Mein Gewicht heute früh nach dem ersten dreitägigen Fastenintervall seit Oktober: 73,7 Kilogramm. Ungefähr in dem erwarteten Bereich und tatsächlich auf etwa demselben Level wie nach dem letzten dreitägigen Fastenintervall. In Wirklichkeit also ein kleines bißchen höher wegen des veränderten Wasserhaushalts. Aber trotzdem nicht schlecht, nachdem ich mit dem Fasten pausiert und anschließend auf lange Fastenintervalle verzichtet hatte. Hier die versprochene grafische Darstellung:
Lange Fastenintervalle gibt es jetzt erst wieder im Januar, und ich weiß noch gar nicht genau, wann, weil ich keine Ahnung habe, mit was für einer Schicht mein Mann nach Dreikönig anfangen wird. Er hat den kleinen chirurgischen Eingriff übrigens hinter sich und ist schon wieder mopsfidel. Aber krankgeschrieben mußte er natürlich trotzdem nochmal werden, und sinnigerweise sind danach die Betriebs-Weihnachtsferien. Das war schon eine lange Krankschreibung, sie war auch nachvollziehbar, aber ich werde mir niemals wieder vorstellen, daß jemand, der aus ähnlichen Gründen so lange krankgemeldet ist, leidend auf dem Schmerzenslager liegt, denn so war das ganz und gar nicht. Es ging meinem Mann mit Ausnahme der Beschwerden beim Gehen gut, sobald der Infekt, der alles so verschlimmert hatte, endlich ausgestanden war. Da er mir diesen Infekt weitergereicht hatte, kann ich außerdem sagen, daß das ein zähes Luder war, das auch bei mir wochenlang nicht verschwinden wollte. Noch nach dem Umzug war es nicht ganz vergangen, und da lag der Beginn der Erkrankung immerhin schon mehr als vier Wochen zurück. Jetzt ist es aber weg, und ich kann nicht einmal so genau sagen, ab wann es weg war.
Wenn ich das GKI-optimierte Keto anfange, will ich das auch mit einer höheren Zahl von Fastentagen kombinieren, weil ich die zusätzlichen Einschränkungen bei der Ernährung dann vermutlich wesentlich länger durchhalte - im Grunde ändert sich an meinen gewohnten Low-Carb-Ernährungsgewohnheiten zwar vergleichsweise wenig, aber Obst und alle "Schummel"-Zutaten, die möglich waren, weil ich trotzdem unter 100 Gramm KH blieb, sind natürlich gestrichen, ebenso ein Teil des Gemüses, etwa Karotten oder rote Paprika. Außerdem wird das auch eine Art "Endspurt light", obwohl ich mir kein fixes Gewichtsziel mehr zu setzen traue, nachdem das letztes Jahr nicht erfolgreich abgeschlossen werden konnte und die Herbst-Low-Carb-Phase so eine Schmalspurphase gewesen ist.
Es wäre jedenfalls nett, diesmal im Frühjahr mit dem bereits erreichten Zielgewicht ins Sommerhalbjahr starten zu können.
Ich werde mein Keto-Mojo-Equipment aufstocken müssen, denn ich gedenke meinen Mann in der GKI-Keto-Phase dazu zu nötigen, seinen GKI ebenfalls zu messen.
