Samstag, 21. September 2019

Warum ich das EMS-Training (wahrscheinlich) aufgeben werde

Gestern, nach meinem zweiten Fastentag der Woche, hatte ich morgens 101,8 Kilogramm; heute früh waren es 103,1. Alles im erwartbaren Bereich also. Am Montag werde ich wohl wieder mit 104,xy in die neue Fastenwoche gehen, und ich hoffe, mich an deren Ende endlich mal der magischen 99,9 zu nähern.

Nach dem ersten Fastentag dieser Woche, also am Mittwochvormittag, lag mein Gewicht bei 102,4 Kilogramm. Das freute mich, denn am Mittwoch war "Vermessung" beim EMS-Training: Wiegen einschließlich Körperanalyse, diverse Körperumfänge und Blutdruck messen. Bei der letzten Körperanalyse, im Mai, war ich vom Ergebnis ein bißchen enttäuscht gewesen, weil mein Gewicht aus irgendwelchen Gründen ausgerechnet in den Tagen davor nach oben gegangen war. Ich hatte mit einem Gewicht von 108,9 Kilogramm zwar im Vergleich zur letzten davorliegenden Vermessung im Januar abgenommen, aber doch weniger, als es noch in der Woche davor gewesen wäre.

Ich bin also bestens gelaunt ins Studio gelaufen. Daß ich mich ausgerechnet über diese Vermessung so ärgern würde, hätte ich nicht erwartet.

Es lag im Prinzip nicht an den Meßwerten, sondern am Trainer. Eigentlich ist er ein netter junger Mann, und er macht ja nur das, was man ihm beigebracht hat und was alle dort machen. Ich hatte insgesamt vier Vermessungen bei, wenn ich das noch richtig weiß, vier verschiedenen Trainern, und bei allen ging mir dieses übermotivierte Motivationstrainer-Gehabe auf die Nerven, und das Schlimmste ist: Es ist unmöglich, sie dazu zu bringen, diesen Teil der Übung bei mir einfach auszulassen. Ich will von ihnen aber weder wissen, was ich essen noch was ich trinken und schon gar nicht, was für Sport ich treiben soll. Ich will mir auch keine Ziele setzen und diese aktiv anstreben. Ich mache bereits das, was ich für richtig halte.

Wassergymnastik solle ich machen, meinte der Trainer diesmal. Na, ich danke. Das ist ja fast schon beleidigend.

Aber die Meßwerte waren auch so eine Sache. Das fängt schon bei der Waage an. Wenn ich daheim 102,4 Kilogramm wiege, weiß ich schon im Voraus, daß ich auf der Waage im Studio 102,9 Kilogramm wiegen werde. Die Differenz beträgt immer exakt ein halbes Kilo im Vergleich zu meiner Waage daheim, ich habe das - neben den Vermessungsterminen - schon einige Male auch zwischendurch ausprobiert. Im Studio schwören sie, daß ihre Waage das Gewicht korrekt anzeigt, oder vielmehr: daß sie sogar zu wenig anzeigt, weil 500 Gramm als Gewicht der Trainingsbekleidung abgezogen werden. Daheim wiege ich mich immer in Unterwäsche, die dürfte in etwa gleich wiegen wie die Trainingskleidung, also erklärt das die Differenz nicht.

Bei der Waage handelt es sich um kein Billigteil, sondern um eine Tanita BC 418 MA, die über 4000 Euro kostet und allgemein gelobt wird. Trotzdem sehe ich keinen Grund, ihr mehr zu vertrauen als meiner guten alten ungeeichten, aber eichfähigen mechanischen Arztwaage. Solange niemand an den Gewichten herumfeilt, müßte die eigentlich nach wie vor absolut korrekte Ergebnisse anzeigen. Und daß die Gewichtsanzeige von Digitalwaagen mit Vorsicht zu genießen ist, weiß ich spätestens, seit ich mich mit einer herumschlagen mußte, die unterschiedliche Ergebnisse anzeigte, wenn ich zweimal hintereinander auf ihr draufstand.

