Dienstag, 26. Juli 2022

"Rückfall in alte Verhaltensmuster"

Mein Gewicht heute früh nach vier Eßtagen zu Beginn des nächsten einzelnen Fastentags: 87,3 Kilogramm. Vor zwei Wochen waren es 86,9 Kilogramm, aber darüber hatte ich mich bekanntlich ja zu früh gefreut, weil ich schon am zweiten Fastentag jener Woche wieder bei 87,5 und nach dem Wochenende unerwarteterweise sogar wieder bei 88,5 lag. Mal sehen, ob das heute realistischer gewesen ist, ich also nächsten Dienstag und hoffentlich auch bis zum Ende der mehrwöchigen Pause bei den langen Fastenintervallen weiterhin die 87 vorne stehen haben werde. Das halte ich für durchaus möglich, da ich heute eher ein nach oben als nach unter verzerrtes Gewicht aufweisen müßte, denn in meinem Gedärm blubbert es gewaltig. Ich fürchte, ich habe etwas gegessen, das mir nicht so recht bekommen ist. Vielleicht irgendetwas, das nicht mehr so ganz frisch war. Bei der Hitze kann so was ja passieren.

Mein Mann hat mich vorhin mit der Ankündigung überrascht, daß er nach seinem Urlaub vier Wochen lang Frühschicht schieben wird. Damit ist meine Planung für den weiteren Fastenverlauf leider ein Fall für den Schredder, da sie ja auf meiner Gewohnheit basiert, immer in seinen Spätschichtwochen lange Fastenintervalle einzulegen. Nicht, weil er das unbedingt so haben möchte, sondern weil ich das - eigentlich - unbedingt so haben möchte. Es ist für mich ein kleines Stückchen mehr Bequemlichkeit, wenn ich das dann mache, wenn wir nicht nachmittags zusammen Kaffee trinken, sondern ich mich dann mit Kaffee dopen kann, wenn es mir danach ist - für gewöhnlich spätestens gegen 13 Uhr. 

Außerdem bin ich ein Gewohnheitstier. Mir ist es immer am liebsten, wenn alles so läuft wie immer und ich vor allem die volle Kontrolle über das habe, was passiert. 

Da ich nicht die Absicht habe, nun statt fünf gleich acht Wochen am Stück keine langen Fastenintervalle einzulegen, bleibt mir aber nichts anderes übrig, als es diesmal anders zu machen, aber dann werde ich mein erstes langes Fastenintervall wenigstens um eine Woche vorverlegen. Die Pause von den langen Fastenintervallen dauert jetzt also doch nicht fünf, sondern nur vier Wochen. 

Jetzt bin ich bloß gespannt darauf, wann und warum ich diese Planung auch wieder umschmeißen muß. 

Apropos Planänderungen: Heute wurde meine neue Kühl-Gefrier-Kombi geliefert, und damit die Sache mir nicht langweilig wird, kam heute fast zur selben Zeit auch endlich der Fliesenleger, um die beschädigten Fliesen an der neuen Therme zu reparieren, bzw jedenfalls den Untergrund vorzubereiten. Das hat bei mir auch eine gewisse Hektik ausgelöst, aber ich bin ja heilfroh, daß da endlich was passiert. 

Als ich heute morgen meinen Stromzählerstand notierte und mit dem vor dem Abtauen des Gefrierschranks verglich, erlebte ich eine Überraschung, denn ich habe in den neun Tagen seit dem Abtauen nicht etwa weniger, sondern mehr Strom als in den Tagen davor verbraucht. Damit hatte ich gar nicht gerechnet und ich kann mir auch nicht so recht vorstellen, warum. Jetzt bin ich aber gespannt darauf, wie sich das neue Gerät auswirkt. Theoretisch müßte das eigentlich um die zehn Prozent Stromersparnis ausmachen, wenn ich die "Normal-Stromverbräuche" meines alten und künftigen Geräts vergleiche und in Relation zu meinem gesamten Stromverbrauch setze. 

