Dienstag, 23. Dezember 2025

Denken wie ein Mühlenbach, aussehen wie ein Idiot und handeln wie ein Erdbeben

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des letzten Fastentags vor Weihnachten (und des vorletzten im Jahr 2025): 77,4 Kilogramm. Das ist okay, wenn auch nicht superdupertoll, und falls ich ungefähr in diesem Bereich sein sollte, wenn es Mitte Januar in die zweite Low-Carb-Runde geht, will ich's zufrieden sein, obwohl ich vor Beginn der ersten Low-Carb-Runde eigentlich gehofft hatte, bei 75 bis 76,x herauszukommen. Klar ist jedenfalls, daß vier Kilo minus bis zum Zielgewicht doch mehr sind, als in sechs Wochen erreichbar ist. Ich muß mich mit der Tatsache auseinandersetzen, daß sich die Abnahme stärker verlangsamt hat, als mir das in den Kram paßt. Offenbar bin ich so kurz vor dem Ziel also doch noch einmal an den Punkt gelangt, an dem ich mir eine neue Komponente ausdenken muß. 

Ich habe deshalb entschieden, daß ich im Januar ein wenig anders vorgehe als geplant, vielleicht auch mit der Option, einen neuen "Endspurt" doch vermeiden oder, wenn's dafür doch nicht reicht, jedenfalls auf zwei, drei Wochen verkürzen zu können: Von den sechs Wochen Low Carb werde ich die ersten beiden wie immer gestalten, und die folgenden vier Wochen esse ich an Nichtfastentagen in den Frühschichtwochen meines Mannes erst zur Kaffeezeit, wenn er heimkommt, meine erste Mahlzeit. An Wochenenden verändere ich nichts, da essen wir ja sowieso erst um 12 Uhr. Oder mal sehen, vielleicht einige ich mich mit meinem Mann ja auch zur Abwechslung mal auf eine Hauptmahlzeit am frühen Nachmittag. 

Mal sehen, ob mir das die erforderlichen zwei Kilo minus zusätzlich verschaffen wird, aber wenn nicht, schließe ich an LC einen Endspurt an, der so lange dauern wird, bis ich sie weg habe. Ich will jetzt echt endlich mal Vollzug melden können.  

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Der Ministerpräsident von Schleswig-Holstein, Daniel Günther, scheint sich innerparteilich profilieren zu wollen. Das schließe ich daraus, daß er am gleichen Tag nicht nur die Wirtschaftsministerin so scharf angegriffen hat, im Radio hörte ich außerdem von seiner Forderung nach einer Zuckersteuer. Dabei berief er sich auch auf Vorbilder in Mexiko und Großbritannien. Blöd nur, daß beide Länder zwar in der Tat erfolgreich darin gewesen sind, den Zuckerkonsum zu reduzieren, aber dies keinerlei gesundheitliche Vorteile für sie nach sich zog. Das Adipositasproblem bei Kindern insbesondere konnte damit nicht reduziert werden. Es ist schon zwei Jahre her, daß ich die zugehörigen Zahlen für einen Blogartikel recherchiert habe, also dachte ich, es wäre doch interessant, zu erfahren, wie es in UK seitdem weitergegangen ist. Die Antwort kann man hier nachlesen. Spoiler: Sie ist ziemlich trostlos. 

Rational ist das nicht, wenn ein Politiker sich dazu aufschwingt, mit Verweis auf andere Länder eine Maßnahme umsetzen zu wollen, die dort keine erkennbare positive Wirkung hatte. Trostlosigkeit können wir ja auch einfacher haben. Fragt sich nur noch: Ist sich Günther dieser Mißerfolge einfach nicht bewußt oder kommt sein Vorschlag wider besseres Wissen? Am Rand erwähnenswert ist dazu, daß im Moment auch ein Vorschlag einer Expertenkommission vorliegt,  Adipositas neu zu definieren. Das hätte unter den gegebenen Vorzeichen zur Folge, daß bei Start mit der Neudefinition mit einem Hochschnellen der Adipositas-Betroffenen um sage und schreibe 60 Prozent zu rechnen wäre.Und, hurra, es würde eine neue Diagnosekategorie erfunden, die uns irgendwie bekannt vorkommt. Unterteilt würde nämlich in "klinische" und "präklinische" Adipositas. 

