein weiteres Mal nur an meinem Onkologen oder ist das doch ein Fehler im System? Der Radiologe Dr. ABC (leider nicht Dr. XY, den ich beim letzten Mal sehr nett fand) - vom Alter her könnte er mein Sohn sein und er sieht ein bißchen aus wie Richard David Precht - rügte mich nämlich, als ich ihn auf die immer noch ausstehende Ultraschalluntersuchung der Leber ansprach. Sinngemäß sagte er, Patienten sollten diese Arztbriefe, also solche, die von Facharzt zu Facharzt gehen, gar nicht erst lesen, sie verstünden sie sowieso nicht richtig und regten sich dann nur unnötig über alles mögliche falsch Verstandene auf.
Was sagt man dazu?
Hinzu kommt noch, daß ich diese Lebersache erstens mitnichten aus dem Arztbrief erfahren, sondern vielmehr mündlich von dem CT-Arzt gesagt bekommen habe, der offenbar die Philosophie eines möglichst niedrigen Informationsstands der Patienten als Grundlage für den optimalen Erhalt ihres Seelenfriedens nicht teilt. Und zweitens regte mich das keineswegs auf - oder jedenfalls sprach ich die Sache zumindest diesmal ganz unaufgeregt an -, ich wollte ja nur wissen, wann das denn gemacht werden soll und ob ich vielleicht selbst dafür aktiv werden muß, damit ich diesen Punkt irgendwann auch mal runter von meiner Liste bekomme.
Daraufhin erfuhr ich, es werde vielleicht gar nicht gemacht. Darüber entscheide die Tumorkonferenz.
Tumorkonferenz, aha. Vorher nie gehört. Noch so eine Sache, die man als Patient besser gar nicht erst erfahren soll?
Ich wollte also wissen, ob diese Tumorkonferenz denn schon gewesen sei, wenn das CT bereits einen Monat her ist. Offenbar ist davon auszugehen, daß sie schon war. In diesem Fall muß aber auch die Entscheidung, nichts zu machen, längst stattgefunden haben, aber erneut hielt niemand es für nötig, mir das mitzuteilen.
Somit wird die Liste meiner Fragen an den Onkologen, obwohl ich seit heute sogar mehrere Punkte streichen kann, nicht kürzer. Immerhin steht in dem Schreiben ja "Sonographische Korrelation empfohlen", also wenn man einer solchen Empfehlung nicht nachkommt, wird man sich ja irgendetwas dazu überlegt haben, und ich würde gerne wissen, was. Außerdem will ich natürlich auch noch wissen, was eventuell sonst über meinen Tumor so zusammenkonferiert wurde. Es ist ja immerhin mein verdammter Tumor, und ich will alles über ihn wissen einschließlich der Dinge, die die Spezialisten sich zu ihm so überlegen. Das macht also zwei neue Fragen anstelle der alten Frage.
Für einen einzigen Arztbesuch, von dem ich mir nichts weiter als Aufschlüsse darüber versprochen hatte, ob die Chemotherapie so anschlägt wie erhofft, waren das unerwartet viele überraschende Neuigkeiten. Ich habe allerdings darauf verzichtet, auch noch nach dem Titan-Clip zu fragen, weil ich dachte, das ist sicherlich auch so eine Sache, die ich nach Meinung der Halbgötter in Weiß als Patient nicht zu wissen brauche. Oder vielmehr: Erst dann, wenn mich die Chemo-Schwester wieder fragt, ob ich eigentlich schon wisse, daß ich nächste Woche einen Termin dafür habe. Ich nahm daneben an, daß die Entscheidung, ob und wann das gemacht wird, sowieso nicht von ihm getroffen wird. Und sieh an, wieder lag ich damit teilweise falsch: Dieser Clip soll, sofern er als erforderlich erachtet wird, gemäß der Empfehlung des Radiologen im Nachgang zu einem weiteren Ultraschall nach Ende des vierten Zyklus erfolgen. Das riecht mir verdächtig nach einer weiteren Tumorkonferenz als eigentlichem Entscheidungsträger, spätestens im Januar. Noch ein Grund, den Doc nach diesen Konferenzen zu fragen.
