Mein Gewicht heute früh am Tag 7 nach Start der zweiten Chemo-Runde und zu Beginn des eigentlich geplanten, aber hiermit doch abgesagten neuen langen Fastenintervalls (Erklärung siehe weiter unten): 88,6 Kilogramm.
Verblüffende 2,6 Kilogramm weniger als am Sonntag vor einer Woche. Schau an. Geht das vielleicht doch schneller als gedacht, daß ich wieder am Ausgangspunkt 86,x Kilogramm vom Oktober sein werde, zu dem ich gewichtstechnisch erst einmal wieder zurückwill? Möglicherweise war dieser enorme Gewichtsanstieg im Dezember ja doch noch stärker wasserbedingt, als ich dachte. Es könnte natürlich aber auch etwas damit zu tun haben, daß sich der Chemo-Cocktail in der THCP-Mischung als ein gutes Stück unangenehmer als die vorherige EC-Chemo und damit im Vergleich ja vielleicht auch energiezehrender erwiesen hat.
Bis zum Freitag fand ich die Intensität der Nebenwirkungen von beidem - bei allen Unterschieden im Detail - von der den Alltag beeinträchtigenden Wirkungen ungefähr vergleichbar, aber das Wochenende fühlte ich mich zum ersten Mal seit Beginn der Chemo wirklich krank. Fieber hatte ich keines, ich hatte mir sicherheitshalber ein Thermometer bereitgelegt, um das kontrollieren zu können. Beide Tage lang war mit mir aber wenig anzufangen, ich war wackelig auf den Beinen, bewegte mich wie in Zeitlupe, hatte Watte im Hirn und gegen Nachmittag mußte ich mich hinlegen, weil ich vor Erschöpfung am liebsten einfach zu Boden gesunken wäre (erfreulicherweise half das an beiden Tagen wenigstens einigermaßen, um mich hinterher wieder aufzurappeln). Bei jeder Bewegung hatte ich das Gefühl, als ziehe ich ein Dutzend Standbilder von mir in früheren Stadien des Bewegungsablaufs hinter mir her. In Ermangelung weniger unangenehmer Beschäftigungen war ich gefühlt trotzdem das gesamte Wochenende aktiv, ohne freilich viel zustande zu bringen. Im Wesentlichen habe ich gekocht und gebacken und die zugehörigen Säuberungs- und Aufräumarbeiten bewältigt. In vielen kleinen und kleinsten Teilschritten.
Am Samstag besserte sich das Allgemeinbefinden leider nicht mal gegen Abend in Richtung "halbwegs normal", wie das sonst immer bei Chemo-Nebenwirkungen gewesen ist. Aber glücklicherweise klappte wenigstens das gestern dann doch wieder. Heute funktioniert auch der Kopf wieder normal und ich habe das Gefühl, das Restliche normalisiert sich langsam auch wieder. Das Unnormale kommt und geht in Wellen, aber jede neue Welle kommt mir ein bißchen kleiner als die letzte vor, und so kehren meine Lebensgeister langsam wieder.
Was heute morgen aber noch richtig unangenehm war, war der finale Abschied von einer - keine Übertreibung - geradezu mörderischen Verstopfung.
Irgendwo habe ich ja schon mal, als ich verstopft war, dieses Foto gepostet und geschrieben, genau so würde ich mich gerade fühlen:
Diesmal hätte ich für einen noch passenderen Vergleich eher darauf getippt, daß die Kiwi-Mama vom einem Strauß vergewaltigt worden war und die daraus resultierenden biologischen Vorgänge mit einem stark erhöhten Schwierigkeitsgrad umsetzen mußte. Meine morgendliche Klositzung war vielleicht noch nicht die allerschlimmste meines Lebens, schaffte es aber locker mindestens in die Top 3.
Genau das ist jetzt auch der Grund, warum ich das viertägige Fastenintervall diese Woche doch durch drei einzelne Fastentage ersetzen werde. Ich habe nämlich zwar gar keinen vernünftigen Grund, heute nicht zu fasten, denn nach Essen - vertrauen Sie mir in diesem Punkt ;-) - ist es mir gerade sowieso nicht so recht. Aber ich möchte meiner Verdauung gerne auch eine realistische Chance geben, sich bis zum nächsten Chemo-Zyklus wieder zu normalisieren, und ich nehme an, mehrtägige Fastenintervalle wären da eher kontraproduktiv. Ich hoffe mal, daß ich das Verstopfungs-Problem in dieser besonders unangenehmen Form nicht mehr bekomme, aber vorsichtshalber werde ich natürlich dagegen auch ein paar Vorkehrungen treffen, denn das muß ich echt nicht noch einmal haben.
Somit werde ich also diese Woche drei Fastentage haben und in der nächsten zwei, jeweils einzeln, und erst zur nächsten Chemo wieder mehrere Tage fasten. Das kommt mir angesichts der Umstände vernünftiger vor.
