Aber, wie gesagt, ich bereue es nicht und würde es im Gegenteil jederzeit wieder tun. Weintrauben esse ich sonst das ganze Jahr nicht, weil die Discounterware im Vergleich zu denen, die frisch vom Weinberg kommen, ziemlich langweilig schmeckt. Die Zeitspanne ist ziemlich kurz, in der ich solche wirklich besonders guten Weintrauben bekomme. In dieser Hinsicht feiere ich die Feste, wie sie fallen, und zum Teufel mit dem, was mein Verdauungsapparat dazu meint.
Ich lege überhaupt in den letzten Jahren immer mehr Wert darauf, Obst und Gemüse zu kaufen, das gerade Saison hat, und das am liebsten auf dem Wochenmarkt. Erdbeeren oder Zwetschgen gibt es dann, wenn mein Wochenmarkthändler die aus eigenem Anbau hat, Kirschen krieg ich sowieso von meiner Mutter, und die sind so gut, daß ich von gekauften Kirschen, auch wenn sie Saison haben, jedes Mal enttäuscht bin. Bei den Äpfeln schaue ich zur Zeit gerade immer, welche Händler ein paar von den seltener angebotenen Sorten anbieten. Boskop habe ich letzte Woche gekauft, Berlepsch und Gewürzluiken esse ich auch gerne. Einmal hatte mein Händler eine Kiste Äpfel dabei, die lediglich mit "Äpfel aus dem Nachbarsgarten" beschrieben waren, weil er selbst die Sorte nicht sicher sagen konnte. Schade, daß der Nachbar ihm seither keine Äpfel mehr gespendet hat, denn die waren auch gut. Aber die "besonderen Apfelsorten" bekommt man nur bis ca. November, über den Winter muß ich mich dann halt an die massentauglichen Sorten halten. Mandarinen und Orangen kaufe ich nicht mehr so viele wie früher, weil es reine Glückssache ist, da wirklich gute zu erwischen. Massenware schmeckt irgendwie immer ein bißchen langweilig.
Natürlich kann man auch beim Discounter gutes Obst finden, aber gerade bei Äpfeln bin ich doch oft enttäuscht. Die werden wohl mehr nach Aussehen als nach Geschmack angeboten. Am ehesten Glück hat man meiner Erfahrung nach, wenn Äpfel zweiter Wahl angeboten werden.
Aber genug der Abschweifungen, jetzt endlich zu der Sache, über die ich eigentlich schreiben wollte.
Vor kurzem bin ich im Abnehmen.com-Forum auf eine Studie zum Intervallfasten aufmerksam geworden, über die ich dort ein paar Anmerkungen gemacht hatte. Weil das doch den einen oder anderen interessiert hat, interessiert ja vielleicht auch, was ich zu einer anderen Studie herausgefunden habe: Differential
Effects of Alternate-Day Fasting Versus Daily Calorie Restriction on Insulin
Resistance.
Von dieser Studie, in der Intervallfasten bei insulinresistenten
Übergewichtigen mit einer herkömmlichen Diät verglichen wurde, las ich schon vor ein paar Wochen den Abstract, aber der Volltext befand sich hinter einer Bezahlschranke.
Gestern bemerkte ich aber, daß ich mit meiner Bibliotheksleihkarte den Volltext
auch abrufen kann, also habe ich das getan und mir die Studie einmal zu Gemüte geführt. Das brachte mir ein paar interessante Aha-Effekte.
Aus dem Abstract ging nämlich sinngemäß hervor, daß alternate-day
fasting, also Intervallfasten (abgekürzt als ADF), im Vergleich mit einer
kalorienreduzierten Diät (abgekürzt CR für calorie restriction) in einem zwölfmonatigen
Studienzeitraum bei der Gewichtsreduktion gleich erfolgreich gewesen sei. Auffallend
besser seien bei ADF aber die Insulinwerte gewesen, also der Punkt, um den es bei der
Studie letztlich vor allem ging.
Nachdem ich den Volltext gelesen habe, bin ich mit den Schlußfolgerungen der Autoren bezüglich der Gewichtsabnahme nicht einverstanden.
