Samstag, 10. Oktober 2020

Ganz verspannt im Wenn und Aber oder: Fragen Sie bloß keinen Guru, wie man abnimmt

Mein Gewicht heute früh: 95,0 Kilogramm, nachdem ich gestern früh nach meinem vierten Fastentag 94,6 Kilogramm gewogen hatte. Ich hatte ja schon in meinem letzten Beitrag so eine Ahnung zum Ausdruck gebracht, daß es diesmal nicht gesagt sei, daß ich einen neuen Tiefstwert setzen würde, trotzdem mißfiel es mir natürlich. Dafür ging es aber am "Aufbautag" nicht so weit nach oben. Beim letzten viertägigen Fastenintervall nahm ich am Übergangstag von 94,3 auf 96,3 zu, das fand ich auch nicht so prickelnd. Insofern will ich mich jetzt nicht beklagen, zumal ich ja ohnehin gerade gegen meine traditionelle Winterschlaf-Zunahme anfasten muß. Wichtiger finde ich, mit welchem Gewicht ich am Dienstag in meinen nächsten Fastentag starten werde. Sollte mein "Vorher-Wert" nächste Woche unter 98,2 Kilogramm liegen, ist alles Gemecker über den verpaßten neuen Tiefstwert beim "Nachher-Wert" natürlich gegenstandslos, denn dann habe ich einen neuen Tiefststand beim letztlich maßgeblicheren "Vorher-Wert".

Die geringere Wiederzunahme kann etwas mit dem Temperatursturz zu tun haben, aber vielleicht auch damit, daß ich diesmal anstelle einer Bouillon mit Ei mit einem ausgesprochen köstlichen Salat (Rettich, Karotte, Paprika, Apfel, Feta, Walnüsse und Ei, angemacht mit Crème fraiche und Olivenöl, nur wenig Salz) das Essen wiederaufgenommen habe. Mir kam nämlich der Gedanke, daß diese Brühwürfel vielleicht doch so viel Salz enthalten, daß es dann mordsmäßig viel Wasser bindet. 

Es ist durchaus möglich, daß ich nun eben heute mehr zunehme als beim letzten Mal; da waren es an Tag 2 1,3 Kilogramm Zunahme, also stelle ich mich diesmal besser darauf ein, daß ich morgen früh auf der Waage mit mehr als zwei Kilogramm mehr beglückt werde. Das Maximum an Zunahme an einem einzigen Tag nach einem langen Fastenintervall lag bislang übrigens bei 2,6 Kilogramm. 

Update 11.10.: Tatsächlich wog ich heute früh 69,9 Kilogramm, eine Zunahme von 1,9 Kilogramm. 

Update beim Nochmaldurchlesen: Was für ein hübscher Freudscher Verschreiber. Tatsächlich wog ich natürlich 96,9 Kilogramm. 😁

Ich habe viel zu viel von diesem Salat gemacht (es fing damit an, daß ich den gesamten Rest vom Rettich kleinraspelte, weshalb auch die anderen Zutaten mehr als geplant wurden, zwecks des ausgewogenen Geschmacks), und obwohl ich - in mehreren Etappen - so viel gegessen habe, wie ich wollte, kam ich nach ca. der Hälfte an den Punkt, an dem ich den Salat einfach nicht mehr sehen konnte, aber mein Bauch immer noch ein dringendes Bedürfnis nach Essen signalisierte, und er signalisierte außerdem: Irgendwas anderes, am liebsten Fleisch. Deshalb habe ich meine "Notfallpackung" Hähnchen-Kebab aus dem Gefrierschrank geholt und mir davon erst eine Portion gemacht, die sich aber als zu klein für meinen Appetit erwies, also gab es davon später noch eine zweite. Und dann war endlich Ruhe im Karton ... äh, im Bauch. Später kam mein Mann völlig ausgehungert von der Spätschicht heim und freute sich über die zweite Hälfte und den Rest des Kebabs. 

Ich war überrascht darüber, wie gut ich dieses Tiefkühl-Fertiggericht fand, das bei Lidl in einer großen Beutelverpackung verkauft wird. Das hatte ich vor Monaten mal als Notfall-Reserve gekauft und es lag schon so lange herum, daß es zu einem großen Klumpen zusammengefroren war. Das werde ich also wieder mal kaufen müssen, denn der nächste Notfall kommt bestimmt.

