Das werden wir doch mal sehen. Wenn sich diese Tür nicht freiwillig öffnet, dann trete ich sie eben ein. Mir reicht es jetzt einfach mit einem dreistelligen Gewicht. Wenn der Winter meine Abnahme so verlangsamt, daß ich darauf nun bis zum Frühjahr warten soll, muß ich eben zu drastischeren Mitteln greifen.
Aber so drastisch war die Maßnahme dann auch wieder nicht. Es fast schon zum Lachen, wie leicht mir die Verlängerung des Fastenintervalls beide Male gefallen ist. Zwei volle Tage lang zu fasten macht mir tatsächlich überhaupt nichts aus. Am Mittwoch, dem Tag dazwischen, habe ich allerdings gefühlt ununterbrochen gegessen, weil ich dauernd Hunger hatte. Nach einem früheren Abendessen als sonst zwischen 18 und 19 Uhr habe ich an diesem Mittwoch dafür auch früher mit dem Fasten begonnen, weil ich danach ebenfalls relativ zeitig ins Bett gegangen bin und deshalb keinen Hunger mehr bekam.
Der zweite Fastentag am Freitag kam mir auch diesmal wieder einfacher vor als der erste, wenn auch mein Magen, anders als am Dienstag, ab und zu ein Lebenszeichen von sich gab.
Heute habe ich ziemlich lange geschlafen und meinen Mann, der samstags immer schwer aus dem Bett kommt, sogar erst eine weitere Stunde später aus dem Bett bekommen und deshalb erst nach elf Uhr mit dem Backen begonnen. Es dauerte deshalb bis 13 Uhr, bis wir endlich frühstücken konnten, aber dafür war das Frühstück besonders gut. Ich hatte Briegel gebacken, und zwar zum allerersten Mal. Die bekommt man da, wo ich wohne, nicht zu kaufen, deshalb esse ich sie sonst nur, wenn ich bei meiner Mutter zu Besuch bin. Aber vor einiger Zeit stieß ich auf ein Rezept, das ich nun schon seit ein paar Wochen herumliegen habe, weil es so vieles gibt, das ich beim Backen ausprobieren will. Am Mittwoch zum Beispiel habe ich Kipfel gebacken, wie sie meine Oma in meiner Kindheit immer gemacht hat, aber obwohl sie auf den Fotos beim verlinkten Rezept genauso wie bei meiner donauschwäbischen Oma aussehen, schmeckten sie irgendwie anders, als ich sie in Erinnerung hatte. Mein Mann fand sie zwar toll, aber an diesem Rezept muß ich wohl noch ein bißchen feilen.
Von meinen selbstgebackenen Briegeln waren wir aber beide total begeistert. Der Geschmack stimmte tatsächlich fast aufs Haar mit den gekauften Briegeln von der Bäckerei Schmid-Kuhn überein (meine Mutter besteht darauf, daß dies die einzigen wirklich "echten" Briegel seien), obwohl der Teig nur in einem Detail, nämlich einem Anteil Dinkelmehl von 1:4 (Rest: normales Weizenmehl), von normalem Hefeteig abweicht. Hätte ich nicht erwartet, daß Dinkelmehl den Geschmack so sehr verändert. Nächstes Mal werde ich den Dinkelmehl-Anteil noch ein bißchen erhöhen und bin gespannt, ob sie dann noch echter schmecken oder ob man es mit dem Dinkel bei Briegeln auch übertreiben kann. Und ich glaube außerdem, ich werde beim Backen noch mehr mit Dinkelmehl experimentieren müssen.
Mit meinem heutigen Kampfgewicht von exakt 100 Kilogramm habe ich meinen BMI auf nunmehr 35,1 heruntergedrückt. Bei Netdoktor wird dazu erläutert:
Adipositas Grad 2, Stufe 1
Mit einem deutlich erhöhten BMI steigt auch das Risiko für Stoffwechsel- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt, wie Sie Ihr Risiko für Folgeerkrankungen senken können und durch eine Gewichtsabnahme eine bessere Lebensqualität erreichen.
Ich halte das für falsch, denn ich bin überzeugt davon, daß ich, wenn ich das wollte, jetzt meinen Fastenrhythmus bereits auf "Gewicht halten" verändern könnte (wofür ein Fastentag in der Woche vermutlich ausreichend wäre) und auf diese Weise keinerlei erhöhtem Gesundheitsrisiko bezüglich des Stoffwechsels oder des Herz-Kreislauf-Systems mehr unterliegen würde. Meine Blutwerte halte ich da für viel aussagekräftiger als mein Körpergewicht.