Ich habe für diese Entscheidung aber noch einen zweiten Grund: Eigentlich war das eine, das am Wochenende stur allen Nebenwirkungen getrotzt hatte, mein Appetit, und das Essen hat mir auch sehr wohl gut geschmeckt (während merkwürdigerweise sämtliche Getränke, von Wasser bis - sogar ganz besonders - Kaffee einen unangenehmen Geschmack hatten). Aber mir fiel auf, daß ich schon nach viel kleineren Portionen als sonst satt war, auch gemessen an dem veränderten Sättigungseffekt mit Low Carb, für den ich die für mich richtigen Portionsgrößen ja auch längst einschätzen können sollte. Trotzdem hatte ich aber seit Freitag nicht eine einzige Mahlzeit, bei der nicht mindestens ein bißchen was übrig geblieben wäre, obwohl ich die Mengen dann jeden Tag noch etwas verkleinert habe. Und das hatte ich meiner Erinnerung nach auch mit Low Carb noch nie.
Da war also irgendwas anders als sonst, möglicherweise chemobedingt, und deshalb kann ich den Verdacht nicht abschütteln, daß ich in den letzten vier Tagen vielleicht auch zu wenig Nährstoffe aufgenommen habe, um jetzt wirklich schon wieder mehrere Tage lang zu fasten. Bei typischeren Mahlzeiten hätte ich speziell diese Bedenken nicht gehabt, denn bekanntlich esse ich ja gerne, gut und reichlich. Zu wenig getrunken habe ich übrigens nicht, obwohl gerade Getränke mir durchweg gar nicht geschmeckt haben, denn ich hatte ein solches physisches Bedürfnis nach Flüssigkeit, daß ich den Geschmack eben in Kauf nahm.
Zur Art der Nebenwirkungen: Diesmal waren bzw. sind sie ziemlich "muskelschmerzenbetont". Das setzte unerwartet früh schon am Donnerstag ein und ist bis jetzt der rote Faden. Es kommt und geht in Wellen, aber netterweise in einem Timing, das mir - anders als bei der EC-Chemo auf ihrem Höhepunkt mit dem "kurz und schmerzhaft"-Muskelschmerz am Abend bzw. in der Nacht - noch kein einziges Mal den Nachtschlaf gestört hat. Die Intensität war die ganze Zeit auszuhalten, erreichte ebenfalls am Wochenende den Höhepunkt und nimmt mittlerweile auch gerade wieder merklich ab. Was ich zum ersten Mal hatte, war Nasenbluten (nur einmal, aber das ist für mich sonst sehr unypisch) und ein paar kleinere Hautreaktionen, und außerdem habe ich heute vormittag ziemlich gefroren. Ansonsten gab es mit dem Schwindel, der leichten Schleimhäutereizung und einem (bislang nur leichten und immer nach zwei, drei Stunden wieder verschwindenden) Taubheitsgefühl in Finger- und Zehenspitzen) nur alte Bekannte.
Der heutige Tag, so, wie er sich seit seinem doch sehr unerfreulichen Start entwickelt hat, entspricht vom "Unwohlsein-Faktor" her jetzt aber erkennbar in etwa dem Höhepunkt während der bisherigen Zyklen, also: spürbar, aber auszuhalten. Falls keine Überraschungen mehr kommen, sollte ich jetzt also wohl über den Berg sein, zumal dieser Peak zeitlich ja identisch mit dem meiner früheren dreiwöchentlichen Zyklen wäre.
Was mach ich jetzt aus diesen neuen Erkenntnissen?
Lieber wäre es mir natürlich gewesen, die Sache wäre ein solcher Spaziergang wie die vier EC-Zyklen, aber falls ich das jetzt für alle drei noch ausstehenden Zyklen wirklich jedes Mal so erleben sollte - kann passieren, muß es aber nicht -, ist es an sich okay. Ich kann mich ja darauf einstellen, und genau deshalb hatte ich mir die letzte und die laufende Woche ja auch freigenommen, um herauszufinden, ob und wenn ja wie ich das in den noch folgenden drei Zyklen machen sollte.
