Freitag, 1. September 2023

Low Carb bei Diabetespatienten in einer britischen allgemeinmedizinischen Praxis

Mein Gewicht heute früh nach dem zweiten von zwei nicht zusammenhängenden Fastentagen diese Woche: 79,7 Kilogramm, in etwa also im zu erwartenden Rahmen; eine gute Ausgangsbasis für mein nächstes langes Fastenintervall ab Montag, das hoffentlich die Sommerpause bei neuen Tiefstgewichten beenden wird. 

Mit meinem rechten Knöchel ist alles wieder okay, schon am Dienstag war nichts mehr zu spüren. Ich vermute, das war irgendeine Infektion, ich hatte mir nämlich ein paar Tage davor - noch während der großen Hitze - die Ferse wundgescheuert, weil ich Schuhe anhatte, die ich noch nicht allzu oft getragen habe. Bis dahin ohne Probleme, aber ich nehme an, wegen der Hitze war mein Knöchel etwas voluminöser als sonst und deshalb scheuerte der Schuh an der Ferse. Da sind womöglich irgendwelche Bakterien oder Viren in die Wunde gelangt, aber mein Immunsystem hat sie schnell in den Griff bekommen. Dafür entzündete sich unter dem Eindruck des Kälteeinbruchs meine Nasenschleimhaut und die Mandeln fingen an, sich bemerkbar zu machen. Mittlerweile klingt das aber auch ab, und ich hoffe, jetzt darf ich mal wieder ein bißchen Infektionsfreiheit genießen. Allmählich sollte meine Anfälligkeit für Infektionen, die nach der Bestrahlung ja noch halbwegs einleuchtend war, doch langsam mal nachlassen.

Wegen der Neuropathie, die in den letzten Wochen irgendwie nicht weniger werden wollte, brachte mir der entzündete Knöchel die verblüffende Erfahrung, daß ausgerechnet zu dieser Zeit das Gekribbel erheblich nachgelassen hat, obwohl doch sonst Infektionen  meinem Eindruck nach die Symptome immer verstärkt hatten. Netterweise hält dieser Effekt auch ohne Infektion weiter an. Im Moment spüre ich so gut wie gar nichts, und schon gestern abend fiel mir auf, daß ich links auf einmal nur noch im großen Zeh etwas merke und rechts in allen Zehen, aber sonst gar nichts, weder in den Fußsohlen noch in den Fingern. Ich wäre überhaupt nicht unglücklich, wenn dieser Mist sich jetzt auch mal ganz von mir verabschieden würde. Aber mal sehen, wenn ich zu schnell juble, kommt es womöglich in doppelter Intensität wieder ... ;-)

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Noch ein Nachklapp zu meinem letzten Blogbeitrag. In dem hatte ich auch einen Dialog zwischen der Wissenschaftsjournalistin Tamar Haspel und der Wissenschaftlerin Marion Nestle zitiert: 

Why, I asked Nestle, are people so resistant to the fact that calories are central to weight loss?

“Because you can’t see them,” she said. “And you also can’t count them.”

Im Nachhinein fiel mir auf, daß ich über den zweiten Halbsatz von Ms. Nestle kein einziges Wort verloren habe, obwohl er ja im Widerspruch zu der allgemein üblichen und auch von fast allen Ernährungsfachleuten propagierten Verfahrensweise des Kalorienzählens bei normalen Diäten steht. Das liegt natürlich daran, daß diese Erkenntnis mir weder neu noch überraschend vorkam. Aber vielleicht sollte ich ja doch Marion Nestles Begründung dafür nachschieben, warum Herman Pontzers filigrane "5 M&Ms"-Kalkulation auch aus ihrer Sicht sinnlos ist: 

“You don’t know exactly how many are in your food, and you don’t know exactly how many of those you absorb, and you don’t know exactly how many you burn."

