Mittwoch, 26. Februar 2025

Unser kleines gallisches Dorf

Mein Gewicht heute früh nach dem ersten von zwei nicht zusammenhängenden Fastentagen diese Woche sowie nach einem Montag, in dem ich in allen Arten von Kohlenhydraten geschwelgt habe (und kein Gramm davon bereue): 74,8 Kilogramm. Gestern früh war es deshalb auf 76,6  hochgeschossen. Ungefähr das Gewicht, das ich Anfang April gerne hätte - ob das klappen wird, wenn ich schon nach einem einzigen Tag so weit hochgebounct bin? Nun ja, wir werden es ja sehen, wo ich nach dem einen dreitägige Fastenintervall nächste Woche stehen werde, das ich für den Monat März geplant habe. Die Ausschläge davor nehme ich noch nicht ganz so ernst.

Obwohl Nichtwähler, mache ich mir auch meine Gedanken zum Wahlergebnis der Bundestagswahl.

Die gute Nachricht lautet: Der nächste Bundeskanzler heißt nicht Olaf Scholz. Die schlechte Nachricht lautet: Er wird Friedrich Merz heißen, und das ist auch nicht viel besser. Mit welchen Partnern Merz regieren wird, ist noch nicht in trockenen Tüchern, höchstwahrscheinlich wird es aber die SPD. Daß die FDP nicht dazu zählen wird, ist eine gute Nachricht. Noch besser gefällt mir, daß Christian Lindner sich nach seinem politischen Amoklauf und dem anschließenden Zerschellen seiner Partei an der Fünfprozenthürde aus der Politik zurückziehen will. Dazu fällt mir darüber hinaus nur noch eines ein: Gute Reise. 

Das Abschneiden der SPD ist verdient schlecht, allerdings bin ich versucht zu sagen: noch längst nicht schlecht genug. Solange sie sich bei ihren Stammwählern nicht für Schröders Verrat entschuldigt hat, ist es längst nicht ausreichend, daß sie sich bemüht hat, dessen praktische Auswirkungen wieder zu beseitigen. 

Die Grünen sind nicht mehr Regierungspartei. Es gab Zeiten, in denen hätte ich darüber frohlockt, aber inzwischen zucke ich nur noch die Achseln, weil es irgendwie keinen großen Unterschied mehr macht. Kurioserweise war außerdem einer von zwei Regierungsmitgliedern der Ampelkoalition, die mir angenehm auffielen, ausgerechnet Robert Habeck. (Der zweite war Boris Pistorius.)

Eine weitere gute Nachricht lautet, daß auch die Rinderwahn-Partei sehr knapp an der Fünfprozenthürde gescheitert ist. Auf den Rückzug dieser gräßlichen Sahra Wagenknecht ins Privatleben, was noch eine gute Nachricht gewesen wäre, müssen wir einstweilen allerdings noch warten. Damit verbunden ist aber noch eine gute Nachricht, nämlich daß der Exodus der Bekloppten innerhalb der Linkspartei in die Arme des galoppierenden Rinderwahns die Linkspartei endlich einigermaßen wählbar gemacht hat. In einem Land, in dem sich die Links/Rechts/Mitte-Parteien aus meiner Jugend nun allesamt in derselben Mitte zusammendrängeln und solche Mühe haben, sich voneinander als unterschiedlich erkennbar zu machen, daß sie ständig irgendwelche Marginalien zu Riesenaufregern aufzublasen genötigt sind, ist es eine gute Nachricht, daß wir nun endlich wieder über eine demokratisch akzeptable Partei mit linken Inhalten verfügen, die die Rolle einnehmen könnte, die früher mal die SPD hatte. Sobald wir den Punkt mal erreicht haben, daß man von der Partei rechts von der CSU dasselbe sagen kann, müßten CDUCSUSPDFDPGrüne fusionieren und die Parteienlandschaft wäre links, rechts und mittig wieder solide aufgestellt. Allerdings kann das noch dauern, bis die AfD - oder eine noch zu gründende andere Partei - diesen Punkt erreichen wird. Bei der Linkspartei, ehemals PDS, noch früher SED, hat es ja auch mehr als drei Jahrzehnte gedauert, bis sie wählbar wurde. 

Wählen werde ich die Linkspartei deswegen aber noch lange nicht, obwohl ich mich von Haus aus und bis zum Schröder-Schock immer im sozialdemokratischen Sinne als links betrachtet habe. Mittlerweile kann ich mich auf der politischen Landkarte aber in keiner weltanschaulichen Richtung mehr wiederfinden. Das liegt womöglich daran, daß Weltanschauungen immer zu irgendwelchen Lebenslügen tendieren und die Teile der Realität ausblenden, die im Widerspruch zu dem stehen, wie sie die Welt gerne haben wollen. Mit so was kann ich mich mit zunehmendem Alter immer weniger anfreunden.

Welche weiteren guten und schlechten Nachrichten sich aus der nun wahrscheinlichsten Regierungskonstellation, nämlich einer Koalition aus CDU und SPD, ergeben werden, kann man nur abwarten. Die wichtigste schlechte Nachricht betrifft aber das große Ganze, denn keiner Partei ist die politische Größe zuzutrauen, nun endlich einmal das Staatswohl als dem Wohl ihrer jeweiligen Partei für übergeordnet zu halten. Und das wäre in Zeiten, in denen der Demokratie ihre Befürwörter am linken und rechten Rand immer schneller wegbröckeln, das, was wir am allerdringendsten brauchen würden. Die Wahl, in der ich das einer der Parteien wieder zutrauen kann, wäre die erste Wahl seit 2017, in der ich meine Stimme wieder abgeben werde. Ich kann versichern, daß ich von dieser Möglichkeit viel lieber Gebrauch machen würde als von einem Erfordernis, deshalb zu wählen, weil andernfalls eine Regierung von Antidemokraten droht. Aber der künftigen Koalition traue ich diese Erkenntnis genausowenig zu wie der scheidenden Ampelkoalition. Sie taugt allenfalls für ein vorläufiges Resümee: Es hätte noch schlimmer kommen können. 

Sicherlich ist es bei jemandem mit so negativer Einstellung zum heutigen politischen Landschaft keine Überraschung, daß ich eher grämlich reagierte, als ich am Tag vor der vorgezogenen Bundestagswahl vor der Bäckerei einen Wahlstand, noch dazu ausgerechnet einen der Grünen, vorfand, an dem mich die aufgesetzt muntere Wahlkämpferin, die ihn besetzte, partout nicht vorbeilassen wollte, ohne mir einen Flyer aufzunötigen. Ich muß es mir wirklich dringend angewöhnen, beim Anblick von Ständen dieser Art, ob von einer politischen Partei oder Greenpeace oder meinetwegen einem Waschmittelproduzenten, unbedingt die Straßenseite zu wechseln. Vor allem, wenn ich es eilig habe. Abgewehrt habe ich den Flyer am Ende doch noch, indem ich mich bemühte, schneller zu laufen, und hinter mich rief, ohne mich umzudrehen, daß sie es vergessen solle, da ich ihre Partei sowieso nicht wählen würde. 

Aber die lästige Grünin bin ich auf diese Weise nicht losgeworden. Sie rief mir erst zwei oder dreimal weiter hinterher, und als ich mich nicht umdrehte, sondern meinen Schritt nur noch einmal beschleunigte, rante sie mir sogar noch nach. "Ich habe gesehen, daß Sie rauchen", sprudelte sie heraus, ohne sich daran zu stören, was ich für ein Gesicht dazu machte, "und da wollte ich Ihnen etwas geben." Sie streckte mir auffordernd ein kleines rundes Döschen, einen Taschenaschenbecher, entgegen, und konnte es gar nicht fassen, als ich sie daraufhin spontan anfauchte, ich hätte von jemandem wie ihr keine pädagogischen Maßnahmen nötig, vielen Dank. Dabei zog ich meinen Schlüsselbund heraus, an dem ich schon seit fast zwanzig Jahren einen Taschenascher hängen habe. Und zwar kein bescheuertes Billig-Werbegeschenk, das einem die Asche bei Nutzung immer gleichmäßig in der Jackentasche verteilt - eines der Dinge, von denen werbegeschenkverteilende Nichtraucher  natürlich keine Ahnung haben -, sondern eine solide Konstruktion, in die erstens was reingeht und die zweitens richtig dicht ist. 

Diesen Ascher verwende ich auch immer, wenn ich im Freien eine Kippe zu entsorgen habe. Das ist angewandte Solidarität einer kehrwochenerprobten ehemaligen Großstadtbewohnerin mit anderen Kehrwöchnern. Von niemandem lasse ich mir implizit unterstellen, als Raucherin würde ich meine Kippen auf die Straße werfen, wie das dieses Werbegeschenk ja mit ausdrückte, und von der Volkserzieher- und Nudger-Partei der Grünen schon gleich gar nicht. Bevor ich anfange, für die Grünen Werbung zu laufen - wie ich das mit so einem Döschen ja täte - müssen außerdem erst noch viele bislang ungeschehene Dinge passieren. Was mich aber am meisten geärgert hat, das war die Dickfelligkeit, mit der sich diese Frau nicht damit zufriedengeben konnte, mich wie von mir erkennbar gewünscht einfach nur in Ruhe meinen samstäglichen Verrichtungen nachgehen zu lassen.

Genau das ist es nämlich, was ich am allermeisten an den Grünen verabscheue, dieser fehlende Respekt vor dem erklärten Willen anderer Leute. Das ist ein Nebenprodukt des missionarischen Eifers, den man entwickelt, wenn man sich hat einreden lassen, man wisse ganz genau, was gut und schlecht, richtig und falsch ist, und aus diesem Wissen heraus dürfe oder gar müsse man unbedingt jeden anderen erleuchten. Schade, daß man bei Wahlen keine Negativstimmen abgeben kann, die der betreffenden Partei eine positive Wählstimme wieder entzieht. So was hätte ich diesmal vielleicht wirklich genutzt. 

