Mittwoch, 21. Dezember 2022

Fasten vor, während und nach der Chemotherapie - ein Nachtrag

Mein Gewicht heute früh: 86,3 Kilogramm - damit liege ich 2,5 Kilogramm über meinem Gewicht nach zwei Fastentagen vor der letzten Chemotherapie. Interessant fand ich, daß ich in diesen zwei Tagen 3,7 Kilogramm verloren habe. Vor der letzten Chemo waren es 2,3 nach den ersten beiden Tagen. Die Differenz zeigt deutlich die Unterschiede im Wasserhaushalt, wenn man sich Low Carb ernährt - und ich gehe davon aus, daß sie sich bis zum Ende des Fastenintervalls noch weiter vergrößern wird, wenn auch nicht mehr um Riesensprünge. 

Spannend wird jetzt die Frage, wie viel höher als letztes Mal mein Gewicht am Ende des Fastenintervalls sein wird, also am Morgen des 24.12. Ich tippe ja nicht darauf, daß das Christkind mir eine freudige Überraschung bringen wird, also ein Gewicht, das das nach der letzten Chemo (83,1 kg) unterschreitet. Wenn es weniger als 84 ist, bin ich schon positiv überrascht. 

Aber so isses halt jetzt.

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Ein Nachtrag zu meiner Auswertung der Stellungnahme "Fasten vor, während oder nach der Chemotherapie": Hab ich's mir doch gedacht. Die Frau Professorin Jutta Hübner hatte schon lange vor dieser Stellungnahme etwas Grundsätzliches gegen Fasten und ebenso gegen Low Carb:

Fasten ist eine alte Heilsgeschichte, auch hier steht der Gedanke dahinter, Krebszellen aushungern zu können – den ich für einen Fehlgedanken halte.

Damit halte ich es für hinreichend belegt, daß auch ihre Stellungnahme zum Fasten während einer Chemotherapie mit all ihren von mir beschriebenen Ungereimtheiten definitiv nicht das Ergebnis einer unvoreingenommenen Überprüfung ist, sondern ihre Meinung zum Fasten bereits vorher feststand und sie nur noch nach den einschlägigen "Stellen" suchte. Diese Stellungnahme ist somit wertlos, um sich auf ihr als Basis eine eigene Meinung zu bilden. Ärgerlich, daß das ungeachtet dessen viele Onkologen genau dies nun tun werden, sich nämlich ihre Meinung auf Basis der Stellungnahme bilden.

Wenn Madame sich jetzt auch noch dazu herabgelassen hätte, zu erläutern, aus welchem Grund sie das Fasten in Bezug auf Krebs für einen Fehlgedanken hält, hätte man ja wenigstens einen Ansatzpunkt, um sich damit inhaltlich auseinanderzusetzen, zumal die Wirkung des Fastens, um Krebs zu verhindern, ja nicht nur von irgendwelchen wirrköpfigen Naturmedizinern und Phantasten behauptet wird, denen sie wohl glaubt, ohne weitere Begründung "Fehlgedanken" unterstellen zu können, sondern neuerdings auch von einem, ich zitiere, "biomedizinischen Spitzenforschungszentrum" in München. Aber speziell für Fasten bei einer Chemotherapie ist das, was sie in dem Interview behauptet, sogar glatt gelogen, denn dabei steht ganz eindeutig die nebenwirkungsreduzierende Wirkung zumindest mal im Vordergrund, und daß diese Wirkung existiert, dafür gibt es, anders als später ihre Stellungnahme suggerierte, sehr wohl ziemlich gute Indizien.

Keto soll ihrer Meinung nach sogar schädlich sein, unter anderem wegen der damit verbundenen Gewichtsabnahme, was völlig absurd ist, da diese Gewichtsabnahme gar nichts mit der gefürchteten Tumorkachexie zu tun hat und sich völlig anders zusammensetzt als diese. Dann kommt folgender Mega-Klops von einem Einwand: 

 Denn auch über gesunde Kohlenhydrate nehmen Zellen Glukose auf.
Wie kommt Madame denn auf das schmale Brett, daß eine Keto-Diät gesunde Kohlenhydrate anders behandelt als ungesunde? Das Prinzip einer ketogenen Ernährung sieht vor, so viele Kohlenhydrate wie möglich zu vermeiden. Idealerweise so gut wie alle.

