Mein Gewicht heute früh nach dem ersten von zwei nicht zusammenhängenden Fastentagen diese Woche: 76,9 Kilogramm, nachdem ich gestern mit infusionsbedingten 78,8 in den Fastentag gestartet war. Um die 300 bis 400 Gramm plus macht das typischerweise aus, aber allzu oft muß ich diesen Faktor nicht mehr berücksichtigen, denn wenn es bei einem Ende der Antikörpertherapie "im Januar" bleibt (so richtig exakt sind solche Vorankündigungen ja nie), dann stehen mir nur noch zwei, maximal aber drei Infusionen bevor. Danach werde ich mich am Montag mal beim Nachsorgetermin bei meinem Doc erkundigen, und ein paar weitere Fragen stehen ja auch an, etwa wegen der Schwellung an der rechten Brust (die im Moment dank Kompressions-BH unproblematisch ist) und außerdem, wie es eigentlich mit meinem Port weitergehen wird. Ich nehme nicht an, daß der unmittelbar nach dem Ende der Infusionen gleich rauskann, aber was ich nicht weiß, ist, wie lange so ein Port für gewöhnlich dringelassen wird. Qua Bauchgefühl würde ich darauf tippen, daß das noch mindestens ein Jahr dauern wird, denn in den ersten beiden Jahren ist die Wahrscheinlichkeit, daß der Krebs wiederkommt, am höchsten.
Besonders störend finde ich den Port übrigens nicht, ich bemerke ihn kaum, höchstens mal beim Duschen oder Umziehen, aber weil ich jetzt ungefähr acht Kilo weniger wiege als letzten Herbst, prägt er sich doch ein bißchen stärker aus als anfangs, da hatte ich ja am Nachmittag des Tages, als er mir gelegt worden war, schon wieder vergessen, daß ich ihn überhaupt habe. Trotzdem, wenn er mal weg ist, habe ich mir ein weiteres Stück Normalität zurückerobert.
Meine Liegennachbarin hat am Montag sehr tapfer den Platz neben ihrem so lange für mich verteidigt, bis ich zur Trastuzumab-Infusion kam, um ihn zu besetzen, und so war die Chemo-Gang (zusammen mit zwei weitere Mitstreiterinnen) dann vollständig, und es kam fast ein bißchen Kaffeeklatsch-Stimmung auf, als wir unsere aktuellen und gewesenen Nebenwirkungen durchhechelten, während wir unsere Infusionen in uns reinplätschern ließen. Bei meiner Liegennachbarin hat jetzt die zweite Chemo-Hälfte begonnen, das heißt, kein EC mehr, worüber sie sehr erleichtert ist, weil sie das extrem schlecht vertragen hat (und Fasten, stellte sich heraus, half bei ihr auch nichts - dann erbrach sie zwar keinen Mageninhalt, aber dafür Galle, und das ebenfalls tagelang), und ich drücke ihr beide Daumen, daß sie im Gegenzug dafür mit dem Carboplatin besser zurechtkommt als ich, irgendwo sollte es ja auch eine ausgleichende Gerechtigkeit geben. Für alle Fälle habe ich ihr den Tip mit dem Heizkissen zum Umbinden gegen das extreme Kältegefühl gegeben, das ich erlebt habe, und vielleicht bringe ich nächstes Mal auf Verdacht einfach mal eines zur Chemo mit - ich habe nämlich zwei davon. Schlimmstenfalls muß ich es halt wieder heimtragen, weil bei ihr die innere Kälte gar nicht auftritt oder sie eine andere Lösung gefunden hat, die genauso gut funktioniert.
Ach ja, die Polyneuropathie in den Füßen ist in den letzten ca. zwei, drei Wochen weiter zurückgegangen. Wenn man das Gefühl mit dem einer nachlassenden Wirkung einer Betäubungsspritze beim Zahnarzt vergleicht, bin ich jetzt in dem Stadium, in dem man es nach der Zahnbehandlung wieder riskieren würde, etwas zu essen, obwohl die Spritzenwirkung noch ganz leicht zu spüren ist. Es kribbelt noch, aber nur noch sehr wenig, typischerweise rechts weiterhin etwas stärker als links. Es ist jetzt deutlich schwächer als zum OP-Zeitpunkt, also vielleicht folgt jetzt mit einem halben Jahr Verspätung die Entwicklung, die ich damals eigentlich für die Wochen darauf erwartet hatte, nämlich daß es ganz damit aufhört.