Alles zwar richtig. Was sie aber nicht erwähnte, also im Gegensatz zu mir entweder gar nicht weiß oder für nicht wichtig hält:

  • Auch Veränderungen im Energieverbrauch lassen sich nicht immer voraussehen.
  • Bei Energiedefizit-Diäten könnte man aber von vornherein wissen, daß der Energieverbrauch unweigerlich mit ein paar Monaten Zeitverzögerung sinken wird.

Das liegt unter Umständen ja daran, daß Frau Nestle wie Frau Haspel es von vornherein für ausgeschlossen halten, daß eine Gewichtsabnahme ohne Energiedefizit überhaupt möglich ist. Trotzdem wäre es ein Gebot der Höflichkeit, wenn man schon Ratschläge geben zu müssen glaubt, kurz darauf hinzuweisen, daß man bei Energiedefizit-Diäten früher oder später seine Energiezufuhr weiter reduzieren oder deren Verbrauch erhöhen muß, damit die Diät weiter wirkt. Aber vielleicht haben sie es ja doch deshalb nicht erwähnt, weil sie es gar nicht wissen?

Für meine Erfahrung, daß man kein Energiedefizit benötigt, um Gewicht zu verlieren, hat die Wissenschaft mir auch mal wieder ein paar neue Indizien geboten.

Der britische Mediziner Dr. David Unwin etwa zählt zu den interessantesten Leuten in der Twitter-Low-Carb-Bubble, unter anderem, weil er sehr aktiv die Erfolge in seiner Praxis promotet, ohne dabei - meinem Eindruck nach - die Bodenhaftung verloren zu haben, wie das meinem Gefühl nach leicht passieren kann, wenn man sich in einer Filterblase Gleichgesinnter bewegt. Oder vermittelt mir nur seine im Vergleich zu US-Amerikanern stärkere Zurückhaltung in der Ausdrucksweise diesen Eindruck?

Eine Studie über die Ergebnisse in Dr. Unwins Praxis wurde Anfang des Jahres immerhin im British Medical Journal publiziert, und sie scheint zwar nicht in der Fachwelt, aber jedenfalls im Web ziemliches Aufsehen erregt zu haben: 

Zu meiner Schande muß ich gestehen, daß die Studie Anfang des Jahres ein wenig an mir vorbeigegangen ist. Aber zu der Zeit war ich ja mit anderen Themen voll ausgelastet. Wie auch immer, jetzt habe ich sie endlich auch mal überflogen und reihe mich damit in die Zählung des BMJ als Nr. 2822 (oder knapp danach) mit ein.

Dr. Unwin hat vor zehn Jahren damit begonnen, Low Carb in der Diabetesbehandlung einzusetzen. Seine Diabetespatienten bekommen aber natürlich nicht einfach eine Low-Carb-Ernährung mit Gewalt aufs Auge gedürckt, sondern sie können wählen, ob sie das ausprobieren wollen oder doch lieber eine "klassische" Behandlung möchten. Der Anteil der Patienten, die sich dafür erwärmen konnten, stieg in den letzten Jahren stetig an. Im Jahr 2021 wandten 186 von insgesamt 473 Diabetespatienten in Unwins Behandlung Low Carb an, also knapp 40 %.

 

Schade, daß dieselben Werte nicht auch für Dr. Unwins andere Diabetespatienten zum Vergleich wiedergegeben wurden. Aus der "Overall remission rate" (letzte Spalte) für sämtliche Diabetespatienten läßt sich aber ableiten, daß bei der konventionellen Behandlung Remissionen selten auftreten, während in der Low-Carb-Gruppe immerhin ungefähr die Hälfte der Patienten für diabetesfrei erklärt werden konnten, also ihre Blutzuckerwerte ohne Medikation wieder im Normalbereich lagen.

