Mein Gewicht heute früh nach dem Ende des viertägigen Fastenintervalls: 83,3 Kilogramm - neues Tiefstgewicht, wie erwartet.
Dabei fing die Sache erst mal ziemlich wenig ermutigend an, an Tag 1 verlor ich nämlich gerade mal dieselben weit unterdurchschnittlichen 1,4 Kilogramm Gewicht wie vor zwei Wochen. Damit hatte ich gar nicht gerechnet, aber ebensowenig damit, daß meine Abnahme an den Tagen 2 bis 4 dafür mit 1,8, 1,1 und 1,3 überdurchschnittlich ausfallen würde. Typisch wäre ungefähr dieser Verlauf: 1,8 - 1,5 -1,0 - 0,8.
Am Ende sind exakt die 5,5 Kilogramm minus in vier Fastentagen herausgekommen, die ich vor längerer Zeit mal als Durchschnittswert errechnet hatte.
Ich kann in der rechten Achsel einen (schmerzfreien) geschwollenen Lymphknoten ertasten, was ein aktives Infektionsgeschehen anzeigen müßte, obwohl ich mich die ganze Zeit völlig normal gefühlt habe. Irgendwas läuft da also gerade, auch wenn ich keine Ahnung habe, was das sein könnte. Vielleicht ist das ja die Erklärung für den sonderbaren Abnahmeverlauf.
Stand heute sind es nur noch 9,8 Kilogramm bis zu meinem Zielgewicht. Außerdem liegt mein Gewicht, wie schon seit einem halben Jahr, weiterhin ziemlich exakt 10 Kilogramm unter meinem jeweiligen Vorjahresgewicht. Das ist schon beruhigend. Falls ich diesen Abstand weiterhin beibehalten kann, werde ich nächstes Jahr um diese Zeit mein Zielgewicht als "Nach-Fasten-Gewicht" erreicht haben.
Ich will es
allerdings als Vor-Fasten-Gewicht, bevor ich in den Haltemodus gehe, und das wird noch ein paar Monate mehr benötigen.
Oder mache ich das vielleicht doch anders? Eigentlich könnte ich auch nächsten Sommer schon in den Haltemodus gehen, nachdem ich die 73,5 zum ersten Mal als Nachher-Gewicht unterschritten habe (was ein Vorher-Gewicht von um die 78 Kilogramm bedeuten würde), und erst im Herbst die Low-Carb-Phase noch einmal mit der aktuellen Anzahl von Fastentagen und längeren Fastenintervallen verbinden.
Dieser Gedanke kommt mir gerade zum ersten Mal, aber er hätte was für sich, weil es die Wirkung der wieder höheren Zahl von Fastenintervallen im Herbst voraussichtlich verstärken würde, zumal kombiniert mit Low Carb, wenn ich zuvor einen Fastenmodus mit einer geringeren Anzahl von Fastentagen wähle, der nur ausreichend sein muß, um mein Gewicht zu halten. Angedacht habe ich dafür ja den Vier-Wochen-Rhythmus 1-1-1-3 Fastentage. Ob das ausreicht, wird sich zeigen. Falls nicht, könnte ich aufstocken bis auf maximal 1-3-1-3, und das sollte über den Sommer jedenfalls genug sein, um nicht zuzunehmen.
Je länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir diese Idee. Ich würde das aber nur dann machen, wenn ich ein Gewicht von 80 Kilo bereits um ca. zwei Kilogramm unterschritten habe.
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Auf Twitter stieß ich auf dieses Video hier. Es stammt von einem Arzt, der bei der Adipositasbehandlung auf die in letzter Zeit sehr gehypten neuen Adipositas-Medikamente (wie Semaglutid) sowie auf bariatrische Chirurgie schwört. Interessant an ihm ist, wie er sich die Erklärung dafür vorstellt, warum sowohl die Spritzen als auch die Operationen eine Wirkung haben, die stärker und dauerhafter ist, als sie die üblichen Diäten bewirken würden.
