Mittwoch, 26. Januar 2022

Mein innerer kleiner Wichtigtuer

Mein Gewicht heute früh nach Fastentag 1 von 2 in dieser Woche: 90,6 Kilogramm - mehr oder weniger gleich wie am Mittwoch vorletzte Woche. Sehr schade: Das sieht mir leider gar nicht danach aus, als würde das EMS-Training neben der körperformenden (o ja, die bemerke ich) auch eine gewichtsbezogene Wirkung zeigen, denn eigentlich hätte ich dann davon diese Woche bereits etwas merken müssen. Vier der acht geplanten Trainings sind ja bereits vorbei. - Aber gut, dann stelle ich mich eben darauf ein, bis zum März warten zu müssen, was eine weitere Abnahme betrifft. Und sollte das Gewicht im Februar dann doch noch ein bißchen runtergehen, nehme ich das natürlich auch gerne noch mit. 

Daß ich künftig EMS-Training noch einmal einplane (es sei denn, explizit fürs Bodyforming), halte ich angesichts dessen natürlich für eher unwahrscheinlich, dafür ist es einfach zu teuer. Irgendwo ist es aber trotzdem schade darum, denn eigentlich mache ich das richtig gerne, auch wegen des supernetten Trainerteams und dem Ratschen mit meiner angestammten Trainingskollegin, mit der ich meistens wieder zusammen trainiere. Bis auf den Chef könnte das gesamte Team altersmäßig meine Enkelkinder sein (der Chef könnte "nur" mein Sohn sein *g*).

Letzte Woche hatte ich ausnahmsweise einen anderen Trainingspartner, der, so stellte sich heraus, als ungefähr Gleichaltriger wie ich sogar noch länger dabei ist, als ich es vor meiner Kündigung war; er ist in diesem Studio buchstäblich ein Kunde der ersten Stunde und rang vom ersten Tag an - und bis heute weitgehend erfolglos - vor allem gegen sein ziemlich ausgeprägtes Bäuchlein. 2020, erzählte er, habe er sage und schreibe neun Kilogramm zugenommen. Das wird daran liegen, daß er an jeder Diät und jeder Ernährungsform (einschließlich Low Carb, Keto und Intervallfasten) krachend gescheitert ist und sich deshalb voll und ganz auf den Faktor Bewegung fokussiert hat, der ihm noch die meisten Erfolge bescherte. 2020 war es dann aber natürlich schwierig, das vorherige Bewegungslevel auch nur annähernd zu halten, und ihm war es nicht gelungen. Prompt hat sein Stoffwechsel "den Pontzer" gemacht. 

Neun Kilo plus innerhalb eines Jahres. Und ich habe mich letztes Frühjahr über meine Abnahme von nur 1,5 Kilogramm im gleichen Zeitraum beschwert. Da sieht man's mal wieder, mit was für Luxusproblemen ich herumgehadert habe.

Die Sache beschäftigt mich immer noch ein bißchen, denn ich mußte zu meiner eigenen Irritation die Versuchung niederkämpfen, diesem Mann klammheimlich zu unterstellen, daß er etwas falsch gemacht haben müsse, wenn Low Carb bei ihm nicht geklappt hat. Aber Unterstellungen dieser Art sind erstens genau das, was ich der Kalorienfraktion immer so übelnehme, also sollte ich mit so was gar nicht erst anfangen. Und zweitens spricht wirklich manches dafür, daß sein Stoffwechsel irgendwie auf eine andere Art tickt als meiner. Er erzählte beispielsweise, bei Fastenintervallen von mehr als 24 Stunden bekäme er Schwindelanfälle, deshalb mache er das nicht mehr. Das spricht wirklich nicht gerade dafür, daß ihm lange Fastenintervalle zu empfehlen wären. Aber wenn ich annehme, daß Low Carb und Fasten im Großen und Ganzen aus denselben Gründen funktionieren, wäre das natürlich auch ein Hinweis darauf, daß Low Carb vermutlich ebenfalls nicht das Richtige für ihn ist. 