Es wurde ja in den letzten Jahren viel über die sogenannten "gesunden Dicken" diskutiert, die gerne auch als ein Mythos abgetan werden. Ich bin der Meinung, daß diese Diskussion um die falschen Fragen kreist. Maßgeblich ist wahrscheinlich nicht das Körpergewicht in absoluten Zahlen, sondern die Frage, ob und wenn ja, in welche Richtung es sich bewegt, und zwar egal, ob schnell oder langsam und von welchem vorherigen Gewicht aus. Ich halte es sogar für egal, wenn man trotz Gewichtszunahme im Normalgewichtsbereich bleibt, und damit bewege ich mich neuerdings sogar im medizinischen Mainstream, denn das Problem der "dünnen Dicken", Normalgewichtigen mit einem hohen Körperfettanteil, wird längst in der Medizin diskutiert.
Mir ging das, als ich zum ersten Mal davon hörte, unglaublich auf die Nerven. Zwei Drittel der Bevölkerung gelten als zu fett, und von dem letzten Drittel soll nun auch noch ungefähr ein weiteres Drittel insgeheim ebenfalls zu fett sein, obwohl man es ihnen nicht ansieht?
In Wirklichkeit muß man diese beiden Gruppen aber wohl nicht zusammenzählen, sondern zu den "dünnen Dicken" die "dicken Dicken", wie ich sie angelehnt an diesen Begriff einmal nennen will, hinzurechnen, also unter den Dicken diejenigen herausrechnen, bei denen keine Gesundheitsgefahr zu erwarten ist. Das sind meiner Meinung nach diejenigen, bei denen das Gewicht stabil ist oder sinkt (wobei ein ungewollt sinkendes Gewicht natürlich auf Gesundheitsprobleme anderer Art hinweisen kann).
Die allseits bekannten Risikofaktoren (wie Übergewicht) für diese oder jene Erkrankungsarten werden allesamt auf epidemiologischem, also statistischem Wege ermittelt. Das heißt, man hat dabei untersucht, welche Merkmale bei Patienten, die irgendwann an bestimmten Leiden erkranken, häufiger als andere sind oder auch, welche Krankheiten bei Leuten mit bestimmten Merkmalen im Lauf der Zeit häufiger auftreten. Bei dieser Art von Vergleichen kommt in der Regel heraus, daß bei den genannten Erkrankungen tatsächlich Übergewichtige häufiger vertreten waren als Normalgewichtige.Was bei solchen Studien aber nicht untersucht wird (und auch gar nicht untersucht werden kann), ist, was da im Körper dabei eigentlich abläuft und auf welche Weise Übergewicht eine solche Wirkung erzeugen können soll. Deshalb ist es grundlegend falsch, wenn - wie das häufig der Fall ist - behauptet wird, Übergewicht "macht krank". Übergewicht kann nach dieser Beweislage auch ein Symptom sein, das auf dieselben Ursachen zurückzuführen ist, die neben dem Übergewicht zusätzlich auch noch spätere Krankheiten auslösen können. Und ich nehme an, genau das ist auch tatsächlich der Fall.
Die Blutwerte, die mein Hausarzt im November ermittelt hat, halte ich für eine Stunde der Wahrheit, was diese Fragen betrifft, denn daß sie im normalen Bereich lagen und besser waren als vor acht Jahren, als sie mir das letzte Mal ermittelt wurden, hat mir bestätigt, daß ich höchstwahrscheinlich richtig liege, wenn ich vermute, daß in Wirklichkeit das Übergewicht keineswegs die Ursache für Stoffwechselerkrankungen ist, sondern vielmehr eine weitere Wirkung derselben Ursache, die - mit einiger Zeitverzögerung - später auch zu solchen Krankheiten führt: Hyperinsulinämie. Also ein abnorm hoher Insulinspiegel im Blut. Den habe ich wohl kaum (obwohl er nicht gemessen wurde), denn ich habe einen Blutzuckerspiegel im absolut normalen Bereich. Damit gehe ich davon aus, daß auch meine Gesundheitsrisiken, was den Stoffwechsel betrifft, nicht erhöht sind.
Dummerweise interessiert sich in der Medizin außer vielleicht bei Diabetikern niemand für den Insulinspiegel. Als ich meinen Arzt danach fragte, ob er bei mir diesen Wert ermitteln lassen könne, zeigte er sich höchst erstaunt über dieses Ansinnen, und ich habe nach ein bißchen Hinundherdiskutieren nicht darauf bestanden, daß er diesen Wert für mich herausfinden läßt. Sollte ich richtig liegen mit meiner Annahme, daß es in Wirklichkeit genau umgekehrt ist, wie das bei der Herangehensweise in der durchschnittlichen Arztpraxis vorausgesetzt wird, daß nämlich der niedrige oder hohe Glukosewert nicht die Ursache, sondern die Folge des jeweiligen Insulinwerts ist, bedeutet das, daß in der medizinischen Routine immer nur an einem Symptom, dem Blutzucker, herumgedoktert wird, anstatt sich mit der Ursache für dieses Symptom zu befassen.