Dem aufmerksamen Zwischen-den-Zeilen-Leser ist es bestimmt schon aufgefallen: Gestern hatte ich einen Low-Carb-Wiedereinstieg, aber den hatte ich das letzte Mal ebenfalls, also kann es nicht der Grund für die Differenz bei der Gewichtsentwicklung am Übergangstag sein. Ich nehme an, die Fleischbrühwürfel enthalten wirklich zu viel Salz. Also werde ich das nächstes Mal wohl lieber wieder ebenso machen wie diesmal. Das mit dem Low Carb am "Aufbautag" werde ich wohl beibehalten, es drängt sich ja geradezu auf. Theoretisch müßte das bedeuten, daß ich auch am fünften Tag noch weiter Fett abbaue. In der Praxis kann ich dazu nur Mutmaßungen anstellen, weil sich ja mein Wasserspiegel dennoch gleich wieder anhebt und ich deshalb zwangsläufig mehr Gewicht auf die Waage bringe, auch dann, falls ich an Tag 5 wirklich weiter abnehmen sollte. - Wie auch immer, dieser erste Tag nach einem langen Fastenintervall ist in vieler Hinsicht noch kein normaler Eßtag, also habe ich auch kein Problem damit, an ihm die Kohlehydrate weitgehend wegzulassen, egal ob es nun wirkt oder nicht wirkt. 

Ich fand das übrigens gestern - wie schon beim letzten langen Fastenintervall - auffallend, wie rasch es mich nach meiner ersten kleinen Mahlzeit - bei der ich schon nach ein paar Gabeln voll satt gewesen war - wieder nach Essen verlangt hat. Vor dieser ersten Mahlzeit hatte ich keinen wirklichen Hunger gehabt. Danach hatte ich einen unglaublichen Eßdruck, aber nur bis nach der zweiten Fleischportion, danach hörte es ganz schlagartig wieder auf. Ich nehme an, das hat etwas damit zu tun, daß der Salat eben doch relativ wenig Energie enthielt, aber gleichzeitig den nach vier Tagen geschrumpften Magen rasch gefüllt hatte, wodurch sich mein Stoffwechsel offenbar ein bißchen veräppelt fühlte. 

Vermutlich ist das ein ziemlich typisches Abnehmproblem, nur ist es fast unlösbar, wenn jemand nach der Kalorienmethode abzunehmen versucht und deshalb glaubt, solchen "Gelüsten" nicht folgen zu dürfen, und so mancher denkt angesichts der offensichtlichen Unlogik von Hunger bei spürbar vollem Magen womöglich sogar an Dinge wie Eßsucht. Da bin ich doch ganz froh, nach meiner Herangehensweise nicht gegen meinen Körper kämpfen zu müssen, sondern mit ihm konstruktiv zusammenarbeiten zu können, wenn er mir etwas über seine Bedürfnisse zu sagen versucht.

Ich habe mal wieder angefangen, ein Abnehmbuch zu lesen, diesmal eines aus der Esoteriker- und Homöopathen-Fraktion, nämlich "Gewichtsprobleme" von Rüdiger Dahlke. Es handelt sich um das erste Buch dieses Autors, das ich je gelesen habe, aber sein Name war mir schon lange ein Begriff; er war Co-Autor eines Buches namens "Krankheit als Weg", Hauptautor Thorwald Dethlefsen, das in den Achtzigern ungeheuer populär war, und so sind mir Autoren und Titel bekannt, auch wenn ich dieses Buch ebenfalls nie gelesen habe. 

Ich bin noch nicht mal zur Hälfte durch, aber da mir die zentralen Fehler des Autors schon auf den ersten beiden Seiten klargewesen sind und ich keinen Grund zur Annahme habe, daß er sie in diesem Buch noch widerrufen wird, kann ich ja eigentlich mal ein Zwischenfazit ziehen. 

