Mein Gewicht heute früh: 75,8 Kilogramm - neues Tiefstgewicht, und diesmal endlich mal wieder eines, das deutlich tiefer ist als das vorherige (76,5 kg). Und trotzdem war ich wieder ein kleines bißchen enttäuscht, denn am Montag konnte ich mit einem Gewicht unter 80 Kilogramm in das lange Fastenintervall starten, nämlich 79,8 kg. Nur ein Minus von 4 Kilo - das war deutlich unter Durchschnitt, auch für eine Low-Carb-Phase, in der die Abnahme ja immer den veränderten Wasserhaushalt durch ungefähr ein Pfund weniger Gewichtsverlust widerspiegelt. Ich nehme an, das zeigt an, daß mein Montags-Gewicht, von dem ich so freudig überrascht gewesen war, aus irgendeinem Grund einen Sondereffekt enthielt. Eigentlich hatte ich ja mit knapp über 80 gerechnet. Eigentlich habe ich also gar keinen Grund, enttäuscht zu sein. Und doch hatte ich anfangs auf ein Gewicht von um die 75,0 und gestern, als klar war, daß das zu optimistisch ist, immerhin noch mit 75,5 gerechnet.
Stand heute liege ich mit einem BMI von ca. 26,5 nur noch 2,3 Kilogramm von meinem Zielgewicht entfernt, und das Nette ist, daß die Abnahme auch diesmal vorwiegend am Bauch stattgefunden hat. Diese Umbauarbeiten am Körper zeigen sich immer über Nacht, ich merke das, wenn sich meine Bewegungen morgens beim Aufstehen anders anfühlen als am Abend davor.
Wie gesagt, einen Grund zum Nörgeln habe ich eigentlich nicht. Meine erste "echte" Low-Carb-Phase seit März 2022, also eine LC-Phase, kombiniert mit meinem üblichen Fastenrhythmus, hat ein weiteres Mal die erwartete Wirkung gezeigt. Jetzt fühle ich mich wieder "on track" mit meinen Plänen, bis zum Mai nächsten Jahres am Ziel zu sein. Ich werde sogar übermütig und spiele mit dem Gedanken, es mit Hilfe des erwähnten Endspurts sogar schon früher hinzukriegen. Aber das entscheide ich erst, wenn die Sache spruchreif wird, und das wird frühestens Anfang März nach dem Ende der Januar/Februar-Low-Carb-Phase der Fall sein. Sollten mir dann nämlich weniger als 3 Kilo zum Ziel fehlen, dann könnte ich an meine Jahresanfangs-Low-Carb-Phase eigentlich auch sofort den Endspurt anschließen mit vier Fastentagen im Wechsel mit vier Eßtagen, so lange, bis ich ein viertägiges Fastenintervall mit 73,5 oder weniger beginnen kann. Länger als vier Wochen sollte ich so was zwar nicht machen, aber ich bin optimistisch, daß das auch nicht länger als vier Wochen dauern kann, wenn es nur noch um die letzten 2,xy Kilos geht (oder, man wird ja wohl noch träumen dürfen, vielleicht sogar noch weniger?).
Mein Mann hält sich bis jetzt mit Ausnahme des Zuckers im Kaffee sehr konsequent an Low Carb; konsequenter als ich selbst, da ich ja übers Wochenende ausgesetzt habe. Er meint es offenbar ernst. Zu spät ist mir der Gedanke gekommen, daß ich wenigstens seinen Bauchumfang hätte messen können, da er sich ja nicht auf die Waage stellen will. Also habe ich es wenigstens mit einwöchiger Verspätung gemacht (er wehrte sich nur halbherzig) und kam immer noch auf stattliche 114 Zentimeter, obwohl man schon sieht, daß es weniger geworden sein muß. In einem Monat messe ich wieder, und dann erneut zu Beginn und Ende der nächsten Low-Carb-Phase. Das interessiert mich jetzt wirklich, auch etwaige Zunahmen des Bauchumfangs während der sechs Wochen im Dezember und der ersten Januarhälfte.
