Sonntag, 7. November 2021

Es lebe die Inkonsequenz!

Mein Gewicht heute morgen: 91,2 Kilogramm. Am Freitag früh nach dem zweiten Fastentag der Woche waren es 90,1 Kilogramm. Ich habe mich echt schnell daran gewöhnt, "um die 90 Kilo herum" zu wiegen, und so war ich verwöhnt genug vom Erfolg, daß ich ein kleines bißchen enttäuscht darüber war, nicht knapp unter 90 zu liegen. Eigentlich idiotisch, denn so muß ich die Waage - ich besitze ja diese alte mechanische Arztwaage, bei der man die Anzeige in Zehnerschritten verstellen muß - nicht immer wieder umstellen, denn ich bin jetzt nahe an diesem Stadium, in dem man diese Verstellaktion fast täglich vornehmen muß. Ich hoffe aber mal vertrauensvoll, daß ich nach dem nächsten langen Fastenintervall (Beginn: Dienstag nächste Woche, also in drei Tagen) vielleicht ein bißchen länger und nach dem übernächsten gegen Monatsende hoffentlich sogar schon ganz im 80er-Bereich verbleiben kann. 

Falls nicht alles doch wieder ganz anders kommt. Ich weiß. 😜 

Twitter gibt mir zur Zeit noch ein bißchen mehr als sonst zu denken. Ich glaube, ein Medium, bei dem man durch die Zeichenbegrenzung fast schon gezwungen wird, jede Aussage auf eine Pointe zuzuspitzen und ihr damit mehr Schärfe und Aggressivität zu verleihen, ist ein Teil des Problems, nicht der Lösung. Und das, fürchte ich, bei nahezu jedem gesellschaftlich wichtigen Problem. Eigentlich sollte man sich von Twitter wohl fernhalten, weil es in gewisser Weise eine Fanatisierungsmaschinerie ist, die in mancher Hinsicht sogar noch schlimmer als Facebook ist. Blöd nur, daß Twitter auch nicht zu unterschätzende Vorteile hat. Auf eine Menge Informationen wäre ich nämlich ohne Twitter und die Leute, die sich dort auf bestimmte Interessenbereiche fokussieren, wohl kaum gekommen. 

Vermutlich wäre es ausreichend, mich auf Twitter einfach nur still zu verhalten und auf anderer Leute Tweets nicht zu reagieren. Meistens mache ich das ja auch. Aber am generellen Problem ändert es nichts, wenn ich mich um Disziplin bemühe (und dies manchmal ja auch vergeblich).

Bei Corona fallen mir die Schwächen des Prinzips Twitter besonders auf. Ich folge schon seit anderthalb Jahren einigen medizinischen Accounts (und nein, damit meine ich nicht Schwadroneure wie Karl Lauterbach, sondern aktiv in der Medizin tätige Ärzte und Pflegepersonal). Das mache ich, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie Corona sich für diese Leute darstellt, die sich dem in ihrem beruflichen Alltag aussetzen müssen. Aber bei allem Verständnis für den Frust, der in den Kliniken umgehen muß, zumal jetzt, wo die Covid-Fälle wieder mehr werden: Sich patzige Dr.-House-Kommunikationsgewohnheiten zuzulegen, wie mir das bei einigen dieser Twitter-Accounts auffällt, löst in der realen Realität leider überhaupt keine Probleme und heilt übrigens auch keine Patienten, solange kein Drehbuchautor das ausdrücklich so haben will. Langsam bekomme ich Sarkasmus am falschen Ort, Giftspritzereien gegen die Politik sowie verbale Amokläufe gegen die vernagelte Normalbevölkerung ziemlich satt. 

Das betrifft nicht die Inhalte, die mit diesen Stilmitteln vermittelt werden sollen, sondern die Form, in der das geschieht, weil Einseitigkeit und oft auch ungerechtfertigte Vorwürfe mich ständig zu einem "Ja, aber ..."-Widerspruch reizen. 