Ich glaube keinen Moment daran, daß es sich um einen ehrlichen Versuch handelt, ein Problem, das bislang unlösbar war, jetzt wirklich mal in den Griff zu bekommen. Es wäre zu hoffen, daß dieser Vorschlag recht schnell auf dem Friedhof vergessener Ideen landet, aber wo Gesundheitspolitik gerade eine Pirouette nach der anderen dreht, kann man sich darauf wohl nicht verlassen.Was beide Vorstöße gemeinsam haben, ist, daß mit viel Selbstbewußtsein auf Basis von nie hinterfragten Grundannahmen weitreichende Maßnahmen verlangt werden, die sich unweigerlich als unwirksam im erhofften Sinne erweisen werden, sofern in diesen Grundannahmen ein Fehler steckt. Bekanntlich gehe ich davon aus, daß dies der Fall ist. Außerdem bin ich der Meinung, alleine schon der gesunde Menschenverstand würde es gebieten, eine Herangehensweise, die seit Jahrzehnten nie die Ergebnisse gebracht hat, die sie hätte bringen müssen, kritisch zu hinterfragen. Ich bin es schon so gewöhnt, daß das niemals passiert, daß mich das Lösungsrepertoire der Experten und Gesundheitspolitiker an eine Stubenfliege erinnert, die immer wieder gegen dieselbe Fensterscheibe prallt. Daß Stubenfliegen, Gesundheitspolitiker und Wissenschaftler im einschlägigen Bereich aus Mißerfolgen lernen, damit kann man leider nicht rechnen. Der Stubenfliege kann ich aber immer noch das Fenster aufzumachen. Gegen die dickfellige Lernunfähigkeit von Gesundheitspolitikern und Wissenschaftlern kann ich nichts tun, außer mich entweder heimlich zu ärgern oder mir gelegentlich im Blog Luft darüber zu machen. 

Mir ist schon klar, warum Daniel Günther sich gerade so hyperaktiv aufführt. Er bringt sich offenbar für eine Post-Merz-CDU in Stellung, und dafür versucht er Mittel zu nutzen, die innerparteilich vielleicht nützlich sein könnten. Dafür braucht man erstens ein gewisses Ansehen in der Bevölkerung, das sich alleine schon durch höhere Bekanntheitsgrade bildet, und es schadet auch nichts, gesellschaftliche Gruppierungen wie in vorliegenden Fall diejenigen, in denen sich die Präventions- und Behandlungsindustrie zusammenfindet, auf seiner Seite zu haben. Dabei kommt es Günther aber offenbar nicht in den Sinn, daß er sich in unserem längst scherbenübersäten gesellschaftlichen Porzellanladen möglichst auf Zehenspitzen bewegen müßte, damit das, was noch nicht zerdeppert ist, weiter heil bleibt. Sogar ein Politiker könnte ja langsam mal auf den Gedanken kommen, daß der Liebesentzug der Wähler für das altvertraute Parteienspektum auch eine Reaktion auf die Entnormalisierung ihrer vertrauten Lebensgewohnheiten durch jene Parteien sein könnte, die vor allem in der Gesundheits- und der Umweltpolitik eine Art Lieblingszeitvertreib geworden zu sein scheint. 

Daß jeder dieser Aspekte für sich genommen nur eine Kleinigkeit ist, macht die Sache nicht unriskanter, wenn man dabei ständig auf eine Stelle draufhaut, die von den letzten paar Dutzend Malen immer noch schmerzt. Da kann es sogar schon reichen, wenn eine Stubenfliege immer wieder aggressivem Nachdruck gegen die Stelle mit dem schmerzenden blauen Fleck fliegt. Was die Sache noch bitterer macht, ist, daß es mal wieder lupenreiner gesundheitspolitischer Populismus ist, das übliche "So tun, als ob", der überhaupt nichts bewirken muß, weil er aus ganz anderen Gründen angezettelt wird. Daß Daniel Günther im Ernst glaubt, uns mit solchen Maßnahmen gesünder zu machen, kann er nämlich seiner Großmutter erzählen. 

