Mittwoch, 8. April 2020

Ein Jahr ohne Flohmärkte?

Mein Gewicht heute früh: 98,6 Kilogramm. Na, also. So sieht das doch gleich viel besser aus. Ein bißchen wurmt es mich ja immer noch, daß es mir bislang nicht gelungen ist, die 97 zu erreichen. Aber andererseits, mein bisheriges Niedrigstgewicht lag bei 98,1 Kilogramm, ich hatte es nach einem dreitägigen Fastenintervall erreicht, und hätte ich heute an meine zwei Fastentage jetzt noch einen dritten gehängt, wäre ich morgen in jedem Fall druntergeblieben. Die Faustregel lautet: Wenn die Abnahme ungewöhnlich hoch ist - und das war sie, als ich 98,1 Kilogramm hatte -, dauert es meistens länger, bis ich das unterbieten kann. Da muß ich leider auch dieses Mal durch.

Tatsächlich habe ich heute morgen sogar kurz mit dem Gedanken gespielt, noch einen weiteren Fastentag anzuhängen. Aber ich mag das meinem Mann in seinen Frühschichtwochen einfach nicht antun, und schon gar nicht so kurzfristig. Ich habe mir schon öfter gedacht, daß ich wahrscheinlich schon längst bei den 73,5 Kilogramm Zielgewicht angekommen wäre, wenn ich Single wäre, weil ich dann öfter mal spontan einen zusätzlichen Fastentag nehmen und wahrscheinlich schon längst aus meiner zweitägigen Fastenwoche auch eine mit drei Tagen gemacht hätte. Die Freiheit, mich nicht völlig von meinem Abnehmzielen absorbieren lassen zu müssen, schätze ich aber andererseits an meinem Fastenmodell. Nebenbei führt man ja immer noch ein Leben, das weitergehen muß und auch darf, und wenn ich das Leben nicht meinem Abnehmziel unterordne, sondern umgekehrt, erlebe ich wahrscheinlich auch keine unangenehmen Überraschungen, wenn ich mein Zielgewicht erreicht habe und in die Haltephase komme.

Also gab es heute für mich keinen dritten Fastentag, sondern zum Frühstück selbstgebackene Brötchen aus einem Teig mit Backpulver, den ich einmal ausprobieren wollte, weil gestern immer noch nirgends Hefe aufzutreiben war, ich langsam an meine letzten Reserven an Trockenhefe gelangt bin, und ich einfach mal wissen wollte, wie solche Brötchen werden. Sagen wir mal so: man kann sie essen. Aber normale Brötchen aus Hefeteig ziehe ich jederzeit vor.

Aber heute erlebte ich beim Einkaufen endlich einmal eine positive Überraschung: Sehe ich da doch wahrhaftig im Supermarkt an der Käse-Bedien-Theke 500-Gramm-Klötze mit frischer Backhefe! Das ist eigentlich zu viel für unseren Zwei-Personen-Haushalt, aber von denen habe ich mir natürlich gleich einen mitnehmen müssen. Daheim habe ich ihn in 20-Gramm-Portionen aufgeteilt und den größten Teil eingefroren; daß das möglich ist, hatte ich zum Glück vor ein paar Tagen irgendwo gelesen. Jetzt bin ich also für mindestens zwei Monate mit Hefe versorgt und hoffe mal, bis ich nun wieder Nachschub brauche, sind alle Versorgungsengpässe Geschichte. Der Engpaß beim Mehl scheint schon jetzt glücklicherweise weitgehend beendet zu sein, und sogar Klopapier fand ich heute, allerdings war es das allerletzte Paket. Dafür war es eine Großpackung, die mir mindestens so lange reichen wird wie die Hefe. Eigentlich hätte ich mit dem Klopapier noch bis nächste Woche warten können, aber wie das halt so ist, wenn man nicht sicher sein kann, daß man den Artikel, den man noch nicht ganz so dringend braucht, dann, wenn es sein müßte, auch bekommen wird: Was ich jetzt gekauft habe, kann mir nächste Woche schon nicht mehr ausgehen.

Inzwischen habe ich mal wieder festgestellt, daß ich beim Einkaufen einen strategischen Artikel vergessen habe, nämlich die Eier. Das fiel mir auf, als ich für den Nachmittagskaffee noch schnell einen (sehr leckeren) Rüblikuchen gebacken habe. So was passiert mir andauernd, und gerade jetzt, wo ich endlich nicht mehr ein Dutzend Läden hintereinander nach Hefe ablaufen muß, ärgert es mich ein bißchen. Aber wir haben einen kleinen Hofladen mit einem Lebensmittelautomaten in der Nähe, in dem ich, wenn ich mich recht erinnere, auch schon Eierschachteln gesehen habe. Vielleicht nutze ich einfach den. Und wenn es dort keine Eier gibt, muß ich halt doch nochmal in den Supermarkt.