Den Ultraschalltermin hat die Chemo-Schwester mir heute dann gleich für Anfang Januar vereinbart. Hätte sich das vielleicht doch mit einem anderen, bereits feststehenden Termin "gebissen", hätte ich also noch beizeiten anrufen und das ändern können. - Über die vereinbarte Uhrzeit 8 Uhr 15 - was bedeutet, ich muß zu einer Zeit zum Bus, zu der ich normalerweise noch friedlich meinen Kaffe schlürfe - bin ich zwar nicht wirklich glücklich, aber meiner Erfahrung nach verkürzt ein möglichst früher Arzttermin die damit verbundene Wartezeit oft ganz erheblich, also spare ich mir vielleicht wenigstens einen Teil der üblichen halben Stunde, die ich dort erfahrungsgemäß sonst immer im Wartezimmer herumsitze. Und immerhin habe ich endlich mal das Gefühl, vernünftig planen zu können. Vielleicht lassen sich also die Anfangsschwierigkeiten beim organisatorischen Teil meines Problems mit den zu spärlich fließenden Informationen doch noch beheben.
Jetzt hoffe ich sehr, daß der neue Onkologe außerdem auch noch ein bißchen anders als sein Vorgänger tickt und sein Herrschaftswissen auch mit mir zu teilen bereit ist. Als er mir gestern bei der Blutabnahme über den Weg lief, konnte ich nicht anders, als seine Körpersprache (Mimik fiel wegen Maske natürlich flach) als Grundlage für eine - äußerst unwissenschaftliche - hoffnungsvolle Prognose auf Intuitionsbasis zu nutzen. Der Mann macht mir nämlich schon sehr viel mehr als sein Kollege den Eindruck eines energischen, zielbewußten und somit vermutlich vernünftigen und pragmatischen Menschen. Jetzt muß nur sein Kollege der Versuchung widerstanden haben, ihm so viele abschreckende Schauergeschichten über mich zu erzählen, wie ich der Blogleserschaft (und jedem anderen, der nicht vor mir davongelaufen ist ...) wiederum über ihn erzählt habe ...
Aber vorsichtshalber schaue ich mich trotzdem jetzt schon mal nach anderen in Frage kommenden Fachärzten in meiner Stadt um. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, daß das, was ich gerade erlebe, dem üblichen Standard in Onkologenpraxen entspricht, und womöglich halten speziell in dieser Praxis das ungeachtet dessen ja alle doch alle für normal? Für den Fall, daß das so wäre, möchte ich schon jetzt einen geordneten Rückzug irgendwohin vorbereiten, wo man als Patient mit einem etwas weniger respektlosen Umgang rechnen kann. (Ich schrieb bewußt nicht "mit einem respektvollen". Man möchte die Meßlatte ja im realistisch zu erwartenden Bereich halten //Sarkasmus off.)
Ich habe halt immer gerne einen Plan B, genau deshalb regt es mich ja so auf, daß ich über den Plan A der Medizinmühle, der ich mit nur wenigen eigenen Spielräumen ausgeliefert bin, so schlecht ins Bild gesetzt worden bin, daß ich jetzt schon wiederholt feststellen mußte, daß ich mit irgendetwas, das ich schon zu wissen glaubte, total falsch lag, was mir jedes Mal richtiggehend den Boden unter den Füßen wegzieht. (Bitte dies unter "Lebensqualität" verbuchen, Frau Professorin ...) Nicht zu unterschätzen sind auch die organisatorischen Schwierigkeiten, die mir damit ohne Not zugemutet werden - auch wenn ich davon ausgehen sollte, daß die allesamt sich gar nicht vorstellen könnten, daß ich keineswegs gerade ein halbes Jahr AOK-Urlaub mache, sondern arbeite, und das nicht zu knapp. Während des Oktobers sogar überdurchschnittlich viel. Die glauben bestimmt (und irrtümlich), ihre Übergriffe auf meine Zeitplanung seien dadurch voll gerechtfertigt, weil ich ja im Moment sowieso einen Haufen Zeit habe.