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Wo ich bis Anfang November gewohnt habe, sind Verschenkkisten vor dem Haus ein alltäglicher Anblick. Wo ich jetzt wohne, ist das weniger üblich - sporadisch sieht man es hier auch -, aber dafür gibt es mehrere von Freiwilligen ehrenamtlich betreute Büchertauschregale. Mit einer dieser Ehrenamtlerinnen bin ich neulich ins Gespräch gekommen. Es stellte sich heraus, daß sie genau wie wir aus der Stadt herausgezogen ist, weil ihr dort die Veränderungen der letzten ca. zehn, 15 Jahre nicht behagt haben. Sie sprach von "asozialem Verhalten" der Leute, und auch wenn der Begriff mir etwas zu stark vorkommt, ja, genau so ging's mir auch. Egal, wie viele Leute als Individuen überhaupt nicht dieser Charakterisierung entsprechen, in der Summe habe ich das Gefühl, daß bei immer mehr Menschen in meinem dortigen Umfeld immer stärker ein Gefühl dafür gefehlt hat, daß die Welt nicht am Tellerrand ihres höchstpersönlichen jeweiligen Eigeninteresses endet. Die Verschenkkisten sind dafür auch ein gutes Beispiel, denn als ich im Sommer regelmäßig Sachen vors Haus gestellt habe, war es zwingend erforderlich, regelmäßig Abfälle - vom Apfelbutzen über leere Essens- und Getränkeverpackungen bis zu verrotzten Tempos - daraus zu entfernen. Am meisten hat mich aber geärgert, daß manche Leute absichtlich Sachen in solchen Kartons kaputtmachen, so nach dem Motto: Ich kann's nicht brauchen, also soll auch niemand anderes etwas damit anfangen können.
Eine weitere Facette dieser Verwilderung der Sitten ist das sonderbare Verhalten vieler Interessenten für eine Mietwohnung. Analog gilt das zwar auch für Interessenten für eine Eigentumswohnung, aber es scheint mir bei Mietwohnungen erstens ausgeprägter und zweitens erstaunlicher. Denn hört man nicht überall, wie schwierig es ist, eine Mietwohnung zu finden? Sollte man da nicht meinen, daß die Leute sich unheimlich Mühe bei der Wohnungssuche geben, nachdem sie die erste Hürde überwunden haben, nämlich auf ihre Kontaktaufnahme reagiert wurde? Erstaunlich viele tun nämlich das Gegenteil. Klar, schon immer haben sich manche Leute im Rahmen ihrer Wohnungssuche dumm verhalten. Was mich aber wundert, ist, daß ihr Anteil an allen Wohnungssuchenden größer zu werden scheint. Es ist jetzt knapp vier Jahre her, daß ich zuletzt wegen einer freien Wohnung inserierte, und schon damals fiel mir das auf, aber diesmal kam es mir sogar noch häufiger vor.
Was mich nicht nur
bei den Wohnungsbesichtigungen irritiert hat, sondern auch im Umgang mit Kunden immer wieder verblüfft: Was ist eigentlich aus der
guten alten professionellen Distanz geworden? Wieso duzen eigentlich so viele Leute ungefragt eine alte Schachtel wie mich? Hängt das mit der Online-Kommunikation zusammen, in der das Du ja viel selbstverständlicher ist, auch für mich? Aber offline möchte ich eigentlich gerne so lange mit "Sie" angesprochen werden, bis ich jemandem das Du angeboten habe, jedenfalls dann, wenn ich es mit jüngeren Leuten zu tun habe.
Klarer Fall von "Auch das noch" mitten in einem Umzug, daß ich auch noch eine Wohnung zu vermieten hatte, aber andererseits war klar, daß ich mir keine Sorgen machen mußte, für sie einen Mieter zu finden. Diese Wohnung ist allerdings etwas speziell und deshalb mutmaßlich nicht jedermanns Geschmack. Dafür befindet sie sich in begehrter Lage und ist, dort eine Seltenheit, zu einer auch diesen Besonderheiten angemessenen und mietspiegelgerechten Miete zu haben. Außerdem hat sie natürlich auch eine Reihe von Vorzügen, es ist also keine Bruchbude, in der nur jemand einziehen wollen würde, der völlig verzweifelt ist. Kurz, ich mußte für einen Topf den passenden Deckel finden, der nicht ganz die übliche Form hat. Und ich wollte das möglichst reibungslos hinter mich bringen, weil ich ja gerade eigentlich mit anderen Dingen beschäftigt bin.