Das mit der Wirkung stimmt jedenfalls schon. Über Magenverkleinerungs-OPs habe ich ja schon in meinem letzten Beitrag geschrieben und über das Medikament Semaglutid zur Adipositasbehandlung hier. Bei OPs kommt es zwar auch nach ca. einem Jahr zum Einsetzen einer Wiederzunahme, die aber im Durchschnitt erheblich geringer ist, als sie nach vergleichbar hohen Abnahmen durch Diäten alleine ausfallen würde. Die Medikamente scheinen hingegen wirksam vor Wiederzunahme zu schützen, solange man sie nimmt, wenn es auch im Laufe von Jahr 2 zu einem Plateau und möglicherweise ebenfalls zu einer leichten Zunahme kommt - hier müßte man wissen, wie es im Jahr 3 bis 5 weitergeht, denn der Trend in Jahr 2 ist nicht ganz eindeutig.
Setzt man Semaglutid aber ab, kommt es auf der Stelle zu einer ziemlich ausgeprägten Wiederzunahme, die dann auch dem typischen Jojo-Effekt ähnelt: Ungefähr die Hälfte der Abnahme durch zwanzig Wochen Semaglutid waren etwa ein Jahr danach wieder zugenommen worden. Es deutet in der Grafik auch nichts darauf hin, daß sich diese Zunahme anschließend in absehbarer Zeit verlangsamt. Vermutlich geht es also weiter bis ungefähr zum Ausgangsgewicht - oder noch höher.
Dr. Albert jedenfalls kam auf den Gedanken, es gebe eine Art Gewichtsthermostat, der das Körpergewicht reguliert und zwar auf Basis eines hormonell festgelegten Sollgewichts. Solange dieser Thermostat auf ein zu hohes Sollgewicht eingestellt ist, versucht der Körper dieses Sollgewicht wieder zu erreichen und deshalb komme es nach einer Abnahme deprimierend regelmäßig zu Wiederzunahmen. Die OPs und die Medikamente, so Dr. Albert weiter, verändern das Sollgewicht, und deshalb wirken sie besser als Diäten.
Wie genau der Körper das jeweilige Sollgewicht festlegt und warum er dies ausgerechnet in den letzten ca. vierzig Jahren ständig erhöht zu haben scheint, erklärt er nicht. Ebensowenig erklärt er, warum sich das Sollgewicht verändert, wenn man die von ihm empfohlenen Medikamente nimmt oder den Magen zerschnippelt. Der Grund dafür wird sein, daß er es einfach nicht weiß - denn tatsächlich kann es ja im Moment noch niemand so genau erklären. Es ist wohl nichts weiter als eine Schlußfolgerung aus den von ihm beobachteten Ergebnissen.
Speziell bei Semaglutid scheint mir aber diese Erklärung nicht korrekt zu sein, da ja der Jojo-Effekt umgehend und mit Macht einsetzt, sobald das Medikament abgesetzt wird. Der korrekte Vergleich hierfür wäre kein Zurückstellen des Thermostats auf ein niedrigeres Sollgewicht, sondern eher irgendein mechanisches Hindernis, mit dem der Thermostat am Reagieren auf ein zu niedriges Ist-Gewicht im Vergleich zum eingestellten Sollgewicht gehindert wird. So würde ich mit einem echten Thermostat sicherlich nicht umgehen, ich würde mir viel zu viele Sorgen machen, daß er mir daran im Lauf der Zeit kaputtgehen wird. Deshalb käme es für mich auch unter keinen Umständen in Frage, solche Medikamente zu nehmen, auch dann nicht, wenn ich bereit wäre, die wenig verlockenden Nebenwirkungen auszuhalten, denn entweder man nimmt sie dauerhaft oder man kann es von vornherein einfach bleiben lassen.
Magenbypass und Schlauchmagen scheinen aber tatsächlich dazu zu führen, daß die hormonellen Mechanismen sich verändern. Daß ich das ebenfalls nicht machen würde, liegt nicht daran, daß ich an dieser Wirkung Zweifel habe, sondern daran, daß mir die Verstümmelung als solche zuwider wäre und mir außerdem die Langzeitperspektive bedenklich erschiene. Ja, ich weiß, die Lebenserwartung steigt im Vergleich zu schwer Adipösen, die ihr hohes Gewicht dauerhaft mit sich herumtragen. Aber alleine schon, daß bestimmte Mikronährstoffe für den Rest des Lebens supplementiert werden müssen, zeigt ja, daß das, was einem da herausgeschnitten wird, eigentlich noch gebraucht worden wäre.
