Mein Gewicht heute früh zu Beginn des letzten Fastentags des Jahres 2021: 90,9 Kilogramm. Den Silvester werde ich somit mit ungefähr 89 Kilogramm plusminus ein bißchen was und das neue Jahr mit vermutlich um die 90 Kilogramm beginnen. Wenn ich an Neujahr eine Acht an erster Stelle haben sollte, wäre das natürlich besonders angenehm, aber letztlich spielt es keine besondere Rolle. Wichtig ist mir nur, daß sich im Monat Dezember definitiv gezeigt hat, daß auch ein vorübergehender Einsatz von Low Carb eine nachhaltige Wirkung hat und damit künftig strategisch eingesetzte vorübergehende Low-Carb-Phasen genauso vielversprechend sind.
Das Spannende daran ist, daß mein Mann jetzt gerade die treibende Kraft dafür zu werden scheint, auch bei "normaler" Ernährungsweise "lower carb" als vorher essen zu wollen. Gestern beispielsweise habe ich auf seinen Wunsch hin den Eier-Zucchini-Teig aus dem Backofen von der Big-Mac-Rolle gemacht und in nudelartige Streifen geschnitten, um auszuprobieren, ob er auch als Pasta-Ersatz tauglich ist. Das funktionierte, aber ganz überzeugt war ich vom Ergebnis noch nicht. Ich werde wohl die Streifen zusätzlich noch in der Pfanne anrösten, damit sie auch, nachdem sie mit der Pastasoße gemischt werden, ihre Konsistenz behalten.
Ansonsten trinken wir gerade wieder Weinschorle statt Bier, einfach deshalb, weil wir beim Einkaufen Weine fanden, die uns interessierten. Und außerdem werde ich künftig beim Kuchenbacken wohl den Zucker weitgehend durch Xylit/Erythrit/Stevia-Mischung plus Holundersirup ersetzen. Ich hatte ja einen Teil meines Weihnachtsgebäcks wegen meines überlangen fünftägigen Fastentintervalls, nach dem ich einen Low-Carb-Tag einlegen wollte, ohne Zucker gemacht, und wir fanden sie geschmacklich genauso gut gelungen wie die gezuckerten (auch meine Familie, der ich einen großen Teil davon an Weihnachten mitbrachte, merkte keinen Unterschied), also wüßte ich im Moment keinen Grund, warum ich das dann nicht einfach immer so machen sollte, denn die höheren Kosten spielen für mich nun wirklich keine Rolle.
Möglicherweise ernähren wir uns also als Folge des Low-Carb-Experiments jetzt gesünder, aber das ist dann nur ein Nebeneffekt, denn wir essen und trinken nach wie vor zu hundert Prozent genußorientiert, und darauf lege ich besonders großen Wert, weil ich die übliche genußfeindliche Herangehensweise beim Abnehmen strikt ablehne.
Ich stieß dazu gerade auf eine neu entwickelte folterähnliche Methode, die DentalSlim Diet Control. Dabei werden von einem Zahnarzt Magnete an den Backenzähnen angebracht, die verhindern, daß man den Mund weiter als wenige Millimeter öffnen kann, weshalb man nichts anderes als Flüssigkeiten zu sich zu nehmen vermag. Auch wenn diese Methode etwas weniger brachial und entmündigend ist als die in letzter Zeit mit zunehmender Intensität beworbenen bariatrischen Operationen - die Maßnahme ist nicht irreversibel und der Patient kann die Dinger durch ein Notfall-Tool selbst lösen -, stammt es doch aus demselben Gruselkabinett der Selbstbestrafungsmethoden, denen die unwissenschaftliche Vorstellung zugrunde liegt, der Patient sei wegen seiner Sünden erkrankt und sein Weg zur Genesung liege darin, dies zu bereuen und Buße zu tun. Bei der DentalSlim Diet Control handelt es sich um ein Werkzeug, das beim Bußetun unterstützt und das "Schwachwerden" verhindert.
Neben allen Einwänden, die sich auf das falsche Mindset hinter der Therapieempfehlung beziehen, nehme ich außerdem an, daß es sich bei dieser Methode mal wieder um eine mit nur vorübergehender Abnahmewirkung handelt. Im verlinkten Bericht wurden nämlich Erfolge nach gerade mal zwei Wochen präsentiert. Laut der Studie, die dem Bericht zugrunde lag, setzte unmittelbar nach dem Entfernen der Magnete eine Wiederzunahme ein; nach weiteren zwei Wochen lag das Gewicht durchschnittlich wieder um 0,7 kg höher - und dies, obwohl die verbleibenden fünf von zunächst sieben Patientinnen - es waren alles Frauen, durchschnittlich Mitte bis Ende 30 und mit einem BMI um die 40 - zweifellos motiviert waren, nun noch weiter abzunehmen und normalerweise die ersten vier Wochen jeder Diät durch hohe Abnahmen gekennzeichnet sind.