Also, ich rang meinen inneren kleinen Wichtigtuer nieder, und es war auch gar nicht so schwierig, ähnlich wie Leonard Cohen es beschreibt: "I struggled with some demons, they were middle-class and tame", fast schon ein bißchen enttäuschend. 

Arbeitshypothese: Mein Trainingspartner hat alles richtig genug gemacht, daß Low Carb bei ihm eigentlich hätte funktionieren müssen. Aber das tat es dann nicht. Offenbar braucht er irgendeine andere Herangehensweise. 

Nur: Welche? 

An diesem Punkt weiß ich nicht mehr weiter. Hier müßte eigentlich die Wissenschaft hereingrätschen, aber wenn sie das tut, dann sowieso nur mit dem üblichen kalten Kaffee, von dem er - soweit ich das als Außenstehende beurteilen kann - sowieso alles, was er für potentiell erfolgversprechend hält, immer wieder aufgegriffen hat. 

Ich kann also wirklich sehr froh sein, daß bei mir gleich mehrere Methoden sich als erfolgreich anwendbar erwiesen haben. Da ist es doch wirklich nur eine Kleinigkeit, wenn EMS-Training sich als keine weitere dieser Methoden herausstellt.

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Aus der Rubrik "Na, neidisch? ;-)" ein Foto der zweiten Version meiner selbstgemachten Pralinen, diesmal durch den Einsatz der Silikonform erheblich besser in Form gebracht. Die Pralinen enthalten  Traubengelee, das ich zum Teil daneben auch noch in Würfel geschnitten und in geraspelten Haselnüssen gewälzt habe, siehe Bild. Aus so einem Liter Traubensaft - der ganz normale aus dem Tetrapack vom Lidl - läßt sich nämlich unheimlich viel Gelee machen. Was mir speziell an dem Gelee aus Traubensaft sehr gut gefiel, war die intensive Farbe, ein warmes Dunkelrot (auf dem Foto unten kam es wie Lila heraus, in echt ist es aber schon ein richtiges Rot mit nur einem leichten Anflug von Purpur).

Dieses Gelee ist so supereinfach zu machen, daß ich es gar nicht fassen kann, daß ich nicht schon viel früher darauf gekommen bin. Einfach ca. einen Viertelliter beliebigen - frischen oder abgepackten - Fruchtsaft (im vorliegenden Falle natürlich Traubensaft) zusammen mit etwas Zitronensaft aufkochen, mit dem Schneebesen zwei, drei Eßlöffel Speisestärke einrühren und so lange weiterrühren, bis es dickflüssig wird, was, sobald es zu kochen beginnt, auch ziemlich schnell passiert. Dann in die gewünschte Form eingießen und ein bis zwei Stunden kaltstellen. Danach in Würfel schneiden. Weil die Angelegenheit ziemlich klebrig ist, empfiehlt es sich, die Würfel in gehackten Haselnüssen oder ähnlichem zu wälzen, dann lassen sie sich auch gut anfassen. Kokosraspel gehen auch. Nicht empfehlen kann ich aber Zucker. Als ich das probierte, sind die Geleewürfel nämlich zu meinem Erstaunen einfach wieder zu Matsch geworden. Vielleicht hätte ich mehr Speisestärke nehmen müssen, damit sie fester werden, aber wenn man es mit der Stärke übertreibt, schmeckt das Gelee irgendwie "mehlig".

Das Rezept, an das ich mich angelehnt habe, sah außerdem noch ziemlich viel Zucker vor, der in den Saft eingerührt werden sollte, aber den habe ich ganz weggelassen. Ich tendiere im Zweifelsfall eher zu mehr Zitronensaft, um das Fruchtige im Geschmack zu verstärken. Fruchtsäfte sind ja auch so schon süß genug.