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Die Tagesschau hat in bewegenden Worten eine weitere Verschlimmerung der Wohnungsnot heraufbeschworen. Jetzt weiß ich natürlich nicht, ob meine Stadt womöglich eine andere Entwicklung nimmt als andere Regionen, aber bei uns hatten wir schon wesentlich schlimmere Zeiten, das war der Eindruck, den ich im Dezember beim Vermieten einer ziemlich preisgünstigen Dreizimmerwohnung in angesagtester Lage hatte. Das in Zeiten eines angespannten Wohnungsmarkts so gerne genutzte Instrument, Freunden freiwerdende Wohnungen, von denen man hört, zu vermitteln, noch bevor sie auf dem Markt landen, funktionierte dabei verblüffend schlecht - ein einziger von ca. einem halben Dutzend angeblicher Interessenten im Freundeskreis der Nachbarschaft tauchte überhaupt auf, besah die Wohnung und meldete sich danach einfach nicht mehr. So schlimm kann es da also eigentlich nicht sein mit der Wohnungsnot.

Das Angebot an Mietwohnungen bei Immoscout übersteigt das ebenfalls weiterhin hohe Angebot an Eigentumswohnungen mittlerweile außerdem sehr deutlich, das läßt jedenfalls nicht auf rasante weitere Anstiege der Mieten schließen, obwohl es natürlich richtig ist, daß aktuell weiterhin viele Wohnungen überteuert angeboten werden. Trotzdem nehme ich an, daß die Einkommen in den letzten zwei, drei Jahren stärker gestiegen sind als die Mieten und das weiter anhalten wird. Das Problem (dessen Existenz ich natürlich nicht abstreite) wird sich also weiter verringern. Die Frage, die sich mir stellt: Warum wird die Lage ausgerechnet jetzt, da Anzeichen der Besserung durchaus erkennbar sind, so furchtbar dramatisch dargestellt? Es fällt mir schwer zu glauben, daß da keine Interessen dahinterstecken, die vielleicht ja vor allem Einfluß auf die Koalitionsverhandlungen nehmen möchten. Ob das wieder die Berliner Mietendeckel-Fraktion ist? Berlin ist bezüglich des Wohnungsmarkts aber tatsächlich ein erkennbarer Sonderfall. Noch vor zwanzig Jahren waren die Mieten dort weit unter Durchschnitt und Eigentumswohnungen wurden einem mehr oder weniger nachgeworfen. Der Anstieg der Mieten und Kaufpreise seither war dafür besonders steil. Mein Bruder hat in Berlin vor über zehn Jahren seine Mietwohnung der Vermieterin abgekauft. Heute würde er wohl den dreifachen Preis für sie bezahlen müssen. Aber hätte er schon Anfang der 2000er zugeschlagen - er ließ sich seinerzeit von mir dazu beraten, zog dann aber vorübergehend aus Berlin fort, also wurde die Sache gegenstandslos -, dann hätte er ein vergleichbares Objekt noch für einen Appel und ein Ei bekommen können.

Es gibt in dieser Sache außerdem einen Elefanten im Raum, den alle hartnäckig beschweigen. In zwanzig Jahren wird meine Generation allmählich in zunehmender Zahl auf den Friedhof umziehen, und dann kann es passieren, daß Leerstände von Wohnraum das neue Problem werden, denn wir in den Sechzigern Geborenen sind nun mal größere Geburtsjahrgänge gewesen als alles, was nach dem Pillenknick noch nachkam, und wenn immer weniger von uns Wohnraum in Anspruch nehmen, wird dieser Wohnraum sich rechnerisch auf immer weniger potentielle Bewohner verteilen. Man muß echt kein Einstein sein, um das jetzt schon kommen zu sehen. Auch dafür könnte man jetzt also schon mal anfangen zu planen. Aber wie immer wird man von dieser Entwicklung wohl total überrascht werden, wenn sie eintritt, und ein entsetzliches Gejammer wird anheben. Genauso war es ja auch mit dem Fachkräftemangel, dessen Eintreten man bereits zu Schröders Zeiten leicht vorhersagen konnte und gegen den man gerade damals am besten hätte vorbeugen können. Aber die Unternehmen zogen den schnellen Reibach auf Kosten einer verlorenen Generation von Schulabgängern und Arbeitssuchenden einer vorausschauenden Strategie vor. 

Für mich selbst sehe ich da aber keinen großen Handlungsbedarf. Die Wohnungen, die ich weiter behalten werde, dürften wegen ihrer großstädtischen Lage immer vermietbar bleiben, falls es zu keinem wirtschaftlichen Totalzusammenbruch kommt. Diejenige, die ich jetzt verkauft habe, war unter meinen Eigentumswohnungen die am wenigsten "zukunftssichere", und auch das ist eher relativ zu sehen. Und unser Haus? Es ist schon eines für den etwas spezielleren Geschmack. Ich riskiere aber mal die Behauptung, daß Häuser wie unseres weit weniger von einem künftigen Abriß bedroht sind als diese gesichtslosen in Styropor gepackten Mehrfamilienhaus-Bunker, die in den letzten Jahren in unserer Nachbarschaft andere Häuser, die ähnlich wie das unsere aussahen, ersetzt haben.

Aber wie man den Spagat hinkriegen soll, einerseits jetzt genügend Wohnraum zu schaffen, aber andererseits dafür nicht die Bauruinen von übermorgen dafür aus dem Boden stampfen zu müssen, dazu fällt mir auch keine geniale Lösung ein. Mich irritiert es nur seit Jahrzehnten, daß die Lösungen, die für die Probleme von heute gesucht werden, nie auch nur einen Gedanken an die heraufziehenden Probleme von morgen mitenthalten. Genau deshalb, weil das früher auch schon so gemacht wurde, haben die heutigen Probleme aber solche Ausmaße angenommen.

Ach ja, was genau mit der neuen Regierung nun mit dem Gebäudeenergiegesetz werden wird, bleibt natürlich auch noch abzuwarten. In ihrem Wahlprogramm hatte die CDU ja dessen Abschaffung angekündigt, aber das wird wohl auch nicht so heiß gegessen, wie es gekocht wurde. Wie auch immer, eine solche Abschaffung würde auf dem Wohnungsmarkt auch zu etwas mehr Entspannung beitragen.

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So, und damit komme ich jetzt endlich auch mal auf das Positive.

Am Wochenende habe ich eine reizende alte Dame kennengelernt, deren Haus auf dem ziemlich weitläufigen Grundstück hinter unserem - gelichteten, aber noch nicht ganz abgeholzten - Bambuswald steht. Über den Winter hat sie darauf verzichtet, sich von Nahem anzuschauen, was sich bei uns auf dem Grundstück so tut, aber jetzt, wo es wärmer wird, kam sie zum Zaun, als sie sah, daß ich dort zugange war. Wir haben eine klassische Über-den-Zaun-Unterhaltung unter Nachbarn geführt und dabei habe ich erfahren, daß unsere Vor-vor-Vorgängerin im Haus die Tante dieser Nachbarin gewesen ist.Die  Tante war mit fünf Geschwistern dort aufgewachsen, wir haben nämlich das Stammhaus der Familie ihres Mannes erworben - ob sie seit der Erbauung 1820 dort gewohnt haben, muß ich aber erst noch herausfinden. 

Wenn man bedenkt, daß wir als Käufer nahezu konkurrenzlos waren, weil dieses Haus für Familien mit Kindern als zu klein gilt! 

Außerdem hat die Nachbarin mir gezeigt, welcher Baum bei uns der Quittenbaum ist, den ich nicht gefunden hatte, und mir empfohlen, ihm baldmöglichst den jahrelang versäumten Baumschnitt verschaffen zu lassen. Das verschiebe ich aber auf den späten Herbst, glaube ich, weil man immer noch nicht gut genug zu ihm durchkommt und sich das Zeitfenster für den Baumschnitt allmählich schließt. Ein halbes Jahr ungeschnitten wird er hoffentlich noch aushalten. Die Nachbarin hat außerdem verheißen, daß ich bei weiterem Bambusabholzen noch auf einen dritten Apfelbaum stoßen werde - mal sehen, ob das stimmt, denn vielleicht ist er ja auch längst vom Efeu erwürgt worden. (Jaja, ich weiß, Efeu soll angeblich ja gar nicht so schlimm sein, wie ihm das viele nachsagen - aber wenn ich so eingeschnürt würde wie manche der Bäume bei uns im Garten vom Efeu, bekäme ich ganz bestimmt Atemnot.) 

Was haben wir doch für einen tollen Garten. Mindestens zwei, möglicherweise drei Apfelbäume, einen Quittenbaum, einen Feigenbaum, und wir haben außerdem, glauben wir, auch schon einen Haselnußstrauch identifiziert. Und nette Nachbarn haben wir tatsächlich hinter jedem Zaun unseres Gartens. Mit dieser speziellen  Nachbarin habe ich mich schon für die jetzt kommenden wärmeren Monate bei passenden Gelegenheiten zu weiteren Schwätzchen am Zaun verabredet und freue mich schon darauf. 

Wir haben hier einen Ort gefunden, der sich vom ersten Tag an wie ein Zuhause angefühlt hat - und zwar mehr und anders als jedes Zuhause, das ich vorher hatte. Wir sind verblüffenderweise Teil einer Gemeinschaft geworden, die uns sofort das Gefühl vermittelt hat, willkommen zu sein. Genau das, was wir in diesen politisch miesen Zeiten gebraucht haben, obwohl wir das, als wir das Haus kauften, gar nicht gewußt haben. Auf das dazu passende Motto: "In a time of poor leadership Community is an act of resistance." bin ich vor ein paar Tagen zufällig gestoßen, und ich finde, darin steckt eine Menge Wahrheit.