Glücklicherweise konnte ich bezogen auf den zweiten Teil der Chemotherapie, der im Januar beginnen soll, heute bei der Chemo-Schwester eine Informationslücke schließen: Ich werde tatsächlich neben der wöchentlichen Taxane-Verabreichungen (nur nannte sie es Taxol), mit beidem ist aber dasselbe gemeint, nämlich Paclitaxel, ein aus Eibennadeln oder -rinde gewonnener Wirkstoff, alle drei Wochen zusätzlich Trapuzumab und Pertuzumab als Antikörpertherapie (aka "Doppelblockade") verabreicht bekommen. Die Chemo-Schwester sagte überigens ebenfalls erst, mit den Namen der Antikörpermedikamente könne ich doch gar nichts anfangen. Ich antwortete, sie solle mich nicht unterschätzen, ich hätte meine Hausaufgaben längst gemacht, soweit ich die zugehörigen Informationsgrundlagen hätte, und nur die fehlten mir bezüglich der Namen der Wirkstoffe bis auf weiteres noch, und so schrieb sie sie mir am Ende auf.
Die gute Nachricht zum Schluß: Nach zwei Chemo-Sessions ist der (größere) Tumor in der Tat kleiner geworden. Das sah ich sogar mit bloßem Auge, und Richard David Prechts Wiedergänger bestätigte diesen Eindruck: "Ein bißchen" sei er kleiner geworden, ungefähr in dem Maße, wie man das nach nur zwei Chemos erwarten könne. Ich hatte ihn als "ein bißchen über zwei Zentimeter Durchmesser" in Erinnerung, hier wurden nun in seiner äußersten Ausdehnung 2,6 Zentimeter als Ausgangswert angegeben ... aber natürlich war der Tumor auch nicht kreisrund, sondern elliptisch. Jetzt mißt er an seiner ausgedehntesten Stelle nur noch 2,3 Zentimeter. Hört sich nicht nach einer weltbewegenden Entwicklung an, scheint aber im Rahmen des Normalen nach den ersten zwei Chemos zu sein. Außerdem hat er auch seine Form verändert, und ich nehme dem Augenschein nach an, in 3-D-Angaben über sein Volumen wäre die Schrumpfung ein bißchen höher ausgefallen, als sie mit dieser Meßmethode erscheint.
Obwohl der unsympathische Precht-Wiedergänger (noch eine Ähnlichkeit ...) das in sehr ungehaltenem Ton ins Reich der Märchen verwies, bin ich mir außerdem immer noch nicht sicher, ob und wieviel der Tumor zwischen der Mammographie (28.9.) und dem Beginn der Chemotherapie (13.10.) noch weitergewachsen ist. In einer Studie, die ich erst wieder suchen müßte - und darauf habe ich gerade keine Lust -, haben sich der schnellstwachsenden Tumoren innerhalb von knapp über einen Monat von einem auf zwei Zentimeter verdoppelt. Ein Anwachsen von 2,6 Zentimeter auf, sagen wir, 3, innerhalb von 14 Tagen scheint mir bei einem Turbo-Monster wie dem, was ich habe, da nicht von vornherein abwegig.
Daß die Schwellung nach der Biopsie tatsächlich 14 Tage lang in vollem Umfang angehalten haben soll, kann ich mir außerdem auch nicht so richtig vorstellen, auch wenn ich zur Frage, wie lange der Heilungsprozeß dauert, im Web keine Informationen finden konnte (vermutlich bin ich nicht auf die besten Suchbegriffe gekommen). - Vor der Biopsie war der (größere) Tumor außerdem noch nicht ertastbar bzw. wahrscheinlich eher: noch so unauffällig, daß ich schon hätte wissen müssen, wo ich suchen muß, um ihn zu finden - denn natürlich habe ich, auch am Morgen vor der Mammographie, gelegentlich meine Brust abgetastet, seit ich die geschwollenen Lymphknoten bemerkt hatte.
