Mein Gewicht heute früh: 81,5 Kilogramm – neues Tiefstgewicht. Aber ich fürchte, das ist neuerdings zur Nebensache geworden – jedenfalls bis auf weiteres. Denn wer sich wegen meiner langen Blogpause womöglich Sorgen gemacht haben sollte, hatte tatsächlich einen Grund dafür. Wie sich herausstellte, habe ich nämlich zwar weder die Pest noch Maul-und-Klauen-Seuche. Aber den Brustkrebs, den habe ich leider wirklich. Tja. Hat mein Hausarzt (der mir später gestand, sofort gewußt zu haben, was ich da habe, aber das böse K-Wort vor einer gesicherten Diagnose nicht habe aussprechen wollen) also zum dritten Mal auf Anhieb präzise die richtige Diagnose gewußt. Ich nehme also meine irritierte Skepsis aus meinem Post direkt nach meinem Besuch bei ihm wieder zurück und ziehe stattdessen den Hut vor ihm.
Die gesicherte Diagnose erhalten habe ich am Mittwoch, 5. Oktober. Danach ging alles rasend schnell, und das ist der Grund, warum ich mich so lange nicht gemeldet habe. Mich in tiefe Depression versunken und mit meinem Schicksal hadernd (womöglich sogar hadernd mit eigenen Entscheidungen, die möglicherweise in Zusammenhang mit einer Krebserkrankung stehen könnten) muß man sich also nicht vorstellen. Erstens bin ich dafür einfach nicht der Typ. Ich denke gerade in Krisen immer handlungs- und lösungsorientiert, und obwohl eine Krebsdiagnose natürlich die ultimative Prüfung für das Konzept „Was ich nicht ändern kann, darüber rege ich mich gar nicht erst auf“ darstellt, habe ich zweitens diese Prüfung, glaube ich, ganz gut bestanden.
Ich bin gerade am Überlegen, die grandiose Serie "Breaking Bad" noch einmal anzuschauen, sobald ich die nötige Zeit dafür finde, weil mir die gerade viel durch den Kopf geht. Kürzestfassung: Der Chemielehrer Walter White, ein netter, harmloser Kerl und gerade deshalb von Freund, Feind und Familie mit einer Art milden Verachtung behandelt, erhält die Diagnose Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium, hat plötzlich nichts mehr zu verlieren, aber dafür ein Problem mit der Frage, wie er seine Familie - seine schwangere Frau und seinen halbwüchsigen behinderten Sohn - nach seinem Ableben finanziell absichern soll, und entdeckt sein Talent, erstens das beste Crystal Meth der Stadt herzustellen, aber außerdem auch, daß jemand, der nichts mehr zu verlieren hat, auch keinen Grund mehr hat, sich vor irgendwas zu fürchten. Was ihn unter dem Aliasnamen "Heisenberg" im Lauf der Zeit zu einer zunehmen gefürchteten, aber interessanterweise auch - und das zum ersten Mal in seinem Leben - ernsthaft respektierten Unterweltgröße macht.
Auch wenn ich nicht die Absicht habe, nun kriminell zu werden, und außerdem rein statistisch gesehen noch lange keinen Grund habe, mit meinem baldigen Ableben zu rechnen, ist es jedenfalls kaum ein Fehler, sich nicht mit unnötigen Ängsten aufzuhalten. Ich habe mir diese Krankheit nicht gewünscht, aber da ich sie nun einmal habe, soll sie sich mir ruhig auch ein bißchen nützlich machen. Denn interessiert habe ich mich für Krebs und dessen Entstehung ja schon länger, also werde ich mich mit meinem speziellen Krebs auf die Weise befassen, die mir liegt, nämlich als eine intellektuelle Herausforderung in Tateinheit mit einem zu lösenden praktischen Problem. Mein Name sei also Heisenberg, denn wie Walter White in der Serie mache ich damit jedenfalls das, was ich gut kann und worauf ich auch neugierig bin. Und das, scheint mir, ist auch ein guter Grund, dieses Blog fortzusetzen. Ich bin auch guten Mutes, daß ich keine so langen Pausen mehr einlegen muß, denn den Faden im Blog wieder aufzunehmen, bedeutete jetzt auch, daß ein weiterer Teil des Rückstaus an zu erledigenden Dingen sich endlich aufgelöst hat. Eigentlich hätte ich nämlich schon viel früher was schreiben wollen, nur ließ es sich beim besten Willen nie zwischen die viel dringenderen Erfordernisse hineinzwängen.