Was soll ich beispielsweise davon halten, wenn ein Apotheker sich zu der Behauptung versteigt, eine Impfpflicht, eingeführt im Januar 2021, hätte alle unsere jetzigen Probleme mit Corona gelöst? Das mag sein, falls man zufälligerweise einen Bürgerkrieg mit Kampf um Leben und Tod um die Impfdosen für besser halten sollte, was ich ausdrücklich nicht tue. Wie kurz muß ein Gedächtnis sein, wenn man sich nach weniger als einem Jahr nicht mehr daran erinnert, daß im Januar 2021 das große Aufregerthema der Mangel an Impfstoff war. Wenige Monate später waren dann Impfdrängler das große Thema, also Leute, die nicht den priorisierten Gruppen angehörten, aber durch allerhand Tricks sich vorzeitig ihren Pieks erschlichen haben, und auf sie fokussierte sich der übliche "gerechte Volkszorn".

Bei allem Verständnis dafür, daß die aktuellen Infektionszahlen in medizinischen und pflegerischen Berufen Panik auslösen: Wenn schon die zwanghafte Suche nach irgendwelchen Schuldigen sich als ununterdrückbare Regung erweist, könnten wir dabei dann aber doch bitte mal die Kirche im Dorf lassen? Eine Impfpflicht, falls sie tatsächlich für nötig gehalten werden sollte, konnte keinesfalls eingeführt werden, solange noch nicht ausreichend Impfstoff für alle verfügbar war. Wenn eine Sache verbindlich vorgeschrieben wird und es sich dann de facto als unmöglich erweist, diese Vorschrift einzuhalten, fangen die Leute genauso an, durchzudrehen, wie es Ratten in einem Versuchslabyrinth tun, wenn sie unvorhersehbaren Stromschlägen ausgesetzt werden. 

Aber auch die Ernährungsexperten fielen mir heute unangenehm auf, etwa diese Medizinerin, die kurzerhand sämtliche pflanzlichen Öle - einschließlich Kokosöl und Olivenöl - für ungesund erklärte. Das finde ich genauso bescheuert, wie Getreide und Mehl generell für ungesund zu erklären. Denn wie soll man erwarten können, daß Patienten auf der Suche nach Lösungen für ihre mutmaßlich ernährungsbedingten Leiden mehr Differenzierungsvermögen mitbringen als die Ärzte, denen sie vertrauen?

Meine eigene Faustregel lautet: Alles, was - in nicht zu radikal veränderter Form - schon seit Zigtausenden von Jahren von Menschen verzehrt wird, kann man im Prinzip auch heute unbesorgt essen. Ausnahmen sind natürlich Allergien und Unverträglichkeiten ... oder die persönliche Erfahrung, daß einem Lebensmittel x oder y einfach nicht guttut. In solchen Fragen muß man meiner Meinung nach buchstäblich auf seinen Bauch hören. Dieses Vertrauen in das, was der Körper einem signalisiert, wird aktiv untergraben, wenn wir den aktuell als maßgeblich betrachteten Experten immer wieder von neuem auf allen möglichen Holzwegen hinterherstolpern sollen und dabei oft genug aktiv ermutigt werden, warnende Bauchgefühle zu ignorieren. 

Was mir daran besonders auf den Geist geht, aber gleichzeitig auch immer ziemlich erhellend ist, was die Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit betrifft: Bei jedem empfohlenen Weg huldigt ein Teil der Experten dem leidigen Prinzip "Je mehr vom Richtigen, desto besser" und versteigt sich auf dem Wege vermeintlich zwingend logischer Schlußfolgerungen in Behauptungen, deren Absurdität offensichtlich ist. Da werden dann zuweilen auch Äpfel für ungesund erklärt, weil sie ja den fiesen Fruchtzucker enthalten. Dasselbe Schicksal kann Hülsenfrüchten blühen, weil sie einen relativ hohen Kohlehydratanteil aufweisen, der manchem Keto-Jünger zu hoch vorkommt. Und natürlich auch Olivenöl, das seit tausenden von Jahren genossen wird, weil es sich ja um ein "böses" Öl pflanzlicher Herkunft handelt.

