Dienstag, 28. April 2020

Ist Joggen das neue Rauchen?

Mein Gewicht heute morgen: 101,1 Kilogramm, also am ersten Tag schon mal 2,5 Kilogramm runter. Da zeichnet sich gerade eine Wiederkehr meines flatterhaften Uhus morgen früh ab, und übermorgen bin ich dann auch wieder in meinem vertrauten Bereich zwischen 98 und 99 Kilogramm. Anschließend esse ich allerdings vier Tage lang, und wenn ich Pech habe, stehe ich dann nächsten Montag schon wieder bei 103, das habe ich jetzt ja oft genug erlebt. Aber wirklich spannend wird es ja erst in den nächsten drei Wochen.

Heute habe ich das Problem, daß ich einerseits krank geworden bin (Nebenhöhlen und Mandeln), andererseits aber noch mindestens bis 18 Uhr die Stellung hier halten muß, und da bietet es sich an, einen weiteren Blogartikel nachzuschieben, statt auf andere Art die Zeit totzuschlagen. Zum Glück habe ich keine Arbeit, die dringend ist, zu erledigen, denn dafür fühle ich mich nicht fit genug. Drei Stunden noch, dann werde ich ins Bett wanken, und morgen ist dann hoffentlich wieder alles gut.

Die Mandeln sind von klein auf einer meiner gesundheitlichen Schwachpunkte gewesen. Hätte ich eine Strichliste geführt, wie oft ich beim Arzt schon gehört habe: "Die sehen ja furchtbar aus" oder "Vielleicht müßten die mal raus", käme sicherlich eine ordentliche Zahl zusammen. Als Kind hatte ich gefühlt alle paar Monate Mandelentzündungen, aber im Erwachsenenalter kam das nur noch ganz sporadisch, und nur noch ganz selten komme ich dabei an den Punkt, daß ich einen Arzt benötige. Auch gestern und heute habe ich etliche Male meine Wunderwaffe Kochsalzlösung zur Anwendung gebracht, und im Vergleich zu gestern fühle ich mich heute schon erheblich besser. Morgen sollte ich wieder fit sein, auch wenn ich heute doch noch ein bißchen matschig bin und um 18 Uhr meinen Bauchladen zuklappen und zu Bett gehen werde.

Kochsalzlösung gurgeln und die Nase damit spülen funktioniert deshalb, weil es die Menge an Krankheitserregern verringert, indem ein großer Teil von ihnen ausgeschwemmt wird. Ich traue mich kaum, es zuzugeben, aber ich verwende dafür schon, seit ich denken kann, eine Gebäckspritze (mit der ich natürlich dann nicht mehr backe) bzw. neuerdings eine noch besser für solche Zwecke zu handhabende kleine Garnierspritze wie die aus der Abbildung.
Die habe ich bei Pepco in Tschechien gekauft, ich glaube, umgerechnet habe ich vielleicht um einen Euro herum dafür hingelegt. Das funktioniert besser als alle teuren Gerätschaften, die für Nasenspülungen angeboten werden, vor allem kann ich den Wasserdruck damit gut nach meinen Bedürfnissen dosieren und  die Spritze ist so dicht, daß ich sie einfach in den Topf mit dem Salzwasser halten und hochziehen kann, ohne daß die Hälfte herausläuft.

Mit den Nebenhöhlen hatte ich dagegen auch als Erwachsene viele Jahre lang ständig Probleme, bin ich einmal bei einem neuen Hals-Nasen-Ohren-Arzt gewesen ist, der einmal einen Blick in die Nase hineingeworfen hat und dabei erstaunt feststellte: "Ihre Nasenscheidewand hat die Form eines Schürhakens. Möchten Sie die nicht operieren lassen?" Ich mochte. Und seitdem habe ich, wie andere Leute auch, nur noch ein bis zwei Erkältungen pro Jahr, anstatt einmal im Monat eine Erkältung mit vereiterten Nebenhöhlen durchzumachen. Das ist jetzt ungefähr zwanzig Jahre her, und ich bin immer noch begeistert darüber, wie viel mehr Lebensqualität so eine operierte Nasenscheidewand hin oder her bedeuten kann.