Wenn Dr. Albert diesen Thermostat als eine Tatsache präsentiert, obwohl er ihn nicht beweisen kann, darf ich das sicherlich auch: Dieselbe von Diäten abweichende Art von Abnahmewirkung (schnelle Abnahme für ca. ein Jahr, keine oder nur geringfügige Wiederzunahmen bei dauerhaftem Beibehalten) haben glücklicherweise auch Intervallfasten (jedenfalls Varianten, die 36-stündige oder längere Fastenintervalle betreffen) und Low Carb, also regelt beides ebenfalls den Thermostat herunter. Im letzten Fall finde ich es außerdem wichtig, hervorzuheben, daß meine Abnahmen durch zwei zeitlich begrenzte Low-Carb-Phasen (zusammengenommen mehr als 5 Kilo in zusammengerechnet 15 Wochen) definitiv nicht in eine Wiederzunahme mündeten - wie ich das zunächst befürchtet hatte, weil die erste Low-Carb-Phase in den Monaten Oktober und November war, zwei Monate, in denen ich zuvor trotz weiter umgesetztem Intervallfasten immer ein wenig zugenommen hatte. Low Carb hat offenbar mein Sollgewicht nach unten angepaßt, denn letzten Herbst geschah es nicht.
Die einzigen Wiederzunahmen, mit denen man rechnen muß und die man auch nicht verhindern kann, nachdem man Low Carb beendet, bestehen in einer Anpassung des Wasserhaushalts an die Wiederaufnahme des Kohlenhydratkonsums. Davon, daß die Kohlenhydrate so viel Einfluß auf den Wasseranteil des Körpers haben, hatte ich vor meinem ersten Low-Carb-Experiment noch nirgends gelesen. Aber es hat sich bei mir in der Praxis sehr eindeutig gezeigt: Während der Low-Carb-Phasen verliere ich während meinen Fastenintervallen deutlich weniger Wasser als bei normaler Ernährung, das kann pro Fastentag ein Kilo hin oder her ausmachen. Umgekehrt nehme ich nach dem Ende des Fastenintervalls, wenn ich wieder esse, sehr viel weniger zu.
Die anfängliche Abnahme mit Low Carb wirkt aus diesem Grund höher, als sie es tatsächlich ist. Hört man aber auf, Low Carb zu essen, bekommt man diesen Teil des verlorenen Gewichts innerhalb weniger Tage wieder drauf. Das macht zwischen einem und zwei Kilogramm hin oder her aus, und es ist keine Gewichtszunahme im eigentlichen Sinn, hat also nichts mit den bekämpften Fettpolstern zu tun.
So etwas muß man natürlich auch erst einmal wissen.
Allgemein bekannt scheint es nicht zu sein. Und: Es kristallisiert sich nur dann so deutlich heraus, wenn man Low Carb a) mit Intervallfasten (36-stündige oder längere Fastenintervalle) kombiniert, mit dem man schon Erfahrungswerte mit normaler Ernährung hat, und b) Low Carb zeitlich begrenzt. Eigentlich kann es gar nicht sein, daß ich wirklich die Erste sein soll, die auf den Gedanken gekommen ist, dies auszuprobieren, aber im großen, weiten WWW ist mir noch niemand begegnet, der das macht, geschweige denn, daß diese Wassersache irgendwem aufgefallen wäre.
Da Dr. Albert weder Low Carb noch Intervallfasten erwähnt, nehme ich an, es war nicht Dr. Jason Fung, der ihn auf diesen Gedanken gebracht hat, wo ich die Analogie mit dem Thermostat zum ersten Mal gelesen und durchaus überzeugend gefunden habe. Kurioserweise hat Dr. Alberts Analogie nun aber den, nun ja, temperamentvollsten Vertreter der Keto-Fraktion heftig aufgebracht. Dr. Tro fing auf Twitter umgehend an zu hyperventilieren. Dabei dachte ich eigentlich immer, die Intervallfasten- und Keto-Fraktion seien sich in zentralen Punkten einig, etwa was die hormonellen Ursachen von Gewichtszunahmen anstelle der Kalorienlogik betrifft. Die Thermostat-Analogie für das, was im Körper dabei passiert, paßt mit diesen Annahmen aber eigentlich perfekt zusammen. Warum Dr. Tro sie für falsch zu halten behauptet, ist mir echt ein Rätsel. Vielleicht störte ihn ja nur der von ihm mißbilligte Zusammenhang mit Operationen und Medikamenten, in den Dr. Albert Dr. Fungs These brachte.