Für die Pralinen habe ich wie immer die siebzigprozentige Moser-Roth-Schokolade vom Aldi geschmolzen, damit erst die Silikonform ausgegossen, den Überschuß etwas abtropfen lassen und sie dann in den Gefrierschrank gestellt, während ich das Gelee gemacht habe. Das dauert keine zehn Minuten, aber bis dahin ist die Schokolade im Gefrierschrank bereits erstarrt und das Gelee kann eingefüllt werden. Die NICHT eingefrorene Restschokolade ist dann immer noch flüssig genug, um die Pralinen mit einem Deckel (genaugenommen ist es der Pralinenboden) zu versehen. Danach zwei bis drei Stunden in den Kühlschrank und dann aus der Silikonform herausdrücken. 

Wie man auf dem Foto erahnen kann, habe ich bei der ersten Ladung versucht, einfach einen Schoko-Deckel über die ganze Silikonform zu machen, aber das erwies sich als eine doofe Idee, weil sich die erstarrte Schokolade nicht vernünftig schneiden läßt und man dann überall diese unordentlichen Bruchstücke unten dran hat. - Aber sonst, finde ich, sehen die Dinger toll aus. Und sie schmecken sogar noch besser, als sie aussehen.

Ich bin noch längst nicht fertig mit dem Experimentieren mit diesen Fruchtgelees (es warten nämlich auch noch Apfelsaft und Johannisbeersaft sowie ein Limettensirup auf ihren Einsatz), und langsam beginne ich mich zu fragen, ob ich wohl jemals wieder normale Fruchtgummis kaufen werde, wenn ich erst einmal weiß, was man am heimischen Herd alles selbst fabrizieren kann. Low-Carb-konform sind sie natürlich nicht, und auch kalorientechnisch gehen sie wahrscheinlich nicht als abnahmetauglich durch. Andererseits, gemessen an dem, was man im Laden kaufen kann, sind sie, glaube ich, für beides noch akzeptabel. Ich kann jedenfalls für meinen Teil versichern, daß ich höchstens drei oder vier von diesen Pralinen hintereinander essen kann, ohne daß die Süße anfängt, mir zu widerstehen, und so gewaltig ist bei einer solchen Portion weder die Kalorien- noch die Kohlehydratzufuhr. Ich habe deshalb keine Bedenken, diese Pralinen auch während meiner Low-Carb-Phase ab 1. März zu machen.

***

Auf Twitter folge ich Nassim Nicholas Taleb schon seit einigen Monaten. Gestern habe ich - und das hatte ich schon seit mindestens vier oder fünf Jahren vor - fünf Bücher von ihm bestellt, weil ich zum ersten Mal seit mindestens zwanzig Jahren weniger als ein Dutzend ungelesene Bücher im Regal stehen habe, also neue Lektüre ratsam ist, bevor ich alle ausgelesen habe - und dann nehme ich lieber nicht einfach ein paar Zeit-Totschlag-Bestseller. Obwohl ich, ehrlich gesagt, kurz auch mit dem Gedanken gespielt habe, alles, was mir von Stephen King noch fehlt, zu bestellen. - Den kaufe ich dann eben, wenn ich mit dem Taleb durch bin.

Die bestellten Titel: 

  • Narren des Zufalls
  • Der Schwarze Schwan
  • Kleines Handbuch für den Umgang mit Unwissen
  • Antifragilität
  • Das Risiko und sein Preis – Skin in the Game

(Reihenfolge nicht zufällig, in dieser müssen sie wohl gelesen werden, wenn man es zusammenhängend tun will.)

Natürlich fasziniert mich vor allem die Rolle des Zufalls, die Taleb anscheinend ganz ähnlich wie ich sieht, aber vermutlich hat er dafür ein viel besseres theoretisches Fundament als ich. Wie gesagt, diese Bücher wollte ich schon länger lesen. Ich habe nur das Problem, daß ich immer einen Rückstau an ungelesenen Büchern hatte, die sich irgendwie von alleine bei mir im Regal zusammenballten und auf meine Aufmerksamkeit warteten. Aber jetzt ist es soweit!

 



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