Nicht zuletzt werde ich auch deshalb weiterbloggen, obwohl meine Prioritäten sich natürlich nun deutlich verschoben haben, weil ich im Laufe der letzten vier bis fünf Wochen einige Aha-Erlebnisse hatte und schon recht häufig dachte: „Das verrät einem kein Mensch, bevor man selber Krebs bekommt!“ – und das, dachte ich, sollte auch für andere Leute deshalb interessant zu wissen sein. Außerdem spielt bei meinem Umgang mit meiner Erkrankung natürlich das Fasten weiterhin eine Rolle, wenn auch bis auf weiteres nicht mit dem Ziel einer Gewichtsabnahme (das neue Tiefstgewicht heute war deshalb für mich selbst eine kleine Überraschung, gerechnet hatte ich damit eigentlich nicht).
Die erste einschneidende Veränderung bei meiner Krebserkrankung war der sofort nach der Diagnose auftretende akute Zeitmangel. Zum Glück war ich so schlau gewesen, schon die sieben Tage davor, also nach der Mammographie und der direkt im Anschluß erfolgenden Biopsie, einige Baustellen auf meinem Schreibtisch zu beseitigen, die ein echtes Problem hätten werden können, falls ich sie weiter verschoben hätte. Das lag vor allem daran, daß ich schon beim Anblick der Mammographie gedacht hatte: „Schöner §“§$&%!§. Das kann eigentlich fast nichts anderes als Krebs sein!“, und die Ärztin bestätigte mir das auf meine Nachfrage. Als Zweitmeinung befragte ich Tante Googles Bildersuche nach den häufigsten Nicht-Krebs-Varianten und stellte dabei fest, daß die alle in einer Mammographie ziemlich deutlich anders aussehen als das, was bei mir zu sehen war. Also verbrachte ich die sieben Tage bis zur Bestätigung damit, mich mit dem Gedanken vertraut zu machen, daß ich höchstwahrscheinlich Krebs hatte. Und das war eigentlich unangenehmer als die spätere Bestätigung, zumal Murphys Gesetz auch noch dafür sorgte, daß ich ausgerechnet in dieser Phase über besonders viele Auftragsanfragen, aber auch private Vereinbarungen entscheiden sollte, bei denen ich die Anfragenden nur hinhalten konnte, weil ich ja noch gar nicht so genau wußte, wie es weitergehen würde.
Das Abarbeiten der besonders wichtigen Baustellen hielt mich immerhin in dieser unangenehmen Phase gut genug beschäftigt, um nicht in sinnlose Grübeleien zu verfallen. Eingeweiht habe ich in dieser Zeit, in der noch keine Bestätigung vorlag, nur meinen Mann, meinen Sohn und meine bewährten Krankheits- und Urlaubsvertreterinnen, weil wir zufälligerweise in dieser Phase sowieso einen Mädels-Abend vereinbart hatten und weil mir bei aller Unsicherheit klar war: Auch wenn das, was ich da hatte, wider alle Erwartung kein Krebs sein würde, dann würde es jedenfalls operiert werden müssen, ich würde also in jedem Fall für ein paar Tage eine Vertretung brauchen.