Da Dr. Albert wiederum sich ausschließlich auf Medikamente und magenverkleinernde Operationen fokussiert, scheint ihm nicht bewußt zu sein, daß neben den von ihm bevorzugten Methoden auch noch andere, und zwar einfachere, kostengünstigere und erheblich weniger unangenehme Mittel und Wege bestehen, um den Thermostat neu zu regulieren. Freilich bin ich mit Dr. Alberts Gesamtdarstellung der Angelegenheit aber auch sonst nur mit erheblichen Einschränkungen einverstanden. Der Thermostat, der biologisch schon während der gesamten Menschheitsgeschichte vorhanden gewesen sein muß, kann beispielsweise unmöglich die Erklärung für eine erst seit wenigen Jahrzehnten zu beobachtende Entwicklung wie der einer ständig steigenden Zahl an Menschen mit Adipositas sein. Dafür müssen irgendwelche Faktoren von außen hinzugekommen sein, und zwar prinzipiell beeinflußbare Faktoren. Sie sind lediglich im Moment noch nicht richtig genug identifiziert - denn obwohl seit Jahrzehnten die unterschiedlichsten Verdächtigen teils mit regulierender Gesetzgebung angegriffen wurden, teils von Ernährungs-Gurus leidenschaftlich bekämpft werden (Vorankündigung: Demnächst kommt hier mal wieder eine Rezension eines Buchs dieser Art), steigt der durchschnittliche BMI hartnäckig weiter an. Ich glaube auch nicht daran, daß Dr. Alberts Methode, sollte sie sich noch weiter verbreiten, diesen Trend umkehren könnte: Dafür wirkt sie bei den meisten Patienten dann doch nicht gut genug.
Wie Dr. Albert sich erklärt, daß die Wirkung bei verschiedenen Patienten so unterschiedlich ausfällt, obwohl doch in seinem Modell alle denselben Thermostat in sich haben, erfahren wir leider nicht. Aber es ist nachweisbar, daß es so ist.
Das gilt sowohl für Semaglutid:
als auch für Magen-OPs:
Diese Studie ist übrigens die erste, die mir zu Gesicht gekommen ist, in der unterschiedlich ausgeprägte Abnahmemuster nach Magenverkleinerungs-OPs voneinander unterschieden worden sind. Interessant fand ich außerdem, daß die Zahl der Drop-outs tatsächlich bei der winzigen Minderheit (2 %) der besonders erfolgreichen Teilnehmer - sie nahmen so wie ich auch nach fünf Jahren immer noch weiter ab - nur etwa halb so hoch war wie bei den anderen vier Gruppen. Am seltensten bereit zu einem weiteren Follow-up nach fünf Jahren scheinen interessanterweise nicht die "low responders", also diejenigen mit der geringsten Abnahme, gewesen zu sein, sondern diejenigen, die besonders schnell sehr viel abgenommen, anschließend aber auch sehr schnell wieder sehr viel zugenommen hatten. Obwohl sie nach fünf Jahren immer noch eine überdurchschnittliche Abnahme zu verzeichnen hatten, könnte ich mir vorstellen, daß sie erst besonders euphorisch, aber dann besonders frustriert waren.
Das bestätigt mir jedenfalls, daß die meisten Studien über Adipositasbehandlungen ein ins Positive verzerrtes Bild bieten, weil diejenigen, die ausgestiegen sind, mehrheitlich unter den Erfolgloseren zu suchen sind.
Offenbar reagierten die Thermostate dieser fünf Gruppen also sehr unterschiedlich auf Magenverkleinerungs-OPs, obwohl alle Teilnehmer es vor der OP zu einem BMI über 40 gebracht hatten, also nach Meinung von Dr. Albert ein eindeutiges Thermostatproblem gehabt haben müßten. Es ist also keineswegs so, daß unter zehn Patienten mit identischem BMI alle dieselben Chancen haben, ihren Thermostat auf die von ihm empfohlene Weise gut zu regulieren. Um die Analogie jetzt mal zu Tode zu reiten: Es ist, als hätten die einen Thermostate von Vaillant eingebaut und andere von Junkers - mein Installateur würde mir sicherlich bestätigen, daß Probleme mit dem einen Fabrikat sich nicht immer auf die gleiche Art lösen lassen wie Probleme mit dem anderen. Bestimmt lassen diejenigen, bei denen die von Dr. Albert empfohlenen Methoden schlecht oder gar nicht funktionieren, sich alle auch auf irgendeine Weise herunterregulieren, aber wahrscheinlich müßte man dafür andere Mittel durchprobieren, bis man das richtige gefunden hat. Im Anschluß an eine enttäuschende Semaglutid-Behandlung mag das noch angehen, aber falls man sich seinen Magen-Darm-Trakt verstümmeln lassen hat, laboriert man bei einem enttäuschenden Ergebnis außerdem bis an sein Lebensende mit Langzeitwirkungen, muß beispielsweise diverse Mikronährstoffe supplementieren.