Die Engländer sind übrigens auch nicht gescheiter. Dort will man jetzt als Reaktion auf die bestürzenden neuen Zahlen über die Entwicklung von Adipositas bei Kindern und Jugendlichen Lösungen nach dem Prinzip "Mehr vom Gleichen". Wer soll diesen Leuten eigentlich noch glauben, daß sie ernsthaft das zugrundeliegende Problem lösen wollen? Entweder es interessiert sie gar nicht oder sie handeln ohne jede Überlegung nach der Ambrose Bierceschen Definition einer Notlage, die es erfordere, daß man "denke wie ein Mühlenbach, aussehe wie ein Idiot und handle wie ein Erdbeben". Irgendwie wundert es mich da nicht, daß Nigel Farages Reform UK anscheinend gute Aussichten hat, die nächsten Wahlen zu gewinnen. Farage war auch maßgeblich daran beteiligt, daß der Brexit seinerzeit eine Mehrheit bekam, nur hieß seine Partei damals noch anders, nämlich UKIP. Ehrlich gesagt, ich weiß nicht einmal, ob seine jetzige Partei dieselbe unter neuem Namen ist oder eine andere. 

Trotzdem habe ich eine Schwäche für Nigel Farage. Er ist einer von ganz wenigen Politikern auf dieser Welt, die sich nach wie vor trauen, vor laufenden Kameras eine Zigarette zu rauchen - vielleicht ist er mittlerweile sogar der einzige, erklärt man Kim Jong-un als Diktator mit Sonderrechten, die er seinen Untertanen nicht zubilligen würde, für eine grundsätzlich andere Kategorie. Das unterscheidet Farage aber auch von anderen rauchenden Rechtspopulisten, etwa Giorgia Meloni oder Marine Le Pen - die achten recht genau darauf, möglichst nicht beim Rauchen fotografiert zu werden. Vermutlich verheimlichen nicht wenige Politiker ihr Rauchen überhaupt, so gut sie können. Das gilt auch ausdrücklich nicht nur für Populisten. Schon Obama hat als Präsident weitergeraucht, nur eben heimlich, nachdem er ja mit viel Tschingerassabum im Wahlkampf über seinen Rauchstopp getönt hatte. 

So etwas läßt mich von einem Moment zum nächsten jeden Respekt auch vor einem Staatsmann verlieren. Da blasen sie sich auf vor lauter angeblicher Wichtigkeit. Und dann müssen sie sich zum Rauchen aufs Klo schleichen. Ich hätte das schon mit 15 für unter meiner Würde gehalten. 

Wie auch immer, das ist der Grund, warum mir Farage trotz allem, was man politisch gegen ihn für Einwände haben könnte, imponiert, denn das ist an ihm auffallend anders. Ich glaube nicht, daß ich ihn wählen würde, wenn er bei uns zur Wahl stünde. Aber mit ihm zusammen ein Bier trinken - ja, ich glaube, das würde ich tatsächlich machen. Mit Daniel Günther täte ich weder das eine noch das andere. Nicht einmal dann, wenn er mir dabei wider Erwarten auch eins vorrauchen würde. Ich sehe die Absicht seiner aktuellen Initiativen und bin darob verstimmt, weil es davon zeugt, daß er auch keine Ideen hat, sondern nur nach den üblichen "low hanging fruits" zu greifen versucht. Bestimmt wird er demnächst auch mit dem kalten Kaffee vom Rauchverbot in Autos oder der Widerspruchslösung bei Organspenden daherkommen. Nichts daran wird irgendetwas in diesem Land zum Positiven verändern. Wir brauchen sogar ein bißchen Glück, damit es nicht im Gegenteil das eine oder andere verschlechtert. 

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Was mir nach dem knappen Jahr Donald Trump als US-Präsident immer wieder durch den Kopf geht: Trumps USA verhält sich in aller Offenheit genauso, wie man es den USA als heimliche finstere Absicht hinter den geheuchelten guten Absichten in allen außenpolitischen Bezügen seit Jahrzehnten wieder und wieder unterstellt hat. Ich vermisse in den letzten Monaten zunehmend Aufschreie über die USA auf unseren Straßen, die wenigstens halb so laut und empört sind wie diejenigen, die ich in der Vergangenheit mitbekommen habe. Wo sind die Demonstranten mit dem Slogan "Kein Blut für Öl!" eigentlich jetzt, da es um das Öl von Venezuela geht? Wer protestiert auf unseren Straßen dagegen, daß Dänemark von den USA mit der Annexion Grönlands bedroht wird? All das muß sich niemand aus irgendwelchen obskuren Indizien zusammenreimen, die Amis machen das in aller Offenheit. Nur, auf einmal interessiert das anscheinend niemanden mehr. 