Was aus dem Abstract nicht hervorgegangen war:
- Es ging nicht um einen Diät-/Fastenzeitraum von zwölf Monaten, sondern von sechs Monaten, sowie eine anschließende sechsmonatige Phase, in der das Ziel darin bestand, das Gewicht zu halten.
- Es handelte sich um eine vergleichsweise kleine Gruppe von 53 Teilnehmern (17 ADF, 21 CR, 15 Kontrollgruppe), von denen zehn vorzeitig ausgestiegen waren. In die Studie eingeflossen sind also nur die Ergebnisse von 11 ADF- und 17 CR-Teilnehmern sowie der 15köpfigen Kontrollgruppe, und mehrheitlich handelte es sich um Frauen (ADF: 9 Frauen, 2 Männer; CR: 13 Frauen, 4 Männer, Kontrollgruppe: 11 Frauen, 4 Männer).
- ADF sah nach diesem Studiendesign so aus, daß an Fastentagen eine Mahlzeit gegessen wurde, und zwar um die Mittagszeit (12 bis 14 Uhr). An anderen Tagen wurde normal gegessen. Es handelt sich damit um eine ziemlich ineffiziente Variante des Intervallfastens; näher gelegen hätte es, die eine Mahlzeit entweder auf den Morgen oder auf den Abend zu legen, um eine 24stündige Fastenphase zu erreichen.
Außerdem ist es nicht
korrekt, wenn die Autoren behaupten, daß CR und ADF gleich erfolgreich gewesen
seien, wenn ich nach den Daten im Volltext der Studie gehe. In Wirklichkeit war ADF deutlich erfolgreicher als CR.
Die elf ADF-Teilnehmer
hatten ein durchschnittliches Anfangsgewicht von 95 kg bei durchschnittlicher
Körpergröße von 1,66 m. Die 17 CR-Teilnehmer starteten mit einem Anfangsgewicht
von durchschnittlich 101 kg bei einer Größe von 1,67. Nach 6 Monaten hatten die
ADF-Teilnehmer durchschnittlich etwa 10 Prozent ihres Körpergewichts abgenommen
und wogen nun im Durchschnitt ca. 86 Kilogramm. Die CR-Teilnehmer hatten
durchschnittlich etwa 8 Prozent ihres Ausgangsgewichts verloren und wogen nun durchschnittlich
93 Kilogramm. In der anschließenden sechsmonatigen Gewichtshaltephase nahm die ADF-Gruppe
lediglich 1 kg auf 87 kg zu, während die CR-Gruppe 3 kg auf 96 kg zulegte.
Schade, daß ich die Grafik mit dem Gewichtsverlauf, der monatlich gemessen wurde, hier nicht einfügen kann. In ihr sieht man sehr schön, in welchen Phasen der Studie es bei CR plötzlich viel schlechter lief als bei ADF. Anfangs hatte CR die Nase ein wenig vorn, und bis nach dem dritten Monat waren beide Gruppen ungefähr gleichauf. Die Monate 4 bis 6 sind es gewesen, in denen die Abnahmekurve bei CR deutlich flacher wurde, während sie bei ADF bis zum Monat 7, also sogar bis in die Gewichthaltephase hinein, jeden Monat ungefähr gleich stark nach unten zeigte. Die anschließende Wiederzunahme hatte in den Monaten 8 bis 12 einen ganz ähnlichen Verlauf wie bei CR, aber wegen der längeren Abnahmedauer von einem sehr viel niedrigeren Gewichtsstand aus.
Anfangs lag der Gewichtsunterschied der beiden Gruppen bei
6 Kilogramm Körpergewicht, nach sechs Monaten war der Gewichtsunterschied auf 7
Kilogramm angewachsen und er erhöhte sich nach zwölf Monaten auf 9 kg. Wir
reden hier von 3 Kilogramm, die ADF
der CR-Gruppe nach zwölf Monaten beim Abnahmeerfolg voraus war. Wenn das nicht ausreichen soll, um zwischen zwei Gewichtsreduktionsmodellen ein erfolgreicheres zu benennen, dann weiß ich nicht, wie ein Erfolg nach Meinung der Studienautoren aussehen müßte.
