Mein Gewicht heute früh zu Beginn des zweiten von zwei nicht zusammenhängenden Fastentagen diese Woche: 77,2 Kilogramm. Das ist absolut in Ordnung in der zweiten Urlaubswoche. Sollte ich am Ende der dritten immer noch unter 78 Kilo sein, wäre ich mehr als zufrieden, aber ich ahne schon, daß ich dann wieder einen Tick darüber liegen werde.
Meine Gewichtsschwankungen - sowohl vom Morgen bis zum Abend wie auch über Nacht bis zum nächsten Morgen, unabhängig davon, ob ich gerade faste oder nicht - sind, rückblickend betrachtet, schon seit der Chemo viel schwerer vorherzusagen als davor. Das hat in den letzten Monaten sicherlich auch etwas damit zu tun, daß ich seit dem Frühjahr mit einer erhöhten Infektionsanfälligkeit zu tun habe, die mich, weil ich meinem Empfinden nach deutlich zu viele Tage mit Problemen und dafür viel zu wenig normale hatte, genügend beunruhigt hatte, um vor ca. einem Monat nach fast zwei Jahren mal wieder meinen Hausarzt aufzusuchen. Ein Blutbild ergab nichts Ungewöhnliches, nur das Vitamin D war zu niedrig - also nehme ich jetzt wieder Vitamin D. Tatsächlich wurde es danach zu meiner Überraschung praktisch auf der Stelle besser, aber das kann auch wetterbedingt gewesen sein, denn das war ja die Phase mit der großen Hitze. Als es kälter wurde, war es prompt sofort wieder schlechter, allerdings bilde ich mir ein: Es ist seitdem immer noch besser als vor dem Start mit dem Vitamin D, und das ist wohl ein guter Grund, um dabei zu bleiben. Da das Wetter jetzt wieder heiß ist, ist es mit dem Infektionsproblem auch jetzt wieder besser geworden, aber eben nicht so gut, wie es eigentlich sein sollte. Und ich weiß immer noch nicht so genau, ob ich dagegen etwas Sinnvolles tun kann oder nicht, und wenn ja, was das sein könnte.
Immerhin, gestern hatte ich nach mehreren Jahren endlich mal wieder einen Termin beim Augenarzt vereinbart, und ich habe es im Wartezimmer auf dem Platz direkt neben der mobilien Klimaanlage keine zehn Minuten lang ausgehalten, sondern mußte mich wegsetzen, weil ich andernfalls heute bei der Hitze womöglich mit Rotznase, Husten und Schädelweh im Bett hätte verbringen müssen. Im Frühjahr wäre mir das vermutlich auch nach nur wenigen Minuten in der eiskalten Zugluft passiert, aber heute war zum Glück alles normal bei mir. Vielleicht war es einfach nur Glück. Aber vielleicht habe ich das tatsächlich dem Vitamin D zu verdanken.
Die beiden Termine bei meinem Hausarzt ließen mich insgesamt ziemlich unzufrieden zurück. Irgendwie ist er ziemlich komisch geworden, seit ich Krebs hatte. Davor hatte ich bei jedem Termin immer das Gefühl, einen Draht zu ihm zu haben, er hörte zu, nahm sich Zeit und ging auf das ein, was ich sagte. Seit der Krebsdiagnose habe ich aber den Eindruck, daß er mir nur noch Standards zu sagen hat, die er allen sagt, die mit Krebs zu tun haben oder hatten. Das irritiert mich.