Die US-Politik hatte bessere und schlechtere Phasen, aber sie waren nie nur edel und gut und nie nur brutal und/oder heimtückisch, sondern immer eine Mischung aus beidem. Bis zur Amtsübernahme Trumps zu seiner zweiten Amtszeit, denn ab da wurden die schlimmsten Vorurteile gegen die USA ständig durch die Praxis mindestens bestätigt, oft auch überboten. Gemessen daran finde ich die Stille unter den üblichen US-Kritikern ohrenbetäubend. Finden wir uns damit ab: US-Kritik war wesentlich populärer, als man sie noch mit  Verschwörungstheorien begründen mußte. 

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Endlich haben wir Zeit gefunden, eine erste größere Bestellung bei den Jagdpächtern eines Reviers im näheren Umland zu tätigen. Wir haben 4,2 Kilogramm Fleisch (Keule, Rücken und Gulasch von Reh und Wildschwein, tiefgekühlt), 1 knappes Kilogramm Bratwürste (tiefgekühlt), 1,5 Kilogramm Räucherwürste (vier verschiedene Sorten), einen kleinen geräucherten Wildschweinschinken und drei Dosen Wurst frei Haus geliefert bekommen. Wir wollen die angebotene Palette mal komplett durchprobieren, um entscheiden zu können, wovon wir künftig schwerpunktmäßig bestellen.  

Am Samstagabend haben wir die klassischen Bratwürste zusammen mit Ofenkartoffeln probiert und sie waren ausgezeichnet. Auf die zweite Sorte mit Bärlauch, die es an Heiligabend mit Kartoffelsalat gibt, sind wir schon gespannt. Wenn der Urlaub meines Mannes zu Ende ist, werden wir nämlich eine größere Bestellung für Würste aufgeben (einer der Gründe, warum wir die Gefriertruhe jetzt gekauft haben), denn mein Mann kauft bislang immer die Bauernwürste von Aldi für seine Spätschichten, wenn wir nicht zusammen zu Abend essen. Ich bin davon nicht sonderlich begeistert, also möchte ich gerne etwas Besseres als diesen Discounter-Kram ständig im Haus haben. Mit dem Fleisch werden wir länger auskommen. Das Rehgulasch gibt es zu Weihnachten, wenn wir Familienbesuch bekommen. Der Rest wird den einen oder anderen Sonntagsbraten für uns ergeben. 

Was mir an diesem Lieferanten besonders gefällt, ist, daß die Tiere, von denen das Fleisch kommt, nicht mit einer speziellen Fütterung für die kommerzielle Verwertung optimiert werden, sondern das fressen, was ihnen am besten schmeckt, und daß sie außerdem in einem Umkreis von zehn Kilometern von unserem Wohnort gelebt haben. Außerdem werden die Würste ebenfalls im unmittelbaren Umkreis des Orts hergestellt, und der Jäger selbst wirkt dabei mir - sein Großvater war Metzger und er selbst hat Fachkenntnisse und natürlich auch die Verbindungen im Metzgerhandwerk. Außerdem finde ich es in vieler Hinsicht vernünftig, möglichst viele Arten von Lebensmitteln, die wir kaufen, aus lokaler bis regionaler Herstellung bekommen zu können. Je näher, desto besser. Tatsächlich sind das mittlerweile eine ganze Menge, neben Obst und Gemüse, Kartoffeln und Eiern, Honig und Milch sowie Crème fraiche kaufen wir auch Mehl aus einer Mühle im Nachbarort und Wurst bei einem Metzger aus der näheren Umgebung, der in erreichbarer Nähe auf einem Wochenmarkt erreichbar ist. Fleisch beziehe ich auch nur noch zum Teil im Discounter.  

Aber das Allerwichtigste für uns ist und bleibt: Wir wollen Lebensmittel essen, die wirklich schmecken. Es ist uns dabei egal, ob sie billig oder teuer sind und ob sie als gesund oder ungesund gelten. 

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Und beinahe hätte ich es noch vergessen: Frohe Weihnachten allen Lesern dieses Blogs.  :-)

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