Bei meinem Infusionstermin ist es mir leider wieder nicht gelungen, eines Arztes habhaft zu werden, weil der Doc alleine in der Praxis war, also keine Runde drehen konnte, und ich keine Zeit hatte, die angekündigte längere Zeit zu warten, bis man mich im Sprechzimmer einschieben konnte, also habe ich weiterhin keine ärztliche Diagnose oder wenigstens Mutmaßung, was es mit der Schwellung der rechten Brust auf sich hat. Das ist aber halb so schlimm, denn ich habe entdeckt, daß das Problem sich durch Tragen des Kompressions-BHs in der Nacht lösen läßt. Die Schwellung kam immer über Nacht, tagsüber ist alles normal, wenn sich über Nacht keine entwickelt. Mehrmals ausprobiert: Kompressions-BH über Nacht an --> am Morgen alles normal. Kompressions-BH über Nacht nicht an --> leichte bis moderate Schwellung am Morgen, die bis zum Abend wieder weg ist. Zum Arzt gehe ich jetzt aber trotzdem, denn Tante Google weiß ziemlich wenig darüber, was man so macht, wenn man das berüchtigte Lymphödem nicht am Arm, sondern an der Brust entwickelt. Ärgerlicherweise ist mein Doc telefonisch fast unmöglich zu erreichen, und so schrieb ich gestern statt dessen eine E-Mail, in der ich das Problem schilderte und fragte, ob mein bereits bestehender Nachsorgetermin Ende November ausreicht oder er die Sache früher anschauen sollte. Bislang - damit hatte ich fast gerechnet - habe ich darauf ebenfalls keine Antwort bekommen. Die Praxis kämpft mit Personalmangel, das weiß ich ja. Falls ich bis Montag nichts gehört habe, werde ich dort also mal persönlich vorbeimüssen. Weil mein Hausarzt dort auch nicht weit weg sitzt, werde ich anschließend dort vorbeilaufen und mir einen Termin für die Impfung (Corona/Grippe) geben lassen, denn das wird jetzt auch allmählich höchste Zeit.
Mich zermürbt das ein bißchen, daß einem pausenlos vermittelt wird, man fällt im Grunde lästig mit seinen Wehwehchen außer der Reihe der üblichen Taktung. Deswegen fand ich das bei dem neuen Onkologen so toll, daß in dieser Praxis eigentlich immer einer der Ärzte eine Runde bei den Chemo-Patienten an der Infusion dreht und sich erkundigt, ob irgendetwas anliegt. Pech, daß das ausgerechnet jetzt ausfallen mußte, als ich zur Abwechslung auch mal einen Rat gebraucht hätte, obwohl ich mir, wann immer möglich, selbst zu helfen versuche.
Ach ja, während meiner Infusion trug ich diesmal Maske, und zwar als einzige in einem Raum im mit ca. sieben bis acht Chemo-Patienten (außer mir bekamen alle "echte" Chemo). Ich kam mir deshalb ein bißchen doof mit der Maske vor, entschied aber, sie trotzdem aufzubehalten. Es ist Sache jedes einzelnen, zu entscheiden, welche Risiken er für sich selbst eingehen will, also, wenn ohne Maskenpflicht keiner der anderen Patienten es für nötig hielt, ist das deren Risiko. Aber ich will nicht dafür verantwortlich sein, jemanden zu einem Zeitpunkt vielleicht mit was auch immer anzustecken, zu dem er solche Ansteckungen tunlichst vermeiden sollte, und das traf ja auf alle Patienten zu, auf mich wahrscheinlich noch am wenigsten, obwohl ich immer noch das Gefühl habe, infektionsanfälliger als normal zu sein.
Meine Liegennachbarin vom letzten Mal lag diesmal leider auf der anderen Seite des Raumes, so daß wir uns nur mit erhobener Stimme verständigen konnten, und weil meine diesmalige Liegennachbarin davon etwas belästigt wirkte, haben wir uns diesmal nur kurz unterhalten. Sie hat die letzte Chemo zwar besser, aber leider nicht so viel besser vertragen. Nun ja, diesmal war Nummer drei von vier, danach ist für sie schon der Wechsel auf die Platin/Eibenscheiß-Version mit wöchentlichen Chemos. Ich hoffe, das bringt eine Verbesserung mit sich.
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Wer schon immer wissen wollte, wieviel sein Immunsystem wiegt, kann das in diesem Ärzteblatt-Artikel nachlesen. Für Faule: Die Autoren der Studie, auf der der Bericht basierte, kamen auf 1,2 Kilogramm Gewicht sämtlicher Immunzellen im Körper. Klingt ein bißchen wie ein schlechter Scherz, oder? Wie die Berechnungen über den Wert des Menschen in Georg Kreislers "40 Schilling" auf Basis ihrer Körperzusammensetzung.