Was mich an der Tabelle ein wenig verwirrte: 

Wenn Dr. Unwin schon seit acht Jahren Low Carb bei Diabetespatienten einsetzt, kommt mir die durchschnittliche Dauer der Anwendung bei seinen Patienten von 2021 mit 33 Monaten merkwürdig niedrig vor. Immerhin waren drei Jahre - also 36 Monate - zuvor bereits 106 Patienten auf diese Weise behandelt worden, immerhin fast 60 % aller Low-Carb-Diabetespatienten von 2021. Ich nehme deshalb an, ein Teil der "Patienten der ersten Stunde" ist ihm nach einiger Zeit vom Karren gefallen. Möglicherweise ja deshalb, weil bei ihnen das gleiche Problem auftrat, das auch Virtra zu verzeichnen hatte, daß nämlich sowohl die Gewichtsabnahmen (dazu gleich noch mehr) als auch die Diabetesremission sich nicht immer dauerhaft aufrechterhalten ließ. Oder das genau Umgekehrte geschah: Die Leute fielen vom Wagen und danach kam auch der Diabetes wieder. 

Das erinnerte mich an einen Podcast-Ausschnitt von Peter Attia, in dem er auf die Frage antwortete, warum er (nach drei Jahren) aufgehört hatte, sich ketogen zu ernähren. Besonders spannend war dabei die Kommentar-Sektion, in der eine ganze Reihe von Leuten beschrieb, was sie dazu bewogen hat, Low Carb wieder zu beenden bzw. zu modifizieren. Darunter fanden sich auch welche, die im Anschluß "Intermittierendes Low Carb" praktizieren, nicht allzu verschieden von dem, was ich mache. Ich hatte mir doch schon gedacht, daß ich wohl kaum die erste sein kann, die auf diese Idee gekommen ist. Aber die Art der Lösung erwies sich als sehr unterschiedlich, ebenso wie auch die Gründe dafür, eine andere Lösung als klassisches Keto suchen zu müssen oder zu wollen.

Kurios finde ich, daß das alles Normalsterbliche sind, die ihre eigenen Probleme in den Griff zu bekommen versuchen und dabei ergebnisorientiert vorgehen, also verändern, was sich in der Praxis zu schlecht bewährt, und beibehalten, womit sie gut zurechkommen, während alle Fachleute innerhalb wie außerhalb der Keto-Gemeinde sich unweigerlich auf ein dauerhaft und für alle gleich anzuwendendes vermeintlich ideales Ernährungsmodell versteifen. In Wirklichkeit scheinen sehr unterschiedliche Methoden ideal zu sein, nur eben nicht bei jedem, und das heißt: Man sollte experimentieren.

Wer mit Low Carb jedenfalls nicht zufriedenstellend klarkommt und nach einer eigenen individuellen Lösung sucht, findet in den Kommentaren zu Peter Attia eine Vielzahl möglicher Modifikationen einer Low-Carb-Ernährung und eine ebenso breite Palette von Wirkungen positiver und negativer Art, die die Kommentatoren dabei erlebt haben, die man ausprobieren kann, wenn man selbst auf Lösungssuche ist.

Ein Vergleich mit der Wirkung konventioneller Diabetesbehandlungen spricht ungeachtet aller Wenns und Abers eindeutig für den Einsatz einer hormonell wirksamen Ernährungsmodifikation aus dem Spektrum Low Carb und Intervallfasten (einschließlich diverser individueller Modifikationen). Daß ein Gesundheitssystem, in dem ständig über die hohen Kosten von Diabetes und Folgeerkrankungen lamentiert wird, über diese kostenlose zusätzliche therapeutische Möglichkeit nicht längst flächendeckend Patienten wenigstens informiert, ist eigentlich kaum zu begreifen.

Dr. Unwin gebührt Anerkennung dafür, daß er sich offenbar auf die Fahnen geschrieben hat, für diese Möglichkeiten ein Bewußtsein in der Fachöffentlichkeit zu wecken.