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Daß es in diesem Blogbeitrag um den Schweinfurter Strahlenmediziner und Studienautor zum Thema Keto bei Krebs, Dr. Rainer Klement, gehen wird, habe ich am Schluß meines letzten Beitrags ja bereits verraten, und ebenso, daß ich - was für mich selbst eine unangenehme Überraschung gewesen ist -, einige Vorbehalte gegen ihn entwickelt habe, die ich an dieser Stelle einmal begründen möchte. Auf Klement war ich das erste Mal ziemlich kurz vor Beginn meiner Bestrahlung gestoßen, das ist also erst wenige Monate her. Seine Arbeiten waren die ersten, die mir ein paar Antworten darauf geben konnten, ob und wenn ja wie Fasten und/oder Keto einen günstigen Einfluß auch auf die Nebenwirkungen bei einer Bestrahlung haben können - obwohl ich auf die speziellen Fragen, die mir am wichtigsten gewesen wären, auch bei ihm keine Antworten fand. Aber darüber will ich nicht meckern, schließlich hatte ich zuvor rein gar nichts zum Thema Bestrahlung gefunden, und der Professor Smollich, bei dem ich mit der Frage angeklopft hatte, hat mich ja vorsichtshalber gleich ganz ignoriert.
Mir gefiel der pragmatische Ansatz bei Klement, eine ketogene Ernährung als eine Ernährung zu definieren, die den Zustand der Ketose zum Ziel hat, und offen bei den Mitteln zu bleiben, mit denen dieses Ziel erreicht wird. Das ergibt einen Sinn, denn wenn man sich darauf versteift - wie die Frau Professorin Hübner -, unbedingt exakt identische Methoden vergleichen zu wollen, sonst gilt es nicht, treffen die dann ja wieder auf die unterschiedlichen Voraussetzungen des Patienten.
Worin genau mein neu aufgetauchtes Problem mit Dr. Klement besteht, läßt sich am besten erklären, wenn ich mal beschreibe, wie ich letzte Woche erneut auf ihn gestoßen bin und was daraufhin geschah.
Vor wenigen Tagen wurde mir ein Podcast mit einem ziemlich aktuellen Interview mit Rainer Klement bei YouTube in die Vorschlagsliste gespült, und das war zunächst eine freudige Überraschung für mich. Das Interview als solches brachte mir dann im Prinzip zwar keine allzu aufregenden neuen Erkenntnisse - das lag sicherlich vor allem an den "Anfängerfragen", die ihm von der Interviewerin gestellt wurden -, aber ich stellte erfreut fest, daß Klement zu Fasten und Keto als Ernährungsweise (auch außerhalb von Krebstherapien) in großen Teilen dasselbe vertritt, was ich ebenfalls für richtig halte. (Sogar die Panik vor dem Verzehr von Kartoffeln auch in homöopathischer Dosierung gewisser Leute teilt er nicht und findet wie ich, Kartoffeln seien okay, wenn man sich auf wenige beschränkt.) Und: Dr. Klement hat außerdem vor wenigen Wochen ein Buch über seine Sichtweise von Krebs veröffentlicht, das sich an ein normales Lesepublikum richtet. Das war nun wirklich eine hochinteressante Neuigkeit, denn so ein bißchen unbefriedigt ließ mich an diesem Podcast zurück, daß er sich auf Schmalspurbegründungen für seine Ansichten beschränkte. Ich gehöre ja zu den Zeitgenossen, die es für vertane Zeit halten, sich bloß an jemandem mit einer gleichlautenden Meinung zu erfreuen, ich will dann immer auch wissen, wie er darauf kommt und ob er irgendwelche andere Gründe oder Herangehensweisen hatte als ich. Und das kam da einfach zu kurz. Dieses Buch würde sicherlich mehr in die Tiefe gehen, alleine schon deshalb mußte ich mir das unbedingt beschaffen. Und natürlich erhoffte ich mir von der Lektüre zusätzliche Erkenntnisse, die mir wirklich neu sind.
