Donnerstag, 5. Dezember 2019

Energieverbrauch des Körpers beim Sport

Mein Gewicht heute morgen, nach dem gestrigen Eßtag und zu Beginn meiner zweiten zweitägigen Fastenrunde: erfreuliche 102,4 Kilogramm; eigentlich hatte ich mit mindestens 103 gerechnet. Falls meine Gesamtabnahme in den beiden Fastentagen wirklich um die 3 Kilogramm betragen sollte, erreiche ich mein Ziel für den Samstag.

Aber noch bin ich natürlich nicht am Ziel, gejubelt wird erst, wenn es erreicht ist.

Der Grund, warum ich heute schon wieder poste, ist eine Forumsdiskussion, die dort wirklich an unpassender Stelle geführt wurde, wie mein Kontrahent völlig zu Recht angemerkt hat. Er schrieb:
Im Vergleich zu vorher muß er also noch weniger essen und/oder sich noch mehr bewegen, um sein Ziel zu erreichen und es anschließend zu halten.

Hier liegt meines Erachtens der Fehler.
Es mag schon sein, dass der Körper unter Belastung (Hungern, Sport), versucht Umsatz einzusparen.
Aber 1. liegt das im Bereich von vielleicht 10%. Und zweitens reguliert sich das auch wieder zurück.
Wenn man nach der Abnehmpase mehr isst, dann kann der Körper evtl. unterdrückte Prozesse auch wieder aufnehmen. Genauso ist es ja mit dem Fasten, nur dass da die Perioden kürzer sind.

Für mich bleibt diese These vom dauerhaft reduzierten Umsatz ein Mythos, bis es dazu gute Studien gibt.
Es ist nur anekdotisch, aber bei mir gab es sowas nicht. Jedenfalls nicht messbar.

Und selbst wenn!
Dann ist der Umsatz eben dauerhaft um 200 kcal reduziert. Deswegen nimmt man nicht zwangsweise zu.
Das sollte man nicht als Argument zu benutzen, keinen Sport zu machen, der andererseits so viele positive Effekte hat.
Ich will aber dieses Tagebuch nicht mit dieser Diskussion zumüllen, daher ist das hier mein letzter Beitrag dazu.
Darauf möchte ich noch einmal antworten, und um seine Intention nicht zu sabotieren, mache ich das hier. Denn die verlangten Studien gibt es sehr wohl. Die Studie, die ich im Hinterkopf hatte, fand ich auf die Schnelle dabei merkwürdigerweise nicht mehr im Web, aber dafür diese hier: 
Der Autor hält das "additive TEE-Modell" (TEE = Total Energy Expenditure), bei dem der Kalorienverbrauch durch Sport die Berechnungsbasis für die voraussichtliche Gewichtsabnahme darstellt, für falsch und stellt in seiner Studie das auf Basis von Studienergebenissen entwickelte "Constrained-TEE-Modell" vor, mit dem die Gewichtsabnahme durch Bewegung zutreffender vorhergesagt werden kann, und hat mehrere einschlägige Studien als Quellen verlinkt.
Stroud 1997
Der Energieverbrauch von zwei Teilnehmern an einer 95tägigen Antarktis-Expeditition wurde an Tag Null und an Tag 50 gemessen und für die Tage dazwischen sowie die Tage 51 bis 96 auf Basis von Energiebalance-Daten geschätzt. Gegen Ende der Expedition lag der Energieverbrauch um mehr als ein Drittel niedriger als zu Beginn.
Ross 2001
Sportprogramme zur Gewichtsabnahme zeigten in Kurzzeitstudien (bis 16 Wochen) eine dreimal so hohe Wirkung wie in Langzeitstudien (ab 26 Wochen). Darüber hinaus gelang es nur bei Kurzzeitstudien, eine Dosis-Wirkungs-Beziehung (also: mehr Sport -> größere Wirkung) zu erkennen; bei Langzeitstudien war eine solche Beziehung nicht ermittelbar.
Trexler 2014
Mir fehlt jetzt leider die Zeit, um aus dem entscheidenden Absatz eine deutsche Inhaltsangabe zusammenzufassen, also als Zitat: 

In order to manipulate an individual’s body mass, energy intake must be adjusted based on the individual’s energy expenditure. In the context of weight loss or maintaining a reduced body weight, this process is complicated by the dynamic nature of energy expenditure. In response to weight loss, reductions in TDEE, BMR, EAT, NEAT, and TEF are observed. Due to adaptive thermogenesis, TDEE is lowered to an extent that exceeds the magnitude predicted by losses in body mass. Further, research indicates that adaptive thermogenesis and decreased energy expenditure persist after the active weight loss period, even in subjects who have maintained a reduced body weight for over a year [14, 48]. These changes serve to minimize the energy deficit, attenuate further loss of body mass, and promote weight regain in weight-reduced subjects.