Gut, ich sehe es ja ein: Um ein persönlicheres Verhältnis zu erwarten, müßte ich wohl auch öfter zu ihm gehen. Vielleicht war es aus diesem Grund ein Fehler, die ganzen Überweisungssachen nicht von ihm machen zu lassen und, wenn ich sowieso schon dort bin, auch noch das eine oder andere ärztliche Gespräch mit ihm zu führen. Aber das mit den Überweisungen lief ja alles über den gynäkologischen Onkologen, wo auch die wöchentlichen Blutabnahmen erfolgten. Und das fand ich eigentlich auch wirklich gut, weil es mir zusätzliche Wege und, ja, auch lange Wartezeiten erspart hat. Eine Krebsbehandlung ist ja im Grunde ein Fulltime-Job, und für mich war es ein zweiter Fulltime-Job, den ich neben meinem eigentlichen absolviert habe. Hätte ich das noch mit regelmäßigen Hausarztterminen kombiniert, wäre mir wohl kaum viel anderes übriggeblieben, als doch auf eine Krankschreibung zurückzugreifen, weil gerade diese Hausarzt-Termine mit so langen Wartezeiten verbunden sind und halt jedes Mal eine Extra-Anfahrt und -Rückfahrt bedeutet hätten, während ich durch die Organisation durch die Praxis meines Gynäkologen alles, was sonst noch nötig war, im gleichen Gebäude hatte bzw. in der Klinik auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das hat mir eine Menge zusätzlichen Streß erspart. Streß zu vermeiden predigen einem in so einer Situation ja auch alle, aber parallel dazu wird das Krebs-Fließband eben nicht auf das Wohlbefinden des Patienten hin optimiert, sondern auf seine möglichst rationelle Abarbeitung durch den jeweiligen Spezialisten, der ihn gerade in die Finger bekommen soll. Da war es schon hilfreich, das Prozedere auch für mich so rationell wie möglich zu gestalten. Alleine schon die Wartezeiten bei den meisten Terminen ... mir waren sie ja eigentlich nur ein bißchen lästig, aber es soll ja auch Patienten geben, die unter der Chemo viel mehr als ich zu leiden haben, und für die ist das natürlich eine zusätzliche Tortur.
Aber meine seltenen Termine bei ihm alleine können der Grund nicht sein, daß mein Hausarzt plötzlich nur noch in Textbausteinen mit mir spricht. Schon bei meinem allerersten Besuch, damals, als ich Gallenkoliken hatte, lief bei ihm alles sehr viel persönlicher ab als die letzten drei Male, daß ich bei ihm war. Entweder, er selbst hat sich in den letzten Jahre sehr verändert, oder es liegt daran, daß die Umstände ihn dazu gebracht haben, so merkwürdig floskelhaft und nichtssagend zu werden.
Zum Beispiel wegen dieser hohen Infektanfälligkeit, wegen der ich bei ihm war. Als ich wissen wollte, was ich außer dem Vitamin D noch machen könne, sprach er von Spaziergängen und Sport. Das, was daran sinnvoll wäre (oder jedenfalls keinen Schaden anrichten könnte) - Bewegung, körperliche Anstrengung, frische Luft und Sonne - habe ich aber alles durch die Gartenarbeit sowieso, also sehe ich keinen Grund, warum ich das nach dem Prinzip "Viel hilft viel" noch zusätzlich machen sollte, und ehrlich gesagt, ich wüßte auch gar nicht, wann ich das in meinem Tagesablauf unterbringen sollte. Das gilt gerade jetzt im Urlaub, denn den habe ich ganz notwendigen Arbeiten im Garten gewidmet. Ich bin nämlich dabei, den vielen wild gewachsenen jungen Bäumen - vor allem Ahorne und Eschen - buchstäblich radikal zu Leibe zu rücken, ich grabe sie nämlich samt den Wurzeln aus. Unser Vorgänger hat nur die Triebe immer wieder gekappt, aber das ermutigt sie nur dazu, ständig neu auszutreiben. Wenn ich sie weghaben will, muß ich das Übel also an der Wurzel packen. Übrigens hat das für mich einen unbestreitbaren Spaßfaktor - ich habe einiges an destruktiver Energie. ;-)
Als ich meine Gartenarbeiten erwähnte, hätte ich ja gerne noch kurz beschrieben, was ich da mache, und die Frage angehängt, ob es Gründe gibt, zusätzlich trotzdem Spaziergänge und Fitnesstudio zu empfehlen, aber er wechselte dann einfach das Thema. Vor meiner Krebsdiagnose hätte ich damit rechnen können, daß er sich nach unserem Häuschen und unserem Garten erkundigt, was ich damit vorhabe und was ich dort gerade so treibe. Aber jetzt schien es ihn einfach nicht zu interessieren, obwohl es ja durchaus relevant gewesen wäre und Anknüpfungspunkte für andere Vorschläge an mich geboten hätte.
Der einzige Zusammenhang, in dem sein Interesse auf einmal doch wieder auflebte, war, als ich nach einem weiteren obligatorischen Rat - nämlich gefälligst nicht mehr zu rauchen - erwähnte, daß wir in unserem Garten Tabak anbauen. Eigentlich nehme ich es keinem Arzt übel, wenn er mit dieser Kiste mit dem Rauchenaufhören daherkommt, denn das müssen die einem ja sagen. Was mich so irritierte, war, daß er anscheinend ernsthaft angenommen hatte, ich hätte als Reaktion auf meine Krebsdiagnose umgehend mit dem Rauchen aufgehört, und deshalb gar nicht auf die Idee gekommen war, mich einfach zu fragen, ob ich dies denn getan hätte. So ergab es sich, daß er nebenbei davon sprach, ich hätte ja mit dem Rauchen aufgehört, und ich daraufhin anfing zu lachen und ihm sagte, nein, das hätte ich keineswegs. Und darauf sah er mich erst an, als wäre ich ein Kalb mit zwei Köpfen und gab seinem ehrlichen Entsetzen deutlichen Ausdruck - worauf ich wiederum mit meinen Tabakpflanzen konterte. Und auf einmal zeigte er dann wieder ebenso ehrliche Neugier und wollte alle möglichen Einzelheiten dazu wissen.