Ich kann mir gut vorstellen, daß Dahlkes Bücher - es gibt eine irrsinnige Menge davon, sah ich bei Amazon - sich gut verkaufen. Er schreibt eingängig, und seine gewissermaßen assoziative Herangehensweise, wenn er etwa Begriffe rund um die Ernährung aufgreift und auf ihre teils offene, teils versteckte Bedeutung hinweist und darüber ein bißchen ins Spekulieren und Philosophieren kommt, spricht mich durchaus an - für sprachverliebte Spielereien dieser Art (etwa wenn die positiven und negativen Bedeutungen des Begriffs "Gewicht" in Bezug zum Thema gesetzt werden) habe ich eine echte Schwäche. Das Problem ist, daß er in der Sache wie ein Blinder von der Farbe schreibt und die Gründe für Übergewicht so spontan wie die meisten Menschen, egal mit welcher Herangehensweise, an der falschen Stelle sucht. Da kann die Darstellung noch so angenehm zu lesen sein und - im Rahmen seiner Denklogik, sofern man sie als wahr akzeptiert - auch wirklich scheinbar einen Sinn ergeben, eine in der Praxis funktionierende Lösung findet man mit seiner Hilfe vermutlich nicht.

Der zentrale Fehler Dahlkes liegt in der unausgesprochenen Prämisse seiner Annahme, daß Übergewicht ein psychisches Problem sei. Aus dieser Sicht kann jeder, der "normal" ißt, von vornherein kein Übergewicht bekommen. Im Umkehrschluß folgert er daraus natürlich, daß ein Mensch mit Übergewicht also in irgendeiner Form unnormal essen müsse. Die ersten knapp hundert Seiten seines Buches befaßten sich deshalb mit den vom Autor vermuteten Gründen für dieses unnormale Essen, und sofern man seine Prämisse akzeptiert, könnte man über sie tatsächlich mal nachdenken. Da ich seine Prämisse aber für falsch halte, brauche ich damit gar nicht erst anzufangen.

Falls das Buch in der zweiten Hälfte vielleicht doch noch einmal auf andere Dinge wechselt und sie interessant sein sollten, versehe ich diesen Beitrag mit einem Update.

Es gab noch ein paar andere Widersprüchlichkeiten, die mich in der ersten Hälfte des Buches irritierten. So greift er in einem Kapitel das Normal- und das Idealgewicht auf, stellt beides ganz nebenbei auch durchaus in Frage und verblüfft anschließend aber damit, daß er den Normalgewichtigen vorrechnet, wie viele Kalorien zuviel auch ihr (noch) nicht übergewichtiger Körper aufweist, also mehr Energie aufgenommen hat, als er für das physische Überleben benötigt, und das, während in armen Ländern Menschen hungern müssen. (Daß die WHO mittlerweile anfängt, der "guten alten Zeit" nachzutrauern, in der in armen Ländern die Menschen noch einfach verhungert sind, statt wie jetzt ebenfalls massenhaft Übergewicht und Diabetes mit sämtlichen damit verbundenen Folgeerkrankungen zu bekommen, konnte er bei Erscheinen des Buches natürlich noch nicht vorausahnen. Trotzdem berührt es mich sehr unangenehm, daß er hier ganz nebenbei seinen vermutlich schon vorher mit ihrem Gewicht unglücklichen, scham- und schuldgefühlbeladenen Lesern nun auch noch eine Schuld am Hunger in der Welt anlastet.) Ausweislich anderer Kapitel ist er aber überhaupt nicht der Meinung, daß das sogenannte Idealgewicht wirklich für jeden ideal ist, wie kommt er dann also auf dieses schmale Brett?

Da paßt also nicht alles, was er schreibt, wirklich zusammen, und vermutlich müßte ich einige seiner anderen Werke lesen, um sein Weltbild besser zu verstehen, und möglicherweise könnte ich dann die nicht zusammenpassenden Teile dieses speziellen Buchs wenigstens halbwegs vernünftig in dieses Weltbild einordnen. Das werde ich allerdings nicht tun, weil es sich offensichtlich nicht lohnt. Dahlke vertritt neben Thesen, die nur ein wenig abseits des Mainstreams liegen, auch noch ein paar eindeutig durchgeknallte, so gehört er offenbar auch zu den Vertretern der "Lichtnahrungs"-Theorie, und auch zu Corona hat er sich in einem relativ frühen Stadium der Epidemie, zu einem Zeitpunkt, als niemand, der seriös argumentierte, schon irgendetwas mit hinreichender Sicherheit als eindeutig feststehend behaupten wollte, mit halsbrecherischen Thesen an die Öffentlichkeit gewandt. 