Es gibt eine Menge gute und plausible Gründe, warum der Mensch sich bewegen sollte, aber aus meiner Sicht keinen einzigen, dafür unbedingt Sport zu treiben, wie das mittlerweile regelrecht als einer quasireligiösen Bußübung (für die Sünde des Essens) verlangt wird. Ebenso geht die Gleichung "Je mehr Bewegung, desto besser" nicht auf. Lange Jahre dachte ich beispielsweise, meine drei Jahre ältere Schwester hätte als Briefträgerin, noch dazu in dörflichem Umfeld sowie nur in Teilzeit, eine viel gesündere Arbeit als so ein Schreibtischtäter wie ich - aber in den letzten Jahren hat es sich immer stärker herauskristallisiert, daß ihr Körper dabei regelrecht verschlissen wurde. Sie ist im Jahr so häufig krank gemeldet, das würde bei mir für einen Zehnjahreszeitraum ausreichen. Sie glaubt mittlerweile nicht mehr, daß sie bis zum regulären Rentenbeginn durchhalten wird.

Bei Älteren (Altersgruppe über 40) liegt das Risiko für plötzlichen Herztod beim Joggen nach einer sportmedizinischen Studie, die aus unerfindlichen Gründen nicht mehr online ist (Wayback Machine sei Dank kann ich sie dennoch verlinken), übrigens bei 1: 15.000 pro Jahr.

Hört sich nicht so dramatisch an? Zahlen können manchmal gefährlicher, aber manchmal auch harmloser aussehen, als sie es in Wirklichkeit sind.

So herum ist es vielleicht eindrucksvoller: Von 1500 über 40jährigen, die zehn Jahre lang ihrer Gesundheit durch Joggen etwas Gutes tun wollen, fällt im Lauf dieser zehn Jahre einer dabei einfach tot um. Nicht berücksichtigt sind hier alle insgeheim darauf (mit-)zurückzuführenden Herz-Todesfälle, die nicht in unmittelbar sichtbarem Zusammenhang mit dem Joggen standen und deshalb natürlich von vornherein nicht mit ihm in Verbindung gebracht wurden, sowie außerdem ebensowenig Herztode, die nicht in einem akuten Herzinfarkt bestanden haben, deshalb ist, was die Gesundheitsrisiken des Joggens für die einschlägige Altersgruppe betrifft, eine hohe Dunkelziffer anzunehmen.

In diesem Land sind schon Dieselfahrverbote für geringere Gesundheitsrisiken verhängt worden. 😉

Mit dem Sport soll es ungeachtet dessen ruhig jeder so halten, wie es für ihn selbst am angenehmsten ist. Was mich betrifft, ich treibe bewußt keinen Sport, wenn man die 20 Minuten EMS-Training einmal die Woche (das ich derzeit noch mache, aber mit dem ich vermutlich in ein paar Monaten aufhören werde) einmal ausklammert. Ich bin nämlich der Meinung, es reicht aus, daß ich als Nichtautobesitzer mehr als genug zu Fuß unterwegs bin, um das Minimum an Bewegung zu bekommen, das aus physiologischen Gründen erforderlich ist, um gesund zu bleiben.

Keine Studie und keine Expertenmeinung der Welt kann mich außerdem so beeindrucken wie das, was ich am eigenen Leibe erfahren habe. Bei der Gewichtsabnahme hat mir weder das EMS-Training noch die Gymnastik, die ich zusätzlich dazu zwischen Frühjahr 2015 bis Sommer 2017 täglich gemacht habe, auch nur das Geringste gebracht. Beides hat auch meine plötzliche Monster-Zunahme ab 2016 nicht verhindert. Umgekehrt hat es aber auch den Erfolg des Intervallfastens nicht reduziert, als ich Ende Juli 2017, wenige Monate, nachdem ich mit dem Intervallfasten angefangen hatte, die Gymnastik aufgegeben habe. Ich möchte wetten, wenn ich das EMS-Training auch aufgebe, werde ich ebenfalls keine Veränderung bemerken.





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