Irgendwie ist er also schon seltsam geworden, mein Hausarzt. Und ich glaube wirklich, das hat etwas mit dem Krebs zu tun bzw. mit dem, was er selbst über Krebs denkt und glaubt, und über das, was seiner Meinung nach eine normale Reaktion ist, wenn man eine solche Diagnose bekommen hat. Da steckt womöglich die Annahme mit drin, daß jemand, der sich gesundheitlich auf diese oder jene Art riskant verhält, dies tut, weil er die Risiken nicht wahrhaben will. Ist das der Fall, wäre es natürlich naheliegender, nach der Diagnose sein Risikoverhalten zu ändern - auch wenn das Kind da bereits in den Brunnen gefallen ist. Und tatsächlich machen das ja auch viele, wobei das meistens eher qua Bauchgefühl passiert und dann nicht zwangsläufig an der richtigen Stellschraube gedreht wird. Aber mit dem Rauchenaufhören liegt man als Patient natürlich immer richtig, jedenfalls wenn es darum geht, verbale Streicheleinheiten von den Behandelnden zu bekommen.
Nun ja. Einstweilen gehe ich davon aus, daß diese Infektanfälligkeit kein Grund ist, mir echte Sorgen zu machen, sondern eher ein Lästigkeitsfaktor. Mir fiel auf, daß ich immer dann, wenn ich eine Verstopfungsphase habe, auch mit diesem Mist fast immer rechnen muß. Auch wenn ich den Zusammenhang nicht so recht verstehe, falls da wirklich einer bestehen sollte, könnte das bedeuten, daß beides immer noch eine Spätfolge der Immuntherapie ist, und das wiederum läßt mich hoffen, daß es früher oder später wieder nachlassen und irgendwann ganz aufhören wird, ebenso wie die nächtlichen Schwellungen der operierten Brust, die ja auch nach anderthalb Jahren aufgehört hatten. Die Verdauungssache jedenfalls bringe ich schon mit den monoklonalen Antikörpern in Verbindung. Vor allem Pertuzumab hatte mir ja eindrucksvolle Verstopfungen (gefolgt immer von genauso eindrucksvollem Durchfall) verschafft - weitaus schlimmer, als das jetzt immer wieder auftritt, das ist auch eher lästig als schmerzhaft. Trastuzumab bekam ich aber noch bis Ende Januar 2024, also ist es schon möglich, daß das immer noch eine ungute Nachwirkung auf meine Verdauung hat. Und womöglich ja noch auf manches andere. Also versuche ich die Sache jetzt nach dem Motto "Abwarten und Vitamin D nehmen" erst mal auszusitzen.
Ärgerlich finde ich es halt, daß ich immer, wenn eindeutige Diagnosen nicht möglich sind, so völlig auf mich selbst zurückgeworfen bin, weil sich die Medizinmänner und -frauen dann unweigerlich hinter irgendwelche Allerwelts-Sprechblasen zurückziehen. Damit hatte ich bei diesem Arzt, den ich ja bislang als Arzt meines Vertrauens betrachtet hatte, nicht gerechnet, aber jetzt muß ich es halt zur Kenntnis nehmen, daß es so ist.
