Freitag, 12. Januar 2024

Homöopathisch dosierte Einsparungen im Gesundheitswesen

Mein Gewicht heute früh nach dem ersten viertägigen Fastenintervall des Jahres: 76,3 Kilogramm. Ungefähr ein Kilo mehr als das, worauf ich insgeheim spekuliert hatte, aber so isses jetzt halt. Davon muß ich mich in den nächsten Wochen eben herunterarbeiten, und da ich ab Montag wieder Low Carb esse, sollte das auch ziemlich flott gehen. 

Ohnehin müssen in der Blackbox in mir merkwürdige Dinge vorgegangen sein. Meine Vier-Tages-Abnahme betrug nämlich 6,1 Kilogramm, das ist erheblich mehr als üblich, also reg ich mich jetzt nicht auf und mache einfach weiter. Das ist das erste Mal gewesen, daß ich das Gefühl hatte, über die Weihnachtszeit "echt" zugenommen zu haben (wenn auch nicht wahnsinnig viel, das dürfte ein bis 1,5 kg ausmachen), aber falls dem so wäre, ist es immerhin das letzte Mal gewesen, daß das eine ärgerliche Verzögerung auf dem Weg zum Zielgewicht ist, denn künftig werde ich etwaige Zunahmen über Weihnachten ja über die jährlich geplante Low-Carb-Phase in Januar und Februar steuern können und dies, falls es alleine nicht ausreichen sollte, um wieder zum Zielgewicht zurückzugelangen, eben mit zusätzlichen Fastentagen kombinieren. 

Jetzt folgen also nach dem Wochenende erst mal sechs weitere Wochen Low Carb plus den gewohnten Fastenrhythmus und im Anschluß ein Endspurt mit jeweils vier Tagen Fasten und vier Tagen Essen im Wechsel, den ich beenden werde, sobald ich das erste Mal weniger als 73,5 Kilogramm vor dem Fasten wiegen werde. Ob ich das, wie angepeilt, noch vor Beginn des Monats April schaffen kann, bin ich ein bißchen skeptisch - aber mal sehen.

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Sandra, danke für deine Links im Kommentar unter diesem Beitrag. Ich habe mir alle mal angesehen und versucht, mich in die Sache reinzudenken, die ja doch ein bißchen anders ist als in meinem Fall. Die Unterschiede der Brustkrebsarten müssen ja irgendeinen Grund haben, auch wenn wir diesen Grund nicht kennen. Wieso war meiner hormonnegativ und deiner nicht? Ich habe im Moment keine Ahnung. Daß ich die Wechseljahre schon hinter mir habe, kann der Grund nicht sein, denn postmenopausal kommt hormonpositiver Brustkrebs ja nicht seltener vor.

Ich bin jedenfalls der Meinung, worauf man - neben dem Überleben überhaupt sowie dem sogenannten "ereignisfreien Überleben" - besonders achten sollte, ist das Risiko einer Metastasierung. Ein reines Lokalrezidiv, auch wenn man das natürlich ebenfalls vermeiden will, ist doch in jedem Fall wieder in etwa so behandelbar wie der erste Tumor (gerne auch versehen mit den hoffentlich auch künftig zu erwartenden neuen, fortschrittlicheren Behandlungsweisen) und bedeutet eine viel höhere Chance, auch dies wieder in den Griff zu bekommen. Das eigentlich Fiese daran ist ja, daß es wieder dasselbe Risiko einer Metastasierung enthält, das auch schon beim ersten Mal das ist, was man am dringendsten von allem vermeiden möchte, weil es höchstwahrscheinlich viel schlimmere Folgen als ein Lokalrezidiv nach sich zieht.

Ein zweiter Punkt, den man nicht übersehen sollte, ist die Frage, wie das ereignisfreie Überleben im Verhältnis zum Gesamtüberleben aussieht, denn daraus kann man auch jedenfalls erahnen, ob die Behandlungsfolgen problematisch sind.

