Montag, 27. November 2023

Saboteure und Überläufer und viel Karma: Was man nicht alles in sich mit herumschleppt ...

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des vorletzten langen Fastenintervalls des Jahres: 79,4 Kilogramm - ein bißchen mehr, als ich mir eigentlich erhofft hatte, aber so viel auch wieder nicht, daß ich mich allzu sehr grämen müßte. Im Vergleich zum Start der Low-Carb-Phase am 16. Oktober sind das immerhin 3,1 Kilogramm minus (vor zwei Jahren nach demselben Zeitraum waren es 3,8 kg, die Differenz ist nicht gewaltig), und daß ich ein bißchen höhergewichtig bin, als der Plan es vorsah, liegt vor allem daran, daß meine winterschlaffreudigen Bärengene den Herbst samit zugehöriger Gewichtszunahme dieses Jahr zwei Wochen früher eingeläutet haben. Gegen Sabotageakte durch meinen eigenen Stoffwechsel bin ich halt machtlos. Aber am Ende krieg ich ihn ja trotzdem noch klein, meinen inneren Saboteur.

Wenn ich nach meinem letzten langen Fastenintervall Mitte Dezember bei 78,4 (plusminus ein bißchen was) herauskommen sollte, ist das okay - allerdings befürchte ich, daß ich vor dem Start der nächsten Low-Carb-Phase Mitte Januar die 80-Kilo-Grenze vielleicht doch noch einmal reißen könnte, da ich ja wasserbedingt ungefähr ein Kilogramm zulegen werde. 

Dr. Klement erwähnte, dieses Wasserkilo läge daran, daß sich die Glykogenspeicher der Muskulatur bei LC-Ernährung entleeren, also im umgekehrten Fall halt wieder füllen, und wie man dem Link entnehmen kann, meint Wikipedia dasselbe, also habe ich jetzt immerhin mal eine vernünftige Erklärung für diese Art von Gewichtsschwankungen bei der Ernährungsumstellung. Komisch, daß das eigentlich bekannt sein müßte, wenn Wikipedia es mit solcher Selbstverständlichkeit beschreibt, aber ich aus dem Kreise der Keto-Gurus noch nie etwas davon gehört hatte. Glaube ich Wikipedia, macht diese Schwankung "bis zu 1 Prozent" des Körpergewichts aus, das wären also in meinem Fall, Glykogenspeicher in der Muskulatur plus der Leber zusammengenommen ungefähr ein Kilo zu erwartende Zunahme, also hoffe ich mal, es kommt nicht deutlich mehr als das zusammen. Ich bin ja immer noch ein bißchen traumatisiert von meiner erschröcklichen Gewichtsentwicklung im letzten Dezember. Auch wenn die chemobedingt war, muß ich es doch erst noch erleben, daß mir das diesen Dezember nicht noch einmal passiert, um es zu glauben. 

Das Buch von Dr. Klement habe ich zu lesen begonnen und bin bereits so weit vorgedrungen, daß ich jedenfalls sagen kann, daß ich ihm in einer ganzen Reihe von Punkten widersprechen werde, in einigen davon sogar sehr vehement und, wie ich finde, mit guten Gründen. Ich hoffe, daß im Laufe der Lektüre doch auch noch ein bißchen mehr kommt, dem ich zustimmen kann. Vielleicht gelingt es mir, am Freitag zusammen mit meinem hoffentlich erfolgenden neuen Tiefstgewicht schon eine Rezension zu schreiben, aber das hängt natürlich auch davon ab, wie viel Zeit mir für die Lektüre bleibt. Im Moment bin ich mir noch unschlüssig, ob ich dieses Buch wirklich weiterempfehlen möchte. 

Den Besuch beim Doc habe ich hinter mir und wenig Erhellendes mit nach Hause bringen können, außer, daß ich das mit dem nächtlichen Tragen des BHs richtig gemacht habe und ich so weitermachen soll. Es ist nicht unmöglich, daß ich dauerhaft dabei bleiben muß, aber so richtig festlegen wollte er sich in diesem Punkt nicht - vermutlich hat er in solchen Fragen halt auch schon alles und dessen Gegenteil erlebt. Wegen des Endes der Trastuzumab-Infusionen wurde ich an den Onkologen verwiesen, das frage ich also beim nächsten Mal dort, und den Port solle ich zwei bis drei Jahre behalten. Er sagte: "Wir empfehlen ...", also behalte ich ihn jedenfalls bis auf weiteres, entscheide mich ggf. aber vielleicht doch noch vor Ende des Empfehlungszeitraums um, falls er anfängt lästig und unangenehm zu werden. Alle Vierteljahr muß der Port gespült werden, aber das ist ja ein überschaubarer Aufwand gemessen an dem, ihn entfernen, aber dann womöglich wieder neu legen lassen zu müssen. 