Nachdem die Biopsie aber das erwartete Ergebnis erbracht hatte, begann sofort der Spagat zwischen dem bislang noch an Normalbetrieb angepaßten Alltag und den nun schnellstmöglich erforderlichen diversen zusätzlichen Untersuchungen und Vorbereitungen für die Therapie. Zwischen dem 5.10., der Besprechung der Laborbefunde, und dem 13.10, dem Beginn meiner Chemotherapie, war ich täglich auf Achse, verbrachte eine Menge Zeit wartend in Arztpraxen und Kliniken vor Untersuchungen und Besprechungen, unterschrieb unzählige Datenschutzerklärungen und andere Papiere (aber übersah dabei glücklicherweise dennoch das eine Dokument nicht, das ich mich dann zu unterzeichnen weigerte, weil ich damit nämlich, nur geringfügig überspitzt gesagt, mein Einverständnis dazu erklärt hätte, daß meine Port-Operation live auf Facebook übertragen werden dürfte), ließ mir einen Port legen – eine Art „Chemotherapie-Pipeline“ – und alles mögliche mehr. Daneben mußte ich außerdem all jene Familienmitglieder, Freunde etc. informieren, die noch nicht Bescheid wußten, obwohl ich grundsätzlich fand, daß sie Bescheid wissen sollten. Und das fraß auch eine Menge Zeit, vor allem, weil die Informierten dann zu meinem Verdruß wieder andere informierten, die glaubten, mich daraufhin auf der Stelle anrufen und mir stundenlang das Ohr abkauen zu müssen … als ob ich in meinem schweißtreibenden Hamsterrad ausgerechnet in dieser Phase jemanden gebraucht hätte, der mir meine knappe Zeit noch mehr verknappt, indem er mir seine Betroffenheit zum Ausdruck zu bringen versuchte. (Ich glaube, die Frage, wie man sich gegenüber jemandem empfehlenswerterweise verhalten sollte, der gerade eine Krebsdiagnose bekommen hat, wäre fast einen eigenen Blogartikel wert, vieles davon hätte ich nämlich vor der Diagnose auch nicht gewußt.) Zwischendurch mußte ich aber auch noch meine laufenden Aufträge abarbeiten, meinen Haushalt am Laufen halten und mich mit ein paar unerwarteten anderen Themen befassen, die natürlich gemäß Murphys Gesetz ebenfalls dazukamen.
Ein bißchen hatte ich natürlich schon vorher über Brustkrebs recherchiert und aufgrund meiner Lektüre erwartet, daß am Anfang meiner Behandlung selbstverständlich eine Operation stehen würde. Der Tumor war laut Mammographie ja mit einem Durchmesser von 2 cm ziemlich klein. Aber wann wäre bei mir jemals etwas gewesen wie bei anderen Leuten? Mein Tumor, hat die Biopsie ergeben, zählt zu einer 15-prozentigen Minderheit unter den Mammakarzinomen und unterscheidet sich von der Mehrheit der Tumoren dadurch, daß er „triple-negativ“ ist. Das bedeutet konkret, daß alle Behandlungs-Ansätze, die ein gemeinsames Merkmal der Tumorzellen anzugreifen versuchen (beispielsweise hormonell), bei mir nicht funktionieren werden, weil meine Tumorzellen sich durch große Unterschiedlichkeit auszeichnen. Irgendwann werde ich zu dieser zwar nicht absolut seltenen, aber doch etwas ungewöhnlichen Krebsvariante vielleicht noch mal in einem weiteren Blogartikel weiter ausholen, aber vorher sollte ich wohl noch ein bißchen mehr darüber recherchieren. Denn bislang habe ich mich dafür auf das Allernötigste beschränken müssen.
Die Kurzfassung dessen, was ich darüber weiß:
Die schlechte Nachricht: Solche Tumoren sind erstens sehr aggressiv, wachsen also auch sehr schnell, und die Wahrscheinlichkeit, in fünf Jahren noch zu leben, ist im Vergleich zu den anderen Varianten deutlich niedriger.
Die gute Nachricht: Gerade weil sie so aggressiv sind, ist die Wirkung von Chemotherapie erheblich stärker als bei allen anderen Brustkrebs-Arten: Chemotherapie wirkt, weil sie zwar alle Zellen unterschiedslos angreift, die gerade im Begriff sind, sich zu teilen. Aber Krebszellen teilen sich schneller als die meisten gesunden Körperzellen. Und bei triple-negativem Brustkrebs teilen sie sich noch schneller als bei anderen Brustkrebs-Varianten. Deshalb ist es mittlerweile Standard, nicht nur wie früher große Tumoren, sondern diese Sorte immer auch unabhängig von ihrer Größe vor einer Operation chemotherapeutisch zu behandeln. Bei mehr als der Hälfte aller triple-negativen Patientinnen, die vor der Operation mit Chemotherapie behandelt wurden, ist zum OP-Zeitpunkt der Tumor schlicht nicht mehr vorhanden. Und dann ist die weitere Prognose sehr gut.
Jedenfalls dann, wenn der Krebs nicht gestreut hat.
Ob das auf mich zutrifft, war ich anfangs etwas unsicher, denn tatsächlich sind meine geschwollenen Lymphknoten in der Achsel ja auch bereits von Krebszellen befallen, sonst wären sie ja nicht angeschwollen. Es stellte sich dann aber heraus: Das zählt dann zwar als Metastasen, aber das Geschehen gilt immer noch als räumlich begrenzt und bedeutet nicht dasselbe wie Metastasen, die sich an anderer Stelle bereits ausgebreitet haben.