Update am 30.11.22, weil mir das in der Nacht noch durch den Kopf ging:
Ich glaube, der nächste Ultraschall wird deutlicher zeigen, ob der Arzt in dieser Sache näher dran war oder ich. Angenommen, der Tumor wäre in den zwei Wochen zwischen der Mammographie und der ersten Chemo nicht gewachsen, wäre er in zwei Zyklen um 3 Millimeter geschrumpft, das entspricht ungefähr 11 Prozent der Ursprungsgröße. (Klammern wir die Frage nach dem Volumen, bei dem die Schrumpfung größer ausgefallen sein könnte, einmal aus, weil es dazu ja keine Nachweise gibt.) Angenommen aber, er wäre in dieser Zeit von 2,6 auf 3 Zentimeter gewachsen, wie mir das möglich erscheint, dann wäre er um 7 Millimeter geschrumpft, das wären dann 22 Prozent.
Was von beidem eher zu vermuten ist, sollte sich wohl bis zu einem gewissen Grad aus der Tumorgröße nach dem vierten Zyklus ableiten lassen. Falls der Tumor Anfang Januar 2 cm plusminus 1 mm groß ist, hat der Radiologe wohl recht. Falls er 1,6 cm plusminus 1 mm (oder, man wird ja wohl noch träumen dürfen, noch weniger) messen sollte, dürfte ich näher dran sein.
Mir kam das Ding nämlich nach der Biopsie wirklich riesig vor, zumal gemessen daran, daß ich zuvor überhaupt nichts hatte ertasten können. Es war nun aber nicht nur ertastbar, sondern bildete sogar eine sichtbare Ausbeulung. Und diese Beule wurde mehr als zwei Wochen lang überhaupt nicht kleiner. Die erste Veränderung bemerkte ich an Tag 6 nach dem ersten Chemo-Zyklus.
Daß der Precht-Lookalike außerdem behauptete, auch meine geschwollenen Lymphknoten seien "ein bißchen" geschrumpft, schien mir erst eine erhebliche Untertreibung, denn die Schwellung ist extrem viel kleiner geworden. Aber um die Schwellung geht es ja nicht, sondern um den Befall mit Krebszellen, und ich habe irgendwo ja schon beschrieben, daß die sehr deutliche Verkleinerung der Schwellung nach nur einer einzigen Nacht mit erhöhtem nächtlichen Harndrang verbunden war. Diese Schrumpfung hat bestimmt vor allem etwas damit zu tun, daß ein Teil der Verteidigungstruppen vom Immunsystem abgezogen wurde - oder vielleicht auch: sich abgesetzt hat bzw. von der Chemo mit derselben Rücksichtslosigkeit plattgemacht wurde wie die Krebszellen? Immerhin fährt mir die Chemo ja auch das Immunsystem herunter.
Es war also nur ein Teil der ursprünglichen Größe auf Krebsbefall zurückzuführen, aber ein beträchtlicher weiterer Teil ist auf andere Weise plausibler erklärt. Da haben wir wohl einfach aus unseren jeweiligen Perspektiven aneinander vorbeigeredet. Indem ich hier das hier eingestehe, möchte ich dem Philosophendouble ein Stückchen Gerechtigkeit widerfahren lassen: Vermutlich hat er in diesem Punkt recht und ich hatte unrecht. Obwohl es trotzdem nicht nötig gewesen wäre, mich dermaßen aggressiv anzubelfern. Eine einleuchtende Erklärung hätte ich ja auch von ihm mit Interesse vernommen und mir dann die Mühe sparen können, selbst auf sie kommen zu müssen.
