Dienstag, 4. Januar 2022

Malen nach Zahlen. Oder: Waagen erzählen nie die ganze Wahrheit.

Mein Gewicht heute früh, am ersten Fastentag des Jahres und zugleich dem Tag meines ersten EMS-Trainings: 92,7 Kilogramm. Ein bißchen mehr als erwartet und erhofft, aber immer noch unter 93 Kilogramm. Hätte ich die 93 überschritten, wäre ich doch ein bißchen enttäuscht gewesen. Daß ich mir ein Gewicht von weniger als 92 Kilo für den heutigen Tag abschminken können würde, war mir aber schon an Neujahr klar. Am ersten Tag des Jahres bin ich vor Schreck fast von der Waage gefallen, als ich mein Gewicht sah: 91,7 Kilogramm. 2,8 Kilogramm Mehrgewicht seit dem Silvestermorgen! Gerechnet hatte ich eigentlich mit um die 90 Kilogramm. 

Aber so spielt eben das Leben.

Nun ist es natürlich praktisch unmöglich, an einem einzigen Tag 1,3 bis 1,8 Kilogramm Fett zuzulegen, also war klar, daß das nicht die Erklärung gewesen sein konnte. Ich tippe auf eine Kombination aus dem salzigen Knabberzeug in Kombination mit dem Sekt am Silvesterabend einerseits, das mein Mann gekauft hatte, und der Ursache für meine Schulterbeschwerden, die den ganzen linken Arm runterzogen andererseits, denn das fühlte sich schon sehr nach einer Entzündung an. Beides hat Einfluß auf den Wasserhaushalt. Warum ich dann allerdings in den darauffolgenden drei Tagen noch ein weiteres Kilo zugelegt habe, anstatt in etwa auf dem Neujahresniveau zu verbleiben, darüber kann ich auch nur spekulieren. Die Schulter macht mir allerdings immer noch ein wenig zu schaffen, obwohl es schon viel besser geworden ist. Vielleicht ist das ja der Grund, warum mein Gewicht heute morgen ein ganzes Kilo höher lag als am Dienstag letzter Woche.

Ich liege heute 1,4 Kilogramm über meinem niedrigsten Vorher-Gewicht im Dezember, das ist ja wenigstens nicht dramatisch viel, und 8,8 Kilogramm unter meinem Vorjahresgewicht, das finde ich erfreulich genug. Alles gut also.

Mein erstes EMS-Training habe ich auch bereits hinter mir und fühle mich auf eine angenehme, wohlige Weise ganz leicht ermüdet. Da ich so lange mit dem Training ausgesetzt hatte, ist mir für morgen wohl ein handfester Muskelkater sicher, aber das gehört ja beim ersten Mal immer mit dazu. Vor dem Training bin ich noch vermessen worden, der Trainer hat die Werte mit meiner letzten Vermessung vom September 2019 verglichen und zeigte sich beeindruckt von den 10,2 Kilogramm Unterschied zum letzten Mal. (In Wirklichkeit waren es sogar knapp 12 Kilogramm, weil ich diesmal zum ersten Mal nicht Werte NACH, sondern VOR einem Fastentag vorzuweisen hatte. Beim letzten Mal lag mein Gewicht am Tag vor der Vermessung bei 104,6 Kilogramm.)

Hier die aktuellen Meßwerte: 

 

 Und hier die vom September 2019: 

Ich bin ja der Meinung, dieser Körperanalysewaage kann man nicht alles glauben, was sie behauptet, aber zumindest stimmte mein Gewicht mit dem auf meiner Waage daheim dieses Mal zu meiner Überraschung überein. Bei allen früheren Vermessungen lag der Wert konsequent ein halbes Kilo zu hoch - keine Ahnung, warum. Im September 2019 hatte ich folglich daheim auch nicht 102,9, sondern 102,4 Kilogramm gewogen. Umgekehrt hätte die Waage mein daheim gewogenes Gewicht von 104,6 Kilogramm am Tag davor wahrscheinlich als 105,1 Kilogramm angezeigt.

Interessanterweise sieht mich die Waage mittlerweile beim Körperfett mit 36,8 % schon in durch die nächsten abgenommenen zwei bis drei Kilo erreichbarer Nähe des oberen Normalbereichs, während der BMI natürlich immer noch für längere Zeit "Adipositas" bedeutet. Speziell das Viszeralfett wird mir jetzt bei Level 10 angezeigt, das ist tatsächlich schon im Normalbereich. Amüsiert hat mich, daß ich in den letzten zweieinhalb Jahren 1,4 kg Muskelmasse zugelegt haben soll, obwohl ich seither ja mit dem Training aufgehört hatte und mein sonstiges Bewegungsverhalten sich nicht geändert hat. Außerdem fiel mir vor allem an den Oberarmen schon selbst auf, daß meine Muskulatur mittlerweile etwas zu wünschen übrigläßt - einer der Gründe, warum es sicherlich keine schlechte Idee war, wieder ein paar Wochen zu trainieren. 

Da das, was diese Waage als "Muskelmasse" anzeigt, auch Haut und Bindegewebe mitumfaßt, muß ich außerdem ohne jeden vernünftigen Zweifel auch davon ein bis zwei Kilos verloren haben, denn ich habe ja erfreulicherweise immer noch keine herunterhängenden Hautlappen, sondern weiterhin schrumpft meine Haut brav mit mir mit, und alles andere wäre ja auch nicht gerade ein Grund zum Jubeln.