Die durchschnittliche Gewichtsabnahme seiner Patienten kann sich außerdem auch sehen lassen:

Hier hätte ich aber eine Gewichtsverlaufskurve besonders interessant gefunden, und die fehlte leider. So eindrucksvoll elf Kilogramm Gewichtsabnahme in durchschnittlich 33 Monaten auch sind - dagegen müßten andere Diabetesbehandler erst mal anstinken, auch wenn man bei LC immer ein bis zwei Wasser-Kilos abziehen sollte -, noch viel mehr interessiert hätte es mich, ob auch bei Dr. Unwins Patienten, wie ich das vermute, diese Abnahme hauptsächlich in den ersten sechs Monaten nach der Umstellung stattfand und wie es danach mit dem Gewicht seiner Patienten, aber auch mit dem Blutzucker weiterging. Falls es nämlich so gelaufen sein sollte wie bei Virta (und vermutlich auch sonst fast immer), hat auch Dr. Unwin dgegen wohl noch kein Mittel gefunden und verzichtet einstweilen darauf, es an die große Glocke zu hängen. 

Falls es so sein sollte, würde das Dr. Unwin zu einem Bestandteil einer unguten Schweigespirale machen, die vermutlich damit erklärt werden kann, daß Low Carb ja bereits aus dem medizinischen Mainstream viel zu viel Gegenwind bekommt, um freiwillig selbst die Grenzen und Einschränkungen der Methode zugeben zu wollen. Das finde ich nicht nur aus grundsätzlichen Erwägungen heraus problematisch, sondern auch deshalb, weil genau das mit der  typischen Erfahrung von Anwendern (auch solchen, die es ohne Hilfe eines Arztes ausprobieren) in der öffentlichen Meinung dazu führen wird, daß - wie damals bei der Atkins-Diät, der ja dieselben Prinzipien zugrunde lagen - irgendwann zu viele Anwender das Erlebnis gemacht haben, daß es eben doch nicht der erhoffte dauerhafte Problemlöser gewesen ist. Und dann versinkt Low Carb vielleicht wieder für ein paar Jahrzehnte in der Vergessenheit, obwohl es, wenn auch nicht "die" Lösung, so doch die Ausgangsbasis funktionierender Lösungen sein sollte.

Das ist aber der einzige Wermutstropfen, den ich an Dr. Unwins ansonsten verdienstvoller Arbeit gerade finden kann. 

Die BMJ verzeichnete immerhin 17 Medienberichte über Dr. Unwins Studie. Ich frage mich, warum Tamar Haspel nicht geruht hat, sie zur Kenntnis zu nehmen.

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Es gibt noch eine andere Studie, aus Australien, in der die Wirkung von Low Carb bei Diabetespatienten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe unter die Lupe genommen wurde. Was ich daran unter anderem interessant fand, ist, daß diese Studie webbasiert während der Covid-Pandemie vorgenommen wurde, die Teilnehmer der Interventionsgruppe also zwar ihre Anweisungen bekamen, aber doch viel leichter als Dr. Unwins engmaschig überwachte Patienten "cheaten" konnten. Es ist also eher unwahrscheinlich, daß sie sich allzu sklavisch an die Ernährungsweise gehalten haben. Das zeigte sich auch an einer durchschnittlichen Menge von 126 Gramm KH pro Tag. Zum Vergleich: In meiner ersten Low-Carb-Phase vor knapp zwei Jahren, als ich noch mehrmals zu spät entdeckte, daß bestimmte Sachen doch mehr KH enthielten als gedacht (Kürbis, Pasta aus Hülsenfrüchten ...) kam ich im Durchschnitt auf 100. Das war in dieser australischen Studie also eine eher lässige LC-Ernährungsform.