Ich habe mich gerade gestern außerdem noch zu einer weiteren Energiesparmaßnahme entschlossen. Ich werde nämlich künftig das Warmwasser in der Küche von der Therme entkoppeln und mir einen kleinen Durchlauferhitzer zulegen, ein Gerät von Clage

Genau das gleiche Gerät - oder jedenfalls sein Vorläufermodell, aber die Optik hat sich nicht verändert - hatte ich in meiner vorletzten Wohnung in der Küche, wo ich damit einen altersschwachen 5-Liter-Boiler ersetzte. Als ich mich vom Vater meines Sohnes trennte, nahm ich das Gerät mit, weil ich es so toll fand, und überließ meinem Ex den alten Boiler. Als ich in meine jetzige Wohnung gezogen bin, kam ich aber nicht auf die Idee, das Gerät noch einmal mit umzuziehen, weil ich hier ja Warmwasser über die Therme bekomme. Also habe ich es in der alten Wohnung meinen neuen Mietern überlassen. Aber ich habe dem Gerät sehr schnell hinterhergetrauert, weil es einfach viel angenehmer in der Bedienung war. 

Was mir damals so daran gefiel: Das Wasser kam sofort in der benötigten Temperatur, wenn man den Warmwasserhahn aufdrehte. Es war zwar eine relativ geringe Wassermenge, aber sie kam mit großem Druck und war sehr geeignet, schnell ein einzelnes Teil unter fließendem Wasser abzuspülen, ohne damit Wasser und Energie zu verschwenden. Wenn ich das Spülbecken vollaufen ließ, dauerte das zwar seine Zeit, aber auch das war eher ein Vorteil als ein Nachteil. Stark verschmutzte Teile stellte ich gleich rein, die hatten dann Zeit zum Einweichen. Während des Vollaufens des Beckens spülte ich Gläser und leicht verschmutzte Teile gleich unter dem laufenden Wasserstrahl. Meine Spülroutine funktionierte damit perfekt. Und ohne den Einhebelmischer kam, wenn ich das Kaltwasser aufdrehte, wirklich nur kaltes Wasser. Mich nervt es nämlich ein bißchen, daß ich aufpassen muß, wie ein Schießhund, bloß keinen Millimeter nach links zu verrutschen, dann springt mir nämlich sofort die Therme an.

Gestern entdeckte ich, daß es dieses Gerät nicht nur immer noch gibt, sondern daß es seit 1987 (!) noch nicht einmal teurer geworden ist, ich erinnere mich noch, daß ich damals, als ich den blöden Fünf-Liter-Boiler durch es ersetzt habe, 300 DM bezahlt habe, und diesmal hat es mich 145 Euro gekostet. Bei Obi, der Preis war etwas reduziert, aber auch einen so niedrigen Normalpreis - um die 190 Euro - hätte ich eigentlich nicht erwartet.

Der Stromverbrauch beträgt 3,5 kWh, wenn ich das Warmwasser eine volle Stunde lang laufen lasse, das entspricht zum derzeitigen Strompreis ungefähr einem Euro, und angesichts der geringen Warmwassermengen, die ich in der Küche brauche, sollte es Wochen dauern, bis das zusammengekommen ist, also gehe ich nicht davon aus, daß ich auf diese Weise das beim Kühlen Eingesparte wieder verläppern werde. Mein Gasverbrauch wird sich im Gegenzug aber noch weiter reduzieren, was ja ungeachtet der Kostenfrage ohnehin wünschenswert ist. 

Ich habe ja ein bißchen gegrinst, als gestern die Reduktion des Gasdurchflusses bei Nordstream 1 angekündigt wurde - hatte ich es nicht gleich gesagt? Das sind so durchsichtige Psychospielchen! Ich fange aber an, mich für mein kleinmütiges Land zu schämen.  Es ist doch geradezu lächerlich, daß unsere Politik pausenlos Ängste schürt und die Medien dazu wie der Chor in einer griechischen Tragödie pausenlos die Hände ringen und "Ach" und "Weh" schreien. Das macht doch alles nur noch schlimmer, weil es dem Kreml die Richtigkeit seiner Strategie bestätigt, uns ständig mit einander widersprechenden Ankündigungen und Handlungen aus der Fassung zu bringen und dabei darauf zu spekulieren, daß es irgendwann eine destabilisierende Wirkung auf unser Land (oder ein anderes europäisches Land) haben wird. 