Über diese 500 Gramm hin oder her streite ich mich schon lange mit niemandem mehr. Dann ergab aber auch die Blutdruckmessung einen Wert, der mich zusammenfahren ließ (155 zu 106 - keine zwei Stunden vorher hatte ich daheim selbst meinen Blutdruck gemessen, und er lag wie fast immer bei ca. 140 zu 90), und als es dann an die Auswertung der Körperanalyse und die Veränderung zur letzten Vermessung ging, konnte ich zu einer ganzen Reihe von Ergebnissen nur sagen: "Das ist absurd."

Absurd fand ich es etwa, daß nach Aussagen des Trainers von den exakt 6 Kilogramm, die ich im Vergleich zur Messung vier Monate vorher verloren hatte, 4,8 Kilogramm Muskelmasse gewesen sein sollten.

So ergab sich das tatsächlich aus der Auswertung, und die teure Profi-Waage muß ja wohl recht haben, oder? Tatsächlich habe ich, als ich daheim alle vier Vermessungsergebnisse durchgesehen habe, festgestellt, daß der Wert diesmal durchaus korrekt sein kann, aber dafür der Vergleichswert der Muskelmasse bei der letzten Vermessung im Mai falsch gewesen sein mußte, denn die Entwicklung meiner Muskelmasse innerhalb von 13 Monaten sah so aus:

August 2018: 57,5
Januar 2019: 55,3
Mai 2019: 59,1
September 2019: 54,3

Im Vergleich dazu die Entwicklung bei der Fettmasse:

August 2018: 54,7
Januar 2019: 54,4
Mai 2019: 46,4
September 2019: 45,7

Auch hier fällt ein Sprung zwischen Januar und Mai auf, der eigentlich nicht korrekt sein kann. Ich werde in diesen vier Monaten kaum wirklich 8 Kilogramm Fettmasse verloren haben, da ich in diesem Zeitraum ja insgesamt nur 3,9 Kilogramm Gewicht verloren hatte.




Daneben KANN es einfach beim besten Willen nicht sein, daß die gesamte fettfreie Masse bei mir 57,2 Kilogramm ausmachen soll und davon 54,3 Kilogramm Muskeln sein sollen, also für die Haut (die 20 % des Körpergewichts ausmacht und mit dem Übergewicht natürlich entsprechend mehr wird) und das Skelett (wiegt bei jemandem meiner Größe mindestens acht Kilogramm) gerade mal 2,9 Kilogramm vorgesehen sind. Bei jemandem mit meinem Gewicht darf man davon ausgehen, daß die fettfreie Masse aus ca. 30 Kilogramm Knochen und Haut und ca. 27 Kilogramm Muskeln besteht ... falls der Meßwert für die fettfreie Masse zutreffend sein sollte.

Wenn ich die Entwicklung zwischen August 2018 und September 2019 betrachte, anstatt Mai und September 2019 zu vergleichen, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, daß ich in diesem Zeítraum 9 Kilogramm Fettmasse und 3,2 Kilogramm Proteine verloren haben. Aber diese Proteine waren kaum in nennenswertem Ausmaß Muskeln. Was ich nämlich eindeutig und mit bloßem Auge wahrnehmbar neben dem Fett verloren habe, ist überschüssige Haut und Bindegewebe.

Im Gegensatz zu so vielen Diäthaltenden, die das Problem mit schlaff herunterhängender Haut, sogenannten Fettschürzen, haben, wenn sie in meiner Größenordnung Gewicht abgenommen haben, und es für mehr oder weniger unvermeidlich halten, profitiere ich beim Fasten davon, daß mein Körper alles, was als überschüssig erkannt wird, verstoffwechselt, weshalb meine Haut ganz brav mitgeschrumpft ist. Bei mir hängt nirgends etwas lose herunter; meine Haut sitzt so fest wie eh und je.

Die Meßwerte am Mittwoch wurden aber nur mit denen vom Mai verglichen, und die Betrachtung der einzelnen Teilergebnisse ergab ein so widersprüchliches Gesamtergebnis, daß ich mit dem Trainer darüber in Streit geraten bin.