Die ungünstige Prognose bei triple-negativem Brustkrebs kommt wohl vor allem daher, daß der Tumor oft rasend schnell wächst und deshalb oft erst so spät entdeckt wird, daß solche Metastasen bereits entstanden sind. Mein schlaues Immunsystem, hiermit sage ich ihm meinen Dank, hat mir wohl den Arsch gerettet, indem es mich rechtzeitig durch die angeschwollenen Lymphknoten auf die Sache aufmerksam gemacht hat - denn ein Knoten in der Brust, nach dem ich selbstverständlich sofort und spontan gesucht hatte, war auch zum Zeitpunkt der Mammographie nocht nicht zu ertasten, jedenfalls nicht, wenn man nicht ganz genau wußte, wo man exakt danach suchen mußte. Und der Knoten in der Brust ist außerhalb der Früherkennungs-Screenings das übliche Alarmsignal, das einen zu weiteren Untersuchungen veranlaßt.
Apropos Früherkennung: Ich bin ja nie zur Früherkennung gegangen, aber es ist so unwahrscheinlich, daß bei meinem letzten ausgelassenen Screening-Termin letzten Sommer schon irgendetwas von meinem schnellwachsenden Turbokrebs erkennbar gewesen wäre - ab 5 Millimeter Durchmesser ist ein Tumor erkennbar und 20 Millimeter hatte er bei mir -, im Grunde bestätigt mir die Sache sogar, daß ich damit im Prinzip richtig lag. Falls ich durch einen glücklichen Zufall doch schon in einem frühen Stadium in die gleiche Krebs-Behandlungsmühle geraten wäre, in der ich jetzt für lange Zeit stecken werde, wäre dem Vorteil einer früheren Behandlung der Nachteil gegenübergestanden, daß ich nie wirklich sicher hätte sein können, ob eine Behandlung wirklich nötig ist. So habe ich jedenfalls ein Jahr lang noch das Gefühl mitnehmen können, mich gesund zu fühlen. Und wahrscheinlicher ist es tatsächlich, daß ich mit diesem Gefühl auch aus dem Screening herausgegangen wäre, weil letztes Jahr vermutlich noch gar nichts entdeckt worden wäre.
Ich lag also falsch, als ich dachte, der geschwollene Lymphknoten – den ich auch im Blog mal erwähnte – hätte mit der ständig erforderlichen Bekämpfung von Infektionen über den Sommer hinweg zu tun. Aber ein Zusammenhang mit den Infektionen bestand dennoch insofern, als mein Immunsystem offenbar genau wußte, daß Feld-Wald-Wiesen-Erkältungsviren eine deutlich niedrigere Priorität haben als die Bekämpfung von wanderlustigen Krebszellen.
Um jetzt aber nicht für völlig verblödet gehalten zu werden, weil ich mit Krebs trotz der geschwollenen Lymphknoten so gar nicht gerechnet hatte: Eine Erstrecherche bei Quellen wie Netdoctor ergab, daß alle einschlägigen Seiten in so einem Fall etwaige Krebsängste zu zerstreuen versuchten und schrieben, daß in der Regel eine Infektion die Ursache wäre. Die Infektionserklärung schien mir außerdem plausibel, weil ich vor ein paar Jahren auch schon mehrmals wiederkehrend am Hals das Problem mit den anschwellenden Lymphknoten hatte, als meine Mandeln mir eine Zeitlang immer wieder Schwierigkeiten machten.
Daneben steht mir eine Begegnung mit einer Brustkrebspatienten erst noch bevor, die vor der Mammographie ernsthaft damit gerechnet hatte, an Krebs zu erkrankt zu sein. Noch jedes andere Mitglied in diesem geheimen informellen „Club, in dem niemand Mitglied sein will“ (unglaublich, wie viele Freunde und Verwandte von Freunden und Verwandten mir plötzlich solidarische Grüße ausrichten lassen), mit dem ich auf diesen Punkt zu sprechen gekommen bin, erzählte dasselbe, nämlich, daß sie aus allen Wolken gefallen seien.
