Sonntag, 2. August 2020

Von der Fettleber zur Wespentaille

Mein Gewicht heute früh: 98,1 Kilogramm. Das ist okay, zumal nach einer eher unbefriedigend verlaufenen Woche, in der ich - man möchte es gar nicht aussprechen - zweimal über die 100 gelangt war. Das lag wohl an einer Kombination aus Blähungen der Kategorie "oberfies" und angeschwollenen Knöcheln, und ich war ziemlich erleichtert, als das, was mein Gedärm so blubbern ließ, sich am Freitag endlich verabschiedete und meine Waage gestern, nachdem ich die Woche bereits als "alles doof" abgeschrieben hatte, mit 97,1 Kilogramm ebenfalls ein Versöhnungszeichen gab. Nachdem es letzte Nacht erst verdammt warm war und gegen Morgen glücklicherweise deutlich abgekühlt hatte, ging das Gewicht auch nicht mehr dermaßen stark nach oben, wie das am Dienstag und am Donnerstag der Fall gewesen war.

Trotzdem muß ich mich darauf einstellen, daß ich in den nächsten Wochen wohl doch noch das eine oder andere Mal die 100 Kilogramm überschreiten könnte. Ich habe nämlich umdisponiert und werde mich in den nächsten vier Wochen auf zwei Fastentage pro Woche beschränken, weil mein Mann jetzt drei Wochen Urlaub hat und danach wieder mit Frühschicht anfängt. Gleichzeitig stehen ein paar Treffen mit Freundinnen an, um die ich auch irgendwie "herumfasten" muß. Mit mehr als zwei Fastentagen pro Woche wird mir das einfach zu kompliziert.

In der ersten Spätschichtwoche meines Mannes, also von morgen an gerechnet in vier Wochen, ist dann wieder ein viertägiges Fastenintervall fällig.

Mit dieser Entscheidung habe ich ziemlich gehadert, bevor ich mich schließlich doch noch zu ihr durchgerungen habe. Aber am Ende siegte die Einsicht, daß ich ja schließlich das mit dem Fasten deshalb mache, um nebenbei auch noch "ein Leben" zu haben und das Fasten diesem Leben flexibel anpassen zu können. Außerdem hob es meine Laune, als ich entdeckte, daß mein Brustumfang jetzt bei 112 Zentimetern liegt und mein Unterbrustumfang - den ich bislang nie gemessen hatte - bei 99. Ich hatte nämlich seit ein paar Tagen das Gefühl, daß meine Rippen irgendwie "tiefer gerutscht" seien. Da mein Brustumfang geschrumpft ist, trog dieses Gefühl offenbar nicht. Das dürfte eine Folge des viertägigen Fastenintervalls sein, ich hatte bei mehrtägigem Fasten ja schon wiederholt den Eindruck, daß die Wirkung vor allem am Oberkörper auftritt.

Letzten Herbst sprach mein Hausarzt davon, daß ich eine Fettleber hätte, was ich schon damals angezweifelt habe, da man ja davon ausgehen kann, daß die Reserven in der Leber so ziemlich das erste ist, was verbraucht wird, wenn man fastet, also kann ich nach über zwei Jahren Fasten kaum noch eine Fettleber gehabt haben. Aber natürlich war mir klar, daß ich noch jede Menge Viszeralfett haben mußte, also Fett im Bauchraum um die Organe herum, und natürlich auch um die Leber herum. Ich nehme an, das war die Grundlage seiner Diagnose, und ich nehme an, sie war falsch; er ging von seinen Erfahrungswerten aus, nach denen eine Fettleber mit so viel Viszeralfett einfach ohne einen vernünftigen Zweifel zu erwarten sein mußte. Weil ich aber Wichtigeres hatte, worüber ich mit ihm noch zu streiten hatte, sagte ich bloß "Ja, ja" und ließ die Sache auf sich beruhen.