In diesem Sinne werden wir miese Regierungen hier, wo wir jetzt sind, wohl besser als in der Stadt aussitzen können. Mein Mann und ich haben offenbar unser kleines gallisches Dorf gefunden. Ob der Trollinger, der hier getrunken wird, auch ein Zaubertrank ist? :-)

 

Donnerstag, 20. Februar 2025

Gespaltene Persönlichkeit: unterbelichtete Hausfrau und Immobilienmogul ;-)

Mein Gewicht heute früh nach drei aufeinanderfolgenden Fastentagen: 71,7 Kilogramm. 600 Gramm über dem Tiefstgewicht vom letzten Frühjahr, aber das war nach vier Fastentagen in der siebten von sieben Wochen im Rhythmus "Vier Tage Fasten, drei Tage essen" gewesen. Klar, noch besser hätte ich auch mitgenommen, aber das ist okay und im Rahmen des Erwartbaren. Und außerdem eine gute Grundlage, um das "Projekt Gewichtshalbierung" noch vor dem Sommer endgültig abzuschließen und einen Alltag mit annäherndem Gewichthalten auf Basis der Erkenntnisse des letzten Sommers zu etablieren. 

Jetzt habe ich noch vier Low-Carb-Tage vor mir und die werde ich auch durchziehen. Mein Mann, der vorbildlich mitgetan hat (ausgenommen den Zucker im Kaffee), wünscht sich für den Montag nun aber dringend Linsen und Spätzle, also kommt eine Verlängerung nicht in Betracht, und das scheint mir auch deshalb vernünftig, weil bei achtwöchigen LC-Phasen immer in den letzten beiden Wochen die Wirkung doch deutlich nachzulassen begann. Da scheint es mir wirklich besser, meinem Stoffwechsel nun einen Akklimatisierungsmonat an den Haltemodus zu gönnen und im Anschluß nochmal die Wirkung von zwei Fastentagen zusätzlich pro Monat für vier Wochen zu testen.

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Meine "überteuerte Bruchbude" aus dem letzten Beitrag hatte gestern ihre ersten Besichtigungen, und heute ist sie schon wieder vom Markt, weil reserviert, und zwar für mehrere Tausend Euro mehr, als ich sie dem Freund des Mieters angeboten hatte, und siebentausend Euro weniger als mein Angebotspreis. Das bildet den Marktpreis gut ab, und damit bin ich sehr zufrieden, auch deshalb, weil die Abwicklung vermutlich sehr schnell gehen wird, was mir ja Ausgaben spart. Das Objekt geht an einen privaten Kapitalanleger, der ganz ähnlich wie ich tickt und das Mietverhältnis mit hoher Sicherheit wirklich bestehen lassen wird. Klar, was nach dem Verkauf passieren wird, kann man nie garantieren, die Leute können einem ja sonstwas erzählen, aber bei ihm war das alles in sich stimmig, was ich im Rahmen unserer zweimaligen Plaudereien, am Telefon und gestern live, gehört habe. Damit hat das Tempo dieses Verkauf sogar noch den meiner freiwerdenden selbstgenutzten Wohnung übertroffen, und damit hätte ich doch nicht gerechnet. 

Was vielleicht der entscheidende Unterschied bei Kapitalanlage-Wohnungen ist: Die Kreditzinsen verringern die Steuerlast, und je mehr Steuern man zahlt, desto vorteilhafter schlägt das natürlich zu Buche. Selbstnutzer müssen diese Kosten aber selbst bezahlen, für sie ist eher der Vergleich mit ihrer Kaltmiete der Faktor, der vorteilhaft sein muß. Interessant ist das für einen Käufer, der nicht unbedingt auf der Stelle Überschüsse generieren will, sondern erst mal zufrieden damit ist, daß die Miete in etwa die monatliche Belastung abdeckt, ihm also keine Kosten entstehen und die Wohnung sich von alleine finanziert. Da die Mietspiegel-Mieten sich im Lauf der Zeit erhöhen werden und man sie gelegentlich erhöhen kann und auch sollte (für Mieter, die das Glück haben, jahrzehntelang keine Mieterhöhung zu bekommen, gibt es ein besonders böses Erwachen, wenn es dann zu einem Eigentümerwechsel kommt), enthält die Rechnung dann im Lauf der Zeit immer deutlichere Überschüsse.

Ich hätte sogar noch einen zweiten Kaufinteressenten gehabt, der schon heute zuschlagen wollte, und es ergab sich, daß er es so ernst meinte, daß ich aus ihm vielleicht wirklich noch einen oder zwei Tausender mehr als dem anderen hätte herausschlagen können. Bei ihm war ich mir aber nicht so sicher, was aus meinem Mieter werden würde, weil er kein Privatmann mit Wohnungen als Kapitalanlage für die Altersvorsorge war, sondern das eher als Businessmodell betreibt. Ich werde es aber nie erfahren, wie sich das dann entwickelt hätte, denn der andere war nun einmal schneller und wir waren uns innerhalb von wenigen Minuten zu beidseitiger Zufriedenheit einig geworden. Die Abwicklung wird voraussichtlich auch zügig ablaufen, denn er ist zwar nur "Semi-Profi" (so wie ich), aber er macht das auch nicht zum ersten Mal. Wenn dann noch das Mindset übereinstimmt, kann man sich unheimlich schnell einig werden. Schon bei der Besichtigung hatte ich von ihm außerdem den vorteilhaftesten Eindruck gehabt - obwohl alles nette Leute waren, die offensichtlichen Grobiane sortiere ich schon im Vorfeld aus.

Ein Ehepaar war allerdings dabeigewesen, das selbst einziehen wollte, das war aus ihrer Kontaktaufnahme-Mail nicht hervorgegangen. So was hätte ich nicht erwartet, da die Wohnung eindeutig eine Single-Wohnung ist, zu zweit tritt man sich da doch ständig auf die Füße und steht sich dauernd gegenseitig im Weg, das fiel mir gerade bei der Besichtigung wieder auf. Das waren merkwürdigerweise auch gutsituierte Leute. Zum Glück besichtigen sie auch noch andere Objekte, und ich kann mir nicht vorstellen, daß sie sich im Ernst auf 27,5 Quadratmetern zusammendrücken wollen, nur weil sie schnellstmöglich aus ihrer zu teuren Mietwohnung raus wollen, wie sie erzählten. Für so einen Zweck finden sie hoffentlich ein geeigneteres Objekt, das größer ist und das sie nicht erst entmieten müssen. Gelohnt hat sich die Besichtigung für sie aber auch, weil wir ein bißchen ins Finanzierungs-Fachsimpeln gekommen sind und ich ihnen Tipps geben konnte, die sie noch nicht kannten. 

Fünf Besichtigungen waren gestern geplant, von denen vier stattfanden (einer sagte wegen Krankheit ab), davon entsprachen drei meinen Vorstellungen von einem Käufer, alle vier wirkten ernsthaft interessiert, und zwei davon haben vom Fleck weg im Rahmen meiner Preisvorstellungen Ja gesagt. Gar kein schlechter Schnitt für eine unterbelichtete Hausfrau. ;-)

Die weiteren vier Besichtigungen, die sich aus den insgesamt ca. 30 Anfragen auf meine Anzeige noch ergeben hatten, habe ich abgesagt. Es wurden mehr Anfragen, weil ich die Anzeige noch einmal für 24 Stunden freischalten mußte, denn ein kleines Ärgernis war es mal wieder, daß mehr als die Hälfte der Leute sich nach der ersten Kontaktaufnahme gar nicht mehr zurückgemeldet hatte, und ich wollte schon zwei Termine mit je vier Interessenten vollkriegen. Nur eine Interessentin sagte ausdrücklich ab, weil das Objekt aus diesem oder jenem Grund ausweislich der Objektunterlagen für sie nicht in Frage kam, und zwei machten Angebote, die mir deutlich zu niedrig lagen, weshalb ich ihnen ohne Besichtigung absagte.

Was ich interessant fand: Der zweite Kaufinteressent, dem ich die Wohnung hätte verkaufen können, hat mir anfangs ein deutlich niedrigeres und zu niedriges Gebot gemacht (es wären aber immer noch fast zehntausend Euro mehr gewesen als das von dem Freund meines Mieters), aber als ich dann sagte, mir läge ein sehr viel höheres Gebot vor, stellte sich heraus, daß ich ihn vielleicht sogar noch über dieses Gebot hinaus hätte hochhandeln können. Da mußte ich die Notbremse ziehen, weil ich den anderen nun einmal für den besseren Käufer hielt, und ich sagte ihm, daß ich mich vom Bauch her bereits für den anderen Bieter entschieden hätte, aber mich freuen würde, wenn ich mich noch einmal bei ihm melden dürfte, falls der Deal doch noch platzt. Auf der Basis, daß ich das unbedingt tun solle, haben wir uns dann freundschaftlich getrennt. 

Mit dem wäre ich ggf. also auch gut ins Geschäft gekommen, aber ohne Mitbewerber hätte er natürlich das Maximum des Möglichen am Preis zu drücken versucht. Das ist für mich auch okay, wenn es auf höfliche Weise geschieht, wir wollen ja alle unseren Schnitt machen. Die Unhöflichen schon bei der ersten Kontaktaufnahme per Mail sind sowieso ein Fall für den Löschen-Button, mit denen lohnt es sich nicht, sich weiter abzugeben. Aber es zeigt, daß ich künftig besser Privat-Mauscheleien an Freunde von Freunden und so nicht mehr als Exklusiv-Veranstaltung machen sollte. Wann immer der Freund eines Freundes ins Spiel kommt, dann nur im Rahmen einer Besichtigung auch mit außenstehenden Interessenten. Man wird sonst zu leicht über den Tisch gezogen, vor allem, wenn man unerfahren, unsicher über den Wert des Objekts und leicht einzuschüchtern ist oder wenn die Zeit sehr drängt. Es ist nie verkehrt, wenn so jemand von vornherein weiß, daß er ggf. andere Interessenten überbieten muß. 

Ach ja, noch ein letzter Tipp aus dem Nähkästchen der unterbelichteten Hausfrau: Die richtige Antwort auf alle Varianten von "Was ist Ihr letzter Preis?" lautet natürlich "Das verrate ich Ihnen nicht!", vorgetragen mit einem Augenzwinkern. Feilschen ist ein Spiel. Es folgt Regeln. Die kann man variieren, je nachdem, was für eine Sorte Verhandler man vor sich hat. Aber eine der wichtigsten Regeln lautet: "Du sollst dich nicht selbst herunterhandeln", und genau dazu versucht einen diese Frage zu bringen.