Die Vorteile der Low-Carb-Gruppe gegenüber der - sich weiterhin wie sonst ernährenden - Kontrollgruppe während des 16-Wochen-Zeitraums, den die Studie umfaßte, fielen trotzdem ziemlich überzeugend aus. Denn obwohl beide Gruppen ein wenig abnahmen, lag die Abnahme der Low-Carb-Gruppe mit durchschnittlich ca. 4,3 kg um etwa 3,5 kg höher als bei der Kontrollgruppe. Sogar wenn man die typischen 1-2 kg verlorenes Wasser davon abzieht, haben sie also die Nase locker vorne, was für solche Kurzzeit-Studien sonst eigentlich untypisch ist. Untypisch ist aber außerdem, daß den beiden Gruppen die Kalorien nicht vorgeschrieben wurden - und beides hängt wohl miteinander zusammen. Der Vorteil von Low Carb ergibt sich im Vergleich zu einer nicht kaloriendefizitorientierten Ernährung mit normalem Kohlenhydratanteil. Bei Energiedefizit-Diäten geht dieser Vorteil - siehe die Metaanalyse aus dem letzten Blogbeitrag - aber wohl weitgehend verloren; jedenfalls auf kurze Sicht. Ob das auch in einer Langzeitauswertung so bleibt, muß mangels ausreichend langer Langzeitauswertungen (fünf Jahre oder länger) offen bleiben. Meine Annahme ist aber, daß ein Energiedefizit ungeachtet der Diätvariante immer zum Herunterregulieren des Energieverbrauchs sowie zum aktiven Bestreben des Stoffwechsels führt, seine Geldspeicher wieder voll zu kriegen.

Was in der aktuellen Studie ebenfalls aus dem Rahmen fiel: Die verzehrte Kalorienmenge ging bei der Low-Carb-Gruppe nicht nur im Vergleich zu vorher ein wenig zurück, sondern lag auch ein Stückchen niedriger als bei der Kontrollgruppe. Allerdings hatte die Kontrollgruppe auch ein etwas höheres durchschnittliches Körpergewicht und schon vor der Studie mehr Kalorien verzehrt als die Interventionsgruppe. Witzigerweise verringerte sich in der Kontrollgruppe während der Studie der Verzehr von Fett (was dann wohl auch die geringere Kalorienzahl erklärt), während die Low-Carb-Esser deutlich mehr Fett zu sich nahmen als zuvor, aber trotzdem ihre Kalorienmenge verringerten. 

Das fand ich schon interessant, auch weil es sich mit meinen eigenen Erfahrungen nicht deckt, bei mir gingen die Kalorien mit LC nach oben. Vielleicht war da "vorauseilender Gehorsam" mit im Spiel, daß also Hemmungen vorhanden waren, nach Belieben zu essen, weil das dem gewohnten Konzept von Diäten widersprochen hätte?

Es gab in der Interventionsgruppe ein paar Drop-outs, aber weniger, als man es bei Low-Carb-Studien sonst so gewöhnt ist. 40 von anfangs 47 Teilnehmern der Interventionsgruppe flossen in die Auswertung ein. Das könnte etwas mit der "entspannten" Herangehensweise an Low-Carb-Ernährung zu tun gehabt haben. Es könnte auch erklären, warum das durchschnittliche Ausgangsgewicht der beiden Gruppen stärker voneinander abwich, als man das sonst so von Studien gewöhnt ist.

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Eigentlich hätte ich hingegen die Studie zum erhöhten Risiko von postmenopausalen Frauen zwischen 50 und unter 80 auf Leberkrebs und chronische Lebererkrankungen bei höherem Konsum von Soft Drinks wohl nicht weiter erwähnenswert gefunden - das ist so eine typische Studie, in der es um recht geringe absolute Zahlen von Erkrankungen geht -, wenn ich bei ihr nicht im Abstract beim Überfliegen über ein paar Merkwürdigkeiten gestolpert wäre: 

Approximately 65% of adults in the US consume sugar-sweetened beverages daily.

heißt es eingangs, aber dann: 

At baseline, 6.8% of women consumed 1 or more sugar-sweetened beverage servings per day, and 13.1% consumed 1 or more artificially sweetened beverage servings per day at 3-year follow-up.