Zu jener Zeit wog ich ca. 104 Kilogramm - also nicht einmal so wahnsinnig viel mehr als jetzt -, hatte aber einen Brustumfang von 122 Zentimetern. Im Moment bin ich bei 98 Kilo und 112 Zentimetern. Da hat sich wahrscheinlich auch um die Leber herum einiges getan. Seit meiner Gallen-OP bin ich nicht mehr bei meinem Hausarzt gewesen, weil mir nie etwas gefehlt hat, aber ich bin guten Mutes, daß ich von ihm das mit der Fettleber das nächste Mal nicht wieder hören werde



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Wenn ich nach diesem Bild hier gehe, sitzt das Viszeralfett typischerweise eher unterhalb der Rippen. Der Körperform nach stellt das Bild allerdings einen Mann dar, für den der "Bierbauch" die klassische Ausprägung von Übergewicht ist. Bei Frauen ist das bekanntlich anders, aber neben dem als typisch geltenden Fett an den Hüften gibt es noch eine zweite meiner Meinung nach typische Ausprägung von Übergewicht, nämlich für Frauen nach den Wechseljahren.

Das ist schon eigenartig, denn eigentlich ist das eine Sache, die auch Ärzten bekannt sein müßte, aber erwähnt wird sie fast nirgends, nicht einmal bei Dr. Fung: Daß die Gewichtszunahme vieler Frauen nach den Wechseljahren sich häufig auf den Oberkörper verlagert und nicht in einem "Bierbauch" wie bei Männern, sondern in einem allgemein wuchtiger wirkenden Oberkörper resultiert, ist etwas, das sogar mir, wenn auch ziemlich vage, schon vor zwanzig oder dreißig Jahren bewußt war und mir am meisten dann auffiel, wenn es zuvor schlanken Frauen passierte. Meine Ex-Schwiegermutter hatte so eine Figur: Dünne Arme und Beine an ein wahres Faß von einem Rumpf montiert.

Aber auch bei Frauen, die ansonsten nicht explizit dünn  sind, ist das typisch, und zwar nicht erst seit der Erfindung des Fast Foods, sondern schon immer:
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Königin Victoria (1819-1901)


Katharina die Große (1729-1796)


Liselotte von der Pfalz (1652-1722)
(Quellen der Abbildungen: Wikipedia)


Ich vermute, bei diesen Frauen - und vermutlich auch bei mir - wurden die inneren Organe - Herz, Leber, Nieren, Magen - vom Fett im Bauchraum nach oben geschoben und das drückte die Rippen auseinander. Weil ich mir nicht ganz sicher war, welche Organe außerder Lunge sich normalerweise hinter der Rippen befinden, habe ich mal recherchiert und bin auf ein eindrucksvolles animiertes Modell gestoßen, auf dem man ganz gut erkennt, daß die Rippen der Form nach an die Lunge angepaßt sind, nicht erkennbar ist das Herz, das sich ebenfalls in diesem "Schutzkäfig" befindet. Leber, Nieren, Magen etc. befinden sich direkt unterhalb.

Daß die Rippen bei mir "tiefer sacken", müßte dann im Umkehrschluß bedeuten, daß die Organe wieder weiter in den Bauchraum herunterrutschen, weil sie in weniger Fett eingebettet sind. Das ist eine rundum gute Sache, der Haken dabei besteht allerdings darin, daß sich nun unterhalb der Rippen den Bauch wieder etwas stärker vorwölbt, womit ich wahrscheinlich keinem Arzt der Welt ein verringertes Gesundheitsrisiko plausibel machen könnte, weil ja der Bauchumfang das ist, was inzwischen als relevanter Faktor gilt, während der Brustumfang gar nicht beachtet wird.

Nun ja. Früher oder später wird der Bauch auch noch verschwinden, allerdings wird er mich vermutlich noch mindestens über die nächsten 10 Kilo Abnahme hinweg begleiten. Vielleicht erweist sich meine Gesundheit ja als so robust, daß ich bis dahin keinen Arzt mehr benötige und mir damit alle etwaigen Belehrungen über das Gesundheitsrisiko meines Bauchumfangs (109 cm) spare, bis kein Medizinmann der Welt mehr eines fehldiagnostizieren kann. Ich frage mich außerdem, mit welchem Brustumfang ich wohl enden werde, also welcher für mich "anatomisch normal" ist, so daß ich mit weniger nicht mehr zu rechnen brauche. Spätestens dann müßte der Bauch auch optisch weniger werden, wenn nichts mehr unterhalb der Rippen herausgequetscht wird.

