Dienstag, 2. November 2021

Höhere Mathematik: Wie verdoppelt man seine Abnahme, indem man 50 M&Ms pro Tag mehr verzehrt?

Mein Gewicht heute früh am ersten Fastentag der Woche: 91,9 Kilogramm. Nachdem ich den letzten Fastentag heute vor einer Woche gehabt und anschließend auch Low-Carb wegen eines Besuchs zum Geburtstag bei meiner Mutter für drei Tage ausgesetzt hatte, bin ich damit wirklich zufrieden.

Ein kleines bißchen Bammel hatte ich schon gehabt. Immerhin haben wir Anfang November, eine Jahreszeit, die mir feindlich gesonnen ist, und die Erfahrungen der letzten Jahre mit diesem Monat haben mich leicht traumatisiert zurückgelassen. Aber diesmal scheint doch alles anders zu sein, und das, obwohl ich eine so entspannte Low-Carb-Variante pflege: Im Moment liege ich im Durchschnitt (nur Eßtage berücksichtigt) bei knapp über 100 Gramm Kohlenhydrate am Tag - die sechs Tage, die ich normal gegessen haben, schlagen dabei aber natürlich deutlich zu Buche. Wenn ich sie herausrechne, liege ich plötzlich nur noch bei 85 Gramm Kohlenhydrate. Ich nehme an, bis Ende November sind diese Verzerrungen so geringfügig, daß ich sie nicht mehr beachten muß, aber sechs von 31 Tagen schlagen natürlich schon zu Buche.

Eigentlich hätte im November kein weiterer Pausentag dazukommen sollen, aber voraussichtlich muß ich nächste Woche am Montag auf eine Beerdigung. Aus diesem Anlaß werde ich nicht nur den Beginn meines nächsten langen Fastentintervalls auf Dienstag verschieben - diesmal geht es somit von Di bis Fr -, sondern am Montag auch normal essen - jedenfalls relativ normal -, da erfahrungsgemäß eine entsprechende Einladung zu erwarten ist. Mein Prinzip "Weg des geringsten Widerstands" sieht es nicht vor, mich bei solchen Gelegenheiten schräg (aus Blickwinkel von ahnungslosen Außenstehenden) zu benehmen. Gespannt bin ich aber, ob und wenn ja wie die Verwandtschaft auf meine Gewichtsabnahme reagieren wird. Ich erinnere mich noch an die taktlose Cousine - sinnigerweise arbeitet sie in einem Gesundheitsberuf -, die sich - ich glaube, das war 2016, also noch gute 15 bis 18 Kilogramm vor meinem Gewichtshöhepunkt - darüber entsetzt zeigte, wie dick ich geworden war. Seither sind wir uns nicht mehr über den Weg gelaufen, und mittlerweile wiege ich 40 Kilogramm weniger als bei unserer letzten Begegnung. Mal sehen, ob sie diesmal über meine Abnahme schockiert ist. 

Am 18. November ist dann noch ein zweiter Pausentag einzuplanen, da bin ich zu einem Betriebsjubiläum eingeladen. Festliche Kleidung erwünscht - da werde ich wohl meinen Kleiderschrank noch kritisch sichten müssen, aber ich fürchte fast, das läuft auf eine Shoppingtour hinaus. Von dem, was ich im Moment im Kleiderschrank habe, verdient meiner Erinnerung nach nicht ein einziges Teil die Bezeichnung "festlich". Ich werde die am ehesten in Frage kommenden Kleider wohl mit einer gehörigen Ladung Klunker versehen und mich dann noch einmal dem Urteil des Spiegels sowie dem meines Mannes aussetzen. Vielleicht kann man das eine oder andere Teil ja auf diese Weise doch noch als festlich durchgehen lassen? Ein paar Schmuckstücke vom Flohmarkt warten ja immer noch auf ihren ersten Einsatz. Ich trage normalerweise gar keinen Schmuck, zu diesen Anschaffungen werde ich immer von meinem Mann überredet, also kann ich als die miteingeladene "Frau an seiner Seite" bei dieser Gelegenheit ja ausnahmsweise mal ein bißchen funkeln.

Es hat den Anschein, als ob ich mir wegen dieser zwei weiteren High-Carb-Tage keine großen Sorgen machen muß. Anscheinend wurde die durchschlagende Wirkung durch die andere Verteilung der Makronährstoffe ausgelöst, und bei der geht es offenbar nicht um ein "Viel hilft viel", da ich ja nicht zwanghaft versuche, die Kohlenhydrate auf das absolut mögliche Minimum zu drücken. Wenn ich Eß- und Fastentage zusammengenommen betrachte, dann hat sich die Menge der Kohlenhydrate in meiner Ernährung im Oktober ungefähr im Vergleich zum September halbiert, während die Proteine um ca. 50 % und Fett um ca. 80 % mehr als im September geworden sind. Wie auch immer die auslösenden Faktoren zu deuten sind, was ich mache, ist für den Moment offenbar ausreichend.