Das Ulkige daran ist, daß ich trotz des letzten Halbsatzes eine seiner Empfehlungen für einen Schutz gegen Corona, nämlich Fasten, für vermutlich wirklich wirksam halte. Denn da Diabetiker ein erhöhtes Risiko auf einen schweren Corona-Verlauf haben, ist natürlich jede Maßnahme, die die Insulinausschüttung drosselt, eine, die einen schweren Corona-Verlauf weniger wahrscheinlich macht. Dasselbe würde allerdings auch eine in der Regel relativ und zuweilen hochgradig fleischlastige Low-Carb-Ernährung bewirken, und Fleischgenuß ist für Dahlke wiederum des Teufels. Noch weniger zu Dahlkes Ansatz, der dem Augenschein nach Bestandteil eines geschlossenen esoterischen Weltbilds ist, paßt es, daß (aus noch unklaren Gründen) auch Raucher weniger Corona-gefährdet als Nichtraucher oder Ex-Raucher sind.

Dennoch hat natürlich jeder einzelne Faktor, der in ausreichender Deutlichkeit häufiger oder seltener bei schweren Corona-Verläufen vorkommt, irgendeinen mit einer Ursachen-Wirkungs-Beziehung versehbaren Grund, und zwar keinen esoterischen oder psychologischen, sondern einen handfesten physischen. Einen, den die "schulmedizinischen" Wissenschaftler herausbekommen könnten, wenn Sie sich nur ausreichend lange und intensiv damit befassen würden, was sie allerdings nur dann mit auffallendem Eifer machen, wenn die erhoffte Erklärung direkt unter der sprichwörtlichen Watzlawickschen Straßenlaterne gesucht werden kann. Vor allem die Sache mit dem Rauchen scheint die Wissenschaft im Fall von Corona nachhaltig verstört zu haben, das traut sich meinem Eindruck nach niemand auch nur mit der Feuerzange anzufassen. Vermutlich hat man Angst davor, es könnten nun manche Nichtraucher das Rauchen anfangen bzw. im Fall von Ex-Rauchern wieder anfangen, wenn das bekannt würde. Offenbar will man die Leute lieber jetzt gleich an Corona als vielleicht später am Rauchen sterben sehen. Logisch ist das nicht. Normalerweise gilt es als erstrebenswert, einen früheren Tod durch einen späteren ersetzen zu können, und daß jeder vermiedene frühere Tod dann eben bedeutet, daß diese Person später und an irgendetwas anderem stirbt, sollte man als Allgemeinwissen voraussetzen können. Warum das speziell bei Corona und speziell im Falle der Raucher dann wieder nicht gelten soll, läßt sich nur als irrationales Element innerhalb der sich für rational haltenden Wissenschaft erklären.

Angesichts dessen könnte ich eigentlich viel Verständnis für Wissenschaftskritik aufbringen, aber die von Dahlke überschneidet sich mit meiner nur in Randbereichen, obwohl ich in seinem Buch Sätze gelesen habe, die auch ich hätte geschrieben haben können.

Für den Moment, also nach ungefähr der Hälfte, ist es ein Buch, das ich zwar fertiglesen, aber dann mit einem Achselzucken zur Seite legen und vermutlich schnell vergessen werde, weil es mir nichts erklärt, das mich bei der Abnahme vielleicht noch ein bißchen unterstützen könnte. Ich bestehe darauf, daß ich nie an einem gestörten Eßverhalten gelitten habe, obwohl ich bis zu Beginn des Intervallfastens ständig zugenommen habe. Das beweist sich daraus, daß sich mein Eßverhalten nicht verändert hat, ich nun aber seit Beginn des Intervallfastens, nämlich seit dreieinhalb Jahren, abnehme. Was für mich interessant wäre, ist ein Hebel, der meine schleichend langsamer werdende Gewichtsabnahme wieder beschleunigen könnte. In Dahlkes Theorie kann ein Fall wie meiner aber gar nicht passiert sein. Was ich benötigen würde, wäre ein Hebel, der auf physiologischen Mechanismen basiert, nicht auf irgendwelchem Esoterik-Geschwurbel.

