Mittwoch, 18. Januar 2023

Mein erstes Mal: Der erste Zyklus Trastuzumab/Pertuzumab

Mein Gewicht heute früh am Tag nach dem ersten Chemozyklus der zweiten Runde: 87,7 Kilogramm. Das sind 1,8 Kilogramm mehr als am entsprechenden Tag der letzten Chemo-Session, aber dennoch sehr erfreulich, denn gestern waren es 88,5 Kilogramm und ich hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, daß ich heute nennenswert weniger wiegen werde, sondern war sogar auf die üblichen 300 bis 500 Gramm mehr gefaßt. Die extreme Gewichtszunahme durch die Chemo bislang lag also entweder ausschließlich an den 8 Milligramm Dexa, das ich in den ersten vier Zyklen als Infusion bekommen habe, aber diesmal nicht mehr. Oder vielleicht – da die fünf Dexa-Tabletten an den ersten fünf Tage nach der Chemo diese Wirkung dann ja nicht hatten – an den beiden Zytostatika, die ich jetzt nicht mehr bekomme, Epirubicin und Cyclophosphamid. Oder vielleicht war es ja auch eine Wirkung der Kombination aus allem zusammen?

Whatever, diesmal ist es jedenfalls nicht passiert. Das deutete sich schon gestern abend an, denn mein Gewicht war nach der Chemo – obwohl viel mehr Flüssigkeit in mich hineingepumpt wurde – längst nicht so weit in die Höhe geschnellt wie bei den ersten vier Zyklen. Gestern abend wog ich 89,2 Kilogramm, 700 Gramm mehr als am Morgen. Das war schon ein beträchtlicher Unterschied zu den Gewichtskapriolen nach der Chemo, die ich bisher gewohnt war. Damit sollte ich morgen mein langes Fastenintervall mit 86,x beenden. Letztes Mal lag ich nach Tag 4 des Fastentintervalls bei 85,9 Kilo. Das ist allerdings nicht wirklich vergleichbar, weil das der Tag direkt nach der letzten Chemo war. Ich gehe davon aus, daß ich damals ohne Chemo weniger als 85 gewogen hätte. 

Das alles deutet schon darauf hin, daß meine Gewichtszunahme neben der geringeren Anzahl von Fastentagen und der Unterbrechung von Low Carb auch mit der Chemo zu tun hatte. Da ich aber mit Low Carb und weniger Fastentagen trotz Chemo im Oktober und November weiter mein Gewicht halten konnte, nehme ich an, daß Low Carb beim Gewichthalten schon die wichtigste Rolle gespielt hat. Das hätte ich so nicht erwartet.

Was mir ebenfalls zu denken gab, ist, daß meine Blutwerte in den beiden Zyklen ohne Low Carb länger schlecht waren als vorher mit Low Carb. 

Hier noch einmal die gesamte Auflistung meiner Blutwerte seit Beginn der Chemotherapie bis zum aktuellen Stand:

13.10.22: Zyklus 1, Tag 0 (Chemotherapie)

18.10.22: Tag 5 Erste Blutabnahme. Erythozyten: 4,40; Thrombozyten: 164; Leukozyten: 6,23 (alle Werte innerhalb des Normalbereichs)

25.10.22: Tag 12 Zweite Blutabnahme (in der Studie keine Werte für einen vergleichbaren Punkt im Zyklus). Erythozyten: 4,08; Thrombozyten: 121  Leukozyten: 1,09 (keiner der Werte innerhalb des Normalbereichs, aber die roten Blutkörperchen liegen nur sehr knapp darunter.)

02.11.22: Tag 20 Dritte Blutabnahme.  Erythozyten: 4,27; Thrombozyten: 226; Leukozyten: 4,21 (alle Werte innerhalb des Normalbereichs)

04.11.22 Zyklus 2, Tag 0 (Chemotherapie)

08.11.22: Tag 4 Erste Blutabnahme.  Erythozyten: 4,36; Thrombozyten: 189; Leukozyten: 8,40 (alle Werte innerhalb des Normalbereichs)

15.11.22: Tag 11 Zweite Blutabnahme (in der Studie keine Werte für einen vergleichbaren Punkt im Zyklus) .  Erythozyten: 4,08; Thrombozyten: 109; Leukozyten: 1,40 (keiner der Werte innerhalb des Normalbereichs).

