Mittwoch, 24. Januar 2024

Press-pulse-Verfahren in der stoffwechselbasierten Krebsbehandlung

Mein Gewicht heute früh am dritten von vier aufeinanderfolgenden Fastentagen: 77,1 Kilogramm. Bei einem Startgewicht von 79,7 Kilogramm sind das 2,6 Kilogramm an zwei Tagen und somit ein bißchen enttäuschend, aber das war vorhersehbar, weil ich am Montag die Trastuzumab-Infusion hatte. Die sorgt immer dann, wenn sie an den Beginn eines viertägigen Fastenintervalls fällt, dafür, daß ich einen oder zwei Tage lang weniger Wasser verliere, als es sonst zu erwarten gewesen wäre, also meine Gewichtabnahme danach am dritten Fastentag überdurchschnittlich ausfallen wird. Ein neues Tiefstgewicht ist jedenfalls nach diesem langen Fastenintervall noch nicht zu erwarten. Ich gehe für den Freitag von 75 Kilogramm plusminus ein bißchen was aus - natürlich hoffe ich auf eine Zahl unter 75, denn am Ende des nächsten langen Fastenintervalls möchte ich wieder die 73 sehen! 

Auch weil die Infusionen die Wirkung des Fastens auf das Gewicht unvorhersehbarer machen, ist es gut, daß die Infusion am Montag meine letzte gewesen ist. Aber es ist auch eine Erleichterung, den Zeitaufwand nicht mehr einplanen zu müssen - am Montag und gestern war es völlig unmöglich, wie eigentlich geplant diesen Blogartikel zu schreiben, weil ich ein zeitkritisches Projekt ärgerlicherweise wegen der Infusion unterbrechen mußte, und dann hatte ich das Pech, daß ich anschließend ständig durch Anrufe etc. Unterbrechungen hatte und deshalb langsamer als erwartet vorankam. Auch wenn der Zeitbedarf normalerweise gar kein Vergleich zur eigentlichen Chemotherapie gewesen ist, es ist halt ein weiterer potentieller Störfaktor in meiner Zeitplanung, den ich nun abhaken kann.

Damit ist also die Therapiephase für mich beendet und ich bin nur noch in der Nachsorgephase. Dazu gehört auch, daß ich alle drei Monate meinen Port durchspülen lasse, solange ich ihn noch behalte. Wann ich den rausmachen lasse, entscheide ich frühestens in einem Jahr. Empfohlen wurde mir, ihn "ein bis zwei Jahre" weiter zu behalten. Einstweilen stört er mich nicht, aber vielleicht ändert sich das ja noch. Übrigens finde ich die Anzahl der mit der Nachsorge verbundenen Arzttermine immer noch beachtlich. Eigentlich wollte ich ja demnächst mal das Projekt "Neuen Zahnarzt finden" endlich in Angriff nehmen, aber im Moment trau ich mich noch nicht, weil mein Terminkalender immer so komisch quietscht, wenn ich noch etwas Neues in ihn hineinzuquetschen versuche. Immerhin: Den verdammten Spiegelschrank habe ich endlich gekauft und angebracht. Der war meine zweitälteste Baustelle, die mit dem Zahnarzt ist aber leider die allerälteste. Ich erinnere mich noch daran, wie ich im Sommer 2022 zu meinem Mann sagte: "Jetzt bring ich noch die blöde Mammographie hinter mich, und dann suche ich endlich einen neuen Zahnarzt." Der Rest war bekanntlich Geschichte.