Großes Kompliment außerdem an meinen Mieter: Er hat auf seine potentiell künftigen Vermieter durchaus Eindruck gemacht, das haben alle außer dem Ehepaar, das selbst einziehen wollte, durchblicken lassen oder sogar ausdrücklich unterstrichen. Dabei hatten die meisten keine Ahnung davon, daß ihr künftiger Mieter eine dunkle Hautfarbe haben würde. Angesichts der Rassismus-Debatten in diesem Land ist das schon eine Erwähnung wert.

Montag, 17. Februar 2025

Selbstwirksamkeit in der praktischen Anwendung :-)

Mein Gewicht heute früh zu Beginn des letzten dreitägigen Fastenintervalls vor Ende der (Very-)Low-Carb-Phase: 75,4 Kilogramm. Schade, damit bin ich doch wieder nur bei dem angekommen, worauf ich vor Beginn der LC-Phase Mitte Januar gehofft hatte, nachdem ich im Herbst ja nicht nur LC auf die ersten Dezemberwochen verschieben mußte, sondern auch zeitweise das Fasten ganz ausgesetzt hatte. Zwischenzeitlich waren meine Erwartungen nach dem fulminanten Start ja etwas höher gewesen. Aber ich will nicht meckern: Es ist immerhin ein geringfügig niedrigeres Vor-Fasten-Gewicht als vor dem Ende des Endspurts im letzten Frühjahr, und zwar mit wesentlich weniger Fastentagen als letztes Jahr. Die Richtung stimmt schon, aber leider ist das Ziel noch nicht erreicht, nämlich die 73,5 Kilogramm vor dem Fasten. 

Was ich jetzt plane, ist ein März, bei dem ich ein Gewichthalten oder noch lieber eine leichte Abnahme mit neun Fastentagen im Monat austeste - allerdings natürlich unter dem Vorzeichen, daß ich ohne Low Carb erst mal ein bis zwei Wasserkilos zunehmen werde. Ziel ist es, Anfang April weniger als 77 Kilo zu wiegen. Im April erhöhe ich dann für einen Monat die Anzahl der Fastentage auf zwölf (wochenweise betrachtet: 4-2-4-2) und schaue mir an, wo ich danach gewichtstechnisch stehe, und orientiere mich anschließend neu. Sollte ich dann - so wie im Moment - weniger als zwei Kilo vom Ziel entfernt sein, lohnt sich unter Umständen ein neuer "Endspurt". 

Die Sache mit dem GKI verlief die ganze letzte Woche so unbefriedigend, daß ich die Experimentiererei für die letzte Woche nicht weiter fortsetzen werde. Vielleicht mache ich im Herbst in der nächsten LC-Phase noch einmal einen neuen Anlauf, diesmal unter Mitverwendung von MCT-Öl, aber final entschieden habe ich das noch nicht. 

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Eine interessante neue Studie hat die Low-Carb-Elite bei Twitter neuerdings zu bieten: Eine einjährige Low-Carb-Intervention für fünfzig Angestellte im Auftrag und somit wohl auch auf Kosten von deren Arbeitgeber. 41 der 50 Teilnehmer, die unter der vierfachen Zahl von Bewerbern nach Höhe des BMI sowie einschlägigen Krankheitsbildern (Diabetes/Prädiabetes) ausgewählt worden waren, blieben bis zum Ende des Studienzeitraums bei der Stange. Das Ergebnis kann sich wahrlich sehen lassen. Auf alle 50 Patienten verteilt - also einschließlich derjenigen, die vorzeitig aufgaben oder wegen Arbeitgeberwechsel ausscheiden mußten -, nahmen die Teilnehmer innerhalb eines Jahres im Durchschnitt 19,5 Kilogramm ab.

Was diese Studie so besonders interessant macht, ist, daß der Gewichtsverlauf jedes einzelnen Teilnehmern innerhalb des Zeitraums grafisch aufbereitet und dabei auch - endlich einmal - die Frage eine Rolle spielte, ob die Gewichtsabnahme nach einem Jahr noch weiter anhielt oder nicht: 

https://www.frontiersin.org/files/Articles/1548609/fnut-12-1548609-HTML/image_m/fnut-12-1548609-g004.jpg

Was ich ebenfalls unheimlich sinnvoll und nützlich finde, ist, daß Ausgangs- und Endgewicht von allen ebenfalls Bestandteil der Grafik sind und daß diejenigen, bei denen sich die Abnahme nicht fortsetzte, also entweder in ein Plateau oder eine Wiederzunahme mündete, andersfarbig hervorgehoben sind. Ein Muster für die weniger Erfolgreichen, das mit dem Ausgangsgewicht zu tun hat, ist nicht zu erkennen, es ist also nicht so, daß eine Wirkung bei weniger Kilogramm Übergewicht seltener zu erwarten ist. Aber auch die weniger Erfolgreichen schlossen das Jahr immerhin mit einem niedrigeren als dem Ausgangsgewicht ab. Umgekehrt ist ziemlich deutlich zu erkennen, daß auch bei den besonders Erfolgreichen nach sechs Monaten überwiegend eine Verlangsamung der Abnahme eintritt.  

Das ist für die beteiligten Mediziner, darunter Dr Tro und Dr Unwin - über beide habe ich schon geschrieben - jedenfalls eine vernünftige Grundlage, um herauszufinden, was die weniger erfolgreichen von den erfolgreicheren Teilnehmern unterscheidet. Das wiederum würde die Chance bieten, sich mit der Frage zu befassen, welche anderen Möglichkeiten es gibt, um ihnen zu einem größeren Erfolg zu verhelfen, und außerdem bei künftigen Patienten von vornherein die Erfolgsaussichten realistisch einschätzen zu können.

Ein zweites interessantes Detail betrifft vier Patienten, die zu Beginn dieser Studie Abnehmspritzen nutzten. Bei drei von vier dieser Patienten setzte sich die Abnahme nämlich nach dem Absetzen weiter fort:

 https://www.frontiersin.org/files/Articles/1548609/fnut-12-1548609-HTML/image_m/fnut-12-1548609-g006.jpg

Nun wird natürlich niemand die abgebildete Entwicklung für überwältigend gut halten. Angesichts der typischerweise zu erwartenden Wiederzunahme nach dem Absetzen von GLP1-Agonisten bietet Low Carb aber immerhin eine Option für ein besseres Gewichthalten, wenn jemand die Abnehmspritze absetzen will. Vielleicht wäre dafür sogar eine Übergangszeit ausreichend.

Mit diesem Ergebnis können alle Beteiligten der Studie einschließlich der Teilnehmer also rundum zufrieden sein. Aber gerade deshalb bin ich ein bißchen pessimistisch, was Follow-ups nach zwei, fünf oder zehn Jahren betrifft. Virtas Fünf-Jahres-Ergebnisse waren ja eine ziemliche Enttäuschung, und obwohl hier nun ein weiteres Mal über die weiteren Erwartungen für die Studienteilnehmer so viel Optimismus verströmt wird, weiß ich doch, daß alle Autoren die Virta-Ergebnisse kennen und ihnen bewußt ist, daß bei Ihren Patienten nach fünf Jahren ein vergleichbar großer Teil vom Erfolg des ersten Jahres wieder zunichte gemacht sein kann. Damit meine ich nicht nur Wiederzunahmen (obwohl ein Wiedererreichen des Ausgangsgewichts der Ausnahmefall sein wird), sondern auch, daß die Medikament, auf die am Ende des Studienzeitraums verzichtet werden konnte, bei einem nennenswerten Teil wieder erforderlich werden.

Das also ist der kleine Schönheitsfehler an der Sache. Aber genau wie bei Virta gilt: So ein Ergebnis sollen andere Interventionsansätze erst einmal toppen.

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Bekanntlich habe ich subjektiv empfunden den besten Beruf der Welt, und noch vor wenigen Jahren hätte ich mir den Ruhestand so wenig vorstellen können, daß ich mich eigentlich eher noch mit 80 weiter am Schreibtisch gesehen  hätte. In den letzten Jahren hat sich das Stück für Stück immer wieder ein bißchen in eine andere Richtung verschoben. Das hat auch damit zu tun, daß ich so viele interessante Hobbyprojekte begonnen und wieder auf Eis gelegt habe, weil mir einfach die Zeit dafür fehlt, um ausreichend lange an einer Sache dranzubleiben. Einen heftigeren seismischen Rutsch bewirkte die ekelhafte "Ihr sollt gefälligst alle länger arbeiten, ihr faulen Säcke"-Propaganda aus den Reihen der Wirtschaftsexperten im letzten Jahr. Und natürlich ist ein Haus, das man sich eigentlich als Altersruhesitz nach dem Eintritt in den Ruhestand mal erträumt und nun schon viel früher gekauft hat, ein weiterer Grund, plötzlich eine Menge neuer und aufregender Dinge in und um dieses Haus viel lieber tun zu wollen, als weiter seinem Broterwerb nachzugehen. 

Nichts davon hatte auf mich allerdings eine so nachdrückliche Wirkung wie die Einführung der E-Rechnung. Seit ich weiß, daß ich ab dem 1.1.2028 selbst E-Rechnungen stellen muß, würde ich am liebsten schon zum 31.12.2027 aufhören zu arbeiten. 

Warum stelle ich mich eigentlich wegen so eines Pipifax so an?

Zum einen, weil ich Veränderungen, die mir aufgenötigt werden, generell nicht schätze. Zum zweiten, weil diese Veränderung mich unnötig Zeit und Geld kosten wird. Denn ich werde meine gesamte Buchführung verändern müssen, und ich nehme außerdem an, ich werde auch eine kostenpflichtige Programmlösung nutzen müssen (aber dies unter Vorbehalt, denn ich habe es nicht überprüft). Zum dritten aber, und das ist das Wichtigste daran: Weil ich es diesmal nicht zwingend akzeptieren muß.