Aber was war das eigentlich für ein Podcast? Ich kannte ihn nicht, obwohl mir der Name der Betreiberin, Jasmin Kosubek, vage vertraut vorkam. Einordnen konnte ich ihn spontan freilich nicht. Die Betitelung des Videos war für meinen Geschmack zwar zu reißerisch, aber darauf hat Frau Kosubek ja auf YouTube weiß Gott kein Monopol. Ich sah mir an, wen sie sonst so in ihrem Podcast interviewt hatte, und es waren schon ein paar merkwürdige Gestalten darunter, aber da Keto ja auch eine Außenseitermeinung repräsentiert und ich vermutlich selbst in die Kategorie "Merkwürdige Gestalten" falle, hätte ich das als eine Sammlung unterschiedlichster Außenseitermeinungen betrachtet, die sonst wenig Gelegenheit haben, ihre Sicht der Dinge zu Gehör zu bringen, woran gar nichts verwerflich gewesen wäre. Der Groschen fiel bei mir erst, als ich den Titel eines der ersten Videos im Kanal sah: "Gekündigt! Warum ich nach über sieben Jahren RT DE den Rücken kehre".
Ich hatte mich also in den YouTube-Kanal der einstmaligen Moderatorin dieser berüchtigten russischen Lügenpropagandasendung "Der fehlende Part" der deutschen Ausgabe des Senders Russia Today locken lassen. Das gefiel mir nicht besonders. Eingestellt wurde Jasmin Kosubek von den Russen ungefähr um die Zeit herum, als die in der Ostukraine gerade dieses malaysische Passagierflugzeug abgeschossen hatten. Auch wenn sie damals gerade erst ihr Studium abgeschlossen hatte und vielleicht ja noch ein bißchen unbedarft war, darf man annehmen, daß sie ziemlich genau wußte, mit wem sie sich da einließ. Da sie sieben Jahre lang weiter für RT Deutsch gearbeitet hatte, fand sie daran offenbar aber viele Jahre lange nichts problematisch. Und warum hatte sie nun bei RT gekündigt? Vielleicht doch aus einem zunehmenden Verdruß über die Inhalte, die sie zu vertreten hatte? Von wegen. In ihrem "Gekündigt"-Video ging es um ziemlich banalen Kram, sie war halt unzufrieden mit ihren beruflichen Perspektiven, den Rahmenbedingungen und mit der Art, wie ihr Brötchengeber mit ihr umging. Typischer Arbeitnehmer-Kram, über den man in jedem Betrieb Unzufriedene finden kann. Mit den Inhalten hatte sie augenscheinlich bis zum Schluß kein Problem, und damit habe ich zwangsläufig ein Problem mit ihr.
Was außerdem sagt das über die Inhalte ihres jetzigen Podcasts aus? Und was um alles in der Welt macht jemand wie Klement, den ich für einen seriösen Mediziner gehalten hatte, in so einem Podcast?
In solchen Fragen verstehe ich nicht viel Spaß. Mit manchen Publikationen und deren Urhebern läßt man sich unter gar keinen Umständen ein, sowohl aus Gründen der Selbstachtung wie auch des Selbsterhaltungstriebs. Gerade dann, wenn es einem unheimlich wichtig ist, mit dem Gehör zu finden, was man zu sagen hat, riskiert man damit unnötigerweise seinen Ruf, und das unter Umständen dauerhaft. Wer etwa einmal im Compact-Magazin oder beim Kopp-Verlag publiziert hat, ist als seriöse Quelle für immer verbrannt. Ich hatte ja sogar schon über den allzuseichten Riva-Verlag die Nase gerümpft, bei dem die deutschen Ausgaben von Jason Fungs Büchern erschienen sind, aber Kopp, das ginge gar nicht. Ein Wissenschaftler, dem ernsthaft daran gelegen ist, eine neue These in der Fachwelt zu verbreiten, publiziert meiner Meinung nach lieber überhaupt nicht als auf diese Weise, weil er damit bei einem Nischenpublikum zwar populär werden kann, aber in Fachkreisen keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen wird. Das ist nicht gerade das, was ich mir von einem Wissenschaftler erhoffen würde, der ja - wenigstens dem Augenschein nach - seriöse wissenschaftliche Arbeit zum Einsatz ketogener Ernährung bei Krebs geleistet hat.