Einen Spaziergang hatte mir außerdem ja niemand versprochen, und die Hauptwirkung fällt dafür sehr überzeugend aus: Der Unterschied zu dem, was ich jetzt ertaste und was ich heute vor einer Woche noch ertasten konnte, ist echt eindrucksvoll. Ich würde sagen, mittlerweile hat das Ding Erbsengröße erreicht, und ich glaube sogar, die Größe "mittelfein" hat es bereits unterschritten, aber das ist natürlich eine sehr subjektive und vielleicht überoptimistische Tastbefund-Mutmaßung. Ob die leichten ziehenden, ebenfalls wellenförmig wiederkehrenden Schmerzen - unter anderem ungefähr dort, wo das Gemetzel an den Krebszellen stattfinden sollte - nur Einbildung sind, kann ich nicht sicher sagen, aber die Vorstellung, daß sich dann gerade eine Horde grölender Wikinger mit Streitäxten über Hunderten von sich unter gräßlichen Schmerzen in ihrem Blute wälzenden Krebszellen hermacht, hat irgendwie schon etwas Befriedigendes, also nehme ich sie einfach mal für real. 😈💀
Ob ich versuche, die Sache mit dem Titan-Clip doch zu forcieren, da das alles gerade dermaßen schnell zu gehen scheint, entscheide ich morgen früh nach dem nächsten Abtasten, bevor ich zur Blutabnahme muß. Wenn ich jetzt noch eine Erbse der Klasse "mittelfein" oder mindestens "fein" spüren kann, sollte nächste Woche doch eigentlich immer noch genug von ihr übrig sein, daß der radiologische Schnösel sie noch wiederfinden wird, so daß es ausreichend wäre, wenn ich nächste Woche - da bin ich hoffentlich wieder für so etwas energiegeladen genug - anfange, mal wieder stressig zu werden.
Am besten ist es vielleicht aber, ich frage morgen einfach mal die Chemo-Schwester um Rat, was sie an meiner Stelle täte. Dafür sollte meine wiedererwachende Energie morgen eigentlich auch schon ausreichen.
***
So komisch das nach dem Kiwi-Theater in meinem Gedärm klingt, ich war von unseren Mahlzeiten der letzten Tage wirklich angetan und habe mit viel Genuß gegessen, und außerdem habe ich eine ganze Salve an Rezepten ausgedruckt, die noch ihrer Umsetzung harren.
Eine richtige Entdeckung fand ich die "Chaffles" - Waffeln, die nur aus Ei und geraspeltem Käse bestehen. Daß so etwas schmeckt, konnte ich mir natürlich gut vorstellen, aber nie im Leben hätte ich erwartet, daß das Backen mit einem Waffeleisen wirklich so gut funktioniert. Ich fettete das Waffeleisen allerdings ein, nachdem es bei der ersten Waffel noch nicht perfekt geklappt hatte - das lag vermutlich an diesem speziellen Käserest, den ich verarbeitet habe, der fettärmer war, als ich meinen Käse sonst bevorzuge -, aber die weiteren Exemplare kamen prächtig heraus und schmeckten vor allem ganz hervorragend.
Außerdem habe ich am Freitag den ersten Käsekuchen meines Lebens gebacken, natürlich ebenfalls in der Low-Carb-Version. Ein opulentes Teil (vergessen Sie den Quatsch mit "Magerquark", der auch in den meisten LC-Rezepten steht) und auch was zum Anschauen: belegt mit Mandarinen und Kiwischeiben (die nicht eierlegenden Kiwis natürlich ...) und einem schönen roten Guß. Ich hätte gerne ein Foto davon hier reingestellt, aber mein Mann, der völlig von den Socken von dem Teil war, hat vergessen, mir die Bilder, die er zum Angeben vor Freunden und Kollegen gemacht hat, zu mailen (nur deshalb hatte ich diesmal keine eigenen gemacht).
Seit Jahren hatte mein Mann sich immer wieder darüber beschwert, daß ich nie Käsekuchen backe. Ich kann nicht mal so genau erklären, warum, aber ich war eigentlich nie so ein riesiger Käsekuchen-Fan. Vielleicht lag das ja am Magerquark, der immer in den Rezepten steht und den in meiner Kindheit auch, glaube ich, von meiner Mutter aufwärts immer alle verwendet haben. Guten Willens war ich eigentlich schon, meinem Mann seinen Wunsch zu erfüllen, aber es gab dann halt doch immer wieder irgendein anderes Rezept, das ich noch dringender ausprobieren wollte. Aber neulich hatte ich keine Zeit zu backen und nahm vom Bäcker zwei Stück Käsekuchen mit, um ihm eine Freude zu machen, aber da beschwerte er sich erst recht: Er wolle nicht irgendeinen Käsekuchen essen, sondern einen, den ich gebacken habe.
Also, jetzt darf ich beim Backen hoffentlich erst mal wieder an meine eigene Liste gehen. Mir wäre da nämlich mal wieder nach einer LC-Biskuitrolle, vielleicht mit einer Tirami-su-Füllung ... 😍
Schon lustig, daß ich gerade eine solche Bugwelle toller Low-Carb-Rezepte vor mir herschiebe und mich auf jedes davon so freue. Im Dezember war ich nämlich ziemlich Low-Carb-müde und konnte gar nicht genug Brot, Pasta und Reis in mich hineinschaufeln, nachdem ich schon im November zunehmend, wenn auch bis zum 30.11. erfolgreich, mit meiner Selbstdisziplin zu kämpfen gehabt hatte. Aktuell habe ich dieses Bedürfnis gar nicht.
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