Ich muß mir das nämlich nicht unbedingt antun, weil ich nicht noch zig Berufsjahre vor mir habe, was mir keine Wahl lassen würden. Diese Wirkung hatte die Rechtschreibreform bei mir gehabt; ich konnte sie entweder akzeptieren oder meinen Beruf ändern. Als Ergebnis schreibe ich bis heute im privaten Bereich in der alten Rechtschreibung und nur beruflich in der neuen. Das ist meine Art, bis heute zur Rechtschreibreform "Nein" zu sagen, obwohl es nach so langer Zeit natürlich sinnlos wäre, sie wieder ändern zu wollen. Das verschaffte mir genügend Erleichterung, um die sinnlose Beschäftigungstherapie der Rechtschreibumstellung hinnehmen zu können.

Also, diesmal bin ich nicht ganz so wehrlos, und das führt dazu, daß ich mich wehren möchte. Ich bin ja trotz meiner Selbständigkeit gesetzlich rentenversichert. Tatsache ist, wenn ich will, kann ich ab dem 1.7.2028 vorzeitig in Rente gehen. Mit Abschlägen zwar, aber im Prinzip kann ich es mir leisten, auf die 300 bis 400 Euro monatlich auch zu verzichten. Meine Rente wird mir erstens auch so ausreichen, und zweitens läge auch die abschlagsfreie Rente immer noch niedriger als meine Mieteinnahmen, die ich ja außerdem auch noch habe. Vor Altersarmut muß ich mich echt nicht fürchten. Deshalb könnte ich auch problemlos die ersten sechs Monate des Jahres vor der Rente einfach aus meinen Rücklagen überbrücken. 

In etwa wußte ich das schon, bevor ich vor ein paar Tagen meine letzte Renteninformation herausgesucht und mich auf der Rentenversicherungs-Website schlau gemacht habe. Daß das, was ich gerade skizziert habe, eine Option wäre, wurde mir dort bestätigt und die Zahlen, mit denen ich kalkulieren müßte, konkretisiert. Aber die Seite brachte mich jetzt auf eine noch viel bessere Idee. Ich kann nämlich stattdessen auch zwei Jahre länger ohne E-Rechnungs-Pflicht weiterarbeiten, also bis 2030, wenn ich Kleinunternehmer und damit nicht E-rechnungspflichtig werde. Dazu wäre es erforderlich, ab dem Jahr 2027 meine Umsätze auf unter 25.000 Euro zu drücken - was natürlich ziemlich einfach wäre. Ich müßte mich einfach von einem Teil meiner Kunden trennen. In Geldverlegenheit brächte mich auch das für den erforderlichen Zeitraum von vier Jahren nicht.

Danach könnte ich als langjährig Versicherte (mit immerhin 49 beitragspflichtigen Berufsjahren) abschlagsfrei in den Ruhestand gehen, bekäme also bis zu meinem seligen Ende eine abschlagsfreie Rente. Nicht die ganzen zwischen 300 und 400 Euro, weil ich die letzten dreieinhalb Jahre ein niedrigeres Einkommen erzielen würde, aber jedenfalls den größten Teil davon.

Klingt nach einem guten Geschäft - zumal ich jetzt verheiratet bin und mein Mann und ich die Tatsache, daß er auf einmal der deutlich Besserverdienende von uns beiden ist, steuerlich auch noch optimieren können. Natürlich ist es auch eine Art Wette darauf, daß ich nicht so kurz danach an Krebs sterben werde, um am Ende aus finanzieller Sicht doch ein schlechtes Geschäft gemacht zu haben. Und genau dieser Aspekt kitzelt mich gerade ganz besonders. ;-)

Noch ist natürlich nichts final entschieden. Ob ich das machen werde oder nicht, entscheide ich bis ungefähr Mitte 2026. Je länger ich mir diese Möglichkeit durch den Kopf gehen lasse, desto besser gefällt sie mir aber. Und was mir am meisten daran gefällt: Es wäre mir dann gelungen, erstens mich der jüngsten unter den ständigen absurden staatlichen Nötigungen zu verweigern und zweitens die Eheschließung als Folge der letzten absurden staatlichen Nötigung als Waffe gegen die nunmehrigen Nötiger einzusetzen. Und genau dies, daß ich nämlich schon öfter die Möglichkeiten gefunden und genutzt habe, mich Zumutungen dieser Art zu entziehen oder sie auszuhebeln oder zumindest ad absurdum zu führen, ist auch der wichtigste Grund dafür, warum meine Wut über solche Dinge - und sie machen mich wirklich wütend - nie so hilflos gewesen ist, daß ich "die da oben" durch eine Wählerstimme für antidemokratische Parteien hätte "bestrafen" wollen.

***

Endlich habe ich den zweiten von drei Immobilienverkäufen jetzt in Angriff genommen und dabei sogar das Glück gehabt, daß die Marktpreise für die betreffende Wohnungsgröße in meiner Stadt (unter 30 qm) bei vermieteten Kapitalanlage-Immobilien sich deutlich genug nach oben bewegt haben, daß ich einen höheren Startpreis wählen konnte. Natürlich gibt es dabei auch noch einen gewissen Verhandlungsspielraum, aber den hätte es auch mit dem niedrigeren Startpreis gegeben. Womöglich habe ich trotzdem immer noch zu billig begonnen, denn ich mußte die Anzeige wieder nach sehr kurzer Zeit, diesmal waren es 36 Stunden, deaktivieren, weil ich mit Anfragen von Kaufinteressenten förmlich überschüttet wurde. Und wie beim letzten Mal hat mich das ein bißchen überrumpelt.

Bei dieser Wohnung war ich mir zwar sicher gewesen, sie relativ zügig verkaufen zu können, aber mit einer so lebhaften Nachfrage hatte ich dann doch nicht gerechnet. Kleine, relativ preisgünstige Kapitalanlagen sind also in meiner Stadt neben Wohnungen zum Selbstbezug nun auf einmal auch wieder heiß begehrt.

Eigentlich hätte der Verkauf schon letzten Oktober über die Bühne gehen sollen, wäre die Sache nach Plan gelaufen. Der Mieter hatte ja selbst Interesse daran, die Wohnung zu kaufen, allerdings fand er keine Bank, die bereit war, ihm das zu finanzieren. Das hatte ich ja auch befürchtet. Was dabei aber ziemlich ärgerlich für mich gewesen ist: Darüber hat er mir keinen reinen Wein eingeschenkt, sondern mich den ganzen Sommer über mit allerhand Ausflüchten und vagen Versprechungen hingehalten. Als ich den Verkauf im September - in einer Phase, in der ich dafür noch ausreichend Zeit gehabt hätte - endlich in Angriff nehmen wollte, zauberte er auf einmal einen Freund aus dem Zylinder, der die Wohnung kaufen wollte. Der hielt mich dann noch einmal wochenlang hin. Als endlich eine Wohnungsbesichtigung zustande gekommen war, stellte sich heraus, daß er völlig falsche Vorstellungen von seinem Verhandlungsspielraum hatte und außerdem von brüllender Ahnungslosigkeit über Immobilien generell wie auch die aktuelle Marktlage. Daneben kristallisierte sich rasch heraus, daß er zu den Leuten gehört, denen es über den Horizont geht, wie man einerseits seinem Mieter eine mietspiegelgerechte Miete bieten, aber andererseits doch keine leicht einzuschüchternde Gutmenschin sein kann. 

Denn das hat er versucht, mich einzuschüchtern. Dabei hat er alle Register gezogen, vom Schlechtreden des Objekts, das er mir abkaufen wollte, über meine angebliche soziale Verantwortung gegenüber meinem Mieter, dem ich auch nach Verkauf seine günstige Miete erhalten müsse, bis hin zu der überaus auskömmlichen Rendite, die er für erforderlich hielt, damit die Wohnung für ihn eine rentable Altersvorsorge wäre (und die zum Angebotspreis bei Bestehenbleiben der Miete nicht möglich wäre). Und als das alles nichts half, wurde er ausfallend. Nur fürs Protokoll, ich bin seiner Meinung nach eine unterbelichtete Hausfrau ohne mathematisches Wissen (er ist Dipl.-Physiker), die sich irrtümlich für einen Immobilienmogul hält, und die Wohnung bezeichnete er als überteuerte Bruchbude. Noch zu Weihnachten fiel ihm nichts Gescheiteres ein, als mir nochmal eine aggressive Mail zu schicken, obwohl da längst klar war, daß egal, wem ich die Wohnung verkaufen würde, er es jedenfalls nicht sein würde. Dieser Mann ist Akademiker, ungefähr in meinem Alter und in einem namhaften Konzern beschäftigt. Er verdient sicherlich mindestens doppelt so viel Geld wie ich, dennoch hatte er die Stirn, mir weismachen zu wollen, ich sei es seinem Freund - der für mich kein Freund, sondern nur ein Mieter ist - schuldig, ihm als Käufer anstelle des ohnehin schon angebotenen Freundschaftspreises durch ein weiteres preisliches Entgegenkommen in Höhe von mehreren Zehntausend Euro de facto Zigtausende aus meiner Altersvorsorge in seine Altersvorsorge zu transferieren, damit er sich seinem Freund gegenüber auf meine Kosten als großer Wohltäter aufspielen kann.

Manche Leute kennen doch echt keinen Anstand. Sie kommen irgendwie mit freundlichem Entgegenkommen nicht klar. Also lernte er nun meine andere Seite kennen, und nach einem kurzen Mailwechsel habe ich ihm einfach nicht mehr geantwortet, weil es klar war, daß ich sowieso einen anderen Käufer suchen muß und gar keinen Grund habe, mich mit diesem Menschen weiter auseinanderzusetzen. Das einzige, was ich ein bißchen schade finde, ist, daß er vermutlich nicht einmal ahnt, was für ein günstiges Angebot er sich durch die Lappen gehen lassen hat. Denn, wie erwähnt, im Immobilienbereich glänzte er durch absolute Ahnungslosigkeit, und ich habe den Verdacht, daß mein Mieter ihn mehr oder weniger zu seinem Einsatz überredet hat und er nun keine weiteren Vorstöße auf dem Immobilienmarkt mehr unternehmen wird, die ihm dann das nötige Aha-Erlebnis bringen würden.

