Mittwoch, 31. Januar 2024

Fast Fashion für Fortgeschrittene bei schrumpfenden Kleidergrößen

Mein Gewicht heute früh am zweiten von drei nicht zusammenhängenden Fastentagen diese Woche: 77,5 Kilogramm. Diese Woche habe ich mit den Fastentagen umdisponiert - ich faste Montag, Mittwoch und Freitag, weil mein Mann wegen Erkrankung eines Kollegen eine außerplanmäßige Spätschichtwoche einlegen muß, und da schien es mir nützlich, das für einen Zusatzfastentag zu nutzen, um vielleicht nächste Woche mit einem etwas niedrigeren Startgewicht ins lange Fastenintervall einsteigen zu können. Bis jetzt sieht die Sache vielversprechend aus: Am Montag startete ich mit 78,1 und ich träume gerade davon, nächste Woche am Montag mit weniger als 78 Kilo einzusteigen und am Freitag vielleicht doch wieder wenigstens in der Nähe meines alten Niedrigstgewichts aufzuschlagen. Gerne natürlich auch bei einem neuen Tiefstgewicht.

Beim Umräumen fielen mir ein paar schwarze Leggings in Größe S in die Hände, die ich letztes Frühjahr noch nicht vernünftig über die Hüften bekam und deshalb einlagerte. Jetzt passen sie. Die Versionen in Größe M kann ich also aussortieren, und das ist gut so, weil sie sowieso langsam schäbig werden, nachdem ich sie gewissermaßen zu Tode geliebt habe. Ich zieh die Dinger das ganze Jahr hinweg zu allem möglichen an, gerade im Winter gerne zu Kleidern, sonst friert man sich ja zu Tode. Die Leggings sind der einzige Grund, warum ich gelegentlich den Primark heimsuche, denn deren Basic-Leggings für vier Euro und ein paar Zerquetschte sind irgendwie anders als die, die man anderswo bekommt (aber auch anders als andere Varianten bei Primark), der Stoff ist ein bißchen dicker, sie sitzen besonders komfortabel und sie halten super. Komischerweise gibt es diese Leggings aber nicht in jedem Primark und auch online habe ich sie nicht gefunden, als ich letztes Jahr nach dem vergeblichen Anprobieren von Größe S neue in Größe M kaufen wollte und hoffte, mir den Umweg in den richtigen Primark sparen zu können.

Eigentlich mag ich den Primark überhaupt nicht, und das nicht, weil er das Sinnbild für billige "Fast Fashion" ist. Fast Fashion ist ein ideologischer Kampfbegriff, der mir inhaltlich nicht einleuchtet, denn daß Kleidung umso länger tragbar ist, je teurer man sie einkauft, wie das die Propaganda zwischen den Zeilen suggeriert, ist in Wirklichkeit erstunken und erlogen. Gar nicht davon zu reden, daß echte Fashionistas ihren Krempel sowieso jede Saison neu nach den aktuellen Modediktaten erwerben und den alten größtenteils nicht mehr tragen wollen. Wo sie gekauft wurden und was dafür bezahlt wurde, hängt dann von den finanziellen Möglichkeiten und elitären Ansprüchen ab. Fast Fashion ist also Ausdruck einer Einstellung der Käufer und hängt keineswegs vom Preis ab. Der niedrige Preis bedeutet auch meiner Erfahrung nach aus sich selbst heraus keine schlechte Qualität - manchmal zieht man zwar eine Niete, aber das passiert einem in allen Preislagen. Und erzeugt wird das meiste in denselben Billigproduktionsländern, bloß führt die Kalkulation bei Massenprodukten gemäß dem "Ikea-Prinzip" zu geringeren Preisen, und bei teuren Marken, die in genau derselben Fabrik entstehen, zahlt man natürlich auch für den Namen und eine höhere angestrebte Gewinnspanne mit.