Wie das heute ebenfalls so ist, die Buschtrommeln arbeiten schnell, und so hatte ich ohne Inserieren schon eine Reihe von Interessenten für das Objekt in Form von wohnungssuchenden "Bekannten von Bekannten", noch bevor ich überhaupt die Neuvermietung anleiern konnte. Als die Sache weit genug gediehen war, um Besichtigungen durchführen zu können, lud ich vier solche "zugelaufene" Mietinteressenten ein, und was soll ich sagen: Zwei meldeten sich überhaupt nicht bei mir zurück, mit einem dritten - aus der Nachbarschaft - wäre wohl dasselbe passiert, wenn wir uns nicht gelegentlich begegnet wären und ich dann die Sache noch einmal angesprochen hätte. Aber der wußte irgendwie nicht, was er wollte, er hatte halt Streß mit seinem derzeitigen Vermieter gehabt und sich inzwischen wieder beruhigt, und so einigten wir uns schließlich darauf, daß er doch nicht interessiert oder jedenfalls nicht interessiert genug sei. Der vierte kam, besichtigte und meldete sich nie wieder. Wenigstens eine kurze Absage hätte ich ja eigentlich erwartet. Ein fünfter schon vorab aufgetauchter Interessent fiel, als die Sache spruchreif wurde, von vornherein weg, weil er mit unbekanntem Rückkehrdatum für mehrere Monate ins Ausland gefahren war und es doch ein bißchen viel verlangt gewesen wäre, ihm die Wohnung so lange freizuhalten, bis er wieder im Lande ist. Zumal auch bei ihm nicht gesagt war, daß er die Wohnung dann wirklich nehmen würde. Ich hätte ihn bei den Besichtigungen aber mit untergebracht, falls er rechtzeitig wieder im Lande gewesen wäre.
Genau dasselbe passierte mir aber auch, als ich in einem Nachbarschaftsportal inserierte, in dem die Nachfrage nach Wohnraum ziemlich lebhaft schien, weshalb ich dachte, dort ließe sich die Sache schneller und einfacher regeln als bei WG-gesucht, das ich sonst nutze. Auch bei meinem Wohnungsverkauf hatten sich ja überwiegend Leute gemeldete, die schon jetzt in einem Radius von ein bis zwei Kilometern um meine Adresse herum lebten.
Auch im Nachbarschaftsportal mußte ich aber natürlich Vorkehrungen treffen, daß nur solche Leuten besichtigen wollen würden, die sie wirklich annahmen, diese Wohnung käme für sie ernsthaft in Betracht. Also setzte ich einen fixen Besichtigungstermin (den, zu dem ich auch die "Bekannten von Bekannten" zur Besichtigung einladen wollte) und beschrieb außerdem alles, was von vornherein erkennbar unpassende Bewerber gleich von einer Reaktion abhalten würde. Aber allein die Sache mit dem Termin funktionierte schon herzlich schlecht. Ich bekam mehr Zuschriften als erwartet, aber die Mehrheit wollte die Wohnung zwar sehen, nur eben zu einem anderen Termin. Da die Bekannten von Bekannten dann mit einer Ausnahme mich aber nicht einmal einer Antwort würdigten, gab es dann aber doch noch zwei Ersatztermine, ebenfalls fix festgelegt. Früher war ich da lockerer, wenn jemand einen anderen Termin haben wollte, aber wenn ich jedem seinen Wunschtermin geben würde, wäre ich damit wochenlang beschäftigt, und dafür ist jetzt echt der falsche Zeitpunkt.