Meine Endspurt-Pläne zum baldigen Erreichen des Zielgewichts habe ich jetzt doch nochmal modifiziert, weil ich fand, so läßt es sich besser in meinen Alltag einpassen: Anstelle von einem Wechsel von jeweils vier Tagen Fasten und Essen beginne ich mit jeweils drei Tagen Fasten und Essen, aber nur während der ersten zwei Wochen nach dem Ende der Low-Carb-Phase. Unter dem Strich bedeutet das sogar mehr Fastentage speziell für diesen Anfangszeitraum (9 vs. 8 Fastentage). Danach passen mir aber die viertägigen Phasen doch besser. Bis Ende März mache ich das im Rhythmus 4 Tage fasten, 4 Tage essen - und falls ich bis dahin mein Zielgewicht noch nicht erreicht haben sollte, verkürze ich die Eßphasen noch um einen Tag. Wie man sieht, ich werde ungeduldig. Keine Ahnung, ob es überhaupt nötig sein wird, den April auch noch hinzuzunehmen, um auf ein Vor-Fasten-Gewicht von weniger als 73,5 Kilo zu bekommen, aber wenn, dann will ich die Sache nicht länger als nötig ausdehnen müssen. In dieser Schlußphase geht mir Tempo vor Bequemlichkeit, und ich will doch hoffen, daß ich nicht den kompletten April für sie einplanen muß und mir dann die bereits eingesetzte Stoffwechselanpassung doch zu hohe Zunahmen über den Sommer beschert.

***

Irgendwie bin ich letzter Zeit nur auf wenige interessante Studien gestoßen - aber dieses Video zur Frage von ketogener Ernährung in Kombination mit hyperbarer Sauerstofftherapie fand ich interessant, nicht nur, weil es sich auch auf Thomas Seyfried berief, sondern ebenso, weil darin der Gedanke zur Sprache kam, dessen "Press-Pulse"-Verfahren - gemeint ist mit "Press" dauerhafte ketogene Ernährung und "Pulse" regelmäßige vorübergehende medikamentöse Glutamin-Hemmung, was in Kombination eine besonders starke Wirkung auf das Tumorwachstum bzw. dessen Schrumpfung erzielen soll - alternativ auch auf die Kombination Keto plus hyperbare Sauerstofftherapie anzuwenden. Ich habe es nur nebenbei angesehen und muß mir das nochmal anschauen, ebenso die anderen Videos zu dieser Veranstaltung der Ohio University, aber ich frage mich auch, warum Virta diesen Ansatz nicht weiterverfolgt zu haben scheint. Hat er sich womöglich doch als Sackgasse erwiesen? 

Hier aber außerdem noch ein wissenschaftlicher Fachartikel von Seyfried zum Press/Pulse-Verfahren in der Krebsbehandlung. Ich muß ihn selbst erst noch lesen, also kann ich zum Inhalt noch nichts sagen, und ich sollte mich heute wegen Arbeitsüberhäufung für meine Verhältnisse sowieso kurz fassen. 

Über Virta habe ich ja schon wiederholt geschrieben, ihr Schwerpunkt ist die Behandlung von Diabetes mit ketogener Ernährung. Merkwürdigerweise scheint die Beschäftigung mit ketogener Ernährung bei Krebs für das Unternehmen aber nur eine kurzlebige Stippvisite vor fünf Jahren gewesen zu sein, jedenfalls gibt es auf der Unternehmenswebsite keine Rubrik zu Krebs. Neu ist allerdings, daß Virta neben Diabetes jetzt auch die Behandlung von Adipositas anzubieten scheint. Ich riskiere die Prognose, daß das ein ähnlich großer Erfolg wird, der nicht nur Virta, sondern auch den behandelten Patienten von Herzen zu gönnen ist. Es ist ein echter Jammer, daß Virta - vermutlich, weil das schlechte PR wäre - immer so zugeknöpft wird, wenn es um Schwächen der Behandlungsmethode geht, und diese schlechte Gewohnheit ist auch der Grund, warum es mich so mißtrauisch macht, daß die Beschäftigung mit Krebs nur eine Eintagsfliege gewesen zu sein scheint. 

Bei der Diabetesbehandlung ist die klare Schwäche der Methode deren stetig nachlassende Wirkung auf längere Sicht, die kein rhetorischer Zuckerguß unsichtbar machen kann, obwohl man genau das bei Virta versucht hat. Die Stärke der Methode sind erstens die mindestens vorübergehenden Erfolge und zweitens, daß sie trotz der Schwäche jeder anderen Diabetesbehandlung überlegen ist.