Ich bin das mit den Kommentaren noch nicht so recht gewöhnt - bislang habe ich ja gewissermaßen immer ein bißchen ins Leere gepostet, und ich breche mir immer fast einen ab beim Antworten, deshalb bin ich mal so frei und stelle aus Faulheitsgründen deine Antwort von gestern hier mit rein, liebe Sandra, und gebe hier meine Antwort:

Liebe Perditax,
Montag bist du bei deinem Doc und ich bei meiner Onkologin :) wie passend. Ich werde an dich denken. Mein Gespräch zum Zwischenstand musste nämlich verschoben werden, da sie krank war vergangenen Dienstag.
Wie kommt man an solche Ärzte. Ein Mix aus Zufall/Karma und zusammengeklaubt würde ich sagen. Die Onkologin ist am hiesigen Brustzentrum tätig, meine Gynäkologin hat witzigerweise schon den Kaiserschnitt meiner mittleren Tochter gemacht und bald danach eine eigene Tochter geboren sowie ihre eigene Praxis eröffnet. In dieser war ich jahrelang Patientin und da unsere Töchter in der selben Klasse sind ist daraus eine respektvolle Freundschaft entstanden. Daher geht sie gerne auf meine Vorschläge ein. Wir „ticken“ da ähnlich. Der Orthomolekularmediziner/Komplementärmediziner wurde mir von einem befreundeten Augenarzt Päärchen empfohlen, die eine Krebspatientin in Ihrer Praxis behandeln und die ganz begeistert von der Begleitung-Therapie war.
Ich habe das Riesen Glück immer im rechten Moment die passenden Empfehlungen zu bekommen, Artikel zu lesen, auf deinen Blog zu stoßen oder Leute kennenzulernen. Darum schrieb ich Karma.
Mein Clip wurde gesetzt Ende September 14 Tage vor Beginn der Chemo. Das ist hier im Brustzentrum
Üblich, da man die Stelle mit dem Tumor ja wiederfinden will insbesondere wenn die Behandlung gut anschlägt. Ich habe einen weiteren Clip in einem befallenen Lymphknoten sitzen, da dieser definitiv mit weg operiert werden soll.
Nach der KI Info hier auch bei dir - die erkennt, dass bzw ob überhaupt noch Tumorzellen vorhanden sind - bekomme ich ein wenig Zweifel. Im Prinzip sind doch alle pCR‘s einheitlich der Beweis das die OP überflüssig war…. Ein wenig wie mit Schrödingers Katze. Man weiß es erst wenn man es operiert. Habe sogar schon kurz überlegt auf die OP zu verzichten… Metastasen werden wohl im Schnitt 8 Jahre vorher „angelegt“ und in den 10 Monaten vor deren Wachstum steigt wohl dieser Krebsmarker im Blut an? Wenn das so ist, dann kann ich da mit ner OP seh kaum was verändern.
Natürlich werde ich mich aber operieren lassen, da das derzeit ja „State of the art“ ist und dazu gehört. Insbesondere da auch noch das Ergebnis meines Gentests aussteht. Nun denn, ich bin gespannt wohin mein Weg mich führt und verfolge mit Spannung deinen weiteren Weg hier :)
Hab eine schöne Vorweihnachtszeit, vor allem eine gesunde,
Herzliche Grüße
Sandra

Dein Clip wurde schon vor der Chemo gesetzt? Wow. Irgendwas muß ich in meinem letzten Leben falsch gemacht haben, das du wiederum richtig gemacht hast, da mein Karma mir ständig so viel höhere Hürden setzt. ;-)