22.11.22 Tag 18 Dritte Blutabnahme. Erythozyten: 4,29; Thrombozyten: 213; Leukozyten: 1,95 (Leukos zu niedrig, Rest normal)

28.11.22 Tag 24. Vierte Blutabnahme. Erythozyten: 4,43; Thrombozyten: 207; Leukozyten 6,79 (alle Werte innerhalb des Normalbereichs)

29.11.22 Zyklus 3, Tag 0 (Chemotherapie)

06.12.22 Tag  7. Erste Blutabnahme. Erythozyten: 3,97; Thrombozyten: 138; Leukozyten: 4,53. (kursiv: zu niedrig)

13.12.22 Tag 14. Zweite Blutabnahme. Erythozyten: 3,90; Thrombozyten: 178; Leukozyten: 1,62 (kursiv: zu niedrig)

20.12.22 Tag 21 Dritte Blutabnahme Erythozyten: 4,17; Thrombozyten: 223; Leukozyten: 3,51

22.12.22. Zyklus 4, Tag 0 

27.12.22 Tag 5: Erste Blutabnahme.  Erythozyten: 3,96; Thrombozyten:172; Leukozyten: 6,71

03.01.23 Tag 12: Zweiter Blutabnahme.  Erythozyten: 3,53; Thrombozyten: 110; Leukozyten: 1,35

09.01.23 Tag 18. Dritte Blutabnahme. Erythozyten: 3,95; Thrombozyten: 214; Leukozyten: 2,09

16.01.23 Tag 25. Vierte Blutabnahme. Erythozyten: 4,28; Thrombozyten: 221; Leukozyten: 6,16

Auffällig finde ich vor allem, daß die roten Blutkörperchen (Erythozyten) in beiden Zyklen schon am Tag 5 bzw. 7 zu niedrig waren und sich erst nach drei Wochen wieder berappelt hatten. Auch der fünfte Fastentag in Zyklus 4 hat daran nichts geändert. Aber auch mit der langen Zeit, bis die Leukos (weiße Blutkörperchen) wieder zufriedenstellende Werte aufwiesen, bin ich nicht zufrieden. Im dritten Zyklus waren sie erst kurz vor der Chemo im Normalbereich, aber viel niedriger als in den drei anderen Zyklen. Ob in Zyklus 4 vor allem die vier Tage zusätzlich eine Rolle gespielt haben, oder vielleicht doch der fünfte Fastentag? Nur auf die Blutplättchen, die Thrombozyten, scheint Low Carb keine zusätzliche positive Wirkung gehabt zu haben.

In Zyklus 3 mit vier Fastentagen und erstmals ohne Low Carb waren auch die subjektiv erlebten Nebenwirkungen ausgesprägter als in allen drei weiteren Zyklen. In Zyklus 4 waren sie harmloser, aber sie dauerten einige Tage länger an, als ich das in den drei vorherigen Zyklen erlebt hatte. 

Das sieht ja fast so aus, als ob eine Kombination aus Fasten und Low Carb das empfehlenswerteste Vorgehen bei einer Chemotherapie sein könnte. Auch wenn natürlich meine persönliche "Anekdote" nicht zwangsläufig bei anderen das gleiche Ergebnis bringen müssen - aber eine Überlegung ist es schon wert.

Was sich mit den Blutwerten und dem Wohlbefinden in diesem fünften Zyklus, in dem ja fast alles neu und anders sein kann, so ergeben wird, bin ich nun schon gespannt wie ein Flitzebogen. Und ich werde natürlich berichten.

Ich nehme außerdem an, im Lauf der nächsten zwölf Wochen wird mein Gewicht mit Intervallfasten plus Low Carb deutlich heruntergehen, vielleicht habe ich ja sogar Glück und es geht  relativ schnell, da ich jetzt ja drei Monate mit im Durchschnitt nur 1,3 Fastentagen pro Woche hinter mir habe und mein Stoffwechsel sich dem vielleicht schon ein wenig angepaßt haben sollte. Das könnte mir nur recht sein, denn ich würde gerne bis zum OP-Termin wieder das Gewicht haben, das ich vor Beginn der Chemo hatte, also zwischen 86 und 87 Kilogramm - damit es über den Sommer dann noch ein Stück weiter runtergeht und ich im Herbst nicht an derselben Stelle stehe wie im letzten Herbst. Auch wenn es nur Priorität 2 hat: Ein bißchen Fortschritt möchte ich auch im Jahre 2023 beim Gewicht doch sehen!