Eigentlich wäre aber auch für die ketobasierte Behandlung von Diabetes eine Art "Press-Pulse"-Verfahren denkbar, das womöglich erfolgreicher als das bisherige Keto-Programm sein könnte, indem man Keto nicht als dauerhaften Lifestyle, sondern als Keto-Phasen, ggf. kombiniert mit Intervallfasten, anwendet, und in den "Normalphasen" bewußt irgendwie anders ißt - allerdings dabei möglichst auf den Konsum fragwürdiger Fertigprodukte verzichtet. Oder vielleicht auch - ja, warum nicht, wenn man darauf steht? - in den Zwischenphasen Sport treibt. Jedenfalls aber irgendetwas anders macht.

Mein Sohn, der auch etliche überzählige Pfunde loszuwerden versucht, sich aber mit dem Fasten gar nicht anfreunden kann, will übrigens Low Carb jetzt auch mal ausprobieren, und zwar in der Form "intermittierendes Low Carb", weil er sich das dauerhaft genausowenig vorstellen kann. So kam ich auf die Idee, ihm erst mal einen mehrwöchigen Versuch vorzuschlagen, der im Erfolgsfall - ähnlich wie ich das zweimal im Jahr mache -, in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen wiederholt wird. Der kritische Punkt ist die Frage, ob und wenn ja wieviel er zwischen diesen Phasen wieder zunehmen wird. Darauf bin ich schon sehr gespannt - das ist ja ebenfalls eine Press-pulse-Methode. Einstweilen hat er, glaube ich jedenfalls, noch nicht damit angefangen, aber ich werde berichten. 

Ich selbst bin gerade am Überlegen, ob ich mir nicht eines dieser kombinierten Blutzucker/Ketone-Meßgeräte zulegen soll - Sandra, auf diesen Gedanken hast du mich gebracht. Als ich die Ketose über den Urin gemessen habe, fand ich ja keinerlei Einfluß des Grads der Ketose auf meine Abnahme, aber sicherlich sind diese Geräte viel genauer, und speziell im Falle von Krebs las ich ja bei Seyfried, daß in jenem Fall die Wirkung der Ketose auch vom Blutzuckerwert abhängt, der wiederum von allem möglichen beeinflußt werden kann, das ich bis dahin nicht auf dem Schirm hatte. Vielleicht sollte ich das also auch mal beobachten. Oder womöglich wäre es sogar besonders sinnvoll, meinen Sohn das beobachten zu lassen - allerdings habe ich meine Zweifel daran, daß ich ihn dafür begeistern kann. Im Gegensatz zu mir ist er kein Daten-Junkie, aber dafür ist er, wenn ihm etwas nicht in den Kram paßt, genauso stur wie ich. 

***

Im kulinarischen Bereich habe ich letztes Wochenende "Keto-Pogaca" entdeckt, bei denen ein türkisches Gebäck in eine Keto-Variante umgewandelt wird. Ich war ja erst skeptisch, aber das Ergebnis schmeckte sehr überzeugend, nur hätte ich den Teig stärker salzen sollen, denn ich habe Mozzarella anstelle von Gouda gewählt. Das war aber andererseits trotzdem eine gute Idee, denn Mozzarella ist so geschmacksneutral, daß mich das auf den Gedanken brachte, daraus könne man ja auch eine süße Variante machen - mit Gouda wäre mir das garantiert nicht passiert. Die süße Version werde ich am Wochenende mal mit einer Apfel-Zimt-Füllung ausprobieren.

Etwas erstaunt war ich darüber, daß diese Pogaca türkisch sind. Ich kenne das als ungarische Gebäckspezialität, die aber der türkischen ähnlich ist. Andererseits war Ungarn im 16. und 17. Jahrhundert mehr als hundert Jahre türkisch besetzt, also wäre die Frage wohl vor allem, ob hier die Türken das ungarische Gebäck so mochten, daß sie es plagiiert haben, oder ob es umgekehrt war. Meine Oma machte die immer, aber sie sprach das Wort so merkwürdig aus, daß ich Jahrzehnte gebraucht habe, um dahinterzukommen, daß das richtig "Pogatschen" hätte heißen müssen, weshalb ich auch erst mit reichlich Verspätung ein Rezept dazu fand. Jetzt habe ich also ein zweites für Keto-Phasen, das ist nicht schlecht.