Ich habe mir die Quellen deines zweiten Links (Fußnoten 39, 40 und  41) deshalb mal angesehen.

In der erstgenannten Quelle (39), in der zwei Gruppen mit zwei verschiedenen Upgrades zusätzlich zu Tamoxifen verglichen wurden, wurde berichtet:

In SOFT, the 8-year disease-free survival rate was 78.9% with tamoxifen alone, 83.2% with tamoxifen plus ovarian suppression, and 85.9% with exemestane plus ovarian suppression ... The 8-year rate of overall survival was 91.5% with tamoxifen alone, 93.3% with tamoxifen plus ovarian suppression, and 92.1% with exemestane plus ovarian suppression (P = 0.01 for tamoxifen alone vs. tamoxifen plus ovarian suppression); among the women who remained premenopausal after chemotherapy, the rates were 85.1%, 89.4%, and 87.2%, respectively.

Das Überleben ist also in allen drei Gruppen ziemlich gleich hoch gewesen, und der letzte Halbsatz würde außerdem für eine medikamentöse (oder evtl. auch chirurgische?) Beseitigung des prämenopausalen Status sprechen. Was von beidem zu bevorzugen ist, kann ich freilich nicht sagen. Weißt du, ob dieser Teil der Medikation nach einer Ovarektomie entfallen würde? Wenn ja, spräche das für die OP, denn das sollte Nebenwirkungen einsparen.

Bei HER2-positiv scheint der Vorteil von Tamoxifen plus "ovarian suppression" außerdem höher als bei den anderen Varianten zu sein. Das "Overall Survival" sowie weitere Teilergebnisse speziell für HER2-positiv findet sich in Tabelle S1 im Supplement, und für diese Variante sehen die Ergebnisse auch besonders ermutigend aus. Das hier fand ich im Supplement außerdem noch als Vergleich, was speziell für HER2-positiv in dieser Studie die besser Therapievariante war. Ist nicht ganz einheitlich, aber auch das spricht wohl eher für Tamoxifen-OS.

Was außerdem noch erwähnenswert ist: HER2-positiv waren nur 14 % der Patientinnen, und die Teilergebnisse für sie wären vermutlich heute noch besser, da im Zeitraum der Teilnehmerrekrutierung (2003 bis 2011) sicherlich ein Teil von ihnen gar keine Antikörper und höchstwahrscheinlich alle kein Pertuzumab bekommen haben. (Es wurde zwar unterschieden zwischen "No Chemo" und "Prior Chemo" - natürlich war das zweite die deutliche Mehrheit -, aber leider kam die Zusammensetzung der Chemo nicht zur Sprache.) Ich bin mir aber ziemlich sicher, daß beides das Metastasierungsrisiko verringert, weil es etwaige überlebende Krebszellen ja plattmacht, wo auch immer im Körper sie sich gerade aufhalten mögen, und sei es im kleinen Zeh. Wo nichts überlebt, kann natürlich auch nichts metasasieren.

Von den beiden anderen Quellen umfaßte (40) viel weniger Patientinnen und (41) einen deutlich kürzeren Zeitraum, deshalb habe ich sie nur kurz überflogen. Die Tendenz ist bei beiden aber in etwa dieselbe wie bei (39). In (41) wurde außerdem näher auf die Zusammensetzung der vorausgegangenen Chemos eingegangen und Antikörper wurden dabei gar nicht explizit genannt. Möglicherweise verbargen sie sich unter "other nontaxane-based regimes", aber das betraf gerade mal vier Patientinnen. Da diese Studie neuer war als (39), nehme ich an, daß du mit deiner Art der neoadjuvanten Behandlung schon mal einen Prognose-Vorteil mitnimmst, den die Patientinnen in allen Studien nicht hatten.

