Mein Gewicht heute früh am Morgen des dritten Tages nach dem langen Fastenintervall: 80,7 Kilogramm. Ein Kilogramm weniger als am selben Tag vor zwei Wochen, was auch immer das wert sein mag, denn meine Gewichtsschwankungen der letzten Zeit sind ein bißchen unvorhersehbar, weil sich sowohl die Radiotherapie als auch die Hitze der letzten Woche auf der Waage mit ziemlich verrückten Werten bemerkbar gemacht haben.
Am Montag hatte ich mit einem Startgewicht von 83,1 Kilo noch allen Grund, auf ein neues Tiefstgewicht am Freitag zu spekulieren. Geworden sind es dann 79,3 Kilogramm, also 800 Gramm mehr als das alte Tiefstgewicht. Am Tag darauf, also am gestrigen Samstag, wog ich 81,3 Kilogramm. Das waren 700 Gramm mehr als zwei Wochen davor. Wenn ich also heute ein volles Kilo weniger als am Sonntag vor zwei Wochen wiege, dann sind das schon enorme Schwankungen, die nichts mit Fett, sondern viel mit Wasser zu tun haben, was sich natürlich auch in den nächsten Tagen weiter niederschlagen kann. Daß mir dieses Kilo minus erhalten bleibt, glaube ich erst, falls ich morgen in einer Woche zu Beginn des letzten langen Fastenintervalls vor dem Urlaub wahrhaftig 82,1 Kilogramm wiegen werde.
Aber auch wenn es nicht so sein sollte, der Tend nach unten in den letzten sechs Wochen, also seit ich mit der aktuellen Serie von viertägigen Fastenintervallen begonnen habe, ist eindeutig:
Gut möglich, daß unser Hofflohmärkte-Bummel gestern in Gluthitze, kombiniert mit der deutlichen Abkühlung von letzter Nacht mir heute dieses Gewichtsminus verschafft haben, aber fragen Sie mich bloß nicht, was ich jetzt für morgen erwarte. Im Moment kann ich es nur nehmen, wie es kommt, und ich bemühe mich, wenn ich mehr wiege, als ich erwartet hätte, mich nicht zu ärgern, sondern nur zu wundern. Aber wenn es weniger als erwartet ist, freue ich mich natürlich trotzdem, zum Beispiel heute.
Sofern ich im Urlaub das Gewicht auch mit den wenigen eingeplanten Fastentagen halten kann (fünf in drei Wochen), bin ich weiterhin perfekt auf Kurs, um spätestens nächsten Juni am Ziel zu sein. Immerhin bedeutete ein Gewicht von 83,1 Kilogramm vor dem langen Fastenintervall (noch 9,6 kg bis zum Zielgewicht), daß ich jetzt endgültig im Countdown-Bereich der letzten zehn Kilo angekommen bin.
"Mission accomplished" werde ich erklären, wenn meine Waage vor einem langen Fastenintervall das erste Mal ein Gewicht von 73,5 Kilogramm oder weniger anzeigt. Dieses Fastenintervall setze ich dann noch um, und anschließend gehe ich in den Haltemodus. Das wird dann natürlich wieder neue Überraschungen mit sich bringen, denn ich glaube nicht, daß auf Anhieb alles so läuft, wie ich mir das in den letzten Jahren ausgekaspert habe. Ich nehme an, es wird ungefähr ein Jahr dauern, bis es keinen Bedarf mehr an Feinjustierungen gibt und ich meine Waage nur noch einmal im Monat in Anspruch nehmen muß.
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Meine spezielle Freundin, die Frau Professorin Hübner aus Jena, konnte es nicht lassen, als die Tagesschau sie für die richtige Person hielt, um eine Expertenmeinung über den Krebsverdacht gegen den künstlichen Süßstoff Aspartam einzuholen, diesmal nicht nur gegen Fasten und ketogene Ernährung, sondern sogar gegen Zuckerverzicht bei ansonsten normaler Ernährung zu agitieren:
Allerdings berichtet Hübner von einem Trend, dass Krebspatienten auf Zucker verzichteten aus Angst, dieser lasse Krebszellen schneller wachsen, und stattdessen mehr Süßstoff zu sich nähmen. Dies sei aber nicht richtig, da solche "Krebsdiäten" negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf haben könnten. Auch das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ schreibt: "Für Krebspatientinnen und Krebspatienten ist eine ausgewogene Ernährung mit allen Nährstoffen - und dazu gehören auch Zucker und Kohlenhydrate allgemein - enorm wichtig."
Daß niemand seine Gesundheit in Gefahr bringt, wenn er sich um eine
zuckerfreie Ernährung bemüht (zu hundert Prozent ist das in der Praxis
sowieso kaum zu schaffen), ist bei Gesunden eine solche Binse, daß ich geneigt bin,
es als großkalibrige Desinformation zu betrachten, wenn jemand etwas
anderes behauptet - und selbstverständlich gilt das nicht nur für die
Frau Professorin, sondern auch für das DKFZ. Jetzt mal ganz langsam zum Mitmeißeln: Niemand BRAUCHT Zucker für eine ausgewogene Ernährung. Ich verzichte jetzt sogar darauf, dafür wie sonst einen wissenschaftlichen Beleg zu bringen, weil das einem ganz normale Logik ebenfalls erschließen kann. Denn wäre das anders, wären unsere frühen menschlichen Vorfahren der Jäger- und Sammlerzeit spätestens nach dem Ende der Obsterntezeit ja unweigerlich dem Tode geweiht gewesen, was unter anderem zur Folge gehabt hätte, daß weder die Frau Prof. noch ich uns heute zu solchen Themen äußern könnten, weil die Menschheit noch vor der Erfindung des Ackerbaus ausgestorben wäre.