Lassen wir uns nicht ins Bockshorn jagen. Wie bereits erwähnt, auch im Worst-Case-Szenario sind Katastrophen für niemanden zu erwarten, allenfalls Unbequemlichkeiten - das heißt, falls die Vorbereitung aus der Politik wenigstens halbwegs etwas taugen sollte, was wir jetzt doch mal hoffen sollten. 

Was uns gerade fehlt, sind neben einem halbwegs soliden Plan vor allem ausreichend deutliche Signale der Entschlossenheit, ihn auch umzusetzen. Dies ließe sich am besten durch eine fristlose Kündigung aller Gasverträge mit Rußland erreichen. Planen müssen wir ja ohnehin auf Basis der Annahme, daß Rußland exakt eine Gasmenge von null durchleitet, also könnten wir diesen Zustand ebensogut selbst herbeiführen. Dann hätten wir wenigstens klare Verhältnisse und würden nebenbei Rußlands Krieg auch nicht mehr mitfinanzieren. 

***

Der Autor des "Abspeckblogs" empfiehlt ein Buch mit dem Titel "Kopfsache schlank" und verlinkte auch ein Interview mit den Autorinnen sowie eine Radiosendung. Das Buch kenne ich nicht, aber so dringend interessiert es mich nicht, daß ich jetzt losrennen würde, um es zu kaufen. Vielleicht finde ich es ja mal in einer dieser "Zu verschenken"-Kisten oder auf dem Flohmarkt - dann werde ich es hier auch rezensieren. Aber mir ging zu der Buchempfehlung etwas durch den Kopf, das hier mal loswerden möchte.

Daß Abnehmen Kopfsache ist, ist ja eine ziemlich Binse und hilft nur begrenzt weiter. Natürlich ist es richtig, daß meine Abnehme nicht funktionieren würde, wenn mein Kopf dem im Wege wäre. Da ich aber nicht so bekloppt bin, etwas anzufangen, von dem ich von vornherein weiß oder ahne, daß es mich zu sehr unter Leidensdruck setzen würde, um es so lange wie nötig (also mit gewissen Ausnahmen: "für immer") durchzuziehen, brauche ich mich vor Kopfproblemen aber auch nicht zu fürchten. Bei meinen früheren schiefgelaufenen Versuchen, Gewicht zu verlieren, ist der Kopf außerdem nie das Problem gewesen, denn ich habe ja alles, was ich angefangen hatte, über Jahre hinweg durchgezogen. Es ging deshalb schief, weil Methoden nach Kalorienlogik so selten zu einer dauerhaften Gewichtsabnahme führen, daß es unrealistisch wäre, auf ihre Wirkung große Hoffnungen zu setzen. 

Die Autorinnen, entnahm ich dem Interview, kämen wohl gar nicht auf die Idee, die Kalorienlogik in Frage zu stellen, obwohl sie andererseits die Rolle des Insulins und der Kohlenhydrate kennen. Sie fokussieren sich auf Änderungen des Eßverhaltens ohne Leidensdruck. Nur, ist das nicht das Heilsversprechen ALLER Diätbücher, auch wenn die Methoden, den Leidensdruck zu vermeiden oder wenigstens zu lindern, unterschiedlich ausfallen können?  

Diese Methode ist leider eine Mogelpackung. 

Eine bewußt herbeigeführte Änderung des Eßverhaltens mit dem Ziel Gewichtsabnahme quasi als "Umprogrammierung" der Gewohnheiten, setzt ja per se den Verzicht auf dieses oder jenes Lebensmittel und/oder auf Essen generell in dieser oder jener Situation denklogisch voraus. Das, wodurch man es ersetzt, ist und bleibt aber ein Ersatz, und der Kopf weiß ganz genau, daß es daneben noch das furchtbar verbotene Andere gibt, auf das er verzichtet, aber eigentlich trotzdem ganz gerne hätte. Am Ende eines auf Verzichtleistungen dieser Art basierenden Programms steht aber nahezu unweigerlich eine besonders typische Phrase aus dem Bullshit-Bingo der Abnehmwilligen, nämlich der sprichwörtliche "Rückfall in alte Verhaltensmuster". Erst als einzelner Ausrutscher, aber sobald einem der bewiesen hat, daß der Ersatz halt wirklich nichts weiter als ein Ersatz ist, hat man ein Kopfproblem zu lösen, und das nahezu unvermeidliche Ende des Abnehmerfolgs nach 6 bis 12 Monaten macht dieses Kopfproblem immer schlimmer.