Ach ja, und die zweite gute Nachricht gab es beim Nachmittagskaffee mit meinem Mann, dem ich das alles natürlich gleich brühwarm erzählt habe. Dem fiel nämlich eine so einleuchtende Erklärung für die unklare Stelle an meiner Leber ein, daß ich sie sofort für richtig gehalten habe: Das muß natürlich die Stelle sein, wo mir meine Gallenblase herausoperiert wurde. Ärgerlich, daß mir das nicht selbst eingefallen ist. - Wenn ich mich bei gar zu vielen Irrtümern und übersehenen Erklärungen für Detailfragen ertappe, bekomme ich womöglich noch Komplexe. 😳 Aber andererseits: Umgekehrt geht es meinem Mann oft genauso, daß er auf Erklärungen von mir, die ihm auf Anhieb einleuchten, selbst nicht gekommen wäre. Wir ergänzen uns ziemlich gut, abgesehen davon, daß wir uns außerdem auch noch lieben. 💏
Hm. Soll ich das jetzt von der Liste meiner Fragen an den neuen Doc vielleicht ebenfalls streichen? Ich glaube, ich kann die zwei neuen Fragen mindestens wieder in eine eindampfen, nämlich was es mit dieser Tumorkonferenz auf sich hat. Nebenbei kann ich ja dann noch die Gallen-OP als mögliche Erklärung für das, was im CT an der Leber zu sehen war, erwähnen und dabei die Frage stellen, was denn die Gründe für die Entscheidung der Tumorkonferenz waren, es nicht zu untersuchen. Waren sie vielleicht selbst auf diese Erklärung gekommen, und wenn ja, wie?
***
Zum letzten Blogartikel über die Stellungnahme zum Fasten als Begleitung einer Chemotherapie noch ein Nachklapp: Schon vor einiger Zeit habe in einem ernährungsmedizinischen Blog eine gute Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse (allerdings auf dem Stand von 2019) zu diesem Thema gefunden (auch wenn ich meine eigene Analyse noch besser finde, aber die hatte ich damals noch nicht geschrieben) und mich dort zu einem Kommentar hinreißen lassen (ganz nach unten scrollen). Wie alle Ernährungsmediziner fand der Autor Professor Martin Smollich nämlich die Risiken des Fastens höher, als sie es meiner Meinung nach sind (insbesondere bezogen auf die Frage einer möglichen Mangelernährung), und natürlich braucht man auch seiner Meinung nach unbedingt eine ernährungsmedizinische Begleitung, wenn man sich auf so etwas einlassen will. Andererseits kann man seinem Blogartikel entnehmen, daß er die Wirkung des Fastens bei einer Chemotherapie längst nicht so negativ sieht wie die Frau Professorin Hübner und ihre Mitautoren, und mir gefiel an dem Text, daß er eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema einschließlich einer ebenfalls ernst gemeint klingenden Abwägung enthält, auch wenn mir dabei die Patientensicht fehlte und seine Schlußfolgerungen von meinen natürlich erheblich abweichen.
Weil ich diesen Blogartikel zufällig fand, als ich mich vergeblich darum bemühte, irgendwelche Hinweise darauf zu finden, ob es zum Fasten und der Bestrahlung auch irgendwelche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, dachte ich, das könne ich jemanden wie ihn doch mal fragen. Aber eine Sache, die mir besonders aufstieß, wollte ich zu seinem Text außerdem auch noch anmerken ... und dann wurde es, wie bei mir dummerweise keine Seltenheit, doch wieder ein halber Roman:
Sehr geehrter Professor Smollich,
schöne und übersichtliche Zusammenfassung. Danke dafür – auch wenn ich mir das meiste davon inzwischen schon anderswo angelesen hatte und also fast alles schon kannte. Womit ich aber Schwierigkeiten habe, ist Ihre Mahnung, solche Experimente professionell ernährungsmedizinisch und onkologisch begleiten zu lassen. Denn dann können es wohl die meisten Interessierten ja sowieso nur noch bleiben lassen. Beim Fasten scheint der Onkologe an und für sich – so mein Eindruck bei Google-Recherchen – nämlich massive Berührungsängste zu haben.