Ich hatte überhaupt keine Zeit, die ziemlich lange Studie genauer zu lesen, deshalb weiß ich auch nicht, ob das, was mich daran am meisten interessiert hätte, doch darin enthalten war, nämlich die Frage, ob es in der Brust vielleicht weniger Abwehrzellen hat als in anderen Bereichen des Körpers und dies ein Teil der Erklärung dafür sein könnte, daß Brustkrebs so viel häufiger als die meisten anderen Krebserkrankungen ist (Prostatakrebs bei Männern einmal ausgenommen). Ein Zusammenhang könnte aber auch damit bestehen, daß laut dieser Studie jedenfalls in Fettgewebe die Abwehrzellen deutlich unter Durchschnitt sind. Die Idee, daß die weibliche Brust schlechter vor Infektionen und sonstigen Übeln geschützt sei als andere Körperbereiche, weil das für deren Aufgabe des Stillens hinderlich wäre, war meinem Mann letzten Herbst gekommen. Ich muß zugeben, der Gedanke hat etwas für sich, aber wie man sieht, wäre auch eine andere Erklärung möglich.
Aber wie erklärt man dann eigentlich die Häufigkeit von Prostatakrebs? Wo sind die Fettzellen in der Prostata?
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Seit 2019 ist mir Dr. Tro ein Begriff, der Arzt, der seine Adipositas mit Hilfe von Low Carb besiegt hat und seitdem auch als Mediziner anwendet. Was mich neuerdings aber stutzig macht: Warum bemüht er sich in letzter Zeit wieder, Gewicht abzunehmen? Durchaus erfolgreich, aber so ganz habe ich nicht kapiert, warum das erforderlich geworden ist. Ich habe ihn vor einiger Zeit sogar einmal auf Twitter direkt danach gefragt, aber er hielt solche Fragen offensichtlich keiner Antwort für würdig oder fühlte sich vielleicht sogar durch sie angegriffen, dabei ist es in meinem Fall bloß meine übliche krankhafte Neugier. Ich finde außerdem schon, daß das erklärungsbedürftig ist, gerade von jemandem, der Low Carb wie ein Evangelium immerwährender Gewichtskontrollerfolge verkündet.
Was ist ihm also passiert? Fand er sein erreichtes Gewicht auf einmal nicht mehr gut genug und dachte "Da geht doch noch mehr" oder hat er wieder zugenommen und wenn ja, was für einen Grund vermutet er dafür, da er ja strikt Low Carb ißt? Es irritiert mich, daß er den Leuten mit so viel Stolz seine Abnahme um die Ohren haut, ohne diese Dinge zu erklären. Noch mehr irritiert mich, daß niemand außer mir ihm überhaupt solche Fragen stellt.
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Im Namen der Adipositasprävention insbesondere bei Kindern, so eine Jura-Professorin bei einer Veranstaltung der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, eine gewisse Johanna Wolff, sei es auch gerechtfertigt, in Grundrechte einzugreifen. Das ist eine problematische Auffassung, von der ich nur hoffen kann, daß sie in dieser allgemeinen Form eine Einzelmeinung bleibt. Nach dieser Logik ließe sich nämlich alles Mögliche rechtfertigen, und wenn es richtig dumm kommt - was im Moment nur latent im Hintergrund als Potential mitschwingt - betrifft es eines Tages auch die Auffassung, der Staat habe das Recht, die Gesundheit uneinsichtiger Bürger mittels Zwangsmaßnahmen vor ihnen selbst zu schützen. Bislang ist das noch ein zu heißes Eisen, und so hat es sich eingebürgert, stattdessen zu "nudgen", also an der Stelle von offenem Zwang Hürden aufzubauen, die den Verzehr der unerwünschten Lebensmittel komplizierter machen, und gesellschaftlichen Druck aufzubauen, daß also Leute, die nicht auf die propagierte Weise essen wollen, ständig zu Erklärungen und Entschuldigungen genötigt werden. Gerade las ich, Schockbilder analog zu denen auf Zigarettenpackungen werden mittlerweile auch für
Fleisch ernsthaft diskutiert. Falls so etwas wirklich käme, wäre das eine neue Eskalationsstufe, und meines Erachtens eine, die nicht nur als Mittel (ebenso wie die Zigarettenschachtel-Schockbilder), sondern zusätzlich auch in der Zielstellung ungeeignet sind, um Krankheiten zu verhindern.