Solche Dinge passieren immer dann, wenn zu viel mit Schlußfolgerungen gearbeitet wird, die von der Annahme ausgehen, daß sich zwischen Faktor A und Schlußfolgerung B nichts mehr versteckt, das eigentlich mitberücksichtig werden müßte. Gerade in Ernährungsfragen muß man aber als Regelfall davon ausgehen, daß sich zwischen A und B noch komplette Alphabete an bislang unbekannten Wirkfaktoren verbergen können.  Es handelt sich hierbei um die berüchtigten Rumsfeldschen "Unknown unknowns":

„[…] es gibt bekanntes Bekanntes; es gibt Dinge, von denen wir wissen, dass wir sie wissen. Wir wissen auch, dass es bekanntes Unbekanntes gibt; das heißt, wir wissen, dass es einige Dinge gibt, die wir nicht wissen. Aber es gibt auch unbekanntes Unbekanntes - es gibt Dinge, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen.“

 Donald Rumsfeld: Pressekonferenz vom 12. Februar 2002

Aber solche Irrtümer sind nicht unvermeidlich, jedenfalls dann nicht, wenn man die Schlußfolgerung B einem Realitätscheck unterzieht. Olivenöl, Äpfel und Hülsenfrüchte als vermeintliche Gesundheitsgefahren lassen einen Realitätscheck sehr wohl zu, und das müßte normalerweise eigentlich dazu führen, daß die der Theorie vom bösen Fruchtzucker, den bösen Kohlenhydrate oder dem bösen pflanzlichen Öl noch einmal unter die Lupe genommen und vielleicht ja mit ein paar erforderlichen Wenns und Abers versehen wird. 

Es paßt zum negativen Bild, das ich von der Ernährungswissenschaft ganz allgemein habe, daß Theorien in ihr - auf allen Seiten - so viel höher geschätzt werden als nicht zur Theorie passende praktische Erfahrungen, so als käme es gar nicht darauf an, ob eine Empfehlung einen Patienten im wirklichen Leben gesünder oder kranker macht. Als Betroffene bestehe ich aber darauf, daß die Anwendung einer ernährungswissenschaftlichen Theorie bei MIR eine positive Wirkung haben muß und keine negative Wirkung haben darf.

Der eine Punkt, in dem sich sogar einander in jedem anderen Punkt feindselig gegenüberstehende Vertreter von Ernährungstheorien wie Keto und Vegan aber einig sind, das ist die Schädlichkeit der hochverarbeiteten Lebensmittel, und so könnte man eigentlich meinen, daß sich alle Ernährungs-Ideologien auf diesen Minimalkonsens einigen können sollten. Das Ulkige daran ist, daß aber beide genannten Ernährungstrends (und auch sonst jeder andere Ernährungstrend) stehenden Fußes entsprechende hochverarbeitete Fertigprodukte bei den Food-Konzernen hervorgerufen haben, die sich unter dem Einfluß der Trend-Ernährungsempfehlungen auch gut verkaufen, jedenfalls so lange, bis die Ernährungsfachleute eine neue Sau durchs Dorf treiben. Beyond Meat, die vegane Burgeralternative, steht nach wenigen Boomjahren gerade vor dem Problem, daß die Umsätze seit einiger Zeit kontinuierlich in die falsche Richtung gehen, was erahnen läßt, daß es nicht mehr als so richtig schick gilt, auf vegane Ernährung umzusteigen. Keto-Anhänger können wiederum unter mehreren Sorten von mehlfreien Pasta-Alternativen wählen, etwa Konjak-Nudeln oder Hülsenfrüchte-Pasta. Und die Energieriegel, die Protein-Puddings und ähnliche Fertigprodukte sind mittlerweile längst bis in die Discounter vorgedrungen, was nahelegt, daß Keto und Low Carb als Ernährungstrend auch schon den Zenit überschritten haben.  