Nun gut, dachte ich, nachdem ich mich von meiner Überraschung erholt hatte. Außenseitermeinungen haben es im Mainstream schon schwer. Wen außerhalb der Keto-Fangemeinde kann Klement da für seine Sache interessieren, ohne daß er gleich abwinkt? Die Kosubek mit ihrem Podcast kann man zur Not noch als Grenzfall durchgehen lassen. Vielleicht war Klement ja der Meinung, um sein neues Buch zu promoten, könne er nicht sonderlich wählerisch sein, und immerhin war es ja nicht Russia Today, wo er aufgetreten war, sondern nur jemand, der einmal für Russia Today gearbeitet hatte ...
So weit war ich mit meinen Überlegungen gekommen, als mir auf einmal etwas ganz Furchtbares dämmerte: Wo zum Teufel hatte Dr. Klement eigentlich sein Buch veröffentlicht?
Ganz so schlimm, wie ich mir das vorgestellt hatte, kam es damit dann doch nicht, wenn sich auch "Deutscher Wissenschafts-Verlag" um einiges bedeutender anhört, als es das Haus in Wirklichkeit ist. Auf den ersten Blick erscheint mir der Verlag, auch wenn ich noch nie etwas von ihm gehört hatte, jedenfalls nicht unseriös (keine Garantie freilich, daß ich nicht doch vielleicht irgendwelche Abgründe übersehen habe). Es handelt sich um eine Art Nischenanbieter mit einem Verlagsprogramm, bei dem es sich meinem Eindruck nach um Publikationen mit wissenschaftlichem Anspruch, aber ziemlich geringer zu erwartender Reichweite handelt. Stutzig machte mich an der Verlagswebsite vor allem, daß die "Testimonials" zufriedener Kunden auf der Hauptseite von Autoren des Verlags stammten, die ihre Zufriedenheit mit der Umsetzung ihres Buchprojekts zum Ausdruck brachten, nicht etwa von Käufern der betreffenden Bücher, die diese Bücher gut gefunden hatten. Auch wenn ich nirgends Hinweise auf vom Autor zu tragende Publikationskosten sowie deren Höhe fand, das sah nach einem Bezahlverlag aus, der also davon lebt, daß die Autoren ihn dafür bezahlen, ihr Buch zu publizieren - was bei Nischenthemen natürlich unvermeidlich sein kann, bei denen eine Kalkulation auf Basis der Buchverkäufe von vornherein nicht aufgehen kann. Für wissenschaftliche Themen ist das oft eine vernünftige Publikationsmethode. Die eigentlich typische Verfahrensweise im Verlagswesen ist es aber nicht. Üblich ist es, daß ein Verlag seine Produktionskosten von den Käufern des Buches wieder hereinholen will und Bücher veröffentlicht, wenn er glaubt, auf dieser Basis mit ihnen einen Gewinn erzielen zu können.
Was also macht ein Buch wie dieses, das ja auf ein ähnliches Publikum abzielt wie dieses überaus populäre Himbeerbuch, dann eigentlich ausgerechnet in so einem Verlagsprogramm?
