Mein Gewicht heute früh: 94,1 Kilogramm - neues All-time-Low. Na also. Der Winter ist nun also endlich auch auf der Waage vorbei, obwohl man es nicht glauben sollte, wenn man das Fenster aufmacht und sofort eiskalt angepustet wird. :-)
Gleichzeitig hatte ich mit 5,1 Kilogramm die niedrigste Abnahme überhaupt an einem viertägigen Fastenintervall, aber daran muß ich mich wahrscheinlich gewöhnen, denn seit wir früher zu Abend essen, scheint mein Wasserhaushalt geringere Schwankungen aufzuweisen als vorher, und das müßte jedenfalls am ersten Fastentag mit ca. 500 Gramm geringerer Abnahme zu Buche schlagen, weil mein Vorher-Gewicht weniger "wasserlastig" ist. Letztlich kann mir das egal sein, es hat nur dazu geführt, daß ich die 94-Kilo-Grenze diesmal noch nicht gerissen habe.
Verglichen mit dem Freitag vor zwei Wochen, nach meinem letzten langen Fastenintervall, wiege ich 700 Gramm weniger, aber damals muß ich deutlich mehr Wasser als dieses Mal verloren haben. Ich nehme deshalb an, die tatsächliche Abnahme (also Verringerung von Fettmasse, überschüssiger Haut und Bindegewebe) zwischen dem zweiten April und heute liegt eher ein bißchen höher, so zwischen 800 Gramm und einem Kilo.
Verglichen mit dem gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr (präziser, Samstag, 18.4.2020 im Anschluß an damals drei Fastentage) wiege ich 4,9 Kilogramm weniger, auch das ist erfreulich. Ich hoffe, daß ich diesen Abstand zum Vorjahr im Laufe des Jahres noch deutlich vergrößern kann, da es letztes Jahr ja wirklich eher bescheiden lief und dieses Jahr hoffentlich besser wird. Ich werde jetzt allerdings erst mal damit aufhören, alle zwei Wochen ein viertägiges Fastenintervall einzulegen, sondern das nur noch alle vier Wochen machen - jedenfalls bis auf weiteres. Schon die letzten beiden waren ja nur dem plötzlich so erreichbar wirkenden All-time-Low gewidmet, und jetzt, da ich es habe, will ich wieder in meinen normalen Rhythmus zurückkommen.
Auf Peter Attias Website hörte ich gestern einen mehr als zweistündigen, aber sehr interessanten Podcast, in dem Attias Gesprächspartner Paul Grewal war, einer unter den Medizinern, deren Interesse am Thema Körpergewicht und Abnahme aus eigenen Gewichtsproblemen resultiert. Grewal war, wie er sagt, schon als Kind stark übergewichtig und schaffte es zweimal, sein Gewicht um zwischen 40 und 50 Kilogramm zu reduzieren; das zweite Mal war zum Interviewzeitpunkt sieben Jahre her, und es war ihm gelungen, sein Gewicht in diesem Zeitraum zu halten, aber seiner eigenen Auskunft nach sei dies ein ewiger Kampf gewesen.
Besonders interessant an diesem Podcast fand ich die "Adipositas-Phänotypen", in die Grewal seine Patienten einteilt, weil bei ihnen seiner Erfahrung nach unterschiedliche Maßnahmen erfolgversprechend sind, obwohl ich zwischendurch den Faden verloren habe, weil die beiden Gesprächspartner einige - allerdings interessante - Abschweifungen eingebaut hatten, und mir deshalb einer von fünfen durch die Lappen gegangen sein muß.
- Hypercarbic phenotype: Menschen, die mehr Kohlenhydrate essen, als sie verarbeiten können. Lösungsmöglichkeiten: alle Arten von Kohlenhydratreduktion. Erkennbar an Hyperinsulinämie sowie daran, ob Kohlehydratreduktion als Mittel wirkt oder nicht wirkt
- Hypercortisolemic poor sleeper. Erkennbar daran, daß die Insulinwerte normal sind, aber die Cortisol-Werte in der Nacht durch die Decke gehen. Dieser Phänotyp spricht auf Kohlehydratreduktion schlecht oder gar nicht an. Lösungsmöglichkeiten: Behandlung auf mehr bzw. besseren Schlaf. Hat bei zwei von drei solchen Fällen bei Grewal funktioniert.