Trotzdem würde ich anderen nicht pauschal davon abraten, dieses Buch zu lesen. Jeder, der sich jahrzehntelang mit Diäten herumgequält hat, hat daraus nahezu zwangsläufig ja einen psychischen Knacks und womöglich sogar wirklich eine behandlungsbedürftige Eßstörung davongetragen. Ich will nicht ausschließen, daß in solchen Fällen dieses Buch vielleicht einer konventionellen Therapie beim Ernährungsberater vorzuziehen sein und die Lektüre eine Weichenstellung im Kopf auslösen könnte, die zur Selbstheilung führt. Wie das, nachdem ich an Dahlke so ziemlich alles außer seinem Schreibstil kritisiert habe? Nun, der Vorzug, den ich dem Buch von Dahlke im Vergleich zum freundlichen Ernährungsberater gleich um die Ecke trotz allem noch gebe, ist, daß kein noch so verzweifelter Leser dieses Buches noch tiefer in Verzweiflung gestürzt wird, als er vorher schon war. Beim Ernährungsberater kann einem so etwas unter Umständen schon passieren. Dahlkes Buch vermittelt (zumindest in der ersten Hälfte) immerhin eines: Du bist kein Versager, weil du dick bist, es gibt Gründe dafür, deren Kontrolle sich dir ganz einfach entzieht. Voraussetzung dafür, daß dieses Buch hilfreich wirkt, anstatt alles nur noch schlimmer zu machen, wäre aber, daß einem von vornherein klar ist, daß Übergewicht kein primär psychisches Problem ist und die eigentliche Lösung an körperlichen Vorgängen ansetzt, auch wenn die Erfolglosigkeit aller Bemühungen natürlich auch aufs Gemüt schlägt und zu einem Kopfproblem werden kann.

"Gewichtsprobleme" erschien ursprünglich 1989, bei Amazon fand ich eine Neuauflage von 1998, aber interessanterweise dominieren unter Rüdiger Dahlkes Büchern zum Thema Ernährung und/oder Abnehmen Bücher über Fasten (wobei das aber mehr in Richtung Heilfasten zu gehen scheint), über vegane Ernährung sowie verblüffenderweise ebenso über Keto, das näher betrachtet, ebenfalls in Form veganer Ernährung umgesetzt werden solle. Die dahinterstehende Theorie, mit der Dahlke das alles unter einen Hut bringt, werde ich wohl nie erfahren, es sei denn, ich finde mal einen ganzen Schwung seiner Bücher in einer dieser "Zu verschenken"-Bücherkisten, die man dieses Jahr ständig und überall sieht.

Falls es jemanden interessiert: Am Abend des vierten Fastentags suggerierte mir das plötzlich wiedererwachende kulinarische Kopfkino (das bis dahin die ganzen vier Tage lang inaktiv gewesen war) mein heutiges Abendessen: einen Auflauf aus Kartoffeln (die ich diesmal vorab schälen, in Scheiben schneiden, kurz blanchieren und dann in der Pfanne anbraten werde, bevor sie in die Auflaufform kommen), Rosenkohl, Lammbratwurst aus der Dose und hartgekochten Eiern.

Das versprochene Update, nachdem ich Dahlkes Buch fertiggelesen habe:

Weitgehend entsprach die zweite Hälfte des Buches meinen Erwartungen nach der Lektüre der ersten Hälfte. Die vom Autor angebotene Lösung besteht darin, das vermeintlich am Übergewicht schuldige Kopfproblem zu lösen. Dafür stellt er kostenpflichtige Hilfsmittel bereit, seinerzeit waren das Meditations-Audiokassetten. Ich riskiere mal die Behauptung, daß von den Lesern, die von diesen Angeboten Gebrauch gemacht haben, nur die üblichen maximal 5 Prozent profitieren konnten, wie sie auch mit Diäten erfolgreich sind, aber bestimmt hat Dahlke, der ja noch weitere Meditationskassetten verkaufte, ein auskömmliches Einkommen daraus erzielen können.