Ein weiteres Meßergebnis, vorgenommen manuell mit dem Maßband durch den Trainer, hatte nämlich ergeben, daß ich in den letzten vier Monaten besonders um Brust (6 cm) und Taille (8,5 cm) geschrumpft bin. Mit anderen Worten, der Trainer behauptete allen Ernstes, daß ich innerhalb von vier Monaten 4,8 Kilogramm Muskeln vor allem in dieser Körperregion verloren haben soll. Da dürfte ich jetzt wohl keine Bauchmuskeln mehr haben, und es müßte alles schwabbeliger geworden sein. Das ist es aber nicht. Ich habe noch einen Rest Bauchspeck, aber er ist wahrnehmbar geschrumpft und ich freue mich darauf, mich in den nächsten Monaten Fastentag für Fastentag deutlicher ganz von ihm verabschieden zu können. Ich gehe davon aus, daß mein Schwabbelbäuchlein bis spätestens nächsten Sommer Geschichte sein wird.

Auch das Ergebnis für Viszeralfett, also das Fett, das sich um die inneren Organe abgelagert hat, ist nicht plausibel, und zwar über die gesamte Zeitdauer gesehen nicht. Der Anteil dieses Fetts wird in "Level" angegeben, was genau das heißen soll, hat sich mir auch nach Lektüre der online gefundenen Bedienungsanleitung des Geräts nicht erschlossen. Einer anderen Website des Herstellers war lediglich zu entnehmen, daß Level 1 bis 12 ein niedriges und Level 13 bis 59 ein hohes Gesundheitsrisiko bedeuten sollen, nicht aber, was man sich konkret unter diesen Leveln an Fettmengen vorstellen muß und wie diese durch die Körperanalysewaage ermittelt werden.

12 Kilogramm Viszeralfett, wie der Trainer es mir gegenüber bezeichnete, sind dabei aber offensichtlich nicht gemeint. Merkwürdig ist, daß schon bei der letzten Messung Level 12 angegeben war und bei den beiden Messungen davor Level 14. Da mein Brustumfang und Taillenumfang kontinuierlich geschrumpft sind, bedeutet das aber, daß genau in dem Bereich, in dem sich meine inneren Organe befinden, jedes Mal weniger Substanz um sie herum gewesen sein muß. Muskeln, die an dieser Stelle gleich kiloweise hätten verloren gegangen sein können, wären in diesem Bereich eine anatomische Besonderheit, für die ich mich auf dem Jahrmarkt hätte präsentieren lassen können. Oder vielleicht wenigstens auf einem Anatomen-Kongreß.

Es erwies sich als unmöglich, dem Trainer zu vermitteln, daß die Einzelergebnisse beim besten Willen nicht zueinander paßten und folglich irgendetwas an diesem Gesamtergebnis nicht stimmen konnte, und am Ende gab ich es auf. Was die Sache aber noch schlimmer und mich am Ende richtig sauer machte, war, daß der Chef des Studios glaubte, seinem Mitarbeiter zu Hilfe kommen zu müssen und dann nicht mehr damit aufhören wollte, mich davon überzeugen zu wollen, daß das Ergebnis richtig sei. Das ging auch während des Trainings so weiter, bis ihm dann auf einmal der Gedanke gekommen zu sein scheint, daß es vielleicht doch keine so gute Idee ist, seine Kunden zu verärgern, denn dann fing er auf einmal an, mir merkwürdige Komplimente zu machen, die ich eher ein bißchen peinlich als irgendwas anderes fand, weil ihm der dahinterstehende Gedankengang doch deutlich genug anzusehen war. Aber hätte er es nur damit endlich gut sein lassen! Nachdem ich mein Training beendet hatte, fing er aber auf einmal wieder damit an, auf mich einzureden, warum die Ergebnisse in jedem Fall richtig sein müßten.

Das ärgert mich auch Tage später immer noch so sehr, daß ich darüber nachdenke, mit dem EMS-Training ganz aufzuhören.

Eigentlich komme ich mir ein bißchen albern dabei vor, das ausgerechnet in so einem läppischen Zusammenhang zu machen, es hat was von beleidigter Leberwurst. Aber andererseits ist mir schon länger klar, daß das EMS-Training, das ich einst begonnen habe, weil es angeblich beim Abnehmen helfen sollte (was es aber nicht tat), für mich nicht mehr als ein ziemlich kostspieliges Hobby ohne wirklichen Nutzen ist. Ungefähr 1000 Euro Trainingskosten im Jahr sind schon ein stolzer Preis, wenn man eigentlich gar nicht so genau sagen kann, wozu das alles gut sein soll. Ich gehe nämlich jede Wette ein, daß ich an meiner künftigen Gewichtsabnahme das Wegfallen dieses Trainings nicht merken würde, denn genau dasselbe habe ich schon einmal erlebt, als ich mit der Gymnastik aufgehört habe, die ich zusätzlich zum EMS-Training fast zwei Jahre lang täglich gemacht habe.