Genau deshalb gilt Diabetes auch immer noch bei den meisten Ärzten und ihren Patienten als chronische und unheilbare Krankheit, obwohl man es inzwischen als bewiesen betrachten kann, daß dies nicht so ist. Daß Magenverkleinerungen häufig zu einer Diabetes-Remission führen, hat sich in der Medizin inzwischen herumgesprochen. Aber auch die beiden erfolgreichsten Gewichtsreduktionsmodelle der letzten Jahre, Intervallfasten und Low Carb in allen ihren Varianten, haben eines gemeinsam: Beide reduzieren nachweisbar und deutlich den Insulinspiegel. Und von beidem ist bekannt, daß man nicht nur davon abnimmt, sondern daß Diabetes-Patienten ihren Blutzuckerspiegel bis in den Normalbereich hinein senken konnten und dann nicht mehr mit Medikamenten behandelt werden mußten.
Neuerdings liest man immer mehr über dieses Diabetes-Phänomen. Es gilt für die Patienten von Dr. Jason Fung, dessen Schwerpunkt auf Intervallfasten liegt, aber auch für die einer Reihe von Ärzten, die eher zu Low Carb neigen. Ich muß zugeben, daß ich gegen die ziemlich sektenartig auftretende Low-Carb-Gemeinde meine Vorbehalte habe, aber sie haben für sich, daß sie ihre Patienten mit Diabetes tatsächlich zu einem großen Teil wieder gesund machen können, und das ist mehr, als ihr online ebenfalls sehr aktiver vegetarischer/veganer Gegenpol von sich behaupten könnte. Tatsächlich motivierte mindestens einen der Ärzte unter den Low-Carb-Aktivisten, ein Kardiologe, der vorzeitige Tod seiner Mutter, einer lebenslangen Vegetarierin indischer Herkunft, den er auf ihre Ernährungsweise zurückführte. Indien ist übrigens nicht nur das Land mit dem (überwiegend aus religiösen Gründen) höchsten Anteil an Vegetariern, sondern zählt mittlerweile auch zu den Ländern mit besonderer Häufigkeit von Adipositas und Diabetes.
Was beweist das alles? Oder was widerlegt es? Ich glaube, solche Fragen sind falsch gestellt, denn am Ende zählt ja doch nur, ob etwas bei einem selbst die erhoffte Wirkung zeigt - oder eben nicht. Wo das nicht der Fall ist, aber ebenso: wo sich die Methode als nur mit ständiger Mühe und Selbstüberwindung umsetzbar erweist, ist sie falsch, egal wie viele Studien "beweisen" können, daß sie richtig ist. Ich glaube, die Frage, was zur Gewichtsreduktion falsch oder richtig ist, kann jeder nur für sich selbst beantworten und benötigt deshalb eine Art experimentelles Vorgehen jedes einzelnen, der dieses Ziel zu erreichen versucht. Solche Studien können nur Fingerzeige bieten, mit welcher Methode man es als erstes versuchen könnte. Funktioniert sie nicht wie erwartet, ist nicht mit dem Anwender etwas falsch, sondern mit der Methode.
Wenn ich aus Besorgnis um meine Gesundheit abgenommen hätte, könnte ich meiner Meinung nach bereits jetzt damit aufhören (und hätte das vermutlich auch schon vor einem Jahr so machen können). Das bedeutet natürlich nicht, daß ich künftig nicht mehr fasten müßte, um mir meine Gesundheit zu erhalten. Ich könnte dies aber auf weniger oder kürzere Fastenintervalle beschränken, mit denen ich meinem Körper regelmäßig die Möglichkeit geben würde, sein hormonelles Level, das mit Ernährung zu tun hat, herunterzuregeln.
Aber um Gesundheit ging es mir eigentlich gar nicht, obwohl ich mir auf meinem Gewichtshöhepunkt durchaus auch Sorgen um meine Gesundheit gemacht habe. Was mir viel mehr zu schaffen machte, war das Gefühl, daß meine Gewichtsentwicklung unkontrollierbar war und nichts, was ich tat, etwas daran zu ändern schien. Die verlorene Kontrolle habe ich jetzt wieder, und seit mein Übergewicht auf ein Maß zurückgegangen ist, mit dem ich meine normale körperliche Beweglichkeit wiedergewonnen habe, habe ich neben ein paar kleinen Eitelkeitsfragen nur noch einen wirklich bedeutsamen Grund, warum ich das Instrument Intervallfasten weiternutzen will, um nun auch noch in den Normalgewichtsbereich bis zu meinem Zielgewicht von 73,5 Kilogramm abzunehmen: Weil ich es kann und auch anderen demonstrieren will, daß ich es kann, obwohl ich Mittel anwende, die nach geltender Meinung (auch der meines Hausarzt) eigentlich gar nicht funktionieren können.
Umgekehrt zu meiner Definition von falschen Methoden betrachte ich eine Methode als richtig, wenn sie in der Praxis (bei einer bestimmten Person) funktioniert. Und das tut meine Methode, auch wenn es jeden Herbst/Winter immer ein bißchen zäh läuft mit dem Abnehmen.
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