Nach der von Dahlke angewandten Logik müßte Übergewicht etwas im Großen und Ganzen Statisches sein. Nach seiner Darstellung hat der Mensch nämlich ein unbewußtes Muster seines Sollgewichts, das er trotz aller Diätanstrengungen immer wieder erreicht. An so ein Sollgewicht, wodurch verursacht auch immer, hatte ich Ende der achtziger Jahre auch geglaubt, aber im Lauf der darauffolgenden zwei Jahrzehnte konnte ich mich davon überzeugen, daß es nicht stimmte. Ich habe nie ein fixes Gewicht erreicht und dann gehalten, wie es laut Dahlkes Buch problemlos möglich sei, sondern nahm schleichend immer weiter zu. (Verglichen mit meinen späteren immer stärkeren Zunahmen, als ich ein so hohes Gewicht erreicht hatte, daß es mich störte und ich ihm entgegenwirken wollte, war diese Zunahme aber noch ziemlich harmlos.)

An einer anderen Stelle des Buches schreibt er dann aber wieder, daß der Energieverbrauch des Menschen sein Maximum im Alter von zehn Jahren erreicht und danach sinkt. Mit siebzig Jahren, schreibt er, betrage er nur noch 70 Prozent dessen eines Zehnjährigen. Wer "aufgrund der früh erworbenen Muster" dennoch weiter dieselben Mengen esse, nehme deshalb zu. Dies steht zum einen im Widerspruch zu seiner Haupt-These, zum anderen könnte es nur eine linear gleichmäßige schleichende Zunahme erklären. Ebenso erklärt es nicht, warum eine bewußte Reduktion der Energiezufuhr um exakt die Kalorienmenge, mit der die Zunahme gleichgesetzt werden kann, dann nicht zu einer ebenso kontinuierlichen schleichenden Abnahme führt.

Da stehen also wieder zwei einander widersprechende Grundannahmen einander gegenüber, ohne daß auch nur der Versuch gemacht wird, sie irgendwie miteinander in Einklang zu bringen, und mit der vom einzelnen Leser erfahr- und erlebbaren Realität haben beide ohnehin nichts zu tun. Das besonders Ärgerliche daran ist, daß jeder Einwand aus dieser Richtung von Dahlke natürlich genauso problemlos wie von jedem konventionellen Ernährungsberater abgebügelt werden kann. Denn für beide ist ein Versagen der von ihnen favorisierten Strategie natürlich ausschließlich auf das Verhalten der Person zurückzuführen: Würde sie die Sache so machen wie vorgeschrieben, dann müßte das mit dem Abnehmen klappen. 

 
Ich kann nur jedem dazu raten, keine solchen Mutmaßungen von einem vermeintlichen Fachmann, egal ob medizinisch, esoterisch oder sonstwie angehaucht, zu akzeptieren, bevor er einem mindestens ein halbes Dutzend ehemalige Patienten vorweisen kann, bei denen die betreffende Methode tatsächlich über mehrere Jahre hinweg so funktioniert hat wie behauptet.

Interessanterweise blitzen immer wieder Erkenntnisschnipsel zu den körpereigenen Mechanismen auf, denen ich durchaus zustimmen kann, etwa über die physische Wirkung des Fastens, allerdings verfällt der Autor dann immer in einen schwurbelig-mystischen Ton über die Weisheit des Körpers und dergleichen und scheint sich nicht einmal zu fragen, welche biologischen Mechanismen dahinterstehen. Herzlich gelacht habe ich dann über die Behauptung, häufige kurze Fastenperioden seien eher dazu geeignet, Gewicht zuzulegen, während man zur Gewichtsabnahme ein oder maximal zwei längere Fastenzeiten pro Jahr einlegen solle. - Der seinerzeitige Bundeskanzler Helmut Kohl glaubte das offenbar auch, jedenfalls ging er einmal im Jahr zum Heilfasten, und sein Körperumfang schwoll dabei immer weiter an. 



 

 



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