Auf die abartige Idee mit dem Magnetverschluß für den Mund ist man in Neuseeland gekommen, und irgendwie wundert mich das nicht. Neuseeland ist ja auch Vorreiter beim Kampf gegen das Laster des Rauchens, das nunmehr für alle heute 14-Jährigen und Jüngere lebenslang verboten werden soll. Nicht nur als Raucherin muß ich festhalten, daß ich heilfroh bin, daß Deutschland - anders als zu anderen Zeiten - diesmal keine Speerspitze des vermeintlichen wissenschaftlichen Fortschritts ist, sondern eher ein bißchen hinterherhinkt und somit wahrscheinlich weit weniger gravierende Folgen unkluger gesundheitspolitischer Regulierungen mitausbaden muß. Denn wo es nicht gelungen ist, durch Verbote und Strafen die heutigen illegalen Drogen auszumerzen, sondern lediglich die Vertriebswege in den Untergrund abwanderten mit der Folge, daß 90 Prozent des gesundheitlichen Schadens ihrer Konsumenten nicht durch die Droge selbst, sondern die damit verbundene Illegalität entstehen, ist natürlich auch nicht anzunehmen, daß die heute legalen Drogen ohne vergleichbare Folgen illegal gemacht werden können. Von den gesellschaftspolitischen Folgen der neuen lukrativen Märkte, die kriminellen Strukturen damit auf dem Silbertablett angeboten werden, gar nicht erst anzufangen.
Die US-Alkoholprohibition ist wohl doch schon zu lange her, um verhindern zu können, daß es mit einem entsprechend moralinsauren Mindset verlockend scheint, ihre Methoden unter heutigen Rahmenbedingungen noch einmal auf die Probe zu stellen. Die verbindende Klammer zum Magnetverschuß des Munds mit dem Ziel, das Essen zu verhindern, in Neuseeland ist der "moralische" Unterbau unter der wissenschaftlichen Fassade, die Vorstellung von Genuß als Sünde, die eine so überragende Bedeutung hat, daß es niemanden mehr interessiert, welche "Kollateralschäden" - auch für eigentlich gänzlich Unbeteiligte - der Kampf gegen die Sünde - und damit verbunden die Kriminalisierung der Sünder - mit sich bringen wird.
Speziell in Sachen Adipositas finde ich es sehr bezeichnend, wie gering das Interesse an wirklich funktionierenden Lösungen dabei ist. Abnehmerfolge nach zwei Wochen könnten doch niemanden ernsthaft interessieren, der eine Lösung sucht, mit der das Adipositasproblem wirklich und mit dauerhafter Wirkung bekämpft werden könnte.
Wir reden hier von einer geradezu spektakulären Zahl von Menschen, die unnötig leiden, psychisch sowieso, aber mit zunehmendem Alter auch in immer stärkerem Maß physisch, und deren Lebenserwartung, sobald noch Diabetes dazu kommt, mindestens so schlecht, wenn nicht schlechter ist als die eines Rauchers, und die gerade jetzt bei Corona besonders gefährdet sind. Fast die Hälfte aller Dialysefälle - bei versagenden Nieren - betrifft Diabetiker. Gerade heute las ich, daß sich in den USA die Zahl der Nierenerkrankungen im Endstadium seit 1990 mehr als vervierfacht hat und daß unter ihnen im letzten Jahr die Zahl der Coronaopfer so hoch gewesen ist, daß sich erstmals ihre Gesamtzahl wieder verringert hat.
Das Perverse daran ist, daß nach dem Ende der Pandemie die Bevölkerung aus statistischer Sicht fürs Erste gesünder scheinen wird, als sie vorher gewesen war, da ja für Kranke aller Art das Risiko, an Corona zu sterben, höher als für Gesunde war. Meine Befürchtung ist, daß das auch den Druck verringern wird, sich mit der gebotenen Ernsthaftigkeit mit dem Adipositas-Problem auseinanderzusetzen. Für einige Jahre wird man sich im Wissenschaftsbetrieb das übliche "So tun, als ob" leider noch leisten können, während die Betroffenen weiter mit einem unlösbaren Problem ringen müssen, bei dem ihnen nur ein glücklicher Zufall zu einer für sie wirksamen Lösung führen, aber für zu viele in einem Teufelskreis aus Selbsthaß und Selbstbestrafung enden wird, der ihrer Gesunderhaltung aber nicht im mindesten helfen kann.
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Nein, so negativ kann ich meinen letzten Blogbeitrag des Jahres nicht enden lassen. Der erwähnte glückliche Zufall hat mich zunächst zum Intervallfasten geführt und meine Erfahrungen daraus haben mir mit Low Carb nur nun schon zum zweiten Mal zu einer funktionierenden Methode verholfen - und wer weiß, das Wechseln der Methode nach ein paar Wochen kann sich dann als eine dritte herausstellen. Dem kommenden Jahr sehe ich für mich selbst also sehr optimistisch entgegen. Das Zielgewicht winkt mittlerweile von ferne, auch wenn es mir noch eher unwahrscheinlich vorkommt, daß ich es schon 2022 erreichen werde. Aber heute in einem Jahr sollte ich meine Pläne für den "Endspurt" - der letzten 6,5 Kilogramm Abnahme - mindestens bereits konkretisieren können, und sehr wahrscheinlich steht er dann schon kurz bevor. Ich freue mich auf das Jahr 2022! Und ich wünsche allen meinen Lesern, daß auch ihr Jahr 2022 eines sein wird, in dem sie ihre Ziele erreichen oder sich ihnen weiter annähern können.
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