Kritisieren kann man die Analogie im Kontext einer Patienteninformation mit dem Ziel, einen verzweifelten Übergewichtigen von einer Magen-OP oder Semaglutid-Behandlung zu überzeugen, also durchaus. Trotzdem begreife ich nicht so recht, warum Dr. Tro gar so feindselig reagiert hat. Eigentlich läge es doch eher nahe, über mögliche Gemeinsamkeiten zwischen den hormonellen Wirkungen der von beiden bevozugten Behandlungsmethoden nachzudenken, da sie ja beide mehr Erfolge nachweisen können als Diät/Sport-Kombinationen, aber andererseits beide nur für eine Minderheit das Traumziel Normalgewicht zu ermöglichen scheinen. Was mir an beiden Ärzten mißfällt, ist, daß ihnen die PR für die von ihnen bevorzugte Methode wichtiger zu sein scheint als das Ziel, ihren Patienten ein solches Ergebnis zu ermöglichen.
Beide fühlen sich nämlich außerdem offenbar darüber erhaben, über Intervallfasten auch nur nachzudenken, obwohl sie sich an sich leicht davon überzeugen könnten, daß alle drei Methoden zu verbinden scheint, daß sie hormonelle Faktoren nutzen. Das Verbindende wollen sie aber aus irgendwelchen Gründen nicht sehen, vielleicht ja aus dem üblichen gockelhaften "Nur ich weiß, wie es richtig geht" heraus. So etwas ist unprofessionell und richtet bei den Patienten nur unnötigen Schaden an. In Wirklichkeit weiß von denen ja auch keiner so genau, warum das, was sie tun, funktioniert, warum es dies bei manchen besser und bei manchen schlechter tut und warum die Wirkung bei einem großen Teil der Patienten nach sechs bis zwölf Monaten in ein Plateau mündet. Auf diese Weise ist aber garantiert, daß sie es auch nicht herausfinden werden.
Vielleicht liegt die Aufgeregtheit seiner Reaktion ja daran, daß auch Dr. Tro bei der Behandlung seiner Patienten schon oft an die Grenzen seiner Methode und der dahinterstehenden Theorie gestoßen ist und in vielen Fällen nach wie vor nicht so recht weiß, warum. Zu dieser Frage hält er sich ja - ebenso wie Dr. Fung beim Intervallfasten - relativ bedeckt, aber spätestens seit den Fünf-Jahres-Ergebnissen von Virta Health kann es eigentlich keinen Zweifel mehr daran geben, daß dasselbe Problem sowohl der schleichenden Wiederzunahme als auch der Wiederkehr des zunächst besiegt erscheinenden Diabetes in der Praxis beider Ärzte ebenfalls einiges Kopfzerbrechen bereiten muß. Ich nehme an, Dr. Tro ist pausenlos auf Lösungssuche, und es macht ihn so aggressiv, daß dieses Thermostat-Modell von Dr. Albert ihm dabei nicht nützlich ist und im ungünstigen Fall sogar kontraproduktiv wirken kann (wie er in seinem Tweet ja auch schrieb).
Solange Dr. Tro nicht begreift, daß Low Carb ebenfalls den Thermostat verstellt und dies seinen Patienten genauso einleuchten würde, falls er es ihnen sagen würde, wird er wohl nicht aufhören, eine Methode anzufeinden, die ihm eigentlich wichtige Erkenntnisse liefern könnte. Das ist schade.
Weder Low Carb bzw. Keto einerseits noch Intervallfasten andererseits kann aber - für sich alleine genommen - alle Versprechen halten, die in ihrem Namen gegeben wurden. Auf der Suche nach Erklärungen und Lösungsstrategien poppt deshalb bei praktisch allen, auch bei Dr. Tro oder Dr. Fung, immer doch wieder wie ein Schachtelteufelchen die Kalorienlogik auf.