- Junkfood overeating phenotype: Ernähren sich von zu viel Fastfood und stark verarbeiteten Lebensmitteln in der Kombination "Kohlenhydrate plus Fett". Hier habe ich Gewals Behandlungsvorschlag nicht so richtig mitbekommen, aber es könnte durchaus ebenfalls eine Ernährungsumstellung sein, die zusätzlich zu den Kohlenhydraten auch weniger Fett enthält.
- Childhood obesity phenotype: Der am schwersten zu behandelnde Phänotyp, zu dem auch Grewal selbst sich zählt, bei dem möglicherweise epigenetische Faktoren also genetische Veränderungen, mit ins Spiel kommen. An einer Stelle erwähnte Grewal, daß beim Abnehmen die Fettzellen schrumpfen, aber beim Wiederzunehmen sich zusätzlich zu ihrem erneuten Wachsen neue Fettzellen bilden. Ich war mir nicht sicher, ob das seiner Meinung nach generell gilt oder vielleicht nur auf diesen Phänotyp zutrifft, weil es wesentlich früher im Gespräch zur Sprache kam, aber mir als genereller Mechanismus ein bißchen zweifelhaft vorkommt. Auch hier bin ich mir nicht so ganz sicher, welche Behandlungsmethoden Grewal anwendet. Er selbst hat seine zweite Abnahme mit Hilfe von Crossfit-Training geschafft.
Ein paar Vorbehalte habe ich gegen Grewals Analyse insgesamt, aber interessant und erwähnenswert fand ich, daß er unterschiedliche Behandlungsansätze für verschiedene Phänotypen empfiehlt, was ihn unter Ernährungsmedizinern ziemlich untypisch macht.
Noch eine andere Sache bei Grewal finde ich beachtenswert: An einer Stelle, relativ spät im Gespräch, sagt er, er würde lieber sterben als nochmals dick werden. Das ist ein bemerkenswerter Satz, wenn man bedenkt, daß praktisch jeder zu den Gründen, abnehmen zu wollen, seine Gesundheit als eine wichtige Begründung aufzählt (ob er selbst das auch getan hat, müßte ich wohl nochmal nachhören), denn dieser Satz bedeutet ja, daß er auch zu gesundheitsgefährdenden Mitteln greifen würde, um schlank zu bleiben. Damit stellt er also die typischen Gründe der Public-Health-Branche auf den Kopf, die ja - angeblich - zu mehr Gesundheit und einem längeren Leben verhelfen sollen.
In meinem Leben gab es nur eine relativ kurze Zeit, in der ich unter meinem Übergewicht psychisch gelitten habe, und das war kurioserweise eine Phase, in der ich technisch gesehen noch im Normalgewichtsbereich lag, zwischen dem Alter von 13 und 22. Mir ging es nur ebenso wie Grewal das beschreibt, ich fiel aus dem Rahmen, und ich hätte gerne der Norm entsprochen. Ich war 22, als ich entschied, daß ich als frischgebackene Mutter in einem herausfordernden Setting wirklich Wichtigeres zu tun hatte, als mich dauernd mit meinem Gewicht zu befassen. Künftig würde ich mich nehmen, wie ich eben war, und andere sollten das gefälligst auch tun. Das Interessante daran ist, daß ich mich tatsächlich nur aus der Zeit vorher an eine nennenswerte Zahl an schiefen Blicken oder gehässigen Bemerkungen Dritter über mich und mein Gewicht erinnern kann, obwohl es überhaupt nicht sein kann, daß sich da etwas verändert hat. Deshalb vermute ich, daß ich zwischen 13 und 22 eher ein bißchen überempfindlich war und alles, was die Leute sagten, auf die Goldwaage legte. Auch als Kind hatte ich ja kein Problem damit gehabt, mich so zu nehmen, wie ich eben war. Und sogar in den Jahren, als ich mit einem BMI um die und sogar über 50 herumlief, konnte ich unangenehme Erlebnisse mit anderen Leuten, die mit meinem Gewicht zusammenhängen, an den Fingern einer Hand abzählen.