Da ich jetzt zusätzlich zu den vier Fastentagen um die Chemo herum das Intervallfasten nach meinem normalen Rhythmus – soweit er sich zwischen die Chemo-Zyklen einfügen läßt – wieder aufnehmen werde und mein nächster Chemo-Termin erstaunlicherweise exakt 21 Tage nach dem ersten stattfinden wird (die beiden letzten sind noch nicht terminiert), habe ich mindestens in den nächsten vier Wochen mehr Fastentage als gewohnt, nämlich 14. Das ergibt sich daraus, daß der Drei-Wochen-Rhythmus der Chemos sich mit den Spätschichtwochen meines Mannes zweimal beißt. Diese Woche hat er Frühschicht, also hätte ich normalerweise kein langes Fastenintervall gehabt, aber das soll mich jetzt nicht daran hindern, nächste Woche ein weiteres einzufügen, da ich ja den fünften Fastentag nach der Chemo gestrichen habe und somit vier Eßtage zwischen den beiden viertägigen Fastenintervallen und damit aller Vorraussicht nach eine ausreichende Energiezufuhr vor dem Start des zweiten langen Fastenintervalls haben werde – mit Low Carb sowieso. 

Ich habe übrigens wieder eine ganze Reihe Low-Carb-Rezepte aufgestöbert, die mich interessieren. Morgen abend will ich zum Beispiel zum ersten Mal „Chaffles“ machen, Low-Carb-Waffeln, und dazu gibt es Avocado-Spirulina-Aioli. Das Spirulina hatte sich eigentlich als Fehlkauf erwiesen, das gab’s vor einigen Wochen als Aktionsware bei Aldi, und ich nahm es spontan mit, aber als ich daheim gegoogelt hatte, stellte ich enttäuscht fest, daß man damit außer Smoothies und Puddings in einem wenig verlockenden Blau und solchem Chichi-Kram für Trendbewußte wenig anfangen kann. Da ich mir aus Eßtrends nichts mache (und ebensowenig aus den zugehörigen Begrifflichkeiten) und auf Smoothies noch nie scharf war, ist das für mich eindeutig nichts. 

Das einzige, was mich reizte und das ich letzten Samstag mal ausprobiert habe (und bestimmt gelegentlich wieder machen werde), ist ein Pesto mit einer italienischen Kräutermischung, Frischkäse, viel Parmesan, Pinienkernen und einem Teelöffel von diesem Spirulina-Zeugs, das mir in einer damit ausgestrichenen Eier-Zucchini-Rolle und darin eingerolltem gebratenem Lachs wirklich gut geschmeckt hat. Ich mochte auch die Geschmacksnote, die das Spirulina dabei mit einbrachte, aber eine so wahnsinnige Verbesserung, daß ich das nicht auch ohne Spirulina essen würde, war es dann auch wieder nicht. Dazu gab es noch Rahmchampignons, das hat auch sehr gut dazu gepaßt.

Nachdem das am Samstag unser leckeres Abendessen war, hat mein Mann danach noch zwei Tage alleine daran gegessen. Der Sättigungswert war also auch nicht zu unterschätzen.

Aber von dem Spirulina-Zeug reichte ein einziger Teelöffel, und jeden Tag kann ich das ja auch nicht kochen. Wenn ich das Zeug in dem Tempo weiterverbrauche, nimmt es mir noch nächstes Jahr unnötig Platz weg. Ich habe geradezu verzweifelt nach anderen Verwendungsmöglichkeiten gesucht, aber etwas anderes, das mich gereizt hätte, als dieses Aioli, habe ich einfach nicht gefunden. Das Problem ist, daß es alles so intensiv grün (und manches offenbar auch blau) einfärbt. Mein erster Test war mit einem Keto-Mikrowellenbrötchen. Geschmacklich war das durchaus in Ordnung, aber so richtig kann ich mich für intensivgrüne Brötchen doch nicht begeistern …

So, jetzt aber zurück zur Antikörpertherapie, die bei mir gestern endlich begonnen hat, und damit zu meinen ersten Eindrücken von dem neuen Chemo-Cocktail, den ich gestern genossen habe. Wie bereits erwähnt, er war mit mehr Flüssigkeit verbunden und meine Sitzung dauerte auch erheblich länger. Ich bin morgens um 8 eingelaufen – der vorher geplante Arzttermin fiel leider aus, dem Doc war etwas dazwischengekommen, aber kein Wunder, denn Dienstag ist bei ihm OP-Tag – und war erst kurz vor 15 Uhr fertig. Das hatte auch damit zu tun, daß die Chemo-Schwester so häufig umstöpseln mußte und natürlich jedes Mal nach dem Durchlaufen der Infusion etwas Zeit – manchmal auch relativ viel Zeit – vergangen ist, bis sie dazu kam.