So läuft das nämlich, wenn man versucht, sich selbst zu nudgen, denn auf das läuft es ja hinaus, wenn man sich selbst "umzuprogrammieren" versucht.

Bin ich froh, daß ich meine Verhaltensmuster nie zweckorientiert geändert habe, mir kann so etwas deshalb nicht passieren. Wenn sich bei mir ein Verhaltensmuster ändert, dann geschieht das spontan und oft auch ein bißchen unerwartet. Meine Wochenmarkt-Gewohnheiten zum Beispiel sind entstanden, als ich eines Herbstes endlich mal wieder Äpfel mit echtem Eigengeschmack haben wollte, die man im Discounter nur mit viel Glück mal erwischt, und feststellte, daß ich den Weg zum Wochenmarkt perfekt mit meinem EMS-Trainings-Termin kombinieren konnte. Der Rest ergab sich von alleine, und ja, ich nehme sehr wohl an, daß es eine Verbesserung meiner Ernährung darstellt, daß ich nicht nur immer weniger hochverarbeiteten Kram zu mir nehme, sondern die frischen Sachen auch von besseren Produzenten kommen. Aber diese Veränderungen habe ich nicht mit einem bestimmten Ziel vor Augen aktiv herbeigeführt und ich mußte mir dafür auch nie irgendetwas anderes verkneifen. Wenn mir meine Zeit für den Wochenmarkt doch nicht reicht, bekomme ich auch keine Krämpfe, wenn ich Obst, Gemüse, Mehl oder Wurst stattdessen doch mal bei Aldi oder Lidl kaufe.

Es ist bei dieser Kopfproblemlösungs-Herangehensweise ja immerhin schon was, daß die Autorinnen empfehlen, etwas netter zu sich selbst zu sein, als das die übliche Bootcamp-Logik à la Nadja Hermann vorsieht. Nur, von Nettigkeit alleine kann man nicht runterbeißen. Was man macht, muß schon auch funktionieren. 

Im Radiointerview sagte Frau Dr. Zachenhofer, sie kenne niemanden, der bei Chips aufhören kann, bevor die Packung leer ist. Ich kann das aber. Ich esse auch von vermeintlich süchtig machenden Lebensmittel immer so lange, bis ich keine Lust mehr auf sie habe. Das gilt auch für Kartoffelchips. Ich kaufe zwar nur selten Chips - klassisch ist er bei uns nur an Silvester vorgesehen -, aber wenn ich alle Schaltjahr irgendwann sonst Lust darauf bekomme, habe ich, sofern ich eine normalgroße Packung kaufe, meistens ein halbes Päckchen übrig, wenn ich zu essen aufhöre, und ärgere mich jedes Mal, wenn ich den Rest am nächsten Tag oder sonstwann fertigesse, über die gummiartige Konsistenz, die das Zeug angenommen hat. Chips sind wirklich nur lecker, wenn sie frisch sind. Eigentlich sollte man so was von vornherein selber im Backofen machen. 

Wer sich zu den Mahlzeiten nach Herzenslust satt essen darf, der hat aber überhaupt kein Bedürfnis nach irgendwelchen Zwischenmahlzeiten, egal wie süchtig sie angeblich machen. Das war bei mir der Grund, warum ich schon immer nur selten unterwegs das Verlangen nach einem Snack hatte (und wenn doch, ersetzte er mir eine ausgelassene Mahlzeit). Vor dem Fettwerden hat mich das nicht bewahrt, aber dafür hindert mich die Größe der Portionen bei den Mahlzeiten jetzt auch nicht am Abnehmen. Es hat etwas geradezu Tragisches, daß hier mal wieder ein Feind bekämpft wird, der ohne die Kalorienlogik überhaupt nichts Furchterregendes an sich haben müßte.





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