Von dem halben Dutzend Anwärter, die sich über das Portal bei mir gemeldet hatten, teilweise mit ausführlichen Bewerbungen, meldeten sich die meisten dann aber gar nicht mehr. Und was die anderen betrifft, drei an der Zahl ... die erste war so eine unhöfliche Person, daß ich ihr eine kurze schriftliche Absage schickte, anstatt darauf spekulieren, daß ich von ihr sowieso nie wieder hören würde, nur um sicherzugehen, daß ich mit ihr anschließend nichts mehr zu tun haben würde. Denn man müßte ja völlig bekloppt sein, sich so wie sie zu benehmen, wenn man die besichtigte Wohnung wirklich haben wollen würde. (Falls sie nur bekloppt gewesen sein sollte: Bekloppte Mieter kann ich genausowenig brauchen.) Die zweite hatte ignoriert, daß ich einen Mieter zum Jahreswechsel suchte, nicht irgendwann später, und so stellte sie erst am Ende der Besichtigung fest, daß sie bis dahin natürlich leider ihre bisherige Wohnung nicht kündigen können würde und ich nicht willens war, darauf zu warten, bis sie die Wohnung beziehen wollen würde. Die dritte wahrte immerhin alle zu erwartenden Formen, allerdings merkte ich ihr sofort an, daß sie nicht das vorgefunden hatte, was sie erwartet hatte. Sie sagte als einzige ausdrücklich ab, wie sich das gehört. Aber schon bei ihr hatte ich von vornherein nicht das Gefühl gehabt, daß das passen würde.
Also griff ich doch noch auf eine Anzeige im altbewährten WG-gesucht zurück, formulierte noch einmal möglichst deutlich, was ich zu bieten hatte und was nicht und ab wann ich den Mietvertrag haben wollte. Außerdem legte ich wieder fixe Besichtigungstermine fest. Und sieh an, obwohl die Zielgruppe für mich immer kleiner geworden war, weil es bis zum Jahreswechsel ja echt nicht mehr allzu lange hin ist, fanden sich unter einem halben Dutzend Besichtiger dann tatsächlich drei fast gleich überzeugende Kandidaten, die die Wohnung auch tatsächlich haben wollten. Ich nehme an, das liegt daran, daß WG-gesucht tatsächlich von Leuten genutzt wird, die gerade aktiv auf Wohnungssuche sind. Weder auf Nachbarschaftsportale - in denen Wohnungssuche nur eines unter vielen Themen ist - noch über Privatgemauschel lohnt es sich also meinem Eindruck nach, bei der Mietersuche zurückzugreifen, weil man da schon einen glücklichen Zufall braucht, um relativ kurzfristig die richtige Person zu finden. Wer ernsthaft auf Wohnungssuche ist, der sucht zielgerichteter, also in den einschlägigen Portalen.
Sobald der Leidensdruck einer mit gewisser Dringlichkeit benötigten Wohnung fehlt, benehmen sich Leute, die vage über einen Umzug nachdenken, aber ganz ähnlich wie bei den "Zu verschenken"-Kisten. Sie suchen nach ihrer höchstpersönlichen Rosine - was ja auch absolut legitim ist -, aber gegenüber dem Anbieter von allem, was dieser Rosine nicht ausreichend ähnelt, lohnt es sich aus ihrer persönlichen Kosten-Nutzen-Rechnung heraus dann nicht mehr, auch nur ein Minimum an Höflichkeit und Anstand aufzubringen. Ich meine, beide Phänomene gehören zusammen. Sie drücken dieselbe Geisteshaltung aus, ich möchte sie als "neoliberal" bezeichnen, weil sie das widerspiegelt, was seit ungefähr einem Vierteljahrhundert auch das Verhalten von Politik, Behörden und Wirtschaft und nach und nach sämtliche Gesellschaftsbereiche bewußt oder unbewußt geprägt hat. Neoliberal meint hier, daß der Fokus immer nahezu ausschließlich auf die Verwertbarkeit des Gegenübers für die eigenen Interessen gerichtet ist. Wer das Pech hat, nicht verwertbar genug zu sein, der wird wie Dreck behandelt, und das greift sogar über auf Fälle, die lediglich ein wenig aus dem Rahmen des vorgegebenen Schemas passen - wer jemals in der Warteschleife eines Telefonanbieters verzweifelt ist, hat das schon zu spüren bekommen. Auch unsere Erlebnisse bei der Finanzierung gehörten in diesen Bereich.
