Samstag, 22. August 2020

Der Balkon als Imbißbude

Mein Gewicht heute morgen nach dem zweiten Fastentag der Woche: 98,3 Kilogramm. Nächste Woche arbeitet mein Mann wieder und beginnt mit einer Woche Frühschicht, dann faste ich die vierten Woche nur zweimal in der Woche, und in der Spätschichtwoche, die darauf folgt, gibt es für mich wieder das Vier-Tage-Fastenintervall und für meinen Mann drei Fastentage im Wechsel mit Eßtagen. Wir freuen uns schon beide darauf, jedenfalls auf die Ergebnisse. Meinem Mann spannt nämlich die Hose nach seinem Urlaub wieder. Bei mir ist das Gewicht - Wasserschwankungen ausgeklammert - weder nach oben noch nach unten gegangen, allerdings fand ich mich, wie schon zuvor vermutete, tatsächlich mehrere Male wieder als ÜHU wieder. Das soll sich im September ändern. Ich bin entschlossen, im nächsten Monat noch ein zweites viertägiges Fastenintervall einzulegen, da ich im August keines hatte, damit ich die Hundert endlich wirklich nur noch von weitem sehen muß. 

Im Oktober habe ich dagegen nur ein viertägiges Fastenintervall, und zwar in der zweiten Monatshälfte, geplant. Aber weil der Oktober bekanntlich jedes Jahr der Monat ist, in dem ich auf einmal wieder zunehme, egal, was ich mache, werde ich das natürlich sehr genau beobachten und falls erforderlich kurzfristig vielleicht doch noch einmal umdisponieren. Dieses Jahr will ich herausfinden, ob ich das mit strategisch eingesetzten häufigeren mehrtägigen Fastenintervallen vielleicht doch ganz verhindern kann, aber dafür habe ich einstweilen den November eingeplant. Normalerweise erfolgt der Oktober-Gewichtsanstieg nämlich erst in der zweiten Oktoberhälfte.

Mit dem Verlauf des Sommers bin ich an sich ganz zufrieden, obwohl es natürlich immer noch besser hätte verlaufen können. Zwei Tage Fasten pro Woche führt bei mir zwar, wie ich in meiner Zwischenbilanz festhalten kann, zu einer Gewichtsstagnation, aber nicht zu einer Zunahme. Davon war ich zwar auch ausgegangen, aber trotzdem weiß man es ja erst wirklich, wenn man es ausprobiert hat, und bevor man das verifziert hat, bekommt man zuweilen allerhand ungute Gefühle, so dämlich das eigentlich auch ist.

Was mir besonders gut gefiel, war das Modell Dienstag fasten - Mittwoch/Donnerstag essen - Freitag fasten - Samstag bis Montag essen, das ich wegen Verabredungen und deshalb Verschiebungen von Fastentagen zweimal hatte. Ich glaube, das werde ich künftig öfter anwenden, ich bin mir nämlich auch nicht sicher, ob es wirkungsvoller wäre, als Dienstag und Donnerstag zu fasten. 

Die Überlegung dabei ist: Ich könnte mir vorstellen, daß alles, was man zu regelmäßig macht, den Stoffwechsel dazu bringt, sich anzupassen, was natürlich die Wirkung des Fastens verringert. Damit wäre es kontraproduktiv, allzu häufig und nach einem zu gleichbleibenden Rhythmus zu fasten. Mir gibt es etwa zu denken, daß vier Fastentage am Stück sich als so viel wirksamer erwiesen haben als vier Fastentage, die nach zwei Tagen von einem Eßtag unterbrochen werden (beides zwischen Wochen, in denen ich meinem normalen Fastenrhythmus folgte), und daß es außerdem nicht besonders viel gebracht hat, in den "normalen" Fastenwochen immer drei Tage lang zu fasten. Möglicherweise war das also schon zu viel und/oder zu viel Regelmäßigkeit. Aber wie ich an meinen drei "Schmalspur"-Wochen gesehen habe, hat es andererseits auch nicht dazu geführt, daß ich plötzlich wieder zunehme, wenn ich weniger als drei Tage die Woche faste. Das ist ja auch schon mal was.

Drei Wochen lang Dienstag und Freitag fasten und in der vierten vier Tage am Stück könnte sich deshalb als genau das Richtige erweisen, und es hätte den Vorteil, daß sich vor jedem meiner Fastenintervalle mein Wasserhaushalt ausreichend regeneriert, um mir ein halbwegs realistisches Vorher-Gewicht zu zeigen. In meinem alten Fastenrhythmus war das immer nur am ersten Fastentag der Woche, also im Wechsel Montag oder Dienstag, der Fall.

Was mir gerade durch den Kopf geht: Eigentlich hatte ich am Fasten besonders angenehm gefunden, daß ich nicht viel darüber nachdenken mußte, und jetzt denke ich doch dauernd darüber nach, weil es nach drei Jahren offenbar längst nicht mehr so effektiv ist wie vorher und ich herausfinden will, wie es in dieser Phase die beste Wirkung zeigt. Das ist Pionierarbeit, also komme ich um das Nachdenken nicht herum. Nirgends finde ich dazu irgendwelche brauchbaren Informationen, sogar Dr. Fung schweigt sich dazu meistens aus, nur ganz nebenbei fällt in neueren Interviews ab und zu eine Bemerkung, die man so deuten kann, daß seine Patienten nach den anfänglichen Erfolgen wohl ungefähr dasselbe erleben, und ein bißchen ärgere ich mich darüber, daß man dazu nicht ein bißchen mehr erfährt. Wobei bei mir natürlich die Besonderheit besteht, daß ich mich ausschließlich auf das Fasten beschränken und keine anderen Methoden anwenden will, auch wenn es deshalb länger als nötig dauert, was bei Dr. Fungs Patienten eher untypisch ist. Im Bereich Bewegung gibt es bei mir in letzter Zeit wirklich nur noch die Alltagsbewegung, was sich aber dramatischer anhört als es ist, weil ich kein Auto habe und deshalb ohnehin viel zu Fuß unterwegs bin, wenn ich Erledigungen habe. Das ist natürlich schon ein Unterschied zu Patienten, die neben dem Fasten natürlich auch Ernährungsempfehlungen (die in Richtung Low Carb gehen) und Bewegung empfohlen bekommen.