 

 

2 Kommentare:

  1. Liebe Perditax, ich freue mich, dass deine Abnahme voranschreitet und du „durch“ bist mit deiner Antikörper Therapie! Ein Grund zu feiern, ein weiterer Schritt in Richtung (neue) Normalität :)
    So lange wollte ich hier schon wieder geantwortet haben und dir danke für deine Link und deine Informationen. Ich bin aber vor lauter Podcasts hören und Studien lesen gar nicht dazu gekommen…. Dabei bin ich dir doch auch noch ein paar Daten schuldig.
    Dazu erst mal: den Keto Mojo kann ich sehr empfehlen. Allerdings ist es gar nicht eineinhalb den therapeutischen GKI von 1-3 zu erreichen. In der Regel scheitert es bei Keto Ernährung am Blutzucker, der nach dem Essen hochschnellt. (Aber daran arbeite ich auch schon und habe mit Metformin wahrscheinlich eine Lösung gefunden ;) Ich trage zur Zeit ein kontinuierliches Keton Messgerät im Oberarm SiBio heißt die Firma und es ist interessant die Werte live zu verfolgen. 2 Wochen gesamt, dann soll das Gerät wohl abfallen *lach. Ein Glucose Sensor von Freestyle Libre 3 ist auch schon bestellt, die bieten den kostenlos gegen Daten/Infos zur Probe an und eine weitere Firma (deren Namen mir grade entfallen ist) ebenfalls, so dass ich zumindest 3-4 Wochen „versorgt“ bin. Gewusst wie- sag ich immer. Es muss nicht teuer sein, man muss nur mal nach „Angeboten“ schauen.
    Was Cortison angeht zur Chemo. Das steigert den Blutzucker bei mir nicht wirklich. Ich werde es mit o.g. kontinuierlichem
    Monitor dann nächste Woche live verfolgen, aber da die Keton Werte kaum sinken und auch die Messung nach der Chemo kaum erhöht ist, mache ich mir darum keine Sorgen.
    Was sollte ich noch schreiben?
    Ach ja- press Pulse kannte ich durch meine von dir angeregten Studien natürlich schon vor deinem
    Artikel hier und habe eine interessante Zusammfassung hier https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC7078107/ für dich. Prof. dr. Seyfried hatte nie inem
    Der vielen Interviews die ich mittlerweile von ihm gehört habe erzählt, dass er in der Türkei/Istanbul genau diesen Ansatz mit mehreren Patienten im Rahmen einer Studie grade umsetzt. Also minimalste Chemo Dosis + Sauerstofftherapie ggf Hyperthermie auf jeden Fall bezogene Ernährung und Glutamin Unterdrückung (phasenweise) - dazu habe ich dann bei oder von Fung oder war es Agostino(?) gelesen dass auch IVC (was ich mache) ähnlich wie die Sauerstoff Therapie wirkt. Also Stress aufbaut insbesondere für die durch Keto grundsätzlich schon gestressten Krebszellen, die dann die volle Dröhnung Chemo abbekommen. Ich kann die Zusammenhänge gerne mal raussuchen. Habe mittlerweile ein black Book (Studienbuch) wo ich mir das alles notiere.
    Ich selber werde wohl bis Ende Februar operiert sein (Bestrahlung vorher wollte sich die Ärztin ich drauf einlassen, aber das ist ne andere Geschichte) aber damit kann ich leben. Die Chirurhinnhatvzimindest eingewilligt mir Lidocaine um den Tumor und den befallenen Lymphknoten zu spritzen - nachdem ich ihr eine neue Studie aus 11/2023 vorgelegt habe !
    Dir alles Gute weiterhin und mach weiter - ich freue mich von dir zu lesen :)

    AntwortenLöschen
  2. Hier der Link zum Lidocaine auf Deutsch. In der englischen Original Version (die dort verlinkt sein müsste) steht halt dass die Patientinnen VOR der systemischen Therapie - also mit aktiven Tumorzellen operiert wurden. Zusätzliche lokale Anästhesie mit Lidocain bei der Brustkrebsoperation verlängert das Gesamtüberleben https://www.deutschesgesundheitsportal.de/?p=112575
    Dies ist ja nach der Chemo nicht immer der Fall !

    AntwortenLöschen