Verzichtet jemand außerdem nur auf Zucker, nicht aber auf andere Kohlenhydrate, werden die ja genau in dieselbe Glukose umgewandelt wie Zucker, also ergäbe diese Behauptung nicht einmal dann einen Sinn, wenn der Körper unbedingt die Zuführung von Kohlehydraten benötigen würde, was aber auch nicht der Fall ist, da die Funktion von Glukose im Organismus auch von Ketonkörpern ausgefüllt werden kann.
Aber warum genau soll dies ausgerechnet bei an Krebs Erkrankten anders sein? Das ergibt überhaupt keinen Sinn, und zwar auch dann nicht, falls ein Zuckerverzicht den Tumor überhaupt nicht beeindrucken sollte - was aber im Moment genausowenig bewiesen ist wie das Gegenteil.
Langsam fange ich sogar an, mir ein bißchen Sorgen um die Frau Professorin zu machen. Was zum Teufel stimmt mit dieser Frau eigentlich nicht? Die zitierte Äußerung wirkt auf mich genauso überspannt wie die aller Fanatiker im Ernährungs- bzw. überhaupt im Gesundheitsbereich, die sich in etwas so sehr verrannt haben, daß das für sie zu wichtig geworden ist, um der Realität noch irgendwelche Beachtung zu schenken.
- Zuckerverzicht bei Krebspatienten hat häufig gar nicht das Ziel, den Tumor selbst zu beeinflussen, sondern zielt darauf ab, die Nebenwirkungen der Krebsbehandlung zu verringern.
- Zuckerverzicht kann, muß aber nicht bedeuten, daß jemand mehr Süßstoffe zu sich nimmt.
- Daß ein Zuckerverzicht den Krankheitsverlauf bei Krebs sogar ungünstig beeinflussen könne, ist eine geradezu aberwitzige, weil völlig unbelegbare Behauptung.
Was mich im vorliegenden Fall so besonders irritiert, ist, daß ich mich zwar noch in jemanden hineindenken konnte, der jahrzehntelang gegen alle Arten von Ernährungsmythen in Zusammenhang mit Krebs gekämpft hat und bei etwas, das etwas eindeutig Falschen entfernt ähnlich sieht, nicht mehr genau genug hinschaut, um noch zu bemerken, daß daran irgendetwas anders ist. Aber speziell die Behauptung, Zuckerverzicht für sich alleine genommen könne sich bereits negativ auf den Krankheitsverlauf von Krebs auswirken, ist so ballaballa, daß ich zugunsten der Frau Professorin nur hoffen kann, daß die Tagesschau ihr einen besonders unterbelichteten Praktikanten geschickt hat, der bei der Wiedergabe das eine oder andere durcheinandergebacht hat, denn andernfalls könnte ich mich nicht mehr darauf beschränken, ihre wissenschaftliche Integrität in Frage zu stellen, sondern müßte an ihrem Verstand zweifeln.
Andererseits bleibt sie sich damit in gewisser Weise selbst treu, denn auch von den angeblichen Belegen für mögliche negative Wirkungen von ketogener Ernährung bei Krebs, die dieselbe "Expertin" vor einigen Jahren behauptete erbringen zu können, blieb ja nicht nur nicht mehr sonderlich viel übrig, als ich sie mir genauer ansah, sondern ich fand außerdem ein paar Indizien dafür, daß sie sich wohl zu sehr gewünscht hat, Keto wiederlegen zu können, um der Versuchung nicht nachzugeben, das Beweismaterial in ihrer Zusammenfassung ein wenig zu frisieren, damit es besser zu ihrer These paßt.
An der Sache gibt es außerdem noch einen weiteren verwunderlichen Aspekt: Die Frau Professorin praktiziert nämlich selbst nicht, was sie predigt. Aus irgendwelchen Gründen scheint sie es dann doch wieder opportun zu finden, den Zucker in ihrer eigenen Ernährung durch künstliche Süßstoffe zu ersetzen:
"Auch ich trinke ohne Bedenken eine Flasche Light-Cola oder tue eine Süßstoff-Tablette in meinen Tee", so die Onkologin.
Nun ja, über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten. Ich habe nach der Markteinführung von Cola light in den 1980er Jahren nur ein einziges Mal so etwas gekauft und zu trinken versucht und mich seitdem standhaft geweigert, dies zu wiederholen. Mag sein, daß die Rezeptur im Lauf der letzten vierzig Jahre verbessert wurde (ähnlich wie bei alkoholfreiem Bier, das mittlerweile ja auch nicht mehr nach Pferdepisse schmeckt). Wenn ich - alle Schaltjahr kommt das mal vor - ein sogenanntes "Erfrischungsgetränk" zu mir nehme, dann muß es aber schon "the real stuff" sein, alles andere wäre auch unter meiner Würde, denn das verbietet mir alleine schon meine Selbstachtung. Ich stehe dazu, daß mir Süßes schmeckt, und ich muß mich nicht selbst dafür bestrafen, indem ich auf ein entfernt ähnliches, aber viel unbefriedigenderes Produkt ausweiche.
Warum aber sollen Krebspatienten nach Meinung von Jutta Hübner nach eigentlich unbedingt unterlassen, was sie selbst ja auch gewohnheitsmäßig zu tun scheint, nämlich Zucker durch andere Arten von Süßungsmittel zu ersetzen? Mindestens die Süßstofftablette im Tee spricht nämlich für eine regelmäßige Gewohnheitshandlung. So etwas macht man kaum, weil einen sporadisch ein Lüstlein darauf überkommt, sondern entweder (fast) immer oder gar nicht.
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