Qualitativ fand ich an Kleidung von Primark bislang nichts zu meckern, was mich daran viel mehr abschreckt, sind die langen Schlangen an den Kassen. Aber für die Leggings nehme ich sie halt in Kauf. Manchmal frage ich mich, wie ich wohl reagieren werde, falls Primark sie einmal aus dem Programm nehmen sollte. Womöglich fange ich dann ja an, im Laden zu randalieren. Ich bin ja auch ziemlich leicht zu verstören, wenn ich beim Lebensmitteleinkauf feststelle, daß ein gewohnter Artikel aus dem Programm genommen wurde, so daß ich, sowie ich den Verdacht habe, daß von ihm nur noch Restbestände abverkauft werden, einen Vorrat kaufe - was mir dann, nebenbei bemerkt, meistens mehr Probleme neu schafft als löst und sich häufig als gar nicht nötig erweist. Das sollte ich mir wohl wieder abgewöhnen.

Bei den Leggings habe ich aus ähnlichen Erwägungen heraus damals neben Größe L, mit der ich einmal angefangen habe, auch einige in M und S erworben, weil ich befürchtete, die werde es, wenn ich mein Zielgewicht erreicht habe, gar nicht mehr geben. Keine Ahnung, ob sie womöglich seit letztem Frühjahr doch noch aus dem Programm genommen wurden, aber für dieses Jahr jedenfalls bin ich noch versorgt. 

Was mir außerdem noch auffiel, ist, daß meine Jeans an den Oberschenkeln für meinen Geschmack auch schon zu locker sitzt. Auf eine kleinere Größe derselben Marke - die ich schon seit Größe 52 trage - umsteigen, ist in diesem Fall sinnlos, hier benötige ich einen anderen Schnitt. Aber ich glaube, da experimentiere ich nicht mit meinem angestammten Versandhändler, sondern bemühe mich wirklich mal in eine Umkleidekabine bei einem einschlägigen Einzelhändler und probiere ein paar Paßformen durch, bis ich mit dem Ergebnis wirklich zufrieden bin. Spoiler: An Primark denke ich dabei nicht.

Im Moment verscherble ich gerade auch wieder einige Kleidungsstücke auf eBay, die mir zu groß geworden sind oder die sich als Fehlkäufe erwiesen haben, obwohl ich eigentlich gar nicht mehr vorgehabt hatte, mir für die paar Euro fuffzig, mit denen man dort rechnen kann, den Aufstand mit dem Fotografieren, Einstellen, Verpacken und zur Post latschen nochmal anzutun. Seit ich auf Flohmärkten wieder eine realistische Chance habe, Kleidung zu finden, die mir paßt, habe ich es mit Spontankäufen an den Klamottenständen aber erheblich übertrieben - zumal ich auf Flohmärkten zum Leichtsinn neige, mich zu sehr auf mein Augenmaß verlasse und oft auf das Anprobieren verzichte. Das kann dann auch mal ins Auge gehen. Da werde ich mir dieses Jahr etwas mehr Selbstdisziplin angewöhnen müssen, obwohl Kleidungskauf auf Flohmärkten ja eigentlich auch von Fast-Fashion-Kritikern einen Daumen hoch bekommen sollte. Aber Fehlkäufe gibt es auch bei dieser Bezugsquelle, wie bei jeder anderen auch. Auch das hat gar nichts mit Fast Fashion zu tun, wie das die Journaille immer unterstellt, sondern damit, daß man sich in der Einkaufssituation die Alltagsgelegenheiten, das Gekaufte zu tragen, falsch vorstellt oder nicht an die Frage dachte, wie man das erworbene Stück kombinieren kann, oder vielleicht auch von einem Begleiter bequatscht wurde (oh ja, mein Mann tut solche Dinge tatsächlich!) , und daheim vor dem Spiegel sieht man erst ein, daß man auf das eigene Bauchgefühl hätte hören und den Kauf hätte bleiben lassen sollten. 

So was kann einem aber auch mit einem Gucci-Modell passieren. Das ist nicht anders, nur teurer.

Normalerweise hätte ich statt eBay einfach von der Altkleidersammlung Gebrauch gemacht und mir den mit Verkäufen verbundenen Aufwand gespart, aber seit letztes Frühjahr gab's so was bei uns gar nicht mehr (ich frage mich, was der Grund dafür sein kann) und ich habe deshalb mittlerweile den dritten Altkleidersack anfangen müssen. Jetzt habe ich alle drei wieder ausgeräumt, alle Teile kritisch gesichtet, die vermutlich unverkäuflichen im Hausmüll entsorgt, die noch gut tragbaren fotografiert und angefangen, sie bei eBay einzustellen.