Jede neue oder wiederentdeckte Ernährungstheorie, die in Mode gekommen ist, löst also nahezu unweigerlich die Entwicklung neuer Arten hochverarbeiteter Lebensmittel aus. Merkwürdigerweise schweigen die zugehörigen Gurus zu diesem Punkt aber meistens so laut, daß es einem geradezu in den Ohren dröhnt.

Mein Mann ist mittlerweile von Low Carb ziemlich angetan. Aber in einem immer wiederkehrenden Fall mault er jedes Mal, nämlich wenn ein Low-Carb-Gericht ein "verbotenes" Essen imitiert. Die Pizza mit Blumenkohlboden fand er beispielsweise gut, aber sie sollte, meinte er, nicht als Pizza bezeichnet werden. Das hat mich insoweit bereits beeinflußt, daß ich mir immer überlege, ob das, was ich gerade kochen möchte, vielleicht doch einem unserer vertrauten Gerichte zu ähnlich sieht. Neulich habe ich einen Apfelkuchen in der Kastenform gemacht, damit er unserem "normalen" Apfelkuchen nicht ähnlich sieht und als das genossen werden kann, was er ist. Heute ist mir ein Kuchen auf Basis von gemahlenen Mandeln gelungen, der einem Biskuit verblüffend ähnlich sieht und sich noch nicht einmal geschmacklich allzu sehr davon unterscheidet. Ich habe ihn dennoch mit einer Mascarpone-Creme und Kiwischeiben "verkleidet", damit er anders aussieht als sonst, und das wertete ihn optisch so sehr auf, daß er beim Auftragen auf der ungeschriebenen "Ah-und-Oh-Skala" einen ziemlich hohen Platz erreicht hat. Wir wurden uns aber dann ausnahmsweise während des Essens doch problemlos einig darüber, daß dieser Kuchen sehr wohl für Biskuitrollen oder Käse-Sahne-Torten geeignet ist und folglich auch dafür verwendet werden sollte. 

Es handelt sich um diesen Kuchen hier. Ich habe etwas an dem Rezept verändert, ich habe nämlich einen grob geraspelten Apfel mit hineingerieben, und bilde mir ein, es damit noch ein wenig verbessert zu haben.

Was mir bei Low-Carb-Rezepten oft widersteht, sind "überkandidelte" Zutaten, aber im Lauf der Zeit habe ich da einige Berührungsängste abgebaut. Die Kartoffelfasern habe ich akzeptiert, weil sie für viele Brotrezepte einfach erforderlich sind, wenn das Brot wirklich nach Brot schmecken soll, und heute habe ich zum ersten Mal Chia-Samen erworben, etwas, wogegen ich mich seither immer gewehrt hatte. Süßungsmittel wie Erythrit oder Xylit habe ich zähneknirschend akzeptiert, weil ich andernfalls auf Kuchen und Süßspeisen verzichten müssen würde, aber ich mische sie immer mit ein bis zwei Eßlöffeln Holundersirup, weil ich damit vermeiden kann, daß die Sache gar zu künstlich schmeckt. Was ich aber nach wie vor nicht verwenden möchte, sind Dinge wie Xanthan, Johannisbrotkernmehl oder Guarkernmehl oder Eiweißpulver. Vielleicht würde ich das ja anders sehen, wenn ich mich zu einer lebenslangen Anwendung von Low Carb entschlossen hätte, weil die Verwendung solcher Zusätze nicht nur der Lebensmittelindustrie, sondern auch Leuten, die auf Mehl verzichten, ein paar zusätzliche Möglichkeiten bietet. Aber in meinem zeitlich begrenzten Experiment will ich keine dieser typischen Fertiggerichte-Zutaten haben, falls ich es vermeiden kann.