Auf Dr. Klements Website beschlich mich beim näheren Umschauen dann der Verdacht, daß er gerade dabei ist, sich für die berufliche Zukunft eine gemütlichere Nische zu suchen als die Krebsforschung, in der seine Arbeiten ja ziemlich aus dem Rahmen fallen und, nehme ich beim Gedanken an die Frau Professorin Hübner an, oft auch nicht auf besonders viel Gegenliebe stoßen. Denn beruflich strebt er gerade ein weiteres Mal zu neuen Ufern, und das sieht mir sehr nach einer alternativmedizinischen Richtung aus. Begonnen hat er ja als Astrophysiker, dann nutzte er eine Fortbildung zum medizinschen Physiker und landete dann in der Strahlenmedizin. Aktuell macht er aber eine Fortbildung zum Heilpraktiker an der Rolf-Schneider-Akademie, und egal, was er aus der Auswahl der dort angebotenen Fernstudiengänge gewählt haben mag, das verringert seine Chancen, im herkömmlichen Medizinbetrieb mit seinen ohnehin konträr zum Mainstream laufenden Forschungserkenntnissen in denselbigen durchzudringen, nur noch weiter - denn die Qualifikation "Heilpraktiker" ist im medizinischen Forschungsbetrieb ungefähr dasselbe wie für mich eine Publikation im Kopp-Verlag: Man kann dann einfach nicht mehr damit rechnen, daß einem - abgesehen von denen, die einem sowieso schon die ganze Zeit geglaubt haben - allzu viele Leute überhaupt zuhören.
Natürlich habe ich keinen Schimmer, was Dr. Klement in Wirklichkeit antreibt, welche Inhalte er als Heilpraktiker vertreten wird, und ebenso weiß ich auch nicht, was für Pläne und Perspektiven er darüber hinaus für weitere Arbeit in der Forschung hat, aber auf mich wirkt das so, als habe er sich von dem Ziel, seine Inhalte im Wissenschaftsbetrieb bestmöglich zu Gehör zu bringen, für immer in Richtung Pferdekopfnebel verabschiedet, wo er ein Häuschen mit Garten bauen, Rüben züchten und im Guru-Modus Patienten behandeln will, die sich lieber von Gurus als Ärzten behandeln lassen.
Das ist natürlich sein gutes Recht. Ich bin aber so frei, in dieser Frage ganz egoistisch mal die Perspektive des Durchschnitts-Krebspatienten einzunehmen, der niemals auf die Idee käme, einen Guru anstelle eines Onkologen zu konsultieren und dessen Behandlungsperspektiven so gut oder schlecht bleiben, wie sie aktuell sind, wenn zu Klements Forschungsthema künftig noch weniger geforscht wird. Und das sollte man nicht unterschätzen, denn zum Thema Ketose bei Krebs zählt Klement nach eigenen Angaben zu den "weltweit meistzitierten Wissenschaftlern". Ich glaube ihm auch unbesehen, daß das keine Übertreibung ist, denn das Publikationsgeschehen in diesem Teilbereich ist so spärlich, daß sowieso nicht sonderlich viel dazu gehören würde, in so einen Rang aufzusteigen. Und in der Tat ist der empfehlenswerteste Teil von Dr. Klements Website die Auflistung
seiner zahlreichen Fachartikel und sonstigen
Publikationen, die sich zu einem recht großen Teil mit ketogener
Ernährung, sei es generell, sei es bei Krebs, befassen. Die werde ich
mir selbst auch noch einmal in Ruhe durchsehen müssen, und ich nehme an,
daß sich da tatsächlich Wissenswertes finden läßt.
Aus Patientensicht wäre es also ein schwerer Verlust, falls Klement sich gerade selbst aus diesem Bereich zurückziehen würde, da es Heilpraktiker und Ernährungsgurus mit einer gewissen Nischenpopularität ja in rauhen Mengen gibt. Aber in der Forschung wäre sein Wegfall kaum zu ersetzen. Auf der Website der Klinik, die er auf seiner eigenen Website als seinen Brötchengeber angibt, nämlich das Leopoldina-Krankenhaus in Schweinfurt, ist sein Name überhaupt nicht (mehr?) zu finden. Deshalb nehme ich an, dort hat er schon seinen Abschied genommen. Ob damit auch seine Tätigkeit in der Forschung eine Ende haben wird, bleibt natürlich abzuwarten.