Eigentlich ist mir eBay mit der Versenderei ja viel zu umständlich, aber wenigstens kann ich das selbst vernünftig takten. eBay-Kleinanzeigen oder den Online-Verschenkmarkt nutze ich nicht gerne, weil das viel chaotischer im Ablauf ist und ich dauernd meinen Alltag auf Abholer abstimmen müßte. Da stelle ich lieber Sachen zum Verschenken vors Haus, aber für Klamotten mach ich das nicht. Winterklamotten brauche ich beim Flohmarkt, den ich im Sommer natürlich wieder machen werde, aber gar nicht erst anzubieten. Da die einzige übrigbleibende Alternative der Mülleimer wäre, für den diese Sachen doch noch zu schade sind, probiere ich es halt doch bei eBay mit Startpreis ein Euro, immer nur drei, vier Auktionen auf einmal, damit ich nicht zu viel Aufwand mit dem Verpacken und Versenden habe, und habe auch gar kein Problem damit, wenn ein Teil dann auch zu diesem Preis weggeht - mir geht es ja nur darum, die Sachen nicht einfach wegwerfen zu müssen, und für vieles davon habe ich ja selbst nur ein paar Euro bezahlt. 

Angesichts der Preiserhöhungen auch bei Klamotten aus berüchtigten "Fast Fashion"-Shops finde ich es bemerkenswert, daß die Inflation auf Flohmärkten jedenfalls bis letzten Herbst noch nicht angekommen war und man die tollsten Sachen für teils sehr geringe einstellige Eurobeträge bekommen konnte, auch solche, die erkennbar ungetragen waren. Mal sehen, ob das dieses Jahr immer noch so ist, wenn die Saison losgeht. Aber, wie erwähnt, ich werde mich bremsen müssen. Weil ich die feste Absicht habe, bis Ende April, wenn es losgeht, mein Zielgewicht und damit auch die Figur erreicht zu haben, für die jedes Kleidungsstück gefälligst auf der Stelle passend sein sollte, muß ich in jedem Fall ab sofort alles anprobieren, bevor ich mich zu einem Kauf entschließe - das alleine sollte schon die Menge des Gekauften reduzieren.

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Am Wochenende habe ich einen Nachmittag geopfert, um mich bei einer Veranstaltung zum Thema Photovoltaikanlagen auf Mehrfamilienhäusern mit Miet- und Eigentumswohnungen über die Modalitäten und Möglichkeiten schlau zu machen. Heimgebracht habe ich vor allem die Erkenntnis, daß es kompliziert ist, zumal bei einem unter Denkmalschutz stehenden Haus wie bei uns. Ich habe erhebliche Zweifel, ob das jedenfalls im Moment bei uns in der WEG mehrheitsfähig ist, jedenfalls solange das Dach nicht sowieso neu gedeckt wird und man zusätzlich eine Solaranlage entweder anbringen muß oder (je nach Denkmalschutz-Rechtslage) weiterhin nicht darf. In jedem Fall werde ich aber mal den Schritt Null vornehmen und mal bei der Denkmalbehörde anfragen, ob so was überhaupt genehmigungsfähig ist und wenn ja, welche Vorgaben dafür bestehen. Als Schritt 1 werde ich bei der Eigentümerversammlung dazu berichten, und danach sieht man weiter. Mindestens können wir ja schon mal für die eines wenn auch noch relativ weit entfernten Tages sowieso anstehende Dachneueindeckung vorausplanen, indem wir die Rücklagenzuführung etwas erhöhen, um etwaige Sonderumlagen im Fall, daß wir irgendwann doch müssen, zu vermeiden bzw. wenigstens zu verringern. Daß es für unser Rücklagenkonto jetzt auch wieder Zinsen gibt, bietet dafür ja auch einen gewissen Anreiz. 

Die Generation Greta - man sollte sie vielleicht umtaufen in Generation "Ich bin da nicht zuständig" - glänzte bei dieser gut besuchten Veranstaltung, bei der es um sehr konkretes eigenes Handeln ging (neben Miteigentümern in WEGs waren ausdrücklich auch Mieter angesprochen), übrigens vollständig durch Abwesenheit. Sie war vermutlich zu beschäftigt damit, im Louvre die Mona Lisa mit Suppe zu beschütten, auf Anti-Israel-Demos "Free, free Palestine" im Chor zu brüllen oder hatte vielleicht auch einfach keine Lust, sich die angenehmeren Freitzeitvergnügungen bei dem schönen Wetter am Wochenende mit einer lästigen Indoor-Versammlung zu verderben. Anwesend waren neben einem älteren Ehepaar, das ungefähr im Alter meiner Mutter war, und einem Mittdreißigerpaar, das gerade vor einem Hauskauf stand, ausschließlich Angehörige meiner eigenen Generation, Leute zwischen 50 und 70. 