Bloß, als Vermieter sitze halt doch ich am längeren Hebel. Am Ende hat niemand einen Anspruch darauf, meine Wohnung zu beziehen, wenn ich mit ihm keinen Vertrag abschließe. Deshalb finde ich es schon eigenartig, wenn Wohnungssuchende sich auch nach diesem Schema verhalten.
Die WG-gesucht-Bewerber verhalten sich zum Teil übrigens genauso, sobald sie das Objekt besichtigt haben und es nicht ihren Wünschen entsprochen hat - wobei es bei ihnen aber doch einen etwas geringeren Anteil unter den Anfragenden ausmacht. Das mag daran liegen, daß eine längere erfolglose Wohnungssuche wohl dazu nötigt, sich mit der Frage zu befassen, wie man seine eigenen Aussichten verbessern könnte, und da mag manchen auch die Erleuchtung kommen, daß sie damit aufhören könnten, sich wie die Axt im Walde aufzuführen.
Eine Kuriosität aus dem Bereich "Axt im Walde" war die Dame, die den Besichtigungstermin wieder absagte, nachdem sie nach der Terminvereinbarung auf einmal noch Fotos verlangt und ich ihr sie verweigert hatte, weil ich sie erst hätte machen und dazu meinen plötzlich und unerwartet verstorbenen Fotoapparat durch ein neues Gerät hätte ersetzen müssen. Warum ich eigens wegen dieser Dame mehr als einen halben Arbeitstag opfern sollte, nur damit sie einen Tag vor der vereinbarten Besichtigung vorher auch noch Fotos gucken konnte, sah ich gar nicht ein. Also schrieb ich ihr entsprechend, und weil mein Ton etwas spitz war (denn warum die Fotos fehlten, hatte ich bereits in der Anzeige erwähnt und mich dafür entschuldigt, vorab nur einen Grundriß bieten zu können), kam als nächstes ihre Absage. Das war mir ganz recht, denn ihre Besichtigung wäre sowieso Zeitverschwendung gewesen, weil ich ihr die Wohnung keinesfalls vermietet hätte. Wenn eine Person schon versucht, mich sinnlos durch die Gegend zu scheuchen, solange sie noch darauf angewiesen ist, sich mein Wohlwollen zu erhalten, was wäre da eigentlich zu erwarten gewesen, wenn ich mich vertraglich an sie gebunden hätte und nicht mehr ohne weiteres hätte loswerden können? Nicht in Frage kam für mich deshalb auch die Interessentin, die einige Minuten früher als vereinbart klingelte und sich nicht einmal dafür entschuldigte, als sie sah, daß die vorherige Besichtigung noch nicht ganz abgeschlossen war. Verspätungen können einfach Pech sein, aber wer zu früh kommt, weiß, daß er zu früh ist, und sollte sich eigentlich denken können, daß er wahrscheinlich gerade anderer Leute Abläufe durcheinandergebracht hat. Da der Mensch fehlbar ist, ist zu frühes Erscheinen für mich noch kein KO-Kriterium, aber wenn so eindeutig auch für einen selbst zu sehen ist, daß man gerade was verbockt hat, möchte ich wenigstens eine Entschuldigung hören.
Ich suchte also einen Mieter, keine strapaziöse Beschäftigungstherapie. Aber manchmal bin ich auch bereit, Mehraufwand zu akzeptieren, etwa mit meinem einstigen Mieter aus Afghanistan.