Ich bekam folgendes in, falls ich mich richtig erinnere, folgender Reihenfolge:

  •  Erst was zum Durchspülen des Ports
  •  Dann Kochsalzlösung
  •  Ein Antiallergikum, dessen Namen ich mir hätte notieren sollen, es klang ähnlich wie Fentanyl, aber das kann natürlich nicht sein. Davon wurde es mir kalt und ich wurde ein wenig müde, aber nicht so sehr wie erwartet und angekündigt. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, einfach einzuschlafen. Gegen die Kälte bat ich um eine zweite Decke. Nächstes Mal nehme ich mir aber wohl eine Strickjacke mit.
  • Kochsalzlösung 
  • Taxol, und zwar ziemlich viel davon, das dauerte am längsten.
  •  Kochsalzlösung
  •  Cisplatin. (Ich Depp. "Carboplatin", nicht "Cisplatin" (das es auch gibt, aber nicht für mich. Da war mein Hirn beim Schreiben wohl schon zu sehr auf Low Carb ... 😁) Das scheint recht häufig schon bei der Verabreichung Nebenwirkungen zu haben, denn die Chemoschwester sagte im Vorbeilaufen, als es schon fast durch war, ich würde das ja „phantastisch“ vertragen. Es fiel mir auf, weil das für sie doch eine ungewöhnlichere Wortwahl gewesen ist.
  •  Kochsalzlösung
  •  Trastuzumab
  •   Kochsalzlösung
  • Pertuzumab
  • Noch einmal eine ganze Flasche Kochsalzlösung. Dazwischen hatte ich immer bloß einen Schluck aus der Kochsalzlösungs-Pulle verabreicht bekommen.

Mit Ausnahme des Antiallergikums hat nichts während der Chemo irgendwelche Nebenwirkungen bei mir hervorgerufen, und für den Rest des angebrochenen Tages auch nicht – ich war im Gegenteil eher ein bißchen euphorisch, aber das betrachte ich als psychosomatisch, denn ich war mir ja nicht sicher gewesen, was für eine Reaktion auf den neuen Cocktail in meinem Fall zu erwarten wäre, und auch wenn man sich die ganze Zeit erzählt, man könne da optimistisch sein, es bleiben halt doch immer Restzweifel, und die haben sich nun erst einmal zerstreut. Heute morgen fühle ich mich total normal, nicht so extrem unnatürlich fit wie bei den ersten vier Zyklen immer am Tag nach der Chemo. 

Nebenwirkungen haben sich bislang noch gar keine eingestellt. Ob das jetzt so laufen wird wie bei der EC-Chemo, daß ich also ab morgen leichte Nebenwirkungen spüren werde, die dann bis Tag 7 immer stärker werden und danach wieder abklingen, bleibt aber weiterhin abzuwarten. Nebenwirkungsträchtig sind ja beide, Taxol und Cisplatin, während etwaige Nebenwirkungen der Antikörpermedikamente, die sich ja für meine gesunden Körperzellen überhaupt nicht interessieren, sondern nur für die Krebszellen, wohl mindestens dank der Gabe dieses Antiallergikums, das abrupten Spontanreaktionen bei der Erstverabreichung gut vorbeugen sollte, ansonsten eher in ca. vier Wochen oder noch später zu erwarten sein werden – falls sie überhaupt auftreten, was ich natürlich nicht hoffe, denn falls das so wäre, wäre mein Immunsystem, dem ja durch die Antikörpermedikamente die zu vernichtenden Ziele vorgegeben wurden, im Eifer des Gefechts zu enthusiastisch geworden und ginge vor lauter Kampfbereitschaft statt nur auf die "Feinde" auch auf "Freunde", also gesundes Gewebe, ungünstigenfalls in wichtigen Organen wie der Leber oder den Nieren, los. Ob Fasten und Low Carb dabei günstig oder ungünstig sind, darüber kann ich allenfalls spekulieren. Aber beides tut der Leber ja eigentlich gut, und für meine ungewöhnlich guten Nierenwerte bekam ich von meinem Hausarzt sogar ein Extrakompliment, also hoffe ich, daß ich speziell bei diesen kritischen Baustellen, die ich besonders beunruhigend fände, relativ sicher bin. Gut außerdem, daß schwerwiegende Nebenwirkungen durch Überschußreaktionen des Immunsystems nicht gar so häufig passieren. Studien entnehme ich, daß es leichtere Reaktionen schon ziemlich häufig gibt, allerdings ist mir da nicht ganz klar, wie das überhaupt sicher Trastuzumab und Pertuzumab zugeordnet wurde, denn vieles unter den leichteren Immunreaktionen, wie etwa der besonders häufige Durchfall, zählt ja auch zu den Nebenwirkungen von Taxol und Cisplatin.