Deshalb nehme ich an, daß Grewals Entsetzen vor der Erinnerung an sein Dicksein wie auch vor der Vorstellung, vielleicht wieder dick zu werden, mit einer ähnlichen psychischen Verfassung zusammenhängt wie bei mir in dieser begrenzten Zeit, als ich mich sehr - heute würde ich sagen: zu sehr - an der Meinung anderer über mich orientierte und deshalb eine fundamentale Unsicherheit spürte, die ich bei ihm auch wahrzunehmen glaube. Das macht ihn mir zu anpassungsbereit, um mich wirklich mit ihm identifizieren zu können. Denn wenn es eines gibt, worüber ich wirklich nur in geringem Maße verfüge, das ist das Anpassungsbereitschaft an Erwartungen von außen. Ich kann mich nämlich nicht erinnern, jemals etwas davon gehabt zu haben, wenn ich mich verbogen haben, um anderer Leute Erwartungen zu erfüllen. Und wenn jemand schon so offen erklärt, er wolle lieber tot als fett sein, wiegt aus seiner Sicht offenbar
Peter Attia ist als Persönlichkeit, finde ich, interessanter und seine Motive sind komplexer, obwohl ich den Teufel tun werde, ihm nachzueifern. Er treibt nämlich ziemlich exzessiv Sport und ist außerdem ein Kontrollfreak, der sich sehr intensiv mit den biochemischen Vorgängen in seinem Körper befaßt, also wie sich seine Blutwerte (auch exotischere, die unsereins nie vom Hausarzt gemessen bekommen) sich entwickeln, wenn er dieses ißt oder jenen Sport treibt oder beides miteinander kombiniert. Interessant ist das natürlich schon und würde mich im Prinzip ebenfalls interessieren (allerdings fehlen mir natürlich seine medizinischen Vorkenntnisse zur richtigen Einordnung). Aber bei ihm hat es etwas Obsessives, das mich an seiner Stelle viel zu sehr dabei behindern würde, einfach einigermaßen normal zu leben. Übrigens finde ich es eigenartig, daß jemand, dessen größeres Erkenntnisziel, innerhalb dessen auch sein Interesse an Adipositas einzuordnen ist, die Frage der maximalen Langlebigkeit ist, so viel Lebenszeit dafür opfert, in der er ja auch einfach leben könnte. Das hat so etwas davon, das eigentliche Leben auf später zu verschieben. Und was, wenn er dann trotz all seiner Forschungen nicht alt oder nicht gesund genug alt wird, um es zu genießen - oder vielleicht gar morgen unter den Bus kommt?
Eine Wissenschaftler-Karriere wäre wohl wirklich nichts für mich gewesen, ich habe es mehr mit dem praktischen handfesten Erfahrungswissen im Hier und Jetzt, und meine Lösung muß auch nicht perfekt sein, nur einigermaßen funktionieren. Ein bißchen hoffe ich aber darauf, daß meine Erkenntnisse durch Beobachtung, ob und wann ich in der Realität abnehme oder nicht abnehme, sich durch seine Erkenntnisse durch Messung, was bei ihm in bestimmten Situationen für biochemische Reaktionen ablaufen, ergänzen lassen und die Kombination mir weiterhilft, wenn es mal wieder zu einem Stillstand kommt.
Denn auch wenn ich ganz sicher nicht lieber tot als noch einmal über 100 Kilo wäre, ohne aber wieder auf dieses Gewicht kommen zu wollen, und mit Stand heute 20,6 Kilogramm für meinen Geschmack immer noch viel zu weit von meinem Zielgewicht entfernt bin: Mit meinem aktuellen Gewicht kann ich echt schon leben. Ich möchte ausdrücklich NICHT lieber tot sein, als weiter 94,1 Kilo zu wiegen, und ich würde nicht ALLES tun, um von diesem Gewicht weiter nach unten zu kommen.
Aber das, was ich im Moment mache, kann ich problemlos weitermachen, und ich hoffe, es bringt mich tatsächlich noch um einiges weiter nach unten. Vorzugsweise natürlich die ganzen 20,6 Kilogramm bis zu meinem Zielgewicht.
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Nachtrag aus der Reihe "Das Hinterletzte vom Tage": In Fachkreisen wird unsereins mitterweile ganz unverhohlen als hirnkrank betrachtet. Na, herzlichen Dank aber auch. Vielleicht sollten Leute wie dieser Professor Dr. Matthias Tschöp lieber mal die Defizite ihrer eigenen Analysefähigkeit, die sie daran hindern, zu begreifen, daß eine Senkung des Blutzuckers an einem Symptom ansetzt, nicht an der Ursache, und daß eine Senkung des Insulins als eigentlich wichtiges Ziel verfolgt werden müßte, bis in ihr eigenes Hirn zurückverfolgen.
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