Montag, 7. März 2022

Slava Ukraini! Oder: Warum man sich besser nicht mit Blaumeisen anlegt

Mein Gewicht heute früh: 89,0 Kilogramm, also 2,6 mehr als am Samstagfrüh. Das ist im Rahmen des Erwarteten. Morgen früh, zu Beginn des nächsten Fastentags, wäre ich über ein Gewicht, das die 90 Kilogramm überschreitet, ein wenig enttäuscht, aber das Gewicht, auf das es mir aber eigentlich ankommt, ist dasjenige, das nächste Woche am Montag haben werde. Idealerweise beträgt es dann maximal 90,5 Kilogramm. Aber schauen wir mal.

Am Wochenende haben wir - ich habe es für den Samstag ja schon skizziert - gut gegessen. Gestern abend gab es einen Hackbraten mit einigen ungewöhnlicheren Zutaten - unter anderem, übrigens sehr empfehlenswert, gerösteten Mandelblättchen - nach einem Rezept des YouTube-Kanals von Salala (bei dem ich auch die Big-Mac-Rolle entdeckt hatte), der sich, obwohl ich die Menge an unseren zu erwartenden Appetit angepaßt hatte, als viel zu viel herausgestellt hat. Wir werden heute abend noch einmal davon essen und vermutlich noch einen Rest einfrieren müssen. Dazu habe ich zum ersten Mal Low-Carb-Nudeln gemacht, die sich als verblüffend einfach und als eine Beilage erwiesen haben, die es locker mit normalen Nudeln aufnehmen kann: Ähnlich wie der Zucchini-Eier-Teig, nur anstelle der Zucchini Quark und eine erstaunlich geringe Menge Kartoffelfasern, zehn Minuten auf einer Backmatte oder Backpapier backen, dann in Streifen schneiden. Staupitopia zuckerfrei bot dafür neben dem Rezept auch einen verblüffend simplen Trick, um dabei wirklich schöne Bandnudeln zu bekommen. (Wer braucht schon Nudelmaschinen?)

Eigentlich kannte ich das ja schon vom letzten Herbst, trotzdem bin ich auch diesmal immer wieder verblüfft darüber, wie anders die Sache mit der Sättigung bei Low Carb abläuft. Das Gefühl kommt sehr schlagartig, buchstäblich von einem Bissen zum nächsten. Ißt man den nächsten Bissen trotzdem noch, fängt man an, einen richtigen Widerwillen vor dem übernächsten zu entwickeln und ißt deshalb dann allerspätestens diesen Bissen nicht mehr. Wie der in meinem letzten Beitrag beschriebene unheimliche Drang, weiterzuessen, obwohl man satt ist, den ich erlebt habe, als ich zu viele und ungeschickt verteilte Fastentage hatte, kommt das direkt aus dem Körper, nichts daran ist auch nur im Entferntesten psychologisch deutbar.

Das fiel mir auf, weil ich gerade Bertram Eisenhauers Buch "Weil ich ein Dicker bin" lese, ein Buch, mit dem ich mich anfange, immer schwerer zu tun, weil es sich so nahezu ausschließlich um dieses ganze Psychodingsda dreht. Auf den schwergewichtigen FAZ-Redakteur Bertram Eisenhauer war ich über ein YouTube-Video von einer dieser Talkshows zum Thema Übergewicht gestoßen, das ich - sicherlich schon vor mehr als einem Jahr - einmal gesehen habe. Da ich aktuell tatsächlich das Regalbrett mit den noch ungelesenen Büchern fast leergekriegt habe, fing ich vor ein paar Wochen damit an, Bücher zu kaufen, die ich schon längstens einmal lesen sollte. Neben den gesammelten Werken Nassim Nicholas Talebs wurde das eine sehr heterogene Mischung aus allem Möglichen, das mich aus den unterschiedlichsten Gründen schon länger interessiert, darunter neben einem Buch namens "Stachel und Staat. Eine leidenschaftliche Naturgeschichte von Bienen, Wespen und Ameisen" auch Eisenhauers Buch. Ich werde auf dieses Buch und seinen Autor aber in einem späteren Blogbeitrag zurückkommen, unter anderem auch deshalb, weil ich das Buch ja noch gar nicht fertiggelesen habe. Dafür noch einmal zurück zu meinen aktuellen Low-Carb-Erfahrungen:

Mindestens bislang liegt mein Kohlenhydrate-Konsum tatsächlich ein gutes Stück niedriger als im Herbst. Das liegt vermutlich zum einen Teil daran, daß ich ein paar Aha-Erlebnisse bezüglich vermeintlich brauchbarer, in Wirklichkeit aber zu KH-lastiger Lebensmittel schon im Herbst hinter mich gebracht habe und jetzt von vornherein die betreffenden Produkte nicht mehr verwende. Hülsenfrüchte-Pasta mache ich diesmal bestimmt nicht, ebensowenig wie Kürbis. Da ich trotzdem aus Prinzip alles außer den ganz verbotenen Sachen, also Zucker, Mehl und besonders Stärkehaltigem, so esse, wie ich Lust darauf habe, ist es ein bißchen erstaunlich, daß ich an bislang sechs Low-Carb-Tagen seit Mittwoch vorletzter Woche kein einziges Mal über 100 Gramm Carbs gekommen bin, aber dafür an drei Tagen weniger als 50 Gramm zu verbuchen hatte. Heute freilich, am siebten Low-Carb-Tag, wird es - wie an zwei weiteren Tagen eher ein Wert zwischen 60 und 70 Gramm werden. Das liegt daran, daß ich nach dem Rest Brot, der vom Wochenende übriggeblieben war, auch einen Rest Quark verbraucht und ihn mit zwei Kiwis kombiniert habe. Obst als zusätzliche Zwischenmahlzeit katapultiert einen tatsächlich nahezu unweigerlich über diese 50 Gramm drüber, also wundert es mich mittlerweile nicht mehr, warum besonders fanatische "So wenig Carbs wie möglich"-Freaks Obst für des Teufels halten und es meiden wie selbiger das Weihwasser.

Meine neue Therme, habe ich heute früh erfahren, wird am Donnerstag eingebaut werden, bis dahin muß ich mit kühlen Raumtemperaturen klarkommen. Aktuelle Raumtemperatur bei mir: 16,9 Grad. Ich könnte mir ja bei meiner Nachbarin ihren Elektro-Schnellheizer ausleihen, aber momentan finde ich es auszuhalten. Ich habe ja dieses Heizkissen zum Umbinden an. Außerdem trage ich fünf Schichten übereinander (Unterhemd, Unterziehpulli, Kuschelkleid, dünner Strickjacke, dicke Strickjacke) und an den Füßen zwei Paar Socken. Vielleicht ergänze ich die nachher, wenn die Sonne weg ist, noch um meine Bettschuhe.

Ich habe ein kurzes Video gesehen, zu dem mir die widersprüchlichsten Dinge durch den Kopf gegangen sind. Der ukrainische Soldat in dem Film ist unheimlich jung, zum einen, viel zu jung, um in solcher Todesgefahr in einem Krieg zu sein. Ich hoffe, er überlebt diese Scheiße. Ich hoffe, er lebt jetzt überhaupt noch. Aber sieht er in dieser Videoaufnahme seiner Begegnung mit einer Kohlmeise nicht vollkommen glücklich aus? Ist das nicht verblüffend, daß so ein Tierchen, das unerwartet zutraulich ist, jemanden auch in existenzieller Bedrohung für ein paar Momente so restlos glücklich machen kann? 

Auf die Gefahr hin, daß das merkwürdig klingt: Ich möchte nicht unbedingt so lange wie möglich leben, aber ich möchte gerne am Ende meines Lebens viele dieser ganz speziellen Glücksmomente erlebt haben. Nicht alle von ihnen müssen Kohlmeisen enthalten, aber ganz ohne Kohlmeisen ginge es andererseits auch wieder nicht. ;-) Was ich an dem Video noch erstaunlicher finde: Es waren die ukrainischen Streitkräfte, die dieses Video auf Twitter publiziert haben. 

Sehr gelacht habe ich dann, als ich bei den Antworten auf dieses Video bei Twitter auf dieses Foto stieß: 

Bild

Der Gedanke bei diesem Foto waren natürlich die ukrainischen Landesfarben. Dazu paßt die Färbung der Blaumeise ja perfekt. Aber Blaumeisen - das wissen viele nicht - sind, so unschuldig sie auch aussehen, die Giftzwerge unter den Singvögeln. Wäre ich eine Kohlmeise, würde ich lieber auf einen Nistkasten verzichten, als mit einer Blaumeise um ihn zu kämpfen. Die sind echt rabiat! Und die Blaumeise auf dem Bild hat dazu noch einen Gesichtsausdruck, als wäre mir ihr gar nicht gut Kirschen essen. Sollte die ukrainische Armee so kämpfen, wie eine Blaumeise kämpfen kann, wenn man ihr etwas wegnehmen will, dann haben die Russen meines Erachtens gar keine Chance. In diesem Sinne: Slava Ukraini!


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