Der peinlichste Teil seiner Website ist sein Blog, denn der demonstriert, daß Wissenschaftler in allen Bereichen, die außerhalb ihres Wissensgebietes liegen, halt doch auch nur Laien sind und fürchterlich danebenliegen können. Denn Klement war/ist in der Coronaskeptikerszene aktiv und hat sich an einer Studie beteiligt, die zu beweisen versuchte, daß die Corona-Schutzimpfungen fast so viele Tote verusachten, wie sie auf der anderen Seite verhindern. Diese Studie mußte später wegen Fehlerhaftigkeit zurückgezogen werden. Klement stellte das in einem seiner Podcasts so dar, als wäre der Grund dafür nichts weiter als kleinlicher Formalkram gewesen, den man an den Haaren herbeigezogen hätte, (... um eine unliebsame Wahrheit zu unterdrücken, wie man zwischen den Zeilen herauslesen konnte). Auf Basis meiner eigenen Herangehensweise an die Corona-Problematik (siehe meinen letzten Blogartikel), kombiniert mit der groben Sichtung der Übersterblichkeit der Coronajahre habe ich allerdings auch keinen Grund, eine so hohe negative Wirkung der Coronaimpfungen für realistisch zu halten.
Ich habe nicht ernsthaft versucht, die Sache mit dieser zurückgezogenen Studie allzu tiefgehend zu durchdringen, da der rote Faden bei Klement beim Thema Corona nie ein wissenschaftlicher gewesen ist und von Cherrypicking, kombiniert mit politikkritischen Bauchgefühlen geprägt war. Deshalb ging ich davon aus, daß Klement sich an einem solchen Projekt von vornherein nicht beteiligt hätte, wenn es dabei um eine ergebnisoffene Auswertung aus wissenschaftlichem Interesse heraus gegangen wäre.
Auffällig fand ich im Klements Blogartikeln zum Thema Corona, daß alte Überlegungen, auch solche, die sich in der Rückschau als Fehlannahmen erwiesen hätten, nie rückblickend einer kritischen Sichtung und ggf. Korrektur unterzogen wurden, sondern nur immer dieselbe Leier auf neue Weise begründet wurde. Eine dieser Begründungen war eben die angebliche Gefährlichkeit der Corona-Impfung. Davor ging es unter anderem um die Fehlerhaftigkeit von Coronatests (dieselben Tests, die in der Studie, die der Impfstudie zugrundelag, ebenfalls angwandt worden waren, aber deren Fehler nun komischerweise gar keine Rolle mehr spielten), daß die Lockdowns unzumutbar für die Bürger seien oder daß eine Überlastung der Krankenhäuser bei zu hohen Corona-Fallzahlen doch die eigene Schuld der Gesundheitspolitik seien - letzteres ist zwar nicht falsch, ändert aber an der Überlastungsproblematik und der Notwendigkeit, mit Corona einen den de facto bestehenenden Gegebenheiten angemessenen Umgang zu finden, überhaupt nichts. Klement war offenbar zu beschäftigt, Indizien gegen die Coronapolitik zu sammeln, um sich darüber auch noch Gedanken zu machen.
Kurz, ich sah nicht viel Sinn darin, einem Eichhörnchen, das wie aufgezogen von einem Ast zum nächsten hüpft, jedes Mal hinterherzuhüpfen und jeden der Äste einzeln zu analysieren, denn auf Basis meiner Grundannahmen liegt er von vornherein schon im ersten Ansatz falsch, nichts an seinen Corona-Einwänden widerlegt meine Grundannahmen, und überhaupt sind seine Blogbeiträge zur Coronafrage erkennbar die eines Laien, also hat er mir bei diesem Thema sowieso nichts voraus. Ich hätte damit eigentlich ja auch kein Problem, viele haben auf genau dieselbe Weise psychische Erleichterung in einer Zeit gesucht, die ihnen persönlich und beruflich mehr als mir abverlangt hat, aber bei einem wissenschaftlich Arbeitenden hätte ich, wenn schon auch Corona zum Thema in seinem Blog wird, weniger Schwurbel, Bauchgefühl und Politikverdruß und mehr Anzeichen für einen ernstzunehmenden Versuch, die betreffenden Aspekte der Thematik wissenschaftlich zu durchdringen, erwartet. Und natürlich finde ich es als Patientensicht-Vertreter auch unangenehm, daß es die Position einer wissenschaftlichen Außenseitermeinung wie Ketose bei Krebs noch weiter verschlechtert, wenn sie von einem sogenannten "Coronaleugner" kommt.