Das wirft aber die Frage auf, warum so viele Patienten, die Interesse hätten, es damit zu versuchen, nur aus diesem einen Grund darauf verzichten müssen, obwohl es – normalen Ernährungsstatus und Einhalten ein paar simpler Grundregeln vorausgesetzt – nach menschlichem Ermessen überhaupt nicht riskant ist, während auf der anderen Seite ein möglicherweise hohes Potential eines echten gesundheitlichen Nutzens besteht. Mir leuchtet hier der Kosten/Nutzen-Aspekt aus Patientensicht nicht ein.
Potential, keine Garantie, schon klar. Vielleicht beträgt die Wirkung also auch nur Null. Aber sogar dann hätte man dafür mit minimalen Vorsichtsmaßnahmen, die eigentlich nicht mehr als normalen Alltagsverstand benötigen, ja trotzdem auch nur einen Preis von Null bezahlt. Und meine persönliche Erfahrung – derzeit zweiter Chemo-Zyklus – spricht außerdem eher für eine Wirkung von deutlich über Null. Mindestens bei den Nebenwirkungen, bei der Wirkung auf den Tumor selbst traue ich mir einstweilen noch kein Urteil zu. Ich bin zwar nicht blöd, aber trotz allem Laie und bemühe mich, mir meiner Grenzen bewußt zu bleiben.
Mein Onkologe hat sich in der Frage des Fastens als völlig unzugänglich erwiesen, bis hin dazu, daß er sich regelrecht geweigert hat, es auch nur zur Kenntnis zu nehmen, daß ich ungeachtet seines dringenden, ja geradezu panischen Abratens trotzdem um die Chemo herumfasten würde – nachdem es mir trotz aller Mühe nicht gelungen war, ihm ein überzeugendes Gegenargument zu entlocken, bis er das Gespräch kurzerhand abbrach und mich nebenbei auch noch mit einem ganzen Sack weiterer unbeantworteter Fragen stehenließ.
Ja, ich denke gerade ernsthaft über einen Arztwechsel nach. Aber was hilft mir das in der Frage des Fastens, bei der ja offenbar bis zu einem gewissen Grad fast alle Onkologen so ähnlich ticken, nur allenfalls etwas weniger extrem? Ist die vielleicht von vornherein aussichtslose und zeitraubende Suche nach einer eventuellen Ausnahme ausgerechnet in meiner an Onkologen nicht gerade armen Stadt wirklich diese Mühe wert? Bis zu einem abschließenden Ergebnis wäre ich mit der Chemotherapie wahrscheinlich längst durch. Und habe ich momentan außerdem nicht schon mehr als genug anderes am Hals?
Ich traue mir die Sache mit dem Fasten auch ohne einen Arzt zu, weil ich reichlich Vorerfahrungen mit Intervallfasten zur (nachhaltig erfolgreichen) Gewichtsreduktion habe, ebenfalls ohne professionelle Hilfe, weil Fasten mir geradezu lächerlich leicht fällt und weil ich die von Ihnen so übersichtlich und gut zusammengefaßte Literatur nach bestem Wissen und Gewissen (immerhin geht es um mein eigenes Überleben, das nehme ich schon ernst!) ausgewertet und an meine Situation angepaßt habe. Ich weiß ja schon lange, was mir beim Fasten bekommt und was nicht, also habe gerade ich dafür die bestmöglichen Voraussetzungen.