Das also war - zusammen mit unserem Umzug sowie weil Weihnachten dazwischenkam und ab Mitte Januar mich anderes davon abhielt, die Sache endlich zu beginnen - der Grund, warum ich erst jetzt wieder an diese Baustelle mit dem Wohnungsverkauf rangegangen bin. 

Nachdem ich nun unter 20 Anfragenden innerhalb von 36 Stunden, von denen bestimmt mehr als einer ein ernstzunehmendes Angebot machen wird, wählen kann, wird es nun zwar immer noch für mich ein Kriterium sein, ob mit diesem Käufer meinem Mieter die Wohnung voraussichtlich erhalten bleibt oder nicht. Aber das gilt nur noch "bei gleicher Eignung", sprich: gleiches Preisangebot und gleich unproblematische Abwicklung zu erwarten. Auf Preisabschläge zum Wohle meines Mieters lasse ich mich jetzt nämlich nicht mehr ein. Nicht, weil sein Freund sich als ein Arschloch herausgestellt hat, denn dafür kann er ja nichts. Aber seine Hinhalterei hat mich in einem ohnehin nervenaufreibenden Zeitraum doch zu viele Nerven gekostet, um ihm das nicht ein bißchen übelzunehmen - und Geld ja außerdem auch noch. Der Verkaufserlös dient ja dazu, meine Zwischenfinanzierung abzulösen, die mich jeden Monat Geld kostet, und hätte ich im September mit dem Verkauf begonnen, wären mir mehrere Tausend Euro dieser Kosten nicht entstanden.

Unter dem Strich fahre ich jetzt wahrscheinlich finanziell trotzdem besser. Erstens, weil ich mich jetzt nicht mit dem Freundschaftspreis begnüge, den ich meinem Mieter und später seinem Freund angeboten habe, sondern den realistischen Marktpreis haben will. Und zweitens, weil dieser Marktpreis im Moment ein paar Tausend Euro höher liegt, als ich ihn noch letzten Herbst eingeschätzt habe.


Donnerstag, 6. Februar 2025

Nein, ketogene Ernährung heilt Krebs (meistens) nicht. Aber ...

Mein Gewicht heute früh nach Tag 3 des dritten dreitägigen Fastenintervalls dieses Jahr: 72,4 Kilogramm. 1,5 Kilogramm weniger als vor zwei Wochen am Morgen nach Tag 3 des letzten dreitägigen Fastenintervalls. Das sieht ja ganz ermutigend aus, auch wenn sich die Abnahme künftig kaum in so spektakulärer Höhe fortsetzen wird wie zu Beginn.

Wo es aber weiterhin nicht zufriedenstellend klappt, das ist bei der Sache mit dem GKI. Nach Tag 1 des Fastenintervalls liege ich fast immer zwischen 2 und 3 (einmal immerhin lag ich unter 2), nach den Fastentagen 2 und 3 bin ich dann in therapeutischer Ketose. Aber sowie ich wieder esse, geht der GKI wieder nach oben. Nach mehreren Eßtagen lande ich außerdem manchmal auch wieder im zweistelligen Bereich, ohne daß ich das an irgendwelchen Ausreißern beim Essen festmachen könnte. Nach wie vor gelingt es mir nämlich problemlos, die täglichen Kohlenhydrate im Bereich zwischen 20 und 30 Gramm zu halten - zwei Ausreißer hatte ich in drei Wochen, an beiden war die Milch schuld. Allerdings war mir die Wirkung der Milch auf den GKI beim ersten Ausreißer noch nicht bewußt. Den zweiten hatte ich einkalkuliert. 

Das ist zwar erheblich besser als meine ersten Versuche mit dem GKi im letzten Frühjahr, als ich es insgesamt nur einmal geschafft habe, die therapeutische Ketose zu erreichen, und zwar trotz damals noch viertägiger langer Fastenintervalle. Das war aber erst nach meiner damaligen Low-Carb-Phase, also läßt sich immerhin festhalten, daß Fasten alleine nicht ausreichend ist, um wenigstens zeitweise die geforderten Werte zu erreichen. Es muß also Keto plus Fasten plus x sein. Was x ist, habe ich bislang aber noch nicht herausgefunden. Die Voraussetzung für die Anwendung des Press-Pulse-Verfahrens gemäß Seyfrieds ausführlicher Anwendungsbeschreibung Clinical research framework proposal for ketogenic metabolic therapy in glioblastoma, die im Dezember veröffentlicht wurde, ist nun einmal ein GKI, der stabil und auch bei zweimal täglicher Messung stabil unter 2,0 liegt. Diese Vorgabe erfülle ich nicht mal, wenn ich nur morgens messe, also habe ich mir die abendliche Messung von vornherein gespart.

Hatte ich dieses ungemein wichtige Dokument eigentlich überhaupt erwähnt? Zu der Zeit war ich von meinen Umzugsnachbeben ja noch völlig absorbiert und habe es nur am Rande zur Kenntnis genommen. Jetzt habe ich es endlich gelesen. Nun ja, eher überflogen. Ich suchte nämlich nach den Stellen, die mir bei der Lösung meines höchstpersönlichen GKI-Rätsels helfen könnten, aber ich fand leider keine.

Im Anschluß an das lange Fasteninterervall habe ich noch zwei, drei Stellschrauben die ich bis zum Ende der Low-Carb-Phase auch noch drehen will, aber ich glaube nach drei Wochen Very Low Carb nicht, daß ich es auf diese Weise schaffe, die Vorgabe dauerhaft zu erfüllen. Immerhin, vielleicht erkenne ich ja wenigstens noch die Richtung, in der ich mich bewegen sollte, falls ich diese Vorgabe wirklich einmal erreichen müßte. Die ursprünglich geplanten drei Wochen sind jetzt ja eigentlich vorbei, aber es war so viel leichter als erwartet, daß ich den Rest der Low-Carb-Phase auf diese Weise weitermache und nebenbei noch ein paar mögliche Einflußfaktoren verändere, um zu sehen, was dann passiert.

Einer davon besteht darin, daß ich nächste Woche drei statt zwei einzelne Fastentage eingeplant habe. Ich möchte sehen, ob ich auf diese Weise wenigstens Anstiege auf einen GKI über 3,0 vermeiden kann und auf diese Weise längere Zeiträume als bislang in therapeutischer Ketose bin. Darauf brachte mich, daß nach einem langen Fastenintervall während mehrerer Eßtage ein Anstieg erfolgt und ich außerdem nun auch an einzelnen Fastentagen niedrigere Werte habe als letztes Jahr, als ich nicht LC gegessen hatte. Einmal gelang mir bislang auch schon nach einem einzelnen Tag ein Wert unter 2,0.

Außerdem werde ich - mit ehrlichem Bedauern - für die nächsten Tage auf die LC-Süßungsmittel Xylit, Erythrit und Stevia eine Woche lang verzichten, die laut dem Paper Seyfrieds zu unerwünschten Insulin-Spikes führen können, um zu sehen, ob das vielleicht auch einen Unterschied macht. Der Verzicht auf Keto-Muffins und dergleichen fällt mir nicht gerade leicht, aber ein Verzicht auf Kaffee geht bei mir keinesfalls dauerhaft, denn meine Arbeitsfähigkeit ist mir dann doch wichtiger als dieses Experiment, aber auch das ziehe ich wenigstens für das nächste Wochenende mal testhalber in Erwägung. 

Es ist ein Problem, daß ich innerhalb doch recht kurzer Zeiträume herausfinden sollte, was welche Wirkung zeigt, denn laut Seyfried kann das Erreichen der therapeutischen Ketose einige Wochen dauern, also zeigt sich vielleicht auch bei allem, was ich ausprobiert, in dem Zeitraum, den ich dafür eingeplant habe, noch keine Wirkung. 

Mit 20 bis 50 Gramm Kohlenhydrate am Tag hatte ich mein Ziel übrigens tatsächlich so gesetzt, wie das bei Seyfried auch empfohlen wird, aber ich sollte wohl doch auch auf ausreichend Fett achten. Daß meine Ernährung an manchen Tagen zu fettarm war, erkenne ich auch daran, daß ich im Durchschnitt sicherlich ein Drittel weniger Kalorien zu mir genommen habe als im Herbst 2021 bei meiner ersten Low-Carb-Phase, als ich ausnahmsweise auch die Kalorien gezählt hatte. So ganz klar ist mir nicht, wie das gekommen ist, aber es hat vermutlich auch damit zu tun, daß ich eine Reihe von Rezepten im Repertoire hatte, die nun einmal nicht sonderlich fettreich waren. Das sollte freilich ein lösbares Problem sein. In solchen Fällen gibt es dann eben mehr Butter, Kokosöl oder Olivenöl als Zugabe.

Ich schlage übrigens drei Kreuze, wenn ich mir diesen Aufwand mit der Kalorienzählerei wieder sparen kann. Das kostet mich jeden einzelnen Tag mindestens eine Stunde Zeit, denn bei uns gibt's ja keine Fertigmahlzeiten, sondern ich koche richtig, mit Zeit- und Zutatenaufwand, und die gekochten Mengen verteilen sich auf zwei Personen. Manchmal bleibt auch was übrig. Ich muß also jedesmal erst die Kalorien für die Gesamtmenge zusammenzählen und dann die des von mir selbst verzehrten Teils. Dabei habe ich sehr schnell doch wieder darauf verzichtet, jede Kleinigkeit oder die Portion, die ich mir am Abendbrottisch genommen habe, auch noch exakt abzuwiegen. So was ist mir echt zu analfixiert und verdirbt mir den Spaß am Essen. Das mache ich nur dann wieder, wenn ich die Daten wirklich brauche - was im Ernstfall einer Anwendung wegen Rückkehr des Krebses klar der Fall wäre, aber auch jetzt erforderlich ist, um zu sehen, worauf ich in diesem Ernstfall vor allem zu achten hätte.