An die glaube ich aber definitiv nicht mehr, jedenfalls was meinen persönlichen Fall betrifft. Nennen wir mich zur Unterscheidung einen "Junkers-Thermostat"-Fall. Ob auf Leute mit "Vaillant"-Thermostat dasselbe zutrifft, weiß ich ganz einfach nicht. Es kann also sein, daß von zehn Leuten, die ausprobieren, was ihnen passiert, wenn sie genauso vorgehen wie ich, ein Teil genauso erfolgreich ist, aber ein anderer eben doch nicht, weil ihr Thermostat auf andere Weise optimal eingestellt werden müßte.
Ich habe einen sehr vernünftigen Grund, die Kalorienlogik nicht mehr überzeugend zu finden, nämlich meine eigene Gewichtsentwicklung, nicht nur, aber ganz besonders die zwischen August 2015 und Oktober 2017. Zwischen August 2015 und März 2017 hatte ich 22 Kilogramm zugenommen, davon alleine zehn Kilogramm im Zeitraum zwischen Januar und März 2017. Zwischen März und Oktober 2017 habe ich dann mittels Intervallfasten in sechs Monaten 20 Kilogramm abgenommen, obwohl ich nur "Schmalspurfasten" betrieben, es mehrfach unterbrochen und unter dem Strich gerade mal ca. 100 Mahlzeiten ausgelassen hatte. 1 Kilogramm Abnahme je 5 ausgelassene Mahlzeiten - das ist nach Kalorienlogik völlig absurd, zumal dann, wenn zuvor bei ansonsten identischer Ernährung eine so hohe Zunahme stattgefunden hatte.
Deswegen habe ich aber noch lange nicht aufgehört, an Ursachen und Wirkungen zu glauben, und so ging ich auf die Suche nach den möglichen Ursachen, die die Wirkung "minus 20 Kilo in sechs Monaten" unter solchen Umständen hervorgerufen haben könnten.
Die einzige zur persönlichen Erfahrung passende Theorie war damals die von Dr. Fung. Aber wäre sie die ultimative Lösung, müßte ich schon seit ca. einem Jahr bei meinem Zielgewicht angekommen sein. Tatsächlich ist meine Abnahme aber wiederholt ins Stocken gekommen, das erste Mal bereits nach diesen ersten sechs Monaten. Mittlerweile bin ich auch überzeugt davon, daß mir mit der anfänglichen Methode wahrscheinlich keine weitere Abnahme mehr gelungen wäre, sondern im Gegenteil eine schleichende Wiederzunahme eingesetzt hätte. Dafür spricht nicht nur, daß ich dies vor allem beim 16:8-Modell schon bei anderen Abnehmenden mitbekommen habe, sondern auch, daß mein Mann seit vielen Jahren unter der Woche meist nur eine einzige Mahlzeit ißt, ohne daß ihn dies daran gehindert hätte, ein ansehnliches Bäuchlein zu entwickeln.
Warum ist das so? Setzt das schleichende Verstellen des Thermostats so früh wieder ein? Oder gibt es da noch andere Effekte? Ich habe keine Ahnung, aus welchem Grund, aber diese sechs bis zwölf Monate, bevor die Wirkung auf Null geht, sind der rote Faden, der ALLE Abnehmmethoden verbindet, die kalorienbasierten und die hormonbasierten. Ich vermute, bei der winzigen Minderheit der Leute, die - ebenfalls bei allen Abnahmemethoden - länger als ein Jahr erfolgreich abnehmen konnten, würde sich bei näherer Untersuchung herausstellen, daß sie zwischenzeitlich irgendetwas an ihrer Herangehensweise verändert hatten. Das muß noch nicht einmal etwas Großes sein und es muß auch nicht mit dem Ziel einer Abnahmeverbesserung geschehen sein. Bei mir hat beispielsweise das Vorverlegen des Abendessens um zwei Stunden (eine Entscheidung, die völlig andere Gründe hatte als das Abnehmen) einen plötzlichen und sehr unerwarteten Abnahmeschub ausgelöst.