Warum ich vermute, daß das irgendwas mit meiner Krebsdiagnose zu tun hat, daß das Doktorle sich so seltsam verhält: Ganz am Ende meines Termins, fast schon zwischen Tür und Angel, sagte er etwas, das mich so überraschte, daß ich gar nicht wußte, wie ich darauf reagieren sollte: Er sagte nämlich, und zwar ganz nebenbei und auf eine Weise, als wäre das eine Selbstverständlichkeit, ich solle (oder sagte er sogar, ich "müsse"?) eine Schwerbehinderung geltend machen. Auf meine erstaunte Rückfrage meinte er, bei Krebs ging das eigentlich immer, auch nach dem langen Zeitraum seit dem Ende der Behandlung, und dann würde ich mit 63 abschlagsfrei Rente beantragen können. Ich gebe zu, dieses letzte Argument brachte mich dann genügend ins Schleudern, um mir die Sache ernsthaft durch den Kopf gehen zu lassen. Aber ich habe es verworfen, obwohl abschlagsfreie Rente mit 63 für mich schon reizvoll klingt. Ich käme mir nämlich wie ein Betrüger vor, denn in Wirklichkeit ist meine Arbeitsfähigkeit ja keineswegs beeinträchtigt. Im Moment verbringe ich meinen Urlaub buchstäblich damit, Bäume auszureißen! Mein Mann meinte schon, ich hätte meinen Beruf verfehlt und sollte auf Baumschubserin umschulen. Es wäre da doch lächerlich, sich da als Schwerbehinderte ausgeben zu wollen, und mir reicht es, daß ich selbst das Gefühl hätte, mich lächerlich zu machen, auch wenn ich vielleicht ja doch damit so einfach durchkommen könnte, wie das mein Hausarzt zu glauben schien.
Daß ich eigentlich wirklich ganz gerne mit 63 in Rente gehen würde, hatte ich bei meinem Hausarzt gar nicht erwähnt. Wie kam der aber dann darauf, mir so etwas vorzuschlagen? Es wirkte auf mich sogar nicht einmal wie ein Vorschlag, sondern wie eine Anweisung, und er hat davor nicht einmal gefragt, ob ich mir das wünsche oder wenigstens vorstellen könne. Als ich erwähnte, daß ich fit sei, und in einem Nebensatz erwähnte, daß ich darüber ja froh sein könne, denn manchen meiner Mitpatientinnen gehe es wirklich auch ein bis zwei Jahre nach der Behandlung immer noch schlecht, verstieg er sich dann aber wieder in die Unterstellung, die würden sowieso alle übertreiben. Was zum Henker soll das jetzt wieder heißen? Ist jeder, der an Chemo- oder Bestrahlungsfolgen leidet, in seinen Augen ein Simulant?
Es waren noch ein paar andere Bemerkungen, die mich ärgerten, vor allem solche, die meinen Mann betrafen, der ja auch bei ihm in Behandlung ist. Ich kenne sämtliche Arztbriefe aus der Klinik, deshalb ärgert es mich, daß er mir darüber - ebenfalls ganz beiläufig - regelrechte Schauermärchen erzählt hat, von denen ich weiß, daß sie dramatisierend überspitzte reine Spekulationen sind. Aber das paßte eigentlich noch eher in mein Bild, das ich vorher schon von ihm hatte. Ich weiß noch, als er mir eine Fettleber anhängen wollte. Es war nicht sein Verdienst, daß ich darüber nur gelacht habe. Angstmachen klappt nicht, wenn jemand weiß, daß der Augenschein trügt. Der Arzt sah natürlich eine Patientin, die ersichtlich über 100 Kilo wog, und da war eine Fettleber wohl in seinen Augen eine ziemlich sichere Wette. Wenn ich in den Spiegel sah, erblickte ich aber jemanden, der ersichtlich mehr als 40 Kilo abgenommen hatte, und ich wußte auch, daß ich noch mehr abnehmen würde. Es wäre eine abwegige Vorstellung gewesen, daß ausgerechnet in meiner Leber kein Fett abgebaut worden wäre. Ich sah auch keinen Anlaß, mich darüber mit jemandem herumzustreiten, der offenbar meine Abnahmegeschichte für unwahr oder jedenfalls übertrieben hielt.
Zum Glück bin ich nicht so leicht zu beeindrucken. Vielleicht wäre es aber doch mal Zeit, den Hausarzt zu wechseln. Was nämlich außerdem für einen neuen Hausarzt spräche, ist, daß mich jeder Hausarztbesuch - Hin- und Rückweg, Arztgespräch und eine fast immer SEHR lange Wartezeit - gleich mal einen halben Tag kostet. Was dagegen spricht, ist, daß meine Irritation nicht so schlimm ist, daß ich sie bei einem Arztbesuch pro Jahr - oder auch alle zwei Jahre - nicht verkraften könnte. Ich mach das nicht gerne, den Arzt wechseln. Was bei einem neuen Arzt auf mich zukäme, weiß ich ja nicht. Früher oder später wird das aber sowieso auf mich zukommen. Irgendwie kommt er mir erschreckend gealtert vor. Kann sein, daß es gar nicht mehr so lange dauert, bis er in den Ruhestand geht. Vielleicht wäre es ja doch besser, mich beizeiten um einen anderen Arzt zu kümmern?