Ich begreife die Leute nicht, die so tun, als wäre mit dem Kalorienzählen kaum ein Aufwand verbunden. Mich nervt diese Zählerei jedesmal, wenn ich sie anfange, vom ersten Tag an ohne Ende. Gut, daß es in zweieinhalb Wochen wieder vorbei ist damit.

Eigentlich ist meine geringere Kalorienmenge ja auch etwas, das Seyfrieds Beifall finden würde, aber im Moment klemmt es wohl bei der Zusammensetzung der Nährstoffe. Das fiel mir sowohl am Steak- als auch am Eiertag besonders auf, daß das zuwenig Fett gewesen sein muß, denn es ist doch abnormal, nach 450 Gramm Steak nach zwei Stunden schon wieder Hunger zu bekommen.

Ob die Zuführung von externen Ketonen etwas bringen würde, dazu fand ich im Artikel eher ambivalente Aussagen. Immerhin heißt es an einer Stelle: 

Beyond their bioenergetic role, ketone bodies act as pleiotropic signaling molecules with potential antineoplastic benefits on their own.

Das spräche für einen Sinn und Nutzen. Allerdings gibt es für einen therapeutischen Nutzen keine Nachweise. Immerhin, schaden scheint es aber nicht zu können, also spricht wohl nichts dagegen, es zu nehmen. Für diesmal werde ich aber darauf verzichten, das berühmte MCT-Öl käuflich zu erwerben, weil das Ende der LC-Phase schon so nahe herangerückt ist. Vielleicht wiederhole ich mein Experiment aber im Herbst oder im Januar nächstes Jahr noch einmal - vorausgesetzt, ich habe bis dahin ein paar weitere gute Ideen, was ich sonst noch ausprobieren kann -, und dann kann ich das ja auch mit einbauen. Eigentlich bin ich weiterhin eher skeptisch, weil das, was auf andere Weise die Zahlenwerte verändert, ja nicht automatisch auch dieselben Vorgänge im Stoffwechsel auslösen muß.

Ach ja, wer sich aus aktuellem Erfordernis für diese Studie interessiert, sollte keinesfalls darauf verzichten, auch die am Ende des Artikels verlinkten Supplemente zu lesen und sich möglichst herunterzuladen. Das ganze Papier zielt auf praktische Anwendung ab, und diese Supplemente sind ein wichtiger Teil dieser Anwendung. Auch wenn die Zielgruppe eher Ärzte sind, ist es nicht unmöglich, sich auch als Laie daran zu orientieren. Was mir besonders gefallen hat, ist das Excel-Formular, in dem man seine Werte erfassen und sie sich grafisch darstellen lassen kann. Die Grundlage für die Kalkulation der Soll-Werte bei den Kalorien auf Basis des Körpergewichts finde ich zwar fragwürdig, aber nun gut, sie ist dafür auch mit einigen Wenns und Abers versehen. Den Hinweis darauf, daß man ein (erwünschtes) Kaloriendefizit habe, wenn man abnimmt, und sich bei der Festlegung der Energiemenge daran orientieren solle, ob man zunimmt, abnimmt oder das Gewicht hält, halte ich zwar für pragmatisch und viel besser als die Kalkulation auf Basis des Körpergewichts und ein paar Variablen, aber trotzdem für falsch. So funktioniert die Sache mit dem Zu- und Abnehmen nun einmal nicht, und wenn auch jeder das Gegenteil glaubt. 

Immerhin, es spricht andererseits viel weniger dagegen, auf dieser Basis das erforderliche Kalorienminus auszupendeln als auf Basis der Tabelle. Bei mir kamen beispielsweise 1856 Kalorien am Tag als mein Energieerfordernis heraus, und da lag ich auch diesmal fast immer deutlich darüber. Es gab höchstens zwei oder drei Tage, an denen meine Energiezufuhr unter 2000 Kalorien lag. 

Was ich noch nicht gemacht habe, ist einen Durchschnittswert aus Fasten- und Eßtagen bei der aufgenommenen Nahrungsenergie zu errechnen. Das mache ich wohl erst, wenn das Experiment beendet ist. Der lag vor dreieinhalb Jahren bei ca. 1900 Kalorien, aber diesmal dürfte er wohl ein gutes Stück darunter liegen. So gerechnet, kommt in jedem Fall und bei jeder Bedarfskalkulation ein Minus bei der durchschnittlichen Energieaufnahme heraus.

Die Frage ist zwar, wie empfehlenswert es wäre, sich als Laie darauf einzulassen, dies oder jenes aus diesen Press-Pulse-Supplementen in Eigenregie anzuwenden, etwa von den rezeptfreien Medikamenten, die einen gewissen Einfluß auf die Glutaminverstoffwechslung haben. Aber einstweilen, darüber muß man sich klar sein, findet man nur mit viel Glück einen aufgeschlossenen Arzt oder Ernährungsberater, der einen bei so etwas zu unterstützen bereit ist - und solche, die schon nennenswerte Erfahrung damit haben, schon gleich gar nicht, jedenfalls nicht in Deutschland. Am Ende wird es deshalb sicherlich bei den meisten, die das aufgreifen wollen, doch auf eine Anwendung im Alleingang hinauslaufen müssen, oder auf Begleitung allenfalls durch alternativmedizinisch geprägte Heilpraktiker, was auf seine eigene Weise aber noch riskanter werden kann. Als Unterstützung gäbe es ansonsten nur noch dieses obskure Onlineportal von Johnny Rockermeier, das neuerdings gebührenpflichtig geworden ist. Immerhin hätte es wenigstens den Vorzug vor einem totalen Alleingang, daß man sich mit anderen Anwendern austauschen könnte. Trotzdem sind Anwendungsfehler aufgrund von Mißverständnissen natürlich bei einem Teil der Anwender vorprogrammiert, alleine schon, weil man eine gewisse Grundbildung benötigt, um das wissenschaftliche Rotwelsch ausreichend zu verstehen. Auch dabei würde einem ein Austausch in diesem Onlineportal aber helfen können, den Fehler zu finden und zu korrigieren. 

Das ist schon eine zweischneidige Sache mit einem Aufgreifen des verlinkten Dokuments im Alleingang, zumal es ja so schwierig sein kann, den nötigen GKI unter 2,0 zu erreichen und vor allem dauerhaft aufrechtzuerhalten. Mich würde echt mal interessieren, ob das für Männer vielleicht einfacher als für Frauen ist, da ja Männer auch schneller und mehr mit Keto abnehmen als Frauen. Bestimmt gibt es aber Leute - beiderlei Geschlechts -, denen das erheblich leichter fällt als mir. Es wäre interessant zu wissen, ob dieser Teil der Anwender, die weniger Schwierigkeiten beim Erreichen der therapeutischen Ketose haben, auch erfolgreicher beim eigentlichen Therapieziel ist, oder ob vielleicht - bei entsprechenden durch den Stoffwechsel vorgegebenen Voraussetzungen - diejenigen, die sich mit einem etwas höheren durchschnittlichen GKI zufriedengeben müssen, trotzdem mit gleicher Wahrscheinlichkeit im gleichen Maße erfolgreich sind.

Es ist nicht so, daß ich mein Experiment jetzt sinnlos fände, weil ich das angestrebte Ziel einer dauerhaften therapeutischen Ketose wahrscheinlich nicht erreichen werde. Immerhin weiß ich jetzt, daß eine der Grundlagen, nämlich eine extrem niedrige KH-Menge, mir leichter als erwartet erreichbar war und ich mir ohne weiteres zutraue, das bei Bedarf zu wiederholen. Was zusätzlich noch getan werden müßte, um das Ziel zu erreichen, muß ich erst noch herausfinden. Als Minimum nehme ich aus meinem Selbstversuch jedenfalls die Chance mit, auf eine sehr viel effektivere Weise Keto und Fasten begleitend zu einer Chemotherapie anwenden zu können, als ich das mit dem Wissensstand vom Herbst/Winter 2022 konnte. Auch wenn der "Press"-Teil nicht optimal ausfallen wird, beim letzten Mal war er ja noch viel weiter vom Optimum entfernt und hat trotzdem die Chemo als den "Pulse"-Teil erkennbar unterstützen können.

Nicht, daß ich scharf darauf wäre, meine Erkenntnisse in einem Ernstfall anwenden zu müssen. Aber verlassen kann man sich ja auch nicht darauf, daß es nie nötig sein wird. In meinem Bekanntenkreis hat es eine ehemalige Brustkrebspatientin, die längst nichts Böses mehr ahnte, nun nach mehr als zehn Jahren doch noch einmal erwischt. Also ist es gut, für so eine Situation einen Plan in der Schublade zu haben, und wenn mir der bestmögliche Plan im Moment auch zu viele Rätsel aufgibt, um ihn für umsetzbar zu halten, kann ich mich für den Moment doch wenigstens an den zweitbesten halten und damit das machen, was mir in meinem Werkzeugkasten an Mitteln gerade zur Verfügung steht. Und vielleicht finde ich den Schraubenschlüssel ja doch noch, der mir zu einem GKI verhilft, wie ich ihn eigentlich erreichen wollte. 

***

Professor Seyfried ist im Moment auf Twitter auffallend aktiv, und ich kann Interessierten an seiner Forschung und den daraus abgeleiteten Therapien wirklich empfehlen, ihm dort zu folgen. Ich habe ja schon vor zwei Jahren angefangen, ihm zu folgen, und sehe, daß er in den letzten Wochen deutlich aktiver geworden ist und auch teils auf Kommentare zu seinen Beiträgen eingeht. Ob er selbst der Autor dieser Tweets ist, kann ich nicht sagen, aber jedenfalls ist das, was man dort liest, mindestens von ihm autorisiert. Auf mich wirkt das, als würde er auf diese Weise eine höhere Reichweite seiner Botschaft anstreben und schnellstmöglich auf Einwände reagieren können.

Auf diese Antwort hat er bislang noch nicht reagiert, aber ich hoffe, das kommt noch. 