Aber sogar bei der Frage einer Vermeidung von Fertiggerichten tanze ich in anderen Punkten in gewisser Weise aus der Reihe der typischen Expertenmeinung aller Ernährungsweisen. Denn wenn es um Übergewicht geht, konnte ich beim besten Willen keinen Zusammenhang zwischen dem Anteil der Fertigprodukte und der Entwicklung meines Gewichts erkennen. Ich bin fett geworden, obwohl ich relativ wenige Lebensmittel mit hohem Verarbeitungsgrad verzehrt habe, und ich habe abgenommen, obwohl ich deren Anteil an meiner Ernährung nicht verändert habe. Bei mir waren die Fertiggerichte schlicht kein relevanter Faktor mit irgendeiner erkennbaren Wirkung auf mein Körpergewicht. Daß es sinnvoller ist, eine weniger oder gar nicht verarbeitete Variante der bevorzugten Lebensmittel zu kaufen, daran habe ich zwar keinen Zweifel, aber ich glaube nicht, daß ich viel riskiere, wenn ich das nicht allzu konsequent mache, sondern mich dabei am Lustprinzip orientiere. Letztlich ist Bequemlichkeit nämlich auch ein Faktor, der seine Berechtigung hat. Ich kaufe etwa die Mandeln oder Haselnüsse lieber gemahlen, weil das bequemer ist. Aber aus ähnlichen Gründen habe ich lange Zeit auch vorgeriebenen Käse gekauft, und das habe ich irgendwann wieder aufgehört, weil das Käsereiben letztlich auch nicht so viel mehr Zeit kostet und ich den Geschmack dann einfach besser finde. 

Falls ich irgendwann mal ein Gerät habe, mit dem ich Nüsse schnell und bequem mahlen kann, dann kaufe ich vielleicht auch keine gemahlenen Nüsse mehr. Nur, dieses Gerät sollte dann wirklich gut zu reinigen sein. Meine Mutter hat nämlich eines, bei dem man das Mahlwerk nicht zum Säubern herausnehmen kann, und prompt haben sich dann dort Lebensmittelmotten eingenistet. Ich habe meine Mutter bei meinem letzten Besuch mehr oder weniger dazu gezwungen, das Gerät wegzuwerfen, was sie als sparsame Hausfrau vom alten Schlag nur widerstrebend tat. Ich bin nämlich ganz sicher, daß an versteckter Stelle in diesem Gerät auch nach der von mir ausgiebig durchgeführten Reinigung immer noch tote Larven enthalten sind, denn ich kam schlicht nicht überall ran. Plätzchen mit Nüssen zu essen, die mit diesem Gerät gemahlen wurden, kann ich mir nicht mehr vorstellen.

An sich könnte man ja fast alles genauso selber machen, wie ich das seit über zwei Jahren mit meinem selbstgebackenen Brot mache. Aber letztlich ist alles davon mit Zeitaufwand verbunden, und diese Zeit fehlt mir dann an anderer Stelle. Fleisch- und Gemüsebrühe selbst herzustellen, fange ich deshalb wahrscheinlich vor dem Eintritt in den Ruhestand nicht mehr an, obwohl es eigentlich kein Hexenwerk sein sollte. Andere Leute machen es vielleicht umgekehrt, kochen ihre Brühe selbst und kaufen dafür aber ihr Brot beim Bäcker. Unter dem Strich haben beide Varianten aber vor allem den Sinn und Nutzen, daß das Essen besser schmeckt. An welcher Stelle man da seine Prioritäten setzt, ist meiner Meinung nach Geschmackssache.