Entweder, die Frauen der erwähnten Altersgruppe fielen schon in den neunziger Jahren für US-Verhältnisse gewaltig aus dem Rahmen - 6,8 % Gezuckerte-Getränke-Konsumentinnen vs. 63 % bei allen Erwachsenen - oder an einer der beiden Zahlen stimmt etwas nicht. Außerdem, wieso wurde zunächst nur der Konsum mit Zucker gesüßter Getränke erfragt und erst drei Jahre später beim Follow-up der Konsum von solchen Getränken, die mit künstlichen Süßstoffen gesüßt wurden? Festzuhalten ist außerdem, daß der Anteil der Süßstoff-Getränke Konsumienden fast doppelt so hoch ist wie der der Konsumentinnen der zuckerhaltigen.

So neugierig war ich dann auch wieder nicht, um mir kostenpflichtig Zugang zum Volltext zu verschaffen, der vielleicht diese Rätsel lösen würde. Aber solche inneren Widersprüche im Abstract sollten in einer seriösen wissenschaftlichen Zeitschrift meiner Meinung nach nicht vorkommen. Gibt es da denn gar keine redaktionelle Bearbeitung, bevor das publiziert wird? Was mir außerdem unangenehm aufstieß: Der Professor Smollich, von dem der Tweet mit den Link stammte, dem ich zu der Studie gefolgt bin, hat sie offenbar überhaupt nicht bemerkt ... von seinem Kometenschweif an ehrfürchten Followern will ich ja noch nicht einmal so etwas erwarten, aber daß jemand vom Fach über solche augenfälligen inneren Widersprüche etwas ohne ein Wort hinweggeht, finde ich nicht sonderlich vertrauenerweckend.

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Diese Woche ist mir in der Küche ein Mißgeschick passiert: Mir fiel ein fast voller 1-kg-Eimer griechischer Joghurt herunter, als ich ihn aufräumen wollte, und verspritzte eine Menge Joghurt über den Küchenboden. Als ich den nunmehr halbleeren Eimer aufheben wollte, krachte ein Stück des Becherbodens auch noch heraus und ich hatte einen weißen Hügel aus Joghurt vor mir auf dem Boden liegen. Das war's dann leider mit meinem leckeren Lieblingsjoghurt. Es dauerte ein ziemliches Weilchen, bis ich meine Küche endlich wieder joghurtfrei hatte und alles im Abfall lag.

Das war fast das eine Kilo Lebensmittel, das in einem Haushalt pro Person und Woche weggeworfen wird, obwohl es eigentlich vermeidbar wäre (78 Kilogramm pro Jahr einschließlich nicht vermeidbarer Abfälle wie Kartoffelschalen, Knochen, Pfirsichsteinen etc.), und wenn ich den einen Apfel dazunehme, der außen noch gut aussah, aber sich als innen total braun erwies (die Wespen freuen sich aber immer noch sehr darüber, der halbierte braune Apfel ist auf meinem Balkon aktuell der Publikumsliebling), habe ich den statistischen Wochendurchschnitt an "verschwendeten Lebensmitteln" schon erreicht und werde ihn mit jedem weiteren weggeworfenen Lebensmittel überschreiten. Ganz ohne auf einmal zum Verschwender mutiert zu sein.

Irgendwie klingt dieses eine Kilo nur so, als wäre es so wahnsinnig viel, daß nur Lebensmittelverschwender auf einen solchen Wert kommen könnten. In Wirklichkeit gibt es niemanden, der niemals etwas wegwerfen muß, und das eine Kilo pro Woche als Durchschnittswert ist sicherlich höher als das theoretisch mögliche Optimum, aber andererseits auch kein Indikator für eine grundsätzlich verwerflich gleichgültige Haltung, wie uns das die einschlägigen Ideologen immer weiszumachen versuchen. 

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Meine Vogelfutterstation auf dem Balkon hatte diese Woche einen prächtigen Gast, den ich gar nicht mitbekommen hätte, wenn ich nicht seit ein paar Tagen eine Wildkamera im Einsatz hätte: 





 

 

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