Sogar ich habe nämlich sofort gesehen, warum das kein stichhaltiger Einwand ist. Daß eine ketogene Ernährung alleine Krebs heilen oder dauerhaft in Schach kann, behauptet Seyfried ja gar nicht, sie ist lediglich der "Press"-Teil im Press-Pulse-Verfahren und müßte, um Krebs dauerhaft managen zu können oder ihm im besten Fall ganz zum Verschwinden zu bringen, noch mit einem "Pulse"-Teil kombiniert werden. Außerdem zeigte ein Blick auf die Studie im Volltext, daß die betreffenden Patienten daneben auch bestrahlt wurden, was mindestens bei Gehirntumoren die erhoffte Wirkung nicht verbessert, sondern sogar aushebelt, wie Seyfried immer wieder betont hat. Es waren in dieser Studie somit zwei von drei zentralen Faktoren anders, als das das Seyfried-Protokoll vorsieht. Daneben wurde die ketogene Ernährung nur bestrahlungsbegleitend für sechs Wochen umgesetzt, was mir deutlich zu wenig erscheint. In der Praxis des Press-Pulse-Verfahrens geht es um einen mindestens doppelt so langen, teils sicherlich auch noch längeren Zeitraum. Aus dieser Studie über die Wirkung von Keto bei Krebs zu schlußfolgern, ist also, als würde man die erzielbare Wirkung einer sechsmonatigen Chemotherapie von acht Zyklen aus der Wirkung von drei Zyklen à drei Wochen schlußfolgern wollen.

Interessant immerhin, daß die drei jüngsten Patienten (von insgesamt zehn, darunter einer, der die Therapie nach vier Wochen abbrach) insofern trotzdem sehr erfolgreich waren, als sie alle auch nach fünf  Jahren und länger keine Progression erlebten. Bei einer Erkrankung mit einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 8 bis 16 Monaten bei Standardbehandlung sind 60 plus x Monate im Vergleich dazu schon eine Hausnummer. In der Studie wird zwar erwähnt, daß jüngere Patienten durchschnittlich länger als ältere überleben, aber damit sind so lange Zeiträume gar nicht gemeint, wie ein Blick in eine der verlinkten Quellen ergeben hat. Auch von den jüngeren Patienten sind ausweislich der enthaltenen Grafik nämlich nach zwei Jahren mehr als die Hälfte verstorben und nach fünf Jahren leben noch weniger als zehn Prozent von ihnen. Bei den älteren Patienten sieht es noch deutlich schlechter aus. Und hier ging es ja nicht nur um das reine Überleben, sondern auch darum, daß keine Maßnahmen erforderlich wurden, um einem Wachsen des Tumors noch einmal entgegenzuwirken.

Was die Sache auch interessant macht, ist, dass - angesichts der geringen Teilnehmerzahl - eine Auswertung für jeden Patienten einzeln in der Studie enthalten ist.

 

 

 

 

Die Glukosewerte lassen sich so übersetzen: Unter 100  entsprechen nach hiesiger Berechnungsweise unter 5,8, der Wert, ab dem Ärzte anfangen, die Stirn zu runzeln und etwas von "Prädiabetes" zu murmeln. Voll ausgebildeten Diabetes hatte aber keiner, denn Diabetiker waren von der Studie ausgeschlossen worden. Vier Patienten überschritten diesen Wert von 100 zu Beginn. Aber auch bei den Ketonwerten gab es ein paar Kandidaten, bei denen sie unterdurchschnittlich niedrig waren und bei einigen ging er auch nicht im Lauf der Zeit ordentlich nach oben. Das bestätigt mir, daß der angestrebte GKI nicht von jedem mit gleicher Wahrscheinlichkeit erreicht werden kann. Allerdings sehe ich keinerlei Muster bei den Glukose- und Ketonwerten, die erreicht wurden, für die Überlebenswahrscheinlichkeit. Einer der drei Glückspilze lag sogar bei der Glukose permanent in der Nähe der "magischen" Grenze zu den bedenklichen 100, wenn auch meistens knapp darunter.

Ohne Progression überlebt hatten 2022, zum Zeitpunkt, als die Studie veröffentlicht wurde, die Patienten 4, 9 und 10 - ich hoffe sehr, es geht ihnen auch 2025 weiterhin gut! Was auch immer sie außer ihrem besonders jungen Alter (22 bis 32 Jahre) gemeinsam haben mögen, es sind weder besonders niedrige Glukose- noch besonders hohe Ketonwerte. In umgekehrter Richtung hatten die zwei Patienten mit den höchsten Glukosewerten auch unterdurchschnittliche Ketonwerte, aber schon bei dem mit den drittschlechtesten Glukosewerten endet die Übereinstimmung. Es wäre auch interessant zu wissen, ob und wenn ja welche Patienten auch exogene Ketone verwendet haben und ob, wenn man diesen Faktor einbezieht, doch noch ein Muster erkennbar wäre, aber das geht aus der Studie nicht hervor. Therapeutisch eingeplant waren sie aber nicht, also wäre das allenfalls eigeninitativ durch die Patienten selbst denkbar gewesen.

Daß die Autoren den begleitenden therapeutischen Einsatz von ketogener Ernährung nur für Patienten unter 40 empfehlen, ist aus ihrer Sicht folgerichtig. Was sie im Anschluß an die Studie empfohlen hätten, falls die Bestrahlung dabei durch medikamentöse Glutamin-Inhibitoren plus hyperbare Sauerstofftherapie ersetzt worden wäre, kann niemand sagen, solange es eine solche Studie nicht gibt. Es bleibt also noch viel zu tun, bis die Details einer Behandlung auf Basis der Theorie von Prof. Seyfried bestmöglich ausgependelt werden können. Gegen eine routinemäßige Empfehlung einer begleitenden ketogenen Ernährung mit Ziel einer therapeutischen Ketose bei einer konventionellen Krebsbehandlung mit Chemo und Immuntherapie spricht allerdings meines Erachtens gar nichts. Davon im Gegenteil immer nur stur abzuraten ist ähnlich hinrissig wie das jahrelange Zögern, bevor man ausdrücklich von der Bauchlage bei Säuglingen abriet, obwohl eine solche Empfehlung nach menschlichem wie ärztlichem Ermessen überhaupt keinen Schaden hätte anrichten können. 

Das erinnert mich daran, das Ärzteblatt meldete für die USA einen überraschenden Anstieg bei der Säuglingssterblichkeit für die Jahre 2020 bis 2022 speziell die plötzlichen und überraschenden Todesfälle betreffend. Man muß kein Verschwörungstheoretiker sein, um dabei sofort an Corona zu denken, denn das war der Hauptunterschied zu den Jahren davor. Falls die Zahlen ab 2023 wieder zurückgehen sollten, wäre das ein Beleg dafür, daß diese Vermutung richtig ist. Die Infektion selbst kann eigentlich nicht dafür verantwortlich sein, denn Todesfälle von infizierten Säuglingen wären ja als Coronatote gerechnet worden. 

Für Deutschland gibt es einen solchen Anstieg nicht, auch 2022 lag die Zahl solcher Todesfälle unter der des Jahres 2019. Das spricht dafür, daß es etwas US-Spezifisches am Umgang mit der Pandemie sein müßte, was auch immer das genau gewesen sein mag.

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Das Abnehmen-Forum wird jedenfalls in seinem öffentlich sichtbaren Teil ja längst von Abnehmspritzen-Anwendern dominiert, die teils auch eindrucksvolle Erfolge vorzuweisen haben. Jetzt wurde über eine Studie berichtet, laut der fast drei Viertel der Anwender von Abnehmspritzen die Behandlung vor Ablauf von zwei Jahren beenden. Bei Anwendern ohne Diabetes sind es sogar weit über 80 Prozent. Ein Teil von ihnen, und zwar fast die Hälfte, beginnt nach ein bis zwei Jahren aber erneut mit der Behandlung. Man darf annehmen, daß das mit einer Wiederzunahme zu tun hat, denn die ist ja mehr oder weniger vorprogrammiert und zu erwarten. 

Sicherlich hat das - bei einer Studie mit US-Teilnehmern - auch etwas mit den selbst zu tragenden Kosten zu tun. Diese Kosten könnten sich freilich noch drastisch erhöhen, falls Dänemark sich zu gesalzenen Strafzöllen gegen die USA entschließen sollte. Die zugehörigen angeblichen Pläne sind zwar im Moment noch reine Gerüchteküche, aber da Donald Trump die Dänen mit seinen Ansprüchen auf Grönland schon ziemlich erschreckt hat, ist es auch nicht ausgeschlossen, daß die Dänen dort zuhauen, wo es den Amerikanern wirklich weh tun würde, falls sie bei diesem Thema weiterhin keine Ruhe geben sollten.

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Wir sind heute früh bei Maus Nr. 64 und 65 angekommen, und allmählich sehen wir es ein, daß es sinnlos ist, mit dem Verstopfen der beiden Löcher im Dachspitz abwarten zu wollen, bis der Nachschub an Mäusen versiegt ist. Inzwischen bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob wir Rückwanderer-Mäuse dort haben, denn mittlerweile hatte ich schon mehrere "Schlitzohr"-Mäuse, die auffallend groß und dick - nach Waldmaus-Maßstäben - gewesen sind. Der Schlitz im Ohr kommt sicherlich von Rangkämpfen unter Männchen, bei manchen kleineren Mäusen habe ich ihn auch schon gesehen. Aber wieviele Alpha-Männchen - besondere Kennzeichen: Größe, Schlitzohr, dominantes Verhalten (etwa lautes Randalieren in der Falle) - sollten sich hier im Haus denn rumgetrieben haben? Mich beschleicht nun doch der Verdacht, diese Alpha-Maus ist ähnlich stur wie ich selbst und denkt überhaupt nicht daran, sich von mir in den Garten nudgen zu lassen. Schade, in der Küche hat das nämlich geklappt - diese Mäusefamilie ist nicht wiedergekommen.

Am Samstag mache ich also mit meinem Mann eine Dachgeschoß- und Keller-Begehung und anschließend fahren wir zum Baumarkt wegen des benötigten Materials. Klar kann es sein, daß die Mäuse dann andere Schlupflöcher finden, aber erst einmal beseitigen wir die offensichtlichen.