Spaß beiseite, mir ist im Lauf der letzten zwölf Monate schon aufgefallen, daß keine zwei meiner diversen Ärzte immer alle Entscheidungen gleich getroffen hätten, obwohl Brustkrebs jedenfalls bis Stadium 2 ja eigentlich eine Art Fließband-Krebs ist, bei dem man annehmen sollte, daß je nach histologischem Befund alles bei allen ungefähr gleich abläuft. Aber im Detail gibt es offenbar mehr kreative Spielräume als gedacht. Meine Strahlenmedizinerin wirkte sogar ernsthaft erzürnt darüber, daß mein Doc mir eine viereinhalbwöchige Bestrahlung in Aussicht gestellt hatte, während sie mich fünfeinhalb Wochen lang brutzeln lassen wollte, wie es dann auch passiert ist. Sie sagte wahrhaftig sinngemäß, wer sich nicht richtig in ihrem Fach auskenne, solle doch am besten einfach die Klappe halten. Und unsereins als Patient, bei dem es ja immerhin um Leben und Tod gehen kann, soll dann beurteilen können, welcher der Experten nun die Weisheit mit dem größeren Löffel gefressen hat. 

Also war es wohl ein Frage von glücklichen und weniger glücklichen Zufällen - ohnehin der meiner Meinung nach meistunterschätzte Faktor der Geschichte.

Die Sache mit den Metastasen könnte übrigens auch ganz anders sein. Professor Seyfried - dessen Buch ich unbedingt demnächst endlich fertiglesen muß - behauptet nämlich, die Metastasen entstammten gar nicht dem ursprünglichen Tumor, sondern seien wildgewordene Abwehrzellen aus den Lymphknoten, die von den dorthin ausgewanderten Tumorzellen gewissermaßen zu Überläufern zur Feindseite umgedreht worden seien. Deshalb seien Metastasen auch so viel aggressiver als der Ursprungstumor, denn diese Abwehrzellen sind ja - solange sie ihrer Pflicht korrekt nachkommen - unsere körpereigene Security und haben den großen Schlüsselbund, um in jedes Organ reinzukommen, was normalerweise gut für uns ist, aber in diesem speziellen Fall halt genau das Gegenteil. Keine Ahnung, wie nahe dran an der Wahrheit der Seyfried damit ist, aber es würde einiges ansonsten Rätselhafte erklären, was die Metastasierung betrifft.

Hoffe, die Besprechung mit der Onkologin verlief für dich erfreulich! Und auch dir eine schöne Vorweihnachtszeit! :-) 

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Nachdem ich mich im letzten Blogbeitrag noch über die Kampagne zugunsten einer Zuckersteuer mokiert habe, stieß ich auf einen geistesverwandten Ansatz, den ich interessanter finde, nämlich eine generelle Steuer auf hochverarbeitete Lebensmittel, die Kolumbien eingeführt hat, die in drei Schritten bis 2025 von anfangs 10 % auf schließlich 20 % ansteigen soll. Wie "hochverarbeitete Lebensmittel" genau definiert ist, konnte ich nicht herausfinden, lediglich, daß unter anderem Wurst ausgenommen sei, war in einem Medienbericht zu lesen. Insgesamt scheint die Sache also auf die richtige Art von Lebensmitteln aus der Massenproduktion der Konzerne abzuzielen, die aus welchen Gründen auch immer (denn weder Fett noch Zucker halte ich dabei für den entscheidenden Faktor, sieht man einmal davon ab, daß natürlich die minderwertigsten Fette gerade billig genug sind) der menschlichen Gesundheit wenig zuträglich zu sein scheinen. Falls der Großteil des betreffenden Angebots von dieser Steuer betroffen sein sollte und dabei keine allzu weitreichenden Ausnahmeregelungen die Sache wirkungslos machen sollten, lohnt es sich vermutlich, zu beobachten, ob das vielleicht tatsächlich eine bessere Wirkung als die vielgepriesene, aber in der Praxis ziemlich wirkungslose Zuckersteuer mit sich bringt. Allerdings finde ich meine eigene Idee mit der Transportsteuer weiterhin besser, weil die direkt auf den im Moment so großen Wettbewerbsvorteil von Massenprozenten, die billigste Zutaten kreuz und quer mit hohem Energieaufwand durch die Welt karren lassen, um minderwertigen Fraß aus ihnen zu produzieren, gegenüber von kleinen, regional orientierten Herstellern abzielt. Wenn man für fast das gleiche Geld gutes Essen kriegen kann, entscheiden sich bestimmt weniger Leute für den Schlangenfraß.