Eine solche Ausnahme kam aber tatsächlich auch diesmal in meine engere Wahl: eine Künstlerin. Anders, als das sicherlich spontan vermutet wird, machte ich mir aber weniger Sorgen um die Mietzahlungen als darum, daß es vielleicht schwierig werden könnte, sie auf der nötigen Armlänge Distanz von mir zu halten. Sie machte nämlich einen sehr impulsiven Eindruck - und war von der Wohnung völlig hin und weg, sie schwelgte in Superlativen und sprach von einem "Juwel" -, aber so ein kleines bißchen fürchtete ich, sie könne mich als ihre neue beste Freundin betrachten: sie zählte auch zu den Duzern, aber immerhin mit einer kreativen sprachlichen Begründung. Jemandem wie ihr hätte ich aber auch zugetraut, Knall auf Fall einen Monat nach Vertragsunterzeichnung nach London oder Buenos Aires oder einfach in ein anderes Stadtviertel zu ziehen, also war ich mir außerdem nicht sicher, wie lange die anfängliche Begeisterung sie in der Wohnung halten würde. Dazu kommt noch, daß mein früheres Wohnviertel zwar nach wie vor megaangesagt ist, aber längst auf dem besten Wege, zu Tode gentrifiziert zu werden. Jemand, der davon spricht, daß er hier kreative Vibes sucht, wird zwangsläufig früher oder später enttäuscht sein und sich woandershin orientieren, denn kreativ ist hier nicht mehr allzu viel, wenn man die üppig das Viertel durchwuchernde Werbebranche ausklammert. Aber hätte ich nicht neben ihr noch Kandidaten gehabt, bei denen neben der Chemie auch noch die anderen Bereiche stimmten, dann hätte ich es höchstwahrscheinlich riskiert. Sie gefiel mir tatsächlich. So einen Beruf (oder eine Berufung) kompromißlos durchzuziehen, das braucht eine Menge Mut. Mit so jemandem sollte ich mich außerdem auch verständigen können.
Interessant fand ich außerdem, daß eine ganze Menge Interessenten die 80 Quadratmeter alleine bewohnen wollten. So superbillig war meine Miete dann auch wieder nicht, daß ich das für eine Selbstverständlichkeit halten würde, also gibt es offenbar genügend Leute, die sich als Einzelperson eine große Wohnung ein einer der teuersten Gegenden der Innenstadt leisten können und auch leisten wollen. Auch wenn ich gemessen an anderen Angeboten in der Gegend günstig war, in einem der weniger gefrageten Außenbezirke hätte man für das gleiche Geld entweder mehr Quadratmeter oder eine höherklassige Ausstattung bekommen, also ging es wohl vielen primär um die "richtige" Adresse.
Im Prinzip habe ich nichts dagegen, eine so große Wohnung an eine Einzelperson zu vermieten, nur haben solche Bewerber den Nachteil, daß sie nur selten die Person sind, die den größten Vorteil davon hat, speziell diese Wohnung (also nicht: irgendeine Wohnung) mieten zu können - denn das ist am Ende immer mein zentrales Kriterium, wenn ich mehr als eine Zusage habe und mir ansonsten alle gleich gut als Mieter vorstellen könnte. Wer dieser Bewerber ist, das merke ich meistens schon während der Besichtigung. Das ist mir auch diesmal passiert, ich wußte schon, wer mein Wunschmieter ist (bzw. wer sie sind, denn es sind mehrere Personen), als noch die Hälfte der Besichtigungen ausstand, und wäre etwas enttäuscht gewesen, wenn sie wieder abgesprungen wären. Aber sie sahen die Sache wohl genauso, daß diese Wohnung perfekt für sie paßt, denn ihre Zusage war auch die erste, die ich bekommen habe. Erst nach ihrer Zusage haben sie überhaupt erfahren, daß ich keine Mietkaution verlange, was den Vorteil für sie noch erhöht. Inzwischen ist der Vertrag unterzeichnet, die Schlüssel sind übergeben und beide Seiten sind glücklich - die Mieter, weil sie finden, sie haben eine Traumwohnung ergattert und einen Vermieter, mit dem sich auskommen läßt, und ich, weil ich mich wieder anderen anstehenden Aufgaben widmen kann und meine Wohnung in guten Händen weiß.