Ich glaube, ich hatte neben meiner wirkungsorientierten Herangehensweise auch mehr Glück als Verstand. Hätte ich auf "vernünftige" Weise Intervallfasten betrieben, wäre
ich nie auf den Gedanken gekommen, nach einer Theorie zu suchen, die nicht auf Kalorienlogik basiert, da ja der Zusammenhang zwischen "phasenweise nicht essen" und "weniger Kalorien" naheliegend ist. Richtigen Dusel hatte ich außerdem damit, daß ich meine Fastenmethode gerade zur richtigen Zeit, als die Wirkung meiner anfänglichen Methode endete, der neu entdeckten Theorie anpaßte und mit 36stündigen Fastenintervallen begann, um den hormonellen Effekt effizienter zu nutzen. Andernfalls hätte ich möglicherweise Intervallfasten mit unter 36stündigen Intervallen irgendwann frustriert als "doch nur eine weitere Jojo-Falle" abgehakt.
Weitere Anpassungen, die ich nach dem Trial-and-Error-Verfahren vornahm, um der immer wieder nach einigen Monaten zu beobachtenden Verlangsamung meiner Abnahme entgegenzuwirken, betrafen den Übergang zu mehrtägigen Fastenintervallen (ohne an ihrer Anzahl nennenswert etwas zu verändern) und zuletzt zeitlich auf einige Wochen begrenzte Low-Carb-Phasen, beides also nicht mit einer Reduktion der Energiezufuhr verbunden. Andere Experimente, etwa die vorübergehende Wiederaufnahme des EMS-Trainings, hatten aber eine Wirkung von exakt null, und als ich es mit der Anzahl der Fastenintervalle zeitweise übertrieb, zeigten sich beunruhigende Nebenwirkungen, so daß ich da wieder zurückrudern mußte. Unter anderem deshalb will ich Low Carb als Zusatzmaßnahme auch nur sehr dosiert einsetzen. Diese Geheimwaffe will ich bis zur Endspurtphase kurz vor Erreichen des Zielgewichts weiter nutzen können. Falls diese Waffe stumpf werden sollte, habe ich nämlich einstweilen keine neuen Ideen mehr, falls meine Abnahme nicht mehr weitergehen sollte.
Ganz falsch kann die Thermostat-Theorie nicht sein, andernfalls wären nicht so viele Anwender der verschiedenen nach dieser Annahme erfolgenden Methoden damit mindestens bis zu einem gewissen Punkt so deutlich erfolgreicher als mit klassischen Diäten. Nicht zuletzt ist auch das Erreichen eines Plateaus, ab dem das Gewicht einfach nicht mehr weiter runtergehen will, wie das bei Intervallfasten, Low Carb und Magenverkleinerungen geschieht, auch dann, wenn es zu kleineren Wiederzunahmen kommt, bei weitem nicht dasselbe wie der Jojo-Effekt bei Diäten, bei dem es um eine Wiederzunahme in beträchtlicher Höhe geht - siehe auch die Grafik bei Semaglutid.
Ich nehme an, daß die genetische Komponente, die dafür verantwortlich ist, daß sich der Thermostat bei entsprechend genetisch ausgestatteten Menschen im Lauf der Zeit von alleine schleichend, immer nur ein wenig, nach oben verstellt, ein Faktor ist, der hier von allen übersehen wird. Wahrscheinlich mündet das Erreichen eines Plateaus auch bei hormonbasierten Abnahmemethoden in solchen Fällen nicht in ein Gewichthalten, sondern wieder in diese Situation der schleichenden Wiederzunahme in einem geringen Umfang, sagen wir, durchschnittlich ca. ein Kilo pro Jahr.
Angenommen, ich liege richtig mit der Annahme, daß ich es erstens mit einem verstellten Thermostat zu tun habe, den ich mit bestimmten hormonbasierten Herangehensweisen nach und nach auf das gewünschte Gewicht resetten kann, aber zweitens damit rechnen muß, daß er sich auch nach Erreichen meines Zielgewichts immer wieder von alleine ein wenig höherstellen wird, wenn ich nicht gegenreguliere, weil dieser Thermostat sich von alleine verstellt, ist es ein beruhigender Gedanke, daß ich mit einer Kombination aus Fastenintervallen und gelegentlichen Low-Carb-Phasen wahrscheinlich keine Probleme haben werde, ihn immer wieder auf das richtige Gewicht zurückzustellen, entweder durch ein paar zusätzliche Fastentage oder durch eingeschobene Low-Carb-Phasen.
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