Heute gab es bei uns zum Frühstück (wie immer am Wochenende um 12 Uhr) ein selbstgebackenes Fladenbrot, dazu Wurst und Käse aus der Markthalle, und anschließend ein Stück von einer Schoko-Biskuitrolle mit Eier-Mascarponecreme und Reineclauden und Birnen - sehr lecker. Die Wespen, habe ich dabei festgestellt, ziehen Birnen den Mirabellen und Reineclauden vor; als ich nach dem Kuchenbacken die Birnenschalen und -kerngehäuse rausgestellt habe, sind sie ohne Zögern zu den Birnen übergelaufen und haben den Rest keines Blickes mehr gewürdigt. Vielleicht liegt das daran, daß im Hof, bei einem der Nachbarhäuser einen Birnbaum steht, so daß der Birnengeschmack ihnen einfach besonders vertraut ist. Wir hatten heute unheimlich viele Wespen da, vielleicht waren sie nach dem Regenwetter besonders hungrig.

Heute war ein Teil der Wespen auch wieder sehr gierig nach Proteinen, für die sie sich gestern gar nicht interessiert hatten; da sind wohl seit letzter Nacht Larven geschlüpft, die gefüttert werden müssen. Ich habe ihnen ein Stück Schinken heruntergesäbelt, an dem waren zeitweise ein halbes Dutzend Wespen gleichzeitig zugange. Darunter war eine, die irgendwie anders aussah, ein wenig größer und von nicht ganz so schlanker Körperform. Die fiel mir auch deshalb auf, weil sie so rücksichtslos war. Alle anderen suchten sich nach dem Anflug immer ein Plätzchen, das frei war, und fingen an, sich ein Stückchen vom Schinken abzunagen. Diese hier plumpste aber regelmäßig den anderen auf den Kopf oder Hinterleib und drängelte sich anschließend direkt an die Stelle, wo sie gerade an der Arbeit waren. Interessanterweise ließen sich die anderen davon aber gar nicht stören, und aggressiv wurden weder sie noch die "dickere" Wespe. Ich vermute, das war eine andere Wespenart, ich habe noch mehr von denen gesehen, die ihr ähnelten, allerdings mehr an den Birnen, und ein paar lernten auch meine Rückhand kennen, weil sie sich zunächst auch für unser Frühstück interessierten. Ich werde im Umgang mit dem "Tennisschläger" immer routinierter, nur mein Mann beschwert sich, daß mein Herumgefuchtel damit fast noch schlimmer als das Herumgesurre der Wespen sei. 

Aber nach ein paar Minuten hatten dann alle den Teil des Essens gefunden, von dem sie nicht weggejagt werden, und dann konnten wir in Ruhe frühstücken.

Ich stelle ja regelmäßig auch Wurst oder Schinken für die Wespen raus, und dabei ist mir etwas Merkwürdiges aufgefallen: Manchmal ist das morgens, wenn ich zum Blumengießen auf den Balkon gehe, einfach weg - also komplett weg. Wenn die Wespen alles aufgegessen haben, hinterlassen sie so komische kleine Kügelchen - wir sagen immer dazu "Wespenscheiße", aber keine Ahnung, was das wirklich ist. Aber anscheinend gibt es noch einen weiteren Fan von meinem Essen, und ich vermute, er trägt ein Federkleid, und wenn der sich bedient hat, ist das Schälchen ratzekahl und ohne irgendwelche Rückstände leer. Gesehen habe ich diesen Futtergast allerdings noch nicht, aber ich weiß, daß er neuerdings regelmäßig meinen Balkon inspiziert, denn heute habe ich dreimal Schinken nachfüllen müssen, weil er immer wieder geklaut worden ist. Ich bin deshalb am Überlegen, ob ich mir nicht eine Wildkamera kaufen soll, um den Dieb zu überführen. Vorsichtshalber habe ich nach dem Abendessen das Schälchen mit dem Schinken wieder in die Küche gebracht und stelle es erst morgen früh wieder raus.

Hauptverdächtig sind natürlich die Elstern, aber in Frage kämen auch Krähen - wir haben ziemlich viele in der Nähe -, und möglich wäre sogar der Specht, den wir in letzter Zeit öfter hören können und vor ein paar Tagen auch zum ersten Mal gesehen haben. Ein Grünspecht der Färbung nach, aber merkwürdig klein.

Das ist schon ulkig. In früheren Jahren habe ich mich so bemüht, die Meisen und Spatzen und Amseln in der Gegend für eine Futterstelle auf meinem Balkon zu begeistern, und sie haben ihn immer links liegen gelassen. Jetzt auf einmal könnte ich offenbar eine Imbißbude aufmachen für alles, was da kreucht und fleucht.


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