Meine Meinung ist außerdem: Jede vermiedene Nebenwirkung kann doch auch eine vermiedene Zellschädigung im gesunden Gewebe bedeuten, die ich andernfalls nicht vermeiden würde, mit allen gesundheitlichen Risiken, die damit wieder einhergehen. Was ist aus onkologischer Sicht dann aber besser daran, diese Risiken dennoch einzugehen? Für meinen bescheidenen Laienverstand geht diese Rechnung beim besten Willen nicht auf.
Klar wäre mir ein ärztlicher Begleiter, der mich über die Wirkung meines Tuns auf meine Gesundheit ausweislich der Daten auf dem Laufenden hält, mir damit eventuell nützliche steuernde Eingriffe im Detail ermöglicht oder mich im Extremfall mit überzeugenden Argumenten vielleicht ja doch noch von einem Abbruch überzeugt und der vielleicht – man wird ja noch träumen dürfen – sogar ein kleines bißchen Interesse an meinen praktischen Erfahrungen aufbringt, eigentlich lieber gewesen, aber backen kann ich ihn mir halt auch nicht. Also mache ich, was ich gerade mache, eben auf eigene Verantwortung und halte das auch für das geringere von zwei Risiken, unter denen ich auszuwählen hatte.
Danke für das geduldige Lesen. Ich fürchte, ich habe mich bei meiner Grundsatzrede ein bißchen hinreißen lassen. Dabei ging es mir doch eigentlich vor allem um eine konkrete Frage, von der ich hoffe, daß Sie mir weiterhelfen können: Über Fasten im Zusammenhang mit Bestrahlung – die ja auch noch auf mich zukommt – habe ich im großen weiten Web bislang noch gar nichts Erhellendes gefunden. Komisch, eigentlich bin ich sonst ganz fit in solchen Recherchen. Fehlen mir die richtigen Suchbegriffe? Oder ist meine Frage aus irgendwelchen Gründen so abwegig, daß vor mir wirklich noch nie jemand auf die Idee gekommen ist, sich für die Wirkung von Fasten (evtl. ja auch in viel kürzeren Intervallen) auf Bestrahlungsnebenwirkungen zu interessieren?
Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie dazu etwas wüßten!
Herzliche Grüße und schon im voraus vielen Dank
Perditax
Was mich beim Wiederlesen meines Leserbriefs jetzt freilich ins Grübeln bringt, ist die Frage, ob ich den Faktor "Blinder Aktionismus des Patienten" in der Frage des Fastens nicht vielleicht doch unterschätze, nur weil ich selbst nicht vom blinden Aktionismus befallen bin, sondern sehr genau weiß, was ich mache und warum ich es mache. Sollte der von Prof. Smollich heraufbeschworene Fall, daß jemand in der Annahme, seinen Krebs "aushungern" zu können, es mit dem Fasten so sehr übertreibt, daß tatsächlich ein Gesundheitsrisiko daraus entsteht, realistisch sein?
Spontan hätte ich das für einen seltenen und leicht vermeidbaren Fall gehalten, aber in Gesundheitsfragen ist den Leuten natürlich alles und dessen jeweiliges Gegenteil zuzutrauen - und ebenso, daß sie es dabei gerne nach dem Prinzip "Viel hilft viel" maßlos übertreiben und damit am Ende nur Schaden anrichten. Mir fiel dazu Steve Jobs ein, aber ebenso der Fanatismus mancher Low-Carb-Jünger beim Vermeiden auch noch des letzten vermeidbaren Kohlehydrats. Sicherlich sind gerade Onkologen (und Ernährungsmediziner) auch häufig damit beschäftigt, ihren Patienten zweifelhafte Alternativ-Heilmittel wieder ausreden zu müssen, von denen sie im Internet, in ihrer Fernsehzeitschrift oder von der besten Freundin erfahren haben und es aufgegriffen haben, weil sie halt irgendwie daran glauben wollen, daß es besser wirkt als die schulmedizinische Herangehensweise. Speziell beim Fasten halte ich es aber anstelle einer "engmaschigen Betreuung" durch Ernähungsspezialisten - deren Vorwissen zum Fasten ohnehin meistens kläglich ist - für völlig ausreichend, wenn der behandelnde Arzt (im Falle einer Krebserkrankung also der Onkologe) ein paar Basics über die praktische Anwendung des Fastens weiß und sie weitervermitteln kann - wie er sie übrigens am leichtesten erfahren kann, wenn er einfach die bereits fastenerfahrenen unter seinen fastenwilligen Patienten fragt.