Ich will den Blogartikel heute nicht zu sehr ausufern lassen, obwohl ich noch eine Menge schreiben könnte. Aber einstweilen wollte ich nur ein Lebenszeichen von mir geben. „Ich binne nicht tot“, um Terry Pratchetts Oma Wetterwachs zu zitieren. Und ich habe auch nicht die Absicht, ausgerechnet an Brustkrebs zu sterben. Deshalb habe ich mein Fastenschema an eine aus meiner Sicht bestmögliche Begleitung einer Chemotherapie angepaßt. Derzeit faste ich ausschließlich vor und nach den Chemotherapie-Sessions, dazwischen faste ich nicht. Bis zum Jahresende bedeutet das bei vier Chemos alle drei Wochen (zwei davon habe ich bereits hinter mir) zwei Fastentage vor und einer bis zwei nach der Chemo. Davon verspreche ich mir (mindestens) einen Vorteil bei den Nebenwirkungen, denn Fasten bringt gesunde Körperzellen dazu, sich weniger zu teilen, also werden weniger von ihnen durch die Chemotherapie angegriffen. Und wahrhaftig: Die Nebenwirkungen haben sich bislang wirklich als SEHR überschaubar herausgestellt. Wieviel davon auf das Konto des Fastens geht, kann ich natürlich nicht sagen.
Krebszellen dagegen reagieren auf Fasten entweder gar nicht – teilen sich also genauso oft wie sonst – oder, aber dazu muß ich noch mehr recherchieren, teilen sich vielleicht sogar noch öfter. Falls das stimmen sollte, wäre das ein weiterer Vorteil des Fastens nach meinem aktuellen Schema, denn auf diese Weise würden natürlich mehr Krebszellen auf einmal von der chemischen Keule erschlagen.
Deswegen liegt mein Gewichtsreduktions-Fasten aber auch gerade auf Eis. Ich bin mir dieser letzteren Sache momentan zwar keineswegs sicher, aber meinen Tumor zwischen den Chemos zum fröhlichen Weiterwachsen animieren, will ich definitiv nicht, also beschränke ich auch auf die Gefahr hin, daß ich das eigentlich auch unbesorgt weitermachen könnte, das Fasten auf die direkte Chemo-Phase; nur für den Fall, daß. Ersatzweise esse ich aber Low Carb, und wie sich zeigte, halte ich damit mein Gewicht zwischen den nunmehr im Drei-Wochen-Rhythmus erfolgenden Fastenintervallen, und ich habe sogar heute (nach vier Fastentagen) ein neues Niedrigstgewicht erreicht.
Ab Januar ändert sich dann mein Chemo-Rhythmus; dann werde
ich zwölf Wochen lang einmal die Woche mit einer anderen Medikation als jetzt
behandelt. Dann werde ich drei Tage die Woche um die Chemo herum fasten, weil
mir vier Tage von sieben einfach zu viel wären. Ich gehe davon aus, dann wird
mein Gewicht auch ohne Gewichtsreduktions-Absichten einen heftigeren Satz nach
unten machen, was die lästige, aber unvermeidliche Nebenwirkung hat, daß ich vermutlich meinen Arzt davon
überzeugen muß, daß keineswegs die
gefürchtete Tumorkachexie, eine ungewollte Gewichtsabnahme aufgrund von
Muskulaturverlust, bei mir aufgetreten ist. Tumoren lieben Glukose, aber sie
versorgen sich wohl auch mit Proteinen. Indem ich Low Carb esse, sorge ich ja dafür,
daß sie in diesem Punkt versorgt sind, ohne sich deshalb an den Proteinen in meiner Muskulatur vergreifen zu
müssen, was ich natürlich keinesfalls will. Meine Gewichtsabnahme von Januar bis März wird also eine „normale“
Gewichtsabnahme werden. Nur, wie sage ich das meinem Doktor so, daß er es ebenfalls versteht? Er hat sich nämlich als ziemlich unwillens gezeigt, irgendetwas außerhalb seines Schema F verstehen zu wollen.
Über meinen Arzt und mich werde ich irgendwann einen eigenen
Blogartikel schreiben. Ich hatte nämlich das Pech, daß mein gynäkologischer
Onkologe oder onkologischer Gynäkologe nebenbei außerdem auch noch
Ernährungsmediziner ist und damit einem persönlichen Feindbild von mir
entspricht. Schlimmer noch, von Intervallfasten hält er aus seiner ernährungsmedizinischen
Expertise heraus generell nichts, dazu kommt noch, daß er gerne in einem schwer
erträglichen Predigerton monologisiert, was zur Folge hatte, daß wir uns schon beim
zweiten Gespräch heillos zerstritten haben. Aber einstweilen bin ich noch ganz guten
Mutes, daß es nicht nötig sein wird, mitten im Kampf gegen den Krebs auch noch
den Arzt wechseln zu müssen. Das werde ich nur dann tun, wenn ich wirklich
gleichzeitig sowohl gegen die Krankheit als auch gegen den behandelnden Arzt
kämpfen muß, aber falls wir es schaffen, das ernährungsmedizinische Thema
sorgfältig zu vermeiden, sollte das wohl nicht nötig werden. An mir soll es nicht
scheitern, falls der Doc darauf verzichtet, mich zu häufig zu provozieren. Ich würde es nämlich schon vorziehen, das Schlachtroß nicht ausgerechnet während der Schlacht wechseln zu müssen.
Ganz kurz abschließend auch noch zur Frage, wie es mit meinem Gewichtsziel weitergeht, wenn meine Brustkrebs-Behandlung erst einmal beendet ist, was aber wohl mindestens noch ein Dreivierteljahr dauern wird. Erst mal werde ich dann eine Bestandsaufnahme machen, wie es mit meinem Gewicht dann gerade aussieht. Ich schließe nämlich nicht aus, daß ich auch ohne das Ziel Gewichtsreduktion nach diesem Dreivierteljahr ein Körpergewicht von stabil unter 80 Kilogramm erreicht haben könnte. Dann werde ich wohl mit mir zu Rate gehen müssen, ob mir die Sieben auf der Waage vielleicht doch schon ausreicht und ich die Eitelkeitskiste mit der vorher festgelegten Zahl 73,5 vielleicht doch aufgeben werde. Das hängt nicht zuletzt auch davon ab, wie „bauchig“ ich dann immer noch bin, denn diesen Restbauch will ich eigentlich schon noch loswerden.
Daß das "Intervallfasten für verstockte Ernährungssünder" nicht nur gerade unterbrochen ist, sondern vorzeitig ganz beendet werden könnte, ist also noch lange nicht gesagt, und wenn doch, wird das definitiv nicht bedeuten, daß es mir egal geworden ist, ob ich wieder zunehme. Aber vielleicht wird mir die symbolische Zahl doch nicht mehr wichtig genug sein, um sie zu erlangen. Das weiß ich jetzt noch nicht, und ich entscheide es später, wenn solche Fragen wieder in den Vordergrund rücken.
Ja, ich habe mir Sorgen gemacht. Ich wünsch dir alles Gute und freue mich über weitere Beiträge, zu welchem Thema auch immer. lg birgit
AntwortenLöschenOh mein Gott, Perditax... Da war ich eine Zeit nicht da, wollte unbedingt nachlesen wie es Dir geht und lese so etwas.
AntwortenLöschenEs tut mir furchtbar Leid, dass Du Krebs hast. Ich wünsche Dir viel Kraft, um den zu besiegen! Du schaffst es!!! Ich glaube fest daran!
Ich freue mich auf Deine Beiträge.
Ganz liebe Grüße und bleib tapfer!
Vita
Liebe Vita,
Löschenso leicht bin ich nicht kleinzukriegen, keine Sorge. Außerdem habe ich ja - Glück im Unglück - eine Krebsart mit günstiger Prognose und noch lange keinen Grund, mir ein gemütliches Plätzchen auf dem Friedhof vorzubestellen. ;-)
Ab und zu werfe ich ja immer noch einen Blick ins Forum, aber weil ich nicht mehr registriert bin, kann ich die Tagebücher nicht mehr sehen, also bekomme ich von dir nichts bzw. fast nichts mehr mit. Ich trau mich ja kaum zu fragen, aber läuft es jetzt besser bei dir?
LG
Perdi
Guten Morgen :),
AntwortenLöschenja, es lief besser. Aber sehr langsam. Dann kam Stress und hat mich wieder zurückgeworfen. Heute wog ich 85,2 kg. Also wir wiegen zurzeit ungefähr gleich :) Ich mache meist 20:4 und halt wenig Kaloriendefizit, wobei diese Woche bin ich eher beim Halten. Aber ich gebe nicht auf und mache weiter.
Toll wie Du alles meisterst, Hut ab, Perdi. Ich drücke Dir fest die Daumen und lasse ganz liebe Grüße hier.