Obwohl mir diese Abnahme im Bauchraum eigentlich wichtiger ist, hat mich die Entdeckung, daß auch an den Oberschenkeln seit meinem viertägigen Fastenintervall eine deutlich spürbare Veränderung geschehen ist, fast noch mehr gefreut, als ich sie bemerkt habe, nämlich auf der Treppe nach dem Einkaufen. Irgendwie krieg ich die Füße in den letzten Tagen nämlich viel höher als zuvor, der ganze Bewegungsablauf des Treppensteigens hat sich deshalb verändert.

Die Richtung stimmt also weiterhin, dessen bin ich mir sicher genug, um jetzt vier Wochen lang ein bißchen langsamer zu tun mit dem Fasten. Allerdings nicht sicher genug, um eine Fastenpause einzulegen - Ostern war mir da eine Warnung. Nächste Woche sind meine Fastentage der Montag und der Donnerstag.

Wir frühstücken jetzt wieder ziemlich oft auf dem Balkon, und seit etwa drei Wochen leisten uns dabei endlich wieder die Wespen Gesellschaft. Wir haben sie wie alte Freunde begrüßt. Ich sag ja immer, das sind alle meine Patenkinder und werden wahrscheinlich alle von vornherein auf den Namen Perditax getauft, weil sie alle mit meiner Wurst großgezogen werden sind.

Meine Liebe zu den Wespen habe ich erst vor drei Jahren entdeckt, vorher war ich genauso wespenfeindlich wie jeder andere auch. Aber eine erste Ahnung, daß man Wespen mögen kann, habe ich schon vor Jahren einmal bei einem Ausflug bekommen. Wir hatten ein leckeres Picknick gehabt, unter anderem mit Hackfleischbällchen. Von denen waren nach dem Essen ein paar Bröckchen auf dem Tisch liegengeblieben, und wir verfolgten ziemlich fasziniert, wie eine Wespe sie in für sie tragbare Teile zerlegte und abtransportierte. Manche dieser "tragbaren Teile" waren für Wespenverhältnisse riesig, und es sah urkomisch aus, sie mit solchen Teilen beim Abflug zu beobachten - ihre Flugbahn hatte nach dem Abheben immer eine ziemliche Delle nach unten, bevor es ihr gelang, die Flughöhe zu halten. Wir haben uns glänzend dabei unterhalten, ihr beim Arbeiten zuzuschauen.

So etwas ähnliches ist uns dann 2017 wieder passiert, als wir beim Abendessen auf dem Balkon waren und es zufälligerweise Fleischküchle gab. Dort haben wir nur eine ziemlich kleinen Tisch, und wir konnten uns der Wespen zunächst kaum erwehren. Bis wir uns daran erinnerten, daß uns damals bei diesem Ausflug aufgefallen war, wie zielgenau die Wespe immer wieder exakt die Stelle am Tisch angeflogen hatte, wo die Hackfleischbrösel gelegen waren. Also nahm ich ein Hackfleischbröckchen und plazierte es in der Mitte des Tisches. Und wahrhaftig, nun konnten wir in Ruhe fertigessen, weil die Wespen sich rasch darauf konzentrierten, diesen "Hackfleischberg" abzubauen, von dem niemand sie verscheuchte. Obwohl unsere Teller nur ein paar Zentimeter entfernt waren, interessierten sie sich auf einmal nicht mehr für deren Inhalt.

Das war unser Aha-Erlebnis.

Ich stelle seitdem "unseren" Wespen auf einer Ablage zum Einhängen am Geländer immer ein Schälchen mit Wurst- und eines mit Obstresten hin ... nur kleine Mengen natürlich, und ich wechsle sie regelmäßig alle ein, zwei Tage aus. Diese Futterstationen fliegen sie direkt an, und für das, was wir so auf dem Tisch haben, interessieren sie sich dann nicht mehr. Dabei kann man erkennen, wann sie arbeiten und wann sie gerade frei haben: Wenn sie sich vor allem für die Wurst interessieren, sind sie "im Dienst"; so wie Jungvögel benötigten die Wespenlarven Proteine. Wenn sie sich selbst stärken wollen, ist Obst das Richtige. Und dabei mögen sie das, was bei mir ohnehin übrigbleibt: Die Apfelschalen vom Apfelkuchen ebenso wie das abgeschnittene Teil mit der matschigen Stelle von einem Pfirsich. Wenn schon was Angefaultes dabei ist, macht das nichts (sie halten sich an das, was sie für gut befinden), nur Schimmel ist für sie ein klares No-go.