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Die Homöopathiehasser-Fraktion wird heute vermutlich in Triumphgeheul ausbrechen, da unser aller Bundesgesundheitsminister (der mit den kaputten Zähnen) angekündigt hat, diese Leistung aus der Krankenkassenfinanzierung zu streichen. 

"Die Homöopathie ist eine Leistung, die keinen wissenschaftlichen Nutzen auf Grundlage des wissenschaftlichen Sachstandes erbringt", sagte Lauterbach am Donnerstag. Die Gesetzlichen Kassen sollten Leistungen, "die nichts bringen, nicht bezahlen", so der SPD-Politiker. "Das können wir uns nicht leisten."

Also, die verfolgte Absicht sehe ich ja ein. Unser Gesundheitssystem ist zwar noch nicht so teuer wie das der USA, aber verflixt teuer. Etwa 265,5 Milliarden Euro betragen die jährlichen Kosten der gesetzlichen Krankenkassen. 

Falls also die Kosten für Homöopathieangebote gestrichen werden können, ohne daß dies die Gesundheit der Versicherten verschlechtert, und falls sie durch andere Medikamente kostenneutral und ohne Gesundheitsverschlechterung ersetzt werden können, von mir aus gerne. Jetzt erwartet uns aber vielleicht ja doch eine überraschende Stunde der Wahrheit. Denn rein theoretisch könnten die Krankenkassen nun belegen, daß ihnen die Finanzierung von Homöopathie Geld spart (was ja unabhängig vom wissenschaftlichen Nachweis der Wirksamkeit nicht völlig ausgeschlossen ist, etwa deshalb, weil Patienten, die sie nehmen, von einem "Abflußreiniger"-Produkt, das wissenschaftliche Nachweise vorzuweisen hat, sich aber in der Praxis trotzdem als  schädlich erweist, verschont bleiben). 

Falls das so wäre, würden wir uns dann aber wirklich Mehrkosten nur wegen so eines blöden fehlenden wissenschaftlichen Nachweises selbst aufbürden wollen? Wäre es nicht die Aufgabe der gesetzlichen KV, bei mindestens gleichbleibendem Gesundheitsstand ihrer Patienten vielmehr die kostengünstigsten Mittel zu finanzieren, und sei deren Wirkung auch nur eine Placebo-Wirkung?

Ich glaube aber eigentlich selbst nicht an eine solche Überraschung, denn ich nehme eher an, ein Teil der Krankenkassen ist vor allem deshalb auf den Homöopathie-Zug aufgesprungen, weil sie damit eine bestimmte gutverdienende Klientel von anderen Krankenkassen abwerben kann, die dieses Angebot nicht finanzieren. Sollte sich die Sache so verhalten, finde ich es eigentlich kein großes Drama, wenn es par "Ordre du Mufti" allen Krankenkassen verboten wird, Homöopathieprodukte zu erstatten. Zumal die betreffenden Präparate ja überwiegend nicht so teuer sind, daß es nicht jedem, der sie trotzdem anwenden möchte, zumutbar sein sollte, sie selbst zu bezahlen.

Die Krankenkassen sanieren kann man mit den eingesparten Kosten natürlich nicht. Zehn Millionen pro Jahr sollen sie ausmachen. Lauterbach selbst phantasiert von bis zu 50 Mio., aber auch falls das realistisch wäre (und das glaub ich erst, wenn ich die betreffende Kalkulationsgrundlage zu sehen bekomme), wäre das nur ein homöopathischer Anteil der Gesamtkosten. Diabetes kostet im Vergleich dazu pro Jahr 7.400 Millionen, also 7,4 Milliarden Euro. Das sind außerdem nur die direkt auf Diabetes zurückzuführenden Kosten, die Kosten der Folgekrankheiten sind nicht enthalten. Merkwürdigerweise ist es hier aber genau umgekehrt: Für das Gesundheitssystem völlig kostenlos umsetzbare Maßnahmen wie Intervallfasten oder Low Carb werden von der Medizin überwiegend boykottiert, weil die damit erzielbaren Erfolge als nicht evidenzbasiert gelten, und das trotz einer mittlerweile ansehnlichen Zahl von Studien, die diese Erfolge belegen können, etwa von Virta und Dr. Unwin. Würden durch ein Ende der aktiven Gegenwehr gegen diese Art von Behandlung (also noch nicht einmal ein aktives Propagieren, sondern lediglich ein Ende der vehementen Ablehnung, auf die Patienten seitens ihrer Ärzte häufig stoßen) auch nur ein Prozent der Diabeteskosten eingespart werden (und ich gehe jede Wette ein, daß das deutlich mehr wäre und nebenbei auch die Kosten in anderen Krankheitsfeldern reduzieren würde), wären das mit 74 Millionen auch schon erheblich mehr, als man durch wissenschaftspopulistische Maßnahmen wie die Streichung von Homöopathie einsparen könnte.