Warum ich dann nicht schon längst aufgehört habe? Tja, das habe ich mich schon öfter selbst gefragt. Was sachlich fürs Weitermachen sprach, war eigentlich nur, daß ich das Gefühl hatte, meine vorwiegend sitzende Tätigkeit ein wenig ausgleichen zu müssen, damit mir meine Muskulatur nicht völlig verkümmert. Aber das könnte ich auch auf andere Weise bewirken. Ich habe daheim auch noch eine Vibrationsplatte, die genau denselben Zweck erfüllen würde. Die Wahrheit ist banal: Das eine Training pro Woche habe ich gut in meinen Wochenplan eingefügt und verbinde es mit anderen Erledigungen, zum Beispiel dem Einkauf auf dem Markt. Hinzu kommt, daß ich meine jahrelange Trainingspartnerin und eigentlich auch die Studiomitarbeiter sympathisch finde ... auch wenn ich mich jetzt einmal über sie geärgert habe. Ich bin halt ein Gewohnheitstier, das ist wohl der Hauptgrund, warum ich das schon sieben Jahre lang mache.

Jetzt habe ich mich mal mit meinem Vertrag befaßt und die Frage, ob ich kündigen will oder nicht, auf das Jahresende verschoben, denn vor Anfang März kann ich den Vertrag ohnehin nicht beenden. Falls ich bis dahin den Spaßfaktor wieder wichtig genug finden sollte, um trotz allem, was dagegenspricht, weitermachen zu wollen, mache ich halt doch weiter.

In jedem Fall werde ich aber die Vermessungen künftig bleibenlassen. Ich habe das ohnehin nur deshalb wieder angefangen, weil es mir praktisch schien, daß mir auf diese Weise alle vier Monate ein Dokument erstellt wird, dem die Entwicklung meines Körpergewichts und -umfang entnommen werden kann. Aber was ich von Anfang an daran unangenehm fand, war dieses Motivationstrainer-Getue, das damit verbunden ist. Deshalb habe ich, als ich 2012 mit dem EMS-Training begonnen hatte, die Vermessungen ziemlich schnell abgeschafft, weil mir dieser Teil einfach zu sehr auf die Nerven gegangen ist.

Wieder begonnen habe ich mit den Vermessungen letztes Jahr im August beim Stand von 115,2  Kilogramm (laut deren Waage; eigentlich: 114,7 Kilogramm), weil ich dachte, es sei doch ganz praktisch, die Entwicklung meiner Gewichtsabnahme mit schriftlichen Belegen versehen zu können. Aber dafür sollten sich wohl auch andere Möglichkeiten finden. Vielleicht frage ich meinen Hausarzt, den ich ohnehin noch in Sachen Gallen-OP-Nachklapp aufsuchen muß, ob er das ein oder zwei Mal im Jahr machen könnte, vielleicht in Kombination mit den Blutwerten. Ich würde von ihm auch gerne wissen, wo ich meinen Grundumsatz mittels Atemanalyse ermitteln lassen könnte, denn das würde mich echt mal interessieren, wie weit das von den üblichen auf dem Rechenweg ermittelten Werten abweicht.

Auch mein vermeintlicher Grundumsatz wurde von der Körperanalysewaage ermittelt, und gerade diesem Wert traue ich überhaupt nicht über den Weg:

August 2018:       1885 kcal
Januar 2019:        1819 kcal
Mai 2019:            1908 kcal
September 2019: 1758 kcal

Auch hier wieder dieser merkwürdige Sprung nach oben im Mai, aber das ist natürlich ein Folgefehler, ausgehend von dem eigentlichen falschen Meßwert, wie auch immer der zustande gekommen sein mag.

Ach ja, wegen der Galle: Ich vermisse meine Gallenblase tatsächlich nicht. In der ersten Woche nach der OP merkte ich nach dem Essen noch, daß ich dauernd aufstoßen mußte, aber inzwischen hat sich das gelegt. Ich scheine auch tatsächlich wieder alles zu vertragen.











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