Um Gewicht zu verlieren, muß meiner Überzeugung nach aber sowieso nichts von dem, was man für richtig und zielführend hält, zu hundert Prozent konsequent gemacht werden. Und das ist auch gut so, denn egal, was man dabei tut, es macht immer viel mehr Spaß und behält einen spielerischen Charakter, wenn man sich auf die 80 Prozent aus dem Pareto-Prinzip beschränkt. Genau das Spielerische bietet bei meinem Low-Carb-Experiment auch einen echten Spaßfaktor.

Vestern abend gab es bei uns Wolkeneier, Rosenkohl mit Erdnuß-Balsamico-Soße und Kartoffel-Karotten-Püree. Gestern machte ich eine "Big-Mac-Rolle", dabei nutzte ich wieder einmal den Eier-Zucchini-Teig, in den die Hamburger-Zutaten wie in einer Biskuitrolle eingerollt wuerden. Zum Frühstück hatten wir gestern und heute ein Walnuß-Baguette, das umwerfend gut schmeckte - vermutlich das beste Brot, das ich bislang gemacht habe. Heute abend gibt es den Rest der Big-Mac-Rolle, dazu Kohlrabi-Pommes in einer Nuß-Parmesan-Panade aus dem Backofen sowie Eisbergsalat-Wraps mit einer Frischkäsefüllung.

Wir essen wirklich gut mit Low Carb, mein Mann ist mittlerweile total begeistert. Das Interessante daran ist, auch er hat den letzten Monat über abgenommen, obwohl er an meinen Fastentagen normal - also nicht Low Carb - ißt, und obwohl ich ja momentan gerade bei um die 100 Gramm Kohlenhydraten an Eßtagen herumkrebse, was jeden gestandenen Keto-Jünger verächtlich die Nase krausziehen ließe. Trotzdem scheint auch ein KH-Anteil von deutlich über 100 Gramm bei meinem Mann ebenfalls eine Abnahmewirkung auszulösen. Das finde ich schon bemerkenswert.

Trotzdem werde ich mein Ernährungsexperiment Schlag 1.12.2021 beenden und dann vermutlich erst einmal für ein paar Tage in Kohlenhydraten nur so schwelgen. Ja, ein bißchen fehlen sie mir nach fünf Wochen schon. Aber wie beim Fasten finde ich dabei den Gedanken hilfreich, daß ich ja nicht auf KH verzichten muß, sondern ihren Genuß nur verschiebe. Und die Zeit bis dahin verschönen mir außerdem die neuen Genüsse aus meiner Low-Carb-Rezeptesammlung, die keineswegs nur ein dürftiger Ersatz für das Gewohnte sind, mir aber auf Dauer Hefeteig und Pasta, Kuchen aus Mehl oder Grieß sowie mein geliebtes Bier nicht ersetzen könnten.

Wie es im nächsten Jahr ernährungstechnisch weitergeht, werde ich vermutlich im Januar entscheiden. Falls ich im Dezember nicht oder nur geringfügig zunehmen sollte, war diese Low-Carb-Phase bestimmt nicht meine letzte. Einmal davon abgesehen, daß ich das eine oder andere Rezept sehr alltagstauglich finde und es deshalb auch "einfach so" wieder machen werde - ich werde also das eine tun, nämlich gelegentlich eine Low-Carb-Mahlzeit einschieben, auf die ich gerade total Lust habe, ohne aber das andere deshalb zu lassen, also die nächste Mahlzeit kohlehydratreich machen. 

Aber außerdem hat mein Mann mittlerweile angekündigt, daß er, sollte er sich jemals zu einer ernsthaften Gewichtsreduktion entschließen (im Moment hat er nicht die Absicht), dies zweifelsfrei mit Low Carb machen werde. Gut also, daß ich diese Ernährungsform bereits jetzt draufhabe.

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Nachtrag: Meine durchschnittlichen Kalorien pro Tag - inklusive Fastentage - bewegen sich weiter nach oben. Aktuell liege ich bei ca. 1940 Kalorien.



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