Jetzt werde ich erst mal sieben Tage normal essen, und ich mache mich darauf gefaßt, daß ich danach wieder bei 103 oder, gräßlicher Gedanke, vielleicht sogar wieder bei 104 Kilogramm gelandet sein könnte. Aber nach diesen sieben Tagen bis Dienstag nächste Woche folgen dann ja wieder drei Fastentage am Stück, dann bin ich vielleicht zwar wieder nicht bei 97,x, aber jedenfalls wieder bei 98,x Kilogramm.

An der Coronafront gibt es nicht viel Neues, außer daß die Zahlen bei Infektionen wie Todesfällen unerbittlich weiter steigen und wahrscheinlich spätestens zu Ostern die Zahl von 100.000 Todesfällen überschritten wird. Die Skeptiker sind doch um einiges stiller geworden in letzter Zeit, was vermutlich gerade daran liegt, daß die Zahlen weiter steigen und außerdem aus immer mehr der besonders stark betroffenen Ländern die amtlichen Todesfallstatistiken des betreffenden Zeitraums (Februar und/oder März 2020) zeigen, daß die Zahl der (direkt oder indirekt) durch Corona verursachten Toten eher unter- als überschätzt wurde und ein statistischer "Kassensturz" Anfang nächsten Jahres möglicherweise zeigen wird, daß man die offiziellen Zahlen noch verdoppeln muß, weil entsprechend viel mehr Todesfälle im Vergleich zum jeweiligen Vorjahreszeitraum zu verzeichnen waren.

In vielen Ländern wurde bei Todesfällen in Alters- und Pflegeheimen, und das offenbar häufig sogar bei klaren Corona-Anzeichen, nämlich gar kein Test vorgenommen. Das lag möglicherweise daran, daß die Tests so knapp waren, daß man sich darauf beschränken mußte, sie dort einzusetzen, wo es noch um die Frage der richtigen Behandlung ging, was in diesem Fall ja auch ganz vernünftig gewesen wäre.

Ein paar verbliebene Eiferer verweisen immer noch auf Schweden als Beweis dafür, daß es doch auch ohne einen kompletten Shutdown gegangen wäre. Aber ob die schwedische Regierung diesen Kurs weiter durchhalten kann, an dem sie bislang noch festhält, wird sich erst zeigen, wenn in anderen Ländern die Zahl der Todesfälle zurückzugehen beginnt, während sie dort noch weiter ansteigt, denn das wird dann ziemlich sicher passieren. Die entscheidende Frage ist: Wie weit wird sie steigen und wird das ab einem bestimmten Punkt mit einer zusammenbrechenden Krankenversorgung verbunden sein? Mittlerweile ist Schweden ja bei um die 100 Toten am Tag angekommen, und die Zahl der Todesfälle hat sich binnen zwei Wochen von 62 auf 687 mehr als verzehnfacht. Daß in Schweden, gemessen an der Zahl der Bevölkerung, schon jetzt mehr Menschen an Corona sterben als in den benachbarten skandinavischen Ländern, sorgt im Land offenbar für genausoviele Diskussionen wie anderswo der Shutdown. Sollte sich in zwei, drei Wochen herausstellen, daß sich in Schweden, wo wenig getestet wird, unbemerkt und nur mit zwei Wochen Verzögerung genau dasselbe zusammengebraut hat wie in Großbritannien und die Todesfallzahlen dort ähnlich dramatisch in die Höhe schnellen, würde das wohl auch politische Konsequenzen haben.

Da ist es mir eigentlich lieber, was bei uns gemacht wurde, und ich nehme es auch in Kauf, daß wir so schnell wohl nicht zur Normalität zurückkehren werden, um so eine Entwicklung bei uns zu verhindern. Eigentlich würde in wenigen Wochen die Flohmarkt-Saison losgehen, auf die ich mich schon sehr gefreut hatte. Aber im Moment sehe ich kommen, daß solche Veranstaltungen wohl bis auf weiteres nicht stattfinden können, auch wenn andere Teile des Alltags wohl Stück für Stück wieder aufgenommen werden: Die Läden werden bestimmt demnächst wieder öffnen können, die Schulen wohl auch. Aber für unser immer extrem überlaufenes Stadtteilfest Ende Juni sehe ich zum Beispiel ziemlich schwarz. Und Flohmärkte sind auch immer ein ziemliches Gedrängel. Ich fürchte fast, die wird es erst nächstes Jahr wieder geben.

Na ja, da muß ich jetzt wohl durch. Ich kaufe ohnehin immer viel zu viel Zeug. Vielleicht nutze ich dieses Jahr, um mehr wegzuwerfen und für meine Irrsinnskäufe des nächsten Jahres ein bißchen Platz zu schaffen. ;-) 

Für heute abend habe ich zum ersten Mal den Lieferservice eines Restaurants gebucht, das wir schon seit Jahren zwar nicht allzu häufig, aber sehr gerne aufsuchen. Eigentlich hätte ich auch selbst kochen können. Wir möchten aber, daß das Lokal die Schließungszeit übersteht, und zufälligerweise sah ich vor ein paar Tagen, daß die einen Lieferservice anbieten. Klopapier hätte ich dort übrigens auch kaufen können, wenn ich noch Bedarf gehabt hätte. ;-)




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