Daran sind wir Boomer (als Generation) wohl selber schuld. Hätten wir unsere Kinderlein nicht andauernd ohne Widerworte und notfalls auch auf Zuruf im Elterntaxi durch die Gegend kutschiert, würden sie sich nicht bis heute einbilden, daß wir selbstverständlich auch für die mühsame Kärrnerarbeit bei steuernden Maßnahmen in Sachen Klima etc. alleinzuständig seien und ihr Job dabei nur darin bestehe, uns nebenbei zu beschimpfen, weil's für ihren Geschmack nicht schnell genug geht.

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Apropos Geschmack: An der Front der Low-Carb-Gaumengenüsse kann ich vermelden, daß der LC-Pogaca-Teig aus gemahlenen Mandeln, geraspeltem Mozzarella und Ei, den ich vor zwei Blogbeiträgen erwähnte, auch in einer apfelgefüllten süßen Version ausgezeichnet schmeckt - allerdings sollte man sie einen Tag vorher machen und über Nacht durchziehen lassen. Ganz zufrieden bin ich auch noch nicht mit der Teigdicke, ich will ihn eigentlich noch ein bißchen dünner machen, aber dann zerbröselt er mir dauernd. Deshalb gibt es die Dinger am Wochenende noch einmal, am Samstag werde ich also experimentieren.

Na, sowas - das war jetzt ja ein total krebsfreier Blogbeitrag. Wie ist mir denn das passiert? ;-)





3 Kommentare:

  1. :) und trotzdem will ich hier mal kommentieren und mich für Deinen Blog bedanken. Schön- dass du mit deiner Abnahme zufrieden bist und auch Freude an so vielen Dingen (außer Krebs) findest! Ich hab es gerne gelesen und werde wohl - sobald es meine Zeit zulässt- auch mal den erwähnten Teig nachbauen. Ehrlich gesagt hatte ich schon auf ein Update dazu bezüglich der Apfel-Variante gewartet!
    Alles Liebe und viele Grüße gehen raus an dich :)

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  2. Dann ergänze ich zu dem Rezept noch, wie ich die Apfelfüllung gemacht habe, den Zimt ließ ich nämlich weg (ehrlich gesagt, ich habe ihn schlicht vergessen ...) und kochte nur einen kleingeschnippelten Apfel (einen säuerlichen Boskoop) einige Minuten in etwas Holunderblütensirup. Als ich gleich nach dem Abkühlen das erste Teil probierte, war ich ein bißchen enttäuscht, aber am nächsten Tag war ich dafür total begeistert vom Aroma. Die Apfelfüllung braucht tatsächlich ein bißchen Zeit, um die Teighülle zu aromatisieren.

    Der Sirup ist natürlich wie so oft bei mir mal wieder nicht orthodox Low Carb. Aber mehr als ein bis zwei von den Pogacas auf einmal schafft man sowieso nicht, und so hält sich der konsumierte Zucker pro Nachtisch jedenfalls sehr in Grenzen, und das Aroma hat mit Holunderblütensirup viel zu viel Wow-Effekt, um ihn durch Stevia oder Erythrit zu ersetzen. ;-)

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  3. Sandra,
    der morgige Vortrag beim "Mamma Mia!"-Patientenkongreß um
    14:40 Uhr - 15:10 Uhr "Aktuelle Therapieempfehlungen: HER2-positiver Brustkrebs" ist bestimmt interessant. Ich habe gerade erst entdeckt, daß der heute und morgen stattfindet (Twitter taugt echt immer weniger für solche Informationen, ich sollte aufhören, mich darauf zu verlassen). Letztes Jahr habe ich bei diesem Kongreß auch ein oder zwei Vorträge angehört, das ging ganz unkompliziert.

    Hier geht's lang: https://mammamia-online.de/kongress/

    LG
    Perditax


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