In der aktuellen Diskussion ging es, soweit ich das aus dem Bericht beurteilen kann, noch nicht - jedenfalls nicht vorrangig - um den Schutz des Bürgers vor sich selbst, sondern um den Schutz von Kindern vor Eltern, die sie nach derzeitiger Präventionslogik erheblichen Gesundheitsrisiken aussetzen. Der verborgene Sprengstoff in dieser Herangehensweise ist, was passieren würde, wenn man diese Sache konsequent weiterdenkt - und das sollte man, und zwar nicht erst dann, wenn juristische Präzedenzfälle einmal geschaffen sind. Beispielsweise ließe sich mit so einer Begründung ein Sorgerechtsentzug für Eltern
stark übergewichtiger Kinder rechtfertigen, weil deren Übergewicht ja aus Blick der Präventionsmaschinerie ihre Hauptursache nur in elterlicher Unwissenheit oder böswilliger falscher Ernährung der eigenen Kinder haben kann.
Glücklicherweise bin ich nicht in den Genuß dieser Podiumsdiskussion im Volltext gekommen, das hätte meinem Blutdruck bestimmt nicht gutgetan. Aber der Bericht alleine reichte mir auch schon, um die Kompetenz dieser Experten in Frage zu stellen. Der Frau Professorin kann man immer noch zugutehalten, daß sie sich auf das Fachwissen der Ernährungsexperten verläßt ... aber als Juristin muß ihr eigentlich klar sein, daß es ein Holzweg ist, sich bei Grundrechtsfragen auf die Richtigkeit der aktuell gültigen Lehrmeinung in einem naturwissenschaftlichen Bereich zu verlassen. Auch die "furchtbaren Juristen" des Dritten Reiches konnten ja guten Glaubens davon ausgehen, daß die Rassenbiologie schon recht haben wird und die daraus resultierende Gesetzgebung berechtigt war. Ein Verfassungsrechtler sollte meiner Meinung nach wissen, daß die von ihm vertretene Rechtsauffassung nur dann akzeptabel ist, wenn sie auch dann noch weiter Bestand haben könnte, falls sich später herausstellt, daß die Wissenschaft sich doch geirrt hat.
Andere Teilnehmer des diskutierenden dreiköpfigen Gruselkabinetts auf dem Podium - eine Halbgöttin in Weiß, ein Seelenklempner und dann besagte Rechtsverdreherin, alle überzeugt davon, ganz genau zu wissen, was man sich unter gesunder Ernährung vorzustellen habe - fanden vor allem, die Leute hierzulande seien nicht genügend über gesunde Ernährung aufgeklärt, so als ob man nicht auf Schritt und Tritt mit Ernährungsermahnungen bedrängt würde, und das schon seit Jahrzehnten. Und als wären die darin enthaltenen Wahrheiten von vor zehn, zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren (Eier machen krank! Transfette sind gesund!) nicht in erheblicher Zahl irgendwann stillschweigend durch neue Wahrheiten ersetzt worden, die nicht selten das Gegenteil der alten gewesen sind. Und als könnte man auch die heutigen Wahrheiten nicht eigentlich leicht als viel zu fehlerhaft erkennen, um sie zum Gegenstand von grundrechtsrelevanter Gesetzgebung zu machen. Ein Beispiel dafür fand ich auf Anhieb im Bericht über die Podiumsdiskussion:
In Großbritannien habe es so etwa funktioniert, den Zuckergehalt aus einigen Nahrungsmitteln langsam auszuschleichen. Auch die eingeführte Zuckersteuer sei ein Erfolg gewesen: Der Konsum zuckerhaltiger Getränke habe sich in Großbritannien seitdem halbiert.
Was in der illustren Expertenrunde niemandem aufgefallen zu sein scheint: Dieser Erfolg ist gar keiner, solange sich daraus keine meßbare Wirkung auf die Adipositas ergeben hat. Und das war nicht der Fall, wie ich in einem früheren Blogartikel bereits nachweisen konnte. Es war in den Ländern, die als erste mit diesem Mittel angefangen haben - etwa Mexiko und von mir aus auch noch UK - bestimmt keine Schande, es ausprobiert zu haben. Es hätte ja wirklich funktionieren können. Aber die ausbleibende Wirkung auf Adipositas bei Kindern dann anderswo nicht zur Kenntnis zu nehmen, sondern es nun unbedingt ebenfalls aufgreifen zu wollen, ist nichts weiter als das Aufbauen eines Potemkinschen Dorfs. So funktioniert Krankheitsprävention definitiv nicht. Auch Kolumbien, das dieses Mittel jetzt ebenfalls aufgreift, wird das in ein paar Jahren feststellen.