Prof. Werner E. Gerabek
5,0 von 5 Sternen Wertvolle Informationen zur Steigerung der Widerstandskraft gegenüber Krebs
Rezension aus Deutschland vom 27. Oktober 2023
Nichts in der Biologie macht Sinn außer im Licht der Evolution! Dieser berühmte Satz des Evolutionsbiologen Theodosius Dobzhansky wird gerne zitiert, hat jedoch innerhalb der modernen Medizin kaum praktische Bedeutung.
Dieses Buch jedoch setzt genau dort an, wo der Schlüssel zum Verständnis chronischer Krankheiten wie Krebs liegt: der Evolution des Lebens auf der Erde von den Einzellern bis hin zum modernen Menschen. Dem Autor gelingt es, eine schlüssige Theorie von Krebs als programmierten Rückschritt in der Evolution bis in die Zeit der Einzeller aufzustellen, welcher maßgeblich durch biopsychosoziale und spirituelle Faktoren unseres modernen Lebensstils getriggert wird. Davon ausgehend, werden viele nützliche und gut umsetzbare Strategien abgeleitet, wie man seine Resilienz gegenüber dieser Erkrankung stärken kann. Dazu zählen die artgerechte Ernährung des Menschen, Mikronährstoffe, Entgiftung, Kältereize, Sauerstofftherapie, Bewegung und Spiritualität. Zwölf sehr lesenswerte Interviews mit weltweit anerkannten Wissenschaftlern, Therapeuten und Ärzten, in denen diese Themen nochmals vertieft werden, runden das Buch ab.
Insgesamt ein im deutschen Sprachraum wohl einmaliges Werk, das für Betroffene, an Gesundheit interessierte Laien und Therapeuten sehr zu empfehlen ist.
Dieser Professor ist dummerweise weder Onkologe noch ein vom Inhalt des Buches begeisterter unvoreingenommener Leser mit Professorenstatus, sondern der Inhaber des Verlags, in dem Klements Buch veröffentlicht wurde, und diesen Tiefschlag nahm ich Autor und Verlag übler als alles andere. So etwas tut man einfach nicht. Never ever. Ich kann Dr. Klement nur dringend dazu raten, seinen Verleger dazu zu bringen, diese plumpe lobhudelnde Fake-Rezension schleunigst wieder zu löschen. Sogar dann, wenn ihn ehrliche Begeisterung für das Buch seines Autors übermannt hätte, wäre es seine Pflicht gewesen, in der Rezension offenzulegen, daß er das Buch verlegt hat, anstatt mit seinem Professorentitel zu protzen und mit ihm zu suggerieren, die Fachwelt werde von Klements Thesen gerade im Sturm erobert.
Das ist übrigens die Sache, die mich schon bei diesem Podcast als einziges zum Widerspruch reizte. Klement erweckte darin an einer Stelle den Anschein, als setze sich die ketogene Ernährung in der Krebsbehandlung gerade durch. Das deckt sich aber nicht im entferntesten mit meinem eigenen Eindruck. Als Patient muß man schon selbst Bescheid wissen und über Durchsetzungsvermögen verfügen - oder das Glück haben, an einen der wenigen Ärzte geraten zu sein, die sich für Keto begeistern können -, um im Fall einer Krebsdiagnose nicht in dramatischen Worten davor gewarnt und aus Leibeskräften davon abgehalten zu werden. Falls sich in der fachlichen Innenperspektive daran wirklich gerade etwas ändern sollte, bekommt man als Patient so wenig davon mit, daß sich der angeblich gerade stattfindende Paradigmenwechsel ungefähr in der Geschwindigkeit der Kontinentaldrift vollziehen muß und dann wohl auch noch ähnlich lange dauern kann.
Wie auch immer, wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Angesichts einer eindeutigen Fake-Rezension betrachte ich die vier weiteren begeisterten Rezensionen (alle Rezensenten vergaben fünf Sterne) bis zum Beweis des Gegenteils ebenfalls als Fakes. Nicht, daß es darauf ankäme, denn sie sind sowieso ziemlich nichtssagend, also helfen sie mir auch im anderen Fall nicht bei einer Kaufentscheidung, die ich mitterweile schon beinahe wieder umgeschmissen hatte, so enttäuscht war ich vom Autor und seinem verdächtigen Geschäftsgebaren.