Vielleicht spielt bei diesen komischen Meßwerten eine Rolle, daß ich mich früher immer NACH einem Fastentag vermessen lassen habe und die Waage zickig auf meinen leichten Dehydrierungszustand reagierte und eine Art Datensalat angezeigt hat? In dem Fall müßten meine jetzigen Werte realistischer sein. Eigenartigerweise ist aber mein Körperwasseranteil auch diesmal zu niedrig, wenn auch prozentual etwas höher als letztes Mal. Da ich keineswegs wenig trinke, wundert mich das ein bißchen.

Mal sehen, wie die Meßwerte in sieben Wochen ausfallen, vielleicht ergeben sich daraus ja erhellende Einsichten. Ich stelle mich vorsichtshalber mal darauf ein, daß es nicht unmöglich ist, daß ich dann mit einer angeblich geschrumpften Muskel- und gewachsenen Fettmasse konfrontiert werde, damit ich nicht wieder mit dem Trainer Streit anfangen muß, wie mir das irgendwann 2019 mal bei Vermessungsergebnissen passiert ist, die offensichtlich keinen Sinn ergaben. Diesmal habe ich mir aber sogar ohne Widerworte seine Ernährungsratschläge angehört, obwohl ich keineswegs die Absicht habe, sie umzusetzen. Er gibt mir halt das weiter, was er gelernt hat. Er hat sich auch ohne Widerworte angehört, was ich zu erzählen hatte, als ich mich wieder angemeldet habe, aber entweder wollte er auch einfach nicht widersprechen oder ihm ist gar nicht klar geworden, daß das mit seinen eigenen Überzeugungen ganz und gar nicht kompatibel ist.

Im Grunde ist es mir ja auch egal, was der Waage zu meiner Körperzusammensetzung einfällt, solange nur das Gewicht weniger wird. Und daß ich in den nächsten Wochen nicht wirklich Muskelmasse verlieren werde, mag die Waage behaupten, was sie will, liegt ja in der Natur der Sache. :-)

Was mir erst daheim beim Durchlesen der Meßwerte noch aufgefallen ist: Der mit dem Bandmaß genommene Wert für den Brustumfang kann beim besten Willen nicht stimmen. 117 Zentimeter erreiche ich ja nicht einmal, wenn ich voll angekleidet und mit Strickjacke messe, ich habe es vorhin ausprobiert und kam bei 111 heraus. Ich nehme an, mein Trainer hat sich an dieser Stelle verschrieben und eigentlich war 107 gemeint. Wobei das mir aber andererseits wieder zu nahe an meinem eigenen Meßwert daheim wäre (106), denn bei allen anderen Werten mißt er zwei bis drei Zentimeter mehr als ich, weil er das Maßband viel lockerer anlegt. Auch da lasse ich mich überraschen, was in sieben Wochen wohl für ein Ergebnis herauskommt. Mein Trainer wird wohl vom Stuhl fallen, wenn ich in sieben Wochen auf einmal zehn Zentimeter weniger "auf der Brust habe", wie das ja aus seinen Aufzeichnungen zweifelsfrei hervorgeht. Ich bin gespannt, ob er das dann für bare Münze nimmt oder seinen Meßwert von heute in Zweifel ziehen wird.

Es gibt Leute, die vertrauen solchen Meßwerten immer voll und ganz. Aber wenn Meßwerte erkennbar keinen richtigen Sinn ergeben, dann stimmt mit ihnen etwas nicht und es ist richtig, sie in Zweifel zu ziehen. Im vorliegenden Fall kann ich  nur beim Brustumfang eindeutig sagen, daß die heutige Messung falsch war, bei allen anderen Merkwürdigkeiten ist es genausogut möglich, daß die Vergleichswerte vom September 2019 fehlerhaft gewesen sind. Ich halte außerdem solche Körperanalysewaagen generell nicht für allzu verläßlich, also ist es gut, daß ich mich nicht auf ihre Exaktheit verlassen können muß. So gesehen, sind Zahlen halt auch nur Schall und Rauch. 

Worüber ich mich richtig gefreut habe: Meine langjährige Trainingspartnerin hat ihren EMS-Termin mit meinem synchronisiert und wird in den nächsten Wochen fast immer mit mir trainieren. Es ist doch schön, zu merken, daß man vermißt worden ist. Wir hatten einiges an Gesprächsstoff aufzuholen. 

Nach dem Training war ich in der Markthalle und habe eine Menge Geld für richtig tolle Lebensmittel ausgegeben, die ein guter Grund sind, mich morgen aufs Essen zu freuen. Eigentlich wollte ich ja auf den Wochenmarkt, aber der fand heute gar nicht statt, er wurde wegen der Feiertage auf morgen verschoben. Ob ich morgen vormittag überhaupt Zeit zum Einkaufen finden werde, kann ich im Moment aber noch nicht sicher sagen, da meine Kunden nach und nach aus dem Weihnachtsurlaub zurückkommen und alle einen hochmotivierten Eindruck machen, was sich natürlich auch in meiner Arbeitsbelastung niederschlägt. Also war es mir lieber, alles, was ich wirklich benötige, schon heute zu kaufen. Ich bin ja mittlerweile ziemlich relaxt beim Einkaufen an Fastentagen - obwohl es mir heute zum ersten Mal passiert ist, daß ich an einem Stand eine angebotene (sehr lecker aussehende) Kostprobe ablehnen mußte. Die Verkäuferin war wie vom Donner gerührt, und ich habe mich sogar bei ihr entschuldigt, weil sie so fassungslos aussah. Zum Glück ist Intervallfasten mittlerweile allgemein bekannt, also war sie nicht gekränkt.  

Nächste Woche am Dienstag nach dem Training gehe ich aber wirklich auf den Wochenmarkt.






 

 

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