Was ich von Frau Professorin Wolff, die sich wenigstens in ihrem eigenen Fach hoffentlich auskennt, gerne wissen möchte: Gibt es wenigstens in der Theorie eigentlich eine Mithaftung der Pusher von wirkungslosen oder sogar kontraproduktiven "So tun als ob"-Maßnahmen des Gesetzgebers? Der materielle Schaden entsteht dabei ja "nur" denen, die gezwungen werden, in Wirklichkeit sinnlose Maßnahmen umzusetzen, also der Lebensmittelindustrie, die sowieso keiner mag (ich auch nicht) und die daran auch bestimmt nicht zugrunde gehen wird - im Gegenteil, die schaffen es bestimmt, so wie immer, auch daraus noch Geld zu machen, und die Gefahr ist beträchtlich, daß daraus kein gesundheitlicher Nutzen, sondern ein Schaden entsteht, so wie damals, als Verbraucherschützer durchsetzten, daß Fast-Food-Restaurants den gefährlichen Rindertalg durch die gesunden Transfette ersetzten. Aber es gibt auch einen indirekten unnötigen gesundheitlichen Schaden, wenn die Fokussierung auf schon vor der Umsetzung erkennbar unwirkame Mittel daran hindert, die darin gebundenen Kapazitäten für die Suche nach wirkamen zu verwenden.
Natürlich ist mir auch hier der Pferdefuß schon jetzt klar, nämlich daß Recht nicht viel mit der Schaffung von Gerechtigkeit zu tun hat, also am Ende die Geschädigten wie immer auf ihrem Schaden sitzen bleiben, während sich Experten wie die jener Podiumsdiskussion sowie die Politiker, die ihrem Rat gefolgt sind, bloß mit Unschuldsmiene die Heiligenscheine polieren werden.
Nicht, daß ich jetzt speziell für adipöse Kinder einen superbrillanten Vorschlag aus dem Zylinder ziehen könnte, mit dem man dieses Problem ad hoc lösen könnte. Das ist der Bereich, in dem ich selbst den Übeltäter wahnsinnig gerne genauer kennen würde, denn er kommt eindeutig von außen, und mein Hauptverdächtiger ist ebenso der Hauptverdächtige auch dieser Leute. Der Unterschied besteht darin, daß sie glauben, man müsse nur die "ungesunden" Zutaten in solchen Produkten herausregulieren, und dann würden sie, simsalabim, zu gesunden Produkten. Das halte ich für naiv und potentiell neue Gesundheitsgefährdungen unnötigerweise erst auslösend. Wieviel dagegen spricht, daß ihre Annahme richtig ist, darüber habe ich schon wiederholt in früheren Blogartikeln geschrieben. Ebenso bin ich der Meinung, daß das Ziel, daß überhaupt weniger hochverarbeiteter Kram gegessen wird, verfolgt werden sollte. Und zwar ohne Verbotsgesetzgebung. Auch darüber, aus welchen anderen Richtungen man das angehen könnte, habe ich schon wiederholt geschrieben.
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Wie verzweifelt die Adipösen in Wirklichkeit ihre Adipositas loszuwerden versuchen, zeigt alleine schon die Gewinnentwicklung bei Novo Nordisk, dem Hersteller von Ozempic und Wegovy, Produkte, die teuer sind und erhebliche Nebenwirkungen haben, außerdem auf Dauer genommen werden müssen, ohne daß bislang Langzeitwirkungen abschätzbar wären, aber dem Hersteller trotzdem aus den Händen gerissen werden. Der Börsenwert ist im Vergleich zu vor fünf Jahren um sage und schreibe 400 Prozent gestiegen, der Gewinn im letzten Quartal im Vergleich zum Vorjahresquartal um 56 %. Das Gegenteil trifft auf die Produzenten von Fleischersatzprodukten zu, bei denen die Goldgräberstimmung der letzten Jahre wohl amtlich für beendet erklärt werden kann. Aus Businessperspektive kristallisiert sich mittlerweile heraus, daß die Investoren in dieser Branche einen Haufen Geld in den Sand gesetzt haben. Deutschland hinkt bei diesem Hype den USA um ein paar Jahre hinterher, aber hier wird es noch ähnlich kommen, nehme ich an, also bin ich mal gespannt, wann Rügenwalder offen oder klammheimlich seinen Vegan-Bereich wieder einstampft, der nach mehreren Jubeljahren mittlerweile auch anscheinend beginnt, schlechter zu laufen. Ich kaufe ja sowieso keine Wurst mehr im Supermarkt, also konnte ich nicht damit anfangen, auch ihre "echte" Wurst nicht mehr zu kaufen, aber ich möchte wetten, daß sie in diesem Bereich gerade wegen ihres Vegan-Sortiments Käufer verloren haben - teils an das Vegan-Sortiment, teils an die Wettbewerber. Beide werden sie nicht ohne weiteres wieder zurückgewinnen, wenn der Hype erst einmal vorbei ist.