In der Hoffnung, daß die Verkaufszahlen nicht so unterirdisch sind, daß mich ein Erwerb persönlich zurückverfolgbar machen wird, habe ich das Buch dann aber nach längerem Nachdenken trotzdem bestellt. Eine Rezension von Dr. Rainer Klements Buch "Krebs. Weckruf des Körpers" (erschienen am 4. Oktober 2023 im Deutschen Wissenschafts-Verlag in Baden-Baden, 282 Seiten) folgt in diesem Blog, sobald ich es gelesen und mir ein Urteil darüber gebildet habe. Ich werde mir für letzteres genügend Zeit lassen und lieber ein bißchen mehr als zu wenig überprüfen und überdenken, weil mir diese Thematik viel zu wichtig ist, um mich von Emotionen vielleicht zu vorschnellen Urteilen verleiten zu lassen.
Was trotz all meiner hiermit ausführlich begründeten Zweifel weiterhin für das Buch spricht, ist, daß der Autor die Grundannahmen Professor Seyfrieds aufgegriffen hat, dessen Buch ich leider immer noch nicht fertiglesen konnte, obwohl ich es kürzlich noch einmal angefangen habe. Weil ich mit diesem Kindle-Mist einfach nicht klarkomme, habe ich zuvor Seite für Seite als Bildschirmfoto aufgenommen, alle in PDFs umgewandelt und alles zu einem Gesamtdokument zusammengefügt, und jetzt sollte die Sache eigentlich schnell gehen ... wenn bloß meine Kunden mir mal im richtigen Moment eine Woche Verschnaufpause geben würden. ;-) Eigentlich wäre es wohl sinnvoll, Seyfrieds Buch zuerst zu lesen, da es ja die Grundlagen auch zu Klements Buch enthält, aber ich muß mit dem Seyfried sowieso jetzt noch einmal warmlaufen, und mit Klement sollte ich schneller durch sein, wie das eben so ist bei einem deutschsprachigen allgemeinverständlichen Sachbuch vs. einem englischprachigen Fachbuch mit viel englischsprachigem Fachchinesisch. Ich bin mir jedenfalls ziemlich sicher, daß an Seyfrieds Annahmen etwas dran ist, auch wenn ich mir wegen der von ihm vermuteten generellen Tragweite nicht sicher bin, solange ich dieses Buch nicht gelesen und verstanden habe, und vielleicht vereinfacht es die Sache ja ein bißchen, wenn ich den Klement zuerst lese.
Klement, Jahrgang 1979 (näher am Alter meines Sohnes als an meinem, offenbar werde ich wirklich langsam alt), ist einer der wenigen, die in Deutschland zu Ketose bei Krebs geforscht haben und will es sich nun, so jedenfalls mein Verdacht, lieber in einer alternativmedizinischen Nische gemütlich machen, statt an den harten Brettern vor den Köpfen derer, die die Richtung der Krebsbehandlungen vorgeben (mit Professorin Hübner an der Spitze), weiterzubohren. Für Krebspatienten, die dem Medizinbetrieb so ausgeliefert sind, wie er eben gerade ist, und die damit überwiegend keine Chancen haben, von Keto als Behandlungsoption überhaupt zu erfahren, geschweige denn, sie ernsthaft in Erwägung ziehen zu können, wäre das eine sehr schlechte Nachricht. Die Sturheit, mit der Professor Seyfried, Jahrgang 1946 (könnte vom Alter her mein Vater sein), wieder und wieder gegen dieselben Wände läuft in der anscheinend festen Erwartung, daß sie eines Tages doch noch vor ihm zu Staub zerfallen werden, gefällt mir da erheblich besser.
Egal, ob Seyfried recht behalten wird oder nicht, aber genau das ist das Mindset, das man haben muß, wenn man glaubt, wichtige Erkenntnisse gewonnen zu haben, und findet, sie müßten unbedingt allgemein bekannt werden. Dr. Klement hat es wohl nicht. Schade drum.
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