Was mich dabei beschäftigt, ist die Frage, wo die Grenze wohl liegen mag, die ich unterschritten habe. Und wie lange muß diese Grenze wohl unterschritten werden, um einen Gewichtsrutsch auszulösen? Ich frage mich nämlich, ob in Verbindung mit Intervallfasten auch kurzzeitige Anwendung von Low Carb erfolgreich eingesetzt werden könnte, und überlege mir gerade, ob ich nächstes Frühjahr einmal ausprobieren soll, was passiert, wenn ich - bei ansonsten normaler Ernährung - immer speziell vor einem langen Fastenintervall zwei Low-Carb-Tage einlege. Meine Überlegung dabei: Angenommen, das Gewicht purzelt deshalb, weil meine Glukosereserven beim Fasten schneller aufgebraucht sind, scheint es mir nicht ausgeschlossen, daß dieser Effekt auch nach zwei Low-Carb-Tagen bereits zu Buche schlagen könnte.

Mein Mann meint außerdem, dies solle ich dann zum Vergleichen  aber auch nach einem langen Fastenintervall ebenfalls mal ausprobieren, was auch eine gute Idee ist. Einen Quasi-Low-Carb-Tag habe ich zwar nach langen Fastenintervallen immer, aber ich könnte dann ja das Wochenende noch mit dranhängen, indem ich Low-Carb-Brot backe und am Samstagabend Low Carb koche.

Im März, nach dem Ende meiner acht Wochen EMS-Training, will ich aber erst mal sehen, ob die übliche Frühjahrs-Gewichtsabnahme sich freiwillig zur üblichen Zeit wieder einstellt, denn vielleicht tut sie das ja nicht, falls ich im Januar und Februar durch das Training abgenommen haben sollte, und das will ich natürlich wissen. Im April und im Mai kann ich dann aber die langen Fastenintervalle für diesen neuen Low-Carb-Schmalspur-Test reservieren, erst im April mit zwei Tagen davor, dann im Mai mit zwei Tagen danach. Und dann schauen wir mal, was die Waage dazu meint. 

Kurz auch ein Update zu den Kalorien: Seit dem 1.10. habe ich durchschnittlich knapp 1900 Kalorien am Tag zu mir genommen, die Fastentage eingeschlossen. Bis zum Monatsende möchte ich das gerne noch mindestens auf 2000 hochschrauben, um mir nicht von irgendwelchen Einfaltspinseln nachsagen lassen zu müssen, daß meine Gewichtsabnahme ja nur an einem Kaloriendefizit liegen könne. Aus diesem Grund habe ich mich entschieden, daß ich morgen Quarkpfannkuchen mit 1000-Kalorien-Salat frühstücken werde. Mit irgendwas muß ich morgen nämlich wohl den Krauteintopf ausgleichen, den ich zum Abendessen machen will, der ist schrecklich kalorienarm (aber eben auch lecker).

Um zum Kalorienthema etwas mehr ins Detail zu gehen: Interessanterweise hatte ich im September, als ich angefangen habe, zu zählen, tatsächlich ein höheres Kaloriendefizit als im Oktober (knapp über 1700 Kalorien vs. knapp unter 1900 Kalorien im Oktober). Das lag vor allem daran, daß ich im September mehr Fastentage hatte als im Oktober (12 Fastentage September, 9 Fastentage Oktober). Meine Abnahme im September betrug aber dennoch nur 1,6 Kilogramm vs. 3,2 Kilogramm im Oktober. (Ich weiß, letzte Woche schrieb ich noch von 4,1 Kilogramm ... beide Zahlen sind aber nur Zwischenstände, maßgeblich ist immer nur mein Gewicht zu Beginn eines langen Fastenintervalls, und das findet erst nächste Woche statt.)

Die innere Widersprüchlichkeit der Kalorientheorie ist jedenfalls angesichts dieser Zahlen - und das ja nicht zum ersten Mal - geradezu mit Händen zu greifen. Niemals hätte ich im Oktober bei fast 200 Kalorien höherer Energiezufuhr pro Tag (oder, wie Herman Pontzer das wohl umrechnen würde: volle 50 M&Ms pro Tag) doppelt so viel abnehmen können dürfen, würde sie wirklich zutreffen. Davon, daß eine Gewichtsabnahme mit 1900 Kalorien pro Tag bei den meisten Frauen meiner Größe (169 cm), die mittels einer Diät abnehmen wollen, von vornherein nicht stattfinden würde, will ich gar nicht erst anfangen. 


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