Mein Eindruck, daß die Studienautoren nicht ganz unvoreingenommen an die Sache herangegangen sind, entstand auch aus einer weiteren Merkwürdigkeit in ihrer Argumentation.
Unter einer Reihe von
Einschränkungen der Aussagekraft ihrer Studie merkten die Autoren an, daß die Teilnehmer
der ADF-Gruppe erhebliche Schwierigkeiten damit gehabt hatten, an Fastentagen
die vorgegebene Kalorienmenge einzuhalten, und durchschnittlich etwa die
doppelte Menge der vorgesehenen Energie konsumierten. Aus Sicht der Autoren
stellt dies den Nutzen des Fastens über längere Zeiträume von vornherein in
Frage, und sie schlagen stattdessen vor, lieber an einigen Tagen der Woche die
Energieaufnahme um 1000 Kalorien zu reduzieren.
Diese Schlußfolgerung ist offensichtlich unsinnig. Es läge weitaus näher, daraus den Schluß zu ziehen, daß
die Kaloriengrenze sinnlos ist, da die ADF-Gruppe ja trotz Nichteinhaltens dieser Grenze deutlich erfolgreicher als die CR-Gruppe gewesen war. Besteht also vielleicht ein Zusammenhang zwischen der Weigerung, den Erfolg der ADF-Gruppe ausdrücklich anzuerkennen, und dieser seltsamen Schlußfolgerung, sowie eventuell auch noch - wenn ich mich schon an die Grenze zu einer Verschwörungstheorie wage, dann doch gleich richtig - dem so ineffizient wie möglich ausgestalteten Fastenrhythmus?
Beim Insulinwert immerhin half auch kein argumentativer Salto mortale mehr, da schnitt die CR-Gruppe so offensichtlich am schlechtesten ab (sogar schlechter als die Kontrollgruppe, die ihre Ernährung nicht verändert hatte), daß es sinnlos gewesen wäre, dies abzustreiten: Angefangen hatten ADF- und CR-Gruppe mit ungefähr gleich hohen Werten, aber nach sechs Monaten war der Wert bei der ADF-Gruppe deutlich stärker gesunken als bei der CR-Gruppe. Nach zwölf Monaten ergab sich bei der CR-Gruppe ein Wiederanstieg, der sie nur noch geringfügig unter den Ausgangswert hinaufbrachte. In der ADF-Gruppe war er dagegen nicht etwa gleich geblieben, sondern sogar noch weiter (!) gesunken und hatte sich im Vergleich zum Ausgangswert in etwa halbiert.
Müßte ich aus diesem Ergebnis Schlußfolgerungen ziehen, würden sie ganz anders aussehen als bei den Autoren der Studie:
- ADF hat sich sowohl beim Insulinwert als auch bei der Gewichtsabnahme im Vergleich zu CR jedenfalls bei bedenklichen Insulinwerten als deutlich überlegene Methode erwiesen.
- Die Gewichtsverlaufskurve zeigt allerdings, daß in der Gewichthaltephase zwischen Monat 7 und 12 eine vergleichbare Wiederzunahme wie bei CR erfolgt, wenn sie auch später und nach einem höheren Abnahmeerfolg einsetzt. Daraus wäre zu schlußfolgern, daß nach Fasten als einmaliger Gewichtsreduktionsmaßnahme im Anschluß ebensowenig ein dauerhafter Erfolg zu erwarten ist wie bei CR.
- Die aufgenommene Kalorienmenge hat sich als kein entscheidender Faktor für den Erfolg des Fastens erwiesen.
- Folgestudien sollten a) längere Zeiträume (> 2 Jahre), b) verschiedene Fastenmodelle (16, 24, 36 Stunden pro Fastenintervall) sowie c) diese Fastenmodelle mit und ohne Kalorienrestriktion untersuchen und ihren Erfolg mit dem von CR vergleichen.
- Es wäre sinnvoll, Männer und Frauen dabei getrennt zu untersuchen, da die Abnehmkurven bei den beiden Geschlechtern unterschiedlich verlaufen und die Aussagekraft solcher Studien durch einen kleinen Anteil eines Geschlechts und einen großen des anderen unnötig verzerrt wird.