Ich werde natürlich weiter berichten, denn gerade die Wirkung der Antikörpertherapie in Kombination mit Taxol und Cisplatin findet man im Web kaum beschrieben, und dort, wo es der Fall ist - etwa in Fachtexten - steht fast nie, wie man sich den Verlauf der Nebenwirkungen während eines Zyklus vorzustellen hat. Daß jemand speziell diese Therapie eigenverantwortlich mit Fasten und Low Carb kombiniert, dürfte außerdem noch viel seltener sein. Ich nehme deshalb an, es gibt bestimmt Leute, für die meine Erfahrungen von Interesse sind, um für sich selbst eine vergleichbare Entscheidung abzuwägen - obwohl ich da natürlich immer dazusagen muß, daß die Wirkung bei jedem anders ausfallen kann, also das, was ich erlebe, für andere nicht unbedingt der richtige Maßstab sein muß.

Besonders gespannt bin ich natürlich, was für eine Wirkung die Antikörper auf meinen Tumor haben werden. Noch kann ich ihn ertasten, und daß ich mir schon nach gerade mal einem Tag eine Schrumpfung einbilde, ist vermutlich wirklich nur Einbildung. 

Das erinnert mich daran, daß ich ja letzte Woche wieder eine Mammographie hatte, leider wieder bei diesem Richard-David-Precht-Verschnitt, der genauso schnöselig von oben herab war wie beim letzten Mal und mir deshalb beim zweiten Zusammentreffen nicht sympathischer als beim ersten geworden ist. Der Tumor ist im Vergleich zum zweiten Zyklus wieder ein wenig geschrumpft und mißt jetzt an der breitesten Stelle 2,1 cm, allerdings konnte ich sehen, daß die anfangs elliptische Form sich schon verändert hat, da sind jetzt ein paar Dellen und Löcher drin. Die Zellgifte haben also ihre Wirkung gut genug getan, aber natürlich vermittelte der Schnösel - ohne das so auszusprechen - durch Gestik und Wortwahl (Mimik verbarg sich ja hinter der Maske), daß das eher ein unbefriedigendes Ergebnis sei. Das war letztes Mal auch schon so (Tumor längstes Maß damals 2,3 cm), aber als ich meinen Onkologen danach fragte, ob das jetzt, Noten ausgedrückt, einer Vier minus entspreche, lachte er nur und versicherte mir, wenn der Tumor schrumpft, egal wie wenig, sei das völlig in Ordnung, die Wirkung von EC sei - von gelegentlichen angenehmen Überraschungen abgesehen - fast nie so überwältigend wie die der Antikörper, ich sollte also einfach mal abwarten, was sich ab Januar tut.

Gut also, daß es jetzt Januar ist, denn darauf bin ich wirklich gespannt. Sorgen macht mir nur, daß sich der Schnösel geweigert hat, beim Termin letzte Woche schon den Titan-Clip zu setzen, und ich habe mir vorgenommen, sobald der Tumor für mich nicht mehr tastbar ist, bei meinem Doc anzuklopfen und ihn um Rat zu fragen. Da ich wegen der Terminverschiebung erst am 9.2. den neuen Termin bekommen habe, bin ich fast ein bißchen im Zwiespalt, ob ich es mir wirklich wünschen soll, daß der Moment, an dem ich den Tumor nicht mehr spüre, schon vor diesem Termin eintritt. Denn es wäre ja ärgerlich, wenn das mit dem Clip dann vielleicht gar nicht mehr gemacht werden könnte, weil der Tumor sich gänzlich in Wohlgefallen aufgelöst hat. 

Der Precht-Verschnitt lachte mich nur aus, als ich das ansprach, und meinte, das werden garantiert nicht passieren. Ich kann nur hoffen, daß er damit recht hatte.



 

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