Ein einziges Mal habe ich ihnen Honig hingestellt, weil mein Mann das für noch besser hielt. Das haben wir kein zweites Mal versucht, denn davon wurden sie aggressiv, es war das einzige Mal, daß wir ein ungemütliches Abendessen auf dem Balkon hatten.

Angeblich soll dasselbe auch bei Zuckerwasser passieren, aber ausprobiert habe ich das nie. Ich halte mich an Obstreste, da fällt ohnehin immer etwas an, das andernfalls im Abfall landen würde.

Gestern zum Beispiel habe ich eine Biskuitrolle mit Zwetschgen-Mascarpone-Creme gemacht und die Zwetschgensteine, an denen noch Fruchtfleisch-Reste klebten, hinausgestellt, darauf haben sie sich förmlich gestürzt. Ich glaube, mein spektakulärster Erfolg bislang waren Weintrauben. Ein paar waren schon überreif, die habe ich abgeklaubt und den Wespen hingestellt. Wir haben mindestens ein Dutzend Wespen gezählt, alle fröhlich an ihrem Extra-Tischchen zugange, während wir auf demselben Balkon nicht minder fröhlich unser Abendessen zu uns genommen haben. So friedlich können Menschen und Wespen mit ein bißchen gutem Willen koexistieren!

Manchmal passiert es aber doch, daß eine Wespe lästig wird, das ist dann vermutlich eine "Fremdwespe" aus einem anderen Nest, die sich bei uns noch nicht auskennt. Wenn es gar zu nervig wird, nutze ich meine elektrische Fliegenklatsche, aber meistens schalte ich sie dabei nicht an.

 Mückenschläger: PEARL Elektrische Fliegenklatsche mit Akku, ladbar per USB, orange/schwarz


Einmal habe ich nämlich eine Wespe mit einer vollen Breitseite erwischt, als ich den An-Knopf gerade gedrückt hielt. Sie fiel zu Boden wie ein Stein, streckte die Beine in die Luft und rührte sich nicht mehr. Mein Mann und ich starrten betroffen zu ihr herunter. "Ist sie tot?", fragte ich beklommen. Als dann nach ein, zwei Minuten ihre Lebensgeister wieder zurückkehrten, sie sich aufrappelte und, noch ein bißchen in Schlangenlinien, ihrer Wege flog, atmeten wir beide auf. So merkte ich, daß wir uns für unsere Wespen mittlerweile auch verantwortlich fühlen. Es hätte mir unheimlich leidgetan, wenn der Elektroschock sie getötet hätte, und so drücke ich meistens den Knopf von vornherein nicht, sondern verwende den Schläger nur, um sie in hohem Bogen nach draußen zu schleudern; das sollte eine Wespe ja abkönnen. Wespenfallen, mit denen man die Wespen tötet, kämen mir nicht mehr ins Haus.

Wenn ich morgens zum Blumengießen auf den Balkon gehe, werfe ich immer auch einen Blick auf die Wespenfutterstation und begrüße meine dortigen Essensgäste mit "Na, ihr Nagetiere?", weil das immer auf eine rührende Weise so geschäftig aussieht, wie sie, oft ein halbes Dutzend gleichzeitig, an einer Scheibe Wurst herumnagen. Dabei sieht man verblüffend schnell die Ergebnisse ihrer Arbeit. Je nachdem, wie viele Wespen unterwegs sind, hat so eine Scheibe Wurst innerhalb von einer halben Stunde schon eindrucksvoll große Löcher.

Es ist manchmal gar nicht so einfach, diese Futterschälchen auszutauschen, weil das, was für mich längst vertrocknet und ungenießbar aussieht, immer noch Wespen anzieht. Am einfachsten ist es, den Austausch vorzunehmen, wenn es regnet oder wenn es schon dunkel ist. 

Auf den Gedanken, mal etwas über "meine" Wespen zu schreiben, brachte mich übrigens ein Artikel in der FAZ. Irgendwann einmal muß ich mich über diese Tiere einmal tiefgehender informieren. Ein paar Bücher dazu gibt es, besonders interessant sieht dieses hier aus:





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