Hat sich die Wissenschaft (TM) eigentlich schon mal mit der Frage befaßt, wie hoch der Anteil der Patienten ist, die eine potentiell gefährliche alternativmedizinischen (Neben-)Behandlung machen wollten, durch dramatische Warnungen ihres Arztes mehr profitierten als durch dessen pragmatisches Angebots, den Patienten bei der alleinigen oder supplementierenden Umsetzung schulmedizinisch zu begleiten und bei negativen Wirkungen rechtzeitig zu warnen und erforderlichenfalls gegenzusteuern?
Als fachliche Lektüre zum Einlesen über die Wirkung von Fastenintervallen, die sich über mehr als 36 Stunden erstrecken (wer kürzere Intervalle für gefährlich hält, der scheint mir von irrationalen Ängsten geplagt, die man einfach ignorieren kann), auf die von Onkologen als kritisch betrachteten Bereiche bei gesunden Fastenden wäre vielleicht u. a. dies hier geeignet, obwohl es dabei um das von mir ausdrücklich nicht sonderlich geschätzte Buchinger-Fasten geht (mit einer täglichen Kalorienzufuhr von ca. 250 kcal). Es gibt bestimmt noch eine Menge Studien über die generellen Risiken des Fastens für Gesunde, auch wenn ich um diese Tageszeit nicht mehr nach ihnen suchen will. Auch wenn mir klar ist, daß die Krebserkrankung wie auch die Chemotherapie natürlich zusätzliche Probleme aufwerfen, die dazu ergänzt werden müßten, sollten doch manche Bedenken auf diese Weise bereits im Vorfeld dessen gegenstandslos werden können. Speziell zur eingegrenzten Frage, warum Frauen mit Brustkrebs sich dazu entscheiden, zu fasten, würde man im Volltext dieses Abstracts vielleicht Interessantes herausfinden können - und dies vielleicht auch bei der Frage mit einbeziehen, wann Fasten welche Auswirkungen auf die Lebensqualität hat und bei welchen Grundannahmen und Herangehensweisen der Patientinnen das Risiko durch Fasten höher und bei welchen niedriger ist. Die Annahme, daß alle nur irgendwelche irrationalen Gründe haben oder auf Scharlatane hereingefallen sein müssen und man deshalb besser weiß als sie, ob ihr Vorhaben gut oder schlecht ist, ist nämlich selbst irrational.
Komischerweise stieß ich auf diese interessant klingende Studie bei keiner Suche nach Fasten bei Chemotherapie, obwohl ich mehrere durchführte, sondern bei der Suche nach Studien zu den Risiken des Fastens allgemein. Ich muß wirklich dringend meinen Bibliotheksausweis erneuern lassen. Aber außerdem wundere ich mich manchmal schon über die Algorithmen bei Google, die mir solche Quellen nicht einfach freiwillig liefern, wenigstens auf Seite 15 der Treffer oder so. Manchmal findet man die beste Quelle zu seiner Frage nämlich wirklich erst auf Seite 15 oder noch später. Das habe ich übrigens auch nicht herausgefunden, indem ich nach den zugehörigen Erkenntnissen in wissenschaftlichen Studien darüber gesucht habe, sondern aufgrund von Erfahrungswerten in meiner Eigenschaft als hartnäckiger Recherchierer.
Ich halte viel von Erfahrungswerten. Schade, daß die Erfahrungswerte ihrer Patienten von so vielen Ärzten anscheinend für mehr oder weniger bedeutungslos gehalten werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen