Montag, 28. März 2022

Scheinriesen, Autokraten und Experten - wir sollten alle mal viel subversiver werden

Mein Gewicht heute früh: 89,4 Kilogramm, 600 Gramm weniger als heute vor zwei Wochen. Ein bißchen mehr als erwartet und erhofft, aber ausreichend weit unter der Zahl 90, um damit zufrieden in das nächste lange Fastenintervall zu starten. Das gilt nicht zuletzt auch deshalb, weil ich schon die ganze letzte Woche über den Eindruck hatte, daß mein Körpergefühl sich nun auch außerhalb der langen Fastenintervalle von Tag zu Tag ein wenig verändert. Vielleicht ein Zeichen der Jahreszeit - oder vielleicht ist es doch nur Einbildung? Aber jedenfalls spüre ich diese Veränderung vor allem in der Sitzposition, wenn ich meine Beine übereinanderschlage.

Mal sehen, wo ich diesen Freitag gewichtstechnisch stehen werde. Ob es dieses Mal wieder nur knapp vier Kilogramm weniger sein werden? Das war beim letzten Mal so ungewöhnlich wenig, daß ich so ein kleines bißchen darauf spekuliere, daß es diesmal wieder eine höhere Abnahme geben wird. Aber auch dann, wenn sich die niedrige Abnahme von 4 kg plusminus 200 Gramm wiederholen sollte, müßte mein Gewicht nach vier Fastentagen deutlich unter 86 Kilogramm liegen.

Am Samstag waren mein Mann und ich auf dem Flohmarkt, wo ich mir - typisch - zwei Kleidungsstücke für den Sommer gekauft habe, ein senfgelbes Leinenkleid und einen bunt gestreiften Trägerrock. Beide haben sich als geringfügig zu knapp herausgestellt, aber bis zum Sommer sollte dieses Problem sich eigentlich erledigt haben. Das Kleid ist eng, aber auch eng gedacht und sah im Spiegel sogar schon richtig gut an mir aus. Ich möchte trotzdem mit dem Tragen noch so lange abwarten, bis ich darin auch richtig atmen kann.  ;-) 

Vielleicht habe ich ja Glück, und schon die nächsten beiden Fastenintervalle reichen dafür aus. 

Die Frau, die das Kleid verkaufte, hat es ungetragen verkauft, weil es auch ihr geringfügig zu klein gewesen ist. "Sie wissen ja, wie das ist", sagte sie zu mir. "Man bildet sich immer ein, das bißchen werde man irgendwann abnehmen, nur geschieht das dann nicht." Ich verzichtete darauf, ihr zu sagen, daß ich in den letzten Jahren ständig Kleidung trage, die ich einmal zu klein gekauft hatte, weil ich ihr die Laune nicht verderben wollte. Noch dazu am allerersten Flohmarkt des Jahres bei richtigem Gute-Laune-Wetter.

Natürlich habe ich auch noch ein paar weitere Einkäufe getätigt: Zwei Buchstützen aus Holz in Form von Jungvögeln mit aufgesperrten Schnäbeln ... genau die Art von schrägen Objekten, denen ich einfach nicht widerstehen kann. Eine lebensgroße Kunststoffhornisse. Einen Tortenring. Zwei Bücher. Vier kleine Streudosen mit Magnetboden, die ich am Kühlschrank anbringen werde; ich habe schon ein paar von dieser Sorte und finde sie sehr praktisch, um Reste, etwa Paniermehl oder gemahlene Nüsse, unterzubringen, die übriggeblieben sind und die ich nicht mehr in die Verpackung zurücktun möchte. Aber alles in allem war ich für meine Verhältnisse diesmal recht zurückhaltend.

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Ist es nicht eigenartig, wie schnell Corona als schlimmstes Problem unserer Gesellschaft durch den Ukraine-Krieg und seine faktischen sowie potentiellen Folgen aus dem gesellschaftlichen Bewußtsein verdrängt wurde? Und das, obwohl die Infektionszahlen höher denn je sind und trotz fast 80 % Dreifachgeimpfter unter den über 60jährigen täglich eine dreistellige Zahl von Menschen an Corona stirbt. Für den Flohmarkt war ursprünglich eine Maskenpflicht angekündigt, aber niemand trug eine Maske, und so verzichtete ich auch darauf, nachdem ich mich am ersten Stand erkundigt hatte, ob Masken getragen werden müßten oder nicht. Später fand ich ein Hinweisschild, das an die Abstandsregelung erinnerte, aber Masken nicht erwähnte, also bestand diese Pflicht wohl tatsächlich nicht.

Offenbar ist die Phase vorbei, in der die Corona-Folgen für gesundheitspolitisch untragbar gehalten werden. Das liegt wohl daran, daß die Zahl der Toten zwar immer noch hoch ist, aber die Entwicklung nicht mehr unkalkulierbar. Und dann setzt man wohl auch darauf, daß auch in diesem Sommer alles wieder besser werden wird. Jedenfalls vorübergehend, denn der nächste Herbst kommt ja bestimmt. Womöglich geht dann die gesundheitspolitische Panik von Neuem los - es sei denn, etwas noch Schwerwiegenderes, beispielsweise falls unsere Wohnungen nicht mehr geheizt werden können, bricht über uns herein.

Das brachte mich dazu, über gesellschaftliche Probleme und deren Darstellung in den Medien nachzudenken. Es gibt ja immer irgendetwas, das gerade das größte Problem darstellt. Auch nachdem das aktuell schlimmste Problem gelöst wurde, rückt dann eben das zweitschlimmste zum nunmehr schlimmsten auf. Sogar in einer Gesellschaft, die motiviert und engagiert allen Problemen zu Leibe zu rücken versucht und alle im Lauf der Zeit beseitigt, wird es trotzdem immer irgendein schlimmstes Problem geben. Dieses Problem kann dann eine Art Scheinriese werden, weil das größte Problem immer dramatisch dargestellt wird, auch wenn es aus Perspektive derer, die andeswo oder zu anderen Zeiten noch größere Probleme haben bzw. hatten, fast schon lächerlich wirkt. 

Eigentlich sollte man ja meinen, eine Gesellschaft, deren aktuell schwerwiegendstes Problem Gendersternchen oder daß eine Menge Leute sich starrsinnig weigern, sich vegan zu ernähren, oder irgendetwas anderes derselben Größenordnung sind, der müsse es beneidenswert gut gehen. Tatsächlich verlaufen solche Debatten aber meistens so besonders destruktiv, daß sie mir, vor allem wenn mehrere davon parallel oder zeitlich in kurzer Folge ablaufen, unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt zu untergraben scheinen und damit potentiell schlimmere Probleme überhaupt erst auslösen können. Womöglich ist ja wirklich etwas dran an der Meinung, daß es uns einfach zu gut geht?

Wenn ein schlimmeres Problem auftaucht - jedenfalls dann, wenn es ohne Zusammenhang mit dem Schreinriesen-Problem von außen kommt -, scheint das vorherige schlimmste Problem sich jedenfalls plötzlich fast in Luft aufzulösen - vor allem dann, wenn es um so vieles schlimmer ist als die zuvor abgehandelten Probleme, wie es Corona im Vergleich zu den vorher abgehandelten Problemen war.

Mit dieser Analyse ist bestimmt nicht jeder einverstanden. Das Thema Klimawandel zum Beispiel, soll das etwa unwichtiger als Corona gewesen sein? Und müßten wir nicht gerade wegen des Klimas alle vegan essen? (Spoiler: Die Antwort, die ich geben würde, lautet "Nein". Einen Zusammenhang des Gendersternchens zum Klima fand ich dagegen glücklicherweise von vornherein nicht.)

Die Kurzantwort: Corona im Vor-Impfstoff-Stadium bedurfte zwingend sofortiger Maßnahmen. Der Klimawandel - entgegen anderslautenden Behauptungen von Aktivisten - nicht. Die Langversion, die hinter der Kurzantwort steckt, mit all ihren Wenns und Abers würde hier den Rahmen sprengen. Vielleicht ein anderes Mal, denn in Sachen Klimawandel halte ich die Positionen aller beiden Seiten für in größeren Teilbereichen für falsch und/oder mindestens fehlgeleitet. Aber für heute muß das erst mal in der kurzen Form ausreichen.

Jetzt haben wir also ein neues Problem, den Ukraine-Krieg, dessen Dimension Corona im aktuellen Post-Impfstoff-Stadium mühelos in den Schatten stellt und mit der Möglichkeit eines Atomkriegs, der sich daraus entwickeln könnte, gleichzeitig sogar den Klimawandel noch vergleichsweise harmlos wirken läßt. Deshalb finde ich es so interessant, daß gerade dieser Krieg nun Maßnahmen kurzfristig mehrheitsfähig macht, die als reine Klimaschutzmaßnahmen wohl sehr viel umstrittener gewesen wären - sowie außerdem auch Entwicklungen, die sich ohne Steuerung von oben ergeben, aber definitiv auch positiv auf den CO2-Ausstoß wirken werden, etwa der Trend zu mehr Lagerhaltung und zu kürzeren Lieferketten, aus der unangenehmen Erfahrung heraus, daß der billigste Zulieferer weltweit vielleicht jahrelang zur Gewinnmaximierung tauglich gewesen ist, aber sämtliche daraus erlösten Gewinne sich beim ersten schwerwiegende Problem mit der weiteren Belieferung vollständig und rückstandslos in Luft auflösen können. 

Corona hatte eigentlich noch viel Potential, für längere Zeit unser größtes Problem zu bleiben. Auf eine gewisse Art bin ich ganz erleichtert, daß es dies nicht mehr ist, obwohl mich das "größte Problem", das wir an seiner Stelle jetzt haben, natürlich nicht im mindesten freut. Zu lange Zeit zu häufig immer wieder durchgekaute Problematiken fühlen sich aber immer an wie zu lange durchgekaute Kaugummis, und Corona ist mittlerweile in diesem Stadium angelangt. Wir müssen Mittel und Wege finden, uns mit dieser Krankheit zu arrangieren, obwohl sich das natürlich leicht sagt, solange das, was Corona im Körper anrichten kann - auch in Form von "Long Covid", das leider gar keine so seltene Folge ist - noch so schlecht verstanden wird. Trotzdem wäre es eine wichtige Einsicht der Gesundheitspolitik, daß es unmöglich ist, jeden Impfgegner vor sich selbst zu retten. Wer das Risiko einer Infektion für niedrig genug hält, um bereit zu sein, es einzugehen, der hat dabei entweder Glück oder wird durch die eigene Erfahrung belehrt und endet schlimmstenfalls als Kandidat für den Darwin-Award. 

Unangenehmer ist es, daß auch Dreifachgeimpfte zwar viel seltener ernsthaft oder langfristig an der Omikron-Variante erkranken oder an ihr sterben, aber keineswegs sicher davor sind. Aber die Sorte Sicherheit, die hier erhofft wird, gibt es in anderen Bereichen auch nicht. Vielleicht hat es ja sogar etwas Gutes, daß dieser ohnehin falsche Anschein nahezu vollumfassender Sicherheit auf Corona nun auf einmal nicht anzuwenden ist, denn im Namen höherer Sicherheit wurde mir schon zu vieles aus unserem Alltag eliminiert, auf das ich eigentlich nicht verzichten wollte, weil die Leute immer ängstlicher zu werden scheinen, je sicherer unser Leben wird.

Mit der aktuellen Situation in der Ukraine sind wir leider noch lange nicht an einem Punkt, an dem man sich mit irgendetwas arrangieren könnte. Tatsächlich bin ich mittlerweile unzufrieden mit unserer Politik zu dieser Problematik. Es ärgert mich, daß unsere Politiker sich immer von den Russen so vorführen lassen. Wenn Putin die Spielregeln jederzeit zu seinen Gunsten verändert, sobald ihm das so in den Kram paßt, dann könnten wir das ja eigentlich auch tun. Beispiel: Könnte ich über solche Dinge entscheiden, würde ich spätestens jetzt veranlassen, daß die Bezahlung der russischen Energielieferungen auf ein Sperrkonto fließen und Rußland dieses Geld erst dann bekommt, wenn seine Truppen sich vollständig aus der Ukraine zurückgezogen haben. Ich möchte nämlich wetten, wir halten es länger ohne Putins Gas und sein Öl aus, als er ohne unser Geld, also würde er sich einen Lieferstopp sehr genau überlegen müssen.

Ja, das ist riskant, aber der Winter ist gerade zu Ende gegangen, also halte ich das Risiko für vertretbar. Und genau darauf spekuliert Putin ja, nämlich daß wir solche Hasenfüße seien, daß wir im Gegensatz zu ihm selbst aus Verweichlichung und an Bequemlichkeiten gewöhnt keine irgendwie vermeidbaren Risiken eingehen werden, auch um den Preis unserer Würde, unserer Sicherheit und den des Lebens und der Freiheit der Menschen in der Ukraine. Genau in diesem Punkt müßte man ihn eines Besseren belehren.

Ich bin bei Twitter auf Kamil Galeev aufmerksam geworden, der immer wieder interessante und mitunter ziemlich hinterhältige subversive Ideen postet, wie man Sand ins Getriebe Rußlands generell sowie in dessen Kriegsmaschinerie werfen könnte - etwas, was umgekehrt ja durch die Russen uns und allen anderen gegenüber fast schon gewohnheitsmäßig praktiziert wird. Im Umgang mit skrupellosen Machtpolitikern wie Putin, der aus seiner jahrzehntelangen quasiabsolutistischen Machtposition dem Augenschein nach einen ernsthaften Dachschaden davongetragen hat, scheint mir eine systematische Anwendung der kreativen Kunst kleiner und größerer Gemeinheiten eine sehr angemessene Umgangsweise, um seine eigenen kleineren und größeren Gemeinheiten zu beantworten. Hier würde ich mir von der Politik ein bißchen mehr Phantasie und ein bißchen mehr Frechheit wünschen.

Joe Biden hatte völlig recht damit, Wladimir Putin als russischen Machthaber für nicht mehr tragbar zu halten - obwohl ich das an seiner Stelle vielleicht nicht ausdrücklich so ausgesprochen hätte, denn die Debatten darüber, ob man so etwas sagen darf oder nicht, führen zu weit weg von dem, worüber eigentlich gesprochen werden muß, nämlich darüber, wie man der Ukraine ihre Souveränität und territoriale Integrität wiederverschaffen kann, obwohl der nuklearwaffenbesitzende böse Nachbar damit nicht einverstanden zu sein scheint. Aber unsere ewig hyperventilierenden Medien finden es nach mehr als einem Monat Krieg offenbar viel spannender, zur Abwechslung auch dem US-Präsidenten mal wieder am Zeug flicken zu können. Das sind übrigens immer die Momente, in denen ich merke, wie sehr ich unserer Medien und der inneren Logik, nach der sie funktionieren, müde geworden bin. Wenn sie wählen müßten zwischen einer leserträchtigen Aufregerstory oder auf sie zu verzichten und damit den Dritten Weltkrieg NICHT auszulösen, würden sie immer die Story wählen. Ich mache ihnen daraus noch nicht einmal einen Vorwurf, sie kämpfen ja um ihr Überleben, weil ihr Geschäftsmodell sie finanziell immer schlechter trägt. Aber wenn es um entweder mein Überleben oder das meiner Zeitung geht, bin ich an meinem eigenen natürlich stärker interessiert.

***

Der US-Präsident ist eine gute Überleitung back to topic, denn in meiner Twitter-Bubble fand sich jemand, der glaubte, ihn aus ganz anderen Gründen kritisieren zu müssen: Dr. Tro nahm Anstoß an diesem Foto: 

Bild

Und dazu schrieb er: 

"Can someone feed our president something better than processed carbs? Blood sugar excursions & type 2 diabetes are associated with dementia Let’s keep our president healthy as he ages!"

Mich ärgert, erstens, der Fanatismus, mit dem Biden, der ja keineswegs übergewichtig ist und von dem auch keine Stoffwechselerkrankung bekannt ist, über das belehrt wird, was er essen bzw. nicht essen sollte. Ich bin der Meinung, wenn ein Mann seines Alters körperlich gesund ist, gibt es keinerlei Grund, von ihm zu verlangen, etwas an seiner Ernährungsweise zu verändern. Wenn etwas funktioniert, sollte man es außerdem nicht zu reparieren versuchen. Das Risiko, es gerade damit kaputtzumachen, ist viel zu groß.

Zum zweiten ärgert mich die Hybris, mit der Dr. Tro so genau zu wissen glaubt, daß das, was sich für ihn selbst und viele seiner Patienten als hilfreich erwiesen hat, JEDEM anderen helfen würde, denn das darf mit guten Gründen bezweifelt werden. Alleine schon, weil jeder andere genetische Voraussetzungen mitbringt und es deshalb nahe liegt, zu vermuten, daß die Reaktionen auf Kohlenhydrate je nach genetischer Disposition sich sehr voneinander unterscheiden können. Damit verfällt er in genau denselben Fehler, den er völlig zu Recht den Low-Carb-Hassern sonst immer ankreidet. Dieses Alles-oder-Nichts-Denken geht einfach an der Realität vorbei. 

Ich glaube übrigens auch nicht daran, daß Dr. Tro JEDEM seiner Patienten mit seiner Herangehensweise helfen konnte, obwohl ich keinerlei Zweifel daran habe, daß ihm etliche spektakuläre Erfolge bei anderen Patienten gelungen sind. So vernünftig Low Carb bei denen ist, denen es hilft, ein paar gescheite Überlegungen haben auch diejenigen nötig, bei denen es gar nicht oder nur in sehr viel geringerem Maße hilft. Sein ewiges monotones Mantra von den bösen Carbs geht mir deshalb gewaltig auf den Wecker.

Zum Dritten ist aber Essen auch viel mehr als nur Nährstoffaufnahme. Speziell in der im Foto abgelichteten Situation ging es auch um eine Symbolhandlung: daß sich der Oberbefehlshaber mit seinen Soldaten an den gleichen Tisch setzt und dasselbe ißt und trinkt wie sie. Schon Julius Cäsar wußte, wie wichtig solche Gesten gerade in kritischen Zeiten sind. Ich hätte Joe Biden nicht einmal dann von dieser Geste abgeraten, wenn er mit BMI 40 und Insulinresistenz herumlaufen würde, zu dieser einen Gelegenheit dieses eine Stück Pizza zu essen, egal, was ich ihm ansonsten für den Alltag in Ernährungsfragen empfohlen hätte.

Und viertens hätte er außerdem unabhängig von allen symbolpolitischen Wirkungen außerdem auch dann das absolute Recht, das zu essen, was er essen möchte, ob ihn sein Essen nun gesund oder krank machen sollte. Mir kamen dazu nicht nur Donald Trumps Hamburger-und-Coke-Menüs (die seine Gesundheit während seiner Präsidentschaft - zu meinem ausdrücklichen Bedauern - nicht beeinträchtigten), sondern auch George Bush senior und seine berühmten Worte über Brokkoli in den Sinn. Ebenso Helmut Schmidt und seine Zigaretten. Sich absichtlich "falsch" zu ernähren oder einen irgendwie sonst als ungesund geltenden Lebenswandel zu pflegen, zähle ich zu den Menschenrechten. Ich fühle mich persönlich mitangegriffen, wenn jemand kritisiert wird oder ungebetene Ratschläge bekommt, weil er von diesem Recht Gebrauch macht oder es auch nur möglich sein könnte, daß er diese bestimmte Sache deshalb tut, weil er sie nun einmal tun will. Dr. Tro wird mir - nicht nur in diesem Fall - einfach zu übergriffig.

Die Pizza sieht übrigens lecker aus. Falls es sich um kein vorgefertiges Produkt handeln sollte, sondern um eine, deren Teig ein Pizzabäcker selbst gemacht hat, hätte sie auch gegessen und jeden, der mich über die darin enthaltenen bösen Carbs belehrt hätte, den Stinkefinger gezeigt. 

Ich hätte außerdem, hätte ich Joe Bidens Platz auf dem Foto einnehmen sollen, dafür auch meine aktuelle Low-Carb-Phase unterbrochen. Innerhalb von fünf Jahren habe ich noch nie auch nur einen einzigen Fastentag vorzeitig abgebrochen, und das liegt unter anderem auch daran, daß ich während Familienfeiern, Besuchen oder Urlaub von vornherein nie gefastet habe, sondern die zugehören Fastentage entweder verschiebe oder - bei längerer Abwesenheit von daheim - auch mal ganz ausfallen lasse. Analog dazu esse ich bei solchen Gelegenheiten auch während meiner Low-Carb-Phasen vorübergehend "normal" und nehme den Faden erst danach wieder auf. 

Und warum auch nicht, da es mich ja nachweislich nicht am Abnehmen gehindert hat? 

Meine Twitter-Bubble ist ja der Meinung, daß man sich unheimlich viele segensreiche physische Wirkungeneiner kohlenhydratarmen Ernährung versaut, wenn man sie nicht konsequent und permanent praktiziert. Als Beleg werden dann gerne diverse Blutwerte vorgezeigt.

Die über die Gewichtsreduktion hinausgehenden gesundheitlichen Wirkungen sind mir aber so was von Banane, weil aus irgendwelchen abstrakten Werten abgeleitete konkrete negativen Folgen zwar vielleicht stimmen könnten, aber vielleicht halt auch nicht. Oder nur in bestimmten Fällen, zu denen ich womöglich gar nicht gehöre. Mir über die gesundheitliche Wirkung meiner Lebensweise einen Kopf zu machen, solange ich eine negative Wirkung nicht in irgendeiner Form höchstpersönlich wahrnehmen kann, betrachte ich als eine Variante der Astrologie - die übrigens vor ein paar hundert Jahren auch noch als Wissenschaft betrachtet und an Hochschulen gelehrt wurde. 

Mit so nem Hokuspokus fange ich gar nicht erst an, ob er nun von einem "orthodoxen" Ernährungsberater oder von einem Low-Carb-Guru kommt. Dafür bin ich zu subversiv. Wir sollten vielleicht alle ein bißchen subversiver werden und uns nicht ständig von irgendwelche Autoritäten irgendetwas einreden lassen.


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