Was die Krankenkassen pro Jahr für Ernährungsberatung speziell für Übergewichtige (nach dem untauglichen Kalorien-Dogma) ausgeben, konnte ich auf die Schnelle leider nicht herausfinden. Ich plädiere aber dafür, sie abzuschaffen, sofern sie nicht "evidenzbasiert" einen Erfolg ihrer Tätigkeit nachweisen können. "Erfolg" hier verstanden als: mindestens 50 % ihrer Patienten schaffen es, bis zum Normalgewichtsbereich abzunehmen und ihre Gewichtsabnahme anschließend über fünf Jahre hinweg zu halten. Das ist eine nicht nur finanziell, sondern auch gesundheitlich höchst relevante Problematik, denn gerade ging wieder eine Alarmmeldung heraus, diesmal von einer Krankenkasse: Jeder Neunte unter ihren Versicherten habe 2022 die Diagnose "Adipositas" bekommen. Dies sei im Vergleich zum Jahr 2012 ein Anstieg um 30 %. 

Das ist außerdem ja nur die Spitze des Eisbergs, denn ich kann mich mit einer Ausnahme nicht erinnern, jemals bei einem Arztbesuch eine solche Diagnose bekommen zu haben (es sei denn, sie erfolgte ohne mein Wissen, also ohne daß ich darauf angesprochen wurde) - kurioserweise fand sich das erstmals ausdrücklich in einem Dokument, das ich zu sehen bekam, im Arztbrief der Kardiologin an meinen Hausarzt vor ca. einem Jahr, als sich mich (auf Basis eines veralteten Gewichtsstands, den ich längst unterschritten hatte) als "beginnend adipös" bezeichnete. Um diese Diagnose zu bekommen, muß man a) überhaupt zum Arzt gehen, was aber gerade Menschen mit Übergewicht häufiger als andere möglichst vermeiden, und b) muß der Arzt eine solche Diagnose im Rahmen des Gesundheitsproblems, das der Grund des Arztbesuchs ist, wohl erst einmal relevant finden, um sie überhaupt zu stellen.

Aber hier geht es halt mal wieder um "So tun, als ob"-Gesundheitspolitik, nicht um ernsthaftes Interesse an unserer Gesundheit oder der Finanzen der Gesundheitsversorgung. Diese Entscheidung wird Lauterbach in "Follow the Science"-Kreisen in jedem Fall Beifall eintragen, und ich nehme an, das war der Grund für sie. Ich nehme außerdem an, Lauterbach will die aktuelle Haushaltsproblematik, in der nun einmal viel Geld kurzfristig eingespart werden muß, so daß gerade an allen möglichen Stellen gleichzeitig die von Einsparungen Betroffenen Wutgeheul anstimmen, als günstige Gelegenheit dazu nutzen, um einen schon die ganze Zeit von ihm ungeliebten Posten in den Krankenkassenausgaben (die damit freilich gar nichts zu tun haben, die werden ja nicht aus Steuermitteln finanziert!) nebenbei auch gleich loswerden zu können.


 


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