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Gestern habe ich einen neuen Versuch der Herstellung von Low-Carb-Pasta vorgenommen, und das Rezept, das ich diesmal hatte, erwies sich als das bislang geschmacklich und von der Textur her bei weitem beste. Mein Mann und ich waren uns einig, daß es das nächstes Wochenende noch einmal gibt, nur diesmal nicht mit Bolognese, sondern mit Lachs und Sahnesoße. Die Zutaten: 20 Gramm Leinmehl, 20 Gramm Flohsamenschalen, 100 Gramm Frischkäse, vier Eier und 60 Gramm grob geraspelten Gouda, dazu noch ein bißchen Salz. Nächstes Mal werde ich vielleicht noch ein bißchen Milch zusätzlich verwenden, weil der Teig einerseits zu weich war, um ihn normal ausrollen zu können, aber andererseits nicht weich genug, um nicht am Ende trotz all meiner Bemühungen doch noch etwas ungleichmäßig dick ausgefallen zu sein. Ich glaube, wenn er ein bißchen mehr Flüssigkeit enthält, gelingt mir das beim nächsten Mal gleichmäßiger.

Alles jedenfalls mit dem Mixer verrühren, auf Backpapier verstreichen. Ich habe ein zweites Backpapier darübergelegt, um ohne Sauerei mit dem Wellholz drüberfahren und den Teig einigermaßen glatt bekommen zu können, und dieses zweite Backpapier dann auch mitgebacken, weil beim Abziehen zu viel vom Teig daran klebengeblieben wäre, und das hat auch prima funktioniert. Für 6-7 Minuten bei 180 Grad in den Backofen, anschließend testen, ob man das obere Backpapier nun rückstandsfrei abziehen kann, und bis zur Fertigstellung der Soße in den abgeschaltenen Backofen zurück. Nach dem Rausholen das untere Backpapier auch abziehen, den Teig zusammenrollen und von der Rolle dann die Nudeln so breit abschneiden, wie man sie gerne haben will - die sehen bei mir dann ähnlich wie Tagliatelle aus und schmecken in der Tat erfreulich pastaartig. Leinmehl mag ich ohnehin sehr, das kommt bei mir auch meistens mit in die Brötchen, und bei 2 Gramm KH pro 100 Gramm Leinmehl ist diese Art von Pasta nahezu kohlehydratfrei, sehr zum Unterschied zu der Hülsenfrüchte-Pasta aus dem Discounter, von der ich auch in LC-Phasen mittlerweile ganz abgekommen bin.

Ob ich auch mal versuchen sollte, aus diesen Zutaten Spätzle zu machen? Vielleicht am Freitag, erst einmal eine Probeportion für mich alleine, denn vielleicht geht diese Sache ja auch fürchterlich schief ...

Die Menge hat für zwei übrigens locker gereicht.





 


1 Kommentar:

  1. Hallo Perditax,
    ich wollte schon so lange antworten… da ich immer vom Handy aus schreibe wollte ich es vom PC aus machen und kam einfach nicht dazu.
    Erst mal: schön- dass deine Schwellung tatsächlich „nur“ ein Lymphödem zu sein scheint!
    Und dann: ich bin schon sehr gespannt auf deine Gedanken zu den Büchern.
    Mein Gespräch mit der Onkologin musste dann noch mal
    Verschoben werden, da sie weiter krank war. Aber: sie meinte (und da hat sie den Termin nun auch schon festgelegt) ich würde nach der letzten geplanten Chemo 27.12.23 direkt eine Ultraschallkontroll (28.12.23) mit direkt anschließendem Gespräch bei ihr bekommen und wenn dann alles gut (= verschwunden) aussieht würden wir direkt für Januar ‚24 die OP planen. Der Lymphknoten ist zwar kleiner. Geworden aber sieht immer noch vergrößert aus. So stand es zumindest im Bericht der Radiologin.
    3x Paclitaxel muss ich also noch, kommenden Dienstag sogar zusammen mit den Antikörpern. Aber das kennst du ja!
    Zur Zeit schaffe ich es nur in eine „leichte“ Ketose (esse wieder Käse und gelegentlich Quark) und überlege grade ob es an den MiPros oder doch an der Effektivität meines Stoffwechsels liegt - angeblich soll der Körpwr der gut adaptiert ist nur die benötigte Menge Ketone produzieren… denke es wird ne Kombi aus beidem sein.
    Zur Chemo faste ich dann auch wieder, da es mir damit einfach am besten geht.
    Liebe Grüße noch mal und viel Zeit zum lesen ;)

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