Das fand ich diesmal auch eigenartig: Keiner der Besichtiger hat sich auch nur nach der Höhe der Kaution erkundigt, und mir ist es so selbstverständlich geworden, keine zu verlangen, daß ich bei den Besichtigungen auch nicht selbst daran gedacht habe, es zu erwähnen. Dabei wäre das ein Betrag gewesen, der durchaus ins Gewicht gefallen wäre, wenn man einen Umzug zu stemmen hat und die Sache vorher kalkulieren muß. Wie paßt das eigentlich zu all diesen Umfrageergebnissen, nach denen die Leute sich weniger leisten können als früher? Bei früheren Neuvermietungen wurde nach diesem Punkt eigentlich immer gefragt, vielleicht nicht von allen, aber doch von einer Mehrheit.
Mir ist natürlich klar, daß ich für jemanden, der gerade eine Wohnung sucht, aus diesem Erlebnisbericht nur wenige brauchbare Handlungsempfehlungen ableiten könnte. Ich finde ja fast immer andere Dinge wichtig als andere Leute, also ist das beim Vermieten natürlich auch so. Alles, womit man bei mir punkten könnte, damit kann man bei anderen Vermietern auch durchfallen. Und alles, was mir piepegal war - etwa das penetrante Sichanpreisen als Nichtraucher oder seines sicheren Jobs mit gutem Gehalt - will fast jeder andere Vermieter tatsächlich unbedingt wissen. Bleibt aber immerhin noch die Höflichkeit bzw. deren Fehlen, und dabei geht es um Dinge, die eigentlich spontan geschehen würden, wenn man es von Haus aus gewohnt wäre, sich in die Lage seines Gegenübers zu versetzen und es daraufhin so zu behandeln, wie man selbst an seiner Stelle behandelt wollen würde. Das wiederum kann ich nicht nur Wohnungssuchenden, sondern jedem und in jeder Lebenslage empfehlen, denn unter dem Strich zahlt es sich auch für einen selbst aus.
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Eines meiner großen Vorbilder im Bereich "Gesund leben" ist heute 81 geworden: Keith Richards. Er sah schon vor zwanzig Jahren älter aus, als er es gerade geworden ist, und ich wünsche ihm, daß er noch so alt wie Jopie Heesters ... oder mindestens wie Helmut Schmidt wird. Auf die nächsten zwanzig Jahre, Keef! 😊
Mein Lieblingszitat von Keith Richards: “Some doctor told me I had six months to live and I went to their funeral.”
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Auch wenn meine Low-Carb-Phase gerade vorbei ist, eine kulinarische Errungenschaft der letzten Woche muß ich doch noch weitergeben: Rahm-Rosenkohl mit Bacon. 500 g TK-Rosenkohl aufkochen lassen und abgießen (frischen ein paar Minuten köcheln lassen), dann 100 g Bacon knusprig anbraten (wenn man's andersherum macht, wird man feststellen, daß der Rosenkohl länger braucht als erwartet und man in der Pfanne nur noch Holzkohle hat). Rosenkohl mit in die Pfanne, 200 ml Gemüsebrühe dazu. Erst wenn die Brühe fast vollständig verdampft ist, 200 ml Schlagsahne dazu. Aufkochen und ca. fünf Minuten köcheln lassen, erst jetzt mit Salz, Pfeffer und Muskat würzen. Gelegentlich umrühren. Ganz zum Schluß noch 150 ml Milch einrühren und unter Rühren nochmal aufkochen lassen.
Ein Essen, für das man sein Erstgeburtsrecht verkaufen könnte, wie Esau das mit seinem tat, als er ein Linsengericht von seinem Bruder Jakob dagegen eintauschte. (Und jedesmal, wenn wir Linsen und Spätzle essen, denke ich: Esau hatte völlig recht, ich hätte es an seiner Stelle genauso gemacht.) Freilich, in der Low-Carb-Phase fehlten zu dem Rosenkohl die Salzkartoffeln, die den Genuß natürlich noch verdoppelt hätten.
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