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Neben dem Baumschubsen tut sich im Garten natürlich noch anderes.
Ich habe inzwischen etliche Zucchini in geraspelter Form eingefroren - in den Low-Carb-Phasen brauchen wir ja recht viel davon, also lag es nahe, die derzeitigen Überschüsse so zu nutzen. Die Tomaten werden jetzt auch nach und nach reif, und die esse ich zwar nicht - von rohen Tomaten wird mir übel -, aber mein Mann ist von ihnen ganz hingerissen. Falls es ihm zu viel wird, werde ich wohl zum erste Mal ausprobieren, wie man Tomatensoße aus rohen Tomaten macht. Gurken haben wir immer mal wieder eine vereinzelte. Die Mirabellenzeit ist vorbei, und die Apfel- und Feigensaison steht noch bevor, aber dafür sind jetzt die Holunderbeeren reif, und ich habe schon zweimal welche gepflückt, in Rotwein gekocht und mit der flotten Lotte passiert. Schmeckt sehr gut mit Eis oder Joghurt und ein bißchen anderem Obst, etwa eine Beerenmischung, Sauerkirschen oder eine Portion von dem Apfelkompott aus der letztjährigen Ernte.
Diesmal wird die Apfelernte im Vergleich zu der vom letzten Herbst leider ziemlich überschaubar, aber ich bin optimistisch, daß wir wenigstens ein paar Äpfel haben werden. Dafür sind die Quitten nicht nur zahlreich, sondern auch riesig, und der Feigenbaum ist übervoll mit Feigen, die aber noch ein bißchen größer werden sollten.
Neuerdings haben wir auch ein kleines Sonnenblumenfeld, aber das haben wir nicht selbst entschieden, sondern die Meisen, die die Sonnenblumenkerne am Futterhäuschen verstreut haben, just zu der Zeit, als ich aus diesem Gartenteil gerade einige riesige, verflochtene Wurzelstrünke herausoperiert und anschließend alles gut umgegraben hatte. Eine weitere überraschende Errungenschaft sind einige Kartoffelpflanzen direkt neben der Terrasse. Ein, zwei Meter weiter stand anfangs unser Kompost, aber den hat mein Mann an eine andere Stelle versetzt, weil ich dagegen protestierte, eine Terrasse mit Blick auf den Kompost zu haben. Vermutlich waren ein paar alte Schrumpelkartoffeln enthalten und sind irgendwie beim Versetzen des Komposts liegengeblieben. Jetzt bin ich natürlich sehr gespannt, ob wir wirklich Kartoffeln ernten können werden.
Das Rotschwanzpärchen, das auf der anderen Seite des Hauses sein Nest gehabt haben muß, hat seine Familienphase offenbar beendet, und seit etwa einer Woche bekommen wir täglich mindestens ein- bis zweimal einen jungen Rotschwanz als Terrassenbesucher, der nicht nur ein richtig hübscher Kerl ist, sondern auch gar keine Angst vor uns hat. Er setzt sich notfalls auch auf unseren Tisch, aber er bedient sich auch am Weichfutter in einem der Futterhäuschen. Nüsse sind für jemanden mit einem so zierlichen Schnäbelchen kaum das richtige, aber Haferflocken und Rosinen scheint er zu mögen.
An der Stelle, wo vor unserem Einzug ein vertrocknender Riesenthuja stand, den wir fällen ließen, ist in den letzten Wochen schwarzer Nachtschatten gewachsen. Ich war anfangs unschlüssig, ob ich ihn wiederherausreißen soll, aber er hatte eine so schöne buschige Form, daß ich mich dazu nicht entschließen konnte. Inzwischen ist er riesig geworden, immer noch in schöner Form, aber für meinen Geschmack mittlerweile zu dominierend, und so hätte er beinahe doch noch dran glauben müssen, wenn nicht das Amselweibchen diesen Busch neuerdings als Lieblingsplatz gewählt hätte. Sie frißt auch die schwarzen Beeren, die an den tieferen Zweigen schon reif geworden sind, während der Busch oben herum immer noch fleißig neue Blüten produziert. An heißen Tagen verbringt die Amselin oft den gesamten frühen Nachmittag unter diesem Busch. Also muß der Busch nun natürlich bleiben. Ich habe zusätzlich zu den beiden anderen Vogeltränken an anderen Stellen im Garten eigens für sie daneben noch eine dritte aufgestellt, aber bislang habe ich nie gesehen, daß sie sie - oder eine der beiden anderen - genutzt hätte.