Corona ist bei dem, was ich habe, nicht im Spiel, aber mir fiel heute zu Corona wieder etwas auf, das mir seitdem durch den Kopf geht. Ein kurioser Aspekt der Corona-Epidemie ist nämlich, daß das Verhalten, das für sozial akzeptabel gehalten wird, sich so verändert hat. Einmal abgesehen von der neuen Normalität der Gesichtsmasken: Ich nehme an, weder das obligatorische Umarmen und Küsschen zur Begrüßung werden wir als "Normalbegrüßung" unter Freunden so schnell wiedersehen noch das Händeschütteln als distanziertere Begrüßungsform (das ich nicht vermissen werde, weil ich es eh noch nie leiden konnte).

Was neuerdings aber auch jedenfalls in manchen Ländern der Ächtung anheimzufallen droht, ist das Joggen:

I cannot go out for a run, my preferred form or exercise – this was banned among increasing social and social-media pressure to do so. A friend who lives alone in Milan, and is also a runner, told me that people had started yelling insults at her from their balconies even before the ban came into place; more worrying still, news reports are emerging of attacks on joggers around the world.


Joggen ist dann wohl auf einmal das neue Rauchen?

Vom Rauchen dagegen wurde festgestellt, daß es sogar vor Corona schützt. Das ist kein Witz, obwohl es wie einer klingt und spontan nicht plausibel scheint, denn müßte Rauchen nicht gerade bei einer Krankheit, die Atemwege und Lunge angreift, negativ wirken? Aber das ist nicht der Fall. Mittlerweile existieren dazu Studien bzw. Datenmaterial aus China, den USA, Frankreich und sogar Deutschland, und überall waren Raucher sehr viel seltener als Nichtraucher unter den Corona-Patienten vertreten. Die Gründe dafür sind unklar, aber natürlich käme kein Arzt und schon gar keine Gesundheitsbehörde auf den Gedanken, nun das Rauchen zu empfehlen. 

Dafür wird jetzt daran geforscht, ob Nikotinpflaster vielleicht ebenfalls diese Schutzwirkung haben ... was dazu führte, daß mindestens in Frankreich Nikotinpflaster auf einmal das neue Klopapier waren. Ob die Franzosen, die ja ohnehin große Raucher vor dem Herrn sind, nun auch mehr rauchen oder Macron wenigstens in Erwägung zieht, die vor einiger Zeit angekündigten Tabaksteuererhöhungen nun doch nicht umzusetzen, weiß ich nicht. Jedenfalls hat sich in Bezug auf Corona erwiesen, daß das, was vorher gut war, jetzt schlecht ist, und umgekehrt.


Leider gilt das aber nicht auch für Adipositas; es wird allgemein angenommen, daß dies wirklich - wie man zunächst auch für das Rauchen angenommen hatte - ein Risikofaktor für Covid-19 ist. Wobei ich vermute, es ist weniger das Körpergewicht, das dabei zum Problem wird, sondern eher der entgleiste Stoffwechsel. Ich muß aber zugeben, ich habe mich in diesen Teil der Thematik noch nicht selbst eingefuchst, und das sollte ich, bevor ich das glauben darf, denn für UK gab es ja diese Datenauswertung, die von allen einschlägigen Twitter-Low-Carb-Fans mit Triumphgeheul weiterverbreitet wurde, bei der der Anteil der Übergewichtigen zwar hoch war, aber, nach Altersgruppen betrachtet, schlicht dem britischen Bevölkerungsanteil entsprach.

Ich bin in dieser Frage, um ehrlich zu sein, voreingenommen, denn ich vermute wirklich, daß es trotz des Rohrkrepierers aus England so sein könnte, daß ein entgleister Stoffwechsel für das Virus günstige Bedingungen schafft. Aber genau deshalb sollte ich mich erst einmal vergewissern, ob die Daten wirklich das ausdrücken, was allgemein behauptet wird.

Nur, dafür sollte ich doch erst wieder ein bißchen klarer im Kopf geworden sein. Also muß ich das vertagen, bis ich wieder genesen bin.









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