Ich hätte ihre gesamte Einlassung im Ganzen als hanebüchen und grotesk abgetan, wenn dann nicht auch noch das gekommen wäre: 

Außerdem wissen wir aus Laborexperimenten, dass eine ketogene Diät dazu führen kann, dass Tumorzellen mutieren und Resistenzen gegenüber Krebstherapien entwickeln.
Davon ist mir wiederum bislang gar nichts bekannt gewesen, und ich habe nicht die leiseste Ahnung, wo ich darüber etwas Näheres nachlesen kann, was ich nämlich schon ganz gerne täte. Erwähnenswert finde ich aber, daß Madame ausgerechnet in diesem Fall Laborergebnissen offenbar vertraut, während die Laborergebnisse, die es ja auch bezüglich der günstigen Wirkung des Fastens gegen Krebs gibt, von ihr gar nicht erst erwähnt werden.

Und selbst wenn die Tumorzellen überhaupt keinen Zucker mehr bekommen, können sie Fettsäuren, Aminosäuren und sogar die Ketonkörper, die bei dieser Kost gebildet werden, genauso gut nutzen, um Energie zu gewinnen.
Das wiederum ist richtig. Aber ist es auch relevant? Mir scheint, Madame ist dabei etwas sehr Wichtiges entgangen. Denn inwiefern soll das eigentlich dagegen sprechen, Fasten oder Low Carb speziell während einer Chemotherapie einzusetzen? Dann wäre es doch komplett unerwünscht, wenn die Krebszellen keine Chance bekämen, sich dann zu teilen (und dafür benötigen sie nun einmal Energie), wenn die Chemotherapie ihre sich gerade teilenden Zellen angreift. Meine während des Fastens gebildeten Ketonkörper dürfen sie dafür sehr gerne verwenden - je mehr, desto besser. Ich hoffe, sie ersticken dann elendiglich daran, wenn das Epirubicin und das Cyclophosphamid sich morgen bei der Chemo auf sie stürzen.

Jetzt werde ich außerdem ganz besonders neugierig darauf, was sich bei meiner nächsten Mammographie ergibt, denn die letzte fand noch während meiner Low-Carb-Phase statt. Gefiel es dem Tumor besser oder schlechter damit? Falls er es mit Low Carb gemütlicher fand als jetzt, müßte er eigentlich während der Chemo nun stärker als vorher schrumpfen.

Kurioserweise hat Madame aber ausgerechnet gegen normales Intervallfasten bei Krebspatienten dann wieder gar nichts, bei dem mir, jedenfalls wenn bereits ein Tumor sich gebildet hat, gewisse Bedenken gekommen sind, die ich erst noch ausräumen will, bevor ich es - je nach Ergebnis entweder vor oder nach dem Ende der Chemotherapie wieder aufnehme. 

Stoffwechselvorgänge sind komplex und schwer zu durchschauen, und ich werde nicht vergessen, daß auch scheinbar naheliegende Zusammenhänge (etwa die Rolle der Kalorien beim Zu- und Abnehmen) sich als falsch herausstellen können. Beim Thema Krebs bewege ich mich weiterhin auf viel dünnerem Eis als beim Abnehmen. Aber wenn jemand daherkommt wie diese Frau Professorin Jutta Hübner und so offensichtlich unausgegorenes Zeug von sich gibt, nur weil sie aus welchen Gründen auch immer einen Aber gegen Fasten und Low Carb hat, sehe ich überhaupt keinen Grund, ihrem Urteil zu vertrauen - zumal dieses Urteil ja auch noch im Widerspruch zu meiner bisherigen persönlichen Erfahrung mit Low Carb und Fasten während einer Chemotherapie steht, denn ich habe ganz und gar nicht den Eindruck, daß mir das schlecht bekommt, ganz im Gegenteil.

 

 

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