Mir gefiel an diesem Podcast vor allem, daß der Casus knackus an erster Stelle angesprochen wurde: Das Zeug überzeugte geschmacklich einfach zu wenige von denen, die es probierten. Der Boom kam von all den Neugierigen, die von der Werbung animiert wurden, es auszuprobieren, dies aber nicht oder nur wenige Male wiederholen wollten, weil ihnen die Produkte eben nicht gut genug schmeckten. Neben der Minderheit der echt von den Produkten Begeisterten reichten auch die Schlechtes-Gewissen-Käufer nicht aus, um zu verhindern, daß mittlerweile etliche Unternehmen aus diesem Bereich ernsthaft in Schieflage sind, und die ersten Insolvenzen gab es auch schon.
Wer bringt das Cem Özdemir schonend bei? Der glaubt ja immer noch fest daran, daß die Werbung daran schuld ist, wenn Kinder zuviele Süßigkeiten essen. In Wirklichkeit steuert die Werbung lediglich, und das auch nur bis zu einem gewissen Grad, welche Süßigkeiten welcher Hersteller gekauft werden, nicht aber deren verzehrte Menge. Über sein Halloween-Posting bei Twitter habe ich ja auch geschmunzelt. Daß er Humor beweist, ändert aber nichts daran, daß sein Werbeverbots-Vorhaben sich als gesundheitspolitisch wirkungslos erweisen wird, also genausogut unterbleiben könnte. Wäre es anders, dann hätte die Werbungsflut der Fleischersatzbranche ebenfalls dauerhafte stabile Verkäufe durch einen entsprechenden Kundensockel an Stammkunden verschaffen müssen. Werbung wirkt schon, aber speziell beim Essen nur, wenn es ums Ausprobieren geht. Damit die beworbenen Produkte weitergekauft werden, müssen sie gerade Kindern schon wirklich schmecken. Erwachsene überwinden sich eher dazu, dauerhaft Dinge zu essen, die ihnen weniger schmecken, wenn sie nur ausgiebig genug dazu gebracht werden, zu glauben, sie seien gesünder. Aber wie man an der Entwicklung der Fleischersatz-Branche sieht, hält es auch bei ihnen nicht endlos vor.
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Ich bin offenbar nicht die einzige, die die Superstrategen der Supermärkte von Herzen verflucht, wenn auf ihren Rat hin alles im Laden umgestellt wird und man beim nächsten Einkauf eine halbe Ewigkeit nach den gewünschten Produkten suchen muß. Der Grund, warum die das machen, liegt auf der Hand: Die Kunden sollen suchen müssen und dabei nebenbei mehr andere Produkte finden, als sie eigentlich kaufen wollten. Mich macht das jedes Mal unheimlich stinkig. Es ist schon passiert, daß ich den Laden stehenden Fußes verlassen und woanders eingekauft habe, einfach aus dem Grund, daß ich alles tun will, was ich kann, damit solche Nudging-verwandten Verkaufsstrategien möglichst schlecht funktionieren, denn genau das haben sie dafür auch verdient. Oft fehlt mir aber die nötige Zeit, aber dann kaufe ich gerade bei solchen Gelegenheit bewußt so wenig wie möglich und fluche manchmal auch laut, wenn ein Regaleinräumer in Sichtweite ist. Nur so, als Bestandteil des Stimmungsbilds der Käufer, das vielleicht abgefragt wird, falls sich in den Umsätzen nach dem Umbau nicht das erhoffte Ergebnis widerspiegelt.
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